Kopfgeldjäger: Wyatt Earp 199 – Western
Von William Mark
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Über dieses E-Book
Es war düster in der Schenke. Fahles Morgenlicht fiel durch die verhangenen und ohnehin unsauberen Fenster in den Schankraum. Drüben an der Theke lehnten zwei Männer. Der eine trug einen graukarierten Anzug aus englischem Stoff, einen Californiahut, hatte ein blässliches Gesicht und unter der Nase einen gezwirbelten schwarzen Schnurrbart. Seine Augen hatten etwas Lauerndes an sich. Dieser Mann war der neununddreißigjährige »Unternehmer« Roger Aslan. Er stammte aus Greeley, einer Stadt, die etwa zweiundvierzig Meilen nördlich von Denver lag. Das Leben, das hinter dem Herrn Unternehmer lag, war reichlich abenteuerlich. Und ganz sicher hätte Aslan es nicht gern vor den Leuten hier in Pueblo ausgebreitet gewusst. Er betrieb hier seit etwa sieben Jahren ein Unternehmen, in dem es alles und gar nichts gab. Es hieß, er handele mit Pferden, aber niemals sah man welche auf seinem Hof. Dann hieß es wieder, er habe große Besitzungen im Crowley-County. Und ein andermal wussten die Leute wieder zu berichten, dass er mit Getreide handele. Was jedenfalls feststand, war, dass er Geld besaß. Denn ihm gehörte hier ein großes Haus mit mehreren Anbauten und außerdem noch die St. -Louis-Bar. Der Mann, der neben ihm stand, war etwas kleiner als er, hatte einen breiten untersetzten Körper und einen massigen Schädel, der halslos auf seinem Rumpf saß. Das Gesicht hatte etwas Bullenbeißerhaftes an sich. Die Augen lagen über großen Tränensäcken und schienen ständig zu triefen.
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Wyatt Earp
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Kopfgeldjäger - William Mark
Leseprobe:
Pulverrauch in Abilene
LeseprobeEs war an einem Mittag im April. Der Himmel war basaltfarben und mit düsteren Wolken verhangen. Sonst erstreckte sich in dieser Jahreszeit über Kansas ein strahlendblauer Himmel. Aber in diesem Jahr war es anders. Der Frühling kam nur träge über das Land, über die Sandsteppen, über die Weite der Prärie. Das Büffelgras auf der Weide war noch genauso grau und verwaschen wie die tiefhängenden Wolken. Die Rinder ließen ihre Köpfe hängen. Die Cowboys saßen mit eingezogenen Schultern in den Sätteln. Es waren vier Männer, die an den Korrals vorbei auf die Stadt zuritten. Die Cowboys blickten auf und sahen zu den Reitern hinüber. Cass Hoxter war der erste. Viehagent nannte sich der Bandit neuerdings. Niemand wußte genau, wie er an die kleine Herde gekommen war, die er vor wenigen Tagen drüben in Topeka verkauft hatte. Sie hatten Bucks in den Taschen, die Männer, die zu seiner Crew zählten. Cass Hoxter mochte vierzig Jahre sein. Er war ein grobknochiger, hagerer Mann. Sein Gesicht war durch eine brandrote Narbe seltsam verzerrt. Ein Siouxindianer hatte ihm vor Jahren das Gesicht buchstäblich mit einem Messer in zwei Hälften gespalten. Die Narbe zog sich vom rechten Augenwinkel unter der vorspringenden Nase vorbei bis zur Kinnspitze. Aber auch ohne diese schauerliche Narbe wäre Cass Hoxters Gesicht abschreckend gewesen.
Wyatt Earp
– 199 –
Kopfgeldjäger
William Mark
Es war düster in der Schenke. Fahles Morgenlicht fiel durch die verhangenen und ohnehin unsauberen Fenster in den Schankraum.
Drüben an der Theke lehnten zwei Männer. Der eine trug einen graukarierten Anzug aus englischem Stoff, einen Californiahut, hatte ein blässliches Gesicht und unter der Nase einen gezwirbelten schwarzen Schnurrbart. Seine Augen hatten etwas Lauerndes an sich.
Dieser Mann war der neununddreißigjährige »Unternehmer« Roger Aslan. Er stammte aus Greeley, einer Stadt, die etwa zweiundvierzig Meilen nördlich von Denver lag. Das Leben, das hinter dem Herrn Unternehmer lag, war reichlich abenteuerlich. Und ganz sicher hätte Aslan es nicht gern vor den Leuten hier in Pueblo ausgebreitet gewusst. Er betrieb hier seit etwa sieben Jahren ein Unternehmen, in dem es alles und gar nichts gab. Es hieß, er handele mit Pferden, aber niemals sah man welche auf seinem Hof. Dann hieß es wieder, er habe große Besitzungen im Crowley-County. Und ein andermal wussten die Leute wieder zu berichten, dass er mit Getreide handele. Was jedenfalls feststand, war, dass er Geld besaß. Denn ihm gehörte hier ein großes Haus mit mehreren Anbauten und außerdem noch die St.-Louis-Bar.
Der Mann, der neben ihm stand, war etwas kleiner als er, hatte einen breiten untersetzten Körper und einen massigen Schädel, der halslos auf seinem Rumpf saß. Das Gesicht hatte etwas Bullenbeißerhaftes an sich. Die Augen lagen über großen Tränensäcken und schienen ständig zu triefen. Der Mann war etwa fünfunddreißig Jahre alt und hatte seine beharrten Fäuste jetzt auf dem durchlöcherten Blech der Theke liegen: Halman Jopers. Er war ein Trader. Das heißt, auch er nannte sich nur so, denn in Wirklichkeit war er ein Gesetzloser wie sein Freund Aslan, mit dem er hier an der Theke lehnte. Die beiden Männer waren vor einer halben Stunde hier eingetroffen und blickten mit finsteren Gesichtern vor sich hin.
Nach einer Weile griff Aslan in eine Tasche seiner ebenfalls graukarierten Weste und nahm eine große silberne Uhr heraus, ließ den Deckel springen und warf einen prüfenden Blick auf das Zifferblatt. Dann hob er den Kopf und blickte auf das vergilbte, von Tausenden von Fliegen beschmutzte Zifferblatt der großen Schankhausuhr.
»Er muss jeden Augenblick kommen.«
»Bin neugierig«, entgegnete der andere mürrisch.
»Warte nur ab. Wenn du ihn siehst, weißt du, dass nichts schiefgehen kann.«
»Ich an deiner Stelle wäre weniger zuversichtlich«, entgegnete Jopers.
Der »Unternehmer« aber wischte sich mit dem Handrücken über den Bart und zwirbelte die Enden dann hoch.
In diesem Augenblick war draußen auf der Straße der Hufschlag eines Pferdes zu hören.
Aslan hob nur wieder den Kopf und blickte zur Uhr, nickte dann zufrieden und meinte:
»Er kommt auf die Minute.«
Der Hufschlag war verklungen, und man hörte den sporenklirrenden schweren Tritt eines Mannes auf der Treppe und gleich darauf auf den Vorbaudielen.
Die beiden sehr langen durchbrochenen Arme der Schwingtür wurden so derb auseinandergestoßen, dass sie hinten gegen die holzverschalte Wand schlugen.
Im Rahmen der Tür stand ein herkulisch gebauter Mensch von sicher 1,95 m Größe mit massigen Schultern und schweren Armen. Nur der Schädel wollte nicht recht zu seinem Körperbau passen; der war unverhältnismäßig klein.
Der Mann warf einen riesigen Schatten in den Raum und suchte, seine Augen an den Halbdämmer, der hier in der Schenke herrschte, zu gewöhnen.
Dann rief er: »Aslan?!«
Der »Unternehmer« dachte jedoch nicht daran, sich umzudrehen.
»Yeah, Horric«, entgegnete er, »komm nur herein.«
Dave Horric kam mit schwerem, stampfendem, o-beinigem Schritt durch die Tischreihen auf die Theke zu und blieb neben Aslan stehen.
»Also, ich bin da«, sagte er nur.
Jetzt erst wandte der »Unternehmer« den Kopf und blickte ihn von oben bis unten an.
Auch Hal Jopers, der »Trader«, unterzog den Ankömmling einer eingehenden Musterung.
Horric trug einen grauen Stetsonhut, der alt und mit starken Schweißrändern besetzt war. Außerdem war er zu groß für seinen kleinen Schädel und schien nur von den abstehenden Ohren festgehalten zu werden. Das ergab den Eindruck, als ob der Hut fast auf den Schultern säße.
Er trug ein verwaschen-blaues Hemd, ein gelbes schmieriges Halstuch und eine braune abgewetzte Lederweste. Die Hose saß sehr tief und wurde von einem Strick gehalten. Ebenfalls an einem Strick hing über dem rechten Oberschenkel ein schwerer Peacemaker, Revolver vom Kaliber vierundvierzig. Dieses war eine sehr praktische Waffe, da die Munition, die man in ihr verwenden konnte, auch für die meisten Winchestergewehre passte.
Die Hosen Horrics waren aus gestreiftem derbem Stoff, und die Knie beulten sich weit nach vorne aus.
Er machte einen wenig angenehmen Eindruck, der riesige Dave S. Horric aus dem Denvervorort Aurora. Vor neunundzwanzig Jahren hatte er oben am Rand der Hauptstadt Colorados als unehelicher Sohn einer Wäscherin das Licht dieser grauen Welt erblickt, die bisher niemals für ihn auch nur die geringste Spur von Sonnenschein aufgewiesen hatte. Die Sonne, die da wirklich am blauen Coloradohimmel schien, hatte für ihn keine Bedeutung. Sein Leben war bisher in Düsternis und in dem Grau verlaufen, das schon seiner Jugend anhaftete. Kaum der Schule entwachsen, hatte er sich in den Sattel eines gestohlenen Pferdes gesetzt und war seither auf dem großen Grauen Trail geblieben. Vermöge seines übernatürlichen Körperwuchses und seiner enormen Kraft war er bald als Schläger weithin gefürchtet. Der Pferdediebstahl geriet in Vergessenheit, und er konnte in seine Heimat zurückkehren. Jahrelang herrschte er in einer großen Kneipe in Denver als Rausschmeißer und bekam dann, als der Salooner erschossen wurde, von dem nächsten Besitzer den Laufpass. Seitdem trieb er sich in der Stadt herum und war für jedermann bereit, der einen Schläger brauchte.
Aber auch als Revolverschütze war der lange Horric sehr gefürchtet. Er verstand es, den Colt, der da vorne in dem Strickhalfter hing, sehr viel schneller aus dem Halfter zu bringen, als man es ihm jemals zugetraut hätte.
Seit einigen Monaten hielt er sich hier in Pueblo auf, wo eine Schwester von ihm wohnte. Der Mann seiner Schwester war ein fleißiger Arbeiter und schätzte den herumstromernden Schwager, der ganz offensichtlich ein Tramp war, nicht allzu sehr.
Dafür aber gab es in der Stadt einige andere Leute, die den langen Horric durchaus zu schätzen wussten.
Zu ihnen gehörte Roger Aslan. Er hatte ihm am vergangenen Abend einen Boten geschickt.
Horric stützte jetzt den linken Ellbogen auf die Theke und kniff das linke Auge ein, was seinem Gesicht einen unangenehm pfiffigen Ausdruck verlieh.
»Wie sieht’s zunächst mit einem Drink aus, Aslan?«
Der »Unternehmer«, der es nicht allzu gern hörte, wenn man bei der Anrede an ihn den Mister vergaß, hüstelte gekünstelt und schob sich die weinrote Seidenschleife zurecht, fuhr sich mit dem Handrücken der Linken über sein glattrasiertes Kinn und entgegnete, wobei er die linke Augenbraue hoch in die Stirn schob: »Wir wollen zur Sache kommen, Horric. Sie wissen, um was es sich handelt.«
»Keine Ahnung.«
»Aha, hm, dann muss ich es Ihnen wohl sagen.«
Wieder zupfte er sich die Krawatte zurecht, fuhr sich erneut mit der Hand unter dem Kinn entlang und ließ die Augenbraue bis unter den Hutrand emporschnellen.
»Dieses Land ist reich an Sternschleppern und anderen nutzlosen Leuten. Männer, die sich mutig für die Freiheit einsetzen, gibt es leider wenige …«
»Was sollen die Umschweife«, krächzte der Riese, »kommen Sie zur Sache, Aslan.«
»Wieder hatte der »Unternehmer« es schwer, den vergessenen Mister zu schlucken.
»All right, einer der bedeutendsten Männer, die für die Freiheit kämpfen und sich mutig gegen jeden Sternschlepper einsetzen, ist ohne Zweifel …«
»Sprechen Sie etwa von Clay Allison?«, fragte ihn der Schläger plötzlich.
Aslan ließ wieder die Braune hochzucken und lächelte dann maliziös.
»Sie haben es erraten, Horric.«
Das Gesicht des Riesen verfinsterte sich sofort.
»Wenn Sie darauf anspielen wollen, dass er von Wyatt Earp in Caryn gestellt und eingesperrt worden sei, so muss ich Ihnen sagen, dass ich schon davon gehört habe, es aber nicht glaube.«
Verblüfft blickten die beiden »Unternehmer« ihn an.
»Woher wissen Sie denn das?«
»Ich habe es heute Morgen von einem reisenden Kesselhändler gehört, der von unten aus dem Süden kam.«
Die beiden Gauner wechselten einen kurzen Blick miteinander. Dann meinte Aslan:
»Well, dann sind Sie ja im Bilde.«
»Was denn«, meinte der Riese polternd, »Sie wollen doch nicht behaupten, dass Clay wirklich im Jail sitzt?«
»Es ist so. Sie können sich darauf verlassen.«
»Aber das ist doch unmöglich.«
Der Hüne ließ seine gewaltige Faust auf die Thekenplatte fallen, dass die Gläser hochsprangen und aneinander klirrten.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass das wirklich stimmt.«
»Es ist so. Und deshalb haben wir Sie kommen lassen.«
»Wir? Aha«, meinte Horric, während er an Aslan vorbeisah