Aufregung um Julia: Sophienlust 343 – Familienroman
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Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
»Es …, es tut mir leid, aber diesen Samstag habe ich keine Zeit«, stieß Wilma Heindl hastig hervor. Sie spürte, dass sie dabei rot wurde, und ärgerte sich darüber. Fieberhaft suchte sie nach einer Ausrede, aber es dauerte doch eine Weile, bis sie hinzufügte: »Ich …, ich habe Mama versprochen, zu Hause zu bleiben und ihr zu helfen. Sie …, wir erwarten am Sonntag Gäste, und Mama nimmt es mit den Vorbereitungen immer sehr genau.« »Bedeutet das, dass wir uns auch am Sonntag nicht sehen können?«, fragte Helmut Krenn. In seiner angenehmen Stimme schwang Bedauern, aber nicht die geringste Spur von Misstrauen mit, sodass Wilma sich einerseits geschmeichelt fühlte, sich andererseits jedoch ein bisschen schämte. Das Lügen fiel Wilma schwer, aber umgekehrt hatte sie Angst, ihren neuen Freund zu verlieren, sobald er die Wahrheit über sie erfuhr. Und sie wollte ihn nicht verlieren. Er war so nett und sympathisch, dabei humorvoll und aufmerksam. Es tat ihr wohl, seine Bewunderung zu genießen. Mit Freuden hätte sie ihm den Sonntag gewidmet, aber sie hatte Pflichten, die wichtiger waren. So zwang sie sich dazu, ruhig zu erwidern: »Nein, leider, auch mit Sonntag ist es nichts. Ich kann Mama mit den Gästen nicht im Stich lassen.« »Und wenn ich nun ebenfalls käme?«, schlug Helmut vor. Erschrocken wandte Wilma ihrem Begleiter ihr Gesicht zu. Sie saß neben ihm in Helmuts kleinem Wagen, der in einem stillen Seitengässchen der Stadt stand. Ein paar Häuser weiter lag das Mietshaus, in dem Wilma wohnte.
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Sophienlust (ab 351)
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Buchvorschau
Aufregung um Julia - Elisabeth Swoboda
Sophienlust
– 343 –
Aufregung um Julia
Warum ihre Mutter Angst um sie hatte...
Elisabeth Swoboda
»Es …, es tut mir leid, aber diesen Samstag habe ich keine Zeit«, stieß Wilma Heindl hastig hervor. Sie spürte, dass sie dabei rot wurde, und ärgerte sich darüber. Fieberhaft suchte sie nach einer Ausrede, aber es dauerte doch eine Weile, bis sie hinzufügte: »Ich …, ich habe Mama versprochen, zu Hause zu bleiben und ihr zu helfen. Sie …, wir erwarten am Sonntag Gäste, und Mama nimmt es mit den Vorbereitungen immer sehr genau.«
»Bedeutet das, dass wir uns auch am Sonntag nicht sehen können?«, fragte Helmut Krenn. In seiner angenehmen Stimme schwang Bedauern, aber nicht die geringste Spur von Misstrauen mit, sodass Wilma sich einerseits geschmeichelt fühlte, sich andererseits jedoch ein bisschen schämte.
Das Lügen fiel Wilma schwer, aber umgekehrt hatte sie Angst, ihren neuen Freund zu verlieren, sobald er die Wahrheit über sie erfuhr. Und sie wollte ihn nicht verlieren. Er war so nett und sympathisch, dabei humorvoll und aufmerksam. Es tat ihr wohl, seine Bewunderung zu genießen. Mit Freuden hätte sie ihm den Sonntag gewidmet, aber sie hatte Pflichten, die wichtiger waren. So zwang sie sich dazu, ruhig zu erwidern: »Nein, leider, auch mit Sonntag ist es nichts. Ich kann Mama mit den Gästen nicht im Stich lassen.«
»Und wenn ich nun ebenfalls käme?«, schlug Helmut vor.
Erschrocken wandte Wilma ihrem Begleiter ihr Gesicht zu. Sie saß neben ihm in Helmuts kleinem Wagen, der in einem stillen Seitengässchen der Stadt stand. Ein paar Häuser weiter lag das Mietshaus, in dem Wilma wohnte. Sie hatte Helmut gebeten, nicht unmittelbar davor zu halten.
»Warum siehst du mich so entsetzt an?«, fragte Helmut. »Wäre mein Erscheinen unter euren Gästen denn so schrecklich? Handelt es sich um so vornehme Leute, dass du dich meiner schämen müsstest?«
»Nein – o nein! Wie kommst du denn auf diese Idee? Es ist nur … Mamas Gäste sind ehemalige Schulfreundinnen von ihr – lauter ältere Damen. Meist reden sie die ganze Zeit von ihrer längst vergangenen Schulzeit – oder von ihren Kindern und Enkelkindern. Du würdest dich sehr langweilen.«
»Und du langweilst dich nicht? Wäre es nicht angenehmer für dich, wenn wir am Sonntag einen Ausflug machten, wie in der vergangenen Woche?«
»Das würde ich gern tun, aber es geht nicht«, seufzte Wilma.
»Ist es deiner Mutter denn wirklich so wichtig, dass du bei ihrem Damenkränzchen anwesend bist?«
»Äh – ja. Sei mir nicht böse, Helmut, aber dieses Wochenende können wir uns nicht treffen.«
»Schade.«
Ein unbehagliches Schweigen breitete sich aus, bis Wilma nach einem nervösen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett feststellte: »Es ist spät geworden. Ich muss jetzt gehen. Ich danke dir für den schönen Abend, und … falls du mich anrufen möchtest, meine Büronummer hast du ja.«
»Ja. Zu dumm, dass du in der Wohnung kein Telefon hast. Ich hätte dich sonst am Sonntagmorgen angerufen, in der Hoffnung, du hättest es dir anders überlegt. Na schön, ich werde dich wegen des Wochenendes nicht länger bedrängen«, fügte er hinzu, als er Wilmas gehetzten Ausdruck wahrnahm. »Darf ich dich wenigstens bis zum Haustor begleiten?«
»Nein, die paar Schritte kann ich allein gehen. Auf Wiedersehen, Helmut!«
Wilma schickte sich an auszusteigen, doch der junge Mann hielt sie zurück. »Halt! Warte noch einen Augenblick«, bat er. »Ich möchte wissen, was mit dir los ist. Habe ich dich irgendwie beleidigt?«
»Nein. Nein, du hast mich nicht beleidigt. Ich habe dieses Wochenende keine Zeit, das ist alles. Mamas Gäste sind …« Sie hielt inne und seufzte.
»Weißt du, dass du mir Rätsel aufgibst?«, fragte Helmut mit dem schwachen Versuch zu scherzen. »Du benimmst dich manchmal so sonderbar. Ich darf nicht mit dem Wagen hinfahren. Wenn es ein bisschen später wird, schaust du ungeduldig auf die Uhr, und oft hast du überhaupt keine Zeit. Tyrannisiert dich deine Mutter?«
»Aber nein! Keineswegs!«
»Kann ich sie einmal kennenlernen? Vielleicht erlaubt sie dir, öfters mit mir auszugehen, wenn sie mich in Augenschein genommen und festgestellt hat, dass ich ein vollkommen harmloser Mensch bin.«
»Ach, Helmut!« Gegen ihren Willen musste Wilma ein wenig lachen. »Mama ist nicht so, wie du sie dir offenbar vorstellst. Sie hat nichts gegen dich und erlaubt mir auch auszugehen, sooft ich will. Wenn du wirklich Wert darauf legst, kannst du Mama selbstverständlich einmal kennenlernen, nur muss ich …, möchte ich sie vorher vorbereiten.«
»Schön, dann bereite sie vor«, meinte Helmut lächelnd. »Bekomme ich einen Gutenachtkuss? Keine Angst, niemand sieht uns. Die Gasse ist wie ausgestorben.«
Er zog Wilma an sich und küsste sie sanft auf den Mund. Sie erwiderte seinen Kuss, allerdings mit einem leichten Widerstreben, das Helmut irgendwie verletzte. Er blickte ihr nachdenklich nach, als sie mit raschen Schritten ihrem Wohnhaus zustrebte. Ein eigenartiges Mädchen, ging es ihm durch den Sinn.
Wilma gefiel ihm über alle Maßen. Er hatte sich auf Anhieb in sie verliebt, aber er wurde nicht recht klug aus ihr. Ohne sich zu zieren, hatte sie ihm erzählt, dass sie fünfundzwanzig Jahre alt sei, aber in ihrem Verhalten kam sie ihm manchmal wie eine schüchterne Fünfzehnjährige vor. Er glaubte zu wissen, dass auch sie ihn mochte, obwohl sie sich erst seit wenigen Wochen kannten. Sie waren in einem überfüllten Selbstbedienungsrestaurant zusammengestoßen, und Wilma hatte durch seine Schuld ihr Mineralwasser verschüttet. Er hatte sich entschuldigt und ihr ein neues Glas besorgt. Auf diese Weise waren sie ins Gespräch gekommen. Er hatte herausgefunden, dass sie in einem Büro arbeitete, in dem die Buchhaltung für kleinere Firmen und Einzelhandelsgeschäfte erledigt wurde. Sein eigener Arbeitsplatz in einer Versicherung lag nicht weit von diesem Büro entfernt, sodass es ihm nicht schwerfiel, Wilma von der Arbeit abzuholen oder zu Mittag mit ihr essen zu gehen.
Schon nach kurzer Bekanntschaft hatten die beiden festgestellt, dass ihre Ansichten weitgehend übereinstimmten, dass sie die gleichen Interessen hatten und an den gleichen Dingen Gefallen fanden. Sie waren ein paar Mal zusammen im Kino gewesen, hatten ein Fußballmatch besucht und dabei ausgiebig auf den Schiedsrichter geschimpft, der eindeutig die auswärtige Mannschaft bevorzugt hatte. Bei dieser Gelegenheit hatte Wilma sich als lustiger Kumpel erwiesen. Sie hatte das Spiel mit aufrichtiger Begeisterung verfolgt und nicht wie Helmuts frühere Freundinnen mehr oder minder verstohlen gegähnt. Einige Tage nach dem Match hatten sie einen Ausflug in die Umgebung von Graz unternommen, und da hatte Helmut gemerkt, dass Wilma ihm mehr bedeutete, als die Mädchen, die er vor ihr gekannt hatte. Dieses Gefühl der Verbundenheit, des wortlosen Einverständnisses hatte er bisher noch nie empfunden. Wilma hatte die würzige Waldluft tief eingeatmet, ihre grauen Augen hatten geleuchtet. Helmut hatte den Arm um ihre Schultern gelegt, und so waren sie schweigend weitergewandert. Später hatten sie sich geküsst, und da war Helmut zum ersten Mal die ängstliche Zurückhaltung, die Wilma seinen Zärtlichkeiten entgegenbrachte, aufgefallen. Er war ihr gewiss nicht unsympathisch, das bewies ihre Haltung, aber sogar ein harmloser Kuss schien ihr Angst einzujagen.
Allmählich waren Helmut weitere Ungereimtheiten in Wilmas Benehmen aufgefallen. Sie plauderte gern und ausführlich über die Firma, in der sie beschäftigt war, über die Kolleginnen, über aktuelle Tagesereignisse und über die Filme, die sie sich angeschaut hatten, aber über sich selbst und ihr Privatleben sprach sie kaum. Helmut wusste nur, dass sie mit ihrer verwitweten Mutter zusammenlebte.
Nachdem Wilmas zierliche Gestalt im Haustor verschwunden war, startete Helmut seinen Wagen und fuhr zu seiner eigenen Wohnung, die in einem Neubau am Stadtrand von Graz lag. Er hatte diese Wohnung von einer kürzlich verstorbenen Tante geerbt, aber er fühlte sich nicht richtig wohl darin, sondern kam sich in den vier Zimmern ziemlich verloren vor. Einmal hatte er seiner Mutter gegenüber einige Worte über die ihm unangenehme Größe seiner Behausung fallen lassen. Sie hatte daraufhin gemeint, er solle nicht undankbar sein. Sobald er eine eigene Familie haben würde, würden ihm die vier Zimmer vielleicht sogar noch zu eng werden.
An diese Bemerkung seiner Mutter musste Helmut jetzt denken, als er seine Krawatte auf einen Stuhl warf und den Büroanzug mit einer ausgebeulten Arbeitshose vertauschte. Die letzten beiden Tage hatte er sich nach Dienstschluss damit beschäftigt, den Boden der Terrasse mit roten Keramikfliesen auszulegen. Jetzt konnte er daran gehen, die Fugen zu verschmieren. Er hatte lange zwischen ziegelroten und moosgrünen Fliesen geschwankt und sich schließlich für die roten Fliesen entschieden, weil ihm deren längliche Form besser zugesagt hatte. Aber ob sie Wilma gefallen würden …
Ich hätte Wilma bei der Auswahl nach ihrer Meinung fragen sollen, ging es ihm durch den Sinn. Doch gleich darauf schüttelte er über sich selbst den Kopf. Es war verfrüht, derartige Überlegungen anzustellen. Und doch kam er von dem Gefühl nicht los, in Wilma die Frau gefunden zu haben, die ihm helfen würde, die ruhigen vier Zimmer in ein gemütliches Zuhause zu verwandeln. Er hatte ihr schon von der Wohnung erzählt, sie