Weiße Yachten vor der Goldküste
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Über dieses E-Book
Cathy hat sich so auf die Zeit an der australischen Goldküste gefreut, auf die Ausflüge mit der weißen Yacht, die Fahrten zu den einsamen Inseln. Die Woche in Queensland soll ganz ihrer Liebe zu Tom gehören, doch dann geschieht etwas, das sie an ihrem großen Glück zweifeln lässt...
Lindsay Armstrong
Lindsay Armstrong wurde in Südafrika geboren, und bis heute fasziniert sie der Kontinent sehr. Schon als kleines Mädchen wusste sie, was sie später machen wollte: Sie war entschlossen, Schriftstellerin zu werden, viel zu reisen und als Wildhüterin zu arbeiten. Letzteres ist ihr zwar nicht gelungen, aber noch immer ist sie von der Tierwelt Afrikas begeistert. Ihrem Vorsatz, viel zu reisen, ist sie treu geblieben – zunächst arbeitete sie in einem Reisebüro, später für eine Fluggesellschaft. Ihren Mann, der ursprünglich aus Neuseeland stammt, lernte Lindsay Armstrong kennen, als er auf dem Weg von Westafrika zurück nach Hause einen Zwischenstopp in Johannesburg machte. Zwar flog er zurück nach Neuseeland, kehrte aber ein paar Wochen später in die südafrikanische Hauptstadt zurück. Ein halbes Jahr später waren sie verheiratet. Drei ihrer fünf Kinder wurden in Südafrika geboren, eins in London und eins in Australien, wohin die Familie auswanderte. Doch erst als ihr jüngstes Kind in die Schule kam, entschloss Lindsay Armstrong, ihre eigene Karriere in Angriff zu nehmen – als Schriftstellerin! Und das ist ihr gelungen. Am glücklichsten ist sie, wenn sie gerade an einem Buch arbeitet, und dabei hat sie entdeckt, dass sie praktisch unter allen Bedingungen schreiben kann. Die Armstrongs führen ein sehr ereignisreiches Leben: Lindsay und ihr Mann haben Rennpferde trainiert, eine Farm bewirtschaftet und sechs Monate auf einem Boot gewohnt, mit dem sie von der afrikanischen Goldküste bis zur Torresstaße zwischen Australien und Neuguinea hin und wieder zurück geschippert sind. Zur Zeit leben sie im australischen Queensland mit herrlichem Blick aufs Meer. Sie haben ihre Farm verkauft und schauen sich nach einem neuen Boot um. Nach wie vor reisen Lindsay und ihr Mann leidenschaftlich gern. In den letzten Jahren waren sie zwei Mal in Südafrika. Den Höhepunkt ihres Besuchs in der Serengeti bildete etwas, das Lindsay eigentlich niemals tun wollte: Sie fuhr in einem Heißluftballon. Als der Ballon abhob, versagten ihr beinahe die Nerven, aber im Nachhinein gibt sie gern zu, dass es ein unvergessliches Erlebnis war, wie sich bei Sonnenaufgang die Serengeti mit ihrer artenreichen Tierwelt zu ihren Füßen ausbreitete. Trotz ihrer Begeisterung für Afrika hat Lindsay Armstrong in Australien eine neue Heimat gefunden, in der sie sich sehr wohl fühlt. Sie liebt dieses weite Land und ist extra nach Sydney gereist, um die Schlussfeier der Olympischen Spiele 2000 zu besuchen. Und sie ...
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Buchvorschau
Weiße Yachten vor der Goldküste - Lindsay Armstrong
IMPRESSUM
TITEL erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1991 by Lindsay Armstrong
Originaltitel: „The Director’s Wife"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 882 - 1992 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Dr. Barbara Slawig
Umschlagsmotive: UberImages / GettyImages, vicuschka
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733778712
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Catherine West unterbrach ihre Vorbereitungen für das Mittagessen und sah aus dem Küchenfenster. Hinter dem Garten und den Pferdekoppeln, deren Gras die australische Sommerhitze gelblich verfärbt hatte, erhob sich Mount Macedon. Cathys Blick wurde sehnsüchtig. Der strahlend blaue Himmel über Südaustralien, die Hitze, der würzige Duft von Weideland und Holzfeuer ließen sie vergessen, dass sie zwei Gäste zum Mittagessen erwarteten. Am liebsten hätte sie Toms Arbeitszimmer betreten – was gegen alle Regeln verstoßen hätte – und ihn gebeten, das Essen abzusagen und mit ihr am Hanging Rock zu picknicken.
Sie schloss die tiefblauen Augen und dachte an den Tag, als sie zum ersten Mal mit ihm dort gewesen war, kurz nach ihrer Hochzeit. Cathy konnte es noch nicht recht glauben, dass Tom West, der berühmte Drehbuchautor und Regisseur, der wegen seiner Arroganz, Reizbarkeit, Kälte und seiner Frauengeschichten berüchtigt war, sie wirklich geheiratet hatte. Selbst heute verblüffte es sie manchmal noch. Tom hatte sie in dieses schöne alte Steinhaus mit dem steilen Dach und den hohen Schornsteinen gebracht. Es lag inmitten eines riesigen Gartens, und von den Fenstern aus sah man Mount Macedon, den Hanging Rock, um den sich so viele Legenden rankten.
Cathy hatte erwartet, dass den Berg eine finstere, bedrohliche Atmosphäre umgeben würde. Stattdessen war es dort sehr friedlich. Die Sonne schien, und die Luft war erfüllt vom Summen der Insekten und dem Zwitschern der Vögel. In einer versteckten kleinen Talmulde hatte Tom sie geliebt. Der Fels schien nichts dagegen gehabt zu haben.
Sie öffnete die Augen und kehrte dem Fenster den Rücken zu. Was für ein verrückter Einfall! Was kümmerte es Mount Macedon, wer sich an seinem Fuß liebte! Hatte sie wirklich einen Moment gedacht, der Berg hätte missbilligt, was sie getan hatten, und aus Rache einen Fluch auf ihre Ehe mit Tom gelegt?
Es war ein wundervolles Erlebnis gewesen. Als Tom es mit funkelnden Augen vorgeschlagen hatte, war Cathy vor Schreck rot geworden. Daraufhin hatte er leise gelacht, und um ihm zu beweisen, dass sie gar nicht so scheu und gehemmt war, wie er glaubte, hatte sie sich die Bluse aufzuknöpfen begonnen. Sogleich war Toms Lachen verstummt. Er hatte Cathy in die Arme genommen und sie lange und leidenschaftlich geküsst: auf die Lippen, den Hals, bis sie vor Verlangen so benommen gewesen war, dass sie ihre Umgebung vergessen hatte …
„Cathy?"
Die Stimme ihres Mannes ließ sie in die Gegenwart zurückkehren. Er stand an der Küchentür und betrachtete Cathy, die Stirn leicht gerunzelt.
Langsam kam er auf sie zu. „Du hast richtig entrückt ausgesehen. Erzählst du mir, wovon du geträumt hast?"
Sie wurde rot und wandte sich hastig wieder ihrem Salat zu. „Von gar nichts. Ich … ich habe nur nachgedacht."
Jetzt lehnte sich Tom mit der Schulter gegen die Wand neben dem Tisch und sah zu, wie Cathy Öl, Essig und eine Messerspitze Senf in eine Kristallflasche füllte, die Flasche verkorkte und schüttelte, um die Zutaten zu mischen. „Und woran hast du gedacht? Es muss dich traurig gemacht haben."
„Ach nein." Sie versuchte, unbeschwert zu lächeln.
„Komm, Cathy", befahl er leise und streckte die Arme aus.
„Bitte, Tom … Ich muss mich beeilen. Unsere Gäste werden gleich hier sein, ich bin noch nicht umgezogen, und …"
„Hast du über dem Träumen die Zeit vergessen?", fragte er neckend.
„Ich habe nur zu spät angefangen."
Tom richtete sich auf und zog sie an sich, bevor sie ihm ausweichen konnte.
„Bitte, Tom …"
„Ich habe gar nicht vor, dich zu verführen, behauptete er leicht belustigt und sah sie aus hellbraunen Augen forschend an, als könnte er ihre geheimsten Gedanken lesen. „Ich möchte dich nur umarmen. Du hast ausgesehen, als könntest du Trost brauchen.
Cathy zuckte zusammen.
Sofort wurde sein Blick noch durchdringender. „Sag mir, was nicht in Ordnung ist, Cathy", verlangte er.
„Es ist nichts. Gar nichts." Trotzig presste sie die Lippen zusammen.
„Sei nicht kindisch, Cathy." Er zog sie ungeduldig noch dichter an sich.
Sie musste an eine Bemerkung denken, die sie einmal über ihren Mann gehört hatte: „Er setzt seinen Willen immer durch, mit Sanftmut oder mit Gewalt." Das sagten die Leute über Tom West, den achtunddreißigjährigen Regisseur mit dem stets zerzausten dunkelblonden Haar und dem draufgängerischen Wesen, das nicht nur die einundzwanzigjährige Cathy, sondern Dutzende anderer Frauen unwiderstehlich fanden.
Das Essen war ruhig und zufrieden stellend verlaufen. Schließlich räumte Cathy das Geschirr zusammen und stellte die Kaffeetassen aus hauchdünnem Wedgwood-Porzellan auf den Tisch. Tom schenkte den beiden Besuchern Portwein ein. Erst jetzt wandte man sich den Fragen zu, die bei diesem Essen geklärt werden sollten.
Es ging um den nächsten Film, bei dem Tom Regie führen wollte. Duncan Haines war der Leiter der Filmgesellschaft, die das Projekt finanzierte. Er war ein großer, sanfter, meist schläfrig dreinblickender Mann Mitte vierzig, der viel Erfahrung, Geschäftssinn und künstlerischen Sachverstand hatte. Tom hatte großes Vertrauen zu seinem Urteil. Die beiden waren seit vielen Jahren befreundet und hatten schon oft zusammengearbeitet.
Der zweite Gast war das genaue Gegenteil von Duncan. Peter Partridge war jung, schlank, dunkelhaarig und leidenschaftlich. Er war der Autor des Bestsellers, den Tom verfilmen wollte, und arbeitete mit ihm zusammen am Drehbuch. Cathy konnte sich gut vorstellen, dass die beiden es manchmal schwer miteinander hatten.
Während sie im Zimmer aufräumte, hörte sie der Unterhaltung zu.
„Uns fehlt immer noch eine Chloe, sagte Peter gerade. „Die anderen Rollen sind gut besetzt. Es ist großartig, dass Brenda Bishop die weibliche Hauptrolle übernehmen wird. Sie hat dafür die richtige Ausstrahlung, außerdem ist sie eine erfahrene Schauspielerin.
„Sie kann auch ziemlich schwierig sein", erwiderte Duncan.
„Lass dich von ihren großen dunklen Augen und der zierlichen Figur nicht täuschen."
Peter dachte eine Weile nach. Dann zuckte er die Schultern, als würde er das unwichtig finden. „Mit Chloe ist es viel schwieriger. Keine einzige Schauspielerin scheint die richtige Mischung aus … aus Schönheit, Rätselhaftigkeit und Verwundbarkeit zu besitzen. Es muss eine Frau sein, die man nie mehr vergisst, wenn man sie einmal gesehen hat."
Tom und Duncan blickten sich an, während Peter Zucker in seinen Kaffee tat und heftig umrührte.
„Wir werden schon eine Chloe für dich finden, Peter", meinte Duncan beruhigend. Er wusste aus langjähriger Erfahrung, wie man mit leicht erregbaren Autoren umging.
„Aber sie ist wirklich wichtig für die Geschichte, Duncan, auch wenn man es nicht sofort merkt. Peter gestikulierte lebhaft. „Chloe mag keine große Rolle haben, aber sie verkörpert den Geist des Buchs. Sie taucht immer wieder unvermutet in Roberts Leben auf, ohne dass er sie jemals fassen kann. Und sie ist jedes Mal anders: fröhlich, verletzlich, sinnlich, traurig … Ihr Einfluss auf Robert ist ein Angelpunkt der Geschichte.
„Das wissen wir doch, Peter, erwiderte Tom ruhig. Sein Blick fiel auf das Fenster. „Cathy, dein bester Freund möchte dich besuchen.
Cathy, die vor der Anrichte stand und Silber einräumte, sah über die Schulter. „Der beste vielleicht nicht, widersprach sie belustigt, „aber bestimmt der hartnäckigste.
„Lass ihn herein und füttere ihn."
„Das klingt, als sei er ein Hund!", entgegnete sie empört und ging zum Fenster.
„Manchmal benimmt er sich auch so. Hallo, William. Cathy hatte dem kleinen Jungen geholfen, über das Fensterbrett hereinzuklettern. „Komm her, damit ich dich vorstellen kann. Das, meine Herren, ist William Casey. Er wohnt im Nachbarhaus bei seinen Großeltern und verbringt seine Tage damit, ihnen aus dem Weg zu gehen. Setz dich doch, William. Wir haben bestimmt noch etwas zu essen für dich. Ich weiß gar nicht, warum wir dich nicht auch eingeladen haben.
„Danke, Mr. West. William, ein siebenjähriger, schmächtiger Junge, setzte sich unbefangen zu ihnen. „Ich habe schon gegessen. Und mir die Hände gewaschen. Sehen Sie?
Er streckte beide Hände aus.
„Wunderbar. Du machst Fortschritte. Aber wenn du schon gegessen hast …"
„Kein Nachtisch, erklärte William kurz angebunden. „Oma hält nichts davon. Sie gibt mir höchstens mal einen Apfel. Und Cathy macht spitzenmäßigen Nachtisch.
„Das stimmt, bestätigte Duncan ernsthaft. „Cathy kocht überhaupt fantastisch.
Als sie eine Schüssel Eis mit Früchten vor William auf den Tisch stellte, legte Duncan Cathy eine Hand auf den Arm. „Danke für das wunderbare Essen, meine Liebe. Wollen Sie sich jetzt nicht zu uns setzen und sich ein wenig mit uns unterhalten? Nach all der Arbeit haben Sie eine Pause verdient. Lassen Sie doch Tom abwaschen!", fügte er boshaft hinzu.
„Ich …"
„Setz dich sofort hin, Cathy, befahl Tom spöttisch. „Sonst heißt es gleich, dass ich meine Frau schamlos ausnutze. Möchtest du auch ein Glas Portwein? Ich habe vergessen, dir eines anzubieten.
„Nein, danke."
Cathy zog sich einen Stuhl heran, setzte sich neben William und erklärte ernst: „Diesmal machen wir eine Ausnahme, William. Deine Oma hat nämlich Recht: Zu viel Nachtisch schadet dir nur."
„Mit anderen Worten: Wir wollen dich nicht verderben, sondern nur … verwöhnen", mischte Tom sich ein.
Duncan und Peter grinsten.
Cathy dagegen sah ihren Mann vorwurfsvoll an. „Ich glaube, er versteht dich oft gar nicht, Tom. Zum Glück."
„Glaubst du? Tom betrachtete sie eine Weile schweigend: das lange blonde, lockige Haar, die etwas dunkleren Augenbrauen, die leuchtenden dunkelblauen Augen, den weichen Mund, das leichte, ärmellose Kleid mit Gürtel, das sie in letzter Sekunde noch angezogen hatte, und die glatte, leicht gebräunte Haut ihrer Arme. „Wollen wir wetten? – William, ich schlage vor, dass wir uns heute Nachmittag um vier Uhr im Interesse der Körpertüchtigkeit gemeinsam diesem alten barbarischen Ritual unterziehen, das an einer ebenso barbarischen Schule erfunden worden ist. Was hältst du davon?
„Mann, Klasse! Ich wollte auch schon fragen, ob wir heute Rugby spielen können."
Die anderen lachten. Tom warf Cathy einen Blick zu, als wollte er sagen: „Siehst du wohl?"
„Das war einfach, behauptete sie. „Du spielst fast jeden Tag Rugby mit ihm.
„Ich glaube, ihr zwei braucht endlich eigene Kinder. Duncan lächelte sie an. „Worauf wartet ihr noch?
Über Cathys Gesicht huschte ein Schatten. Sie sah ihrem Mann in die Augen und gleich wieder fort.
Nach kurzem, ungemütlichem Schweigen antwortete Tom: „Dafür haben wir immer noch Zeit, Duncan."
In diesem Moment fuhr Peter Partridge, der Cathy seit einigen Minuten wie gebannt angeschaut hatte, so heftig zusammen, dass er seine Kaffeetasse umstieß. Ohne darauf zu achten, sprang er mit offenem Mund auf und stieß hervor: „Das ist sie! Wie konnte ich nur so blind sein? Chloe!"
Cathy kam gar nicht auf den Gedanken, dass er sie meinen könnte. Hastig stand sie auf und holte eine Serviette, um den verschütteten Kaffee aufzuwischen.
„Nein." Toms Stimme klang hart und entschieden.
„Aber … aber …" Vor Aufregung fing Peter an zu stottern. „Sie ist vollkommen! Genauso, wie ich euch Chloe beschrieben habe! Schaut sie