Wer auf die Liebe wartet ...
Von Lynne Marshall
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Über dieses E-Book
Bei ihrer Rückkehr nach Whispering Oaks will Anne eine einzige Person auf keinen Fall treffen: Jackson Lightfoot. Zu schmerzhaft sind die Erinnerungen an die gemeinsame Highschoolzeit. Vor zwölf Jahren brach er ihr das Herz, weil er ihre Liebe nicht erwiderte. Doch das Schicksal bringt Anne und Jack wieder zusammen. Und als er vor ihr steht - in seiner sexy Feuerwehruniform, muskulös und attraktiver als je zuvor - wird Anne überwältigt von Gefühlen, die sofort wieder aufflammen. Aber ihre Wunden sind tief - und auch Jackson kämpft gegen die Schatten seiner Vergangenheit …
Lynne Marshall
Die USA-Today-Bestsellerautorin Lynne Marshall war beim Schreiben eine Spätzünderin: Lange dachte sie, sie hätte ein ernsthaftes Problem, weil sie so oft Tagträumen nachhing. Doch dann fand sie heraus, dass sie diese einfach niederschreiben konnte und daraus tolle Geschichten entstanden! Diese Erkenntnis traf sie erst, als ihre Kinder schon fast erwachsen waren. Über das fast leere Haus tröstet sie heute das Schreiben über die Liebe, das Leben und Happy Ends hinweg. Lynne Marshall ist stolze Mutter und Oma, und sie liebt Babys, Hunde, Bücher, Musik und das Reisen.
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Buchvorschau
Wer auf die Liebe wartet ... - Lynne Marshall
Lynne Marshall
Wer auf die Liebe wartet …
IMPRESSUM
BIANCA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2012 by Janet Maarschalk
Originaltitel: „Courting His Favorite Nurse"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: SPECIAL EDITION
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1871 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Christa Stütz
Fotos: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format im 02/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-95446-422-7
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY, STURM DER LIEBE
www.cora.de
1. KAPITEL
„Ich bin froh, dass du da bist, Annie, Schätzchen!" Kieran Gray klang noch nicht ganz erholt von der Operation am Vortag. Mit seinen langen Beinen, die fast über den Bettrand hingen – das linke von der Hüfte bis zum Fuß eingegipst und auf drei Kissen gelagert –, wirkte er zu groß für das Krankenhausbett.
„Ich bin auch froh, Dad." Anne tätschelte ihrem Vater die Hand und prüfte dabei, ob die Infusionsnadel richtig saß und die Flüssigkeit stetig tropfte. Seit acht Jahren als Krankenschwester tätig, konnte sie einfach nicht anders.
„Kümmere dich um deine Mutter, bis ich wieder daheim bin", murmelte er, während er eindämmerte.
„Das mache ich", flüsterte sie. Gut, dass sie sich von ihrer neuen Arbeit freinehmen hatte können, bis ihr Bruder Lucas offiziell aus der Army ausschied.
Annes Handy vibrierte in ihrer Hosentasche. Sie warf einen Blick auf das Display. „Das ist die Notaufnahme, Dad. Mom kann anscheinend jetzt entlassen werden."
Er nickte, ohne die Augen zu öffnen.
Von Lark war außerdem eine SMS gekommen:
Wie geht’s Mom und Dad? Gib ihnen einen Kuss von mir. Wünschte, ich könnte da sein, aber an der Uni ist die Hölle los! Alles Liebe euch allen :)
Auf gar keinen Fall erwartete jemand von ihrer Schwester Lark, dass sie mitten im Semester vom Medizinstudium nach Hause kam, wenn Anne und ihr Bruder Lucas doch für ihre Eltern da sein konnten. Sie schrieb zurück:
Es geht ihnen gut. Ich ruf dich später an.
Sie beugte sich über ihren Vater und küsste ihn auf die Stirn, wobei sie versuchte, keine seiner Schrammen zu erwischen oder die schlimm aussehende Platzwunde an einer Geheimratsecke. „Der ist von mir, und der ist von Lark."
Er lächelte und verzog dann das Gesicht. „Ich schwöre, ich hab das Auto einfach nicht gesehen." Ihre Eltern waren mit dem Motorrad unterwegs gewesen, also hätte alles noch viel schlimmer ausgehen können.
Als Anne wenig später aus dem Aufzug trat, heulte in der Ferne eine Sirene. Anne näherte sich dem Empfang der Notaufnahme, und es fiel ihr auf, dass jeder Stuhl im Warteraum besetzt war. Ein Fernseher lief, und irgendeine Reality Show plätscherte monoton vor sich hin; außer der Dame am Empfang sahen nicht viele zu.
„Meine Mutter ist fertig für die Entlassung, sagte sie. „Beverly Gray?
Die etwas abgelenkte Rezeptionistin riss sich gerade lange genug vom Fernseher los, um auf ihre Liste zu sehen, drückte dann wortlos und ohne die Miene zu verziehen einen Knopf unter ihrem Tisch, und die Tür zum Behandlungsbereich ging auf.
Anne eilte zur Nische ihrer Mutter.
„Wie geht’s deinem Vater?", rief Beverly sofort, als Anne hereinkam. In Jogginghosen mit verdrehtem Hosenbund und mit einem Jackenärmel, der über die Schulter baumelte, sah ihre Mutter ungewohnt aus, ganz anders als in den Jeans und schicken Oberteilen, die sonst ihr Stil waren. Ohne Make-up und Ohrringe hatte Beverly dann aber doch nicht ins Krankenhaus fahren wollen, und nun verhedderten sich die großen goldenen Reifen in ihren schulterlangen Haaren, und den Lippenstift hatte sie halb abgekaut.
„Es geht ihm gut, Ma. Die Schwestern sagen, dass er in ein paar Tagen nach Hause kann."
„Das sind gute Neuigkeiten! Warum musste es bloß mein rechter Arm sein? Nur mit der linken Hand bin ich aufgeschmissen. Wie soll ich mich um ihn kümmern oder mich schminken? Sie schüttelte den Kopf, und ihre goldbraunen Haare wippten mit. „Hast du eine Ahnung, wie schwer es ist, einen BH mit einer Hand zu schließen?
„Dafür bin ich ja da, weißt du noch?" Anne verbiss sich ein Lächeln.
Beverly machte einen Schmollmund, zog die Brauen hoch und blickte schelmisch. „Zu welchen extremen Mitteln manche Eltern doch greifen, nur um ihre Tochter nach Hause zu bekommen!"
Anne schüttelte den Kopf und lächelte. „Eine Einladung hätte es auch getan."
Beverly machte mit ihrem heilen Arm eine wegwerfende Handbewegung. „Du hast doch immer Ausreden." Ihre Mutter lachte trocken, und Anne stimmte mit ein, um so wieder einmal den Gedanken aus dem Weg zu gehen, die besser ungesagt blieben.
„Aber du und Dad habt mich doch gerne in Portland besucht." Außer vor drei Jahren zu Weihnachten war sie nicht mehr in Whispering Oaks gewesen, seit sie weg ans College gegangen war, um Krankenschwester zu werden. Und damals war sie auch hauptsächlich wegen Lucas gefahren, der ausnahmsweise über die Feiertage freibekommen hatte. Nicht, dass sie ihre Eltern nicht liebte – sie liebte sie von ganzem Herzen!
Dass sie so selten hier war, lag an den Schuldgefühlen und den schlimmen Erinnerungen, die alles andere an ihrer Heimatstadt zu überschatten schienen, immer wenn sie sich hierher wagte.
„Aber hier ist dein Zuhause, Annie."
In Wahrheit fühlte sich Portland heute viel mehr wie ihr Zuhause an, doch sie hatte nicht den Mut, ihrer Mutter das zu sagen.
Das schrille Heulen einer Sirene kam näher und hörte kurz darauf beim Hintereingang der Notaufnahme abrupt auf.
Eine erschöpft wirkende Schwester schob einen Rollstuhl zu ihnen an die Nische; sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, und ihre hochgesteckten Haare waren verrutscht. „Fertig?"
Die Hintertüren der Notaufnahme flogen auf, und eine Gruppe von Feuerwehrmännern rollte zwei Verletzte auf Tragbahren herein. Aus einem Reflex heraus, den sie noch aus ihren eigenen Tagen in der Notaufnahme hatte, war Anne sofort alarmbereit, aber dann sagte sie sich, dass sie nun erstens auf einer Station arbeitete und zweitens heute nicht als Schwester, sondern mit einer Patientin hier war. Das war ein völlig anderes Erlebnis, und doch konnte sie ihre Neugier über die neueste Aufnahme nicht zügeln.
Anne inspizierte schnell die Finger ihrer Mutter, indem sie die Nagelbetten drückte, um sicherzustellen, dass sie weiß und gleich wieder rot wurden. „Kannst du deine Finger bewegen?", fragte sie über den aufgeregten Lärm um sie hinweg.
„Annie, der hier fühlt sich hundert Mal besser an als der vorige Gips."
„Gut, dann können wir." Anne lächelte die Schwester aufmunternd an.
Sie unterschrieb die Entlassungspapiere, half ihrer Mutter in den Stuhl und schob sie Richtung Ausgang.
„Lagern Sie den Gipsarm hoch!", empfahl die Schwester, während sie schon zu den neuen Patienten auf den Tragen eilte. So viel zur Patientenbelehrung!
Auf der anderen Seite des Raums stand jemand breitbeinig und mit verschränkten Armen etwas abseits von dem Durcheinander aus Schwestern, Pflegern, Ärzten und Feuerwehrmännern. Anne konnte gar nicht anders, als hinzusehen.
„Da ist ja mein Held!, rief ihre Mutter. Dann, zu Anne gewandt: „Jack war am Sonntag als Erster am Unfallort.
Jack? Wie Jackson Lightfoot?
Wie von der Tarantel gestochen wandte Anne sich ganz um, genau in dem Moment, als er sie bemerkte. Tausend verrückte Gedanken schossen ihr durch den Kopf, während sie auf die Erscheinung starrte. Was um alles in der Welt machte er hier? Sie blinzelte, während der Herzensbrechergeist der Vergangenheit näher kam, bis schließlich jeder Zweifel schwand.
Bloß – er sah einfach so viel besser aus als der Highschool-Sportler, den sie in Erinnerung hatte. Als ob das überhaupt möglich wäre! Er trug die Standardkleidung der Feuerwehr: marineblaues T-Shirt und blaue Hose, glänzende Arbeitsstiefel – aber keine gelbe Überhose oder Hosenträger –, und er hatte einen ernsten Gesichtsausdruck. Seine blonden Haare waren kürzer und etwas dunkler, und von den jungenhaften Zügen war keine Spur mehr zu sehen. Zwölf Jahre war es nun her, und er entfachte noch immer ein Feuer in ihrer Brust – ein fremdes Gefühl, eher wie Angst.
„Mrs Gray, was machen Sie denn hier?", sagte er zu ihrer Mutter, obwohl sein Blick Anne gefunden hatte und an ihr haftete.
„Annie meinte, ich bräuchte einen neuen Gips." Sie versuchte den schweren Arm zu heben, der in einen Glasfaserverband gehüllt war.
Anne wäre am liebsten hinter dem nächsten Behandlungsvorhang verschwunden, aber Jack sah sie durchdringend an und lächelte zögerlich, auf die Art, bei der er nur einen Mundwinkel hob.
„Anne."
Sie nickte und kämpfte gegen den Ansturm an Gefühlen, der sie völlig unvorbereitet traf. Ihre Nerven standen unter Strom, das Blut schoss ihr ins Gesicht, und ihre Beine, eben noch im Gleichgewicht, fühlten sich wackelig an. Sie war dreißig, aber in Null komma nichts unsicher wie in der Highschool. „Hey, Jack. Hi. Ratlos, wie sie sich nun verhalten sollte, entschied sie sich für die Version hirnverbrannt. „Du bist Feuerwehrmann?
„Ja, ehrenamtlich, zwei Mal die Woche."
Sein Brustkorb war breiter und muskulöser geworden, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, und seine Stimme um eine halbe Oktave tiefer. Er war eindeutig zu dem Mann geworden, den sie in dem angeberischen Achtzehnjährigen schon ein bisschen sehen hatte können.
Er beugte sich hinunter und umarmte ihre Mutter. „Wie geht’s dem alten Herrn?"
„Dem geht’s gut, dank dir und deiner Geistesgegenwart. Der Arzt hat zu Annie gesagt, dass er in zwei Tagen nach Hause kann. Komm doch, und besuch ihn dann."
„Das werde ich machen." Jacks Blick wanderte zurück zu Anne, und eh sie sich versah, umarmte er sie. Zugegebenermaßen war es nicht mehr als eine dieser unbeholfenen Rückenklopfaktionen, aber es wühlte sie trotzdem auf. Obwohl sie äußerlich gefasst wirkte, liefen ihr wohlige Schauer über den Körper; am liebsten hätte sie auf sie eingeschlagen und gerufen: Aufhören!
Wer hätte es gedacht, er verwendet immer noch Irish Spring.
Sie löste sich und bemerkte die Verwirrung in seinen Augen – sie spiegelte ihre eigene, wie sie annahm – und einen warmen, einladenden Gesichtsausdruck. Mann, er hatte noch immer so ein tolles Lächeln, nur dass es jetzt von Grübchen gesäumt war, und um seine Augen, diese unvergesslichen jadegrünen Augen, sah sie schon beginnende Fältchen, die ihn umso verführerischer machten.
Nein! Sofort aufhören damit! Wir kennen diese Geschichte, und sie hat ein mieses Ende.
„Also dann, ich werde da hinten gebraucht. Es war schön, dich zu sehen, Anne. Beverly, passen Sie auf sich auf! Ich besuche Kieran morgen nach der Schule."
„Er freut sich sicher, dich zu sehen", meinte Beverly.
Und weg war er, um den anderen Feuerwehrleuten zu helfen, die Patienten von den Tragen auf die Liegen der Notaufnahme zu hieven.
Sie wusste ja, dass er Lehrer war und in Whispering Oaks unterrichtete, aber seit wann war er denn mit ihren Eltern so dick befreundet?
Erinnerungsfetzen tauchten immer wieder auf und nahmen Annes Gedanken gefangen, während sie ihre Mutter zum Auto schob. Daran, wie Jack zuerst mit ihr befreundet gewesen war, wie sie ihn dann ihrer besten Freundin vorgestellt und ihn verloren hatte. Bald nur noch das fünfte Rad am Wagen und in die Kumpelrolle gedrängt, musste sie mitansehen, wie sich die Romanze anbahnte und weiter entwickelte, und ihre Gefühle für sich behalten. Und daran, wie sie später alle drei durch die schwerste Zeit ihres Lebens gegangen waren. Wie er ihr heimlicher Held wurde, den sie aus ganzem Herzen liebte … aber niemals haben konnte … ohne ihre beste Freundin zu hintergehen. Kummerfalten bildeten sich auf ihrer Stirn.
„Jack unterrichtet jetzt an der Highschool und ist ein Kollege von deinem Vater, sagte Beverly, während sie sich vom Rollstuhl in den Autositz begab. „Englisch und in den unteren Klassen Mathematik.
„Ja, das hast du schon das ein oder andere Mal erwähnt, Mom." Der fleißigste Schüler war Jack nicht gerade gewesen. Und nun ging er freiwillig täglich in die Schule.
Beverly schwieg, und Anne wusste auch, warum. Selbst wenn sie mit ihrer Mutter nie über ihren Liebeskummer geredet hatte, war der Schmerz damals