Denn du führst mich in Versuchung
Von Karen Booth
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Über dieses E-Book
"Ich bin Ashley George, und ich finde die wahre Liebe in der Stadt, die niemals schläft." In ihrer Reality-Show vermittelt sie die attraktivsten Junggesellen - im wahren Leben hat sich Ashley nach einer schrecklichen Trennung ein einjähriges Zölibat auferlegt. Wenn da nur nicht ihr Nachbar Marcus Chambers wäre - reich, wahnsinnig gut aussehend … und ein echter Widerling. Gut, dass sie sowieso keinen Mann mehr will! Warum nur träumt sie trotz seiner offensichtlichen Ablehnung davon, dass Marcus sie leidenschaftlich verführt?
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Buchvorschau
Denn du führst mich in Versuchung - Karen Booth
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2016 by Karen Booth
Originaltitel: „The CEO Daddy Next Door"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1977 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Katja Wagner
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733723736
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Schiere Verzweiflung überkam Ashley George, als sie Marcus Chambers vor dem Fahrstuhl stehen sah, während sie ihre Wohnungstür abschloss.
„Ich nehme an, dass ich auf Sie warten soll." Marcus’ britischer Akzent und die allzu selbstsichere Äußerung seines Kommentars machten diesen noch ärgerlicher. Er wusste, dass sie nach unten wollte. Aber wenn sie die elf Etagen ihres Apartmentgebäudes in Manhattan in Bleistiftrock und zehn Zentimeter hohen Absätzen unter fünf Minuten schaffen wollte, ging es nicht ohne den Aufzug. Ashley atmete tief ein und rauschte an ihm vorbei in den Lift. Wobei sie ihre langen blonden Haare hinter sich her wehen ließ.
„Erdgeschoss?", fragte er.
Sie ballte die Fäuste. Nur zwei Sekunden in einem Raum mit ihm, und schon ging er ihr auf die Nerven. „Wir wissen doch beide, dass wir zu derselben Besprechung wollen. Drollige Sprüche bringen also gar nichts."
Marcus glättete das Jackett seines anthrazitfarbenen Anzugs, faltete die Hände und starrte auf die Fahrstuhltür. „Ein Gentleman ist niemals drollig."
Drollig war in seinem Fall tatsächlich eine Untertreibung. Unglaublich gut aussehend, ja. Was bei diesem Muffel epischen Ausmaßes eine Schande war. Was immer ihn dazu machte, musste entweder genetisch bedingt oder ein Produkt seiner Vergangenheit sein. Ansonsten schien er über alles zu verfügen: Geld, ein Apartment an der Upper West Side, mehr Attraktivität, als für ein Leben nötig war, und – obwohl Ashley die kleine Lila nur im Vorbeilaufen gesehen hatte – eine wunderschöne kleine Tochter.
„Ich müsste gar nicht in diesem Aufzug sein, wenn Sie sich nicht ständig beim Eigentümergremium beschweren würden", erwiderte Ashley.
Marcus räusperte sich. „Und ich müsste mich nicht ständig beschweren, wenn Sie eine kompetente Firma mit der Renovierung ihrer Wohnung beauftragt hätten. Über seine Schulter hinweg traf sie ein strafender Blick aus stechend grünen Augen. „Ich habe das Chaos satt. Es scheint Ihnen überallhin zu folgen.
Ashley schürzte die Lippen. Ganz unrecht hatte er nicht. Ihr Alltag musste auf einen Außenstehenden wirken wie ein Tornado mit neun Leben. Sie war immer in Eile, jonglierte oft mit ihrem Telefon, während die Millionen Dinge in ihrem Kopf es irgendwie schafften, ihrem Mund zu entweichen. Ja, es hatte Probleme mit ihrer Renovierung gegeben, aber die Dinge liefen eben nicht immer rund. Sie versuchte ihr Möglichstes, den Überblick zu behalten. Viel Verständnis hatte er bisher nicht bewiesen.
Sie seufzte und lehnte sich gegen die Aufzugwand, während sie heimlich die Augenweide vor sich genoss. Würde Marcus sich einer Persönlichkeitstransplantation unterziehen, wäre er vermutlich perfekt mit seinem kantigen Kinn und dem dichten, dunkelbraunen Haar. Ashley senkte den Blick und erschauerte, als Bilder seiner Brust und Bauchmuskulatur vor ihrem inneren Auge auftauchten. Sie hatte bisher nicht das Glück gehabt, seinen Oberkörper live und in Farbe zu sehen, aber wenigstens ein paar Bilder im Internet von ihm ausgegraben. Laut eines Wohltätigkeitskalenders voller heißer Typen war er einer der begehrtesten Junggesellen Großbritanniens. Und alleinerziehender Vater. Scheidungen waren immer furchtbar.
Irgendwo auf der Welt gab es die Richtige für diesen äußerlich so umwerfenden und innerlich so ungenießbaren Mann. Ashley glaubte das von jedem. Sie musste in ihrer Reality-Fernsehshow Manhattan Matchmaker gar nicht so tun. Die wahre Liebe und Seelenverwandte gab es wirklich.
Und sie glaubte auch daran, eines Tages den Richtigen für sich selbst zu finden. Aber nachdem sie kurz vor Thanksgiving von einem Kerl verlassen worden war, den sie für den Richtigen gehalten hatte, wollte sie eine einjährige Pause einlegen. Lange hatte sie nicht durchgehalten. Marcus war Anfang Januar eingezogen, hatte sie eine Woche später um ein Date gebeten, und sie war so dumm gewesen, Ja zu sagen. Dieser Abend vor drei Monaten hatte nur bestätigt, dass sie sich zurzeit mit keinem Mann einlassen sollte. Was die Liebe betraf, vertraute sie ihren Instinkten nicht, zumindest nicht, wenn es um ihr eigenes Herz ging. Nicht seitdem James ihr das Herz gebrochen hatte. Ihr Leben war in der Tat ein Chaos.
Marcus neigte den Kopf zur Seite, als wollte er eine Verspannung im Hals lösen. Ein Hauch seines Aftershaves wehte zu ihr herüber, dessen Wirkung auf sie so unvermeidlich war wie die Hitze eines Sommers in South Carolina. Verdammt. Er roch sogar gut – warm und männlich – wie der feinste Bourbon … was schon merkwürdig war, wenn man bedachte, dass er der Geschäftsführer seiner in Familienbesitz befindlichen Gin-Brennerei war.
Der Fahrstuhl piepte. „Nach Ihnen. Sein samtiger Akzent hallte in ihrem Kopf wider. Wenn er ihn doch nur dazu benutzen würde, etwas zu sagen wie: „Du siehst umwerfend aus. Tut mir leid, dass ich in den letzten drei Monaten so ein Arsch war.
Ashley marschierte in den Konferenzraum. Leider war ihr Rock zu eng, um ihren Schritten die gewünschte Entschlossenheit zu verleihen, mit der sie allen Anwesenden vermitteln wollte, dass sie unbeschadet aus diesem Treffen hervorzugehen gedachte. Die fünf Mitglieder des Eigentümergremiums saßen an einem langen Tisch und berieten sich. Ihr Magen verknotete sich, als sie die Vorsitzende Tabitha Townsend erblickte. Tabitha hielt von Ashley ungefähr so viel wie von einem Rotweinfleck auf einem weißen Teppich. Nun galt es, Tabitha und die anderen Gremiumsmitglieder zu umgarnen, und das nach einem anstrengenden Tag, an dem sie Werbung für die neue Staffel von Manhattan Matchmaker machen musste.
„Hallo, alle zusammen." Ashley schüttelte die Hand ihrer einzigen Verbündeten Mrs. White, einer langjährigen Anwohnerin. Sie gehörte durch und durch zur Oberschicht New Yorks und war süchtig nach Reality-Fernsehen. Ashleys Show gehörte zu ihren Favoriten.
„Würden Sie es für mich sagen? Nur einmal?" Mrs. White sah sie hoffnungsvoll an.
Sie hatte keine Wahl. Irgendjemanden in diesem Raum musste sie glücklich machen. „Ich bin Ashley George, und ich finde die wahre Liebe in der Stadt, die nie schläft."
Mrs. White klatschte entzückt in die Hände. „Ich freue mich immer so, wenn Sie das sagen. Damit gebe ich vor all meinen Freunden an."
„Für Sie immer gern."
Mrs. Whites Lächeln verblasste. „Ich wünschte nur, dass unsere heutige Besprechung unter günstigeren Bedingungen stattfinden würde. Wir sollten uns über die neue Staffel Ihrer Show unterhalten, nicht über dieses Nachbarschaftsgezänk."
„Ich kann Ihnen versichern, dass es sich um mehr als Gezänk handelt", unterbrach Marcus mit der Wärme eines Eisbergs.
Mrs. Whites Blick schoss zwischen ihnen hin und her. „Es ist wirklich schade, wissen Sie? Sie beide würden ein wunderbares Paar abgeben. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht? Ihre Differenzen aus der Welt zu schaffen und miteinander auszugehen?"
Marcus gab ein verärgertes Husten von sich. Oh, sie waren ausgegangen, und es war furchtbar gelaufen. Nervös bis zum Anschlag hatte Ashley sich vor der Vorspeise ein Gläschen Wein zu viel genehmigt und alle Gründe heruntergerattert, warum James mit ihr Schluss gemacht hatte: Sie wäre zu karrierefixiert, noch nicht reif für eine feste Bindung oder gar für Kinder. Die Liste war lang gewesen und Marcus’ Reaktion darauf so schlimm, dass der Abend mit einem knappen Händedruck geendet hatte, sehr zu Ashleys Enttäuschung. Vielleicht wären sie nicht gleich in Liebe entbrannt, aber Marcus war so heiß, dass sie sich auf einen Kuss gefreut hatte.
Am nächsten Tag fing ihre Renovierung an, und der Grundstein für den Kampf „Chambers gegen George" wurde gelegt.
Ashley hielt Mrs. Whites Hand fest. „Vorsicht. Die Leute werden noch denken, Sie wären die Kupplerin." Wie gern wäre sie in der Nähe der einzigen Person geblieben, die auf ihrer Seite war.
Bei ihrer Runde um den Tisch erhielt sie von Tabitha statt eines Händedrucks einen Dolchblick – der weicher wurde, als sie sich Marcus zuwandte. „Mr. Chambers, wie schön Sie zu sehen." Mit ihren manikürten Fingern strich sie an dem Kragen ihrer Bluse entlang. Trotz ihres Versuchs, verführerisch zu wirken, war Tabitha definitiv nicht die Richtige für Marcus. Das konnte jeder sehen. Er gehörte zu einer Frau, die aus Marmor gemeißelt war, statt aus Feuer und Schwefel.
„Setzen Sie sich, Ms. George", blaffte Tabitha.
Ashley schürzte die Lippen, folgte aber dem Befehl und setzte sich auf einen der beiden Stühle auf der anderen Seite des Tischs. Dies hier schien weniger das Treffen einer Eigentümergemeinschaft als ein Exekutionskomitee zu sein. Marcus setzte sich neben sie.
„Ms. George, begann Tabitha. „Dem Gremium ist bekannt, dass Ihre Wohnungsrenovierung außer Kontrolle geraten ist.
Sie öffnete einen dicken Ordner, aus dem Papiere quollen. Marcus war gründlich gewesen. „Ihre Arbeiter nehmen wenig Rücksicht auf Mr. Chambers, den einzigen anderen Mieter auf Ihrer Etage. Um sieben Uhr morgens wurde mehrfach die Kreissäge angeworfen."
„Ich war nicht in der Stadt, verteidigte Ashley sich. „Der Vorfall tut mir leid.
„Ms. George, bitte heben Sie die Hand, bevor Sie sprechen. Tabitha blätterte eine Seite um. „Dann gab es laute Musik.
Sie riss die Hand hoch. „Es war nur Popmusik. Die Tischler lieben sie."
„Ich bin noch nicht fertig, Ms. George. Ruhe, bitte."
Ashley sank in ihren Sitz zurück. „Entschuldigung."
Tabitha räusperte sich. „Wie gesagt, die Arbeiter hinterlassen ständig Dreck und Staub im Flur. Und am Schlimmsten ist es, dass man sie im Gebäude rauchen sieht, was ein enormes Brandrisiko darstellt und streng verboten ist."
Ashley drehte sich der Magen um. Ihr tragischstes Erlebnis war ein Brand gewesen. „Sie wissen eigentlich, dass es verboten ist. Aber ich werde sie noch einmal darauf hinweisen."
„Offen gestanden bin ich geneigt, Ihnen zu sagen, dass Sie Ihr Projekt stoppen und eine andere Firma beauftragen müssen."
Ihr wurde übel. Die Baufirma war nur ihre zweite Wahl gewesen, aber selbst dort hatte sie ein Jahr lang auf der Warteliste gestanden. Die Firma leistete ordentliche und bezahlbare Arbeit – eine absolute Notwendigkeit angesichts der beträchtlichen Verpflichtungen gegenüber ihrer Familie in South Carolina.
Sie konnte das Projekt nicht stoppen. Sie würde jeden Cent verlieren, den sie bereits bezahlt hatte. Und sie müsste auf einer Baustelle leben, wo doch momentan ihr einziges Ziel darin bestand, ihrem Leben mehr Stabilität zu verleihen. Bei ihrem Arbeitspensum und dem sich verschlechternden Gesundheitszustand ihres Vaters nach mehreren Schlaganfällen war die Aussicht auf ihre Traumwohnung das Einzige, was sie an manchen Tagen weitermachen ließ. Sie hatte mit nichts angefangen und verdammt hart für dieses Apartment gearbeitet. Das wollte sie sich auf keinen Fall nehmen lassen.
„Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten bei Mr. Chambers. Ich werde den Arbeitern noch einmal ins Gewissen reden. Ab jetzt wird alles glattlaufen."
Tabitha schüttelte den Kopf. „Nach Überprüfung der Aktenlage hat das Gremium beschlossen, dass dies das letzte Mal ist, Ms. George. Sollte Ihr Projekt nicht auf eine für Mr. Chambers zufriedenstellende Weise fertiggestellt werden, ziehen wir die Notbremse. Noch eine Beschwerde von ihm, und das war’s."
Ashleys Blick schoss zu Marcus. Seine Mundwinkel zuckten. Sollte das ein Lächeln werden? „Nur eine Beschwerde? Das ist doch ein Witz. Sie wedelte mit der Hand in seine Richtung. „Man kann es ihm nie recht machen. Vermutlich würde er sich auch darüber beschweren, wie ich auf diesem Stuhl sitze. Das ist total unfair.
Total unfair. Eine treffende Wortwahl, wenn man Ms. Georges Bereitschaft bedachte, die Unregelmäßigkeiten ihrer Renovierungsarbeiten völlig zu ignorieren. Marcus und seine elf Monate alte Tochter Lila versuchten gerade, sich in New York ein neues Leben aufzubauen. Es war nur fair, dass er ihr den letzten Schlag versetzte,