Er liebt mich mehr als du
Von Emma Darcy
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Über dieses E-Book
Verzweifelt und von allen verlassen, geht die junge Cathy nach dem Ende ihrer Beziehung mit Anthony nach Sydney. Hier findet sie Trost bei dem attraktiven Tom. Fünf Jahre kümmert er sich liebevoll um sie, dann ist es soweit: Er bittet sie um ihre Hand - genau an dem Tag, als Anthony wieder in ihr Leben tritt …
Emma Darcy
Emma Darcy ist das Pseudonym des Autoren-Ehepaars Frank und Wendy Brennan. Gemeinsam haben die beiden über 100 Romane geschrieben, die insgesamt mehr als 60 Millionen Mal verkauft wurden. Frank und Wendy lernten sich in ihrer Heimat Australien kennen. Wendy studierte dort Englisch und Französisch, kurzzeitig interessierte sie sich sogar für Informatik, doch als sie ihren Mann Frank kennen lernte, war es um sie geschehen: Sie gab das Studium auf, um mit Frank die Welt zu bereisen. Nach der Geburt ihrer Söhne ließen sich die beiden in New South Wales nieder. Frank machte sich als Geschäftsmann selbständig, und Wendy beschloss, ein Buch zu schreiben. Sie entschied sich, dass ihr erstes Werk ein Liebesroman sein sollte. „Ich dachte mir, das kann doch nicht so schwer sein“, erinnert sich Wendy. „Aber bald schon musste ich bemerken: Irrtum, nichts ist schwieriger, als einen guten Liebesroman zu schreiben.“ Also begann Wendy damit, Nacht für Nacht Romances zu lesen. Frank lag neben ihr im Bett und hörte sich geduldig Wendys Gedanken zu Handlung und Figuren an. Bis er eines Nachts selbst zu einem Roman griff. Von da ab arbeiteten Frank und Wendy als Team. Und dies sehr erfolgreich. Bereits ihr erster gemeinsamer Roman wurde von einem Verlag angenommen. Und seit jenem Tag vergrößert sich die Fan-Gemeinde von Emma Darcy mit jeder neuen Liebesgeschichte.
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Er liebt mich mehr als du - Emma Darcy
IMPRESSUM
Er liebt mich mehr als du erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© by Emma Darcy
Originaltitel: „Don’t Ask Me Now"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 726 - 1987 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Umschlagsmotive: jacoblund GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 03/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733755959
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Der interessierte Kunde schüttelte ungläubig den Kopf. „Erstaunlich! Genauso etwas suche ich. Woher haben Sie dieses prächtige Stück?"
Cathy lächelte. „Der Tisch gehörte ursprünglich einem Stoffhändler aus Wauchope, das ist eine Holzfällerstadt an der Nordküste."
„Richtig, ich kenne den Ort. Er liegt am Hastings River. Der Mann schwieg einen Augenblick. „Und diesen Tisch fanden Sie bei einem Stoffhändler?
, wiederholte der Kunde nachdenklich.
„Ja, er benutzte ihn, um darauf Stoffe auszubreiten. Deshalb ist der Tisch so großflächig. In den Schubladen wurden Scheren, Stecknadeln, Nähgarn, Bänder, Rüschen und Spitzen aufbewahrt, was man eben so zum Schneidern braucht. An der Vorderkante der Arbeitsplatte verlief eine kupferne Messlatte. Leider musste sie entfernt werden, damit die Oberfläche abgehobelt werden konnte. Wenn Sie es wünschen, lasse ich sie wieder anbringen."
„Auf keinen Fall, winkte der Mann ab, „für meine Karten besitzt der Tisch alle nötigen Eigenschaften. Sie sagten, er sei aus Zedernholz gefertigt?
„Das ist richtig." Cathy öffnete einige Schubladen, um auf die rotbraune Maserung des Holzes hinzuweisen.
„Natürlich, stimmte der Kunde zu, „solche Schubladen werden heutzutage nicht mehr hergestellt. Beachten Sie nur diese Fugen. Daran erkennt man echte Handwerksarbeit.
„Deshalb haben gute Antiquitäten auch ihren Preis", warnte Cathy mit freundlichem Lächeln.
Sie war sicher, dass der Mann zum ersten Mal ihr Geschäft besuchte, denn sie besaß ein gutes Gedächtnis für Gesichter. Sie schätzte ihn auf etwa fünfzig Jahre. Sein Anzug war gut geschnitten, aber nicht gerade neu. Ob der Wink mit dem Preis angekommen war?
Sie schaute verstohlen auf ihre Armbanduhr. Dieses Verkaufsgespräch dauerte schon zehn Minuten länger als geplant. Normalerweise kamen die Kunden für Cathy immer an erster Stelle.
Jedoch am heutigen Abend ging es um sehr wichtige Dinge, und trotzdem versuchte sie, die Bedeutung dieses Abends zu verdrängen. Aber das gelang ihr leider nicht. Vielleicht spielten schmerzliche Erinnerungen eine entscheidende Rolle. Würde sie an diesem Abend für immer die Schatten der Vergangenheit überwinden?
Jemand berührte sie an der Schulter. Cathy fuhr herum. Barbara, die umsichtige Assistentin, stand lächelnd hinter ihr.
„Mr. Crawford ist im Büro und möchte Sie sofort sprechen. Er meint, ich soll mich weiter um den Kunden kümmern."
Cathy schmunzelte. Tom sorgte schon dafür, dass sie rechtzeitig das Geschäft verließ. Sie blickte durch die Tür und sah im höher gelegenen Büro Toms Gestalt im Türrahmen lehnen. Sein Haar wirkte unordentlich, als wäre er ungeduldig mit den Fingern hindurchgefahren.
Tom war nicht sehr groß und sah auch nicht besonders gut aus. Sein Gesicht wirkte ein wenig grob geschnitten, besonders die römische Nase, das Kinn und der kurze Nacken unterstrichen diesen Eindruck. Eine gewisse Charakterstärke, die seine Gesichtszüge kennzeichnete, und die intelligenten, scharf blickenden Augen machten vieles wieder wett. Aus Cathys Sicht war er attraktiv – viel zu attraktiv, und darum glaubte sie, dass Tom für sie nicht in Frage käme.
Cathy wandte sich wieder ihrem Kunden zu. „Bitte entschuldigen Sie mich, Mr. …"
„Henleigh – Ralph Henleigh", half er ihr weiter.
„Sehr erfreut, Mr. Henleigh. Ich bin Cathy Lawrence. Leider zwingt mich ein Geschäftstermin, unser Gespräch jetzt zu beenden. Meine Assistentin wird Sie sicherlich genauso gut beraten. – Barbara, Mr. Henleigh interessiert sich für diesen Tisch. Er braucht ihn für seine Karten."
„Karten, Mr. Henleigh? Sind Sie Kartograph?" Barbara übernahm geschickt das Gespräch.
Cathy wusste, dass sie Barbara vertrauen konnte. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie begriffen, worauf es in dieser Branche ankam.
Tom lächelte, während Cathy das Büro betrat.
„Du bist als Geschäftsfrau eine Persönlichkeit, Cathy. Da musst du nicht mehr jeden Verkauf selbst tätigen."
„Es ging um eine größere Sache." Cathy nahm ihre Handtasche vom Schreibtisch.
„Zum Glück gibt es im Leben Wichtigeres als Geschäftsabschlüsse, Cathy."
„Einen solchen Unsinn solltest du mir nicht einreden, Tom! Sie lächelte ihn spöttisch an. „Immerhin schulde ich dir noch Geld.
Er war ihr gefolgt und legte jetzt die Hände leicht um ihre Taille, dabei drehte er sie zu sich herum. Sein Gesicht wurde weich, und die braunen Augen leuchteten auf.
„Geld ist für mich nie wichtig gewesen, Cathy. Das weißt du doch."
Sie presste die Lippen zusammen. Natürlich, dachte sie. Wer genug Geld besitzt, braucht sich darüber keine Gedanken zu machen.
„Für mich ist es wichtig", erklärte sie knapp.
„Das errichtet seit Jahren eine völlig unnötige Schwelle zwischen uns, fuhr er fort. Seine Stimme bekam einen tiefen, eindringlichen Klang. „Und was den heutigen Abend betrifft, sollst du eins wissen: Für mich zählt allein die Tatsache, dass du an meiner Seite bist.
Sie drehte den Kopf weg, damit er nicht sah, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Wie leicht konnte Tom so etwas sagen! Vielleicht stimmte es sogar. Aber Tom gehörte zur Oberschicht. Es lag ihm im Blut, etwas Aufmunterndes, Liebenswürdiges zu sagen, wenn es angebracht schien. Cathy dagegen wusste nur zu gut, wie man sich als Außenseiter fühlte. Sie schluckte ein paar Mal heftig und brachte dann doch ein kleines Lächeln zustande.
„Vielen Dank. Aber jetzt sollte ich nach Hause fahren und mich für dich schön machen."
Er spürte, dass sie sich ihm entziehen wollte, und umschlang sie leicht mit beiden Armen.
„Du musst dich nicht erst schön machen. Du bist schön."
Tom wollte sie küssen, aber das konnte Cathy in diesem Augenblick nicht ertragen – nicht in Erwartung dieses Abends, die sie so sehr in Spannung versetzte.
„Nicht hier, Tom, bat sie. „Du weißt doch, ich zeige Gefühle nicht gern in der Öffentlichkeit.
„Das hier ist nicht gerade öffentlich."
„Privat aber schon gar nicht." Sie deutete mit dem Kopf zur Glastür, durch die man in den Verkaufsraum sehen konnte.
„Cathy …" Es klang so, als erreiche jene innere Erregung auch ihn. Wortlos nahm er ihren Ellenbogen und führte sie aus dem Büro.
Cathy empfand große Dankbarkeit für Toms Rücksichtnahme. Kaum ein Mann würde das geschehen lassen, was sie Tom zumutete. Dies wusste sie genau, und oft genug war sie selbst unglücklich über die Kluft zwischen ihnen, die sie verschuldete. Doch dann dachte sie wieder daran, dass Tom zur selben Gesellschaftsschicht gehörte wie der Mann, der sie, Cathy, fast zerstört hätte. Das konnte sie niemals vergessen.
Barbara warf Cathy einen triumphierenden Blick zu, als diese mit Tom durch das Geschäft ging. Also hat Mr. Henleigh den Tisch tatsächlich gekauft, dachte Cathy. Man soll die Menschen eben nie ausschließlich nach ihrem Äußeren beurteilen. Erleichtert atmete sie auf. Das Geschäft zumindest ging gut. Sie musste wohl kaum den finanziellen Zusammenbruch fürchten, wenn etwas nicht wie gewünscht lief. Auch wäre Tom ihr jederzeit zu Hilfe gekommen. Andererseits machte es sie froh und stolz, dass sie ihr Geschäft aus eigener Kraft aufgebaut hatte. Sie konnte ihm fast den ganzen Kredit zurückzahlen, den seine Firma ihr großzügig gewährte. Die finanzielle Abhängigkeit war demnach fast überwunden.
Vielleicht können wir ja auch heute Abend endlich die scharfen Gegensätze überwinden, die sich aus unserer verschiedenartigen Herkunft ergeben, dachte sie hoffnungsvoll.
Es geschah zum ersten Mal, dass Cathy von Tom zu einem Fest in seinen Kreisen eingeladen wurde. Sie hatte zunächst so heftig abgelehnt, dass er beinahe gekränkt war. Er blieb jedoch ruhig, und Punkt für Punkt widerlegte er ihre Einwände. Schließlich erkannte Cathy: Entweder sie nahm seine Einladung an, oder sie verlor ihn.
Tom begleitete sie zum Wagen. Er wartete, bis sie die Tür aufschloss und auf dem Fahrersitz Platz nahm. „Sei bitte pünktlich um acht Uhr fertig", erinnerte er sie.
Seit vier Jahren lebte sie nun in Sydney. In dieser Zeit hatte sie alles gelernt, was ein kultivierter Mensch wissen und beherrschen musste. Sie sprach gepflegt und akzentfrei, besaß einen untadeligen Geschmack und wusste sich bei jeder Gelegenheit zu benehmen. Doch ihr Selbstbewusstsein wuchs trotzdem nur sehr langsam. Obwohl sie in diesen vier Jahren so viel Erfolg und Anerkennung erlebt hatte, fürchtete sie den Abend, der vor ihr lag.
Als Cathy schließlich mit allen Vorbereitungen fertig war, verspürte sie nach wie vor Furcht. Es half nichts, dass Tom sie mit Komplimenten überschüttete. Die Angst lag wie eine Klammer um ihr Herz und machte sie stumm, während sie in die Stadt fuhren.
Als sie die Eingangshalle zum Ballsaal betraten, zitterten ihre Knie. Besonders schlimm war in diesem Augenblick, dass sie auf die Begrüßung durch das Empfangskomitee warten mussten, das gerade mit einer anderen Gruppe von Gästen sprach. Dann endlich kamen sie an die Reihe. Cathy wurde noch aufgeregter, als Vera Pallister sie von Kopf bis Fuß kritisch musterte.
Dies war also der entscheidende Moment. Wenn die anerkannte First Lady der Gesellschaft von Sydney sie akzeptierte, dann musste der Abend eigentlich gut gehen.
Cathys Herz klopfte heftig. Langsam und tief holte sie Atem, um ihre Erregung zu verbergen. Einen Augenblick lang wünschte sie, ihr Kleid wäre weniger auffallend. Aber dazu war es zu spät.
Schließlich hatte sie eine schlanke, wohl geformte Figur und konnte das eng anliegende, tief ausgeschnittene Oberteil ihres Abendkleides durchaus tragen. Die weiten, plissierten Ärmel und der weich fallende Rock wirkten im Übrigen geradezu mädchenhaft bescheiden.
Sie war sich sicher, dass ihr Make-up stimmte. Schließlich hatte sie Kosmetikerin gelernt und wusste, jede Farbe genau richtig einzusetzen.
Da sie an diesem Abend ein weißes Kleid trug, hatte sie grelle Effekte vermieden. Ihr Gesicht wirkte völlig natürlich. Nur der roséfarbene Lippenstift und ein Hauch von Lidschatten in Türkis über ihren blauen Augen traten ein wenig hervor. Das dichte schwarze Haar hatte sie von Marc Eamens frisieren lassen, dem zurzeit bevorzugten Frisör der Gesellschaft. Exquisit geschnitten, umschmeichelte es jetzt in duftigen Locken ihr ebenmäßiges ovales Gesicht.
Vera Pallister beendete ihre kritische Betrachtung und schenkte jetzt dem Mann an Cathys Seite volle Aufmerksamkeit. „Schön, Sie zu sehen, Tom – und in so charmanter Begleitung." In ihrer Stimme schwang ein fragender Ton mit.
„Miss Cathy Lawrence – Mrs. Vera Pallister", stellte Tom die beiden Damen einander vor.
„Lawrence?"
Die abfällige Betonung, mit der Vera Pallister Cathys Nachnamen aussprach, war unüberhörbar, aber Cathy überwand die aufkommende Verstimmung und erklärte mit größter Selbstverständlichkeit: „Sie werden meine Familie sicher nicht kennen, Mrs. Pallister. Wir stammen vom Land."
„Cathy und ich sind Geschäftspartner", fügte Tom mit deutlichem Stolz hinzu.
„Ach ja? Jetzt zeigte Vera Pallister Interesse. „Um welche Geschäfte geht es, meine Liebe?
„Antike Möbel. Ich kaufe und verkaufe, antwortete Cathy. „Ist das ein gutes Geschäft, Tom?
„Das Beste, das ich je angefangen habe." Toms Lächeln wirkte zweideutig.
Vera lachte verständnisvoll und legte eine Hand auf seinen Arm. „Bitte, grüßen Sie Ihre Mutter von mir, wenn Sie sie besuchen." Dann schenkte sie Cathy ein anerkennendes Lächeln.
„Ich wünsche Ihnen beiden viel Vergnügen bei unserem Ball."
Cathy schritt wie auf Wolken, als Tom sie durch die Flügeltür in den Ballsaal führte.
Sie hatte bestanden. Sie wurde akzeptiert, und Vera Pallister hatte sie willkommen geheißen.
„Mr. Crawford! Einen Augenblick bitte!"
Ein Fotograf winkte ihnen und bat sie, für ein Foto neben einer der Marmorsäulen zu posieren.
Tom zögerte,