Nur zusammen sind wir froh: Mami Bestseller 38 – Familienroman
Von Susanne Svanberg
()
Über dieses E-Book
Mami ist als Familienroman-Reihe erfolgreich wie keine andere! Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt!
Das war ein seltsames Schauspiel, das sich dem Reisenden auf der Fähre bot, je näher er der kleinen Insel kam – dort, genau über diesem winzigen Fleckchen Erde im Meer, hatte sich der Himmel dunkel, fast schwarz, zusammengezogen und schickte sich jetzt an, seine Schleusen zu öffnen. Gleichzeitig wurde dort, wo die Sonne dieses späten Nachmittags noch schien, ein herrlicher, farbenprächtiger Regenbogen sichtbar. Das Bild hätte nicht gegensätzlicher sein können. Michael hatte den breitkrempigen Hut tief in die Stirn gezogen, während er an der Reling der Fähre lehnte und hinübersah zur Insel, die langsam, ganz langsam näher kam! Der Betrieb auf dem Schiff war nicht groß. Die Feriensaison hatte noch nicht begonnen, und wer tatsächlich Urlaub machen konnte, der suchte sich wahrscheinlich nicht diese einsame kleine Insel aus, die so fernab gelegen war von allem, was einen Ferienort erst attraktiv machte. Es gab keine Hotelhochhäuser und auch keinen gepflegten, kilometerlangen Strand. Die Küste war felsig und steil, die Straßen eng und noch mit altmodischem Kopfsteinpflaster versehen. Ein Leuchtturm, offensichtlich die einzige Attraktion, schickte sein einsames, wegweisendes Licht in die Runde – das war dann aber auch schon alles an Sehenswürdigkeiten, die der Reisende hier zu sehen bekam. Jetzt hatten sich die schwarzen Wolken über der Insel mit Macht geöffnet, der Regen prasselte nur so herunter. Es war merkwürdig, selbst noch im Sonnenlicht zu stehen und den Regen in der Entfernung herunterkommen zu sehen. Michael hatte das vorher so nie erlebt, und er war fasziniert. Dort der Regen, dahinter das Unwetter – einen solchen Empfang hätte er sich nie träumen lassen. Michael sah den Anlegesteg der Insel immer näherrücken und rührte sich dennoch nicht fort von seinem Platz an der Reling. Er wußte, daß er jetzt eigentlich immer noch zurück konnte: Wenn er einfach nicht von Bord ging, wenn er so tat, als habe er weiter nichts gewollt als diese kleine Überfahrt mit der Fähre, wenn er ganz einfach den Hut noch tiefer ins Gesicht zog und sich nicht zeigte, dann gab es noch ein Zurück. Dann würde es ihm noch möglich sein, den Lauf der Dinge aufzuhalten. Es gab einen winzigen Augenblick, da war er unschlüssig. Sollte er an Land gehen oder auf der Fähre bleiben? Das Schiff legte mit Getöse an, die wenigen Gäste verließen über den Steg die Fähre. Größtenteils handelte es sich dabei um Inselbewohner, die einen Ausflug zum Festland gemacht hatten, um einzukaufen.
Mehr von Susanne Svanberg lesen
Ähnlich wie Nur zusammen sind wir froh
Titel in dieser Serie (94)
Ich habe ja Kitty: Mami Bestseller 13 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeliebte Stiefmutter: Mami Bestseller 24 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAus der Fremde kam ein kleiner Junge: Mami Bestseller 8 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMacht es doch wie wir: Mami Bestseller 3 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWir haben dich gewollt: Mami Bestseller 6 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin geheimes Töchterchen: Mami Bestseller 2 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnser Glück kann jetzt beginnen: Mami Bestseller 11 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Herz hat eine Heimat: Mami Bestseller 10 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNathalies Dornröschenhaus: Mami Bestseller 9 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEmmas Strategie: Mami Bestseller 5 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDavid im Glück: Mami Bestseller 15 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchwesterherz, ich hab dich lieb: Mami Bestseller 36 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWir holen uns das Glück zurück!: Mami Bestseller 17 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Schicksal heißt Nicole: Mami Bestseller 20 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleiner Kobold: Mami Bestseller 23 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOmi ist einfach super!: Mami Bestseller 7 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch bin immer für dich da: Mami Bestseller 4 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn Mami und Papi streiten: Mami Bestseller 16 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch will die andere nicht!: Mami Bestseller 1 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs wird alles gut!: Mami Bestseller 26 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWarum lügt ihr alle?: Mami Bestseller 21 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErsatzmami Annica: Mami Bestseller 19 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSie wollte ein Kind um jeden Preis: Mami Bestseller 18 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnders als andere Kinder: Mami Bestseller 14 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVati lügt nicht!: Mami Bestseller 25 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlück in Kinderaugen: Mami Bestseller 12 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTrost in schweren Stunden: Mami Bestseller 72 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTurbulente Ferien: Mami Bestseller 32 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNun habe ich nur noch euch: Mami Bestseller 53 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas schafft nur Josefine!: Mami Bestseller 27 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Inselgeister: Insel Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKorsika - Im Hafen der Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Sommerinseltraum Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEonidenwege: Das Graumeer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMörderische Nachsaison Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Letzte vom "Admiral": Eine spannende Seegeschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Letzte vom "Admiral" Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm fernen Westen: Deutsche Ansiedler in Nordamerika Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer König von Thule (Historischer Roman) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDER SCHARLACHROTE BIKINI: Der Krimi-Klassiker! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Letzte vom "Admiral" (Eine Seegeschichte) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSturm über Triest: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFraülein oder Frau Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer schwarze Meilenstein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Haus in Dalmatien: Vom Leben auf einer Adria-Insel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNebelgrauen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNacht über Föhr: Historischer Küstenkrimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFlieh nicht vor deinen Gefühlen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSiebter Himmel - Guadeloupe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBretonisch mit Sturm: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebe und Schmerz und der ganze verdammte Kram: 4 Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Schloss an der Ostsee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIrrlicht 51 – Mystikroman: Die Sage um Captain Wratt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Wohlanständigen: Ein Tanner-Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWindstille Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenInspector Swanson und die Mathematik des Mordens: Ein viktorianischer Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTodsünde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen13 SHADOWS, Band 20: DAS BLUTIGE AQUARIUM: Horror aus dem Apex-Verlag! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrab ohne Meerblick Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Romanzen für Sie
Der Weg zum eigenen Sklaven: Ein Leitfaden für die dominante Frau Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGegluckte Investitionen: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerfekter Sex: Wie Sie jeden Mann und jede Frau um den Verstand bringen! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenToskanische Liebesmelodie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNord gegen Süd: Historischer Abenteuerroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Braut für den spanischen Playboy Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWilhelm Meisters Lehrjahre Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Entehrt von einem Highlander Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Alien mit bösen Absichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Gefangene der Mafia: Mafia Ménage Trilogie, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie verbotene Babysitterin: Ein Milliardär - Liebesroman: Nachtclub-Sünden, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIhre Vergeltung: Milliardär Liebesromane: Ein Leuchtturm im Sturm, #2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGestohlene Unschuld Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWicked Little Price Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie erobert man einen Earl? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBeziehungsstatus 1: Wer's zuletzt macht, macht's am besten!: XXL-Leseprobe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHistorical Gold Band 251: Im Bann des irischen Kriegers / Eroberung und Verführung / Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Biest | Kurzgeschichte: Der etwas andere Bar-Besuch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Urlaubsromanzen Kurzgeschichten: Jahreszeit des Verlangens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Hilfe: Könige der Linwood-Akademie, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerlefter: Die Geschichte eines Bürgers Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Schmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReise zum Mittelpunkt der Erde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntzückt von einem Herzog: Sagenhafte Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieben Sie mich, Marquess! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNanny für eine Nacht: Ein Milliardär – Liebesroman Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Herzog und seine geliebte Feindin Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Nachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Nur zusammen sind wir froh
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Nur zusammen sind wir froh - Susanne Svanberg
Leseprobe:
Der zweite Ring
LeseprobeLars stürzte zur Fahrertür seines Wagens und riss sie auf. Bevor er sich ins Auto werfen konnte, hielt Arne ihn zurück.
»Ich fahre«, sagte der junge Bergquist so bestimmt, dass Lars gar nicht erst auf die Idee kam, ihm zu widersprechen. Außerdem wusste er selbst, dass er in seiner momentanen Gefühlslage alles andere als ein guter und vor allem sicherer Fahrer war. Wie sollte er auch? Seine Wenke war verschwunden! Entführt! Karl Aresson hatte sie ihm entrissen! Dieser verschrobene Einsiedler, bei dem Wenke nach ihrem Schiffbruch gestrandet war und vier endlos lange Tage aushalten musste. Er hatte sie wieder in seine Gewalt gebracht! Und irgendwo da draußen fuhr er jetzt mit ihr, auf der Flucht vor seinen Verfolgern…
»Du kennst den Weg zu dieser Landzunge?«, fragte Erik Hellström. Er wollte es sich nicht nehmen lassen, bei der Suche nach seiner Schwester mitzumachen, und hatte auf der Rückbank Platz genommen.
Lars nickte. »Ja, wir brauchen nur Richtung Norden zu fahren, immer der Küstenlinie entlang. In spätestens zwei Stunden müssten wir sie erreicht haben.«
Und dort, da war sich Lars ganz sicher, würde er Wenke aus Karls Händen befreien. Wie hatten sie sich nur so in ihm täuschen können? Obwohl – Lars hatte dieses ungute Gefühl, das bei dem Gedanken an Karl in ihm aufkam, nie verlassen. Deshalb hatte er sogar seinen Freund Magnus Freiberg gebeten, sich diesen Kauz noch einmal näher anzusehen. Doch Magnus hatte schnell Entwarnung gegeben. Als einen harmlosen Spinner hatte er Karl beschrieben, der zwar total vernarrt in Wenke sei, von dem aber keine Gefahr ausginge.
Lars schnaubte auf und schlug mit der Faust frustriert gegen die Beifahrertür. Die beunruhigten Blicke seiner Mitstreiter interessierten ihn nicht.
»Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich hätte sie nicht eine Sekunde aus den Augen lassen dürfen! Das ist alles meine Schuld!«
»Hör auf damit!«, blaffte ihn Erik an. »Du weißt, dass das Unsinn ist! Niemand konnte ahnen, dass das passieren würde. Sei lieber froh, dass Tante Greta das Nummernschild am Wagen ausmachen konnte und wir dadurch erfahren haben, dass es Karl war. Ansonsten wären wir und die Polizei noch völlig ahnungslos.«
Mami Bestseller
– 38 –
Nur zusammen sind wir froh
Ich will deinen Kindern eine gute Mutter sein
Susanne Svanberg
Das war ein seltsames Schauspiel, das sich dem Reisenden auf der Fähre bot, je näher er der kleinen Insel kam – dort, genau über diesem winzigen Fleckchen Erde im Meer, hatte sich der Himmel dunkel, fast schwarz, zusammengezogen und schickte sich jetzt an, seine Schleusen zu öffnen.
Gleichzeitig wurde dort, wo die Sonne dieses späten Nachmittags noch schien, ein herrlicher, farbenprächtiger Regenbogen sichtbar. Das Bild hätte nicht gegensätzlicher sein können.
Michael hatte den breitkrempigen Hut tief in die Stirn gezogen, während er an der Reling der Fähre lehnte und hinübersah zur Insel, die langsam, ganz langsam näher kam!
Der Betrieb auf dem Schiff war nicht groß. Die Feriensaison hatte noch nicht begonnen, und wer tatsächlich Urlaub machen konnte, der suchte sich wahrscheinlich nicht diese einsame kleine Insel aus, die so fernab gelegen war von allem, was einen Ferienort erst attraktiv machte.
Es gab keine Hotelhochhäuser und auch keinen gepflegten, kilometerlangen Strand. Die Küste war felsig und steil, die Straßen eng und noch mit altmodischem Kopfsteinpflaster versehen. Ein Leuchtturm, offensichtlich die einzige Attraktion, schickte sein einsames, wegweisendes Licht in die Runde – das war dann aber auch schon alles an Sehenswürdigkeiten, die der Reisende hier zu sehen bekam.
Jetzt hatten sich die schwarzen Wolken über der Insel mit Macht geöffnet, der Regen prasselte nur so herunter. Es war merkwürdig, selbst noch im Sonnenlicht zu stehen und den Regen in der Entfernung herunterkommen zu sehen.
Michael hatte das vorher so nie erlebt, und er war fasziniert. Dort der Regen, dahinter das Unwetter – einen solchen Empfang hätte er sich nie träumen lassen.
Michael sah den Anlegesteg der Insel immer näherrücken und rührte sich dennoch nicht fort von seinem Platz an der Reling. Er wußte, daß er jetzt eigentlich immer noch zurück konnte: Wenn er einfach nicht von Bord ging, wenn er so tat, als habe er weiter nichts gewollt als diese kleine Überfahrt mit der Fähre, wenn er ganz einfach den Hut noch tiefer ins Gesicht zog und sich nicht zeigte, dann gab es noch ein Zurück. Dann würde es ihm noch möglich sein, den Lauf der Dinge aufzuhalten.
Es gab einen winzigen Augenblick, da war er unschlüssig. Sollte er an Land gehen oder auf der Fähre bleiben?
Das Schiff legte mit Getöse an, die wenigen Gäste verließen über den Steg die Fähre. Größtenteils handelte es sich dabei um Inselbewohner, die einen Ausflug zum Festland gemacht hatten, um einzukaufen.
Michael war der einzige Fremde, der schließlich von Bord ging. Er mußte seinen Hut ganz festhalten, damit der stürmisch gewordene Wind ihn nicht doch noch mit sich forttrug. Es regnete unvermindert stark, und in der Ferne konnte man grelles Wetterleuchten beobachten.
Noch während er sich suchend umschaute, trat aus der Dunkelheit, die für die Tageszeit ganz und gar ungewöhnlich war, eine zierliche, schmale Gestalt auf ihn zu, eingewickelt in einen viel zu großen, regenglänzenden Mantel, unter dessen riesiger Kapuze das Gesicht kaum zu erkennen war.
»Herr Flemming?«
Michael fuhr herum und lachte erleichtert auf. »Oh, Gott sei Dank, es ist jemand da, um mich abzuholen… Ja, ich bin Michael Flemming! Und Sie sind sicher Frau Moebius.«
»Aber nein«, kam es verwundert zurück – verwundert deshalb, weil ihm da ein viel zu offensichtlicher Irrtum unterlaufen war. »Ich bin Ruth Harrison, die Sekretärin von Frau Moebius. Es freut mich, daß Sie gekommen sind. Herzlich willkommen bei uns auf der Insel!«
Michael schüttelte eine kleine feucht gewordene Hand und folgte Ruth Harrison dann zu einem schwarzen alten Wagen, der aus der Nachkriegszeit zu stammen schien.
»Ich dachte, hier auf der Insel wären Autos nicht erlaubt«, sagte er, als er einstieg.
Die junge Frau lachte leicht. »Die Familie Moebius hat immer Autos gehabt und sich nie darum gekümmert, was erlaubt war und was nicht. Sie dürfen nicht vergessen, daß sie zu den ersten Bewohnern dieser Insel gehörte. Das bringt automatisch Privilegien mit sich, selbst, wenn das meiste Jahrhunderte zurückliegt.«
»Auf jeden Fall ist ein Auto bei solchem Unwetter praktischer als ein Fahrrad oder ein Pferdewagen«, murmelte Michael und nahm den Hut ab, um die Nässe aus der Krempe zu klopfen.
Ruth wandte ihm ihr Gesicht zu und starrte ihn sekundenlang wie erstarrt an. Ihre Augen wirkten übergroß und fast schwarz in ihrem kleinen Gesicht, sie war schmächtig und grazil, was durch den riesigen Regenmantel nur noch unterstrichen wurde.
»Ach –«, sagte sie, als sie ihn zum erstenmal im Licht anschaute, und das hörte sich an wie ein Seufzer, der sogleich mit dem Wind verwehte.
»Was ist?« fragte Michael irritiert und hielt in der Bewegung inne.
Ruth lachte leicht – er sollte es bald als typisch für sie erkennen, denn es war ein federleichtes, etwas atemloses Lachen, das er bei niemand sonst gehört hatte.
»Ich dachte eben …, aber nein, es ist albern von mir …, da war so eine Ähnlichkeit…«
»Ähnlichkeit?« er preßte sekundenlang die Zähne ganz fest zusammen. »Mit wem?«
Sie winkte ab. Auch das war eine ganz leichte, flatternde Bewegung. »Nein, nein, es hat nichts zu bedeuten. Ich habe wohl etwas gesehen, was gar nicht da ist. Es muß am Licht liegen. Es ist ja schrecklich dunkel und dabei erst halb sechs. Wir wollen uns beeilen, daß wir nach Hause kommen. Der Teetisch ist sicher schon gedeckt. «
Michael wischte sich die tintenschwarze nasse Haarsträhne aus der Stirn. Er hatte ein schmales hartes Gesicht mit dunklen Augen. Sein Mund, sein Kinn verrieten Entschlossenheit und Unnachgiebigkeit – man konnte sich gut vorstellen, daß er, wenn es darauf ankam, seinen Willen durchsetzte und keinen Rückzieher machte.
Ruth ließ den dröhnenden Motor des alten Autos an, und wenig später brausten sie gemächlich den sanft ansteigenden, kopfsteingepflasterten Weg hinauf zum Haus der Familie Moebius.
Michael merkte erst jetzt, wie angespannt er innerlich war. Er hatte seine Hände in den Manteltaschen zu Fäusten geballt, und als ihm das jetzt bewußt wurde, schämte er sich ein bißchen. Er kam doch nicht als Herausforderer, als Kämpfer, sondern um gewissen Dingen auf den Grund zu gehen, um Ereignisse, die schon eine Weile zurücklagen, besser zu verstehen – es würde wichtig sein, daß er sich das von Zeit zu Zeit verdeutlichte.
Ruth Harrison warf ihm ab und zu einen prüfenden Blick zu. Sie wirkte winzig neben ihm, ihr helles Haar umgab ihr kleines Gesicht wie der Heiligenschein eines Engels.
»Sie haben noch gar nicht nach Ihrem Schützling gefragt«, sagte sie nach einer Weile zögernd.
»Ja, das hätte ich wohl als erstes machen sollen«, erwiderte Michael gedehnt. »Aber ehrlich gesagt, ich bin so beeindruckt von der Insel, daß für alles andere