Nacht der Verführung
Von Ryanne Corey
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Über dieses E-Book
Als Anna den Supermarkt verlassen will, kann sie es anfangs gar nicht fassen: Die Tür ist abgeschlossen! Doch sie ist nicht ganz allein in dieser misslichen Lage: Ein attraktiver Fremder steht vor genau der gleichen Situation. Nicht unbedingt der schlechteste Partner, um aus dieser Zeit das Beste zu machen, wie Anna schnell erkennt. John Daniels erotische Ausstrahlung lässt sie keineswegs unberührt! Wie selbstverständlich liegt sie plötzlich in seinen Armen und erwidert seine stürmischen Küsse leidenschaftlich
Ryanne Corey
Ryanne Corey hat sich für ein ungewöhnliches und mutiges Lebenskonzept entschieden. Vor einigen Jahren ist sie von einer Großstadt in der sie aufgewachsen ist, in die Berge in Idaho, einem Bundesstaat in den USA gezogen. Mit jedem Tag den sie dort verbringt kommt sie den Bären, Elchen und Pumas näher als den Menschen. Ryanne erlebt in ihrer Bergromantik ein großartiges Abenteuer und ermutigt ihre Leser, Lebensveränderungen als Chance zu begreifen. Als Chance für einen Neuanfang der das Leben mit wunderbaren Erlebnissen anreichern kann. Ryanne hat in den 15 Jahren ihrer Karriere 20 Liebesromane geschrieben – und hat für ihr Schaffen als Autorin eine Auszeichnung erhalten. Dabei begann ihre Karriere mit einer Art Panne. Vor ihrer Karriere hatte Ryanne immer den Traum eine Autorin zu sein, aber sie traute sich nie jemanden ihre Manuskripte zum lesen zu geben. Doch dann wagte sich Ryanne etwas, was ihre Karriere ins Rollen brachte. Sie schrieb einem Agenten ein Exposé ihres Romanes, den sie geschrieben hat. Sie bekam prompt eine Antwort, dass der Verlag sehr an diesem Roman interessiert ist und gerne den Roman lesen will. Das Dilemma war, das Ryanne den Roman noch gar nicht geschrieben hatte. In drei Wochen schaffte es Ryanne den Roman zu vervollständigen und hatte sogleich Erfolg. Heute lebt Ryanne Corey mit ihren drei Labradors in einem Blockhaus in den Rocky Mountains. Sie betrachtet sich selbst als glücklichen Menschen, der nicht nur einen Traum hat sondern seinen Traum hat wahr werden lassen.
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Buchvorschau
Nacht der Verführung - Ryanne Corey
Ryanne Corey
Nacht der Verführung
IMPRESSUM
Nacht der Verführung erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
Veröffentlicht im ePub Format im 11/2012 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: readbox, Dortmund
ISBN 978-3-86494-859-6
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
ROMANA, BIANCA, BACCARA, TIFFANY, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL
www.cora.de
1. KAPITEL
John Daniels war ganz offensichtlich ein Alpha-Mann vom Scheitel seiner pechschwarzen glänzenden Haare bis zu den Sohlen seiner gut eingelaufenen Reeboks.
Und er wusste das auch, war ihm doch das Verhalten von Leitwölfen aus Tierfilmen im Fernsehen bestens vertraut. Ob Tier oder Mensch, Alpha-Männchen waren leicht zu erkennen. Sie waren äußerst durchsetzungsfähig, konnten in fast aussichtslosen Situationen überleben und waren immer bereit, die Ordnung des Rudels wiederherzustellen, notfalls auch gewaltsam.
Auch John hatte nichts gegen eine gelegentliche Prügelei, ja, im Moment fieberte er sogar danach. Er musste sich irgendwie abreagieren.
Er war zweifellos der frustrierteste Mensch in ganz Kalifornien, und wenn er mit seinem silberfarbenen 2001 Lotus Esprit über die Grenze nach Oregon fuhr, dann würde er bestimmt auch der frustrierteste Mann in Oregon sein. Und warum?
Weil er Urlaub hatte.
John konnte sich zwar vorstellen, dass sich Buchhalter, Anwälte oder Bankangestellte auf ihren Urlaub freuten. Diese armen Kerle mussten schließlich tagein, tagaus derselben Routine folgen und waren dabei noch meistens an ihre Schreibtische gefesselt. Und was hatten sie am Ende eines Arbeitstages vorzuweisen? Konnten sie etwa zufrieden einem gefährlichen Verbrecher hinterhersehen, der in Handschellen abgeführt wurde? Natürlich nicht. Und liefen ihnen bei ihrer Arbeit junge Frauen über den Weg, die gerettet werden mussten? Bestimmt nicht. Verständlich, dass sie sich auf ihren Urlaub freuten, der eine Unterbrechung ihres armseligen, monotonen Lebens versprach.
Er, John, befand sich da in einer ganz anderen Lage, denn er gehörte zu den Glücklichen, die einen Traumjob hatten. Er war Polizist, und Gefahr und Überraschungen gehörten zu seinem Tagesablauf. Er nahm sie gern auf sich, um einen positiven Beitrag zur Verbesserung der Welt leisten zu können. Dafür setzte er sich mit seiner ganzen Energie ein. Halbe Sachen gab es bei ihm nicht. Natürlich geriet er oft in gefährliche Situationen, aber im Großen und Ganzen wurde dies durch das Bewusstsein aufgewogen, ein Vertreter des Gesetzes in einer Welt voller Verbrecher zu sein. Selbst Schlafen empfand er nur als verpasste Gelegenheit, die Bürger zu schützen und zu verteidigen, Bösewichte zu fassen und Ordnung zu schaffen. Auch ein Essen in einem guten Restaurant war für ihn Zeitverschwendung, weil er dazu zwei ganze Stunden seinen Pieper abstellen musste und womöglich etwas versäumte. Als absolut sinnlos aber betrachtete er Urlaub von einem Leben, das ihm wie auf den Leib geschneidert war. Das bedeutete nur entsetzliche Langweile.
Vier Jahre lang war es ihm gelungen, beim Urlaub übergangen zu werden. Leider aber waren sein Partner und er vor kurzer Zeit bei einer Drogenrazzia in einen Hinterhalt geraten. Merkley war ein kräftiger Schwarzer, der eher wie ein Footballspieler aussah als wie ein Polizist. John hatte immer geglaubt, dass seinem Freund und Mentor nie etwas zustoßen könnte, aber dieses Mal war Merkley zwei Mal in die Brust getroffen worden. Ein paar Tage lang hatte sein Leben auf Messers Schneide gestanden, aber der fünfzigjährige Veteran hatte nicht aufgegeben. Es wäre auch unvorstellbar gewesen, wenn Merkley sein Leben wegen eines miesen Drogenhändlers verloren hätte. Sobald Merkley außer Lebensgefahr war, dachte John darüber nach, wie er sich an dem Verantwortlichen rächen könnte.
John hatte viele Freunde, die ihn gut kannten. Sie alle wussten, dass man ihm möglichst aus dem Weg ging, wenn er ein Unrecht sah und in Wut geriet. Sein Vorgesetzter, Captain Benjamin Todd, wusste sehr wohl, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis John denjenigen erwischte, der seinen Partner niedergeschossen hatte. Unweigerlich würde John den Freund rächen wollen und sich damit in Schwierigkeiten bringen. Also hatte Todd ihm bis auf Weiteres
Urlaub verordnet, irgendwo außerhalb Kaliforniens
.
Alpha-Männchen haben oft Schwierigkeiten, sich anderen unterzuordnen, und John bildete da keine Ausnahme. Er konnte es nicht ausstehen, wenn man ihn seinen Job nicht machen ließ – das war beinahe so frustrierend wie Urlaub.
Jetzt hatte er schon neun Stunden Urlaub und meinte zu platzen, wenn er auch nur eine Minute länger ziellos herumfahren musste. Seit er Los Angeles verlassen hatte, schüttete es. Außerdem hatte er Kopfschmerzen und ein ungutes Kratzen im Hals. Wahrscheinlich bekam er eine Erkältung. Kein Wunder. Seine Gesundheit schien direkt von seinem Kampf gegen Verbrechen abzuhängen. Je mehr er beansprucht wurde und je häufiger er Verbrecher ihrem gerechten Schicksal zuführen konnte, desto gesunder fühlte er sich. Langeweile und Frustration aber riefen Schnupfen und Husten geradezu hervor. John sehnte sich nach einem sauberen Bett und weichen Taschentüchern. Als er schließlich niesend den kleinen Ort Providence erreicht hatte, beschloss er, sich ein Motel zu suchen.
Die Sonne war fast untergegangen. Ihre letzten Strahlen spiegelten sich auf dem silbrigen Lack des Lotus wider, als John die Mainstreet entlangfuhr. Seine Kollegen würden ihn nicht erkennen, denn er hielt den Wagen normalerweise in seiner Garage verborgen. Zur Arbeit fuhr er mit einem alten Mittelklasseauto, das schon viele Meilen auf dem Tacho hatte und schlechte Reifen hatte wie die Wagen der anderen Polizisten auch. In diesem Beruf konnte man nicht reich werden.
John sah aus wie ein Polizist, bewegte sich wie ein Polizist und sprach wie ein Polizist, obwohl es ein paar Dinge in seinem Leben gab, die er streng geheim hielt. Seine Kollegen durften nicht wissen, dass er überdurchschnittlich intelligent war. Er hatte ein fotografisches Gedächtnis, was ihm bei seiner Arbeit außerordentlich half. Aber er versuchte, möglichst wenig Aufhebens davon zu machen. Er war schließlich mit diesen intellektuellen Gaben geboren worden. Sie waren nicht sein Verdienst. In der Highschool wäre er als Hochbegabter bei den Mitschülern sofort untendurch gewesen, wenn er es nicht geschafft hätte, Quarterback des Footballteams zu werden. Er hatte seine Mannschaft sogar bis zum Landessieg geführt.
Mit seinen dreiunddreißig Jahren war John jetzt älter und weiser und hatte gelernt, seinen erstaunlichen Intellekt vor anderen zu verbergen. Während seines letzten Studienjahres hatte ein Wirtschaftsprofessor die Chancen, erfolgreich mit Aktien zu spekulieren, mit der Wahrscheinlichkeit verglichen, in Las Vegas den Jackpot zu gewinnen. Das hatte John gereizt, und er hatte sich sofort darangemacht, alles über die Börse zu lernen. Dann hatte er das kleine Erbe, das sein Vater ihm hinterlassen hatte, in Aktien angelegt und hatte in den nächsten Jahren so geschickt spekuliert, dass er jetzt ein ziemliches Vermögen besaß. Aber außer seinem Anwalt und seinem Banker wusste niemand von seinem Reichtum. John hatte Angst, dass seine Kollegen ihn nicht mehr als einen der Ihren ansehen würden, wenn sie seine finanzielle Situation kannten. Hin und wieder allerdings leistete er sich etwas Besonderes, wie zum Beispiel diesen teuren Wagen. Und er genoss es, ihn auf dem Highway richtig auszufahren. Kein Zweifel, Alpha-Männchen liebten Geschwindigkeit.
Als John den Lotus vor einer roten Ampel zum Stehen gebracht hatte, fiel ihm ein Schild im Schaufenster von Appletons General Store auf. Wir haben alles, was Sie in der Grippe-Saison brauchen.
John bog in den Parkplatz ein. Ganz in der Nähe war auch ein Motel. Er würde sich mit Grippemitteln versorgen und dann ins Bett legen. Auf diese Weise hätte er wieder acht Stunden dieses unerträglichen Urlaubs hinter sich gebracht.
John stieg aus dem Wagen und streckte die steifen Glieder. Er ging durch den Regen auf die Ladentür zu und schüttelte das nasse Haar wie ein junger Labrador nach dem Schwimmen. Seine Jeans war an den Knien abgescheuert, über dem grauen T-Shirt trug er eine alte braune Lederjacke, die vom vielen Tragen weich und bequem war. Dies war seine Arbeitskleidung, die er nur auszog, wenn er vor Gericht aussagen musste. Er war froh gewesen, als er nach der Beförderung zum Detective seine langweilige Polizistenuniform ablegen konnte. Ja, er konnte sich kein besseres Leben vorstellen, als für Ordnung in Los Angeles zu sorgen.
Der Laden war kurz davor zu schließen, wie John auf dem Schild an der Eingangstür lesen konnte. Er eilte durch die Gänge, bis er die Abteilung mit den Grippemitteln fand. Während er Verschiedenes auswählte, war ein junger Angestellter schon dabei, den Boden zu wischen. Er sah John mürrisch an, als mache er ihn persönlich dafür verantwortlich, dass seine Schicht dreißig Sekunden länger dauern würde.
Nun mal langsam
, sagte John. Er hatte wirklich keine Lust, sich von einem pickeligen Teenager hetzen zu lassen. Sag mir lieber, wo die Papiertaschentücher sind.
Direkt hinter Ihnen.
Der Angestellte deutete mit dem Moppstiel auf ein Regal. Können Sie sich ein bisschen beeilen? Ich kann schließlich nicht den Boden wischen, wenn Sie daraufstehen.
Ich liebe Kleinstädte.
John lächelte sarkastisch. Die Menschen sind so freundlich. Wenn ich pensioniert bin, werde ich mich hier niederlassen und meine goldenen Jahre in eurer netten, freundlichen Stadt verbringen.
Der junge Mann war nicht beeindruckt. Es ist schon fünf nach zehn. Wir haben offiziell geschlossen. Sie sollten sich beeilen, sonst machen die Kassen zu.
John wurde wütend, und er musste sich beherrschen, um nicht grob zu werden. Ich will dir mal was sagen, mein Junge. Heute werdet ihr nicht pünktlich zumachen. Weißt du, warum? Weil ich mir nämlich noch in Ruhe alles ansehen möchte, um sicher zu sein, dass ich nichts vergessen habe.
Sagen Sie mir doch, was Sie brauchen, dann kann ich Ihnen helfen.
Aber das ist ja gerade das Problem. Ich weiß nicht genau, was ich brauche. Es ist besser, wenn ich langsam durch die Gänge gehe und selbst …
John verstummte abrupt.
Eine Frau war eilig um die Ecke gebogen. Sie war schlank und sah irgendwie exotisch aus. Das Haar hing ihr bis in die Taille und glänzte in allen Blondschattierungen. Ihr langer Ledermantel stand offen, darunter trug sie einen hellen Pulli zu einer engen schwarzen Jeans. Die Füße steckten in weichen dunkelroten Lederstiefeln. Leider waren die Sohlen dieser sexy Stiefel etwas zu glatt. Die Frau rutschte auf dem frisch gewischten Boden aus und sah John überrascht an. Sie hatte kristallblaue Augen und lange dunkle Wimpern, ein interessanter Kontrast zu ihrem leicht gebräunten Teint. John ließ schnell die Schachteln fallen, die er aus dem Regal genommen hatte, und streckte die Arme aus, um die Frau aufzufangen.
Sie war klein, wenn auch etwas schwerer, als er erwartet hatte. Er hob sie hoch.
Ein wirklich toller Laden.
Er grinste, zwinkerte dem Angestellten zu und hielt die Frau noch ein wenig fester.
Sie verdrehte die Augen und stieß ihn mit dem Absatz gegen das Schienbein. Oh, Verzeihung
, sagte sie unschuldig, als er bei dem plötzlichen Schmerz aufstöhnte. Sie sollten mich wohl lieber wieder runterlassen, bevor ich Sie noch einmal aus Versehen trete.
Ungern.
John seufzte. Aber ich werde gehorchen, weil Sie so höflich gefragt haben und weil Ihre Absätze unangenehm kantig sind. Sie lassen sich wohl nichts gefallen, was?
Er stellte sie auf den Boden.
Die Frau wandte sich wortlos um und ging.
Das war alles?
John sah ihr verblüfft hinterher. Kein Dank? Kein Bekanntmachen? Keine Liebe auf den ersten Blick?
Sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu und lächelte. Sie sehen zwar nicht schlecht aus, aber ich fürchte, Sie sind ein wenig zu eingebildet für mich. Danke und adieu.
Pech gehabt
, sagte der Angestellte.