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Julia Extra Band 288: Das Glück in deinen Augen / Weihnachtstage wie im Märchen / Im schimmerndem Schein der Kerzen / Küsse mich, mein süsser Engel /
Julia Extra Band 288: Das Glück in deinen Augen / Weihnachtstage wie im Märchen / Im schimmerndem Schein der Kerzen / Küsse mich, mein süsser Engel /
Julia Extra Band 288: Das Glück in deinen Augen / Weihnachtstage wie im Märchen / Im schimmerndem Schein der Kerzen / Küsse mich, mein süsser Engel /
eBook616 Seiten8 Stunden

Julia Extra Band 288: Das Glück in deinen Augen / Weihnachtstage wie im Märchen / Im schimmerndem Schein der Kerzen / Küsse mich, mein süsser Engel /

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Über dieses E-Book

DAS GLÜCK IN DEINEN AUGEN von CHRISTENBERRY, JUDY
Penny hat sich in ihren Ranchmanager verliebt. Schon nach Jakes erstem Kuss unterm Mistelzweig ist es um sie geschehen. Doch dann taucht die schöne Angela auf und behauptet, dass Jake sie nur umwirbt, um die Ranch zu bekommen. Wahrheit oder Lüge?

WEIHNACHTSTAGE WIE IM MÄRCHEN von HAMILTON, DIANA
Was für ein wunderschönes Weihnachtsfest! James Carter, in den sie schon so lange verliebt ist, verbringt die Festtage bei ihnen. Und dann die große Überraschung für Matilda: James macht ihr einen Heiratsantrag. Hat er Fiona, die ihn gerade verließ, wirklich vergessen?

IM SCHIMMERNDEM SCHEIN DER KERZEN von MORGAN, SARAH
In ihrem silbernen Abendkleid glänzt Christy wie eine Schneeflocke - Alessandro kann kaum die Augen von seiner Frau lassen. Warum hat sie ihn bloß verlassen? Alessandro weiß: Er muss die Weihnachtstage nutzen, sonst hat er sie ganz verloren ...

KÜSSE MICH, MEIN SÜSSER ENGEL von COLTER, CARA
Seit Kirsten Morrison immer zu Weihnachten dafür sorgt, dass jedes Kind ein Geschenk bekommt, nennt man sie den Engel von Treemont. Als Michael seine Familie verliert, beginnt er Kirsten dabei zu helfen - und verliebt sich in sie. Doch wird sie auch sein Engel werden?

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum10. Sept. 2008
ISBN9783863495084
Julia Extra Band 288: Das Glück in deinen Augen / Weihnachtstage wie im Märchen / Im schimmerndem Schein der Kerzen / Küsse mich, mein süsser Engel /

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    Buchvorschau

    Julia Extra Band 288 - Judy Christenberry

    Diana Hamilton, Cara Colter, Sarah Morgan, Judy Christenberry

    Die schönsten Liebesromane der Welt, Band 288

    IMPRESSUM

    JULIA EXTRA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,

    20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

    © 2000 by Diana Hamilton

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Tatjána Lénárt-Seidnitzer

    © 2007 by Cara Colter

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Dorothea Ghasemi

    © 2006 by Sarah Morgan

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Michaela Rabe

    © 2007 by Judy Russell Christenberry

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Tatjána Lénárt-Seidnitzer

    Fotos: Anne von Sarosdy / Corbis / panthermedia

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA

    Band 288 - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    Veröffentlicht im ePub Format im 05/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 978-3-86349-508-4

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    DIANA HAMILTON

    Weihnachtstage wie im Märchen

    Ein Heiratsantrag unter dem Christbaum – so romantisch wie in ihren schönsten Träumen. Nur ein Wermutstropfen trübt Matildas Glück. James, dem ihr Herz schon lange gehört, spricht mit keinem Wort von Liebe …

    CARA COLTER

    Küsse mich, mein süßer Engel

    Michael ist der jungen Kirsten unendlich dankbar, dass sie ihm nach einem schweren Schicksalsschlag geholfen hat. Doch er möchte mehr: Er will das Herz seines Engels erobern ...

    SARAH MORGAN

    Im schimmernden Schein der Kerzen

    Obwohl Christy ihren Mann liebt, hat sie ihn verlassen. Er war nie für sie da. Und nun ist sie zu den Festtagen mit den Kindern zurückgekehrt. Werden sich Weihnachten ihre sehnsüchtigen Wünsche erfüllen?

    JUDY CHRISTENBERRY

    Das Glück in deinen Augen

    Bald ist Weihnachten! Und Jake hofft so sehr, Penny endlich seine Liebe gestehen zu können. Doch die eifersüchtige Angela tischt Penny eine gemeine Lüge auf. Zerbricht ihr Glück, bevor es beginnt?

    Diana Hamilton

    Weihnachtstage wie im Märchen

    1. KAPITEL

    „Bei dir wird es also ein stilles Weihnachtsfest – wie gewöhnlich, bemerkte Dawn missbilligend aus den Tiefen des Sessels, der ganz in der Nähe der offenen Küche stand. „Du solltest endlich lernen, etwas Spaß im Leben zu haben.

    Von der hochmodernen Kochinsel aus musterte Matilda ihre älteste und beste Freundin, die hübsch und wohlgerundet, kontaktfreudig und fröhlich war, und fragte sich unwillkürlich: Hätte meine Mutter mich mehr geliebt, wenn ich wie Dawn wäre?

    Entschieden verdrängte sie diesen Gedanken. All das war vorbei, schon seit neun Jahren. Sie war gerade einmal sechzehn Jahre jung gewesen, als ihre Mutter gestorben war. Es hatte keinen Sinn, in der Vergangenheit zu verweilen.

    Sie griff zu Lesebrille und Kochbuch und entgegnete: „Bei euch dagegen wird es wohl noch turbulenter als sonst."

    Besonders zur Weihnachtszeit wirkte Dawns Zuhause, die alte Pfarrei des malerischen Dorfes in Sussex, wie ein Magnet auf die große und fröhlich-unkomplizierte Familie. Das verwohnte weitläufige Haus füllte sich an Feiertagen stets mit Kindern und Enkelkindern, Liebe und Lachen.

    Ganz im Gegensatz zu diesem prachtvoll-strengen Gebäude, das Matilda mit ihrem verwitweten Vater bewohnte.

    „Ja. Die ganze Sippschaft trudelt ein, und dazu Frank und seine Eltern. Mit leuchtenden Augen betrachtete Dawn den Smaragdring an ihrer Hand. „Sie kommen Heiligabend an, also schon morgen. Du bist am ersten Weihnachtstag eingeladen – und dein Vater natürlich auch. Du musst also nicht kochen, obwohl Mrs. Flax Urlaub hat. Und ich akzeptiere kein Nein als Antwort. Ich kann es nicht erwarten, meiner allerbesten Freundin meinen Verlobten vorzustellen.

    „Tut mir leid. Matilda schüttete Mehl auf die Küchenwaage. „Aber James verbringt die Feiertage hier. Er hat heute Morgen angerufen und sich selbst eingeladen. Das Herz wurde ihr schwer bei dem Gedanken an ihn. Er musste sich scheußlich fühlen. Ursprünglich hatte er sicherlich geplant, Weihnachten auf eine aufregendere und romantischere Art zu verbringen als in einem Nest, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. „Ich weiß, dass ich ihn mitbringen dürfte, aber ich glaube nicht, dass ihm nach Feiern zumute ist – unter den gegebenen Umständen." In Erwartung eines Widerspruchs schüttete sie das Mehl so energisch in eine Rührschüssel, dass pudrige weiße Wolken aufstiegen.

    Dawn drehte sich im Sessel um, stützte einen Ellbogen auf die dicke Armlehne und das Kinn in die Hand. „Dann steht dir wohl eine tränenreiche Zeit bevor, oder?"

    „Ich glaube nicht, dass James Carter überhaupt Tränen vergießen kann", entgegnete Matilda sachlich. Sie hatte ihn vor langer Zeit als Sohn des Geschäftspartners ihres Vaters kennengelernt. Vor elf Jahren, nach dem Tod seines Vaters, war James in dessen Fußstapfen getreten, im relativ jungen Alter von fünfundzwanzig. Nie hatte sie ihn starke Gefühle zeigen sehen. Er gab sich immer selbstsicher, gefasst, gleichgültig. Manchmal erschreckend unnahbar, schien er in einer eigenen Welt zu leben, in der nichts und niemand ihm etwas anhaben konnte.

    Doch momentan litt er gewiss. In aller Öffentlichkeit von der Frau, die er hatte heiraten wollen, den Laufpass zu bekommen, musste eine sehr schmerzliche Erfahrung sein.

    „Na ja, er wird seine Gefühle nicht unbedingt zur Schau stellen, räumte Dawn ein. „Da seine Eltern aber tot sind, sind dein Vater und du doch praktisch seine einzige Familie. Deshalb weint er sich vielleicht bei euch aus. Und sein Ego hat bestimmt gewaltig gelitten. Wenn man bedenkt, dass die Klatschpresse noch vor wenigen Monaten ‚die himmlische Hochzeit des Jahres zwischen der ehrenwerten schönen Fiona Cambell-Blair und dem Finanzmogul‘ angekündigt hat! Und dann erklärt die feine Dame plötzlich, dass sie die ganze Sache abgeblasen hat, weil – ich zitiere wörtlich – ‚Jimmy meine hohen Erwartungen nicht erfüllt‘. Ich meine, da muss er ja total am Boden zerstört sein.

    „Wahrscheinlich, murmelte Matilda schroff. Sie fühlte mit James und hätte diese Fiona am liebsten eigenhändig erwürgt. Sie konnte nicht nachvollziehen, wie eine Frau, die im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte war, einen so faszinierenden und unwiderstehlich maskulinen Mann wie ihn abservieren konnte. Um von dem leidlichen Thema abzulenken, schlug sie vor: „Wie wäre es, wenn du uns einen Kaffee kochst? Sie schaute in das Kochbuch und gab Butter zu dem Mehl. „Ich versuche gerade, Weihnachtsplätzchen zu backen. Wirklich schade, dass Emily – Mrs. Flax – ausgerechnet jetzt ihren Jahresurlaub genommen hat."

    Der Wunsch der Haushälterin, eine Winterpause in der Sonne bei ihrer Schwester einzulegen, war bereitwillig gewährt worden. Matildas Vater scherte sich nicht um die Feiertage, seit seine Frau ihn verlassen hatte. Daher verlief Weihnachten normalerweise wie jeder andere Tag. Da James sich jedoch angekündigt hatte, plante Matilda, für ihn ein Festessen mit allem Drum und Dran zu zaubern, auch wenn es sie große Mühe kostete.

    Dawn spazierte in die Küche und überflog das Rezept. „Wenn du statt Wasser geschlagenes Eiweiß nimmst, wird der Teig viel lockerer. Soll ich vielleicht weitermachen? Ich helfe Mum von klein auf beim Kochen. Du dagegen hast gar keine Übung. Du bist zwar sehr gescheit, aber eine Niete, wenn es um praktische Dinge geht."

    „Demnach wird es höchste Zeit, dass ich mich bessere."

    „Tja, dann musst du es selbst ausbaden – oder besser gesagt, der Magen deines Ehrengastes muss es aushalten. Dawn füllte den Wasserkessel. „Wenn du deine Trümpfe richtig ausspielst, kannst du ihn ja über seine Enttäuschung hinwegtrösten und ihn dir angeln.

    „Also wirklich! Manchmal redest du wie eine zurückgebliebene Zehnjährige!" James Carter schenkte ihr, der unansehnlichen, unbedeutenden Matilda Trent, keinen zweiten Blick. Er stand nicht auf Mauerblümchen, sondern bevorzugte elegante Schönheiten wie seine Exverlobte, die aus der Menge herausragten.

    „Wenn du meinst. Unberührt von der Rüge brühte Dawn Kaffee auf. „Aber denk mal darüber nach. Bevor ich nach Richmond gezogen bin, waren wir beide praktisch unzertrennlich. Dadurch habe ich ihn fast so oft gesehen wie du. Dir gegenüber verhielt er sich immer irgendwie beschützerisch und sanft. Da ist ganz eindeutig eine gute Portion Zuneigung im Spiel. Und nachdem dieses feine hohlköpfige Flittchen ihn abserviert hat, wird er eine Person zu schätzen wissen, die intelligent, loyal, nett und besonnen ist. Du kannst nicht leugnen, dass du dich schon vor elf Jahren in ihn verliebt hast. Da warst du gerade mal vierzehn. Also leg dich ins Zeug.

    Verärgert kniff Matilda die goldbraunen Augen hinter den Brillengläsern zusammen. „Ich habe mich in etwa zu der Zeit in James verknallt, als du für unseren Physiklehrer geschwärmt hast. Ich hatte es schon überwunden, lange bevor du deine ‚ewige Liebe‘ auf irgendeinen grässlichen Popstar umgelenkt hast. Also lass es bitte gut sein."

    Das ist eine regelrechte Lüge, gestand sie sich im Stillen ein. Sie hatte ihre jugendliche Schwärmerei keineswegs überwunden. Im Gegenteil. Trotz aller gegenteiligen Bemühungen und Beteuerungen waren ihre geheimen Gefühle für ihre Jugendliebe im Laufe der Zeit nur noch gewachsen.

    Millionen von Sternen funkelten am klaren Winterhimmel, als James aus seinem Jaguar stieg. Er atmete tief die schneidend kalte Luft ein und entspannte sich bereits ein wenig. Trotz des Aufruhrs in seinem Leben spürte er seltsamerweise den Zauber des Heiligen Abends.

    Während der Fahrt von London waren James Zweifel gekommen, ob sein Vorhaben weise war. Doch nun, in der tiefen ländlichen Stille, erkannte er, dass es ihm guttun würde, die Festtage bei den Trents zu verbringen. Es war genau der richtige Ort, um die demütigenden und schmerzlichen Geschehnisse der vergangenen Woche, ja die ganze Episode mit seiner ehemaligen Zukünftigen hinter sich zu lassen.

    Berrington House lag überwiegend im Dunkeln. Nur aus einzelnen Fenstern drang schwaches Licht durch die zugezogenen Vorhänge. Im Laufe der Jahre war dieses Anwesen zu einem zweiten Zuhause für ihn geworden. Ihm gefiel es, wie schon seinem Vater vor ihm, die Geschäfte mit Edward Trent, dem Mitinhaber der bedeutenden Konstruktionsfirma, bei einem stilvollen Dinner oder an einem langen Wochenende in dieser ländlichen Idylle abzuwickeln.

    Es war nicht das Gebäude an sich. Berrington wirkte für seinen Geschmack zu streng und düster – wie ein Vorzeigeprojekt dafür, was Tradition und Vornehmheit bedeutet, nicht wie ein bewohntes Zuhause. Und es war auch nicht die Gesellschaft seines Geschäftspartners, die ihn zu diesem Zeitpunkt anzog. Vielmehr war es Matildas bescheidenes Wesen, das er in dieser persönlichen Krise brauchte.

    Er runzelte die Stirn. Mit dieser Erkenntnis war er keineswegs glücklich. Denn schon in jungen Jahren hatte er gelernt, selbst genügsam zu sein. Er wollte nicht von einem anderen Lebewesen abhängig sein.

    Aber ihre beachtliche Intelligenz regte ihn an; die heitere Gemütsruhe besänftigte ihn; die Schwächen – wie ihre Ungeschicklichkeit in praktischen Dingen – amüsierten ihn; der Mangel an Eitelkeit war erfrischend. Er kannte keine andere Frau, die sich so wenig aus Kleidung machte, die es überhaupt nicht darauf anlegte, erotisch zu wirken. Verführerische Tricks wie Wimpernklimpern, Schmollen oder Schlafzimmerblicke waren ihr völlig fremd.

    Ja, genau das war es, was James brauchte: die Gesellschaft einer Frau, die ihn sexuell nicht herausforderte, körperlich nicht reizte und auch sonst nichts von ihm erwartete.

    Mäuschen. Seine harten Gesichtszüge wurden ein wenig sanfter. Mein kleines graues Mäuschen.

    Mit der Reisetasche in der Hand schritt er über den makellos geharkten Kiesweg zum Haupteingang und läutete. Während er wartete, fragte er sich, ob sie sich wohl noch immer mit der Übersetzung jenes dicken wissenschaftlichen Wälzers vom Deutschen ins Italienische abmühte.

    Doch wie er Matilda kannte, war der Auftrag längst abgeschlossen. Finanziell gesehen hatte sie es gar nicht nötig zu arbeiten. Aber sie kniete sich gern in ein Projekt hinein, bis es vollendet war. Er wollte sie gleich danach fragen, sobald sie ihn einließ.

    Doch es war sein Partner, der die Tür öffnete. Für einen Mann mit knapp sechzig war Edward Trents Gesicht relativ faltenfrei. Nur sein stahlgraues Haar und die dickliche Taille verrieten sein wahres Alter. Und sein Blick kündete von Verlegenheit. Gefühle behagten ihm nicht. Sofern er überhaupt welche hegte, verbarg er sie entschieden, und dasselbe erwartete er von jedem, mit dem er zu tun hatte.

    James war ihm in diesem Punkt sehr ähnlich. Vielleicht kamen sie deshalb so gut miteinander aus. „Es ist nett von dir, dass du mir für ein paar Tage Unterschlupf gewährst. Mir ist danach, für eine Weile abzutauchen. Aber ich will dich nicht mit Details langweilen und nicht rührselig werden. Deshalb schlage ich vor, dass wir meine geplatzte Verlobung einfach totschweigen."

    „Das ist wohl am besten. Edward atmete erleichtert auf. „Aber lass dir vorher noch gesagt sein, dass du froh sein kannst. Mattie und ich haben diese Fiona ja nur ein Mal gesehen, aber wir sind uns einig, dass sie nicht gut genug für dich ist. Zugegeben, ihr Stammbaum ist einwandfrei, und du könntest sie gut als Gastgeberin gebrauchen. Aber die Frau ist oberflächlich, egoistisch und hartherzig. Es hätte nie funktioniert. Und damit genug davon. Willst du zuerst in dein Zimmer gehen oder mit mir einen Drink nehmen?

    „Ich entscheide mich für den Drink." James ließ die Reisetasche am Fuß der Treppe fallen und folgte seinem Gastgeber in ein makellos ordentliches, minimal möbliertes Wohnzimmer.

    Im Innern ärgerte er sich gewaltig. Wie konnte Matilda sich anmaßen, über Fiona zu urteilen? Was verstand sie schon davon? Sie lebte völlig weltfremd in diesem Provinznest – hinter Büchern verschanzt und in völliger Unkenntnis dessen, was zwischen sexuell aktiven Erwachsenen vor sich ging.

    Soweit er wusste, hatte sie kein Sexualleben. Folglich konnte sie den männlichen Drang nicht nachempfinden, so wunderschöne und sündhaft aufreizende Frauen wie die Fionas dieser Welt zu besitzen – als leidenschaftliche Gespielin im Bett wie als brillante Hausherrin und Zierde bei Tisch anlässlich der zahlreichen gesellschaftlichen Anlässe.

    Er zwang sich, seine düstere Stimmung abzuschütteln, als er ein Glas mit einem guten Schuss Whisky entgegennahm und auf einen der steifen Polsterstühle sank, die um einen exquisiten Chippendale-Tisch gruppiert standen. „Wo steckt Mattie?" Seine Verärgerung über ihr anmaßendes Urteil begann abzuklingen, als er den ersten Schluck Alkohol trank.

    Es war ohnehin ein unwürdiges Gefühl, das sich seltsamerweise überhaupt nicht gegen Edward richtete, obgleich dieser dieselbe Meinung vertrat. Die Ereignisse der vergangenen Woche mussten wohl bisher ungeahnt weitreichende Spuren hinterlassen haben.

    „Sie hantiert in der Küche herum. Edward seufzte. „Ich fürchte, das Essen wird sehr zu wünschen übrig lassen, denn Emily hat Urlaub. Bei allem, was nicht mit ihrem Beruf zu tun hat, ist Mattie nicht besonders geschickt.

    James nahm einen weiteren Schluck. Das arme Mäuschen! Hätte er sich nicht aufgedrängt, hätte sie sich bis zur Rückkehr der Haushälterin mit kalten Speisen oder Fertiggerichten begnügt, wie er sehr wohl wusste. Es behagte ihm nicht, dass sie sich seinetwegen Umstände machte. Und daher beschloss er großmütig und zu seiner eigenen Überraschung, ihr in den nächsten Tagen zur Hand zu gehen.

    Matilda war weit davon entfernt, in der Küche zu hantieren. Vielmehr stand sie in ihrem Zimmer und betrachtete sich bedrückt im Spiegel. Sie fand sich nicht besonders reizvoll in dem dunkelbraunen Rock und dem rehbraunen Sweater. Ihre Haut war blass und das schulterlange kastanienbraune Haar, noch feucht vom Duschen, wie üblich zu einem Knoten im Nacken verschlungen.

    Mit gerunzelter Stirn wandte sie sich vom Spiegel ab. Es hatte keinen Sinn, Make-up aufzulegen. Sie wusste seit ewigen Zeiten, dass sie unattraktiv war. Ihr Spiegelbild anzustarren, änderte nichts an den seltsam hellen goldbraunen Augen, der unauffälligen Nase, dem ausgeprägten Kinn, den vollen Lippen.

    James fällt es nicht mal auf, wenn ich in einem Kartoffelsack erscheine.

    Mäuschen, so nannte er sie manchmal. Denn so sah er sie – als etwas Kleines, Stilles, Graues und Unbedeutendes. Sie wusste all das, hatte es schon vor Jahren akzeptiert. Was störte sie also plötzlich daran?

    Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich. Er hatte sie niemals in irgendeiner Form ermutigt, war völlig blind gegen ihre Gefühle für ihn, die so tief verwurzelt waren, dass sie sich nie für einen anderen Mann interessiert hatte und nie wie ihre Freundinnen Affären eingegangen war.

    Anstatt sich nach etwas zu verzehren, das niemals sein konnte, sollte sie James lieber Trost spenden und ihm über das gebrochene Herz hinweghelfen.

    Stoisch verdrängte sie ihren eigenen Kummer, hob das Kinn und eilte hinunter.

    „Natürlich helfe ich dir mit dem Lunch, beharrte James unbeirrbar am nächsten Morgen. „Ich will mich doch nicht von vorn bis hinten bedienen lassen. Er lächelte spitzbübisch. „Und da wir beide noch nie ein Festessen im großen Stil fabriziert haben, könnte das Ergebnis sehr interessant werden."

    Ein wenig gezwungen lächelte Matilda ihn an. Musste er unbedingt so umwerfend gut aussehen? Musste sie in seiner Nähe ständig Schmetterlinge im Bauch haben?

    Er trug eine enge graue Hüfthose und einen schwarzen Kaschmirpullover, der die Breite seiner Schultern betonte. Die eindrucksvolle Größe von gut eins neunzig, markante Gesichtszüge, silbergraue Augen und Wimpern, die so dicht und schwarz waren wie seine Haare, ergaben eine faszinierende Kombination.

    Hör auf damit, mahnte eine innere Stimme, denk an etwas anderes. „Falls du Angst hast, dass es so schrecklich wie das gestrige Dinner wird, dann kann ich dich beruhigen. Ich weiß sehr wohl, dass die Quiche klitschig, der Salat langweilig und das Gebäck zäh war."

    Sie trug eine Kittelschürze von Mrs. Flax, in der sie förmlich versank. Nun holte sie die Lesebrille aus einer Tasche und setzte sie sich auf die Nase. Dass sie aussah, als hätte sie sich für einen Maskenball als Vogelscheuche verkleidet, diente als eine Art Selbstschutz. Es unterstrich die Tatsache, dass sie in James’ Augen keines zweiten Blickes würdig war.

    Obgleich er in dem Ruf eines skrupellosen Geschäftsmannes stand, verhielt er sich Matilda gegenüber stets freundlich – sofern er sie überhaupt wahrnahm. Manchmal glaubte sie, dass sie ihn amüsierte; andere Male schien er durch sie hindurchzublicken.

    Nun holte sie tief Luft und erklärte: „Ich bin gestern in Panik geraten. Mir ist alles schiefgegangen. Da Mrs. Flax immer kocht, musste ich es nie lernen. Das heißt aber nicht, dass ich unfähig bin. Es ist alles eine Frage der Logik und Planung. Deshalb habe ich gestern Abend Rezeptbücher gewälzt, Listen angefertigt und …"

    Sie hielt inne, als sie ein belustigtes Funkeln in seinen Augen sah. „Jedenfalls habe ich hier alles im Griff. Die Vorbereitungen hatten sie abgelenkt von der Tatsache, dass er unter demselben Dach schlief – oder aber wach lag und seiner Verlobten nachtrauerte. „Und du kannst den Vormittag produktiver mit Dad verbringen. Er brennt darauf, die Finanzierung dieses Hotelprojekts in Spanien mit dir zu besprechen. Oder war es Italien?

    „Spanien. Und das kann warten. James schmunzelte verstohlen, denn sie sah so ernsthaft aus in ihrem Eifer, so niedlich mit den zurückgekämmten Haaren und der eulenhaften Brille auf der kecken Nasenspitze. „Ich helfe dir auf jeden Fall. Ich kann ja zumindest Kartoffeln schälen oder dich mit Kaffee versorgen oder dir den Schweiß von der Stirn wischen. Wie auch immer, es macht mir garantiert Spaß.

    Dass es der Wahrheit entsprach, überraschte ihn keineswegs. Er genoss stets ihre Gesellschaft. Sie zu beobachten, wie sie sich mit unvertrauten Tätigkeiten abmühte, wie sie dabei die Brauen zusammenzog und sich mit der Zungenspitze über die Lippen strich, amüsierte ihn und lenkte ihn von anderen Dingen ab.

    „Wenn du meinst", murmelte sie, doch sie wusste genau, dass er eigentlich keinen Spaß daran hatte. Er fühlte sich nur dazu verpflichtet, weil er ahnte, dass ohne seine Anwesenheit alle Zutaten, die Mrs. Flax für ein festliches Weihnachtsmahl eingefroren hatte, im Tiefkühlschrank geblieben wären.

    Matilda gestattete sich nicht zu glauben, dass er ihre Gesellschaft wirklich genoss. Sie ließ sich nicht täuschen. Dennoch stellte er, sofern er in zugänglicher, aufmerksamer Stimmung war, eine ernste Gefahr für ihren Seelenfrieden dar.

    Und so war es dann auch das gesamte Weihnachtsfest über. Sein lässiger Charme raubte ihr den Atem und ließ sie hin und wieder sogar an das alte Sprichwort glauben, dass man etwas nur stark genug begehren muss, um es auch zu bekommen. Nur gelegentlich zog er sich in sich selbst zurück und brütete, zweifellos über seine verlorene Liebe. Nicht, dass der Name Fiona auch nur ein einziges Mal erwähnt worden wäre.

    An dem Morgen, als James abzureisen gedachte, klagte Edward über exzessive Völlerei während der Feiertage und brach zu einem ausgedehnten Spaziergang auf. „Du hast uns wirklich verwöhnt, Mattie, bemerkte er verwundert beim Verlassen des Hauses. „Aber wahrscheinlich ist das James zu verdanken. Er hat verhindert, dass du uns noch mehr missratene Speisen auftischst wie am Heiligabend.

    Sie verübelte ihm diese Bemerkung. Denn sie hatte sich redlich und erfolgreich bemüht, wohlschmeckende Gerichte auf den Tisch zu bringen, und verdiente dafür mehr Anerkennung. Um ihrem Ärger Luft zu machen, saugte sie Staub im ganzen Haus.

    Gerade stellte sie das Gerät zurück in den Besenschrank, als James die Küche betrat. „Bist du zum Aufbruch bereit?", fragte sie in gelassenem Ton, obwohl sie sich innerlich aufgewühlt fühlte.

    Ich werde ihn monatelang nicht sehen und ihn furchtbar vermissen, dachte sie betrübt. Denn am vergangenen Abend hatte er verkündet, dass das Spanienprojekt sehr viel Zeit von ihm erforderte. Deshalb sollten die nächsten geschäftlichen Besprechungen mit Edward in London stattfinden.

    „Beinahe." Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen, als wollte er den Weg versperren.

    Selbst in verwaschenen Jeans und in alter Lederjacke sah er so überwältigend gut aus, dass Matilda sich ermahnen musste, ihn nicht unverhohlen anzuhimmeln. Seit Jahren erstickte sie erfolgreich ihre Gefühle, und es gab keinen Grund, warum sich das nun ändern sollte. „Soll ich dir einen Kaffee kochen, bevor du abfährst?"

    „Danke, nein. Mit eindringlichem Blick näherte er sich. „Ich will dich etwas fragen. Und ich möchte, dass du es dir gut überlegst, bevor du mir an die Gurgel gehst.

    Wenige Schritte entfernt blieb er stehen. Er lächelte, als das vertraute Stirnrunzeln auf ihrem Gesicht erschien. Die Idee war ihm ganz plötzlich am vergangenen Abend gekommen, doch er hatte sie anschließend lange und gründlich erwogen. Es war ein sinnvoller, zweckmäßiger Vorschlag, und wie er Matilda kannte, sah sie das ein, sobald sie sich mit dem Gedanken angefreundet hatte.

    Seelenruhig fragte er: „Mattie, willst du mich heiraten?"

    2. KAPITEL

    Matilda fühlte sich wie von einer erschreckenden Krankheit ergriffen, die Schwindel auslöste, ihr den Verstand raubte und das Blut in den Ohren rauschen ließ, sodass sie sich nicht vorhandene Stimmen einbildete.

    „Mattie?"

    Trotz des verwirrten Zustands entdeckte sie einen belustigten Unterton in James’ Stimme. Sein Antrag war also nur ein schlechter Scherz. Wie konnte er es wagen!

    Es geschieht ihm nur recht, wenn ich mich jetzt in seine Arme stürze und mit feuchten Augen von weißen Brautkleidern und Babys schwärme!

    Doch die Vernunft sagte ihr, dass sie mehr sich selbst als ihm schadete, wenn sie auf seinen Antrag einging. Sie wandte sich zur Spüle um und setzte Wasser auf. Auch wenn er keinen Kaffee wollte, sie brauchte eine Stärkung. Tonlos erklärte sie: „Sei vorsichtig, James. Solche Scherze können übel ausgehen. Du könntest ernst genommen werden."

    „Ich meine es ernst", versicherte er direkt hinter ihr.

    Sie erstarrte. Unmöglich! Das konnte einfach nicht sein!

    Er nahm sie bei den Schultern, drehte sie zu sich herum und riss sie dadurch aus ihrer Erstarrung. Ihr Herz begann zu pochen. Sie schüttelte seine Hände ab. Er hatte sie nie zuvor berührt, jedenfalls nicht bewusst, und sosehr sie diese kleine Intimität auch genießen mochte, konnte sie nicht damit umgehen – zumindest nicht in diesem Moment. Es galt, nüchtern zu ergründen, was er im Schilde führte.

    „Hat es damit zu tun, dass Fiona dich abgeschoben hat? Sie gibt dir den Laufpass, und schon verlobst du dich mit einer anderen, nur um ihr zu beweisen, dass sie nicht die Einzige auf der Welt ist?"

    Matilda verspürte einen schmerzhaften Stich in der Herzgegend. Hatte sie recht? War ihm zuzutrauen, dass er sie derart schamlos benutzte, um sich bei der Frau zu revanchieren, die er liebte? Beabsichtigte er, die Verlobung in aller Öffentlichkeit kundzutun, um sie dann in aller Stille aufzulösen, sobald sich die Wogen um Fionas Laufpass wieder geglättet hatten?

    Als er nicht gleich antwortete, hakte sie sarkastisch nach: „Nun? Hast du ausnahmsweise keine schlaue Antwort parat? Oder hast du dich plötzlich bis über beide Ohren in mich verliebt?"

    James warf einen Blick auf die Armbanduhr. Er beabsichtigte, den Rest des Tages mit Papierkram in seiner Wohnung zu verbringen. Ungeduldig und auch ein wenig belustigt meinte er: „Du stellst dein Licht unter den Scheffel. Das solltest du dir wirklich abgewöhnen. Und nein, ich bin genauso wenig ‚bis über beide Ohren‘ in dich verliebt wie du in mich. Ich glaube nicht, dass dieser Zustand überhaupt existiert."

    Schweren Herzens fand er sich damit ab, dass er wohl nicht den ganzen Nachmittag mit sinnvoller Arbeit würde zubringen können. Die Annahme, dass er in wenigen Minuten seine Gründe für eine Heirat darlegen und Matilda zur Einsicht bringen konnte, war wohl etwas zu optimistisch. Vielmehr spiegelte sich unterdrückter Zorn auf ihrem Gesicht.

    „Bitte hör dir an, was ich zu sagen habe. Erstens …" Er verstummte, als er die Haustür ins Schloss fallen hörte. Verdammt! So bald hatte er seinen Partner nicht zurückerwartet.

    Edward kam in die Küche. Die schneidende Kälte hatte sein Gesicht gerötet, und er rieb sich die Hände, um sie zu wärmen. „James, du bleibst also doch zum Lunch? Ich dachte, du wärst längst unterwegs nach London. Mattie, falls du etwas kochst, bitte nicht für mich. Ich kriege einen Bauch."

    „Ich führe Mattie zum Essen aus, erklärte James spontan. „Als kleines Dankeschön für die Schufterei, die sie in den letzten Tagen auf sich genommen hat. Eindringlich blickte er sie an. „Geh deinen Mantel holen."

    Ihr Instinkt drängte sie, sich gegen diesen herrischen Befehl aufzulehnen. Schließlich war sie keine kleine Angestellte von ihm. Doch nachdem sie ihre Gefühle für ihn schon seit Jahren unterdrückte, erschien es ihr töricht, nun ihrer Empörung Luft zu machen.

    Ungehalten forderte er: „Nun geh schon! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit."

    Seine Stimme sandte Matilda einen Schauer über den Rücken. Er stand in dem Ruf, ein mächtiger Mann mit zwingender Persönlichkeit zu sein, mit dem sich nur ein ausgemachter Dummkopf anlegte. Dennoch hatte sie ihn in all den Jahren ihrer Bekanntschaft noch nie gefürchtet. Bevor er sie noch weiter verwirren oder erzürnen konnte, verließ sie lieber den Raum.

    Natürlich habe ich keine Angst vor ihm, dachte sie, während sie die Kittelschürze auszog und eine Winterjacke aus dem Garderobenschrank nahm. Angst vor den Gefühlen, die er in ihr erweckte, das traf eher zu.

    Sie stopfte gerade die Hosensäume in die Lederstiefel, als James mit den Wagenschlüsseln klimperte und fragte: „Fertig?"

    Erschrocken zuckte sie zusammen und blickte zu ihm auf. Er wirkte ungeduldig. Sicher nicht, weil er mit ihr allein sein wollte. Schließlich war er nicht in sie verliebt, wie er deutlich genug klargestellt hatte. „Ja, ich bin fertig – und neugierig zu erfahren, was das alles soll", entgegnete sie ruhig, obwohl ihr Herz pochte.

    „Ich sage es dir beim Lunch." Er beobachtete, wie sie sich eine schwarze Wollmütze aufsetzte, die ihr Gesicht noch blasser als gewöhnlich aussehen ließ, und dachte: Armes Mäuschen!

    Sie fuhren eine halbe Meile bis zur Dorfkneipe. Die Zeit reichte nicht für Matilda, um ihre Gedanken zu ordnen. Dass James sie tatsächlich heiraten wollte, ging ihr einfach nicht in den Kopf.

    Vor Jahren, bevor sie gelernt hatte, törichte Tagträume zu unterbinden, hatte sie sich häufig ausgemalt, wie er um ihre Hand anhielt: Auf einem Knie im Mondenschein, mit einem Rosenstrauß schwor er bei romantischen Klängen, dass er sie schon ewig liebte und nur auf ihre Mündigkeit gewartet hatte.

    Wie sehr unterscheidet sich die Realität doch von den Träumereien eines Teenagers!

    Wegen der stets ruhigen Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr hatten sie die kleine Gaststube ganz für sich allein. Das Feuer in der Kaminecke war gerade erst angezündet worden, sodass es kühl im Raum war.

    Matilda behielt die Jacke an. Doch während sie die Speisekarte las, nahm James ihr die Mütze vom Kopf und murmelte: „So ist es besser."

    Sie blickte ihm ins Gesicht. Er lächelte derart selbstzufrieden, dass sie schroff erklärte: „Ich habe keinen Hunger. Ich will einfach nur wissen, was hinter deinem einzigartig unromantischen Heiratsantrag steckt."

    „Wir reden darüber beim Essen, wie zivilisierte Leute. Such dir etwas Leichtes aus, wenn du keinen großen Appetit hast. Ich nehme die Lasagne."

    Nun, zivilisiertes Verhalten kann er haben, dachte sie und entschied sich für ein Krabbensandwich. Während sie auf das Essen warteten, trank sie ein Glas von dem Rotwein, den er bestellt hatte.

    Als ihr ein riesiges Sandwich serviert wurde, verkrampfte sich ihr Magen. Sie kostete einen kleinen Bissen und nahm einen großen Schluck Wein dazu. Wie konnte James sich nur so genüsslich über den Berg auf seinem Teller hermachen? Ganz einfach: Er hatte keine Schmetterlinge im Bauch, seine Brust war nicht wie zugeschnürt, sein Herz pochte nicht wild vor Aufregung. Er war völlig unberührt.

    Matilda legte die Gabel nieder. „Ich warne dich, James. Wenn du dich – wie ich vermute – so überstürzt verloben willst, um dich an Fiona zu rächen, dann kannst du mich dabei gleich vergessen. Such dir eine andere für deine Spielchen."

    Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück. „Ich habe nichts von einer Verlobung gesagt. Was hätte es für einen Sinn, wenn wir innerhalb von drei Wochen heiraten können? Und lass bitte Fiona aus dem Spiel."

    „Das geht aber nicht. Er war alles, was sie sich je erträumt hatte, aber sie wollte sich nicht benutzen lassen. Sie hätte es nicht ertragen, als seine Ehefrau mit ihm zu leben und zu wissen, dass er jedes Mal, wenn er mit ihr schlief, an Fiona dachte. Mit belegter Stimme fuhr sie fort: „Du hast Verliebtsein als einen ‚Zustand‘ bezeichnet, der nicht existiert. Du bist mit hinreißenden Frauen ausgegangen, solange ich denken kann, aber heiraten wolltest du nur Fiona. Demnach musst du sie lieben.

    Leise, mitfühlend sagte sie: „Ich kann mir vorstellen, wie weh sie dir getan hat, aber eine überstürzte Heirat mit einer anderen nimmt dir nicht den Kummer."

    Sie wollte tröstend seine Hand nehmen, doch er wirkte derart distanziert, dass sie es nicht wagte. Hastig leerte sie das Weinglas. „Wenn du die Sache mit Fiona erst mal überwunden hast und zur Vernunft kommst, würdest du es bereuen, eine Frau am Hals zu haben, die du nicht lieben kannst. Und ich will nicht in dem Wissen leben, nur zweite Wahl zu sein."

    „Du eignest dich nicht als Kummerkastentante, denn du weißt ja gar nicht, wovon du redest", entgegnete James. Im Gegensatz zu ihr dachte er keineswegs an eine normale Ehe.

    Er füllte ihr Weinglas auf und erklärte: „In Anbetracht meines Lebensstils habe ich beschlossen, dass ich eine Ehefrau brauche. Fiona schien hervorragend geeignet. Schön anzusehen …", ganz zu schweigen von ihrem Einfallsreichtum im Bett, dachte Matilda, während James fortfuhr: … und eine vollendete Gastgeberin. Das ist sehr wichtig für mich. Du weißt ja, dass ich Mrs. Briggs zusammen mit dem Haus von meinem Vater geerbt habe. Sie wird bald in den Ruhestand treten. Die alltägliche Haushaltsführung schafft sie zwar gerade noch, aber mit der Ausrichtung von Dinnerpartys für meine Geschäftsfreunde und deren Frauen ist sie einfach überfordert. Also scheint eine Heirat das Gegebene. Aber mit Fiona hat es nun mal nicht geklappt. Okay, es hat mich ein bisschen verbittert und von Frauen abgebracht. Deswegen schlage ich dir eine sogenannte Vernunftehe vor, die selbstverständlich nur auf dem Papier besteht."

    Der winzige Funken Hoffnung, dass er mit der Zeit lernen könnte, ihre Liebe zu erwidern, erlosch abrupt. Matilda lächelte ihn kühl an. „Du kannst ja jemanden engagieren – zum Beispiel eine gute Cateringfirma, die deine vornehmen Dinnerpartys mir nichts, dir nichts organisiert. Und bestimmt kannst du das eine oder andere von diesen süßen jungen Dingern, die dich umschwärmen wie Bienen den Honigtopf, überreden, als deine Gastgeberin zu fungieren. Du brauchst keine Ehefrau."

    „Eine Ehefrau soll der Abschreckung dienen – um die Schwärme vom Honigtopf fernzuhalten. Ich bin nicht mehr an Frauen interessiert", sagte James matt.

    Offensichtlich liebte er Fiona doch noch, und die Trennung traf ihn doppelt hart, weil er sich sicherlich zum ersten Mal einen Korb eingehandelt hatte. Er sah wirklich mitgenommen aus, hatte Schatten unter den Augen und scharfe Linien um den Mund.

    Matilda wollte ihm den Kummer nehmen und wusste doch, dass sie es nicht vermochte. Forsch erklärte sie: „Ich kann verstehen, dass du momentan so empfindest. Aber glaub mir, das wird nicht anhalten. Die Frauen werfen sich dir an den Hals, und irgendwann gerätst du wieder in Versuchung. Schließlich bist du ein sinnlicher Mensch."

    Er schluckte schwer und unterdrückte ein Lächeln. Es klang fast, als wüsste sie, wovon sie redete. Aber was verstand sie schon von Fleischeslust? Rein gar nichts. „Wenn wir heiraten, werde ich nicht fremdgehen. Darauf gebe ich dir mein Wort."

    Auf sein Wort war Verlass. Sie wusste, dass er niemals ein Versprechen brach. Und doch war es undenkbar, seinen Antrag anzunehmen. Erneut nippte sie an ihrem Weinglas. „Du hast die Sache nicht durchdacht. Du willst doch bestimmt irgendwann Kinder."

    James schenkte ihr den restlichen Wein aus der Karaffe ein. „Als ich zehn Jahre alt war, wurde mir klar, dass ich für meine Eltern nichts weiter als eine Last war. Ich forderte Dinge, die sie mir nicht geben konnten: Zeit, Beachtung, Rücksicht, Liebe. Ich wurde ins Internat gesteckt – aus den Augen, aus dem Sinn. In den Ferien waren Angestellte da, die für mein leibliches Wohl sorgten. Von meinen Kümmernissen und Ängsten, Freuden und Triumphen wollten meine Eltern nichts wissen. Und deshalb will ich keine Kinder. Ich bin nicht sicher, ob ich mich ihnen so widmen könnte, wie sie es verdienen. Meine Eltern waren nicht an ihrem Nachwuchs interessiert, und den Naturgesetzen zufolge habe ich deren Gene geerbt. Er zuckte die Schultern. „Ich will es nicht riskieren.

    „Oh", murmelte sie betroffen. Diese Umstände erklärten seine distanzierte Art, seine Aura der Unberührbarkeit wie den Eindruck, dass er die Ereignisse wie auch die Menschen um sich herum stets unter Kontrolle halten wollte. Sie hätte seine Eltern am liebsten erwürgt, doch sie waren schon vor Jahren bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen.

    Sie wollte ihm sagen, dass sie ihm all die Liebe geben konnte, die seine Eltern ihm versagt hatten, und jedes Kind von ihm wie den kostbarsten Schatz auf der Welt umhegen würde. Aber sie wusste, dass er das Angebot abgelehnt hätte. Also murmelte sie sanft: „Von deiner unglücklichen Kindheit habe ich nichts gewusst. Allem Anschein nach bist du immer gut mit deinen Eltern ausgekommen."

    „Bei den seltenen Zusammenkünften sind wir stets höflich miteinander umgegangen, räumte er ein. „Ich habe mich schon als Kind damit abgefunden und gelernt, das Herz nicht auf der Zunge zu tragen. Er blickte zur Uhr und zog die dunklen Brauen zusammen. „Aber es geht nicht um mich. Ich erkläre dir nur, warum ich keine Kinder will."

    „Und Fiona war glücklich damit? Matilda hatte natürlich nicht vergessen, dass er nicht über seine Ex reden wollte. Doch der Wein hatte ihr die Zunge gelöst. „Na ja, ich nehme an, sie will sich die tolle Figur nicht durch eine Schwangerschaft verderben und ihre schicken Designer-Outfits nicht mit Babyspucke ruinieren.

    Mich hat er gar nicht erst gefragt, ob ich Kinder will, dachte sie pikiert. Er nahm überhaupt keine Rücksicht auf ihre Gefühle. Vielleicht glaubte er, dass sie genau wie er keine hegte. „Was habe ich davon, wenn ich deinen Vorschlag annehme – abgesehen von dem Stress, Dinnerpartys veranstalten zu müssen?", wollte sie schroff wissen. Allmählich bereute sie den Alkoholgenuss, der sie sentimental machte. Schon spürte sie einen dicken Kloß in der Kehle, und es war zu befürchten, dass sie ihre tiefsten Empfindungen preisgab.

    James stützte die Ellbogen auf den Tisch. Sein Blick wurde wärmer. „Ich habe alles gut durchdacht. Es ist eine zufriedenstellende Regelung für uns beide. Die Rolle der Gastgeberin bereitet dir sicher keine Probleme. Wir kommen gut miteinander aus. Ich habe großen Respekt vor deiner Intelligenz, Arbeitsmoral und Integrität. Du bist zum Glück keine Träumerin und sehr angenehm im Umgang. Wir sind ein gutes Team. Und was du von der Regelung hast …"

    Er lächelte charmant und raubte ihr damit den Atem. „Du bekommst meinen guten Namen, meinen Schutz und die Zusicherung, dass dein Beruf immer über deinen Pflichten als Ehefrau steht. Ich weiß schließlich, wie viel dir deine Arbeit bedeutet. Du bekommst ein elegantes Zuhause in einem der begehrtesten Viertel von London."

    „Du stellst mich hin wie eine streunende Hündin, die einen Unterschlupf braucht!", zischte Matilda empört.

    Er seufzte. „Damit kommst du der Wahrheit näher, als du ahnst. Dein Vater hat es dir zwar noch nicht gesagt, aber er ist fest entschlossen, das Haus zu verkaufen und mit Mrs. Flax eine Stadtwohnung zu beziehen. Und er will in den Ruhestand treten und dir seine Geschäftsanteile übertragen. Wenn wir heiraten, hast du ein Zuhause, und die Firma bleibt in der Familie."

    Anstatt wie erwartet anzuerkennen, dass seine Ausführungen durchaus Sinn ergaben, blickte sie ihn in stummer Bestürzung an.

    Sanft fragte er: „Was für Probleme hast du denn damit? Machen wir uns doch nichts vor, Mattie. Du bist fünfundzwanzig und hattest noch nie eine Beziehung, soweit ich weiß. Hättest du Ambitionen in Richtung Ehemann und Kinder, hättest du längst etwas unternommen. Du wärst ausgegangen, hättest dich mehr um deine Kleidung gekümmert und all das getan, was eine Frau so tut mit ihren Haaren und ihrem Gesicht. Und was spricht abgesehen davon denn dagegen, dass zwei Menschen, die einander mögen und respektieren, sich zusammentun und eine erfolgreiche Partnerschaft gründen?"

    Mit großen Augen starrte sie ihn an. Sie fühlte sich, als wäre ihr der Boden unter den Füßen weggerissen worden. Plötzlich erschien ihr eine Heirat mit James als der einzige Fels, an den sie sich klammern konnte. Vergessen war in diesem Moment sein Bestreben, durch eine Ehe mit ihr die bisherigen Firmenanteile ihres Vaters von fünfzig Prozent zu kontrollieren. Vergessen war die Tatsache, dass er sie nicht liebte. Damit konnte sie umgehen. Darin hatte sie viel Übung.

    Was sie jedoch nicht verkraften konnte, war dieses Gefühl, von ihrem Vater verraten worden zu sein. Sie hatte geglaubt, dass zumindest er ihren Wert anerkannte, ihre Meinung schätzte. Aber er hatte es nicht für nötig befunden, sie bei seinen tief greifenden Entscheidungen zu konsultieren. Das tat wirklich weh.

    Schon in ganz jungen Jahren hatte sie erfahren, dass sie mit ihrem dünnen Haar, dem unansehnlichen Gesicht und mageren Körper eine herbe Enttäuschung für ihre Mutter war. Alle Bemühungen, das hässliche Entlein in einen schönen Schwan zu verwandeln, waren kläglich gescheitert.

    Und so hatte die Mutter die Existenz der Tochter vergessen, sobald ihr wundervoller Sohn zur Welt gekommen war. Über seinen frühen Tod an Meningitis war sie nie hinweggekommen. Sie hatte ihre Tochter und ihren Ehemann völlig aus ihrem Leben ausgeschlossen und schließlich verlassen.

    Aber Matilda hatte herausgefunden, wie sie sich den Stolz ihres Vaters sichern konnte: durch gute Schulnoten. Sie hatte gelernt, sich ganz auf ihre Studien zu konzentrieren.

    Doch nun erkannte sie, dass sie sich gewaltig getäuscht haben musste. Offensichtlich war er gar nicht stolz auf sie und schätzte sie eigentlich gar nicht. Denn sonst hätte er solch lebensverändernde Entscheidungen mit ihr abgesprochen.

    Mit weichen Knien stand sie auf. Der Anblick des kaum angerührten Essens und des fast leeren Weinglases rief einen Anflug von Übelkeit hervor. „Ich nehme dein Angebot an, James. Lass mich nur Ort und Datum wissen, und ich werde da sein."

    3. KAPITEL

    In der schneidenden Januarluft zitterte Matilda ebenso vor Anspannung wie vor Kälte. Sie vergrub die Hände in den Taschen ihrer Jacke – von keinem Geringeren als Armani aus bernsteinfarbener Seide kreiert.

    Was wird mein Vater dazu sagen, dass ich so aufgestylt bin?

    Mussmutig blickte sie zu der Anzeigetafel auf dem zugigen Bahnsteig. Sein Zug hatte Verspätung. Nach einer Woche in London hatte er am vergangenen Abend angerufen und sie gebeten, ihn am Bahnhof abzuholen, da Mrs. Flax noch immer im Urlaub war.

    Die Fahrt nach Lewes war wie ein Albtraum für Matilda gewesen. Sie hasste es, bei Nacht zu fahren, weil sie wegen ihrer Sehschwäche stark von entgegenkommenden Fahrzeugen geblendet wurde. Und die Befürchtung, dass ihr Vater ihr neues Aussehen verurteilte, hatte ihre Nervosität nur noch verstärkt.

    Wird er mir vorwerfen, dass ich aus einem Ackergaul ein Rennpferd zu machen versuche? Wird er mich als mitleiderregend bezeichnen, als billig oder sogar lächerlich?

    Nicht, dass die Meinung ihres Vaters besonders viel bedeutete, aber sie konnte als Hinweis auf James’ zu erwartende Reaktion dienen.

    Und das ganze Dilemma war Dawns Schuld. Sie war in der vergangenen Woche aufgetaucht und hatte entschieden erklärt: „Wir müssen dich dringend aufmotzen. Es sind nur noch zehn Tage bis zur Hochzeit, und ich wette, du hast nicht einen Gedanken daran verschwendet, was du anziehen willst. Wo ist dein Vater?"

    „In der Stadt."

    „Gut. Dann müssen wir ja keine Zeit mit Erklärungen verschwenden. Du brauchst dir nur deine Kreditkarten zu schnappen und das Haus abzuschließen. Also, auf nach London!"

    „Du bist ja verrückt!"

    „Nein. Ich bin deine gute Fee. Ich lasse dich umstylen, und du wirst es mir ewig danken. Und wenn nicht, wird es zumindest James gefallen."

    Bestimmt nicht. Er hat mich ausgesucht, weil ich nett im Umgang bin – keine Träumerin, sondern eine graue Maus.

    „Er hat mich so erwählt, wie ich bin, hatte Matilda schroff entgegnet. „Mit allen Fehlern und Mängeln.

    „Aber deine Verwandlung wird für ihn das Tüpfelchen auf dem i. Ich habe dir immer gesagt, dass du umwerfend aussehen kannst, wenn du dich nicht länger wie deine eigene Großmutter kleidest. Und jetzt will ich beweisen, dass ich recht damit habe."

    Im Stillen hatte Matilda sich erinnert, wie ihre Mutter sie wieder einmal in ein Rüschenkleid steckte, ihr Schleifen ins Haar band und dann verärgert erklärte: „Ich weiß gar nicht, warum ich mir solche Mühe mit dir gebe! Steh

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