Im Schatten der Angst: Sophienlust 351 – Familienroman
Von Susanne Svanberg
()
Über dieses E-Book
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Aus großen blauen Augen sah Angelika ihre Freundin an. »Achtundzwanzig?« wiederholte sie erstaunt. »So alt ist Toni?« Schwester Regine, die das Gespräch der beiden Mädchen unbeabsichtigt belauschte, schmunzelte. Die Ansicht über ›alt‹ und ›jung‹ änderte sich mit den Lebensjahren. Wenn man noch ein halbes Kind war wie Angelika, war die Reaktion verständlich. Irmela, um einige Jahre älter und vernünftiger, dachte bereits anders. »Saschas Freund hat ja auch seine Ausbildung fast beendet. Nach den Ferien macht er das Staatsexamen. Dann ist er Zahnarzt. Ich finde das ganz toll. Er ist überhaupt super.« Irmela ließ ihr Strickzeug sinken. In diesen Wochen setzten die Mädchen von Sophienlust all ihren Ehrgeiz dafür ein, sich fürs kommende Frühjahr leichte Pullis zu stricken. Selbst Schwester Regine war von dem allgemeinen Arbeitseifer angesteckt. Sie saß bei ihren Schützlingen im Wintergarten, ließ ebenfalls die Nadeln klappern und war den Mädchen behilflich, wenn etwas nicht ganz stimmte. »Er ist groß, fast größer als Sascha, hat lockiges blondes Haar und die schönsten blauen Augen, die du dir vorstellen kannst.« Irmela schaute verträumt auf die prächtig gedeihenden Pflanzen des Wintergartens und lächelte. »Mann, du hast dich ja verknallt«
Mehr von Susanne Svanberg lesen
Ähnlich wie Im Schatten der Angst
Titel in dieser Serie (100)
Sophienlust 103 – Familienroman: Eine Mami kommt ins Haus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 104 – Familienroman: Ein Sommer mit Hannibal Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 110 – Familienroman: Oliver findet einen Freund fürs Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 63 – Familienroman: Unser Sonnenschein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 68 – Familienroman: Das Kind des Grafen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 106 – Familienroman: Zwei Schlingel brauchen Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 120 – Familienroman: Dein Glück ist auch meins Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 115 – Familienroman: Eltern unbekannt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 105 – Familienroman: Mutterherz in Not! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon der Mutter spricht sie nicht: Sophienlust 129 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 111 – Familienroman: Was soll aus uns werden? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 100 – Familienroman: Wo ist mein Elternhaus? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHappy-End für Iska: Sophienlust 135 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 102 – Familienroman: Der vertauschte Sohn Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 113 – Familienroman: Mit Vati wäre unser Glück erst richtig vollkommen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 116 – Familienroman: Verloren und wiedergefunden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 109 – Familienroman: Wann kann ich wieder lachen? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnne weiß sich zu helfen: Sophienlust 125 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 118 – Familienroman: Ich gebe mein Brüderchen nicht her Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 121 – Familienroman: Die Kinder der Taxifahrerin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 101 – Familienroman: Prinzessin Rubinchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie das Schicksal es fügt: Sophienlust 133 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 107 – Familienroman: Ninas kleine Welt ist wieder heil Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom Vater im Stich gelassen: Sophienlust 138 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 117 – Familienroman: Nur das Spielzeug ihrer Mutter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 119 – Familienroman: Kleines Herz in Gefahr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMutterliebe ist stärker: Sophienlust 132 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 112 – Familienroman: Endlich die richtige neue Mutti! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust 108 – Familienroman: Für Mutti tue ich alles Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVati, ich warte so auf dich: Sophienlust 131 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Stiefkind des Schicksals: Sophienlust 272 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMirko - das Kind aus der Fremde: Mami Bestseller 91 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVorbei sind die einsamen Tage: Sophienlust 374 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf der Schattenseite des Lebens: Sophienlust Extra 78 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwei kleine Freundinnen: Sophienlust (ab 351) 406 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVorbei sind die einsamen Tage: Sophienlust 440 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie schönsten russischen Märchen: Mit Illustrationen von Iwan Bilibin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOma Anna und die bunten Socken Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch will meinen Vater wiederhaben: Sophienlust 194 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Bruder: Sophienlust 250 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerhängnisvoller Ehrgeiz: Sophienlust 400 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerhängnisvoller Ehrgeiz: Sophienlust 269 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenViola kennt die Wahrheit: Sophienlust 405 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Herz in großer Not: Sophienlust 442 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch hab schon über 500 Freunde! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKennwort "Jessica": Sophienlust 313 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Willkür der alten Gräfin ausgeliefert...: Fürstenkinder 53 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGroupie-Alarm!: Liebe ist (k)eine Mutprobe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWo bist du, Mami?: Sophienlust 392 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJugenderinnerungen einer alten Puppe: Weihnachtserzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Strafe Gottes: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAngstgeflüster: Der Ruf der Hexe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBekenne dich zu deinem Kind: Sophienlust (ab 351) 394 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFröhlich, frech und unbeschwert: Mami 1978 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwei kleine Freundinnen: Sophienlust 408 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer hellblaue Himmel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Herz in großer Not: Sophienlust 372 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTexaner-Treck: U.H. Wilken 4 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 31 – Heimatroman: Habt Mut zur Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch will meinen Vater wiederhaben: Sophienlust Bestseller 123 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Zeitgenössische Romantik für Sie
Schmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Braut für den spanischen Playboy Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine filmreife Hochzeit (Hochzeitsfieber bei den Andersens #1) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die verbotene Babysitterin: Ein Milliardär - Liebesroman: Nachtclub-Sünden, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf Seinen Knien: Ein Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHot Pursuit - 1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Professor Platonisch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 4: Unter Feuer, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis des Arztes: Ein Milliardär-Arzt-Liebesroman: Gerettet von dem Arzt, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Geliebter, mein Wüstenprinz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 2: Unter Feuer, #2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieben Sie mich, Marquess! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGegluckte Investitionen: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie erobert man einen Earl? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNanny für eine Nacht: Ein Milliardär – Liebesroman Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Finnische Träume - Teil 2 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin erster Kuss im Winter: Eine Milliardär Liebesroman: Der Mistelzweig-Vorfall, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDem Paradies so nah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinnische Träume - Teil 1 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerführung wie in 1001 Nacht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenQuartet: Eine Milliardär-Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Biest | Kurzgeschichte: Der etwas andere Bar-Besuch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Entehrt von einem Highlander Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenA Pretty Mess Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeapel sehen - und sich verlieben: Die Rinucci Brüder 6 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEkstase inklusive Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRules Of Pain Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Im Schatten der Angst
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Im Schatten der Angst - Susanne Svanberg
Sophienlust
– 351 –
Im Schatten der Angst
Der kleine Markus muss einen schweren Schock überwinden
Susanne Svanberg
Aus großen blauen Augen sah Angelika ihre Freundin an. »Achtundzwanzig?« wiederholte sie erstaunt. »So alt ist Toni?«
Schwester Regine, die das Gespräch der beiden Mädchen unbeabsichtigt belauschte, schmunzelte. Die Ansicht über ›alt‹ und ›jung‹ änderte sich mit den Lebensjahren. Wenn man noch ein halbes Kind war wie Angelika, war die Reaktion verständlich. Irmela, um einige Jahre älter und vernünftiger, dachte bereits anders.
»Saschas Freund hat ja auch seine Ausbildung fast beendet. Nach den Ferien macht er das Staatsexamen. Dann ist er Zahnarzt. Ich finde das ganz toll. Er ist überhaupt super.« Irmela ließ ihr Strickzeug sinken.
In diesen Wochen setzten die Mädchen von Sophienlust all ihren Ehrgeiz dafür ein, sich fürs kommende Frühjahr leichte Pullis zu stricken. Selbst Schwester Regine war von dem allgemeinen Arbeitseifer angesteckt. Sie saß bei ihren Schützlingen im Wintergarten, ließ ebenfalls die Nadeln klappern und war den Mädchen behilflich, wenn etwas nicht ganz stimmte.
»Er ist groß, fast größer als Sascha, hat lockiges blondes Haar und die schönsten blauen Augen, die du dir vorstellen kannst.« Irmela schaute verträumt auf die prächtig gedeihenden Pflanzen des Wintergartens und lächelte.
»Mann, du hast dich ja verknallt«, mischte sich Pünktchen, ein hübsches blondes Mädchen, ein. Eigentlich hieß sie Angelina. Doch die vielen Sommersprossen auf ihrem Stupsnäschen hatten ihr den Spitznamen Pünktchen eingebracht. Schon seit vielen Jahren war das ehemalige Zirkuskind, das seine Eltern bei einem Brand verloren hatte, in Sophienlust. Pünktchen betrachtete das Kinderheim als ihre Heimat und fühlte sich wie so viele Buben und Mädchen hier wohl.
»Mir gefällt Saschas Freund. Aber deshalb muß ich doch noch lange nicht verliebt in ihn sein«, wehrte sich Irmela, wurde dabei aber zu ihrem Ärger über und über rot. Hastig beugte sie sich über ihr Strickzeug. »Du hast Toni ja noch nicht gesehen, sonst würdest du mich sicher besser verstehen. Du kannst ihn dir etwa wie einen Tennis-Profi vorstellen. Schlank, aber muskulös, stark, sportlich, sonnenbraune Haut. Ein verdammt hübsches Gesicht und überhaupt topfit.«
»Jetzt hört euch das an«, ächzte Nick und stöhnte, als habe er Schmerzen. »Da hilft kein Leugnen. Du hast dich ganz schön in den flotten Studenten, den mein Bruder mitgebracht hat, verguckt, Irmela. Ich finde das ausgesprochen albern. Dieser Anton Mühlen ist doch eine Generation älter als wir.«
Nick, dem seine Urgroßmama vor vielen Jahren das ehemalige Gut Sophienlust vererbt hatte, ärgerte sich ohnehin über die Handarbeitswut der Mädchen. Seit sie diese albernen Pullis strickten, war nichts mehr mit ihnen anzufangen. »Für dich vielleicht. Für mich nicht«, antwortete das große Mädchen selbstbewußt. Irmela war eine fleißige Schülerin und wollte später einmal Medizin studieren. Schon deshalb imponierte ihr Anton Mühlen, der das Studium bereits geschafft hatte.
»Sascha und Toni bleiben ja doch nur einige Tage«, triumphierte Nick, der sich ein bißchen aus der Rolle des Überlegenen gedrängt fühlte. Als Schüler der Oberstufe war er für die jüngeren Kinder so etwas wie ein sehr vernünftiger, liebenswerter Junge, wenn auch hin und wieder der Lausbub in ihm zum Vorschein kam. »Sie wollen zum Wintersport in die Schweiz. Vati hat Sascha diesen Urlaub als Belohnung für seine guten Semester-Abschlußarbeiten geschenkt.«
»Wintersport kann man doch auch hier betreiben«, antwortete Irmela.
»Pah«, meinte Fabian, der das Gespräch aufmerksam verfolgt hatte. Der schmächtige Junge mit dem mittelblonden Haar und den graugrünen Augen gehörte auch zu den Kindern, die in Sophienlust Zuflucht und Geborgenheit gefunden hatten. »Bei uns schmilzt doch der Schnee schon. Es ist immerhin Ende März.«
Fabian stand neben der Stange, auf der der Papagei Habakuk saß und sich zutraulich kraulen ließ. Der große bunte Vogel gab gurrende Laute der Zufriedenheit von sich.
»Aber der Waldsee ist noch zugefroren. Man kann dort fabelhaft Schlittschuh laufen. Nur müßte man ihn von Tannennadeln und Ästen reinigen.« Irmela hatte jetzt Schwierigkeiten mit ihrer Handarbeit.
Nick sah endlich eine Möglichkeit, die Mädchen für etwas anderes zu begeistern als für die in seinen Augen langweilige Strickerei. Deshalb griff er Irmelas Vorschlag sofort auf.
»Das könnten wir machen. Wir nehmen einen Schneeschieber und einige große Besen mit. Wenn die Eisbahn wieder in Ordnung ist, bleiben Sascha und sein Freund vielleicht hier.«
Auch Nick legte sehr viel Wert auf die Gesellschaft der beiden jungen Leute, die in Heidelberg studierten und in den Semesterferien drüben auf Gut Schoeneich, seinem Elternhaus, wohnten.
»Die Idee ist spitze. Wenn alles fertig ist, nehmen wir einen Kassettenrekorder mit hinaus und lassen ein paar gute Bänder laufen. Mit Musik ist das dann wie auf einer richtigen Eisbahn.« Irmelas Augen strahlten. Sie sah sich schon in Tonis Armen über die spiegelblanke Fläche gleiten.
»Klasse!« schrie Fabian. Er ließ den Papagei im Stich, der empört krächzte. »Wenn wir noch einige Eimer Wasser auf dem Eis verteilen und wenn das Wasser in der Nacht festfriert, haben wir morgen eine Superbahn.«
Auch den übrigen Mädchen erschien die Aussicht, die Freuden des Winters noch etwas zu verlängern, verlockend. »Ich möchte auch mitmachen«, meldete sich Vicky, Angelikas jüngere Schwester, jetzt zu Wort. Sie war zu ungeschickt, um einen Pullover zu stricken. Deshalb begnügte sie sich damit, aus knallroter Baumwolle Topflappen zu häkeln. Das Produkt ihrer Arbeit wollte sie Tante Isi, der beliebten Gründerin von Sophienlust, schenken.
Denise von Schoenecker, die von ihren Schützlingen Tante Isi genannt wurde, lebte mit ihrem zweiten Mann sowie Nick und dem Nesthäkchen Henrik auf Gut Schoeneich. Sie kam jedoch täglich nach Sophienlust, um die Arbeit der Heimleiterin, Frau Rennert, zu unterstützen. Jetzt, da Sascha, ein Sohn aus der ersten Ehe ihres Mannes, zu Hause war, mußte sie ihre Tätigkeit in Sophienlust etwas einschränken.
»Schwester Regine, dürfen wir?« Auch Pünktchen hatte die Handarbeit weggelegt.
Regine Nielsen sah durch die wandhohen Fensterscheiben, vor denen tropische Pflanzen gediehen. Manche von ihnen reichten vom Boden bis zur Decke. Draußen war es kalt, aber sonnig. Die frische Luft würde den Kindern guttun.
»Ich komme mit. Denn ich möchte mich davon überzeugen, daß das Eis noch trägt.« Die gewissenhafte Kinderschwester sah ihre Schützlinge freundlich an. Viele hielten es für schwierig, Jungen und Mädchen dieses Alters zu betreuen. Für Regine Nielsen gab es keine Probleme. Sie brachte den Jugendlichen Vertrauen und Achtung entgegen und wurde mit Zuneigung und Gehorsam belohnt. In Sophienlust gab es keinen, der heimlich rauchte, der Alkohol trank oder gar Drogen probierte. Hier wurde über Probleme offen geredet und an die Vernunft appelliert. Die Buben und Mädchen von Sophienlust wußten sich geliebt und akzeptiert und kamen deshalb vertrauensvoll mit allen Sorgen zu ihren Betreuern.
»Hilfst du uns?« erkundigte sich Vicky erfreut.
»Ich will auch mitkommen.« Heidi, das jüngste Dauerkind von Sophienlust, hatte mit zwei kleinen Buben in einer Ecke des Wintergartens mit Lego-Steinen gespielt. Jetzt kam sie angerannt und schmiegte sich schutzsuchend an Schwester Regine.
Die jugendliche Frau legte mütterlich den Arm um das schmächtige Körperchen. »Alle dürfen mitgehen«, bestimmte sie in fröhlichem Ton.
So gut es Schwester Regine mit den größeren Kindern verstand, sie fühlte sich trotzdem mehr zu den jüngeren hingezogen. Ihr eigenes Töchterchen war zwei Jahre alt gewesen, als sie es durch ein tragisches Schicksal verloren hatte. Gleichzeitig hatte sie auch von ihrem Mann für immer Abschied nehmen müssen. Sophienlust bot ihr seitdem Ersatz für die Familie.
Niemand hatte etwas gegen Schwester Regines Vorschlag einzuwenden, obgleich man genau wußte, daß die Kleinen die Arbeiten nur behindern würden. Doch in Sophienlust war man eine große Gemeinschaft. Aufeinander Rücksicht zu nehmen, war oberstes Gesetz.
»Auch mitkommen!« äffte der Papagei Habakuk den Tonfall der kleinen Heidi nach und schlug mit den prächtig schillernden Flügeln.
»Habakuk, für dich ist es viel zu kalt. Du mußt schon warten, bis es Frühling wird. Dann stellen wir dich im Park unter die Linde.« Fabian streichelte den gefiederten Freund.
Die Mädchen steckten die Stricknadeln durch die Wollknäuel, packten alle Handarbeiten in einen flachen Korb und verließen den Wintergarten.
*
Am nächsten Morgen war Irmela schon munter, bevor es richtig hell wurde. Sie schlich auf Zehenspitzen ans Fenster und erschrak. Draußen regnete es in Strömen. Es war über Nacht wärmer geworden.
Die Eisbahn! war Irmelas erster Gedanke. Die Arbeit des gestrigen Tages war umsonst gewesen. Denn bei diesem Wetter war das Eis sicher brüchig geworden. Aus war der Traum vom fröhlichen Schlittschuhlauf mit Anton Mühlen.
Irmela hätte weinen mögen vor Enttäuschung. Denn sie hatte sich alles so schön ausgemalt, hatte sich auf den Nachmittag unbändig gefreut.
Traurig schlich sie in Pünktchens Zimmer. »Wach auf, es regnet.«
Das blonde Mädchen mit den reizvollen Sommersprossen drehte sich schläfrig auf die andere Seite. »Wie spät ist es?«
»Kurz nach sechs.«
»Und da weckst du mich? Mach bloß, daß du wegkommst. Ich will noch schlafen.« Pünktchen zog sich die Decke über die Ohren.
»Sollst du aber nicht. Wir müssen überlegen, was wir jetzt tun.«
»Nichts. Wenn es wirklich regnet, kannst du das Eis vergessen. Es hat schon gestern geknistert. Ein Glück, daß Schwester Regine es nicht gehört hat«, murmelte Pünktchen mit geschlossenen Augen. Sie erwartete, daß Irmela sich in ihr Zimmer zurückziehe, doch das ältere Mädchen dachte nicht daran.
»Ich will nicht, daß Sascha und Toni wegfahren. Wir könnten doch