In den starken Armen des Tycoons
Von Kat Cantrell
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Über dieses E-Book
Reid Chamberlain lädt sie zum Dinner in sein Luxus-Apartment ein? Überraschend - und aufregend! Früher war der freche Bad Boy Noras bester Freund, bis sie Chicago verließ. Doch jetzt ist sie zurückgekehrt. Und natürlich hat Reid, inzwischen steinreicher Tycoon mit besten Verbindungen, davon erfahren. Viel zu heftig klopft Noras Herz, als sie ihrem einstigen Traummann gegenübersteht! Seine Blicke geben keine Gefühle preis. Aber vielleicht hilft ihr das raffinierte Cocktailkleid dabei herauszufinden, was Reid von ihr will?
Kat Cantrell
USA Today-Bestsellerautorin Kat Cantrell las ihren ersten Harlequin-Roman in der dritten Klasse und füllt ihre Notizbücher, seit sie Schreiben gelernt hat. Sie ist Gewinnerin des So you think you can write-Wettbewerbs und Golden Heart-Finalistin der Romantic Writers Association. Kat, ihr Mann und ihre beiden Jungen leben in Nordtexas.
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Buchvorschau
In den starken Armen des Tycoons - Kat Cantrell
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2016 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „An Heir for the Billionaire"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1993 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Victoria Werner
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 09/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733723897
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Falls es so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit gab, dann lernte Sutton Lazarus Winchester sie jetzt kennen.
Nora lehnte sich gegen die Wand im Krankenzimmer, um etwas Halt zu finden. Sie hatte Mühe, den Tatsachen ins Auge zu sehen: Ihr scheinbar unbesiegbarer Vater starb an Lungenkrebs.
Sie hätte erleichtert sein sollen. Sein tyrannisches Regime neigte sich dem Ende zu. Der Mann, der sich nicht bereitgefunden hatte, sie bei ihrer Hochzeit zum Traualtar zu führen, lag bleich und eingefallen im Krankenbett. Ein Teil von ihm schien bereits Richtung Hölle unterwegs zu sein, um dort auf den Rest zu warten.
Doch die Erleichterung wollte sich nicht einstellen. Nora war zurück nach Chicago gekommen in der Hoffnung, sich in seinen letzten Tagen noch mit ihrem Vater aussöhnen zu können. Und jetzt, wo sie hier war, drohte diese Aufgabe sie zu erdrücken.
„Ich musste es selbst sehen", flüsterte Nora ihren Schwestern Eve und Grace zu, die neben ihr standen und ebenfalls zu ihrem Vater hinübersahen. Keine von ihnen war nahe an das Bett herangetreten, obwohl ihr Vater im Moment zu schlafen schien.
Früher hatte Nora ihn immer mit einer Schlange verglichen: Sutton Winchester wartete, bis jemand so leichtsinnig war, ihm eine verwundbare Stelle zu bieten, dann schlug er zu, verspritzte sein Gift und weidete sich an den Schmerzen, die er verursachte. So hatte er schon immer gehandelt, und Nora hatte keinen Zweifel daran, dass er es auch noch vom Grab aus tun würde.
„Das ging uns auch so, flüsterte Eve zurück. „Die Ärztin war nicht sehr glücklich, als ich sie bat, die Diagnose von einem anderen Arzt bestätigen zu lassen. Aber ich wollte sichergehen.
Eve war schon immer in allem sehr gründlich gewesen. Als die älteste der drei Winchester-Töchter hatte sie stets alles im Griff und war bekannt dafür, Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
„Ihr wolltet das Todesurteil schwarz auf weiß haben, was?" Nora sagte es ohne Bosheit.
Sutton hatte alle drei Töchter drangsaliert, aber Nora war die Einzige, die schließlich die Konsequenzen gezogen hatte und nach Colorado gegangen war, fast zweitausend Kilometer weit weg. Dafür hatte sie auf das Geld ihres Vaters verzichtet und auf das Leben im Luxus, das sie bis dahin geführt hatte.
Eve runzelte die Stirn. „Ich wollte nur sichergehen, dass es mit der Diagnose seine Richtigkeit hat. Ich würde es diesem Newport durchaus zutrauen, einen Arzt zu bestechen, damit er etwas Falsches in seinen Bericht schreibt."
„Glaubst du tatsächlich, Carson könnte jemanden finden, der dazu bereit wäre?" Frage und Ton machten klar, dass Grace nichts gegen den Mann hatte, der sich unlängst als ihr Halbbruder erwiesen hatte.
Im Gegensatz zu Eve sah Gracie immer nur das Beste in den Menschen. Noras jüngere Schwester hatte ein großes Herz, und daran änderte auch der Riesenskandal nichts, in den die Familie seit Neuestem verwickelt war. Es hatte sich herausgestellt, dass Sutton aus einer seiner vergangenen Affären einen Sohn hatte – und zwar niemand anderen als seinen Konkurrenten Carson Newport.
Jetzt, wo Nora ihren Vater gesehen hatte, konnte sie den zweiten Punkt ihres Plans für Chicago angehen: Carson. Suttons Geld war ihr einerlei und auch die Streitfrage, ob Carson Newport irgendeinen Anspruch darauf hatte. Den Kampf konnten Eve und Grace ausfechten. Aber der Mann war ihr Halbbruder. Sie war neugierig auf ihn.
„Menschen sind bereit, für Geld alles zu tun, auch Ärzte. Und vor allem Newports", sagte Eve und warf ihr blondes Haar ungeduldig über die Schulter. Es war länger, als Nora es in Erinnerung gehabt hatte, aber sie sahen sich ja auch selten. Ihr letzter längerer Besuch war noch vor Seans Tod gewesen.
Der Gedanke daran ließ die Trauer, die immer dicht unter der Oberfläche wartete, wieder in ihr hochsteigen. Verbunden mit dem Schock über den Anblick ihres todkranken Vaters war es einfach zu viel.
Eins, zwei, drei … Nora zählte stumm bis zehn. Mehr Zeit durfte nicht sein für Selbstmitleid. Sean war nicht mehr da. Sie hingegen lebte, und wenn sie am Leben teilhaben wollte, dann durfte sie sich nicht in eine Ecke verkriechen und trauern, wie sie es anfangs getan hatte, nachdem der grimmig dreinblickende Verbindungsoffizier der Army bei ihr aufgetaucht war, um ihr die Nachricht zu überbringen, dass ihr Mann in Afghanistan gefallen war.
Sean hatte seinen Sohn nie kennengelernt. Das war die grausamste Seite dieser wirklich grausamen Umstände. Aber in ihrem kleinen Sohn hatte Nora immer noch einen Teil ihres Mannes bei sich, und kein schießwütiger Terrorist würde ihr das nehmen.
Eine Frau im weißen Kittel mit einem strengen Haarknoten erschien an Suttons Bett – Dr. Wilde, die Ärztin ihres Vaters.
„Stimmt es wirklich? Sie können nichts mehr machen?", fragte Nora.
Dr. Wilde senkte einen Moment den Kopf. „Ich gebe mich nur ungern geschlagen, aber das ist richtig. Der Tumor liegt so ungünstig, dass wir nicht operieren konnten. Zudem hat er so schnell gestreut, dass es für jede Chemotherapie zu spät ist. Ihr Vater hat maximal noch fünf Monate. Es tut mir leid."
Fünf Monate. Wie sollte sie es in der kurzen Zeit schaffen, die Kraft aufzubringen, ihrem Vater zu verzeihen, dass er sie nie geliebt hatte?
„Es muss Ihnen nicht leidtun, sagte Nora zur Ärztin. „Es war seine eigene Schuld. Wir haben ihm immer wieder gesagt, er soll aufhören zu rauchen, aber er dachte wohl, sein Pakt mit dem Teufel würde ihm ewiges Leben garantieren.
Sie hatte gewusst, wie das medizinische Urteil aussah. Aber es war dann doch etwas anderes, die Worte noch einmal so deutlich zu hören. Es war mit einer der Gründe für sie gewesen, nach Chicago zu fliegen, auch wenn das Reisen mit einem Zweijährigen mühsam war.
Und nun stand es wohl fest: Sutton Winchester würde das neue Jahr nicht mehr erleben.
Suttons persönliche Assistentin, Valerie Smith, steckte den wie immer makellos frisierten Kopf zur Tür herein. „Ist Ihr Vater schon wach?, fragte sie. „Ich würde dann Declan hereinbringen, wenn es Ihnen recht ist.
Das war der dritte Punkt, den sich Nora vorgenommen hatte: Sie wollte ihrem Vater seinen Enkelsohn vorstellen.
„Nein, er schläft noch. Nora war dankbar für den Aufschub. „Aber ich nehme Declan jetzt, damit Sie eine Pause machen können.
Valerie hatte sich erboten, mit dem quengeligen, da gelangweilten Zweijährigen in die Cafeteria zu gehen auf der Suche nach Jell-O-Götterspeise oder Salzcrackern, dem Einzigen, was er im Moment aß. Er weigerte sich, die Früchteriegel und Bananenchips auch nur anzusehen, die Nora für ihn eingepackt hatte. Logik war in seinem Denken noch nicht vorgesehen, es nützte also wenig, ihn daran zu erinnern, dass er zuvor auf eben diesen beiden Leckereien bestanden hatte.
Der kleine Junge stürzte ins Zimmer. Noras Herz machte einen Satz, wie immer, wenn sie sein lockiges rotes Haar sah. Er sah ganz aus wie Sean, und es war Fluch und Segen gleichermaßen, in ihm eine ständige Erinnerung an den Mann zu haben, den sie verloren hatte.
„Hey, Butterbean. Hast du Jell-O gefunden?" Nora löste sich mit einem entschuldigenden Lächeln von ihren Schwestern. Sie hatte Gewissensbisse, weil sie sich zuerst lieber um ihren Sohn gekümmert hatte, statt hier bei der Familie zu sein. Ihre Schwestern waren immer an Suttons Seite gewesen, hatten einander beigestanden und Einheit gegenüber Außenstehenden demonstriert, aber Nora hatte es einfach nicht gekonnt.
Declan nickte. „Jell-O."
Die blinkenden Maschinen im Krankenzimmer weckten sein Interesse, und er steuerte mit ausgestreckten Fingern schnurstracks darauf zu. Nora fing ihn ab und gab ihm einen Kuss aufs Haar. „Nicht so schnell, Mr. Neugierig. Habe ich dir schon die Geschichte von der Katze erzählt?"
„Katze." Declan versuchte, das Miauen einer Katze nachzumachen. Er war so witzig und süß. Es schmerzte sie, dass sein Vater nicht sehen konnte, wie er gewachsen war und wie schnell er lernte. Wenn er schlief, steckte er immer einen Fuß unter der Decke hervor – genau wie Sean es getan hatte.
So schnell sie konnte verließ Nora mit dem Kleinen das Krankenzimmer. Niemand sollte ihre Tränen sehen. Sean war vor fast zwei Jahren gestorben. Sie sollte allmählich über seinen Tod hinweg sein. Sollte sich wieder mit Menschen treffen und jemanden finden, der ihre Einsamkeit vertrieb. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, mit einem anderen Mann als mit Sean zusammen zu sein. Er war die große Liebe ihres Lebens gewesen. Der Mann, der sofort ihr Herz erobert hatte, als sie ihn bei einem Footballspiel im College kennengelernt hatte.
Auf der Suche nach einem ruhigen Plätzchen, wo sie sich wieder fangen konnte, entdeckte sie auf dem Krankenhausflur eine Nische mit zwei Stühlen. Sie setzte sich. Den Kleinen hielt es vielleicht vier Sekunden auf dem Stuhl, bevor er sich zu Boden gleiten ließ und losrannte. Nora lachte.
„Hast du Feuer in der Hose, Butterbean?"
Das war sofort Seans Spitzname für den Jungen gewesen, als er das Ultraschallbild sah, das sie beim Skypen vor die Kamera gehalten hatte. Sie hatte den Kosenamen auch nach der Geburt des Kleinen beibehalten, weil seine Pausbäckchen förmlich dazu einluden.
Declan antwortete nicht, weil er zu beschäftigt war, mit seinem Po den Boden blank zu polieren. Okay, noch dreißig Sekunden, dann würde sie ihm die Hände mit Desinfektionsmittel abwischen, bevor er sie sich in den Mund steckte. Das Midwest Regional war ein gepflegtes Krankenhaus, aber natürlich waren überall Kranke, da konnte eine Mutter nicht vorsichtig genug sein.
„Miss Winchester?" Eine junge Krankenschwester, dem Namensschild nach Amanda, blieb neben Declan stehen.
„Mrs. O’Malley, verbesserte Nora sie. „Vormals Winchester.
Die Schwester lächelte. „Wir haben einen Extraraum für Ihre Familie reserviert. Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen den Weg."
„Ja, gern."
Wie hatte es ihr entgehen können, dass Suttons Einfluss sich bis in dieses Krankenhaus erstreckte? Es war lange her, dass Nora im Luxus gelebt hatte, und noch länger, dass er ihr wichtig gewesen war. Aber im Moment hatte die Vorstellung von einem ruhigen Ort abseits der Hektik des Krankenhauses durchaus etwas Verlockendes.
Amanda gab einen Code an der Tür ein und versprach, ihn ihr aufzuschreiben. Wie benommen sah Nora sich um. Auf einem langen Tisch an der Wand war so viel Essbares aufgefahren, dass es für vier Familien gereicht hätte. Die leeren Transportbehälter unter dem Tisch trugen das Label von Iguazu, einem neuen argentinischen In-Restaurant, das sich sogar bis Colorado herumgesprochen hatte. Zwei Angestellte waren noch dabei, die Warmhalteplatten aufzustellen, offenbar war alles gerade erst gebracht worden.
„Was ist denn das?", fragte Nora die Schwester verblüfft.
„Jemand hat es für die Familie geschickt. Oh … Amanda suchte in ihrer Tasche. „Da war auch ein Umschlag. Für Sie.
Erstaunt nahm Nora ihn entgegen, während sie gleichzeitig Declan auf den Arm hob, der die blauen Flammen unter den Platten höchst interessiert beäugte. „Vielen Dank."
Amanda notierte den Code der Tür und drückte Nora den Zettel in die Hand, bevor sie zusammen mit den Catering-Leuten verschwand. Nora nahm in einem Sessel Platz und hielt Declan so fest, dass er ihr nicht entwischen konnte, während sie den Umschlag aufriss.
Die getippte Nachricht war kurz und auf den Punkt gebracht.
Gutes Essen kann alles erträglicher machen.
Hochachtungsvoll.
Als Unterschrift nur Hochachtungsvoll? Nachdenklich überflog Nora die Karte noch einmal. Irgendetwas kitzelte ihre Erinnerung – und plötzlich fiel es ihr wieder ein. Dieses Hochachtungsvoll war eine Art Privatwitz gewesen zwischen ihr und ihrem Freund Reid Chamberlain.
Wow! An ihn hatte Nora