Zärtlich getröstet
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Zuerst scheint der Defekt des Fahrstuhls mehr eine amüsante Unterbrechung ihres Büroalltags zu sein: Sharon und der attraktive John, den sie nur flüchtig kennt, unterhalten sich prächtig. Doch als sich auch nach Stunden noch nichts tut - zudem jetzt das Licht ausgeht, gerät Sharon in Panik. Zärtlich versucht John sie zu beruhigen. Und plötzlich - beide wissen hinterher nicht mehr, wie es geschah - lieben sie sich voller Leidenschaft. Minuten, die ihr ganzes Leben verändern …
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Buchvorschau
Zärtlich getröstet - Judy Christenberry
IMPRESSUM
Zärtlich getröstet erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2001 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „When The Lights Went Out …"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1320 - 2002 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Gina Curtis
Umschlagsmotive: GettyImages_shironosov
Veröffentlicht im ePub Format in 08/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733759162
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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PROLOG
Kane Haley lehnte sich in seinem Sessel zurück. Seine Gedanken wanderten zu der bevorstehenden Lunchverabredung. Zuvor hatte er jedoch noch eine kleine Angelegenheit zu erledigen, dann …
Eine Stimme am anderen Ende der Leitung unterbrach seine Überlegung. Bereits seit einigen Minuten war sein Anruf in der Warteschleife, und er wurde allmählich ungeduldig. „Hören Sie, Mr. Haley, es tut mir leid."
„Ich verstehe nicht ganz. Was tut Ihnen leid?"
„Ihre Spermienspende, die bei unserer Samenbank deponiert wurde, ist versehentlich verwendet worden", sprudelte der Mann hervor.
Kanes Sessellehne stellte sich ruckartig auf. Langsam sagte er: „Wollen Sie damit sagen, mein Baby sei im Besitz einer unbekannten Frau? Er hob die Stimme. „Irgendeiner …? Wer ist es?
„Wir sind nicht befugt, Ihnen darüber Auskunft zu geben. Aber es passierte, weil die Frau zu den Angestellten Ihrer Firma zählt. Aus diesem Grund zweifelte unser Mitarbeiter auch nicht, dass sie gerade Ihre Spende wünschte. Sollten Sie aufgrund dieses Versehens irgendwelche Unannehmlichkeiten haben, bitten wir um Entschuldigung."
„Unannehmlichkeiten? Irgendwelche …? Verflixt. Nennen Sie mir den Namen der Frau."
„Das dürfen wir nicht, Mr. Haley. Eine Anzeige wäre uns sicher."
Was Kane wenig interessierte. Zum Teufel, vielleicht sollte er persönlich die Firma verklagen. Zu der Spermienspende hatte er sich bereit erklärt, weil sein bester Freund, Bill Jeffers, an Krebs erkrankt war und sich einer Strahlentherapie unterziehen musste. Zuvor wollte er seine eigenen Spermien für die Zukunft sichern. Um ihn zu unterstützen, hatte Kane ihn zur Samenbank begleitet. Der diensthabende Arzt schlug Kane vor, selbst auch eine Spermienspende zu hinterlassen, falls sich herausstellen sollte, dass die Spermien seines Freundes nicht zu verwenden waren.
Heute hatte Kane erfahren, dass die Frau seines Freundes schwanger geworden war … auf natürliche Weise. Grund genug für Kane, sofort die Samenbank aufzufordern, seine Spermienspende zu vernichten.
Zu spät.
„Aber Sie dürfen mir sicher mitteilen, wann das passiert ist?"
„Erst kürzlich. Doch wie gesagt, ich bin nicht befugt, weitere Informationen zu erteilen. Vielen Dank."
Danach ertönte das Amtszeichen. Was nun? Sollte Kane Maggie bitten …? Nein, er hatte keine Lust, mit seiner unglaublich tüchtigen Sekretärin dieses Problem zu erörtern, die an ihren Boss ebenso hohe Ansprüche stellte wie an sich selbst. Er konnte sich nicht vorstellen, wie er ihr eingestehen sollte, so sorglos mit seinen Spermien umgegangen zu sein.
Gut, diese Angelegenheit musste er also selbst in die Hand nehmen. Ich werde mir meine weiblichen Angestellten anschauen, beschloss er, und herausfinden, welche ein Kind erwarten.
Um dann nach dem Namen des Vaters zu fragen?
Eine solche Frage konnte er unmöglich stellen. Nein, nein! Dazu fehlte ihm die Berechtigung.
In diesem Moment klopfte es an seiner Bürotür. Maggie trat ein. „Gehen Sie zum Lunch aus?"
„Ja, … oh ja. Aber ich … Endlich kam ihm die rettende Idee. „Ich muss Sie etwas fragen, Maggie. Wissen Sie, wer von unseren weiblichen Angestellten schwanger ist?
Maggie starrte ihn an und nickte. „Ja, das weiß ich."
„Verstehe. Unterstützen wir sie auf irgendeine Weise?"
Maggie blinzelte und errötete. „Wir bieten ihnen an, für ärztliche Leistungen aufzukommen."
„Ach so. Ich überlege, ob wir nicht mehr tun sollten. Einen Kinderhort aufmachen, zum Beispiel. Ich las neulich einen Artikel, in dem es hieß, dass es sich für eine Firma auszahlt, wenn sie ihre Mitarbeiter auch in privaten Angelegenheiten unterstützt."
„Tatsächlich?"
„Ja. Dann werde ich mich also morgen nach den Wünschen unserer schwangeren Angestellten erkundigen. Dafür benötige ich aber eine Namensliste."
„In Ordnung."
„Sie können mir die Liste beschaffen?" Wie immer war Kane von der Kompetenz seiner Sekretärin fasziniert.
„Ich werde mein Bestes tun." Maggie legte Kane einen Stapel Unterlagen auf den Schreibtisch, bevor sie sich zum Gehen wandte.
Morgen. Morgen würde Kane wissen, wer im Besitz seines Babys war.
1. KAPITEL
Sharon Davies ging zu den Fahrstühlen. Dabei gab sie sich sicher und selbstbewusst, als sei ihr Leben vollkommen in Ordnung, ruhig und glücklich.
Sie hatte einen guten Job bei der Kane Haley AG, einer stark wachsenden Steuerberatungsgesellschaft in Chicago. Sie liebte ihre Arbeit, besaß eine großartige Familie, draußen schien die Sonne, und heute Morgen hatte sie zu Hause einen Schwangerschaftstest gemacht.
Als sich eine der Fahrstuhltüren öffnete, zögerte Sharon einen Moment, aber dann schubste sie jemand von hinten an. „Nun machen Sie schon, Lady. Ich hab ’ne Menge auszuliefern."
„Entschuldigung, murmelte Sharon und trat beiseite. „Gehen Sie nur vor. Ich nehme den nächsten.
Zusammen mit anderen Passanten betrat der Bote den Aufzug und blickte Sharon an. „Kommen Sie schon. Es ist Platz genug."
„Nein. Nein, ich … ich kann nicht." Sharon trat einen Schritt zurück.
Er sah sie an, als sei sie nicht ganz bei Verstand. Mag sein, dachte sie, andererseits gibt es sicher nicht viele Menschen, die von sich behaupten können, in einem Fahrstuhl schwanger geworden zu sein. Nämlich in genau diesem hier.
Die Tür schloss sich, und Sharon blickte auf ihr Spiegelbild in der Tür. Sie sah absolut nicht aus wie eine Frau, die schnelle Männerbekanntschaften suchte. Sie trug ein graues wollenes Kostüm mit einer lila Seidenbluse, deren Knöpfe bis auf den obersten alle geschlossen waren. Der Rock war schmal geschnitten, hatte jedoch eine moderate Länge. Die Schuhe mit den flachen Absätzen trugen auch nicht dazu bei, die Blicke der Männer auf sich zu ziehen.
Vor zwei Monaten hatte sie auch nicht anders gewirkt. Aber heute, nach einem chaotischen Morgen, an dem ohnehin schon alles falsch lief, kam sie zu spät zur Arbeit. Sie hasste Aufzüge. Aber der Gedanke, die Treppe zum sechzehnten Stock hinaufzusteigen, war auch nicht gerade verlockend. Nichts gegen Gymnastik, aber so verrückt war sie nun auch wieder nicht.
Der nächste Aufzug wartete. Sharon atmete tief durch und betrat die Kabine. Sie kreuzte die Arme vor der Brust. Niemand sollte merken, wie stark ihre Hände zitterten. Dann lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Wand und schloss die Augen. Sofort sah sie Jacks Gesicht vor sich – allerdings wirkte es heute nicht beruhigend auf sie.
Ihr war eher nach Weinen zumute. Sie riss die Augen wieder auf und blinzelte mehrmals. Sie wollte nicht weinen.
Die Tür öffnete sich in der obersten Etage, wo sich Sharons Büro befand. Rasch verließ sie den Aufzug, setzte ein freundliches Lächeln auf, um ihre männlichen Kollegen zu begrüßen, während sie zu ihrem Schreibtisch eilte. Dort fühlte sie sich sicherer. Nicht, dass man ihr die Schwangerschaft ansehen würde. Noch nicht. Als Erstes wollte sie sich jedoch einen Termin bei ihrer Frauenärztin geben lassen.
Sie nahm den Telefonhörer auf und wählte die Nummer ihrer Arztpraxis. Nach einem kurzen Gespräch legte sie wieder auf. Morgen früh um neun Uhr! Zumindest diese kleine Angelegenheit wäre geregelt.
Anschließend machte sie sich auf den Weg zum Büro ihres Chefs. Andrew Huffman stellte so etwas wie eine Vaterfigur für sie dar, seit ihr Vater Sharons Mutter und seine vier Kinder verlassen hatte. Sharon war die Älteste.
Der Kampf, der auf die Trennung ihrer Eltern folgte und noch andauerte, erinnerte Sharon jeden Tag daran, dass sie den Männern – jedenfalls den meisten – nicht trauen durfte. Immerhin konnten ihre Geschwister das College besuchen. Sharons Mutter arbeitete hart, und seit dem vierzehnten Lebensjahr trug auch Sharon zum Lebensunterhalt der Familie bei.
Mit achtzehn Jahren, gleich nach der Highschool, hatte Sharon in der Kane Haley AG angefangen. Dabei hatte sie das Glück, in der Abteilung von Andrew Huffman arbeiten zu dürfen. Andy ermutigte sie, sich durch die Weiterbildungskurse der Firma und durch Abendkurse weiterzuqualifizieren. Mit dieser Zusatzausbildung konnte sie dann Zug um Zug auch größere Verantwortung übernehmen.
Erst im August dieses Jahres hatte sie ihr Diplom gemacht, und Andy war darüber nicht weniger erfreut als sie selbst. Als sie jetzt an seine Bürotür klopfte, wusste sie, dass er im Rollstuhl hinter seinem Schreibtisch saß. Obwohl er kurz vor seiner Pensionierung stand, verfügte er noch immer über die Energie eines jungen Mannes.
„Herein."
„Andy? Morgen früh habe ich einen Arzttermin. Ich werde also nicht vor zehn oder halb elf hier sein. Geht das in Ordnung?"
„Sicher. Haben Sie Probleme?"
„Nein. Ich will nur sichergehen in einer Sache." Ohne die Bestätigung eines Arztes wollte sie niemandem von ihrer Schwangerschaft erzählen. Diese Heimtests erschienen ihr doch nicht ganz zuverlässig.
„Okay. Vielleicht habe ich ja schon nächste Woche gute Nachrichten für Sie – bezüglich Ihres eigenen Projektes." Andy lächelte verschmitzt.
Sharon versuchte, Begeisterung zu zeigen. „Tatsächlich? Wissen Sie schon Genaueres?"
„Das darf ich noch nicht verraten. Machen Sie einfach so weiter wie bisher."
Sharon ging an ihren Arbeitsplatz zurück. Sie und Andy hatten schon mehrmals darüber geredet, dass sie ein Projekt in eigener Regie übernehmen sollte. Solange sie noch kein Diplom hatte, konnte er ihr eine solche Verantwortung nicht übertragen, aber er hatte versprochen, sie würde diese Chance jetzt bekommen.
Gestern noch wäre sie vor Freude in die Luft gesprungen.
Heute zweifelte sie, ob sie den Job überhaupt schaffen konnte.
Sharon konnte kaum noch der Versuchung widerstehen, ihre Freundin Jennifer Martin anzurufen. Jen war Leiterin der Krankenversicherung. Sie war es auch, die Sharon auf die Idee mit dem Heimtest gebracht hatte. Als Sharon einmal beim Lunch über Müdigkeit und gelegentliche Schwindelgefühle klagte, hatte Jen sogleich gemeint, sie höre sich an, als ob sie schwanger sei.
Beide hatten lachen müssen, denn Jen kannte sich aus. Einen Monat, nachdem ihr Verlobter bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, hatte Jen herausgefunden, dass sie ein Baby erwartete.
Aber Jen ahnte nicht, dass sie Sharon zu dem Test inspiriert hatte, denn sie wusste nichts von dem Vorfall im Fahrstuhl. Außer Sharon und Jack wusste niemand etwas davon.
Wenn sie doch bloß wüsste, wer Jack war.
„Der Test war korrekt, Miss Davies. Sie sind in der achten Woche schwanger. Ihr Baby entwickelt sich gut. Ich sehe keinerlei Probleme. Trotzdem möchte ich Ihnen noch einige Vitamine verschreiben und einen genauen Untersuchungsplan aufstellen."
Die ältere Frau im weißen Kittel lächelte Sharon an, während sie sich auf der Patientenkarte Notizen machte. „Nun, wie heißt der Vater?"
Sharon blickte sie an. Seit sie vor acht Jahren bei der Kane Haley AG angefangen hatte, kam sie zu Dr. Norman in die Praxis. Sie befand sich im selben Gebäude wie Sharons Arbeitsplatz, und das war überaus praktisch.
„Oh. Ich gebe keinen Vater an." Ruhig legte Sharon die Hände im Schoß zusammen.
„Sie wissen nicht, wer der Vater ist?", fragte Dr. Norman in scharfem Ton.
„Ich weiß, wer er ist, möchte den Namen aber nicht in meinen Papieren nennen. Es ist mein Baby, und ich werde für es sorgen."
„Ach so. Er ist verheiratet." Die Ärztin presste die Lippen aufeinander.
War Jack verheiratet? Sharon glaubte es nicht, war sich ihrer Sache