Faszination eines Sommers
Von Violet Winspear
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Über dieses E-Book
Bezaubernde Iris! So süß und unschuldig! Der reiche und attraktive Mavrakis will die 18-jährige Klosterschülerin mit allen Mitteln daran hindern, Nonne zu werden. Den Anfang macht er mit einem sanften, aber sinnlichen Kuss. Kann er Iris dazu verführen, für immer bei ihm zu bleiben?
Violet Winspear
Violet Winspear wurde am 28.04.1928 in England geboren. 1961 veröffentliche sie ihren ersten Roman „Lucifer`s Angel“ bei Mills & Boon. Sie beschreibt ihre Helden so: Sie sind hager und muskulös, Außenseiter, bitter und hartherzig, wild, zynisch und Single. Natürlich sind sie auch reich. Aber vor allem haben sie eine große Sehnsucht nach Liebe, sind einsam und verfügen über eine große Menge an Leidenschaft. Die meisten Helden von Violet Winspear entsprechen diesem Bild. Sie beängstigen aber faszinieren. Sie müssen die Art von Mann sein, der über den „bösen Blick“ verfügt und man muss als Leserin das Gefühl haben, es wäre schlimm allein mit einem von ihnen im Raum zu sein. Da sie sie als „fähig zur Schändung“ bezeichnete, verursachte sie einen großen Aufruhr und wurde mit Hasstiraden bombardiert. Dennoch änderte Violet Winspear die Beschreibung ihrer Helden nicht. Violet Winspear schrieb von ihrem Zuhause in Süd-Ost-England aus, welches sie nicht verließ. Ihre Inspiration erhielt sie in der Ortsbibliothek. Sie war nie verheiratet und hat keine Kinder. Sie starb Anfang 1989 nach einem langem Kampf gegen Krebs.
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Faszination eines Sommers - Violet Winspear
IMPRESSUM
Faszination eines Sommers erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© by Violet Winspear
Originaltitel: „Love Is The Honey"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 297 - 1980 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Umschlagsmotive: oneinchpunch/GettyImages.
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733757618
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Zum ersten Mal in ihrem Leben saß Iris in einer Limousine. Der Komfort und Luxus schüchterten sie ein. Das Armaturenbrett war mit Walnussholz getäfelt, die Sitze waren aus wunderschönem weichen Leder, und nur ein Schiebefenster trennte die Fahrgäste vom Chauffeur in Uniform.
Es war einfach unglaublich, dass sie hier war, im silbergrauen Wagen auf dem weiten Weg zur Westküste. Und in ihrer Obhut war der junge Sohn eines Mannes namens Dorkas Mavrakis.
Mit der griechischen Ehrfurcht vor katholischer Erziehung hatte er sich mit der Oberin des St. Clare-Klosters in Verbindung gesetzt. Er hatte gefragt, ob er eine junge Frau anstellen könne, die den Sommer über auf seinen Sohn aufpassen sollte. Drei Monate wollte er in England verbringen und seinen Sohn bei sich haben. Die junge Frau sollte Engländerin sein, damit Aleko täglich von ihrer Sprache profitierte.
Die Oberin hatte Iris für ihn ausgewählt und ihm vorgestellt. In ihrer Klosteruniform hatte sie einen ordentlichen und bescheidenen Eindruck gemacht. Nachdem er sie kurz gemustert hatte, hatte er gesagt, sie genüge ihm. Iris hatte ihr Leben lang im Kloster gewohnt. Der Grieche erschien ihr erschreckend ausländisch. Am liebsten hätte sie geantwortet, dass sie nicht wüsste, ob er ihr als Arbeitgeber willkommen war. Aber Ehrfurcht und Gehorsam waren ihr eingedrillt worden. Deshalb akzeptierte sie die Entscheidung, für ihn zu arbeiten.
Noch Tage nach dem kurzen Gespräch im Büro der Oberin blieb das Aussehen des Mannes in ihrem Gedächtnis haften, sein fester Blick, die Autorität, die ihn umgab.
Die Oberin hatte ihr mitgeteilt, dass er für ein großes Hotel an der Küste Devons verantwortlich war und die Führung eine Weile selbst überwachen wollte. Er hatte in der Nähe eine Villa gemietet, wo sie mit dem neunjährigen Aleko wohnen sollte, der keine Mutter mehr hatte.
Also war er ein Witwer, dieser Mann, der so plötzlich in ihr Leben getreten war.
„Die Mavrakis’ sind eine respektierte Familie in Griechenland, sagte die Oberin. „Hätte ich irgendwelche Zweifel über diesen Mann, mein Kind, ich hätte seine Bitte abgelehnt. Aber du bist jetzt alt genug, das Leben draußen kennenzulernen, und du kannst dich nützlich machen, indem du auf dieses Kind aufpasst. Der Gedanke daran beunruhigt dich doch nicht?
Iris’ Gedanken wanderten zum Vater des Jungen, und tiefe Unruhe überkam sie. Beinahe hätte sie es gesagt, doch die Oberin blickte sie mit so ruhigen Augen an, dass sie sich lächerlich vorkam.
„Natürlich wird dir anfangs alles fremd sein." Die Oberin stand auf, um Iris durch die Gänge des Klosters zu begleiten, dem einzigen Zuhause, das sie je gekannt hatte. Auf dem Weg über den Hof zum Tor klammerten sich Iris’ Finger um den Bügel ihrer Reisetasche. Sie war erregt und ängstlich zugleich. Hinter diesem Tor lag eine für sie unbekannte Welt. Ein Wagen wartete auf sie, um sie von den schützenden Mauern und der Führung der Nonnen wegzuholen.
„Die paar Monate fort von uns werden dir helfen, dir über die Zukunft klar zu werden. Das große Tor quietschte beim Öffnen. „Du musst das Recht haben, selbst zu wählen. Wie du weißt, Iris, möchte ich keinen Druck auf meine Mädchen ausüben. Der Wille, unseren Eid zu leisten, muss tief aus dem Herzen kommen. Geh hinaus in die Welt und finde die Antwort, die dich entweder zu uns zurückbringt oder dich auf einen Weg von uns fort führt.
Iris und die Oberin gaben sich die Hand. Der Chauffeur des großen Wagens nahm ihre Reisetasche und verstaute sie im Kofferraum. Iris zitterte in der frühen Morgenluft. Ein kleiner Junge presste seine Nase ans Fenster, als ihr die Wagentür geöffnet wurde und sie ins warme Innere stieg. Die Tür schloss sich, dann das Tor des Klosters, und das Kind musterte sie mit den gleichen dunklen Augen, wie sein Vater sie hatte.
„Du bist ja gar keine Nonne, sagte er auf Englisch. „Ich dachte, du trägst ein langes schwarzes Kleid und eine Haube auf dem Kopf.
Iris lächelte verlegen. Sie trug einen schlichten dunkelblauen Mantel und eine Baskenmütze über ihrem kurz geschnittenen Haar. „Die Nonnentracht trage ich erst, wenn ich meinen Eid geleistet habe, erklärte sie. „Bist du sehr enttäuscht, dass ich keine Haube aufhabe?
Er dachte über die Frage nach und musterte sie ausgiebig. „Ich glaube, in diesen langen Kleidern könntest du nicht richtig am Strand spielen, meinte Aleko. „Ich spiele sehr gern Volleyball. Dad und ich spielen immer zusammen. Er lässt mich so viel herumlaufen, bis ich ganz außer Atem bin.
Iris versuchte, sich den großen Griechen beim Spielen im Sand vorzustellen. Sie konnte es sich nicht so recht ausmalen, aber er wirkte dadurch weniger einschüchternd. Da er den Jungen allein aufgezogen hatte, empfand er zweifellos tiefe Zuneigung für ihn.
Iris musterte den kleinen Jungen neben sich. Er war das genaue Ebenbild des großen Griechen, der im Büro der Oberin eine so starke männliche Autorität ausgestrahlt hatte. Sie erinnerte sich an sein dichtes schwarzes Haar und die ebenso dunklen Augenbrauen. Sie hatte den Leberfleck an einer Seite seines Kinns bemerkt und gesehen, wie tief die griechische Sonne sich in seine Haut gebrannt hatte. „Die junge Dame scheint für meinen Zweck geeignet", hatte er gesagt. Seine dunkle, ausländische Stimme war Iris durch alle Glieder gefahren. Am liebsten hätte sie die Oberin auf der Stelle gebeten, sie nicht in seine Hände zu legen, von denen die Linke zwei goldene Ringe trug. Prahlerei, hatte sie sofort gedacht, bis sie von der Oberin erfahren hatte, dass er Witwer war und in Erinnerung an seine Frau wohl ihren Ring neben seinem trug.
Eine Frau konnte nur ein Kind haben, wenn sie sich dem Mann hingab. Iris wusste, dass gewisse Rituale stattfanden. In ihrer Unschuld war sie ziemlich entsetzt, wenn sie sich vorstellte, in den Armen eines Mannes wie Alekos Vater zu liegen, der Gnade seiner harten Lippen und seiner männlichen Leidenschaft ausgeliefert zu sein. Ihre Haut wurde warm, als sie versuchte, diesen Gedanken abzuschütteln. Noch nie war sie jemandem begegnet, der solche Vorstellungen in ihr erweckt hatte. Am liebsten hätte sie sich bekreuzigt.
Als der große Wagen Iris und den Jungen immer weiter vom Kloster fortbrachte, gestand sie sich ein, dass sie noch viel übers Leben lernen musste. Ein paar Monate draußen in der Welt würden zeigen, ob sie für ein Leben als Nonne geeignet war oder nicht.
„Es dauert viele Stunden, bis wir zu Dads Hotel kommen, unterbrach der kleine Junge plötzlich ihre Gedanken. „Wir müssen ganz durch London fahren und kommen am Parlamentshaus vorbei. Ist das nicht toll? Wie soll ich dich eigentlich nennen?
„Ich heiße Iris." Ein Lächeln trat in ihre Augen, als Aleko auf dem Rücksitz entlang rutschte, bis sein kleiner Körper ihren berührte.
„Das ist doch ein Blumenname."
„Ich weiß. Aber hier in England tragen Mädchen manchmal Namen von Blumen."
„Ist das wegen deiner Augen?"
„Meiner Augen?"
„Ja, die haben die gleiche Farbe, nicht wahr?"
„Darüber habe ich noch nie nachgedacht, Aleko. Die Mädchen im Kloster sind nicht eitel."
„Betet ihr viel?"
„Mehrmals täglich."
„Ich bete immer, wenn ich ins Bett gehe. Dad hört dabei zu. Dann küsse ich das Foto von Mom, das immer auf meinem Nachttisch steht. Ich war noch nie zuvor in England, aber letztes Jahr war ich mit Dad in Paris."
„Das hat dir bestimmt gefallen. Iris lächelte. „Bist du auch auf dem Eiffelturm gewesen?
„Nein. Seine dunklen Augen funkelten. „Es hat Spaß gemacht, im Lift hinaufzufahren. Und als wir oben waren, haben wir ganz Paris unter uns gesehen. Bist du schon mal da gewesen?
Iris schüttelte ihren Kopf. „Eines der Mädchen aus dem Kloster hat mir erzählt, wie hübsch der Blick ist. Sie ist Französin und lebt dort mit ihrer Mutter. Sie hat mich eingeladen, sie zu besuchen, aber ich fürchte, daraus wird nie etwas."
„Weil du eine Nonne wirst?, fragte Aleko. „Musst du immer hinter den hohen Mauern des Klosters bleiben?
„Nur zum Leben. Ich werde wahrscheinlich in die Krankenhäuser gehen und Kranken und alten Leuten helfen."
„Dann macht es Spaß, auf mich aufzupassen, nicht?" Er grinste, steckte eine Hand in seine Hosentasche und zog eine Tüte klebriger Bonbons heraus. Er bot ihr einen an, und Iris steckte ihn in den Mund.
„Wie sagt man Danke auf Griechisch?", fragte sie.
„Man sagt efharisto polif. Die schmecken gut, nicht?"
„Sehr gut. Aber darfst du viele davon essen?"
Er schüttelte seinen Kopf. „Dad sagt, Süßigkeiten verderben meine Zähne. Aber Achille, unser Chauffeur, hat mir erlaubt, sie zu kaufen. Dad hat sehr gute Zähne, weil er und sein Bruder als kleine Jungen so arm waren, dass sie sich keine Süßigkeiten kaufen konnten. Manchmal hatten sie Glück, und ein Fischer hat ihnen ein paar Tintenfische gegeben. Sie hatten keinen Dad, und Theos Lion war ihr Pate. Er ist ein großer Mann in Griechenland und jetzt sehr reich. Seine Frau kommt aus England und hat das schönste Lächeln, das du dir vorstellen kannst. Ich mag sie so gern lächeln sehen. Aber es ist so schade, dass sie keine Kinder hat. Ich spiele immer in ihrem großen Garten, wenn ich sie mit Dad in Petaloudes besuche. Es ist eine Insel, und es gibt dort ganz viele Schmetterlinge. Ich bin gerne da und segele mit dem großen schwarzen Boot, das meinem Onkel gehört. Er ist ganz groß, und wenn er mich auf seine Schultern hebt, ist es wie Fliegen."
Der Junge holte tief Luft. „Ich wünschte, Dad hätte eine Frau wie Fenella."
„Ist Fenella die Frau deines Onkels, Aleko?"
Der Junge nickte und lutschte an seinem Bonbon. „Sie ist sehr nett, und durch die Art, wie Dad sie ansieht, weiß ich, dass er sie sehr mag. Ist deine Mutter auch gestorben, als du klein warst?"
Iris nickte, denn ein Kind von neun Jahren würde die Wahrheit nicht verstehen, dass eines Nachmittags vor achtzehn Jahren eine Frau sie ins St. Clare gebracht hatte. Ihre Mutter war ohne ein Wort der Erklärung aus der Pension dieser Frau verschwunden, hatte ihre paar Habseligkeiten mitgenommen, das Baby jedoch zurückgelassen. Nachdem auch die Polizei ihre Mutter nicht hatte aufspüren können, war Iris vom Kloster adoptiert worden. Man hatte ihr den Nachnamen Ardath gegeben, unter dem ihre Mutter in der Pension gelebt hatte.
Wer ihre Mutter war und woher sie kam, blieb ein Geheimnis. Aber mit dem Heranwachsen hatte Iris immer mehr gespürt, dass sie das Kind sorgloser, unverantwortlicher Leidenschaft war. Es verbitterte sie zwar nicht, hinterließ aber ein Misstrauen gegen alle Männer. Sie wünschte sich einen Panzer als Schutz, und die Kleider einer Nonne konnten ihn ihr verschaffen. Kein Mann würde mit ihr je über Liebe sprechen und sie dazu bringen, was ihre Mutter getan hatte.
„Ich hatte Glück. Aleko streckte seine klebrige Hand in ihre. „Ich hatte einen Dad, der sich um mich gekümmert hat. Was ist mit deinem Dad?
„Er … er ist fortgegangen und nie wieder gekommen, Aleko."
„Und so hast du bei den Nonnen gelebt?"
„Ja, sie waren sehr gut zu mir." Gut, dachte sie, aber immer ein wenig kühl.