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Der Legionär: Die Ungezähmten
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eBook362 Seiten4 Stunden

Der Legionär: Die Ungezähmten

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Über dieses E-Book

Caesar, der wohl unbeliebteste Mann Roms, muss Erfolge aufweisen, wenn er nicht in der politischen Bedeutungslosigkeit und im finanziellen Ruin versinken will. Die Völkerwanderung der Helvetier, bietet ihm die Gelegenheit, ganz Gallien mit Krieg zu überziehen. Nach dem Motto: "Teile und Herrsche" hilft er den Häduern gegen die Germanen und verhindert dadurch, dass sich ihm ein geeintes Gallien entgegenstellt.
Tiberius, ein siebzehnjähriger Bauernjunge nimmt, als Rekrut der ruhmreichen Legionen, an der Auseinandersetzung Caesars mit der römischen Aristokratie und den Galliern teil. Nach einer gnadenlosen Ausbildung überlebt er zuerst die Schlacht mit den Helvetiern, den Kampf mit den Germanen und lernt dann, durch die Druiden, den Zugang zu einer grausamen keltischen Götterwelt kennen, die einige Überraschungen für ihn bereithält.

Cover: Dieter Eckert
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum24. März 2020
ISBN9783750491076
Der Legionär: Die Ungezähmten
Autor

Arno Meier

Ausgerechnet ein Religionslehrer brachte uns im Unterricht das "Absurde Theater" mit Samuel Beckett, Camus und vielen anderen näher. Ich war so beeindruckt, dass ich während der nächsten Schulstunden unter der Bank mein erstes Bühnenstück schrieb. Ein paar Wochen später veranstaltete unser Kultusministerium einen Wettbewerb für Theaterstücke. Ich schickte mein Stück ein und gewann den Jugendsonderpreis des Landes, verbunden mit einer Teilaufführung des Stücks. Von da an stand für mich fest, dass ich Schrift steller werden würde. Was ich damals nicht wusste, war, dass es noch einmal 42 Jahre dauern würde, bis ich mir diesen Traum erfüllen konnte. In der Zwischenzeit arbeitete ich als stellvertretender und später als Abteilungsleiter Personal und Rechnungswese für vier mittelständische Firmen, betätigte mich als Lernberater und Dozent in der Erwachsenenbildung, trainierte fünf Jahre lang eine Frauenfußballmannschaft, war nebenbei Hobbyschauspieler, unterrichtete abends Buchhalter und Bilanzbuchhalter und betrieb neben meinem "normalen Job" noch eine kleine Firma. Als Vater hatte ich das Glück, zwei wundervolle Kinder mit großziehen zu dürfen und genieße nun die "Enkelzeit".

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    Buchvorschau

    Der Legionär - Arno Meier

    Inhaltsverzeichnis

    XI. Legion 4. Kohorte, Gallien.

    Häduer

    Römer

    Ratsversammlung der Häduer

    Römer. Im Lager.

    Häduer. Ratsversammlung.

    Legionslager. 4, Kohorte.

    Druidenversammlung.

    Im Lager der Legion. 4. Kohorte.

    Druidenversammlung. Carnutenwald.

    Legionslager. 4. Kohorte.

    Legionslager. 4. Kohorte.

    Carnutenwald.

    Legionen. Aufbruch.

    Legion. Alpenüberquerung.

    3. und 4. Kohorte, Alpenüberquerung.

    3. und 4. Kohorte, Alpenüberquerung.

    Legion, 4. Kohorte, Nacht.

    Carnutenwald.

    Legionen Caesars, Alpenüberquerug.

    Häduer. Dumnorix.

    Caesars Legionen. Im Gebiet der Häduer.

    Häduer. Iosep der Waldläufer

    Caesars Legionen. 4. Kohorte.

    Häduer. Iosep der Waldläufer

    Caesars Legionen. 4. Kohorte.

    Caesar Legionen. 4. Kohorte. Morgen.

    Häduer. Carnutenwald.

    XI. Legion. 4. Kohorte.

    Häduer. Carnutenwald.

    XI. Legion. 4. Kohorte.

    Der Druide. Auf dem Weg nach Bibracte.

    XI. Legion. 4. Kohorte.

    XI. Legion. 3. Und 4. Kohorte.

    Legionslager unweit der Helvetier.

    Häduer. Bibracte.

    Caesars Legionen vor Bibracte.

    XI. Legion, 4. Kohorte, Lager.

    Im Hain des Druiden.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    Häduer, Dubghan.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    Häduer, Dubghan.

    X!. Legion, 4. Kohorte.

    Häduer. Hain der Druiden.

    Häduer, Halle des Druiden.

    Häduer, Halle des Druiden.

    XI. Legion, 4. Kohorte

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    Häduer. Lager des Diviciacus.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    Häduer, Lager des Diviciacus.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    Dubghan, Haus des Druiden.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    Kriegslager der Häduer.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    Kriegslager der Häduer.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    Häduer, Haus des Diviciacus.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    Häduer, Anwesen des Dumnorix.

    XI. Legion, 4. Kohorte.

    Tiberius.

    Lager Caesars.

    Caesar vor Vesontio.

    Niall, Attentäter.

    Sie schienen es nicht besonders eilig zu haben, als sie in Dreierreihen aus dem Wald auf die Lichtung ritten. 80 Legionäre, hoch aufgerichtet in ihren Sätteln. Alles ältere und erfahrene Soldaten, das sah Niall sofort. Wahrscheinlich Männer der zehnten Legion, welche die Leibwache Caesar bildeten. Ruhig nahm der Kelte seinen Pfeil und spannte den Bogen, während er auf die zweite Centurie wartete. Sechs waren es insgesamt und der Feldherr würde nach der dritten auf dieser Lichtung erscheinen. Während die ersten Männer bereits im gegenüberliegenden Wald verschwanden, kam der zweite Trupp. Wieder 80 Legionäre, die quälend langsam, etwa 200 Fuß entfernt, an ihm vorüber ritten. Sie trugen die großen, Schilde unter ihren Wollumhängen auf dem Rücken, während sie ihre Wurfspeere in der rechten Hand hielten. Die kupfernen, einfachen Helme hatten sie aufgesetzt. Einen Pfeil in den Rücken zu schießen war zwecklos, da er das siebenfach geleimte Holz nicht durchschlagen konnte. Die einzige Möglichkeit einen Römer von hinten von seinem Pferd zu schießen war es, die kleine ungeschützte Stelle zwischen Helm und Schild im Nacken zu treffen. Ein aus dieser Entfernung fast unmöglicher Schuss. Aber Caesar würde nur seine übliche Rüstung tragen und die war für seinen Pfeil, den er mit einer dünnen Eisenspitze versehen hatte, kein Problem. Die zweite Centurie war vorüber und die ersten Reiter des dritten Trupps erschienen.

    Er dachte daran, wie sein Herr vermutlich vor seinem gemütlichen Herdfeuer saß, während er ihn in das nasskalte Grau dieses Novembertages geschickt hatte, um zu töten.

    Feuchtigkeit tropfte von den herrlich bunten Herbstblättern, die selbst noch in diesem fahlen Dämmerlicht leuchteten. Nialls Finger fühlten sich trotz der Kälte warm an. Er hatte sie die ganze Zeit an einem Kaninchenfell gerieben, um den Pfeil im richtigen Augenblick, mit der nötigen Präzision abschießen zu können. Nebel waberte über den Boden und schlierte in dünnen Fäden zwischen den Bäumen des dichten Waldes hindurch. Das Gras auf der Lichtung vor ihm hatte bereits die dunkelbraune Farbe des Winters angenommen.

    Und dann war er plötzlich da! Stolz, wie immer in seiner reich verzierten Rüstung und dem mit einem roten Busch versehenen prächtigen Helm.

    Leise schnalzte der Kelte mit der Zunge als er das Pferd Caesars bewunderte. Es war schwarz wie die Nacht. Viel größer als die Pferde seiner Soldaten und Niall war sich sicher, dass es aus einer Zucht jenseits des Meeres stammte.

    Der Kelte hatte sich Schnee in den Mund gestopft, damit ihn sein Atem nicht verriet und das kalte Wasser schmerzte an den Zähnen. Geduldig wartete er, bis der Feldherr etwa in der Mitte der Lichtung angekommen war und er freies Schussfeld hatte. Dann ließ er den Pfeil los. Es gab ein leises singendes Geräusch, als die Bogensehne zurückschnellte.

    Einen Augenblick lang tat es Niall fast leid, den Pfeil auf die Reise geschickt zu haben, aber jetzt war es zu spät.

    „Was für ein seltsamer Morgen das ist", dachte er und wunderte sich, dass er so viel denken konnte, während das Geschoss durch die Luft sauste.

    Sein Herr hatte ihm schon viele solcher Aufträge gegeben und immer hatte er sie schnell und präzise erledigt. Nie hatte er gefragt, warum er einen Mann in die Anderwelt zu schicken hatte und es hatte ihn auch nie interessiert. Nur einmal hatte er sich geweigert. Einmal, als sein Herr ihm befohlen hatte, eine Familie auszulöschen. Er war ein Krieger und ein Jäger, aber er tötete keine Frauen und Kinder!

    „Warum kann ich so viel denken, wo doch ein abgeschossener Pfeil nur einen Augenblick braucht bis er sein Ziel erreicht?"

    Schnurgerade flog er, und die weißen Gänsefedern drehten sich nur ganz wenig um den Eschenschaft. Rote Mäntel, die sich vor ihm, auf dem Rücken der Pferde auf und ab bewegten. Er hatte den Pfeil selbst geschnitzt und auch die eiserne Spitze eigenhändig eingefügt. Nur so konnte er sicher sein, dass er sein Ziel nicht verfehlte. Es würde bestimmt nicht leicht sein zu entkommen. Aber Niall hoffte zuerst einmal auf Verwirrung und Chaos, wenn die Legionäre sahen, wie ihr Imperator tot zu ihren Füßen lag. Genug Zeit, um zu seinem Pferd zu gelangen und im dichten Unterholz zu verschwinden. Und trotzdem hatte der Kelte heute das Gefühl, als ob etwas anders sei, als würde er die ganze Zeit beobachtet, ja, als stünde irgendjemand direkt hinter ihm. Doch wenn er sich umsah, waren da nichts als schwarze Stämme, tropfende Blätter und dichtes Unterholz.

    Der Rücken des Feldherrn hob sich ganz leicht und fiel im Trab wieder nach unten. Auch das hatte Niall berücksichtigt und obwohl er durch die Lücke der Leiber schoss, welche die Körper der Leibwache hinter Caesar offen ließ und obwohl diese Lücke sehr klein war, zischte sein Pfeil in genau diese Lücke hinein.

    Und dann, plötzlich das erwartete Chaos und der darauf folgende Tumult. Pferde bäumten sich auf. Soldaten schrien und Caesars Körper fiel langsam vornüber zu Boden. In seinem Rücken steckte Nialls Pfeil. Er war sehr tief eingedrungen und Niall wusste, dass er sein Herz durchbohrt hatte. Der Römer war tot. Der Krieg beendet, die Kelten frei!

    XI. Legion 4. Kohorte, Gallien.

    „Schlaf nicht ein Tiberius! „ Der Stock des Centurios fuhr von oben herab auf die Kettenringe des jungen Rekruten und verursachte ein klackendes Geräusch.

    Der Legionär sah nach oben und blickte in zwei kalte, graue Augen, die ihn mitleidlos anstarrten. Die rote, fingerdicke Narbe, die sich unter dem Helm des Centurios von einer Wange zur anderen zog, machten das harte, wettergegerbte Gesicht zu einer Landkarte, auf der es eindeutig zu viele Flüsse und Schluchten gab. Der rote quergestellte Helmbusch wippte auf und ab und Tiberius starrte auf die bronzenen, reich verzierten Beinschienen seines Ausbilders, in denen zwei kräftige, glatt rasierte Beine steckten.

    Bis zur Brust stand Tiberius mit seinen Kameraden in dem etwa drei Schritte breiten Verteidigungsgraben, den sie wie jeden Tag rund um das Lager zogen.

    480 Mann, von denen 100 die Erde aufrissen und den Dreck und das Geröll nach oben schaufelten, während weitere 100 Legionäre den Aushub in Weidenkörben auf den Schanzhügel schichteten, der in einem genau abgemessenen Quadrat ihr späteres Lager umgab. Die restlichen 300 Männer waren damit beschäftigt die Wälder dieser Lichtung zu durchkämmen oder Wache zu schieben, damit sie ungestört arbeiten konnten.

    Wie er diesen Marc Anton hasste! Seit fünf Wochen hetzt er sie täglich durch die oberitalischen Wälder. Dieser Kerl war überall! Vergrößerte sich der Abstand zum Vordermann - Stockhiebe. Fiel man über eine Wurzel - Stockhiebe. Verfehlte man mit den schweren Holzpilum, das sie für die Übungen bekommen hatten, das Ziel - Stockhiebe. Konnte man das schwere Holzschwert nicht mehr halten - Stockhiebe. Wie gerne hätte er diesem Kerl nachts aufgelauert um ihn mit seinem eigenen Stock einmal kräftig durchzuprügeln!

    Er lächelte grimmig und das Schaufeln fiel ihm für kurze Zeit etwas leichter.

    „Tiberius, hatte sein Vater an seinem 18. Geburtstag zu ihm gesagt, „wie ich höre hebt der Senat hier in der Gegend zwei neue Legionen aus. Es wird Zeit, dass du Rom gegenüber deine Pflicht tust.

    Tiberius sah seinen Vater an, der selbst über 16 Jahre lang Legionär in der Zehnten gewesen war und wusste, dass er in diesem Punkt nicht mit ihm reden konnte. Cornelia, seine Mutter, eine Hispanierin, die sein Vater als Sklavin von seinen Feldzügen mitgebracht und später geheiratet hatte, sah ihn mit ihren großen, dunklen Augen traurig an. Er hatte noch fünf jüngere Geschwister, zwei Schwestern und drei Brüder. Alle waren sie am Abend zu ihm gekommen um ihn zu trösten.

    Tiberius war entsetzt gewesen. Natürlich wusste er, dass der Militärdienst früher oder später auf ihn zukommen würde, aber gerade jetzt!

    Am Abend war er zu der Buche gegangen, die inmitten eines umgepflügten Feldes stand, umgeben von Büschen und Hecken. Der ideale Platz für zwei Liebende, die sich erst vor ein paar Wochen gefunden hatten.

    Lucia war schon da gewesen und als er ihr erzählte was vorgefallen war, hatte sie geweint. Für beide war es die erste große Liebe ihres Lebens und der Gedanke getrennt zu werden, schien unerträglich.

    Metall auf Stein, das Reißen von Gras, der Duft von frischer Erde und Schweiß. Rhythmisches Hacken, das Stöhnen gequälter Muskeln, Sehnen und Rücken, die weit über ihre Leistungsfähigkeit hinaus strapaziert wurden. Aber auch Stolz wenn das Lager fertig war und fast unüberwindlich dort thronte, wo vor wenigen Stunden nur Wildnis gewesen war.

    Das wievielte Lager war das eigentlich? Tiberius hatte aufgehört zu zählen. 25 Meilen Fußmarsch jeden Tag. Danach Bäume fällen, Gebüsche ausreißen, den Boden roden. War der Platz groß genug - den Graben ausheben, das Erdreich zu einem Wall aufschütten und danach die Schanzpfähle einschlagen. Wenn sie dann endlich ihr Lederzelt, das sie sich mit acht Kameraden teilten aufgestellt hatten, holten sie die schweren Holzschwerter, Weidenschilde und Wurfpili ab, um vor den Palisaden zu üben. Erst wenn es so dunkel war, dass sie nichts mehr sehen konnten, ließ Marc Anton sie in das Lager zurückmarschieren. Dann folgte das Reinigen der Waffen und Rüstungen und erst danach durften sie sich vor das kleine Feuer setzen, das vor jedem der Zelte brannte und ihren Brei mit etwas Käse und Oliven essen. Danach waren sie so müde, dass sie ohne noch groß zu reden auf ihr Lager fielen und sofort einschliefen, bis sie am frühen Morgen das Tubasignal zu einem neuen, nicht weniger anstrengenden Tag weckte.

    Den Dienst bei der glorreichen Legion hatte sich Tiberius nun wirklich anders vorgestellt!

    Seit zwei Monaten ging das nun schon so und der Abend mit Lucia war für Tiberius schon so weit weg, dass er sich manchmal fragte, ob er überhaupt stattgefunden hatte.

    Am Anfang waren sie kaum in der Lage gewesen in ihren schweren Kettenhemden, den wuchtigen Schilden, den Gladii, die bereits nach etwa einer Stunde das Gewicht von großen Steinen zu haben schienen, die ganze Strecke zu schaffen. Das zusätzliche Gepäck mit den Grabegeräten, Schanzpfählen, Mahlsteinen und Töpfen scheuerte ihre Schulter wund und nicht selten fielen einige der Rekruten einfach um und mussten von den nachfolgenden Ochsenkarren in das Lager transportiert werden.

    Nach ein paar Wochen wurde es besser. Sie lernten wie man die Rüstung anlegen musste um nicht wundgescheuert zu werden, ihre Muskeln schmerzten nicht mehr so sehr und ihre Kondition verbesserte sich von Woche zu Woche.

    Tiberius sah zu den Legionären der zweiten und dritten Centurie hinüber die das Lager sicherten.

    Wald, nichts als Wald. Ganz Gallien war überzogen davon und ständig war es finster und kalt. Wie sehr sehnte er sich nach Hause zurück, in die Wärme und Gemütlichkeit ihres Hauses, wo seine Mutter und die Mägde für ihn und seine Geschwister sorgten. Wie anders und freundlich hell waren die Olivenhaine, die Zypressenwälder, die offenen freien Felder um ihr Anwesen herum.

    Ihr Bauernhof war in der Nähe von Mediolanum gewesen und Tiberius Vater hatte ihn als Belohnung für seine Dienste vom Senat erhalten. Fruchtbares, üppiges Land. Die Ernten waren gut, aber durch die Getreideimporte aus Ägypten und Sardinia waren die Preise miserabel.

    Trotzdem, sie hatten immer genug zu essen und er hatte sich nie arm gefühlt, auch wenn die Landgüter um sie herum, gegen ihr bescheidenes Haupthaus, wie Paläste gewirkt hatten.

    Auf einem dieser Landsitze hatte er dann Lucia kennen gelernt.

    Tiberius sah zu Lucullus hinüber. Sein Zeltgenosse war kleiner als er. Sein schwarzes, dichtes Haar hing schweißnass und wirr in seinem ebenmäßig, aber verschlagen wirkenden Gesicht. Verbissen schwang er den Spaten und wuchtete die Erdschollen in einen Korb, den ein anderer Legionär dann auf den Schanzhügel trug, um ihn dort auszuschütten.

    Lucullus war der einzige aus ihrem Zelt, der direkt aus Rom kam und in seinem Viertel überlebte nur wer brutal und rücksichtslos genug war, um es mit den dort herrschenden Banden aufzunehmen. Seine ganzen Bewegungen, seine Haltung erinnerte an ein Wiesel. Seine Augen funkelten wie glatt polierte Kohlen.

    „Ich bin zur Legion gegangen um reich zu werden", hatte er verkündet als sie zum ersten Mal vor ihrem kleinen, mit Ziegenleder überzogenen Zelt saßen. In der Zwischenzeit wussten sie, dass das Wiesel, wie sie ihn nannten eine ganze Horde von finsteren Gestalten aus seinem Stadtviertel mitgebracht hatte, die nur ein Ziel kannten: zu rauben und zu plündern, wo immer das möglich war.

    „15 Jahre! Welche Frau wartet schon 15 Jahre auf einen Mann?", dachte Tiberius und dieser Gedanke machte ihn mit einem Male mutlos und verzweifelt. 15 Jahre Dienst und dann noch 5 Jahre als Reservist, in denen er aber immerhin heiraten und eine Familie gründen durfte.

    Er schaute die lange Reihe schweißglänzender Körper entlang, die wie er in dem Verteidigungsgraben standen und schaufelten.

    „Würdest du 15 Jahre auf eine Frau warten?"

    „Was?"

    Lucullus hörte auf zu hacken und sah ihn fragend an.

    „Würdest du 15 Jahre lang auf eine Frau warten, die du liebst um sie dann zu heiraten?"

    „Nein."

    Wie aus dem Nichts war der Centurio zur Stelle und verpasste Lucullus und Tiberius ein paar weitere Hiebe mit seinem Weinstock.

    „Hier wird gearbeitet und nicht geredet!", fauchte er sie an.

    Der kleine Römer machte eine heftige Bewegung, beherrschte sich aber sofort wieder. „Irgendwann dreht er mir den Rücken zu, zischte Lucullus als Marc Anton weitergegangen war. „Und dann...

    Tiberius wusste, dass er das ernst meinte.

    Zwei Stunden später, nachdem sie das Lager fertig hatten, begannen sie die Pfähle vor dem Lager mit ihren Holzschwertern zu attackieren. Tiberius fühlte gar nichts mehr. Sein Körper war eine einzige Wunde und er war erstaunt, dass er noch nicht zusammengebrochen war. Es war schon längst dunkel, als sie endlich vor ihrem Zelt saßen, ihren mit Wasser verdünnten Essig tranken und den Brei und Puls, den ihr Trossknecht zubereitet hatte, aßen.

    „Seht euch mal den Dicken an, spottete Lucullus, „wenn er nicht aufpasst hat er gleich seinen ganzen Getreidevorrat für den Rest der Woche verputzt!

    Octavio den alle nur den Bären nannten warf ihm einen bösen Blick zu. Er kam wie Tiberius von einem Bauernhof und wie dessen Vater war auch sein Vater Legionär gewesen.

    Von Anfang an hatte Octavio den kleinen Römer gehasst und keinen Hehl daraus gemacht, dass er ihm am liebsten sofort den Hals umgedreht hätte.

    „Morgen gibt es wieder eine Feldschlacht, brummte er nur, „und dafür brauche ich etwas im Magen!

    Tiberius stöhnte. Immer wieder traten sie gegen ältere und erfahrene Hastati und Príncipes der Legionen an, die ganz in der Nähe lagerten und deren Legate sich ein Vergnügen daraus machten sie zu überfallen und ihnen handgreiflich klar zu machen wie viel sie noch zu lernen hatten.

    Mindestens alle drei Tage gab es Feldschlachten und immer wieder setzte es Prügel und blaue Flecken.

    Trotz ihrer Verschiedenheit war die Zeltgemeinschaft in den letzten Wochen zu einer festen Einheit zusammen gewachsen. Der Dicke erhob sich langsam. Er war gut zwei Köpfe größer als sie und fast doppelt so breit, was den Zeugmeister vor einige Probleme gestellt hatte. Schließlich hatte ihm der Lagerschmied einen eigenen Kettenpanzer angefertigt. Octavio schaute seinen Kameraden aus kleinen, immer noch böse funkelnden Augen an. „Wenn ich so winzig wäre wie du, bräuchte ich auch nichts zu essen. Wahrscheinlich bist du von uns der Einzige der lebend zurückkommt, weil dich die Gallier einfach übersehen!"

    Die Anderen lachten.

    Octavio setzte sich wieder und aß weiter. Seine ganzen Bewegungen waren träge und erinnerten wirklich an den Gang eines Bären. Wenn er sprach, klang es wie ein tiefes Brummen. Wenn er jedoch einmal in Fahrt kam, war er nicht wieder zu erkennen. Mit einer wahren Urgewalt schwang er das Pilum, stieß mit dem Schwert zu oder knallte seinem Gegner mit einer solchen Wucht den Schild auf den Leib, dass der nicht selten minutenlang ohne Besinnung dalag. Es war gut, ihn in den Manövern an der Seite zu haben, denn die kampferprobten Milites machten bald einen großen Bogen um den grobschlächtigen Bauern, wie sie ihn nannten.

    Die Grillen zirpten und weit draußen in den Wäldern heulte ein Wolf. Nacht senkte sich auf das Lager.

    „Glaubt ihr wirklich dass Cäsar einen Krieg mit den Galliern vom Zaume bricht?", fragte Livius, ein etwa 20 Jahre alter Handwerkersohn aus der Nähe von Segesta.

    Tiberius sah seinen Kameraden an, der wegen seines schmächtigen Körperbaus gerade noch in die Legion aufgenommen worden war, und dem die großen Strapazen am meisten zu schaffen machten. Auch jetzt sah er, wie die Augen von Livius wieder nervös in seinem bleichen Gesicht zuckten.

    Lucullus schüttelte den Kopf. „Sie haben dem großen Feldherrn nicht umsonst die gallische Provinz gegeben, erklärte er herablassend. „Das kommt einer Entmachtung gleich. Pompeius hat jetzt das Sagen in Rom und Cäsar kann nicht zurück, weil er ansonsten von Cicero und Cato vor Gericht geschleppt wird. Bis das bereinigt ist, hat er allen Einfluss verloren! Außerdem, fügte Lucullus hinzu, „erzählt man sich in meinem Viertel, dass der große Mann enorme Schulden hat."

    „Ihr meint also wirklich, dass Cäsar vom Senat kaltgestellt wird?", fragte Tiberius ungläubig.

    „Es sei denn, sagte Aurelius, stand auf und streckte sich, „es sei denn, der Glatzkopf macht sich hier einen Namen als Eroberer. Der Plebs liebt den Erfolg mehr als alles Andere! Und am Plebs kommt auch der Senat nicht vorbei, seit Pompeius Magnus den Volkstribunen wieder ihre alten Rechte verschafft hat!

    Aurelius kam als einziger von ihnen aus einer hoch angesehenen Adelsfamilie, die, als Sulla sein Blutbad in Rom anrichtete, nach Capua geflohen war. Seine rote Tunika war aus Seide und die Waffen die er trug waren reich verziert und von allerbester Qualität. Anfangs war er ihnen arrogant und hochnäsig vorgekommen, doch als sie sahen, dass er sich vor keiner Arbeit drückte und sogar den Latrinendienst ohne Murren versah, nahmen sie ihn in ihre Gemeinschaft auf. Später erfuhren sie, dass Aurelius es abgelehnt hatte als Offiziersanwärter in die Legion einzutreten, wie es seinem Stand entsprochen hätte. Er bestand darauf als einfacher Soldat zu dienen. Tiberius, der trotz seiner bäuerlichen Herkunft die Erziehung eines griechischen Sklaven genossen hatte und mit den Schriften von Aristoteles oder Platon gut vertraut war, genoss es mit ihm über Philosophie diskutieren zu können. Aurelius Vater war der Meinung gewesen dass sein 19 Jahre alter Sohn entschieden zu stark dem Wein und den Frauen zusprach und dass es nun an der Zeit war im Dienste des Imperiums zum Manne zu reifen.

    Schon zwei Mal waren feine Damen aus der oberen Gesellschaft im Lager gewesen um ihn zu besuchen und an der Art wie sie gekleidet waren und der Tatsache, dass ihr Legat Felix Graccus sie höchstpersönlich zu Aurelius gebracht hatte, sahen sie, dass ihr Freund wirklich Beziehungen in höchste Kreise hatte. Tiberius war sich sicher, dass der gut aussehende, athletische Aurelius mit seinem offenen und sympathischen Gesicht schon manche Frauenherzen gebrochen hatte, bevor er zu ihnen gekommen war.

    Allerdings schien Aurelius der lockere Lebenswandel nicht das Geringste angetan zu haben, denn im Gegensatz zu ihnen ertrug er alle Strapazen mühelos.

    „Jeden Abend musste ich mit unseren Sklaven Ringkämpfe austragen, damit ich in guter Verfassung blieb. Das war in unserer Familie immer das Wichtigste", erzählte er.

    „Ich glaube eher dass wir in Richtung Illyrien geschickt werden, gähnte Tiberius. „Mit den Galliern treiben wir schließlich seit über 50 Jahren Handel und die Zeiten, als sie römisch Legionen angegriffen und besiegt haben, sind längst vorbei.

    „Gallien, sagte Lucullus der nun ebenfalls zum Zelt ging, „ihr werdet schon sehen!

    Häduer

    Wie ein König thronte Dumnorix auf seinem reich verzierten Stuhl, der mit einem Bärenfell ausgelegt war, inmitten seiner Halle. Sein etwa 50 Krieger starkes Gefolge saß zu seinen Füßen an den niederen Tischen, die zu einer Tafel zusammengestellt waren. Träge kroch der Rauch der Herdfeuer aus dem Abzug in die klare Nacht und der Geruch von Gebratenem, Schweiß und Wein hing in der Luft.

    Der Häduerfürst ließ wieder einmal unwillig den Blick über seine Gefolgschaft gleiten und verfluchte wohl zum tausendsten Mal die Sitte, dass sich der Einfluss und die Macht eines Fürsten in der Größe seiner Anhängerschaft zu spiegeln hatte.

    Über 100 nutzlose Mäuler, die er Tag für Tag stopfen musste. Es wurde Zeit wieder einmal ein paar Dörfer zu überfallen, damit dieser träge Haufen von Tagedieben nicht ganz aus der Übung kam.

    Unwillig trank er einen Schluck unverdünnten Weines, aber auch das vermochte seine Laune nicht zu verbessern. Erst als er Sosana sah, die Tochter seines Freundes Orgetorix, der nun auch schon seit einiger Zeit in der Anderwelt weilte, hellte sich seine Miene auf.

    Es war keine Liebesheirat gewesen. Orgetorix, der damals noch Führer und oberster Fürst der Helvetier gewesen war, hatte ihm seine Tochter als Frau gegeben, um seine Verbündeten, die Häduer, für seine Auswanderungspläne zu gewinnen.

    „Wir müssen vielleicht durch euer Stammesgebiet marschieren", hatte ihm Orgetorix damals eröffnet, als sie sich in Genova, in den Gauen der Allobroger getroffen hatten.

    „Du bist der Vergrobeter deines Stammes Dumnorix, wirst du uns den Durchzug erlauben?"

    Dumnorix sah sein Gegenüber mit seinen wasserblauen Augen prüfend an.

    „Was gibst du mir dafür?"

    Orgetorix lächelte listig. Er war ein Mann um die 50 Jahre alt, mit schlechten Zähnen und einer kräftigen, untersetzten Statur. Seine scharfen Züge in seinem kantigen Gesicht, das von einem großen Schnauzbart beherrscht wurde, verriet Ehrgeiz und eine große Willenskraft.

    „Nun, antwortete er. „Ich habe gesehen, wie du bei deinem letzten Besuch bei uns Sosana, meine jüngste Tochter angesehen hast. Ich gebe sie dir als Gegenleistung und zum Zeichen unserer immerwährenden Freundschaft zur Frau!

    Orgetorix musterte sein Gegenüber, um die Wirkung seiner Worte abzuschätzen. Zwei dunkelgrüne Augen unter dichten, buschigen Augenbrauen.

    „Wählen sich nicht bei euch

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