Warum will mich keiner haben?: Mami Bestseller 49 – Familienroman
Von Marianne Schwarz
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Über dieses E-Book
Mami ist als Familienroman-Reihe erfolgreich wie keine andere! Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt!
Dr. Richard Kallbach, Rechtsanwalt, stand auf dem Schild. Das Schild war aus Messing und blank poliert. Es sah irgendwie teuer und vornehm aus. Es war in einen der beiden niedrigen, gemauerten Pfeiler eingelassen, die Stütze für das schmiedeeiserne Gartentor waren. Pfeiler und Gartentor waren Bestandteil einer ziemlich aufwendigen Grundstückseinfassung, die geradezu vorbildlich mit dem flachen, modernen weißen Haus harmonierte, das ein wenig von der Straße abgerückt, inmitten eines großen, sehr gepflegten Gartens lag. Ein kleiner Junge stand vor dem Gartentor. Er mochte acht, vielleicht aber auch schon zehn Jahre alt sein, denn er war zart und schmächtig, man konnte sein Alter schlecht schätzen. Er war sauber, aber nicht besonders gut gekleidet, und er schaute mit großen, sehnsüchtigen Augen zum Haus hinüber. Noch schien er zu zögern, aber dann gab er sich einen Ruck und legte seinen nicht ganz sauberen Zeigefinger auf den Klingelknopf. Er mußte nicht lange warten. Das Gartentor öffnete sich mit einem leisen Summton, und auch die Tür des Hauses wurde geöffnet. Eine nicht mehr junge, ziemlich beleibte Frau mit weißer Kittelschürze und gutmütigem Gesicht zeigte sich in ihrem Rahmen. »Guten Tag«, sagte sie freundlich. »Zu wem möchtest du, Kleiner?« Der Junge blickte unschlüssig. »Ich…, ich wollte mal was fragen«, sagte er schüchtern. »So?
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Mami Bestseller
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Buchvorschau
Warum will mich keiner haben? - Marianne Schwarz
Mami Bestseller
– 49 –
Warum will mich keiner haben?
Der kleine Hanno ist so allein
Marianne Schwarz
Dr. Richard Kallbach, Rechtsanwalt, stand auf dem Schild. Das Schild war aus Messing und blank poliert. Es sah irgendwie teuer und vornehm aus. Es war in einen der beiden niedrigen, gemauerten Pfeiler eingelassen, die Stütze für das schmiedeeiserne Gartentor waren. Pfeiler und Gartentor waren Bestandteil einer ziemlich aufwendigen Grundstückseinfassung, die geradezu vorbildlich mit dem flachen, modernen weißen Haus harmonierte, das ein wenig von der Straße abgerückt, inmitten eines großen, sehr gepflegten Gartens lag.
Ein kleiner Junge stand vor dem Gartentor. Er mochte acht, vielleicht aber auch schon zehn Jahre alt sein, denn er war zart und schmächtig, man konnte sein Alter schlecht schätzen. Er war sauber, aber nicht besonders gut gekleidet, und er schaute mit großen, sehnsüchtigen Augen zum Haus hinüber.
Noch schien er zu zögern, aber dann gab er sich einen Ruck und legte seinen nicht ganz sauberen Zeigefinger auf den Klingelknopf. Er mußte nicht lange warten. Das Gartentor öffnete sich mit einem leisen Summton, und auch die Tür des Hauses wurde geöffnet.
Eine nicht mehr junge, ziemlich beleibte Frau mit weißer Kittelschürze und gutmütigem Gesicht zeigte sich in ihrem Rahmen. »Guten Tag«, sagte sie freundlich. »Zu wem möchtest du, Kleiner?«
Der Junge blickte unschlüssig.
»Ich…, ich wollte mal was fragen«, sagte er schüchtern.
»So? Was denn?«
Doch der Kleine antwortete nicht. Er schaute die Frau im weißen Kittel nur an, als müsse er sich etwas ernsthaft überlegen.
»Nun, du müßtest mir schon sagen, was du willst«, sagte diese nun und war immer noch freundlich. »Hast du vielleicht Hunger?«
Der Junge schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Ich habe keinen Hunger«, sagte er.
»Was ist denn, Frau Willmann?« rief eine helle frische Stimme aus dem Haus. »Gibt es Ärger?«
»Ach wo, das wohl nicht, Frau Kallbach. Der Steppke sieht nicht so aus, als ob er Ärger machen wollte. Was er aber wirklich will, weiß ich auch nicht.«
»Ach, dann bist du gar nicht Frau Kallbach?« fragte der Junge jetzt eifrig.
Frau Willmann lachte. Sie war nicht gekränkt. »Ich bin die Haushälterin«, gab sie bereitwillig Auskunft.
»Die Haushälterin. Ach so!« Es klang tatsächlich so etwas wie Erleichterung in der Stimme des Kleinen mit, und Frau Willmann betrachtete ihn kopfschüttelnd. Sie ließ jetzt auch eine leichte Ungeduld erkennen.
»Du müßtest mir nun aber doch sagen, was du willst, Kleiner«, forderte sie. »Ich habe nämlich noch eine Menge zu tun.«
»Was gibt’s denn?« Da war wieder die helle frische Stimme, und eine Dame trat neben Frau Willmann. Sie war viel jünger, viel schlanker als die Haushälterin, und natürlich auch viel hübscher mit dem langen blonden Haar, das bis über die Schultern reichte, und mit dem schicken bunten Hosenanzug, der so elegant aussah. »Hallo, Kleiner!« rief sie fröhlich, als sie den Jungen vor dem Gartentor sah, »willst du zu uns?«
»Ich glaube schon«, antwortete der Junge und entschloß sich jetzt erst, durch das Gartentor zu treten und sich der Haustür zu nähern. »Bist du Frau Kallbach?« fragte er hoffnungsvoll. »Gehört dir das schöne Haus?«
»Ja, ich bin Frau Kallbach, und das Haus gehört meinem Mann und mir. Aber warum willst du das denn wissen? Wer bist du überhaupt?«
Der Junge atmete ganz tief. Es war gerade so, als müsse er sich einen letzten Ruck geben.
»Ich heiße Hanno«, sagte er dann tapfer. »Hanno Merten. Und..., und ich wollte mal was fragen.«
»Was willst du denn fragen?«
»Ich wollte fragen, ob…, ob du mich vielleicht haben willst. Du und dein Mann.«
»Ob ich dich haben will?« Die junge Frau Kallbach machte ein ziemlich verblüfftes Gesicht. »Ich verstehe wohl nicht recht.«
»Oder… hast du schon zu viele Kinder?« fragte der Junge ängstlich. »Ist für mich kein Platz mehr da?«
»lch habe überhaupt keine Kinder«, sagte Marina Kallbach. »Habe ich dich also wirklich richtig verstanden? Oder erlaubst du dir nur einen dummen Scherz?«
Hanno schüttelte heftig den Kopf. und seine Augen blitzten fast empört. »Das ist doch kein Scherz, wenn man sich neue Eltern sucht!«
Marina Kallbach schaute erst den Kleinen, dann die Haushälterin fassungslos an und meinte dann schließlich: »Komme erst mal ins Haus, Hanno. Vielleicht sollten wir uns mal ein bißchen unterhalten. Frau Willmann ist sicher so lieb und macht uns eine Kanne Kakao. Du magst doch Kakao?«
»Klar. Aber er muß richtig nach Schokolade schmecken und schön süß sein.«
»Soso«, lächelte die Haushälterin. »Ich werde mich bemühen, deinen Geschmack zu treffen, junger Mann.« Sie nickte der Hausherrin fast verschwörerisch zu und entfernte sich dann in Richtung Küche, die im linken Teil des Hauses lag.
»Dann komm mal mit, Hanno«, sagte Marina Kallbach freundlich. »Wir setzen uns auf die Terrasse. Die Sonne scheint so schön.«
Der Junge nickte ernsthaft und schickte sich an, Marina Kallbach ins Haus zu folgen. Er verschränkte die Hände auf dem Rücken und neigte den Kopf ein wenig zur rechten Schulter hin. Groß und gewichtig waren die Schritte, mit denen er sich der jungen Frau anzupassen suchte.
»Schön ist es hier«, sagte er, während sie durch das große Wohnzimmer gingen, um durch die offenstehende Glastür auf die Terrasse zu kommen. »Und wie viele Blumen und grüne Pflanzen du hast. Das mag ich gut leiden.«
»So, wirklich?« schmunzelte Marina Kallbach. Der Junge begann ihr Spaß zu machen, wenn sie auch keine Ahnung hatte, was er eigentlich wollte.
»lch könnte immer beim Gießen helfen, und auch beim Rasenschneiden. Herr Bauer sagt, das könnte ich gut.«
»Wer ist denn Herr Bauer?«
»Das ist der Gärtner.«
»Der Gärtner – ach so.« Frau Kallbach hatte zwar nicht den geringsten Schimmer, um welchen Gärtner es sich handelte, aber das erschien ihr auch nicht so wichtig. Der seltsame Junge interessierte sie viel mehr.
»Ich darf Herrn Bauer nämlich manchmal helfen«, erzählte Hanno jetzt eifrig, »und das ist die einzige Zeit, wo ich mal ein bißchen froh bin.«
»Sonst bist du nicht froh?«
»Nein, nie.«
»Warum denn nicht?«
»Man kann in einem Heim nicht froh sein. Oder könntest du das etwa?« Große Kinderaugen schauten Marina Kallbach mit traurigem und auch ein wenig vorwurfsvollem Ernst an.
Die junge Frau war betroffen. »Ach, so ist das«, sagte sie. »Jetzt beginne ich zu verstehen. Du bist in einem Kinderheim und fühlst dich dort nicht wohl?«
Hannos Augen füllten sich mit Tränen, aber er schluckte tapfer. Er nickte nur heftig und schaute Marina Kallbach flehend an.
»Bist du jetzt etwa ausgerissen?«
»Nur ein bißchen. Aber ich gehe ja wieder zurück, wenn ich muß. Bitte, bitte, nicht die Polizei rufen!« Jetzt klang Panik mit in der kleinen Jungenstimme, und Marina Kallbach wurde von tiefem Mitleid erfaßt.
»Nein, nein, mein Junge«, beruhigte sie, »die Polizei brauchen wir gewiß nicht hinzuzuziehen. Aber in deinem Heim sollte ich am besten mal anrufen. Man wird sich dort bereits sicher deinetwegen Sorgen machen.«
»Dann werde ich wieder bestraft«, sagte Hanno bedrückt.
»Hast du denn schon einmal einen solchen Ausflug gemacht?«
Hanno nickte. »Schon mehrmals.«
»Ach.« Marina Kallbach schaute ihren kleinen Gast nachdenklich an. »Und warum?«
»Weil ich so schrecklich, so ganz schrecklich gern wieder einen Vater und eine Mutter hätte. Und da habe ich mir gedacht, irgendwo wird es doch vielleicht Leute geben, die sich einen Jungen wünschen. Dann könnte ich ja kommen. Ich wäre auch bestimmt immer artig und folgsam. Aber du brauchst wohl keinen Jungen, nicht wahr? Dann gehe ich am besten wieder.«
In diesem Augenblick kam die Haushälterin Frau Willmann mit einer Kanne dampfenden Kakao zu den beiden. Sie hatte auch noch ein paar knusprige Hörnchen, die vom Frühstück übrig geblieben waren, und Butter und Honig aufs Tablett gestellt.
Marina Kallbach streichelte dem Kleinen mitleidig über das wuschelige braune Haar. »Nun setze dich erst einmal hin«, sagte sie freundlich, und ihre Stimme klang merkwürdig belegt. »Du bist jetzt mein Gast, und da kann wohl niemand etwas dagegen haben, wenn ich dich zu Kakao und Butterhörnchen einlade. Wir können uns dabei in aller Ruhe noch unterhalten, und du kannst mir erzählen, was du auf dem Herzen hast.«
»Und du telefonierst nicht?« Da klang schon wieder ein bißchen Hoffnung mit.
»Sieh mal, Hanno«, sagte sie dann ruhig, »ich kann ja verstehen, daß du Bedenken hast und dich wohl auch ein wenig fürchtest. Aber trotzdem bist du wohl schon groß genug, um auch die Folgen deines Tuns erkennen zu können. Wenn du auch nicht gern im Heim bist, so mußt du doch einsehen, daß man dort für dich verantwortlich ist. Du bist einfach fortgelaufen. Man wird es längst bemerkt haben und sich Sorgen machen. Meinst du nicht, daß es da nur anständig wäre, wir gäben telefonisch Nachricht über deinen Aufenthaltsort?«
»Ja, ja, schon…«, antwortete Hanno zögernd, »aber dann muß ich ja gleich wieder zurück.«
»Ich werde bitten, daß du noch für ein Weilchen hierbleiben darfst.«
»Bestimmt?«
»Sicher, sonst würde ich es nicht sagen. Wir werden auf jeden Fall Zeit haben, uns ausführlich zu unterhalten. Bist du also einverstanden, wenn ich jetzt anrufe?«
Der Kleine kämpfte sichtlich mit sich, seine Blicke wanderten zwischen Marina Kallbach und der Haushälterin hin und her, als suchten sie Beistand und Hilfe, und schließlich nickte er. »Also gut«, sagte Hanno ergeben. »Ich sehe ja ein, daß es sein muß.«
»Siehst du«, lobte Frau Kallbach, »ich habe mir gleich gedacht, daß du ein ganz vernünftiger kleiner Mann bist. Also werde ich jetzt rasch telefonieren, während du nach Herzenslust Kakao trinken und Hörnchen essen kannst. Frau