Eine Mutterliebe findet heim: Sophienlust, wie alles begann 4 – Familienroman
Von Marietta Brem
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Über dieses E-Book
Der Weg dahin schildert eine ergreifende, spannende Familiengeschichte, die sich immer wieder, wenn keiner damit rechnet, dramatisch zuspitzt und dann wieder die schönste Harmonie der Welt ausstrahlt. Das Elternhaus Montand ist markant – hier liegen die Wurzeln für das spätere Kinderheim, aber das kann zu diesem frühen Zeitpunkt noch keiner ahnen.
Eine wundervolle Vorgeschichte, die die Herzen aller Sophienlust-Fans höherschlagen lässt.
Etwas nervös stand Dr. Pierre Montand am Wohnzimmerfenster und schaute nach draußen in seinen liebevoll angelegten Vorgarten. Immer wieder seufzte er leise, weil das die Spannung etwas lockerte, die er seit dem frühen Morgen bereits in seinem Inneren spürte. »Er wird schon kommen, Pierre«, sagte seine Frau Eva liebevoll und legte eine Hand an seinen Arm. »Wie lange hast du Wolfgang nicht mehr gesehen?« Pierre drehte sich zu seiner Frau um und legte beide Hände an ihre Hüften. Dann schaute er ihr nachdenklich in die Augen. »Es müssen so um die zwanzig Jahre sein. Andrea war kurz vor der Einschulung, als sie weggezogen sind. Kannst du dich nicht mehr an sie erinnern? Der quirlige Rotschopf hat dich damals so begeistert, dass du unbedingt ein eigenes Kind haben wolltest. Deshalb haben wir Denise bekommen.« Er lachte glücklich. Eva schmiegte sich an ihn. Noch keine einzige Minute hatte sie bereut, Pierre geheiratet zu haben, obwohl er ihr mit schweren Altlasten begegnet war. Eine gescheiterte Ehe, was zum größten Teil nicht zu seinen Lasten ging, und ein psychisch sehr vom Verhalten der Mutter angeschlagener Sohn hatten es ihr anfangs nicht leicht gemacht. Doch nach Denises Geburt hatte sich auf einmal alles geändert. Es war wie ein Wunder gewesen. Raoul hatte, inzwischen fünfzehn Jahre alt, kommentarlos die Beschützerfunktion für seine kleine Schwester übernommen.
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Buchvorschau
Eine Mutterliebe findet heim - Marietta Brem
Sophienlust, wie alles begann
– 4 –
Eine Mutterliebe findet heim
Eine kranke Frau wird wieder glücklich
Marietta Brem
Etwas nervös stand Dr. Pierre Montand am Wohnzimmerfenster und schaute nach draußen in seinen liebevoll angelegten Vorgarten. Immer wieder seufzte er leise, weil das die Spannung etwas lockerte, die er seit dem frühen Morgen bereits in seinem Inneren spürte.
»Er wird schon kommen, Pierre«, sagte seine Frau Eva liebevoll und legte eine Hand an seinen Arm. »Wie lange hast du Wolfgang nicht mehr gesehen?«
Pierre drehte sich zu seiner Frau um und legte beide Hände an ihre Hüften. Dann schaute er ihr nachdenklich in die Augen. »Es müssen so um die zwanzig Jahre sein. Andrea war kurz vor der Einschulung, als sie weggezogen sind. Kannst du dich nicht mehr an sie erinnern? Der quirlige Rotschopf hat dich damals so begeistert, dass du unbedingt ein eigenes Kind haben wolltest. Deshalb haben wir Denise bekommen.« Er lachte glücklich.
Eva schmiegte sich an ihn. Noch keine einzige Minute hatte sie bereut, Pierre geheiratet zu haben, obwohl er ihr mit schweren Altlasten begegnet war. Eine gescheiterte Ehe, was zum größten Teil nicht zu seinen Lasten ging, und ein psychisch sehr vom Verhalten der Mutter angeschlagener Sohn hatten es ihr anfangs nicht leicht gemacht. Doch nach Denises Geburt hatte sich auf einmal alles geändert. Es war wie ein Wunder gewesen. Raoul hatte, inzwischen fünfzehn Jahre alt, kommentarlos die Beschützerfunktion für seine kleine Schwester übernommen. Das war bis heute so geblieben. Die Geschwister waren eine untrennbare Einheit, was auch Raouls Heirat und die inzwischen drei Kinder nicht hatten zerstören können.
»Warum sind sie damals weggezogen?«
Pierre zuckte die Schultern. »Es gab mehrere Gründe. Wolfgang hatte den Traum, eine Naturheilpraxis zu eröffnen. Hier gab es bereits einige Praxen, die sich gegenseitig Konkurrenz machten. Er sah für sich keine Zukunft, zumal Elisabeth, seine Frau, gerade ihre Heilpraktikerausbildung anfing. Sie wollte etwas Sinnvolles tun, wenn Andrea in die Schule kommt. Als Krankenschwester, was sie ja gelernt hatte, konnte sie nicht mehr so einfach einsteigen, da etliche Jahre seit ihrer Heirat vergangen waren. Sie wollten gleich Kinder haben, deshalb gab sie ihren Beruf damals auf. Dass es so lange dauern würde, bis endlich Andrea geboren wurde, damit hatten sie nicht gerechnet.«
»Dass Andrea das einzige Kind bleiben würde, vermutlich auch nicht.« Eva wirkte etwas bedrückt. Auch sie hatte noch ein weiteres Kind haben wollen, doch auch bei ihr war es bei einer Tochter geblieben. Jetzt war sie dreiundvierzig und Pierre inzwischen achtundfünfzig, für ein Kind vermutlich zu spät. Manchmal machte sie das traurig, doch dann war sie trotz allem glücklich und dankbar, dass sie Denise hatten, die ihnen sehr viel Freude machte, und Raoul, der ein wundervoller Sohn war.
»Ich denke, sie haben sich damit arrangiert. Immerhin hatten sie eine sehr gut gehende Naturheilpraxis, und ich vermute, sie wollen sie deshalb aufgeben und hier noch einmal anfangen, weil Andrea eine Anstellung in Baden-Baden gefunden hatte.« Pierre warf einen vorsichtigen Blick nach draußen, doch noch immer war kein Auto zu sehen.
»Warum hat Andrea diese Arbeit aufgegeben?«
»Sie konnte den Stress nicht mehr ertragen. Dann wurde sie von einer Patientin, die sie im Krankenhaus kennengelernt hatte, abgeworben. Sie brauchte für mehrere Monate Hilfe, und sie hatte genügend Geld, um eine Privatpflegerin bezahlen zu können. Andrea war so glücklich über diese Arbeit, dass sie jetzt nur noch Privatpflege annimmt. Lieber nimmt sie eine finanzielle Einbuße in Kauf, wenn ihr ein Patient sympathisch ist.«
»Das kann ich gut verstehen«, stimmte Eva lächelnd zu. »Andrea muss ein sehr nettes Mädchen sein«, dachte sie laut weiter. »Werde ich sie auch kennenlernen?«
»Wolfgang bringt sie vermutlich mit. Sie hat zurzeit keinen neuen Auftrag und ist froh, dass ihre Eltern mit in ihrer Wohnung leben, bis sie selbst etwas Passendes gefunden haben. Die Möbel haben sie auf Abruf eingelagert und nur das Wichtigste mitgenommen. Also hat es keine Eile. Dennoch verstehe ich, dass Wolfgang wieder festen Boden unter den Füßen haben will.«
»Was soll ich auf den Tisch stellen? Ich hab noch selbst gemachtes Gebäck.«
Pierre lächelte seine Frau zärtlich an. »Das passt. Wolfgang ist ein ganz Süßer, obwohl er weiß, dass es nicht gerade gesund ist. Doch bei Gebackenem konnte er noch nie widerstehen. Allerdings weiß ich nicht, ob das heute noch so ist. Wir werden uns viel zu erzählen haben«, fuhr er nach kurzer nachdenklicher Pause fort.
Eva machte sich sanft von ihrem Mann los. »Ich mach schon mal Kaffee. Möchtest du, dass ich bei euch bleibe?«
Pierre schüttelte den Kopf. »Lass uns eine Zeit lang allein reden. Ich weiß nicht, ob die neue Praxis das Einzige ist, das Wolfgang mit mir bereden will. Vielleicht sagt er es mir, wenn wir allein sind.«
»Daran hab ich auch schon gedacht«, stimmte Eva zu. »Ich hatte gleich so ein Gefühl, als er angerufen hat. Nach so langer Zeit. Euer Kontakt war die letzten Jahre ziemlich eingeschlafen. Auf einmal wollte er dich ganz dringend sprechen. Seine Stimme klang aufgeregt und viel zu leise für einen Mann, wie er das ist. Entweder er hat Probleme oder …«
»Oder?«
Eva schüttelte den Kopf. »Nein, falsch. Kein Oder. Er hat Probleme, oder ich bilde mir alles nur ein.«
»Also doch ein Oder.« Pierre lachte dunkel, weil ihm eigentlich gar nicht zum Lachen zumute war. Auch er hatte ein komisches Gefühl im Magen, wenn er an den Besuch dachte. Immer wieder sagte er sich, dass das lediglich Einbildung war, und doch flüsterte eine Stimme ihm das Gegenteil ins Ohr.
»Ich glaube, er kommt.« Hastig stellte Eva die Isolierkanne mit dem frisch gebrühten Kaffee auf den Tisch. »Ich verschwinde dann mal, werde nach der Begrüßung einkaufen gehen. Soll ich dir etwas mitbringen?«
Pierre schüttelte den Kopf. »Das hättest du mich früher fragen sollen. Jetzt hab ich keinen Kopf mehr dafür«, antwortete er unsicher. »Es ist kindisch, und doch fürchte ich, was er mir sagen will. Ich tippe auf ein gesundheitliches Problem bei einem von beiden.«
»Daran hab ich auch gedacht.« Eva warf einen hastigen Blick in den Spiegel im Flur, dann läutete es auch schon. Sie ging zur Tür und öffnete. »Wolfgang, da bist du ja«, begrüßte sie den gut aussehenden Mann, dessen volles weißes Haar ihm ein ernstes, seriöses Aussehen gab. »Pierre ist im Wohnzimmer. Ich muss mich leider verabschieden, habe eine Verabredung in der Stadt. Vielleicht sehen wir uns später noch. Würde mich freuen«, fügte sie hinzu und trat zur Seite, weil Pierre bereits auf seinen Einsatz wartete. Sie lief die Treppen nach oben und hörte noch Pierres Stimme. Die Begrüßung fiel kurz aus, und dann war Stille. Vermutlich hatten sich die beiden Männer freundschaftlich umarmt, wie sie das früher immer getan hatten.
»Gut siehst du aus, alter Freund«, stellte Pierre erleichtert fest. »Ich freue mich sehr, dich zu sehen.« Er deutete aufs Sofa. »Setz dich, dann können wir reden. Viel ist passiert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
»Das kann man wohl sagen«, stimmte Wolfgang Meinhard zu und folgte sofort seiner Aufforderung. Er schaute sich interessiert um. »Schön habt ihr es hier. Es hat sich ziemlich verändert, seit ich zum letzten Mal bei euch war.«
»Wir haben uns auch verändert«, stimmte Pierre zu, ohne den Blick von seinem Freund zu wenden. »Die Jahre sind vermutlich an keinem von uns spurlos vorübergegangen. Wichtig ist nur, dass wir alles bei guter Gesundheit und einer fröhlichen Einstellung zum Leben überstanden haben. Ihr wollt euch also wieder hier niederlassen? Im Alter kehrt man an seinen Ursprung zurück, hab ich gelesen. Bei euch scheint das zuzutreffen.« Es sollte ein Scherz sein, doch Wolfgang verzog nicht einmal ein bisschen die Mundwinkel.
»Wir brauchen einen Neuanfang. Ich … hab Angst um Elisabeth. Sie ist nicht ganz gesund.« Eigentlich hatte Wolfgang nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen wollen, doch für Smalltalk war er ganz und gar nicht in Stimmung.
Pierre nickte vor sich hin. »Ich hab mir schon so etwas Ähnliches gedacht«, sagte er leise und spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. »Magst du mir sagen, was sie hat?«
»Es ist psychisch«, antwortete Wolfgang ausweichend. »Sie behauptet, manchmal Stimmen zu hören und ist überzeugt davon, dass ihre Mutter tot ist und sie jetzt ruft.«
»Ihre Mutter?«, fragte Pierre gedehnt. »Ich dachte, ihre Eltern leben in der Schweiz. Da kann sie doch nachfragen.«
»Nein, kann sie nicht. Vermutlich