Sophienlust 360 – Familienroman: Getrennt für immer?
Von Anne Alexander
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Denise von Schoenecker wollte gerade ein Kinderbekleidungsgeschäft auf der Königsstraße betreten, als sie das kleine Mädchen entdeckte. Es stand in einem dunklen Hauseingang, den Kopf in die Arme vergraben, und schluchzte bitterlich vor sich hin. Kurz entschlossen wandte sich Denise der Kleinen zu. »Was fehlt dir denn?« fragte sie mitleidig und berührte sanft die kurzen blonden Haare des Mädchens. »Mama«, schluchzte das kleine Mädchen. »Ich will zu meiner Mama!« Es hob sein tränenüberströmtes Gesichtchen und blickte Denise aus blauen Augen an. »Kannst du mich zu meiner Mama bringen?« »Ich werde es auf jeden Fall versuchen«, versprach Denise. »Wie heißt du denn?« »Marlene!« Die Kleine wischte sich mit den Fäusten über die Augen. »Meine Oma sagt Lenchen zu mir, aber das mag meine Mama nicht.« »Komm, wir gehen erst einmal ein Eis essen«, schlug Denise vor. Sie wies zur gegenüberliegenden Seite der Fußgängerzone. »Siehst du, dort ist ein Eiscafé!
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Buchvorschau
Sophienlust 360 – Familienroman - Anne Alexander
Sophienlust
– 360 –
Getrennt für immer?
Es könnte alles so schön sein...
Anne Alexander
Denise von Schoenecker wollte gerade ein Kinderbekleidungsgeschäft auf der Königsstraße betreten, als sie das kleine Mädchen entdeckte. Es stand in einem dunklen Hauseingang, den Kopf in die Arme vergraben, und schluchzte bitterlich vor sich hin.
Kurz entschlossen wandte sich Denise der Kleinen zu. »Was fehlt dir denn?« fragte sie mitleidig und berührte sanft die kurzen blonden Haare des Mädchens.
»Mama«, schluchzte das kleine Mädchen. »Ich will zu meiner Mama!« Es hob sein tränenüberströmtes Gesichtchen und blickte Denise aus blauen Augen an. »Kannst du mich zu meiner Mama bringen?«
»Ich werde es auf jeden Fall versuchen«, versprach Denise. »Wie heißt du denn?«
»Marlene!« Die Kleine wischte sich mit den Fäusten über die Augen. »Meine Oma sagt Lenchen zu mir, aber das mag meine Mama nicht.«
»Komm, wir gehen erst einmal ein Eis essen«, schlug Denise vor. Sie wies zur gegenüberliegenden Seite der Fußgängerzone. »Siehst du, dort ist ein Eiscafé! Du magst doch sicher Eis?«
Marlene nickte, zögerte aber, Denises Hand zu ergreifen. »Meine Mama sagt, ich darf nicht mit fremden Leuten mitgehen.« Sie blickte zur Gutsbesitzerin empor. »Du bist doch nicht böse zu mir?«
»Deine Mama hat ganz recht, daß sie dir verbietet, mit fremden Leuten mitzugehen«, erwiderte Denise und nahm die Hand der Kleinen. »Doch heute darfst du einmal eine Ausnahme machen. Wenn ich dich nach Hause bringen soll, mußt du schon mit mir mitgehen. Ich bin nicht böse zu dir.«
»Das stimmt!« entschied Marlene. »Ich habe Blumen für meine Mama gekauft, damit sie wieder lieb zu mir ist. Ich war schrecklich böse, und sie hat gesagt, daß sie so ein Mädchen wie mich gar nicht gebrauchen könne.«
»Das hat sie sicher nicht so gemeint«, erwiderte Denise, während sie Marlene über die Fußgängerzone führte, beschloß sie aber bei sich, mit Marlenes Mutter ein ernstes Wort zu reden. So etwas durfte man einfach nicht zu einem Kind sagen, egal, was es auch angestellt hatte.
Marlene löste ihre Hand aus Denises Hand und rannte zu einem der freien Tische, die unter bunten Sonnenschirmen standen. »Dort sitze ich!« rief sie und kletterte auf einen Stuhl.
»Gut!« Denise winkte einen Kellner herbei und bestellte zwei Portionen gemischtes Eis. »Wie ist denn dein Nachname, Marlene?« fragte sie, als sie sich setzte.
»Schumann«, antwortete die Kleine. »Mein Papa heißt Robert Schumann und meine Mama Ireen. Und ich habe eine Schwester, die heißt Viktoria. Mama hat sie viel lieber als mich.«
»Das bildest du dir wahrscheinlich nur ein«, meinte Denise beschwichtigend.
Marlene schüttelte heftig den Kopf. »Viktoria ist immer artig«, erwiderte sie. »Und meine Mama hat nur artige Kinder gern. Das hat sie selber gesagt.«
»Weißt du auch, in welcher Straße du wohnst?« fragte Denise, ohne auf Marlenes letzte Worte einzugehen.
»Ich hab’s vergessen!« Das kleine Mädchen starrte dem Kellner entgegen, der mit dem Eis kam. Es leckte sich die Lippen. »Gestern habe ich es noch gewußt«, sprach es weiter, als der Kellner das Eis auf den Tisch stellte und Denise es gleich bezahlte. »Die Telefonnummer von meinem Papa weiß ich!« rief sie.
»Dann rufen wir deinen Papa gleich an«, sagte Denise erleichtert. »Iß dein Eis, bevor es schmilzt!«
»Schmeckt fein«, meinte die Kleine genüßlich. Sie tauchte den Löffel erneut in den Becher. »Wie heißt du denn, Tante?« fragte sie.
»Du darfst Tante Isi zu mir sagen«, erwiderte Denise. »Sagst du mir, wie alt du bist?« Sie schätzte Marlene auf fünf. Das Mädchen trug ein Baumwollkleidchen, das sicherlich aus einem teuren Kindermodengeschäft stammte. Auch die Sandalen verrieten, daß sie nicht billig gewesen waren. Marlenes Eltern schienen also wohlhabend zu sein.
»Sechs«, sagte Marlene. »Ich komme im Herbst zur Schule.« Stolz nickte sie. »Und so fängt auch die Telefonnummer an!« Sie rasselte sie herunter. »Da meldet sich die Sekretärin von meinem Papa«, fuhr sie fort. »Und wenn du ihr sagst, daß du mich nach Hause bringen willst, wird sie dich mit meinem Papa verbinden.« Marlene griff nach ihrem Schultertäschchen und öffnete es. »Da, damit du anrufen kannst!«
Energisch schob sie Geldstücke über den Tisch.
Denise zwang sich, nicht aufzulachen. »Warum hast du denn deinen Papa nicht schon selbst angerufen?« fragte sie.
»Ich komme doch nicht an ein Telefon heran«, erklärte Marlene in einem Ton, der keinen Zweifel daran ließ, wie dumm sie Denises Frage fand.
Denise wartete, bis Marlene ihr Eis aufgegessen hatte, dann legte sie den Arm um das kleine Mädchen und ging mit ihr zur nächsten Telefonzelle. Halb erwartete sie, daß die Telefonnummer falsch war, doch schon nach dem dritten Klingelton meldete sich eine leicht affektierte Stimme: »Schumann & Sohn, Sekretariat!«
Denise sagte ihren Namen. »Könnte ich bitte Herrn Robert Schumann sprechen?« fragte sie. »Es handelt sich um Marlene.«
»Was hat sie denn jetzt schon wieder angestellt?« stöhnte die Sekretärin. »Das Kind...« Sie unterbrach sich. »Herr Schumann ist weggefahren. Ich weiß nicht, wann er zurückkommt. Kann ich Ihnen vielleicht helfen?«
»Ja, das können Sie!« Denise sagte ihr, weswegen sie anrief, und keine Minute später wußte sie, wo Marlene wohnte.
Allerdings fragte sie sich, wie das Kind von Stuttgart-Sonnenberg zur Königsstraße im Zentrum der Stadt gekommen war.
»Ich bin einfach in die Straßenbahn gestiegen«, berichtete Marlene, als sie und Denise zur Tiefgarage gingen, in der Denise ihren Wagen abgestellt hatte. »Es war gar nicht schwer. Und eine Fahrkarte habe ich auch!« Sie zog eine Mehrfachfahrkarte aus ihrem Täschchen, steckte sie aber sofort wieder weg. »Richtig gehören tut sie mir nicht«, gestand sie kleinlaut. »Es ist Bertas Fahrkarte. Berta ist die Köchin meiner Oma. Die Karte lag auf dem Küchentisch.«
»Du weißt doch sicherlich, daß man anderen Leuten nichts fortnehmen darf«, meinte Denise und ergriff wieder Marlenes Hand, da sie jetzt mit dem Aufzug in die Tiefgarage hinunterfuhren.
»Ich habe Berta nichts weggenommen. Es ist ja niemand gekommen, der ein Loch in die Karte gemacht hat.«
»Sag mal, Marlene, warum bist du nicht einfach wieder in die Straßenbahn gestiegen und zurückgefahren?« erkundigte sich Denise. Der Aufzug hielt im zweiten Untergeschoß. Die Türen glitten auseinander.
»Ich bin wieder in eine Straßenbahn gestiegen, aber sie ist nicht nach Hause gefahren«, erzählte Marlene. »Ich hatte solche Angst. Und jetzt habe ich Angst, daß meine Mama ganz fürchterlich mit mir schimpft. Die Blumen habe ich auch verloren.«
»Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin ja bei dir!« Denise zog Marlene an sich.
*
Eine knappe Dreiviertelstunde später hielt Denises Wagen vor einem schneeweißen Gartenzaun. Marlene sprang auf den Bürgersteig und rannte zum Tor, blieb aber stehen und wartete dort auf Denise. Vertrauensvoll ergriff sie deren Hand.
Das Haus, in dem Marlene mit ihren Eltern und Großeltern wohnte, erwies sich als eine der reizvollen Villen aus der Zeit der Jahrhundertwende. Es hatte einen großen, halbrunden Erker, der bis zum Dach hinaufreichte, mehrere Giebel und im Erdgeschoß bunte, bleigefaßte Fenster. Eine breite Treppe führte zur Haustür empor.
Noch bevor Denise auf den Klingelknopf drücken konnte, wurde die Haustür von innen geöffnet. Eine ältliche Frau in einem dunkelbraunen Kleid und einer weißen Schürze erschien auf der Schwelle. »Marlene, wie konntest du deiner armen Mutter so etwas antun!« fuhr sie das kleine Mädchen an. »Wo sie heute schon solche Kopfschmerzen hat! Am besten, du gehst gleich auf dein Zimmer und läßt dich vorläufig hier unten nicht sehen.«
»Ich werde Marlene zu ihrer Mutter bringen«, sagte Denise von Schoenecker freundlich, aber bestimmt. Sie stellte sich vor.
»Das ist Berta!« rief Marlene, bevor die Köchin ebenfalls ihren Namen nennen konnte. »Ich wollte nicht böse sein«, fügte sie hinzu.
»Kommen Sie bitte!« Berta wies in den breiten Korridor des Hauses. »Frau Schumann fühlt sich nicht besonders wohl«, sagte sie. »Als Fräulein Reichert sie vorhin anrief und ihr erzählte, daß Sie Marlene auf der Königsstraße aufgegriffen haben, hat sie sich sehr aufgeregt.«
»Ist Marlene denn nicht vermißt worden?«
»Sie hatte Stubenarrest«, antwortete die Köchin. Sie seufzte auf. »Marlene hat sehr oft Stubenarrest.«
»Aber diesmal war Viktoria schuld, nicht ich«, verteidigte sich Marlene. »Ich wollte gar nicht böse sein.«
»Schieb nicht immer alles auf deine kleine Schwester«, brummte Berta.
»Wenn es doch wahr ist«, maulte Marlene und umklammerte Denises Hand.
Berta öffnete eine zweiflügelige Tür. Vor ihnen lag ein heller, sonnenüberfluteter Raum, dessen große Fenster auf eine breite Terrasse hinausgingen. Eine junge, sehr hübsche Frau von etwa fünfundzwanzig Jahren erhob sich geschmeidig aus einem Lehnstuhl und ging ihnen entgegen. Sie hatte goldblonde Haare, die sich weich auf ihren schmalen Schultern ringelten. Im Gehen strich sie sich ihr hellgrünes Kleid glatt.
»Sie müssen Frau von Schoenecker sein«, sagte sie zu Denise. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen dafür danken soll, daß Sie Marlene zurückgebracht haben.«
»Ich wollte dir Blumen kaufen«, flüsterte Marlene, bevor Denise ihrer Mutter antworten konnte.
»Darüber unterhalten wir uns später«,