Träume fallen nicht vom Himmel: Sophienlust, wie alles begann 16 – Familienroman
Von Marietta Brem
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Über dieses E-Book
Der Weg dahin schildert eine ergreifende, spannende Familiengeschichte, die sich immer wieder, wenn keiner damit rechnet, dramatisch zuspitzt und dann wieder die schönste Harmonie der Welt ausstrahlt. Das Elternhaus Montand ist markant – hier liegen die Wurzeln für das spätere Kinderheim, aber das kann zu diesem frühen Zeitpunkt noch keiner ahnen.
Eine wundervolle Vorgeschichte, die die Herzen aller Sophienlust-Fans höherschlagen lässt.
Nervös malte Annegret Kober mit dem Fuß kleine Kreise auf den Boden der Bushaltestellte. Sie versuchte sich irgendwie zu beruhigen. Ihr Herz pochte heftig, und die etwas längeren blonden Haare hingen ihr über die Wangen, was sie zusätzlich aufregte. Heute früh, als sie aus dem Haus ging, hatte sie die Haarspange vergessen mitzunehmen, die ihr bereits während ihrer Arbeit in der kleinen Reinigung sehr gefehlt hatte. Annegret arbeitete seit über einem Jahr in der Kreisstadt. Der Besitzer der Reinigung, Herr Hauser, war krank geworden. Seine Lunge vertrug die Ausdünstungen der Reinigungsmittel nicht mehr, sodass er mit der Arbeit aufhören musste. Dieser Job war für Annegret gerade rechtzeitig gekommen, denn nach dem unerwarteten Tod ihres Mannes stand sie, zusammen mit ihrem kleinen Sohn August, praktisch vor dem Nichts. Sie verdiente nicht sehr viel, doch zusammen mit der Witwenrente und der Halbwaisenrente ging es gerade so. Die kleine Wohnung im Erdgeschoss, die sie bei Tante Marga, der Schwester ihres verstorbenen Vaters, günstig bekommen hatte, verhalf ihr wenigstens dazu, dass sie nicht jede Nacht schlaflos im Bett lag und nach Auswegen suchen musste. Ausgerechnet heute hatte der Linienbus offensichtlich wieder Verspätung. Ihr war schon ganz schlecht bei der Vorstellung, dass Merja, das Mädchen, das in Notfällen auf ihren kleinen Sohn August aufpasste, pünktlich gegangen war. August war noch zu klein, um längere Zeit allein zu bleiben, obwohl er mit seinen drei Jahren schon überraschend verständig war. Endlich kam der Bus, Annegret stieg als Einzige ein. Vier Haltestellen, dann durfte sie endlich wieder aussteigen. Die letzten Straßen durch die neue Siedlung rannte sie, als ob der Teufel hinter ihr her sei. Sie hörte den Herzschlag in den Ohren, und mit jedem Schritt wurden ihre Beine schwerer. Sie war völlig außer Atem, als sie endlich die Mozartstraße erreichte. Schon von Weitem sah sie ihren kleinen Jungen vor der Tür stehen, zusammen mit einer Frau, die ihn offensichtlich an der Hand hielt. Erschrocken blieb Annegret stehen.
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Buchvorschau
Träume fallen nicht vom Himmel - Marietta Brem
Sophienlust, wie alles begann
– 16 –
Träume fallen nicht vom Himmel
Neue Lebenserfahrungen warten auf Denise ...
Marietta Brem
Nervös malte Annegret Kober mit dem Fuß kleine Kreise auf den Boden der Bushaltestellte. Sie versuchte sich irgendwie zu beruhigen. Ihr Herz pochte heftig, und die etwas längeren blonden Haare hingen ihr über die Wangen, was sie zusätzlich aufregte. Heute früh, als sie aus dem Haus ging, hatte sie die Haarspange vergessen mitzunehmen, die ihr bereits während ihrer Arbeit in der kleinen Reinigung sehr gefehlt hatte.
Annegret arbeitete seit über einem Jahr in der Kreisstadt. Der Besitzer der Reinigung, Herr Hauser, war krank geworden. Seine Lunge vertrug die Ausdünstungen der Reinigungsmittel nicht mehr, sodass er mit der Arbeit aufhören musste.
Dieser Job war für Annegret gerade rechtzeitig gekommen, denn nach dem unerwarteten Tod ihres Mannes stand sie, zusammen mit ihrem kleinen Sohn August, praktisch vor dem Nichts. Sie verdiente nicht sehr viel, doch zusammen mit der Witwenrente und der Halbwaisenrente ging es gerade so. Die kleine Wohnung im Erdgeschoss, die sie bei Tante Marga, der Schwester ihres verstorbenen Vaters, günstig bekommen hatte, verhalf ihr wenigstens dazu, dass sie nicht jede Nacht schlaflos im Bett lag und nach Auswegen suchen musste.
Ausgerechnet heute hatte der Linienbus offensichtlich wieder Verspätung. Ihr war schon ganz schlecht bei der Vorstellung, dass Merja, das Mädchen, das in Notfällen auf ihren kleinen Sohn August aufpasste, pünktlich gegangen war. August war noch zu klein, um längere Zeit allein zu bleiben, obwohl er mit seinen drei Jahren schon überraschend verständig war.
Endlich kam der Bus, Annegret stieg als Einzige ein. Vier Haltestellen, dann durfte sie endlich wieder aussteigen. Die letzten Straßen durch die neue Siedlung rannte sie, als ob der Teufel hinter ihr her sei. Sie hörte den Herzschlag in den Ohren, und mit jedem Schritt wurden ihre Beine schwerer.
Sie war völlig außer Atem, als sie endlich die Mozartstraße erreichte. Schon von Weitem sah sie ihren kleinen Jungen vor der Tür stehen, zusammen mit einer Frau, die ihn offensichtlich an der Hand hielt. Erschrocken blieb Annegret stehen. Das war nicht Merja, die ihren Sohn hütete. Aber wer war das sonst?
„Entschuldigung, ich konnte nichts dafür. Ein Bus ist ausgefallen, und ich musste auf den nächsten warten. Sind Sie eine Freundin von Merja?"
Die junge Frau nickte. „Freundin nicht unbedingt, aber wir kennen uns. Mein Name ist Denise Montand. Sie zeigte auf ein wunderschönes Haus mit blühendem Vorgarten: „Ich wohne nicht weit von Ihnen entfernt. Deshalb bat Merja mich, auf August aufzupassen, bis Sie nach Hause kommen.
Sie ließ den Jungen los und trat ein wenig zur Seite. „Wir haben uns bis jetzt nur aus der Ferne gesehen. Denise versuchte ein Lächeln, um die Fremde zu beruhigen. „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Es tut mir leid, dass Sie meinetwegen Unannehmlichkeiten hatten.
Annegret atmete noch immer so heftig, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich gebracht. „Ich weiß nicht, wie ich es anders einrichten soll. Ich muss arbeiten, und meine Tante, die mir eigentlich versprochen hat, auf August aufzupassen, erinnert sich inzwischen nicht mehr an ihr Versprechen und hat öfter etwas anderes vor. So muss ich immer jemanden finden, der nach dem Kindergarten auf meinen Sohn aufpasst. Es ist ja nie für lange, doch August ist noch zu klein, um die Zeit allein zu verbringen."
Denise spürte die Verzweiflung in den Worten ihrer Nachbarin. „Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, werde ich das gerne tun. August und ich haben uns auf Anhieb gut verstanden. Wenn ich das vorher gewusst hätte, dann hätte ich mich gleich um ihn gekümmert. Also sagen Sie bitte Bescheid, wenn Sie eine Kinderbetreuung brauchen. Falls Merja wieder früher weg muss. Denise lächelte die Frau freundlich an. „Sie sind neu zugezogen?
Annegret nickte und lächelte jetzt auch, obwohl ihr ganz und gar nicht danach zumute war. „Mein Mann, Augusts Vater, starb vor einem Jahr. Bis dahin war alles in Ordnung. Doch dann musste ich das Haus, das wir neu bezogen hatten, verkaufen, weil ich die monatlichen Belastungen nicht erfüllen konnte. Mit der kleinen Witwenrente hätte ich mir nicht mal eine Wohnung leisten und uns über Wasser halten können. Also musste ich mir eine Arbeit suchen, was nicht einfach war."
„Aber Sie haben eine gefunden, half Denise ihr mitleidig weiter, als sie in ihrer Erzählung stockte. „In einer Reinigung. Sehr viel wird nicht bezahlt, doch mit der Rente zusammen können wir überleben. Es dreht sich ja auch nur um zwei Stunden am Nachmittag. Da habe ich niemanden für August, wenn Tante Marga ausfällt, was in letzter Zeit leider öfter passiert. Tante Marga hat einen Freund, der Kinder nicht ausstehen kann. Also treffen sie sich immer bei ihm, und August muss irgendwie die beiden Stunden rumkriegen. Merja ist ein liebes Mädchen, und sie kümmert sich auch gern um ihn. Doch sie muss immer pünktlich gehen, weil sie Nachhilfe bekommt bei der Schülerhilfe. Das ist wichtig für sie, das sehe ich ein.
Denise dachte nach, dann nickte sie. „Ich könnte auch meine Mutter fragen, sie liebt Kinder genauso sehr wie ich. Sie ist Lehrerin an der Grund- und Hauptschule. Wenn ich sie frage, ob sie notfalls einspringen kann, wird sie es sicher nicht ablehnen."
Annegret schüttelte den Kopf. „So viel Hilfe auf einmal, stotterte sie und war den Tränen nahe. „Das hätte ich nicht gedacht. Danke für alles. Übrigens, ich bin Annegret, und es wäre schön, wenn wir das Sie streichen.
„Ich bin Denise. Das bildhübsche Mädchen streckte ihr die Hand hin. „Ich habe selbst zwei Nichten und zwei Neffen, eine Nichte ist noch fast ein Neugeborenes. Wir kennen uns mit Kindern aus
, fügte sie lächelnd hinzu. „Dann auf eine gute Nachbarschaft. Und wenn du Hilfe brauchst, dann ruf an. Versprochen?"
Annegret lächelte erleichtert. „Dich hat der Himmel geschickt, liebe Denise, versicherte sie. „Jetzt ist mir bedeutend wohler. Ich habe Berge von Schwierigkeiten auf mich zukommen sehen. Jetzt scheint alles leichter zu werden. Das werde ich dir nie vergessen.
Denise hatte es auf einmal sehr eilig. Sie half anderen Menschen gern, doch sie hatte Schwierigkeiten damit, wenn man sich bei ihr überschwänglich bedankte. Ein einfaches Danke genügte vollkommen, obwohl sie Annegrets Begeisterung durchaus verstehen konnte. „Dann noch einen schönen Abend, euch beiden", sagte sie rasch, hob die Hand zum Gruß und lief davon.
„Es gibt noch Wunder", murmelte Annegret vor sich hin und griff nach der Hand ihres kleinen Sohnes. „Jetzt gehen