Küss mich, Verräter!
Von Michelle Celmer
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Über dieses E-Book
Ein unentschuldbarer Betrug! Grace Winchester wollte nie wieder ein Wort mit Roman Slater wechseln. Ihr Herz hat er gebrochen, und er hat versucht, ihre Familie zu ruinieren. Doch jetzt verlangt ihr Vater, dass Grace mit dem Verräter zusammenarbeitet … und ihre schlimmsten Befürchtungen werden wahr. Denn der umwerfend attraktive Privatdetektiv hat noch immer dieselbe Wirkung auf sie wie damals: Sie stellt sich vor, wie er sie liebt, wie er sie in erotische Welten entführt. Und sie könnte schwören, dass ihr unwiderstehlicher Feind dasselbe denkt …
Michelle Celmer
Michelle Celmer wurde in Metro, Detroit geboren. Schon als junges Mädchen entdeckte sie ihre Liebe zum Lesen und Schreiben. Sie schrieb Gedichte, Geschichten und machte selbst dramatische Musik mit ihren Freunden. In der Junior High veröffentlichten sie eine Daily Soap Opera. Ungeachtet all dessen, war ihr Wunsch immer Kosmetikerin zu werden. Unzählige Barbies und auch Freunde wurden Opfer ihrer Versuche mit Schminke und Farbe. Nach drei Monaten an einer Kosmetikerschule hatte sie diese Illusion vollständig verloren. Sie gab die Ausbildung auf und der nächste Schritt war mit 19 zu heiraten und eine Familie zu gründen. Innerhalb von fünf Jahren wurde sie Mutter von drei Kindern. Während der Zeit als „stay-at-home-mom“ fand sie im Lesen diverser Romane Entspannung und immer wieder ertappte sie sich bei dem Gedanken „Wäre es nicht erfüllend, wenn ich das täte, was die Autoren tun?“ Aber eine Stimme in ihr versagte ihr diesen Traum und sie wurde Schneiderin. Aber jedes fertig gestellte Produkt ließ sie unzufriedener werden. Mit der Zeit wurden die Kinder größer und sie fühlte sich komplett ausgebrannt. Etwas fehlte ihr. Ihre kreative Ader blieb in ihrem momentanen Leben ungenutzt und sie entschied sich zu schreiben. Über ein Jahr brauchte sie um ihr erstes Manuskript fertig zu stellen. Das zweite folgte und dann gleich zwei weitere. Aber immer noch fühlte sich irgendetwas nicht richtig an. Die Wende kam als ihr eine Wiederveröffentlichung einer bekannten Autorin in die Hände fiel. Ein Liebesroman. Gedanklich fiel es ihr schwer, sich mit diesem Genre anzufreunden. Aber ungeachtet diesen Gefühls, las sie ihn. Und einen weiteren. Und noch einen. Bis ihr klar wurde, dass sie hier das gefunden hatte, was ihr immer gefehlt hatte. Sie wurde Autorin von Liebesromanen und fand dort ihr Bild. Michelle Celmer lebt mit ihrem Ehemann, ihren drei Kindern, zwei Hunden und Katzen im Südosten von Michigan.
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Buchvorschau
Küss mich, Verräter! - Michelle Celmer
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2016 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „Back in the Enemy’s Bed"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1999 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Victoria Werner
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733723958
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Grace bewahrte Ruhe.
Als die jüngste der Winchester-Töchter hatte sie vielleicht eine privilegierte und behütete Kindheit genossen, aber als Erwachsene war sie durchaus keine verwöhnte Erbin. Sie hatte hart dafür gearbeitet, sich als Modedesignerin einen Namen zu machen. Außerdem war sie bekannt und geachtet, weil sie sich für die Rechte von Frauen einsetzte. In einer von Männern dominierten Welt war sie über die Jahre zu der Überzeugung gelangt, dass es absolut nichts gab, was sie nicht auch tun konnte.
Von einer Sache vielleicht abgesehen: Sie konnte ihrem Vater keinen Wunsch abschlagen.
Sutton Lazarus Winchester, der unangefochtene König des Chicagoer Immobiliengeschäfts, war kein Mann, der ein Nein akzeptierte. Ein strenger Blick aus seinen durchdringenden grünen Augen, und die Menschen taten, was er wollte. Aber der Skandal, in dessen Mittelpunkt die Familie seit einigen Monaten stand, hatte seinen Tribut ebenso gefordert wie die schwere Krankheit.
Grace spürte, dass seine Kraft nachließ, und hoffte, dass ihr Vater Erbarmen mit ihr hatte. Nur dieses eine Mal. Das, was er von ihr verlangte, war wirklich ihr schlimmster Albtraum.
„Daddy, ich möchte das nicht."
Ihr Vater thronte hinter dem großen Schreibtisch in seinem Büro in der Winchester-Villa und wandte den Blick nicht vom Bildschirm. Er war schon seit Monaten krank. Meistens war er zu schwach, um das Bett zu verlassen, aber heute hatte er einen guten Tag. Es war sogar ein Hauch Farbe auf den eingefallenen Wangen zu erkennen.
„Wir müssen alle manchmal tun, was wir eigentlich nicht möchten, Prinzessin. So ist das Leben."
Am liebsten hätte Grace wie ein maulender Teenager mit dem Fuß aufgestampft, so wie früher, wenn die Eltern ihr etwas verweigert hatten, was zugegebenermaßen nicht sehr oft vorgekommen war. Sie war das Baby der Familie, und sie brauchte nur einmal mit den langen dunklen Wimpern zu klimpern, schon bekam sie, was sie wollte. Aber was er jetzt von ihr verlangte? Seine Bitte hatte sie zutiefst erschüttert.
Roman Slater kommt, um mit mir zu sprechen. Ich möchte, dass du dabei bist.
Roman Slater war ein angesehener Privatdetektiv. Seine Firma Slater Investigation Services war im ganzen Mittelwesten bekannt. Und er war der einzige Mann auf der Welt, mit dem Grace nie wieder ein Wort wechseln wollte, das hatte sie sich geschworen.
Roman Slater war der Mann, der ihr Herz erobert und geschworen hatte, sie für immer zu lieben. Der Mann, der sie und ihre Familie auf übelste Weise hintergangen hatte. Und das nicht nur einmal, sondern gleich zweimal.
Solange Grace denken konnte, hatten Menschen sie benutzt, um über sie Zugang zu ihrem Vater zu bekommen, aber sie hatte gedacht, Roman sei anders. Sie hatte geglaubt, dass er sie wirklich liebte und ihr vertraute. So wie sie ihm vertraut hatte.
Ein großer Fehler.
„Ich verstehe nicht, was ich bei diesem Treffen soll", sagte sie zu ihrem Vater. Falls sie auf eine Erklärung gehofft hatte, dann wartete sie vergebens. Sutton Winchester war darüber erhaben, seine Wünsche zu begründen. Das hatte er noch nie getan.
„Du bleibst." Sein Ton war leicht gereizt. Es war der Tonfall, den sie kannte, wenn sie seine Geduld zu sehr auf die Probe stellte.
Langsam drang die grauenvolle Wahrheit in ihr Bewusstsein. In wenigen Minuten würde Roman hier sein. In Fleisch und Blut. Hier, im Büro ihres Vaters.
Eine Woge der widersprüchlichsten Gefühle erfüllte Grace, sodass ihr fast schwindelig wurde. Der Instinkt riet ihr, auf der Stelle zu verschwinden und sich zu verstecken. Sie wusste, dass es rein körperlich unmöglich war, aber dennoch überkam sie das Gefühl, als würde sich ihr Herz ganz klein zusammenkrampfen.
Bevor ihr Vater sie zu sich bestellt hatte, war der Tag rundum gut gewesen. Ihre neue Taschenkollektion war der Renner in den Boutiquen der USA, und ihre neue Mode-App lief auf Smartphones und Tablets auf der ganzen Welt. Abgesehen davon, dass sie kaum Zeit für sich hatte und sich gelegentlich ein wenig einsam fühlte, hatte sie keinen Grund, sich zu beklagen. Und nun schien ihr Leben plötzlich völlig aus dem Ruder zu laufen.
Warum sie? Warum konnte nicht ihre Schwester Eve an dem Meeting teilnehmen? Eve war die Geschäftsführerin des Familienunternehmens Elite Industries, das Sutton vor vielen Jahren gegründet und zu einem Milliarden-Dollar-Imperium gemacht hatte.
Roman hatte im Auftrag von Brooks Newport versucht, ihrem Vater und über ihn auch Elite Industries zu schaden. Es war ein Skandal epischen Ausmaßes gewesen.
Falls es in Chicago eine Familie auf Augenhöhe mit den Winchesters gab, dann waren es die Newports – genauer gesagt die drei Brüder Brooks, Graham und Carson. Sie waren ebenfalls in der Immobilienbranche tätig und hatten es im Laufe weniger Jahre zu Selfmade-Millionären gebracht.
Besonders Brooks hatte es sich zum Ziel gesetzt, Sutton Winchester zu vernichten. Sutton, seine Firma und seine Töchter Eve, Nora und Grace. Das hätte die heiße Affäre zwischen Eve und Graham Newport fast scheitern lassen, aber nur fast, denn inzwischen stand fest, dass die beiden heiraten würden.
Roman Slater hatte Brooks geholfen, die Schmutzkampagne gegen die Winchesters zu organisieren. Als ob er ihrer Familie nicht schon genug geschadet hätte! Sieben Jahre nach dem ersten Skandal, den er inszeniert hatte und bei dem die Winchesters schließlich von aller Schuld freigesprochen worden waren, war er nun also zurück. Und wieder waren furchtbare Gerüchte in Umlauf gebracht worden, die jeder Grundlage entbehrten. Letztlich hatte nicht Sutton den Schaden davon, sondern Brooks, weil er nun als widerwärtiger, machthungriger Intrigant dastand.
„Wieso triffst du dich überhaupt mit Roman nach all den Lügen, die er mit Brooks über uns verbreitet hat?, fragte Grace ihren Vater. „Hast du schon vergessen, wie er unseren Namen durch den Schmutz gezogen hat? Zweimal! Und all die schrecklichen Dinge, die sie dir unterstellt haben!
Falls sie darauf gesetzt hatte, seinen Zorn zu wecken, wurde sie enttäuscht. Sutton zuckte nicht mit der Wimper.
„Nichts ist vergessen", versicherte er ihr ruhig.
Grace bewunderte ihren Vater, aber sie kannte auch seine Fehler. Und davon besaß er mehr als genug.
Sutton Winchester hatte sein Leben lang aus dem Vollen gelebt. Er liebte die Frauen und den Alkohol, war egoistisch und arrogant, aber niemals wäre er so tief gesunken, eine Frau zu vergewaltigen. Und für vier der fünf unehelichen Kinder, die Brooks ihm unterstellte, hatte sich der DNA-Test als negativ erwiesen. Bei Brooks’ Bruder Carson war das Testergebnis allerdings eindeutig positiv gewesen.
Grace und ihre Schwestern mussten sich noch an den Gedanken gewöhnen, dass sie einen Halbbruder hatten. Suttons zahllose Affären waren kein Geheimnis, aber Grace hatte den Eindruck, dass seine Beziehung zu Cynthia Newport mehr als eine Affäre gewesen war. Sie wusste, dass die Ehe ihrer Eltern ein rein finanzielles Arrangement gewesen war, aber der Gedanke tat weh, dass Sutton eine andere Frau als ihre Mutter geliebt haben sollte.
Genug davon. Grace war die ganzen Gerüchte und Vermutungen leid. Sutton würde an Krebs sterben, und sie wollte einfach nur, dass er in Frieden gehen konnte.
Nicht nur, dass der Skandal abträglich war für die Gesundheit ihres Vaters, er war auch riskant für die Firma. Wenn die Angriffe auf Suttons Ruf nicht aufhörten, lief das Unternehmen Gefahr, einige seiner größten Auftraggeber zu verlieren. Es war Eve bisher gelungen, die Firma sehr erfolgreich zu führen, aber nachdem sie nun von Graham Newport schwanger war, wurde alles noch komplizierter.
Und das hatten sie nur Roman Slater zu verdanken und seinen zweifelhaften Fähigkeiten als Privatdetektiv. Wenn Grace an den Schmerz dachte, an das Leid und die Demütigungen, denen er ihre Familie ausgesetzt hatte, dann stieg Zorn in ihr auf.
Und Zorn war ihr im Moment allemal lieber als ein flatterndes Nervenkostüm.
„Was ist, wenn Brooks ihn hierher geschickt hat, um noch mehr Geheimnisse auszugraben? Sie hoffte, ihren Vater mit Argumenten zur Vernunft zu bringen. „Dann kann er unserem Ruf den Rest geben.
Sutton wandte den Blick vom Bildschirm und sah sie mit den gleichen grünen Augen an, die ihr jeden Morgen aus dem Spiegel entgegenschauten. Für einen Fünfundsechzigjährigen war er in hervorragender körperlicher Verfassung gewesen, bis Anfang des Jahres Lungenkrebs bei ihm festgestellt worden war. Inzwischen hatte die Krankheit unverkennbar ihre Spuren hinterlassen. Obwohl er eine Kämpfernatur war, hatte sich der Krebs auf die Lymphknoten ausgebreitet. Seine Ärzte konnten nur noch wenig für ihn tun.
„Nicht Roman hat um dieses Treffen gebeten, erklärte ihr Vater. „Ich habe ihn eingeladen.
Grace brauchte einen Moment, um diese Information zu verarbeiten. Und dann tat sie etwas, was sie sonst noch nie getan hatte: Sie wurde laut.
„Was sollte denn das, Daddy? Nach allem, was die Familie hinter sich hat? Wie konntest du auch nur erwägen, den Mann in unser Haus zu holen?"
„Ich muss es tun", erklärte er fest.
Sein Blick enthielt dabei eine Spur Resignation, was Grace fast das Herz brach. Sutton zeigte sonst nie Schwäche. Kaum jemals hatte sie Tränen bei ihm gesehen oder erlebt, wie er die Fassung verlor. Ebenso selten hatte sie ihn wirklich zornig erlebt. Aber dieses stumme Eingeständnis einer Niederlage war mehr, als sie ertragen konnte.
Sie spürte, wie ihr Zorn verflog. Sie musste daran denken, dass ihrem Vater nur noch eine begrenzte Zeit blieb. Wochen, vielleicht wenige Monate. Niemand konnte es genau sagen. Falls das Treffen mit Roman ihm so wichtig war, dann musste sie seinen Wunsch respektieren. Zum Teufel mit ihrem Stolz – und mit ihren Nerven. Es ließ sich nicht leugnen, dass ihr bei der Vorstellung, Roman wiederzusehen, die Hände feucht wurden.
Das unvermittelte Klopfen an der Tür ließ sie zusammenfahren. Unwillkürlich kontrollierte sie den Sitz ihrer Frisur. Plötzlich wünschte sie sich, ihr Haar offen statt im Knoten zu tragen. Sie wusste selbst nicht, wieso.
Als die Assistentin ihres Vaters die Tür öffnete, strich Grace sich nervös den Versace-Rock glatt und verschränkte die Hände dann hinter dem Rücken, damit niemand sah, dass sie zitterten.
„Roman Slater, Sir."
Grace hatte den Eindruck, als würde sich der Raum plötzlich um sie drehen. Ihr Puls raste, und sie verspürte das dringende Bedürfnis, die Flucht zu ergreifen. Aber ihre Knie waren so weich, dass sie es wohl nicht einmal bis zur Tür geschafft hätte.
„Bitten Sie ihn herein", sagte Sutton.
Grace stand wie erstarrt da. Sie hielt den Atem an, als der Fluch ihres Lebens mit einer Lässigkeit eintrat, als sei es die natürlichste Sache der Welt, wieder bei ihr aufzutauchen.
Er trug eine schwarze Hose, ein am Hals offen stehendes weißes Hemd und eine Sportjacke, die seine breiten Schultern, die kräftigen Arme und die schmalen Hüften betonte. Alles Designerstücke.
Es war unverkennbar nicht mehr der Roman, der als Collegestudent Jeans und T-Shirts getragen und sich nicht um irgendwelche Modetrends gekümmert hatte. Jetzt, als Inhaber einer angesehenen Firma, kleidete er sich seiner Rolle entsprechend. Nur sein Haar passte nicht dazu. Es war eine Spur zu lang und etwas zu zerzaust, aber dennoch blieb der Eindruck eines erfolgreichen Geschäftsmanns.
Grace erwartete, Zorn zu verspüren, aber stattdessen empfand sie etwas, das sie selbst zutiefst überraschte: Erleichterung.
Einige Jahre, nachdem Roman sie das erste Mal hintergangen hatte, war er bei einem Militäreinsatz verschollen gewesen, und es hieß, er sei umgekommen. Grace war am Boden zerstört, trotz allem, was zwischen ihnen gewesen war. Zu der Zeit hätte sie alles dafür gegeben, ihn zurückzubekommen. Alles, um das Geschehene rückgängig zu machen. Er war zum Militär gegangen, nachdem sie