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Erávior - Das Erbe der Kaiser -
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Erávior - Das Erbe der Kaiser -
eBook277 Seiten4 Stunden

Erávior - Das Erbe der Kaiser -

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Über dieses E-Book

Eravior ist eine Fantasywelt, welche seit Jahrzehnten von drei Kaisern regiert wird. Zwerge, Menschen und Schattenläufer leben friedlich Seite an Seite. Doch dunkle Zeiten ziehen auf und mit ihnen drei Charaktere, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Noch wissen sie nichts von dem gefährlichen Weg, den die Götter und das Schicksal für sie gewählt haben.

Beim Schreiben des Buches inspirierten Geschichten wie "Herr der Ringe" , aber auch "Game of Thrones" und nicht zuletzt der Rollenspiel-Klassiker "Das schwarze Auge"
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum17. Juni 2019
ISBN9783748554080
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    Buchvorschau

    Erávior - Das Erbe der Kaiser - - Robert Gevers

    Erávior - Das Erbe der Kaiser -

    Titel Seite

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13 - Brodin

    Kapitel 14 – Aria

    Kapitel 15 – Alrik

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Epilog

    Erávior

    -Das Erbe der Kaiser-

    -Robert Gevers-

    für meinen Sohn Jakob

    (geschrieben 2017-2019)

    Kapitel 1

    Der warme Regen des Spätsommers prasselte auf Alriks Robe. Seine Kapuze hatte er tief in die Stirn herunter gezogen. Für seinen großen Marsch in die Hauptstadt Tries hatte er sich wahrlich besseres Wetter gewünscht, dennoch blieb er bei seiner guten Laune und vorfreudigen Stimmung. Das Haus seiner Eltern in seinem Heimatdorf Dról, südlich von Windheim, hatte er am frühen Morgen hinter sich gelassen. Bei sich trug er nur das nötigste an Gepäck, in seinem Rucksack befanden sich ein Laib Brot, Hartwurst, Wurzelgemüse und ein paar Äpfel, der Trinkschlauch war gefüllt mit Wasser und in einer weiteren Tasche befand sich sein Zelt und Kleidung zum wechseln. Der Breitdolch seines Vaters war an Alriks Stiefel befestigt und sollte ihn im Falle eines Falles vor Gefahren schützen. Alrik hatte sich auf den Weg nach Tries gemacht, um dort die Akademie des ewigen Wissens zu besuchen. Drei lange Jahre, des Lernens und erwachsen werden lagen vor ihm. Nicht jeder Bewohner des großen Landes Erávior erhält hierzu die Gelegenheit und so erfüllte es Alrik mit großem Stolz, diesen Weg gehen zu dürfen. Sein Lehrer, der alte Jamek hatte für Alrik eine Empfehlung an die Akademie geschrieben und vor einer Woche wurde es dann Wirklichkeit, als ein kaiserlicher Bote zu Pferd nach Dról geritten kam, um Alrik seine Aufnahmebestätigung auszuhändigen. Alrik glaubte seinen Augen nicht und konnte sein Glück kaum fassen. Mit der Nachricht des Boten rannte er an jenem Tag direkt zum Schulgebäude von Dról, einem windschiefen Häuschen mit grünen Fensterläden und einem großen, schweren roten Tor, das beim öffnen jedes Mal so laut ächzte, dass es das ganze Dorf hören konnte, wenn jemand zu spät zum Unterricht erschien. Jamek hockte in der kleinen Bibliothek der Schule als Alrik auf ihn zugerannt kam. Er hob seinen Blick von den Zeilen, in die er gerade noch vertieft aus seinen kleinen, grauen Augen geschaut hatte und fiel beinahe von seinem Stuhl, als Alrik ihn aus dem Lauf heraus fest in den Arm nahm. „Danke Magister Jamek, ich wurde angenommen, ich darf nach Tries! Jamek grinste Alrik an und klopfte achtungsvoll auf seine Schulter. „Nicht mir musst du danken mein Junge, das hast du selbst zu verantworten, du bist mein bester Schüler gewesen, was blieb mir da anderes übrig, als denen in Tries zu schreiben, dass sie sich von nun an mit deinem Wissensdurst plagen sollen., sprach der liebenswerte Magister und drückte dabei Alrik etwas in seine Hand. „Möge dich dieser Talisman auf deinen Wegen schützen und dich sicher an jedes deiner Ziele bringen. Alrik bekam auch jetzt wieder eine Gänsehaut, als er an diesen Moment dachte und hielt den Talisman, den er vom alten Jamek geschenkt bekommen hatte fest zwischen seinen Fingern. Auf einer kleinen runden Scheibe, die an einer Kette hing, waren die Symbole der drei Götter eingraviert, sicher kein wertvolles Schmuckstück, aber für Alrik war es das kostbarste, was er je besessen hatte und für ihn von besonderer, persönlicher Bedeutung. Jamek war mehr für ihn gewesen als nur sein Magister, vieles hatte er dem weisen und gutherzigen, alten Mann zu verdanken. Manches Mal fühlte Alrik sich von Jamek besser verstanden und mehr angenommen, als von seinen eigenen Eltern. Sich von ihnen zu verabschieden war dennoch das schwerste. Als einziges Kind der Familie mussten Alriks Eltern ihn schweren Herzens ziehen lassen. Die mütterliche Sorge über ihren einzigen Sohn, allein auf Wanderschaft und dann fort für drei Jahre in der großen, bunten und verrückten Hauptstadt Tries, das wollte Alriks Mutter zunächst nicht wahr haben. Alriks Vater hingegen plagten mehr die Gedanken, wie es ohne die Hilfe seines Sohnes auf dem kleinen Hof weitergehen sollte, schließlich blieb nun all die Arbeit der folgenden Jahre an ihm haften und dabei würde er nicht jünger werden. In Gedanken an den Abschied versunken erreichte Alrik am frühen Abend seiner ersten Tagesreise die Tore Windheims. Bis hierher kannte er den Weg. Einige Male war er ihn bereits an der Seite seines Vaters gegangen, um zum großen Viehmarkt zu ziehen. Windheim zählt zu den größeren Städten Eráviors und wirkt dennoch sehr provinziell. Die Bewohner sind einfache Bauern oder Handelsleute, einige Handwerksbetriebe und Gasthäuser findet man hier ebenso, wenn man sich durch die engen Gassen, über das Kopfsteinpflaster hinweg bewegt. Die Häuser stehen dicht an dicht und sind äußerlich von Fachwerk verziert, ihre Dächer ragen spitz in den Himmel und alle Wege der Stadt verlaufen sternförmig zum großen Marktplatz. Dort findet man auch den Windheimer Dreigöttertempel. Ein ziemlich großes, etwas klobig wirkendes Bauwerk, aus Holz und Stein mit drei Pforten, die jeweils in den Farben der Götter Xania, Horis und Fairo gehalten sind. Alrik steuerte direkt auf den Tempel zu. Bislang hatte er ihn immer nur von außen gesehen. Als erster Stopp auf seiner Reise war ihm ein Besuch in den heiligen Hallen eine Herzenssache und außerdem eine Gelegenheit, sich bei den Göttern für ihr Wohlwollen mit ihm zu bedanken und den Schutz für seine Reise zu erbitten. Alrik durchschritt das rote Tor der Göttin Xania, nicht weil er sich zu ihr mehr hingezogen fühlte, als zu Horis oder Fairo, viel mehr, weil sich Alrik davon versprochen hatte, die Göttin des Lichts um besseres Wetter zu bitten. Seine Robe war äußerlich vom Regen durchtränkt und hatte sich bereits mit Wasser vollgesogen, jedoch hielt sie ihn darunter immer noch trocken und nach kurzem prüfen, stellte Alrik fest, dass auch sein restliches Reisegut unter dem Schutz des dicken, mit Leder verstärkten Stoffes nicht in Mitleidenschaft gezogen worden war. Alrik löste seinen Rucksack vom Rücken, stellte diesen beiseite und betrat ehrfürchtig die Tempelhalle. Sein erster rundumblick verriet ihm, dass zu dieser Stunde bis auf eine Hand voll Geweihter niemand außer ihm da war. Die Halle war innen sehr kühl und wirkte riesig, in den Bankreihen brannten vereinzelt Kerzen und am hinteren Ende des Tempels befanden sich drei Altare, die im Halbkreis zueinander aufgestellt waren. Jeder Altar trug das Gesicht eines Gottes, es wirkte so, als würden sie sich gegenseitig anschauen und dabei gleichzeitig den Blick auf alles und jeden richten, der sich ihnen näherte. So wie es von klein auf einem jeden beigebracht wurde kniete Alrik vor den Altären nieder und hielt für einen Moment inne. Als er sich erhob bemerkte er, dass ein Geweihter in grüner Kutte direkt neben ihm stand. „Fairo und seine Geschwister grüßen dich., sprach der Geweihte und fasste dabei Alrik an die Hände. Die Hände des Geweihten strömten eine angenehme Wärme und Wohlbehagen aus. „Du bist willkommen, bleib solange du magst. „Vielen Dank., entgegnete Alrik und verneigte sich vor seinem Gegenüber. „Mein Name ist Alrik Rodensen, ich komme aus Dról. Für meine Reise nach Tries möchte ich die Götter um ihren Schutz bitten. „Soso, ein junger Wandersmann auf der Reise nach Tries., sprach der Geweihte und legte dabei seine Kapuze ab. Alrik schaute in das Gesicht eines Mannes, dessen Augen Weisheit und Reife verrieten, seine feinen, glatten Gesichtszüge hingegen schienen fast jugendlich. „Mein Name ist Phileas, wenn du magst sprechen wir gemeinsam zu den Göttern. Alrik nahm das Angebot dankend an und folgte Phileas zum Altar von Fairo, dem Gott der Pflanzen- und Tierwelt, sowie der Ernte und Schöpfung. In den Altar war eine kleine Mulde eingelassen, in der sich neben ein paar Kupfer- und Silberstücken auch verschiedene Kräuter und Sträucher befanden. „Wenn du magst kannst du dir aus der Schale etwas für deinen Weg mitnehmen. Fairo und seine Geschwister meinen es gut mit dir, das kann ich spüren. Bevor du dann gehst, gibst du wiederum eine Kleinigkeit von dem ab, was du entbehren kannst und legst es in die Schale. Alrik griff sich einen Zweig Wirselkraut, diese Pflanze hat er gleich erkannt, sie wächst vor allem in höheren Regionen und ist im Mittelland recht selten. Getrocknet lässt sich aus ihr ein schmerzlindernder Tee zubereiten, kaut man die frische Pflanze verhilft sie einem zu einem langen, erholsamen Schlaf. Alrik bedankte sich bei Phileas, verstaute den Zweig Wirselkraut in seinem Gepäck und nahm einen seiner Äpfel, welchen er dann in die Altarschale legte. „Fairo dankt dir für deine Gabe und falls du noch kein Nachtlager haben solltest junger Wanderer, so sei dir sicher, dass Fairo seine schützende Hand über dein Zelt halten wird, Xania wird noch heute Nacht, den Himmel aufklaren lassen und Horis sendet dir Mut für jeden deiner Schritte. Du bist besser beraten Alrik Rodensen, wenn du die zwielichtigen Herbergen und Wirtshäuser dieser Stadt meidest und nördlich der Stadttore am Wegrand dein Zelt aufschlägst. „Habt vielen Dank Phileas für euren Rat, ich bin mir sicher, ich werde da draußen irgendwo ein gemütliches Plätzchen finden und morgen früh dann weiter Richtung Tries ziehen. Alrik und Phileas verabschiedeten sich voneinander und als der junge Wanderer den Tempel verließ hatte es aufgehört zu regnen, so wie Phileas es gerade gesagt hatte. Alrik setzte seinen Weg fort und tat dies nun mit etwas schnellerem Schritt. Bald würde es dunkel werden, höchste Zeit also, das Nachtlager aufzuschlagen dachte er bei sich und zog durch die Gassen Windheims Richtung Nordtor weiter. Einige Leute huschten eilig durch die Straßen um letzte Besorgungen zu verrichten, hier und da verriegelten Geschäftstreibende ihre Läden, ein Hund wechselte bellend die Straßenseite und jagte einer aufgescheuchten Katze hinterher. Im Grunde genommen dachte Alrik, ist alles hier ähnlich wie in Dról, bloß größer und voller. Wie es wohl erst in Tries werden würde. Bislang kannte er die Hauptstadt nur aus den Geschichten und dem Unterricht bei Magister Jamek. Alrik wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich direkt vor seiner Nase mit viel Schwung eine Tür öffnete und diese ihn um ein Haar getroffen hätte. Kurz darauf folgte mit ebenso viel Schwung ein Mann der torkelnd direkt in Alriks Arme lief. „Hey Bürschheeen passs uff wode hinläufst, sonst gibt’s eine! Alrik hatte nicht vor sich zu prügeln und eine Diskussion mit dem betrunkenen Mann erschien ihm ebenso zwecklos, also sagte er nur kurz „Verzeihung, und setzte seinen Weg fort. Alrik drehte sich noch einmal prüfend zu dem Mann und dem Haus um und blickte dabei auf ein Schild mit der Aufschrift „Wirtshaus zum torkelnden Mann". Durch diese Begebenheit und der freundlichen Vorwarnung von dem Geweihten Phileas ging Alrik nun frohen Mutes auf seine Nacht unter freiem Himmel zu. Als er das Nordtor passierte, schnarchte der Torwächter im kleinen Türmchen über ihm so laut und mit voller Inbrunst, das Alrik sich ein schmunzeln und Kopfschütteln nicht verkneifen konnte. Eine ganz eigene und besondere Art der Stadtmauerverteidigung dachte er mit leichtem Sarkasmus, oh oder gar Abschreckung vor Streunern aus dem Umland? Oder vielleicht doch die hohe Kunst des Bärenbrummens, um Wildtiere von der Stadt fernzuhalten? Wie auch immer, Alrik konzentrierte sich wieder voll und ganz auf sein erstes Etappenziel und sah sich um. Vor ihm lag ein Weg mit Steingeröll, der sich in zwei Richtungen gabelte. Zu beiden Seiten des Weges verlief Mischwald. Ein Wegweiser zeigte nach Osten, dort stand geschrieben:

    „Zorndal - fünf Tagesmärsche"

    das andere Schild zeigte nach Norden

    „Ackerfurth - zwei Tagesmärsche"

    Alriks weitere Reise gen Tries führte eindeutig Richtung Norden. Unweit der Weggabelung, etwas abseits vom Wege, fand der junge Wanderer ein nettes Plätzchen und dort baute er sein Zelt auf.

    Kapitel 2

    Brodin trank bereits sein einundzwanzigstes Bier und hielt nur noch mit Mühe seinen Kopf mit den kräftigen Armen fest, die er auf der Theke im „Wirtshaus zum torkelnden Mann aufgestützt hatte. Der rundliche Wirt schaute ihn prüfend an. „Hey Winzling, das war jetzt dein letztes Bier, es ist spät, ich will nach Hause und du hast mehr als genug. Langsam hob Brodin den Kopf und pustete sich durch seine wildzerzausten Barthaare. „Niemand nennt Brodin Eisenbart Sohn des Grim einen Winzling und niemand sagt mir wann ich genug habe. Ein Zwerg hat Ehre und Stolz und weiß selbst am besten wann das Wirtshaus schließt und wann es Zeit ist zu gehen, mach mir noch ein Bier Wirt! Zur Bekräftigung seiner Aufforderung hatte Brodin Eisenbart den Stiel seiner Streitaxt fest umgriffen, die noch neben ihm und dem Barhocker ruhte. Noch bevor der Wirt auch nur ein Wort entgegnen konnte gab es einen lauten und dumpfen Knall. Den betrunkenen Zwerg hatte es schlichtweg vom Hocker gezogen und jetzt lag er für einen Moment wie ein Käfer auf dem Rücken mitten in der Gaststube, welche bis auf ihn und dem Wirt zu dieser späten Stunde bereits komplett leer war. Brodin versuchte sich am Stiele seiner Axt hochzuziehen und schlug ein weiteres Mal um, dabei fluchte er unverständliches Zeugs in seinen Bart. Beim zweiten Versuch auf die Beine zu kommen hatte er es geschafft und ging stark schwankend auf die Theke zu. Der Wirt wich einen Schritt zurück und lies mit zittriger Hand einen Bierkrug fallen, der auf dem Boden in tausend Teile splitterte. „Die Rechnung bitte guter Mann, ihr habt eine wunderschöne Taverne und ein wirklich gutes, kräftiges Bier, ich werde in meiner Heimat nur Gutes über euch berichten, doch jetzt ist es Zeit zu gehen. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Brodin Eisenbart..., „Jaja Sohn des Grim ich weiß., entgegnete der Wirt. „Soso, dann wisst ihr also wer ich bin? Schön zu hören, dass die Heldentaten meiner Ahnen sich bis hier ins Mittelland nach Windheim rumgesprochen haben. Der Zwerg konnte zwar noch halbwegs geradeaus sprechen, er hatte aber ganz offensichtlich neben großen Problemen mit seinem Gleichgewicht inzwischen auch Aussetzer im Denkvermögen dachte der Wirt bei sich und kassierte schnell die fälligen sieben Silbertaler. Dann nahm er Brodin vorsichtig am Arm, öffnete ihm die Tür, schob ihn so behutsam es nur ging an die frische Luft nach draußen und verschloss unmittelbar danach das „Wirtshaus zum torkelnden Mann von innen. Während der Wirt tief durchatmete und die Scherben aufkehrte stand Brodin mitten in einer großen Pfütze in den Straßen Windheims und grinste dabei zufrieden. „Wahrlich nette Menschen hier, das hätte ich nicht gedacht., sagte er laut zu sich selbst, klopfte einmal kräftig seinen Lederwams mit dem schweren Kettenhemd ab, schüttelte sich und setzte erstaunlich geraden Schrittes seinen Weg fort. Der Zwerg stimmte ein Lied an und begann aus voller Kehle zu singen. Die Stille der Nacht, welche sich über Windheim gelegt hatte war dahin.

    „Mit Stolz erfüllt die Fäuste hart, die Axt so scharf, ein Eisenbart. So höret hin und seht, wenn der König vor euch steht, so höret hin und seht, wenn der König vor euch st-scht-schte-scheiße!"

    Das etwas eigenwillige Ende von Brodins lauthals gesungenem Vers begründet sich mit dem Eimer Wasser, den ihm gerade ein genervter Bewohner aus seinem Schlafgemach über den Kopf geschüttet hatte. „Ruhe jetzt da unten!", brüllte der Mann hinterher und Brodin stand da wie ein begossener Pudel, wie ein wütender, begossener Pudel. Nass zwar, aber dafür schlagartig nüchtern. Für einen Augenblick griff ihn der Jähzorn und zeitgleich seine Hand zur Axt, doch dann beruhigte Brodin sich wieder und er besann sich auf sein eigentliches Ziel und das es besser wäre, allmählich einen Schlafplatz aufzusuchen. Sein eigentliches Ziel war die Hauptstadt Tries, hier soll er nämlich an der Akademie des ewigen Wissens die Ausbildung zum Horisgeweihten antreten. Drei lange und schwere Jahre des Lernens lagen vor ihm und viel lieber hätte Brodin die Akademie der Kampf- und Kriegskunst besucht, oder die hoch angesehene, meisterliche Ausbildung zum Waffenschmied angetreten, aber wie es die Familienhierarchie so will und vorschreibt, ist für den drittgeborenen aus dem Königshaus der Zwerge der Weg als Geweihter vorbestimmt. Ganz recht, Brodin Eisenbart ist ein Königssohn. Sein Vater ist kein geringerer als Grim Xakosch Eisenbart, Herrscher über Zorndal und Zwergenkönig eines ganzen Volkes. Als direkter Thronfolger gilt sein erstgeborener Sohn Darol, Brodins ältester Bruder. Ihm wurde als vorbestimmter Thronfolger die Ehre zu Teil, auf der Akademie des ewigen Wissens die Kampf- und Kriegskunst zu erlernen. Er wurde als einer der besten Kämpfer des Landes ausgebildet und hat großes Wissen über die Etikette in Königreichen und von der kaiserlichen Führungspolitik erlernt. Er versteht es ein Volk zu führen, Militär strategisch zu lenken und eines Tages wird er ein mächtiger Führer und würdiger Erbe des Throns sein. Bis zu diesem Tage hat man Brodins Bruder Darol die hohe Bürde übertragen, in der kaiserlichen Leibgarde zu dienen. Jene Männer, die hierfür vorgesehen sind, gelten als die Besten ihrer Zunft. Es gibt nur zwölf dieser ehrenwerten und begehrten Positionen. Darol ist der ganze Stolz der Familie Eisenbart. Einen anderen Weg den sich Brodin für sich selbst ebenso hätte vorstellen können, musste sein zweitältester Bruder, der Mittlere sozusagen, Aldasch nehmen. Er kam erst vergangenes Jahr zurück ins heimische Zorndal, der Hauptstadt der Zwerge im Osten des Landes. Von der Ausbildung zum Schmiedemeister brachte Aldasch eine göttergefällige Streitaxt mit, die er selbst geschmiedet hatte und wie es sich gehört seinem Vater Grim zum Geschenk machte. Aldasch war von allen drei Söhnen der ruhigste, er sprach nur dann wenn es sein musste und konnte dafür wie kein anderer stundenlang ohne einen Augenschlag ins Schmiedefeuer schauen und mit größtem Geschick filigrane Arbeiten verrichten. Brodin hatte diese Gabe bei weitem nicht, er war schon immer von allen drei Söhnen der gröbste und es machte ja eh keinen Sinn sich über seine Bestimmung und dem ihm bevorstehenden Weg Gedanken zu machen. Diesem vorbestimmten Schicksal hatte er zu folgen, ob es ihm beliebte oder nicht. Als zukünftiger Geweihter des Horis, dem Gott der Schmiedekunst und des Kampfes würde er selbst eines Tages in Zorndal am Königshaus seines Vaters dienen um jenes Wissen, das noch darauf wartet ein Teil von ihm zu werden, an andere weiter zu geben. Brodin war sich sicher, dass es noch sehr lange dauern würde, sich damit anzufreunden, in Büchern, verstaubten Folianten und alten Schriften zu lesen und anderen davon und daraus zu erzählen, anstatt jene Dinge selbst zu erleben. Brodin erinnerte sich an die Worte seines Vaters, wie er wieder und wieder eindringlich und fast beschwörend die ihm bevorstehende Rolle beschrieb und scheinbar versuchte sie ihm schmackhaft zu machen. Brodin empfand sein Schicksal ungerecht. Ein junger Zwerg lebt dafür zu kämpfen und zu raufen, zu schmieden und zu trinken und diejenigen, die unter den Zwergen Geweihte wurden taten dies erst, als sie zu alt wurden um ihre Streitaxt zu halten und ihre Augen zu trüb waren um die Klinge rechtzeitig aus der heißen Glut des Schmiedefeuers zu ziehen. Aber Brodin war jung und weit davon entfernt, zumal Zwerge trotz rauer Lebensweise an die Zweihundert Jahre alt werden und Brodin mit seinen 30 Jahren somit bei seinesgleichen fast noch als Kind galt. Wie hatte sein Vater König Grim doch immer gesagt?

    „Ein Geweihter lebt ehrfürchtig vor seinem Gott und handelt stets in dessen Namen. Du wirst die Aufgabe und Verantwortung haben, die Interessen der drei Kaiser zu vertreten und ihr Wort in alle Städte Eráviors zu übermitteln und durchzusetzen. Geweihte sind die Stimme und Berater der Kaiser und des Volkes, die im Namen ihres Gottes lehren und für die Kaiser wichtige Botschafter darstellen, um das höchste Gut Eráviors, den Frieden zu wahren. Du mein Sohn wirst ein Geweihter, du wirst Bewahrer des Friedens."

    Frieden gibt es solange Brodin denken kann. Große Schlachten und Kriege hatte zuletzt sein Vater Grim erlebt und dabei selbst als junger Mann auf dem Schlachtfeld gekämpft. Erzählungen und Aufzeichnungen aus vergangenen Tagen sprechen von dem Krieg der drei Völker. Jene Völker, welche nun friedlich miteinander und nebeneinander wohnen und gemeinsam regieren. Menschen, Zwerge und Schattenläufer.

    Das alte Erávior hat vielleicht genau diesen Krieg gebraucht, um sich zu dem zu verändern, was es jetzt ist. Der Verzicht auf Macht eines einzelnen unter Berücksichtigung der Interessen aller, war zum damaligen Zeitpunkt ein Modell, das sich niemand recht vorstellen konnte. Es heißt, dass die Verhandlungen zum Abkommen und der Regierungsantritt der drei Kaiser einhundert Tage und einhundert Nächte gedauert haben sollen. Gemeinsam etwas zu bewegen und zu erreichen, heißt immer auch für den Einzelnen einzulenken und zu verzichten, Zugeständnisse zu machen und Kompromisse einzugehen.

    „...Vor dieser Zeit war Erávior ein schroffes Land. Gewalt und Kriege bestimmten die Jahre. In den Mooren und Sümpfen bei Moorhus beschwörte der dunkle Magier Narkemus eine Armee der Finsternis herauf. Es war sein persönlicher Rachezug gegen den damaligen König Egir, der ihn als Hofmagier verwiesen hatte. Narkemus säte Unmut, Konflikte und Habgier, die wie eine Seuche die großen Völker befiel und sie dazu führte, gegeneinander die Waffen zu erheben. Hordal der Rote erhob sich im Osten des Landes. Als kluger und einflussreicher Stammesführer der Barbaren hatte er Jahr für Jahr mehr Gefolgschaft um sich versammelt, sich scheinbar unsichtbar und diplomatisch aus Konflikten und Kämpfen zurückgehalten und in der Gunst der Stunde, seine Mannen in eine große Schlacht geführt. Eine Schlacht gegen alle, die nicht zu seinem Gefolge gehörten, einfach gegen alle und jeden. Menschen, Zwerge und Schattenläufer waren zu diesem Zeitpunkt bereits so lange in ihren eigenen, Kämpfen verwickelt, dass sie zu geschwächt waren, als sich ein Gegner hervorhob, dem sie nichts entgegen zu setzen hatten. Hordal der Rote hatte sich bereits bis zum Königspalast vorgekämpft, um sich selbst als neuer Herrscher zu krönen. Jedoch stellte sich König Egir dem Drachen Levton und tötete ihn und damit auch den dunklen Magier Narkemus. Die Barbaren feierten bereits ihren Sieg und rechneten nicht damit, dass sich die bereits geschlagenen Völker aufbäumten und verbündeten. Der dunkle Bann aus Zwietracht war gebrochen..."

    (*Text, aus den Erzählungen eines Zeitzeugens)

    Brodin schaute ein letztes Mal grimmig zu dem Fenster hoch, aus dem er noch vor einem Augenblick beim Lobgesang auf seinen Vater einen Eimer Wasser abbekommen hatte. Dann schüttelte er sich kräftig wie ein nasser Hund, so das dicke Tropfen von seinem kleinen rundlichen Körper in alle Richtungen flogen. „Windheim mach es gut, so schnell werden wir uns nicht wiedersehen. Tries ich komme." Mit diesen Worten stapfte der Zwerg geradewegs

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