Ewiger Zauber der Liebe
Von Kate Hoffmann
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Über dieses E-Book
Während Grace DeWilde in San Francisco ihr eigenes Unternehmen gründet, möchte Sloan DeWilde die verlustreiche Filiale in New York am liebsten schließen. Doch diese Pläne durchkreuzt die attraktive und talentierte Dekorateurin Chloe Durrant. Sie steigert mit ihren Ideen rasch die Umsätze und stürzt Sloan ins Gefühlschaos. Verführen möchte er Chloe gern - aber gegen seine erwachende Liebe zu ihr wehrt er sich ...
Kate Hoffmann
Seit Kate Hoffmann im Jahr 1979 ihre erste historische Romance von Kathleen Woodiwiss las – und zwar in einer langen Nacht von der ersten bis zur letzten Seite – ist sie diesem Genre verfallen. Am nächsten Morgen ging sie zu ihrer Buchhandlung, kaufte ein Dutzend Liebesromane von verschiedenen Autorinnen und schmökerte sie begeistert durch. Zehn Jahre später entschloss sie sich, selbst eine Romance zu schreiben. Kate hatte als Lehrerin, Verkäuferin, Werbekauffrau und in ehrenamtlichen Jobs gearbeitet – aber so richtig glücklich war sie in diesen Jobs nicht. Drei Jahre versuchte sie sich an einem historischen Liebesroman, bis sie zu dem Schluss kam, dass sie dafür nicht die Richtige sei. In dem folgenden halben Jahr verfasste sie eine zeitgenössische Romance, und das gelang ihr auf Anhieb so gut, dass das Manuskript von dem Verlag Harlequin gekauft wurde. Im Jahr 1993 erfüllte sich dann ihr großer Traum: Sie wurde hauptberuflich Romance-Autorin. Kein Wecker, der sie morgens aus dem Schlaf reißt, keine seriösen Kostüme mehr – stattdessen allerdings lange und harte Stunden am Computer. Zurzeit arbeitet sie an ihrem 25. Liebesroman. Sie schreibt für verschiedene Reihen, ist jedoch dem zeitgenössischen Genre treu geblieben. Kate teilt ihr gemütliches kleines Haus mit ihren beiden Katzen Tansing und Tibriz. Sie leben in einem malerischen Dorf im amerikanischen Bundesstaat Wisconsin.
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Buchvorschau
Ewiger Zauber der Liebe - Kate Hoffmann
IMPRESSUM
Ewiger Zauber der Liebe erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1996 Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „Dressed to thrill"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA SPEZIAL
Band 3 - 1997 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Michael Große
Umschlagsmotive: Wavebreakmedia, Prikhnenko / ThinkstockPhotos
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733774929
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
„Ich will sie haben, Mase. Mir ist es egal, was sie kostet. Geld spielt keine Rolle. Hauptsache, es klappt, okay? Noch heute Abend."
Sloan DeWilde hielt sein Autotelefon etwas vom Ohr ab, während sein Bruder seinen Zorn über die Funkwellen ablud. Guter alter Mason! Seine Vorstellung von einem Risiko bestand darin, bei Lutèce ein Fischgericht zu bestellen. Der Mann hatte keine Ahnung, wenn es um lohnende Investitionen ging – und von einem guten Essen ebenfalls nicht.
„Mase, sieh dir die verdammten Fotos an, bevor du Nein sagst, brüllte Sloan ins Telefon. „Hast du jemals etwas Schöneres gesehen? Sieh dir doch diese Beine an, diese Brust. Und sie besitzt alles, wonach ich gesucht habe. Sie ist absolut perfekt!
Sloan legte das Telefon neben sich und ließ mit einem unterdrückten Fluch den Verschluss seines Aktenkoffers aufspringen. Als er wieder aufschaute, begegnete er Lew Antonuccis neugierigem Blick im Rückspiegel. Er hob eine Augenbraue und grinste den silberhaarigen Chauffeur an. „Mason vertraut meinem Urteil nicht, wenn es um den Erwerb eines Rassepferdes geht."
Lew nickte stoisch und kaute an seiner kalten Zigarre. „Tut mir leid, dass wir uns verspäten, Mr. Sloan. Aber wir werden in höchstens zehn Minuten dort sein."
Sloan warf einen Blick aus dem Fenster. Der Wagen stand eingeklemmt im dichten Verkehr auf der Fifty-ninth zwischen Lexington Avenue und Park Avenue. Dies war kein gutes Vorzeichen für einen produktiven Morgen. Aber mitten im Stau in Manhattan zu stecken und sich mit Mason zu streiten, war immer noch besser als das, was in der Fifth Avenue bei DeWilde’s auf ihn wartete.
Er nahm einen Stapel Fotos aus seinem Aktenkoffer und reichte sie Lew. „Sehen Sie sie sich an und sagen Sie mir dann, dass ich mich irre …" Der Chauffeur blätterte die Bilder durch und nickte anerkennend, ein Auge dabei auf den Verkehr gerichtet.
„Sie heißt Sheba’s Prize", fuhr Sloan fort. „Ist in direkter Linie mit Secretariat verwandt. Ihr jüngerer Bruder gewann im letzten Jahr den Preakness. Wir könnten sie von Paragon decken lassen. Wer weiß, was ein Sprössling der beiden alles zustande brächte …"
„Sie ist wirklich eine Schönheit, Mr. Sloan", sagte Lew.
Sloan schnappte sich wieder den Hörer und unterbrach die Tirade seines Bruders. „Lew sagt, sie ist eine Schönheit, Mason. Und du weißt, er ist lange genug bei unserer Familie, um ein fachmännisches Urteil über ein Pferd abgeben zu können. Vergiss nicht, er hat dir damals empfohlen, Seven Sins zu kaufen. Sein Bruder begann erneut zu lamentieren, aber Sloan schnitt ihm diesmal das Wort ab. „Wenn du nicht auf mich hören willst, Mason, dann hör auf Lew. Kauf die verdammte Mähre, ehe sie uns jemand wegschnappt!
Er schaltete das Telefon ab und warf es gereizt in seinen Koffer. „Wir hätten nur Sieger in den Ställen stehen, wenn ich die Farm leiten würde", murmelte er vor sich hin.
„Aber Sie leiten die Farm nicht, Mr. Sloan, erinnerte ihn Lew. „Mr. Mason tut es. Sie leiten das Geschäft.
„Mason mag die Farm leiten, aber schon sehr bald wird er einen Partner bekommen, der ganz bestimmt nicht den Mund halten wird", fluchte Sloan leise vor sich hin. Und zwar sobald ich mich – und die Familie – von dem Erbe der DeWildes befreit habe! dachte er grimmig.
Er wusste immer noch nicht so genau, warum und wieso er an DeWilde’s in der Fifth Avenue kleben geblieben war, aber er führte das Geschäft nun schon zehn Jahre. Schließlich hatte es außer ihm noch sechs Geschwister gegeben, die infrage gekommen wären, und jeder von ihnen hätte sicherlich mehr Einsatz gezeigt als er. Sloan vermutete, die Wahl war einfach auf ihn gefallen, weil die Familie seinen unfehlbaren Geschmack bewunderte, was Kleidung anbelangte. Wenn er gewusst hätte, dass man ihm den Laden aufhalsen würde, hätte er angefangen, billige Anzüge von der Stange zu tragen.
Immerhin hatte er als Ausgleich die Kunstgalerie in SoHo zu seinem Vergnügen. Vor mehr als einem Jahr hatte er die Kontrolle darüber erworben und genoss es, im Kunstgeschäft mitzumischen. Kunst war ganz sicherlich stimulierender als Designer-Brautkleider und nach Kundenwünschen maßgeschneiderte Herrenanzüge für feierliche Anlässe. Aber wenn alles nach Plan lief, würde für ihn DeWilde’s in der Fifth Avenue bald zur Vergangenheit gehören.
„Mr. Henry hat sein ganzes Leben diesem Geschäft gewidmet", fuhr Lew fort und schüttelte den Kopf.
„Und mein Vater verabscheute es ebenso wie ich, erwiderte Sloan. „Ihm waren seine Flugzeuge immer wichtiger als das Familienunternehmen. Ich kann gut verstehen, warum.
Sloan ließ sich in das weiche Polster sinken und legte den Kopf zurück. Er war gerade sechzehn gewesen, als sein Vater mit achtundfünfzig Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Henry DeWilde hatte eine Frau und sieben Kinder zurückgelassen. Der einzige Trost der Familie bestand darin, dass er sein Leben bei seinem geliebten Hobby beendet hatte – und nicht eingeschlossen in einem schlecht beleuchtetes Büro, über Verkaufsberichte und Einkaufslisten gebeugt.
Nach Henrys Tod waren die Verbindungen zum Rest der DeWilde-Familie mehr oder weniger abgebrochen worden – bis auf das Geschäft. Aber selbst vor dem Tod seines Vaters waren die Beziehungen zur Royal Family, wie sie sie nannten, gespannt gewesen, um es milde auszudrücken.
Sloan lächelte vor sich hin. The Royals. So hatten er und seine Geschwister den Rest der DeWildes genannt, hatten sich über deren durch nichts zu erschütterndes Beharren auf Besitz, Anstand und familiäre Pflichten lustig gemacht. Und er konnte sich vorstellen, was über die amerikanischen Cousins und Cousinen der Familie hinter vorgehaltener Hand geflüstert wurde: rücksichtslose Abtrünnige, die so wenig wie möglich arbeiteten – und die nicht einen Hauch der DeWildeschen Leidenschaft für den Einzelhandel besaßen. Diese Spannungen waren schwer zu ignorieren, aber Sloan gab sein Bestes, ihren Erwartungen zu entsprechen!
„Trotzdem war er niemals mit dem Herzen bei dem Geschäft, unterbrach Lew seine Gedanken. „Es war Dirk DeWildes Traum, nicht Henry De Wildes.
„Geschweige denn der von Henrys Söhnen", murmelte Sloan.
Sloans Onkel Dirk hatte das Geschäft 1938 als kleinen, aber exklusiven Ableger des Londoner Hauptgeschäfts gegründet. Im Lauf der Zeit hatte DeWilde’s Fifth Avenue, wie es inzwischen genannt wurde, sich eine respektable Nische im Brautmodengeschäft erobert. Dazu hatte es sich einen Namen im Schmuckgeschäft aufgebaut – eine Leistung, die größtenteils auf dem bekannten Renommee der Geschäfte in Paris und London beruhte. Aber die New Yorker Filiale war das schwächste Glied im Imperium der Familie geworden, das nun auch Filialen in Monaco und Sydney einschloss. Schuld daran mochten seine Größe und auch die alteingesessene lokale Konkurrenz sein.
Das Geschäft war kaum zehn Jahre eröffnet, da verschwand Dirk, ohne die geringste Spur zu hinterlassen. Sloans Vater hatte sich standhaft geweigert, den Laden zu übernehmen, bis sein Bruder Charles ihm einen ordentlichen Aktienanteil übereignet hatte – damit hatte Henry sich und seine Nachkommen unlösbar mit dem DeWilde-Familienunternehmen verbunden.
Bis jetzt.
Nun, über den ständig sinkenden Umsatz der letzten zwei Jahre, hatten Sloan und Mason endlich einen Weg heraus gefunden. Sie würden ihre fünf Prozent Aktienanteile an die Firma verkaufen und hätten anschließend nichts mehr mit dem Familienunternehmen zu tun.
Jetzt fehlte ihnen nur noch ein weiterer spürbarer Rückgang in den Umsatzzahlen, und es würde geschafft sein. Endlich konnten die Türen von DeWilde’s Fifth Avenue geschlossen und die letzte Verbindung zu den Royals gekappt werden. Und Sloan würde genau das bekommen, was er wollte – gleichberechtigte Partnerschaft im Gestüt. Er lächelte zufrieden vor sich hin.
Der Deal war so gut wie perfekt. Schließlich hatte Sloan DeWilde immer bekommen, was er wollte …
„Wir sind gleich da, Mr. Sloan."
Sloan klappte seinen Aktenkoffer zu. „Holen Sie mich um zwölf ab, Lew. Ich bin mit Cassandra Talbot am Tribeca Grill verabredet, will aber vorher noch einmal mit ihr zur Galerie fahren und sehen, ob alles für die nächste Ausstellung vorbereitet ist."
„Sieht aus, als wäre da vorn etwas los, bemerkte Lew. „Auf dem Fußweg, vor dem Schaufenster.
Sloan starrte durch die Scheibe nach draußen. „Es sind doch nicht wieder diese Leute, die was gegen Pelze haben, oder? Wir haben den Pelzsalon doch vor über einem Jahr geschlossen. Ich habe weder die Zeit noch Lust, mich heute mit ihnen abzugeben."
„Ich glaube nicht, dass sie es sind. Aber es stehen eine Menge Leute vor dem Schaufenster und versuchen, einen Blick hineinzuwerfen."
Lew parkte den Wagen in der zweiten Reihe vor der Ladezone des Geschäfts. Er sprang heraus und kam um den Wagen herum, aber bevor er die Beifahrertür öffnen konnte, war Sloan schon draußen. Lew stellte sich wie ein Leibwächter neben ihm auf, die Arme vor der beindruckenden Brust verschränkt, die Mütze tief und drohend in die Stirn gezogen.
Der Laden sah so aus, wie er fast die letzten sechzig Jahre ausgesehen hatte: eine imposante Fassade aus grauem Marmor, geschmückt mit falschen Säulen. Über der schimmernden Drehtür aus poliertem Messing glitzerten die ineinander verflochten Buchstaben D und W im reflektierten Licht der gegenüberliegenden Wolkenkratzer.
Sloan runzelte die Stirn. Wie oft hatte er vor dem Geschäft gestanden, aber soweit er sich erinnern konnte, hatte keiner der Vorübergehenden jemals einen interessierten Blick in die Schaufenster geworfen. Das mochte daran liegen, dass die Schaufenster schlichtweg nicht bemerkenswert waren. Aber nun drückten sich die Fußgänger an den sechs Fenstern förmlich die Nase platt. Sie hatten sich in einer Schlange aufgestellt und rückten langsam nach.
„Was gibt es dort bloß so Interessantes zu sehen?", murmelte Lew und rollte seine Zigarre in den anderen Mundwinkel.
„Das werde ich sofort herausfinden." Sloan drückte ihm seinen Aktenkoffer in die Hand und schob sich durch die neugierige Menge der Gaffer. Die riesigen Fenster vor ihm waren von oben bis unten schwarz gestrichen worden, mit Ausnahme eines kleinen Vierecks in Augenhöhe. Neben dem Viereck schimmerte in eleganten goldenen Lettern der Schriftzug Dessous, 5. Etage.
Sloan musste sich bücken, um durch eins der Vierecke schauen zu können, da er die meisten anderen Neugierigen überragte. Der Anblick, der sich ihm bot, war schockierend und aufreizend zugleich. Lebensechte Schaufensterpuppen in verführerischen Posen und sexy Reizwäsche waren in einem Boudoir arrangiert worden, das eines Harems würdig gewesen wäre. Sloan kam sich auf einmal wie ein Voyeur vor – und genoss es auch noch! Gegen seinen Willen fasziniert, starrte er auf die sinnliche Szene vor ihm.
„He, wollen Sie den ganzen Tag allein gaffen oder geben Sie den anderen auch noch eine Chance", beschwerte sich da jemand hinter ihm.
Sloan trat zurück und kehrte zu Lew zurück.
„Was gibt es dort drinnen zu sehen?", erkundigte sich Lew neugierig.
„Damenwäsche. Sehr … provozierend."
„Sieht so aus, als würde es den Leuten gefallen", kommentierte Lew.
Sloan schaute noch eine Minute zu, wie sich die Schlangen langsam an den einzelnen Schaufenstern vorwärtsschoben. „Ich frage mich, was in Millie gefahren ist. Typisch sind diese Fenster für sie nicht." Er runzelte die Stirn. Seit wann brachte eine Frau wie Millie Carmichael mit der langjährigen Erfahrung auf ihrem Gebiet eine Peepshow in DeWilde’s Schaufenster? Ein solches Konzept passte nicht zu ihr. Normalerweise hielt sie sich an das Bewährte, Traditionelle – ein Brautkleid mit der dazu passenden Bekleidung.
„Minnie, korrigierte Lew ihn sogleich. „Die Schaufenster werden von Minerva Carmichael gestaltet. Ihr Vater hat sie Ende der fünfziger Jahre eingestellt.
Sloan winkte geistesabwesend mit der Hand ab. „Richtig … Minnie", wiederholte er.
„Den Kunden wird das nicht gefallen", meinte Lew.
„Stimmt", gab Sloan ihm recht. Aber kaum war das Wort über seine Lippen, musste er lächeln. Wieder einmal hatte Lew recht. Diese Art Schaufenstergestaltung würde DeWilde’s gewöhnlichen Kundenstamm abstoßen. Und welchen besseren Weg gab es, die Klientel zu verschrecken und den Umsatz sinken zu lassen? Minnie – Millie – wer auch immer die Idee für die Schaufenster gehabt hatte, unterstützte ihn unbeabsichtigt in seinen Plänen!
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Drinnen würden die Angestellten aufgereiht auf ihn warten, um ihm die monatlichen Umsatzhöhepunkte – wohl eher das Gegenteil in der letzten Zeit! – vorzutragen. Es war ein Ritual, das er bereits vom ersten Tag an gehasst hatte, so richtig britisch, wie Diener, die den Herrn des Hauses willkommen heißen. Aber bei den DeWildes zählten solche Traditionen viel, und dies war eine Tradition, die schon vor seiner Geburt eingeführt worden war, zuerst von Dirk und dann weitergeführt von seinem Vater.
Sloan nahm Lew wieder den Aktenkoffer ab, dann klopfte er ihm auf die Schulter. „Ich gehe jetzt besser hinein und finde heraus, wer für diese Geschmacklosigkeit verantwortlich ist", sagte er. Und werde ihr danken, fügte er im Stillen hinzu.
Wie vorausgesehen, standen sie alle da und erwarteten seine Ankunft. Sloan begann mit Simpson-Davis, dem Geschäftsführer, dann kam der nächste dran. Dabei achtete er kaum auf das, was gesagt wurde, lächelte und nickte. Er hatte fast das Ende der Schlange erreicht, als eine sanfte, leicht raue Stimme seine Aufmerksamkeit erregte.
„Ich bin Chloe Durrant, Mr. DeWilde. Ich bin verantwortlich für die Schaufenstergestaltung und – werbung. Es ist mir ein Vergnügen, Sie endlich kennenzulernen."
Sloan senkte den Blick von einem Punkt, der irgendwo oberhalb ihres Kopfes gehangen hatte, vorbei an flachsblonden Haaren hinunter zu verführerischen grünen Augen und einem herzförmigen Gesicht. Er starrte sie einen langen Moment an, auf das rätselhafte Lächeln, das um ihren schön geschwungenen Mund spielte. „Miss …"
„Durrant. Chloe Durrant."
Eine Stimme wie Naturseide … passt besser in ein Schlafzimmer als in einen Verkaufsraum, durchfuhr ihn ein flüchtiger Gedanke. „Und Sie sind …?"
„Ich bin ab jetzt für die Gestaltung der Schaufenster und die Werbung darin zuständig." Sie sagte es in einem Ton, als hätte er es eigentlich wissen müssen.
Er schaute auf die schlanken Finger in seiner Hand, suchte nach einem Ehering, aber es war keiner vorhanden. Einen Augenblick lang geriet Sloan in Versuchung, ihre Hand an seine Lippen zu ziehen und zu küssen, die seidenweiche Haut hinter dem Gelenk an den Mund zu pressen. Diese Geste hatte schon unzählige Frauen sehr beeindruckt, und er war neugierig, ob der kühle Blick dahin schmelzen würde, mit dem Chloe Durrant ihn musterte.
Aber dies war weder der Ort noch die Zeit, eine Herausforderung zu wagen. Er hatte einen Job zu erledigen, und auch wenn er gern seinen kleinen Spaß gehabt hätte, diesmal war das Geschäftliche wichtiger als das Vergnügen. So schüttelte er ihr nur die Hand. Als sich ihre Blicke wieder begegneten, starrte sie ihn an, die eine Augenbraue fragend hochgezogen.
„Ach, ja … Miss Durant, riss er sich schnell zusammen. „Sie sind also verantwortlich für diese … ungewöhnliche Schaufenstergestaltung?
Sie nickte. „Ja. Wie finden Sie sie?" Es war mehr eine Herausforderung als die Bitte um ein Kompliment.
Er sah ihr in die Augen und zwang sich, nicht triumphierend zu grinsen. „In meinem Büro, sagte er mit ausdrucksloser Stimme. „In einer Stunde.
Ohne ein weiteres Wort drehte er sich herum und ging hinüber zu den Fahrstühlen. Als sich die Türen hinter ihm schlossen, zwinkerte er einige Male, um ihr Bild aus seinem Gedächtnis zu verscheuchen. Aber es blieb wie eingebrannt vor seinem inneren Auge stehen, als hätte er zulange in die Sonne geschaut.
„Chloe Durrant, murmelte er vor sich und verzog den Mund zu einem Lächeln. „Ebenfalls sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Miss Durrant.
„Ihm missfallen die Schaufenster", erklärte Chloe in sachlichem Ton. „Und ich missfalle ihm auch. In meinem Büro. In einer Stunde", äffte sie seine ausdruckslose Stimme gekonnt nach. Sie warf ihrer Freundin Gina einen Blick zu. Gina Calafano war für die Zeitungswerbung von DeWilde’s Fifth Avenue verantwortlich. „Was meinst du, sollte ich gleich oder erst hinterher meine Sachen packen?"
„Findest du nicht, dass du ein wenig übertrieben reagierst?, fragte Gina. „Du hast den Mann doch eben erst kennengelernt.
Chloe griff nach einem Stück Tüll und begann daraus eine Rosette zu formen. „Es war ein ausgesprochen ominöses Zusammentreffen", entgegnete sie.
„Ominös? Mein Gott, ich kann mich nicht erinnern, dieses Wort jemals gehört zu haben!"
Chloe warf den Tüll zurück auf den Arbeitstisch. „Es steht in Audreys Schullexikon. Ominös." Sie buchstabierte es.
„Warte, warte", rief Gina und fuchtelte wild mit den Händen herum. „Ich werde es in einem vernünftigen Satz benutzen! Wenn Chloe Durrant nicht endlich die Finger von dem Käsekuchen bei Roxy’s