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Heißes Herz und kalte Rache
Heißes Herz und kalte Rache
Heißes Herz und kalte Rache
eBook239 Seiten3 Stunden

Heißes Herz und kalte Rache

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Über dieses E-Book

Nachdem Cameron jahrelang untergetaucht war, hat sie sich endlich eine neue Existenz aufgebaut. Da wird der Gangsterboss Destina, den einst die Aussage ihres Vaters hinter Gitter brachte, aus der Haft entlassen. Zwar fürchtet sie Destinas Rache. Aber Cameron will sich auf keinen Fall wieder ins Zeugenschutzprogramm unter Jordan Ransoms Obhut begeben. Denn der attraktive U.S. Marshal braucht sie nur anzusehen, und schon wird ihr heiß vor Verlangen. Doch Cameron weiß auch, dass es ohne Jordans Schutz nur eine Frage der Zeit ist, bis Destinas Killer sie aufspüren. Und lieber verliert sie ihr Herz, als ihr Leben…

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum8. Nov. 2017
ISBN9783733753979
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    Buchvorschau

    Heißes Herz und kalte Rache - Leigh Riker

    IMPRESSUM

    Heißes Herz und kalte Rache erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2004 by Leigh Riker

    Originaltitel: „Double Take"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA LOVE & CRIME

    Band 20 - 2005 by CORA Verlag GmbH, Hamburg

    Übersetzung: Ralf Kläsener

    Umschlagsmotive: Olesya22, OSTILL / Getty Images

    Veröffentlicht im ePub Format in 11/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733753979

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    PROLOG

    Denver, Colorado

    Der Mann lag im Sterben.

    J.C. musste hilflos mit ansehen, wie das Leben aus ihm entwich. Was immer er auch versuchte, nichts und niemand konnte dem Mann jetzt noch helfen.

    Mein Fehler.

    Jordan Christopher Ransom, Deputy US-Marshall. Es war sein Auftrag gewesen, seine Pflicht, das Leben dieses Mannes zu schützen, seinen Tod zu verhindern.

    Ransom verzog bei diesem Gedanken voller Bitterkeit das Gesicht. Während er auf dem kalten Boden saß, mit James McKenzie in den Armen, verfluchte er sich selbst dafür, dass er bestimmte Dinge nicht rechtzeitig herausgefunden hatte, dass er nicht schneller hierhergekommen war, dass er nicht fähig gewesen war, das zu verhindern, was sich an diesem Januartag in der düsteren Gasse abgespielt hatte.

    Das Geräusch des Windes nahm er nicht wahr, er vernahm nur die schreckliche Stille, die stets einer Gewalttat folgt, wenn die Revolverschüsse verklungen sind, das Klappern eiliger Schritte, die Schreie.

    Auch seine eigenen.

    Jetzt lag James reglos da, den Blick flehend auf J.C. gerichtet, während er langsam verblutete. J.C. merkte, wie sich sein Magen schmerzhaft zusammenkrampfte, als er versuchte, den Finger tiefer in das Loch in James’ Nacken zu drücken und so vielleicht die Blutung aufzuhalten. Dabei war er sich die ganze Zeit über der Sinnlosigkeit seiner Bemühungen bewusst. Eine zerfetzte Hauptschlagader konnte man so ganz gewiss nicht stoppen.

    Es war eine tödliche Wunde.

    Verursacht von einem kaltblütigen Bastard, der seine Rache wollte.

    Und der schließlich sein Ziel erreicht hatte. So sah es wenigstens aus.

    J.C. biss die Zähne so fest zusammen, dass es schmerzte. In der Dunkelheit hörte er das Heulen der Sirenen, das schnell näher kam. Er hatte ein paar Minuten zuvor mit seinem Mobiltelefon Hilfe angefordert.

    „Sie sind gleich da, sagte er zu McKenzie und gab sich verzweifelt Mühe, überzeugend zu klingen. „Wir werden Sie gleich in Sicherheit bringen.

    Sein Job. Und er hatte versagt.

    McKenzie öffnete den Mund – und schloss ihn sofort wieder, als ob der Versuch zu sprechen zu viel für ihn sei.

    „Nicht anstrengen", murmelte J.C.

    Sein eigenes Herz klopfte zum Zerspringen. Er spürte das Gewicht der Pistole im Schulterhalfter, die ihm jetzt nichts mehr nützte. Sie waren allein. Der feige Mörder war verschwunden.

    J.C. legte den Arm fester um James McKenzie. Das Letzte, was dieser in seinem Leben fühlen würde, war diese tröstende Umarmung. Und egal, ob J.C. jemals geglaubt hatte, dass James McKenzie unschuldig war, oder nicht, er wollte ihm in seinen letzten Minuten diesen Trost geben.

    Es war das Mindeste, was er noch tun konnte.

    Meinetwegen liegst du hier in einer Blutlache.

    McKenzie zupfte fast unmerklich am Revers von Ransoms Jacke, stieß ganz leise einige Worte hervor.

    „Cameron … Dann ein letzter tiefer Atemzug, ein weiterer Name. „Ven …

    Ihr Name traf J.C. wie ein harter Schlag, wie die Kugeln, die wegen seines eigenen Versagens James McKenzie getroffen hatten. Einen Moment war J.C. tatsächlich verwundert, dass es nicht sein Blut war, das auf den Boden floss.

    Er war mit McKenzie in all den Jahren nie wirklich vertraut geworden. Sogar der Name „McKenzie", sein richtiger Name neben all den Decknamen, die er aus Sicherheitsgründen hatte benutzen müssen, sagte J.C. wenig legte prüfend zwei Finger auf McKenzies Halsschlagader. Er fühlte nichts mehr.

    James’ Herz hatte aufgehört zu schlagen. Camerons Vater war tot. J.C. befiel ein Gefühl der Furcht.

    Der Körper von James McKenzie lag schlaff und schwer in seinen Armen. Alles, was der Tote hinterlassen hatte, waren eine Tochter und die wenigen letzten Worte.

    Die Streifenwagen und der Notarzt stoppten mit kreischenden Bremsen am Eingang der schmalen Gasse. J.C. bewegte sich nicht.

    Das alles ist noch nicht vorbei, dachte er. Und die Worte hallten in seinem Inneren wider.

    1. KAPITEL

    New York City

    Ihr Vater war jetzt seit ungefähr einem Jahr tot, Venuto Destina vor einer Woche aus dem Gefängnis entlassen worden. Und Cameron McKenzie war immer noch unruhig und fühlte sich verfolgt.

    In ihrem Nacken verspürte sie ein Prickeln. Und das Gefühl, das ihr nur zu vertraut war, war wieder da. Ich werde verfolgt. Sie brachte es nicht fertig, diese Angewohnheit, die sie ihr Leben lang begleitet hatte, abzuschütteln. Jetzt schaute sie misstrauisch die dunkle Straße hinter sich entlang, aber die Schritte, die sie zu hören geglaubt hatte, waren verstummt.

    Niemand war zu sehen.

    Sie war erleichtert. Ihr Adrenalinspiegel sank wieder, und ihr Herzschlag normalisierte sich. Sie arbeitete oft bis spät in die Nacht. Wie sonst hätte ihr kleines Service-Unternehmen „Ihr Küchenchef – jederzeit, überall", funktionieren können? Cameron kochte für berühmte Leute. Der Verdienst war nicht schlecht, aber die Arbeitszeit lang. Danach allein über dunkle Straßen nach Hause zu gehen kostete sie jedes Mal Überwindung.

    Sie beeilte sich, zu ihrem Apartment zu kommen, die Arme eng um die Schultern in dem zu dünnen Mantel geschlungen, aber die Kälte breitete sich unaufhaltsam in ihrem Körper aus. Nur noch ein paar Straßen, wenige hundert Meter, sagte sie sich. Dann war sie in Sicherheit.

    Cameron versuchte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen.

    Sie wusste, dass niemand sie verfolgte. Lediglich die bedrückende Erinnerung an ihr früheres Leben lastete auf ihr. Warum weigerte sie sich, den Bus oder ein Taxi für den Weg zu ihrem Apartment zu nehmen? Sie zwang sich fast jede Nacht zu diesen Fußmärschen, um ihren Verfolgungswahn, ihre seit frühester Jugend aufgebauten Zwangsvorstellungen, in den Griff zu bekommen, zu überwinden.

    „Ich werde ein normales Leben führen", sagte sie laut. Auch ohne ihren Vater.

    Ihr Vater! Sie vermisste ihn, oh, wie sehr sie ihn vermisste.

    Aber gerade er hätte nicht gewollt, dass sie sich feige hinter verschlossenen Türen versteckte.

    Sie ging weiter. Gleich würde sie nach Hause kommen, sich eine Tasse heiße Schokolade machen, ihre Post durchsehen …

    Danach hatte sie sich jahrelang gesehnt, jetzt konnte sie so leben.

    Sie nahm ihren Schlüssel aus der Handtasche, umklammerte ihn wie eine Waffe, jederzeit bereit, sie gegen einen Angreifer einzusetzen, und beeilte sich, in die erleuchtete Eingangshalle ihres vielstöckigen Apartmenthauses zu kommen. Dort war bereits die Weihnachtsdekoration aufgebaut, und ein großer Weihnachtsbaum stand mitten in der Halle. Normalerweise hätte dieser Anblick ihr Freude bereitet.

    „Guten Abend, Fred", begrüßte sie den älteren Wachmann, der den Nachtdienst in der Halle versah, und ging zum Fahrstuhl hinüber.

    „Ein kalter Abend", erwiderte er, sichtlich froh, dass sein Platz in der gut geheizten Halle war.

    Sie schüttelte sich leicht. „Ich bin froh, dass ich endlich zu Hause bin."

    „Das hier ist New York, nicht Arizona. Sie brauchen einen wärmeren Mantel."

    „Oder dickeres Blut", meinte sie und stieg in den Fahrstuhl. Blut. Es musste viel Blut gewesen sein, als ihr Vater …

    Cameron schaute auf die Stockwerksanzeige. Zwei … drei … vier … im achten Stock hielt der Fahrstuhl, die Türflügel glitten zur Seite. Cameron wusste, dass es irgendwie verrückt war, aber sie blieb stehen, hielt die Tür auf und schaute den Flur entlang. Wie schon unten auf der Straße, so war auch hier niemand zu sehen.

    Mit dem Schlüssel immer noch fest in der Hand, hastete sie zu ihrer Wohnungstür. Ihre Füße versanken fast in dem dicken, flauschigen Teppichboden, mit dem der breite Flur ausgelegt war. Eigentlich konnte sie sich diese teure Adresse nicht leisten, doch fürs Geschäft gab es nichts Besseres. Image war alles.

    Sie stand vor ihrer Tür und steckte den Schlüssel ins Schloss. Da, ein leichtes Geräusch hinter ihr. Der Schock traf sie körperlich wie ein Schlag. Ihr Herz begann heftig zu klopfen. Ich hatte recht. Verdammt, ich hatte recht. Bevor sie sich umdrehen konnte, fühlte sie jemanden hinter ihrem Rücken. Ein Mann, der nur wenige Zentimeter hinter ihr stand, eine große Hand, die sich über ihre mit dem Schlüssel legte. Sie nahm seinen Geruch wahr, dann hörte sie ihn sagen: „Ganz ruhig, keine Angst."

    Die Stimme des Mannes, tief und voll, warf sie unvermittelt zurück in alte Albträume. Der Geruch, sein unvergesslicher Duft nach Freiheit, Hitze und Natur – sie hatte gehofft, ihn niemals mehr zu spüren. Aber nicht einmal New York im kalten Winter konnte sie vor ihm beschützen.

    Vielleicht, dachte Cameron, gab es für sie kein Entkommen.

    Er sollte sie in Ruhe lassen. Und verschwinden. Sofort.

    J.C. haderte innerlich mit sich selbst. Er wusste, dass es falsch war, eine Frau in einem mäßig beleuchteten Flur so unvermutet von hinten anzusprechen. Hätte er es auf ihrem Nachhauseweg tun sollen? Oder als sie in die Eingangshalle trat?

    Offensichtlich gab es keine Gelegenheit, die besser geeignet gewesen wäre als eine andere.

    Aber er musste mit Cameron sprechen. Es würde nicht leicht sein, ihr das zu sagen, was er für notwendig hielt.

    Die zurückliegende Woche hatte alles verändert.

    J.C. schwieg. Mit solchen Situationen fertig zu werden, hatte er in seinem Training nicht gelernt. Und er hatte schon genug Schaden angerichtet. Er dachte an James McKenzie. Seine Hand lag auf Camerons schmalem Handgelenk. Er spürte, wie ihr Puls raste.

    Erneut stieg das Gefühl von Schuld in ihm hoch. Das war nichts Neues. Das ganze zurückliegende Jahr hatte er sich auf Büroarbeit, auf Routine konzentriert. Bei Einsätzen war er langsam und bedächtig vorgegangen, hatte jeden Schritt vorher sorgfältig geplant. Es hatte ihm nicht geholfen. Er konnte nachts kaum Schlaf finden und träumte von Tod und Zerstörung. Und von seinem unverzeihlichen, katastrophalen Versagen in der dunklen Gasse in Denver.

    Cameron … Ven …

    Dann wachte er jedes Mal schweißgebadet auf, von Albträumen geschüttelt.

    Kein Wunder, dass er schließlich vom Dienst freigestellt wurde.

    Jetzt wurde ihm bewusst, dass es Cameron ähnlich ging wie ihm selbst. Sie stand erkennbar kurz davor, durchzudrehen. Und das war ebenfalls sein Fehler. Er fühlte wieder einmal, dass sein Interesse an ihr nicht nur beruflicher Natur war.

    Die Berührung mit ihrer Hand, die er immer noch umklammert hielt, löste einen raschen Impuls von Begehren in ihm aus. Er musste sich selbst daran erinnern, warum er sie aufgesucht hatte. Der Duft ihres Haares und ihrer Haut, gemischt mit einer Spur eines scharfen Gewürzes – wahrscheinlich vom Kochen –, ließ sein Herz schneller schlagen. J.C. musste sich zwingen, sich nicht enger an sie anzulehnen, sie nicht zu berühren.

    Diese Reaktion hatte sie schon immer bei ihm ausgelöst. Und mehr.

    Kein Wunder, dass sie mich hasst, dachte J.C. mit Bedauern. Bestimmt hätte sie ihre Tür in der Nacht nicht für ihn geöffnet. Und jetzt standen sie hier in dem Flur des Apartmenthauses, und Cameron mit ihrem halblangen, dunklen Haar und ihren verkrampften Schultern schien kurz davor zu sein, ohnmächtig zu werden.

    Vielleicht wurde sie das tatsächlich, wenn sie erst die schlechten Nachrichten hörte.

    J.C. hatte nachgedacht. Er war jedes Detail in der Destina-Akte noch einmal durchgegangen und hatte seine Meinung schließlich geändert. Er glaubte jetzt, dass es nicht Destina war, der Rache genommen hatte. Und vielleicht hatte James McKenzie in seiner letzten Minute den Namen seiner Tochter nur als Abschiedsgruß ausgesprochen. In den Tagen seit Destinas Entlassung aus dem Gefängnis hatte jemand Nachforschungen angestellt, nicht über James’ Tod, sondern über das verschwundene Vermögen, das auch fünfundzwanzig Jahre nach dem damaligen Prozess nie gefunden worden war.

    J.C. war überzeugt, dass Destina sich auf die Suche danach begeben würde.

    „Lassen Sie uns hineingehen", murmelte er, seine Wange nur Zentimeter entfernt von ihrem Ohr und ihrem weichen, seidigen Haar. Eine Sekunde lang zog vor Ransoms innerem Auge das Bild von Cameron vorbei, wie sie auf seinem Bett lag, das Haar über das Kopfkissen gebreitet. Aus ihren haselnussbraunen Augen würde sie ihn verlangend anschauen, ihr Lächeln würde ihn beinahe um den Verstand bringen, bevor er ihren Mund mit seinen Lippen bedeckte. Er würde die Hand über ihren perfekt geformten Körper gleiten lassen und sie leise stöhnen hören.

    J.C. rief sich zur Ordnung. Wenn er jetzt nicht einen Schritt zurücktrat, würde sie in einer Sekunde bemerken, welche Wirkung sie auf ihn ausübte.

    Cameron reagierte sofort. Sie riss ihre Hand mit dem Schlüssel los und drehte sich zu ihm um. Er blickte in ihre braunen Augen und entdeckte dort den Ausdruck von Abscheu, den er erwartet hatte. Sogar ihre Stimme klang verächtlich, wenn auch ein Unterton von Furcht darin mitschwang.

    „J.C. Ransom, was, zur Hölle, haben Sie hier zu suchen?"

    Jedes Mal, wenn Cameron in ihrem bisherigen Leben einen US-Marshall zu sehen bekommen hatte, war das gleichbedeutend mit Ärger gewesen.

    Trotzdem konnte sie nicht vermeiden zu registrieren, dass J.C. Ransom ein überaus gut aussehender, beeindruckender Mann war.

    Sie fühlte sich höchst alarmiert von der Vorstellung, ihn hereinzubitten.

    Groß, schlank, breitschultrig und muskulös, ohne massig zu wirken, entsprach er dem Musterbild eines Marshalls. Sein von der Sonne gebleichtes Haar stimmte allerdings irgendwie nicht ganz mit diesem Bild überein. Lang, voll und in weichen Wellen schien es mehr zu einem Surferboy in Kalifornien zu passen. Aber der Griff der schweren Pistole, die unter seiner Jacke hervorlugte, ließ diesen Eindruck schnell vergehen, so wie die große metallene Dienstmarke an seinem Gürtel, die im Licht der Flurbeleuchtung glänzte.

    Gerade, als Cameron dachte, sie habe die Situation unter Kontrolle, machte sie den Fehler, ihm in die Augen zu sehen.

    Das hätte sie besser nicht getan. Dunkel, tiefgründig, fast nachtblau zeigten sie den Ausdruck von Entschlossenheit, den Cameron stets mit ihm identifiziert hatte. Der Blick, der viele Jahre lang bedeutet hatte, dass er sie an einen anderen Ort bringen würde, sie zwang, gerade gefundene neue Freunde und eine neue Umgebung wieder zu verlassen. Eine weitere Flucht in der Dunkelheit irgendwohin, wo es angeblich sicherer war. Warum hatte er solche Augen?

    Ihr eigener Blick hatte für J.C. Ransom immer nur Ablehnung und Missfallen ausgedrückt, weil er ihre Freiheit einschränkte und ihr Leben ständig vor neue Zumutungen stellte. Mit Absicht hatte sie ihn so behandelt.

    Niemals ließ sich Cameron etwas anderes anmerken als das, was sie wirklich preisgeben wollte. Das hatte sie bereits im frühen Kindesalter von drei Jahren gelernt.

    Jetzt war sie achtundzwanzig. Kein Kind mehr, sondern eine Frau. Und sie sah die Welt aus einer anderen Perspektive. Die nachtblauen Augen von J.C. Ransom schienen einen anderen Ausdruck zu haben als sonst, nicht mehr verführerisch und entschlossen, sondern irgendwie … gehetzt. Ja, das war es.

    „Wie ist es Ihnen ergangen?" Eine andere Frage wollte ihr beim besten Willen nicht einfallen.

    Ransom schaute auf ihre Lippen und sah, dass sich Cameron als Reaktion auf seinen Blick schnell mit der Zunge über die Oberlippe fuhr, eine Geste, bei der das Blau seiner Augen noch um eine Nuance dunkler wurde.

    Dieser Blick von ihm war ebenfalls neu für Cameron.

    Sie beeilte sich mit leicht zitternden Fingern, das Türschloss aufzuschließen. Vielleicht könnte sie schnell hineinschlüpfen und ihm die Tür vor der Nase zuschlagen.

    Ihr Plan ging nicht auf. J.C. streckte einen Arm aus und schob mit einer Hand die Tür weiter auf. Er trat so dicht hinter ihr in das Apartment, dass sie die Hitze seines Körpers fühlen konnte. Waren es seine Schritte auf der Straße hinter ihr gewesen?

    In der kleinen Eingangshalle ihres Apartments drehte sich Cameron rasch zu ihm um.

    „Ich hoffe, Sie haben gute Gründe, mich dermaßen zu erschrecken?"

    „Vielleicht setzen Sie sich besser."

    „Danke, ich stehe lieber." Da J.C. Ransom ein ganzes Stück größer war als sie, musste Cameron zu ihm aufschauen.

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