So wie du liebt keine
Von Susan Worth
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Über dieses E-Book
Cassie weiß genau: Der superattraktive Werbetexter Charlie Whitman bleibt nie lange bei einer Frau. Also Vorsicht! Aber auch Cassie kann seinem erotischen Charme nicht widerstehen. Vielleicht bleibt er ja doch für immer …
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Buchvorschau
So wie du liebt keine - Susan Worth
IMPRESSUM
So wie du liebt keine erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© by Susan Gunter
Originaltitel: „Commitments"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY
Band 709 - 1996 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Christian Trautmann
Umschlagsmotive: idal / iStockphoto
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733743901
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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1. KAPITEL
Obwohl er erst seit zwei Tagen bei Woodson & Meyers Advertising, Inc. arbeitete, hätte Charlie Whitman das Drehbuch zur jährlichen Weihnachts-Tanzveranstaltung für Kunden der Werbeagentur schreiben können. Der elegante Ballsaal des Hotels in Manhattan hätte die Kulisse für einen Werbespot bilden können, und die entsprechend schick gekleideten Gäste wirkten wie Fernseh-Versionen ihrer selbst. Alkohol und üppiges Essen gab es kostenlos und reichlich, besonders den Alkohol, und so war es abzusehen, dass am Ende des Abends einige der vornehmen Damen und Herren sturzbetrunken sein würden. Von den bis dahin begonnen Affären ganz zu schweigen. Dies zu prophezeien entsprang nicht Charlies Zynismus, sondern seiner Erfahrung in der Werbebranche, die trotz all ihrer Unberechenbarkeit wenig wirklich Überraschendes bot. Charlie Whitman hingegen zog das Neue und Andere dem Vorhersehbaren vor.
Und dann entdeckte er sie auf der anderen Seite des Ballsaals. Sie hatte dichtes, schulterlanges, honigblondes Haar und blaue Augen. Mit ihrem schlichten roten Kleid stach sie aus dieser aufgedonnerten, juwelenbehangenen Gesellschaft hervor. Außerdem verriet ihr Clipboard, auf dem sie sich zwischendurch Notizen machte, dass sie im Gegensatz zu den Champagner trinkenden Gästen arbeitete.
Wahrscheinlich musste sie die Weihnachtsfeier organisieren, sagte sich Charlie. Ein undankbarer Job.
Sie war in eine ernste Diskussion mit dem befrackten Oberkellner vertieft und bemerkte nicht, dass sie beobachtet wurde. Ärgerlich zeigte sie auf eine schmelzende Eisskulptur, die einst zweifellos ein Schwan gewesen war, allmählich aber zu einer Ente schrumpfte.
Da haben wir ja etwas Neues und Anderes, dachte Charlie. Sie war nicht die eleganteste Frau im Saal, nicht einmal die schönste. Die Werbebranche war nun einmal ein Magnet für Snobs und das weiße Bürgertum, oder zumindest für die, die sich dazu zählten. Aber etwas an dieser Frau fesselte ihn. Er fühlte sich sofort zu ihr hingezogen – was nur Ärger versprach, wie ihm im nächsten Moment klar wurde. Gewöhnlich mied er diesen ernsten Typ Frau. Solche Frauen machten ihn nervös. Trotzdem konnte er sich vom Anblick der Lady in Rot nicht losreißen.
Charlie war zwar neu in der Agentur, nicht jedoch in der Werbebranche, deshalb kannte er die meisten der anwesenden Mitarbeiter wenigstens vom Hörensagen. Diese Frau dagegen war ihm unbekannt. Was sich ändern ließ.
„Wer ist diese Lady mit der elfenbeinfarbenen Haut?"
„Hm?", erwiderte Joe Mancini, der genüsslich auf einem Hühnerflügel kaute.
Joe, ein stämmiger Mann mit einem mächtigen Schnauzbart, der fast sein Gesicht verbarg, war zwar ein begnadetes Genie, wenn es um Bildmaterial ging, doch wie die meisten Art Directors benutzte er die Sprache, als sei sie ein noch unbekanntes Kommunikationsmittel. Zum Glück für ihre Karriere war für den Umgang mit Worten Charlie, der Werbetexter, verantwortlich. „Na, die Frau in Rot. Dort drüben. Was weißt du über sie?"
Joe spähte über seinen Hühnerflügel und gab rekordverdächtige sechs miteinander in Verbindung stehende Worte von sich. „Oh. Cassie Armstrong. Leitet die Buchhaltung." Damit widmete er sich wieder seinem Essen.
Charlie hatte auf mehr Informationen gehofft, da in diesem Geschäft normalerweise jeder über jeden Bescheid wusste. „Ich wüsste gern Einzelheiten. Wie ist sie? Mit wem geht sie ins Bett? Was sind ihre intimsten Geheimnisse? Ihre tiefsten Ängste?"
Joe, der inzwischen eine winzige Quiche in seiner Pranke hielt, wirkte sichtlich eingeschüchtert. Trotzdem antwortete er. „Sie leitet das Etat-Management. Ich glaube, sie hat einen Freund. Und sie ist … nett."
Charlie ignorierte die Erwähnung des Freundes. Ihn beschäftigte eher die letzte Information. Eine Buchhalterin, die nett war? Unmöglich. Wie die meisten Kreativen lebte er in dem Glauben, dass das Etat-Management nur dazu da war, die Kreativabteilung zum Wahnsinn zu treiben und einem kreativen Einfall das Kreative zu nehmen und die Lorbeeren für die Ideen anderer einzuheimsen. Dennoch, ja, Cassie Armstrong sieht nett aus, dachte Charlie. Zumindest von Weitem. Er hatte nur noch eine Frage. „Welchen Etat betreut sie, Joe?"
„Na, unseren. Den von Majik Toys."
Charlie grinste. Sein Job gefiel ihm immer besser. Ohne groß darüber nachzudenken, was er tat oder vorhatte, durchquerte er den Saal.
„He, wohin willst du?", rief Joe ihm nach.
„Eine hilflose junge Dame befreien", erwiderte Charlie gut gelaunt.
Beim Näherkommen hörte Charlie die erhitzte Debatte der beiden Streitparteien: „Wie ich Ihnen schon sagte, Lady, ich mache keine Eisskulpturen. Ich bin der Oberkellner, klar? Ich kümmere mich ums Essen, die Getränke, aber nicht um Eisskulpturen. Das sind die Vorschriften der Gewerkschaft."
Es folgte Cassie Armstrongs aufgebrachte Entgegnung. „Aber das Eis tropft in meine Vorspeisen. Ich bitte Sie doch lediglich darum, es wegzustellen, bevor es meinen Endiviensalat ertränkt."
„Ihr Endiviensalat interessiert mich nicht."
Offenbar handelte es sich hier um eine völlig festgefahrene Situation, der mit Diplomatie nicht mehr beizukommen war. Deswegen mischte Charlie sich in den Streit ein. „Vielleicht darf ich Ihnen eine Lösung vorschlagen?"
Zwei Augenpaare – das eine zornig, das andere kampflustig – richteten sich auf ihn.
„Wer, zum Teufel, sind Sie?", fuhr der Oberkellner ihn an.
Gute Frage, dachte Cassandra Armstrong. Wahrscheinlich das Intelligenteste, was er bisher von sich gegeben hat. Denn sie interessierte die Antwort auch. Eigentlich war sie davon ausgegangen, alle Anwesenden zu kennen, doch der große Fremde mit den gewellten braunen Haaren und den lebhaften grauen Augen war ihr völlig unbekannt. An diese Augen hätte sie sich erinnert! Sie hatten etwas unvergesslich Übermütiges.
Mittlerweile war ihr fast jede Lösung des Konflikts recht, aber sie war von Natur aus ein vorsichtiger Mensch. „Sind Sie ein Kunde der Agentur?", erkundigte sie sich höflich und hoffte inständig, dass er es nicht war.
„Schämen Sie sich. Er machte ein so beleidigtes Gesicht, dass sie fast losgelacht hätte, wäre die Lage nicht so ernst gewesen. „Nein, betrachten Sie mich einfach als neutral.
Charlie nutzte Cassies Erstaunen und das des Oberkellners, um seinen Vorteil weiter auszubauen. „Hören Sie, Tom, wandte er sich an den Kellner im Frack. „Ich bin selbst in der Gewerkschaft, deshalb verstehe ich Ihre Loyalität. Aber lassen wir Ihre Gewerkschaftsprinzipien mal beiseite – was würde es kosten, dieses schmelzende Ungetüm verschwinden zu lassen?
Eine Pause entstand, in der der Oberkellner zwischen Gewerkschaftstreue und Eigeninteressen hin- und hergerissen war. Im Gegensatz zu Cassie war Charlie keineswegs überrascht, dass die Eigeninteressen letztlich die Oberhand gewannen. „Fünfzig Piepen", murmelte der Kellner.
„Abgemacht." Charlie nahm seine Brieftasche und zählte fünfzig Dollar hin, woraufhin der Schwan verschwand.
Während die Eisskulptur sich dann auf dem Weg in die Küche befand, dämmerte es Cassie, dass der Fremde in dreißig Sekunden erreicht hatte, worum sie sich geraume Zeit vergeblich bemüht hatte.
Grinsend wandte sich Charlie an die verblüffte Cassie Armstrong. „Sie schulden mir fünfzig Dollar. Ganz zu schweigen von Ihrer ewigen Dankbarkeit. Aber Sie haben Glück, Sie können Ihre Schulden mit einem Tanz abarbeiten."
„Bestechung, natürlich! Wieso bin ich nicht selbst darauf gekommen?!
Er lachte. „Sie sind eben zu nett, und Sie haben Prinzipien. Das sind zwei gravierende Charakterfehler."
„Kenne ich Sie?"
„Nein, aber Sie werden mich kennenlernen. Und nun zu unserem Tanz."
Cassie betrachtete den Mann neben sich genauer, und was sie sah, gefiel ihr. Er war groß und schlank und hatte eher etwas anziehend Jungenhaftes, als dass er im klassischen Sinn wie ein Adonis aussah. Er hatte eine ausgeprägte Nase und war nicht gerade muskulös. Aber sein umwerfendes Lächeln und seine lebhaften, intelligenten Augen hatten etwas einzigartig Attraktives. Es waren vor allem diese Augen, die sie faszinierten. Sie versprachen Freude und Lachen, und das konnte sie gebrauchen. Dennoch zog sie es vor, sein verlockendes Angebot abzulehnen.
„Ich kann nicht, tut mir leid. Ich muss mich um die Entrees kümmern und die …"
Er schenkte ihren Worten keine Beachtung, sondern warf ihr Clipboard achtlos auf den Tisch und nahm ihre Hand.
Als die Band fast im gleichen Moment eine schnulzige Version von „You Made Me Love You anstimmte, passte Cassie ihre Schritte selbstvergessen denen von Charlie an. Unversehens fand sie sich auf der Tanzfläche wieder, wo sie einen neuen Abwehrversuch startete. „Ich sollte das wirklich nicht tun.
„Entspannen Sie sich. Charlie zog sie an sich. Es war ausgesprochen angenehm, sie in den Armen zu halten. Sie war groß, aber nicht zu groß, schlank, aber nicht zu schlank. Im Unterschied zu den übrigen magersüchtigen Schönheiten um sie herum, wirkte sie gesund und natürlich. „Das hier ist keine Arbeit. Ich sagte Ihnen doch, ich gehöre nicht zu den Kunden.
Atemlos trat Cassie einen kleinen Schritt zurück. Er hielt sie viel zu nah an sich geschmiegt. „Dann gehören Sie zur Agentur?" Aber sie kannte doch alle Kollegen.
„Sie sollen sich doch entspannen. Er zog sie erneut an sich. „Es ist zu Ihrem eigenen Besten. Betrachten Sie es als eine Art Therapie.
Sie musterte skeptisch seinen Smoking. „Sie tragen kein Namensschild. Jeder hier ist angewiesen, eines zu tragen."
„Ich war nie besonders gut darin, mich an irgendwelche Regeln zu halten."
„Ich verstehe", murmelte sie verwirrt.
Charlie wirbelte sie lachend herum. „Ich sehe, Sie sind eine sehr nüchterne Person, deswegen möchte ich einmal nachdrücklich betonen, dass die Werbebranche keine, ich wiederhole, keine ernsthafte Branche ist."
„Ach, nein?"
„Selbstverständlich nicht. Schließlich hat diese Branche den Weißen Riesen und Meister Propper hervorgebracht."
Zum ersten Mal seit Stunden musste Cassie herzhaft lachen.
Charlie grinste zufrieden. „Ich wusste, ich würde Sie früher oder später zum Lachen bringen. Wie kam es, dass Sie sich dazu beschwatzen ließen, diese kleine Feier zu leiten?"
Eine sehr gute Frage, dachte Cassie und antwortete insgeheim: auf die gleiche Weise, auf die ich mir so viele andere Verpflichtungen aufschwatzen lasse. Dass sie mit fast dreißig Jahren, einem Magister in Englisch, der sie zum Unterricht in der Sekundarstufe berechtigte, und nach sechs Berufsjahren in der Agentur noch immer nicht die Spielregeln kannte, wurmte sie. Oder andersherum: das Problem bestand darin, dass sich niemand außer ihr an Regeln zu halten schien.
„Man hat sehr überzeugend auf mich eingewirkt", erklärte sie seufzend.
„Natürlich. Überzeugend zu sein gehört nun mal zur Werbung."
„Ich weiß. Sie biss sich auf die Unterlippe. „Aber jetzt sollte ich mich wieder um meine Entrees kümmern.
Sie versuchte, sich erneut von ihm loszumachen, aber er gab sie nicht frei.
„Ach kommen Sie, nur noch ein bisschen."
Ihr Widerstand bröckelte. „Nun … also …"
„Entspannen Sie sich. Schauen Sie sich doch mal um. So, wie die Bar belagert wird, könnten Sie denen auch Essig mit einer Kirsche servieren, und sie wären begeistert."
Cassie musste lachend zugeben, dass er recht hatte. Sie sah zu dem Besitzer eines Fast-Foot-Restaurants, der neben ihr mit einer Medien-Direktorin kunstvolle Bewegungen vollführte, die nichts mehr mit dem Rhythmus der Musik gemein hatten. Ja, die Stimmung wurde deutlich lockerer, und dabei war man erst bei den Aperitifs.
„Die beiden sind verheiratet, bemerkte sie leise und fügte hinzu: „Aber nicht miteinander.
„Sie billigen das nicht?"
„Wozu noch heiraten? frage ich mich nur."
„Das frage ich mich auch immer. Er drückte sie dichter an sich. „Was macht eigentlich ein so nettes Mädchen wie Sie an einem Ort wie diesem?
„Das ist ein banaler, abgedroschener Spruch, wer immer Sie auch sind."
„Werbung ist ein banales, abgedroschenes Geschäft. Also wiederhole ich meine Frage: was macht ein nettes Mädchen wie Sie an einem Ort wie diesem?"
„Das zeigt nur, wie wenig Sie über mich wissen. Ich bin ebenso weltgewandt und cool wie alle hier."
„Tut mir leid,