Im Aufruhr der Gefühle
Von Patricia Kay
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Über dieses E-Book
In dem charmanten Restaurantbesitzer Gregg hat Sabrina ihren Traummann gefunden. Doch ihre tiefe Liebe können sie nur im Geheimen ausleben. Denn Gregg gehört zum Clan der Antonellis - und Sabrinas Mutter hat gute Gründe, diese Familie abgrundtief zu hassen…
Patricia Kay
Patricia Kay hat bis heute über 45 Romane geschrieben, von denen mehrere auf der renommierten Bestsellerliste von USA Today gelandet sind. Ihre Karriere als Autorin begann, als sie 1990 ihr erstes Manuskript verkaufte. Inzwischen haben ihre Bücher eine Gesamtauflage von vier Millionen Exemplaren in 18 verschiedenen Ländern erreicht! Patricia ist die älteste von vier Schwestern und stammt aus dem amerikanischen Bundesstaat Ohio. Sie ist viel gereist und hat unter anderem in New York State, Kalifornien und Schweden gelebt, bevor sie und ihr Mann sich endgültig in Texas niederließen. Sie haben drei erwachsende Kinder und drei Enkelkinder. Ihre größten Hobbys sind Lesen und der Besuch von Musicals, vorzugsweise direkt am Broadway in New York.
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Buchvorschau
Im Aufruhr der Gefühle - Patricia Kay
IMPRESSUM
Im Aufruhr der Gefühle erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2003 by Patricia A. Kay
Originaltitel: „Secrets of a small town"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1415 - 2004 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Detlef Murphy
Umschlagsmotive: Andreka / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 09/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733753276
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Sabrina March lehnte sich zurück und seufzte zufrieden. „Das Hühnchen und die Klöße waren sehr lecker. Wie immer." Sie lächelte Florence Hillman zu. Die langjährige Haushälterin ihrer Eltern begann gerade damit, den Tisch abzuräumen.
„Freut mich, dass es euch geschmeckt hat." Florence erwiderte das Lächeln.
„Ich fürchte, es hat mir zu gut geschmeckt. Sabrinas Vater rieb sich den Bauch. „Was hältst du von einem Spaziergang, Sabrina? Um die Kalorien abzuarbeiten.
Er sah Sabrinas Mutter an. „Es macht dir doch nichts aus, oder?"
Isabel Marchs graue Augen schienen frostiger zu blicken, doch nach einem Moment schüttelte sie den Kopf. „Wenn ihr nicht zu lange bleibt. Ich habe auch so schon wenig genug von dir", fügte sie leise hinzu.
Wie immer ignorierte Ben March die Kritik seiner Frau. „In spätestens einer Stunde bin ich zurück", erwiderte er sanft.
Sabrinas Vater, der Präsident eines Touristikunternehmens war, würde am nächsten Morgen zu einer längeren Geschäftsreise aufbrechen – nach Griechenland, soweit Sabrina wusste. Er verstand sich darauf, neue Zielgebiete zu erschließen. March Tours war kein großer Konzern, aber einer der erfolgreichsten Anbieter von Luxusurlauben. Ben March hatte hart dafür gearbeitet.
Deshalb war er selten zu Hause, und Sabrina hatte durchaus Verständnis für den Wunsch ihrer Mutter, mehr von ihm zu haben. Trotzdem war sie froh, ein wenig Zeit mit ihm allein verbringen zu können. Sie liebte ihre Mutter, aber ihren Vater vergötterte sie.
Wenn er zu Hause war, herrschte eine entspannte, heitere Stimmung, die sonst selten war. Es gab niemanden, den sie mehr respektierte. In Sabrinas Augen war Ben perfekt: ehrlich, fleißig, loyal, großzügig und liebevoll. Die vergangenen sechzehn Jahre konnten für ihn nicht leicht gewesen sein, aber er hatte sich nie beklagt. Für sie war ihr Vater immer ein Vorbild gewesen.
Sabrinas Mutter nickte ihrem Mann zu und stieß sich von der Tischkante ab. Ihr elektrischer Rollstuhl – der beste, den es für Geld zu kaufen gab – war fast geräuschlos. Ohne ihren schweren Unfall wäre vielleicht alles anders gekommen, und Isabel March wäre heute eine zufriedene Frau gewesen.
Manchmal hatte Sabrina das Gefühl, die Verbitterung ihrer Mutter keinen Tag länger ertragen zu können. Und kaum stieg der Gedanke in ihr auf, meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Vor dem Sturz beim Skilaufen, der zu einer Lähmung beider Beine geführt hatte, war sie eine überaus aktive, sportliche Frau gewesen.
„Können wir?", fragte ihr Vater und erhob sich.
Hastig stand Sabrina auf. Sie sehnte sich nach der frischen Oktoberluft.
Kurz darauf saßen sie in Ben Marchs Wagen. „Hast du in letzter Zeit über deinen Job nachgedacht, Honey?", fragte er.
Sabrina seufzte. „Ja, aber mir ist noch keine Lösung eingefallen."
Er drückte ihre Hand. „Möchtest du, dass ich mit deiner Mutter darüber rede?"
Einen Moment lang war Sabrina versucht, Ja zu sagen, aber dann seufzte sie nur wieder. „Nein, Dad. Das ist mein Problem. Ich weiß dein Angebot zu schätzen, aber ich muss allein damit fertig werden."
Sabrina war die Verlegerin des Rockwell Record, der Tageszeitung, die ihr Urgroßvater Francis Kipling Rockwell gegründet hatte. Seit sie alt genug war, um zu wissen, was eine Zeitung war, hatte sie dort arbeiten wollen – aber als Reporterin oder Redakteurin, nicht als diejenige, die die Geschäfte führte, Personal einstellte oder entließ und für alles verantwortlich war. Doch seit ihr Onkel Frank sich zur Ruhe gesetzt hatte, war sie die einzige Rockwell, die für die Position infrage kam. Mehr und mehr hatte sie die journalistische Arbeit anderen überlassen müssen und im letzten Jahr das Gefühl gehabt, dass ihr Leben außer Kontrolle geraten war und sie nichts daran ändern konnte.
„Wenn ich nicht so oft fort wäre und du nicht auch noch für deine Mutter verantwortlich sein müsstest …", begann ihr Vater.
„Es ist nicht deine Schuld. Ich will nicht, dass du ein schlechtes Gewissen hast. Du weißt, dass Mom sehr unglücklich wäre, wenn ihr weniger Geld hättet. Außerdem würde es nichts ändern, wenn du dauernd zu Hause wärest. Sie erwartet nun einmal bestimmte Dinge von mir. Sie lächelte ihm aufmunternd zu. „Ich bin okay. Wirklich. Jetzt lass uns über etwas anderes reden.
Zehn Minuten später parkte Sabrinas Vater den Wagen, und sie stiegen die Anhöhe hinauf, auf der der Blumengarten des Parks lag. Auf dem Weg lag das leuchtende Laub der Ahornbäume, und Sabrina atmete tief durch. Sie liebte den Herbst.
„Hast du gehört, was Shorty Carwell … Sie brach ab. „Dad?
Ihr Vater war stehen geblieben und hielt sich die Brust.
„Dad?, wiederholte sie eindringlich. „Was ist los?
Er verzog das Gesicht. „Nur der … Magen. Ich hätte die zweite Portion Klöße nicht essen sollen."
„Bist du sicher? Sabrina gefiel seine Gesichtsfarbe nicht. Er war blass geworden. „Vielleicht sollten wir nach Hause fahren.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, es geht mir gut. Es ist nur die Verdauung. Das Laufen wird mir gut tun."
„Aber …"
„Wirklich. Es geht mir wieder gut." Lächelnd bot er ihr seinen Arm an.
Obwohl Sabrina sich bei ihm einhakte, legte sich das mulmige Gefühl in ihrem Bauch nicht. Sein Lächeln hatte ein wenig gezwungen gewirkt. Aber er schien so tun zu wollen, als wäre nichts passiert, also gab sie sich unbeschwert.
„Wann fliegst du morgen?"
„Mittags."
„Also wirst du früh aufbrechen?"
Als Ben nicht sofort antwortete, musterte sie ihn besorgt. Ihr Herz schlug schneller. Sein Gesicht war weiß, und trotz der Kälte hatten sich an seiner Oberlippe Schweißtropfen gebildet. „Dad! Es geht dir nicht gut!"
„Ich …" Er taumelte zurück. Fasste sich wieder an die Brust. Sein Blick war panisch. Dann sank er mit einem erstickten Aufschrei zusammen.
Sabrina versuchte, ihn festzuhalten, aber er war zu schwer. Sie riss das Handy aus der Tasche und wählte 911, bevor sie neben ihm in die Knie ging und zwei zitternde Finger an seine Halsschlagader legte. Sie schluckte. Kein Puls.
Sofort nachdem sie den Notfall gemeldet hatte, begann sie mit der Wiederbelebung. Zum Glück hatte sie vor einigen Monaten einen Kurs mitgemacht, um darüber zu berichten. Sonst hätte sie nicht gewusst, was sie jetzt tun musste.
„Dad, bitte sei okay. Bitte sei okay."
Immer wieder flehte sie ihn an, während ihre Kräfte langsam nachzulassen begannen. Trotzdem machte sie mit der Mund-zu-Mund-Beatmung weiter.
Inzwischen schluchzte sie vor Angst und Verzweiflung. Egal, was sie tat, er atmete nicht! Wo blieb der Krankenwagen?
Bitte, beeilt euch, flehte sie stumm.
Endlich hörte sie die Sirene, erst in weiter Ferne, dann immer lauter, als der Rettungswagen auf den Parkplatz einbog.
Sekunden später wurde sie von kräftigen Händen zur Seite geschoben, und drei Sanitäter übernahmen.
Benommen beobachtete Sabrina, wie sie ihren Vater untersuchten. Als einer von ihnen – ein stämmiger, dunkelhaariger Mann – nach dem Elektroschockgerät rief, biss sie sich auf die Lippe, um nicht aufzuschreien.
Bitte, lass ihn nicht sterben, flüsterte sie. Ich brauche ihn.
Entsetzt sah sie zu und zuckte jedes Mal zusammen, wenn die Sanitäter einen Stromstoß durch die Brust ihres Vaters jagten.
Und dann hob der dunkelhaarige Sanitäter wie in Zeitlupe den Kopf.
Er sah seine Kollegen an. „Es hat keinen Sinn."
„Nein!", rief Sabrina.
Die Sanitäterin drehte sich zu ihr. „Es tut mir so leid. Ihre braunen Augen waren voller Mitgefühl. „Wir können nichts mehr für ihn tun. Er ist tot.
Sabrina starrte sie an. Ihr Vater konnte nicht tot sein. Er war erst achtundfünfzig Jahre alt. Er war viel zu jung, um zu sterben. „Daddy … Tränen rannen über ihr Gesicht. „Daddy.
Die Sanitäterin stand auf, legte den Arm um Sabrina und führte sie zu einer Bank. „Soll ich jemanden für Sie anrufen?"
Sabrina schüttelte den Kopf. Ihr Vater hatte keine Familie. Seine Eltern waren tot, und er war ihr einziges Kind gewesen. Und ihre Mutter …
„Sind Sie sicher?"
„Meine Mutter … sitzt im Rollstuhl. Ich muss zu ihr und … es ihr sagen." Oh, gütiger Himmel. Was würde jetzt aus ihnen werden? Wie würde ihre Mutter diese Katastrophe verkraften?
„Gibt es sonst noch jemanden, den ich anrufen kann? Jemanden, der Ihnen jetzt beistehen kann?"
Es gab nur Frank, den Bruder ihrer Mutter. Aber der war selbst nicht gesund und lebte mit seiner Frau in Florida. Und Tante Irene, die Schwester ihrer Mutter, die mit ihrer Familie in Savannah wohnte. Sabrina biss sich auf die Lippe. Casey. Casey würde kommen.
„Ich … werde eine Freundin anrufen", brachte sie schließlich heraus. Casey Hudson war seit der Highschool ihre beste Freundin. Die Beste, die sie je gehabt hatte.
Als sie Caseys Stimme hörte, brach sie zusammen. Behutsam nahm die Sanitäterin – auf deren Namensschild J. Kovalsky stand – ihr das Handy ab. Leise sprach sie hinein.
„Ihre Freundin wird in zehn Minuten hier sein", sagte sie sanft, als Sabrina sich wieder gefasst hatte.
Benommen saß Sabrina da, während die beiden Sanitäter den leblosen Körper ihres Vaters auf eine Trage legten und in den Rettungswagen schoben. „Wo … wohin bringen Sie ihn?"
„Ins County General."
Als Journalistin wusste Sabrina, dass man dort den Totenschein ausstellen und die Leiche ihres Vaters unterbringen würde, bis sie dem von ihr und ihrer Mutter beauftragten Bestattungsunternehmen übergeben werden konnte.
Ihre Lippen zitterten. Leiche. Totenschein. Bestattungsunternehmen. Es waren so schreckliche Worte. Schrecklich und fremd und endgültig.
Sie vergrub das Gesicht in den Händen und ließ den Tränen freien Lauf.
„Asche zu Asche, Staub zu Staub …"
Sabrina lauschte den Worten des Geistlichen mit der gleichen Benommenheit, mit der sie die vergangenen drei Tage durchstanden hatte. Alles, was seit dem tödlichen Herzinfarkt ihres Vaters geschehen war, lief wie ein unscharfer, verschwommener Film in ihrem Kopf ab.
Sie hatte ihrer Mutter die schlimme Nachricht überbracht. Sich um die Beisetzung gekümmert. Freunde und Angehörige verständigt. Sich die zahlreichen Beileidsbekundungen angehört. Hunderte von Trauergästen begrüßt, die gekommen waren, um dem aufgebahrten Ben March die letzte Ehre zu erweisen.
Und heute die Beisetzung.
Es erschien ihr wie eine grausame Ironie des Schicksals, dass dies ein wunderschöner Tag war – klar und kalt, mit einem strahlend blauen Himmel und einer Herbstsonne, die alles in einen goldenen Schein tauchte. Kein Tag für eine Beerdigung. Menschen sollten nur an dunklen, verregneten Tagen begraben werden.
Der Geistliche ließ Erde auf den Sarg rieseln. „Benjamin Arthur March, wir übergeben deine sterbliche Überreste …"
Sabrina hörte nicht mehr zu. Die feierlichen Worte waren bedeutungslos. Sie änderten nichts. Ihr Vater war tot.
Sie wünschte, sie wäre nicht hier. So wollte sie ihren Vater nicht in Erinnerung behalten. Sie wollte nicht erleben, wie sein Sarg in die Erde gesenkt wurde. Sie wollte nicht glauben, dass sie ihn nie wieder sehen würde.
Ihre Augen brannten. Seit jenen Minuten im Park hatte sie sich keine Tränen mehr gestattet.
Was half denn Weinen schon?
Ihr Vater war fort. Nie wieder würde sie ihn lächeln sehen. Nie wieder würde er sie mit seinem Optimismus und Humor anstecken. Nie wieder