Skandal auf Korfu
Von Sally Heywood
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Über dieses E-Book
Er ist ihr Traummann, er ist ihr Ehemann - doch er liebt sie nicht. Als Shelley den faszinierenden Griechen Christos heiratet, weiß sie, dass er sie nur zur Frau nimmt, um sich an ihrem Vater zu rächen. Muss Shelley die Hoffnung auf Liebe wirklich aufgeben?
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Buchvorschau
Skandal auf Korfu - Sally Heywood
MIRA® TASCHENBUCH
Copyright © 2018 der deutschen Ausgabe by MIRA Taschenbuch
in der HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Originaltitel: »Master of Destiny«
Copyright © 1994 by Sally Heywood
Erschienen bei: Mills & Boon, London
Published by arrangement with
Harlequin Enterprises, Toronto
Covergestaltung: büropecher, Köln
Coverabbildung: shutterstock
Redaktion: Maya Gause
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN E-Book 9783955768225
www.harpercollins.de
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1. Kapitel
Es war Christos. Er ging mit großen Schritten den Pier entlang zur Jacht. Er trug eine Jeans und ein hellblaues Hemd, das gerade weit genug offen war, um die schwarzen Haare in seinem Ausschnitt zu zeigen; die Muskeln seiner Brust spannten in der groben Kleidung. Er war jetzt älter, kein Junge mehr, sein Körper war kräftiger als je zuvor. Er kam ihretwegen.
Shelley befand sich zusammengesunken vor dem Schott der Jacht ihres Vaters, eine plötzliche Furcht kam in ihr auf. Wie sie sich danach sehnte, mit ihm zu gehen! Aber traute sie sich das zu? Sie wollte nicht mehr nachdenken, packte ein paar Sachen in eine Tasche und lief schnell die Treppen hinauf.
Mit hämmerndem Herzen warf sie einen Blick über ihre Schulter. Es würde die Hölle sein, wenn Daddy und Paula entdecken würden, dass sie weg wäre. Aber es war ihr egal. Er war da, und das war alles, was zählte.
»Kommst du?«, rief er sie, als er sie bemerkte.
»Ja!«, flüsterte sie in Panik. Als sie herunter auf den Kai sprang, fühlte sie seine ausgestreckten Arme. Er drückte sie gegen sich, und nach einem langen Moment küsste er sie leidenschaftlich.
Sie wurde plötzlich wach und schaute sich in dem nicht vertrauten Raum um. Wo zum Teufel befand sie sich?
Dann dämmerte es ihr. Natürlich war sie in Korfu.
Seitdem Malcolm ihr gesagt hatte, dass sie hierher kommen würde, träumte sie ständig von Christos Kiriakis. Vielleicht wollte ihr Unterbewusstsein ihr etwas mitteilen. Wenn ja, war es umsonst. Sie wollte nie mehr etwas mit ihm zu tun haben.
Shelley versuchte vergeblich an etwas anderes zu denken. Zeit war vergangen – neun Jahre, um genau zu sein –, und Christos wohnte bestimmt nicht mehr hier. Trotz dieser ganzen Jahre hatte sie ihn aber nicht vergessen können.
Verfolgt von der Erinnerung an seine tolle Figur und den Klang seines rauen gebrochenen Englisch, stand sie vom Bett auf. Unter der Dusche fragte sie sich, ob er wirklich so toll gewesen war, wie sie geglaubt hatte. Mit sechzehn war sie bestimmt leicht zu beeinflussen gewesen.
Sie schaute auf ihre Uhr und stellte fest, dass sie sich beeilen musste, wenn sie die Morgenfähre nach Kassiopi nicht verpassen wollte.
Trotz der schlecht geschlafenen Nacht sah sie immer noch hübsch aus. Sie hatte gewinnende amethystblaue Augen, glänzende, sanfte Haare und eine schlanke Figur, nach der sich die Köpfe der Männer drehten.
Sie ging zum Fenster, öffnete die Läden, sah draußen die strahlende Sonne. Die Bäume unten in der kleinen Grünanlage sahen im Licht sanft wie Gaze aus. Ein wildes Kätzchen schlich die Wand des gegenüberliegenden Gartens entlang, und sie konnte das Geräusch vom sprudelndem Wasser hören, das einer Fontäne entsprang, die tief in dem grünen üppigen Gestrüpp unter den Palmen lag. Die frühe Sonne fühlte sich warm und einladend auf ihrem Gesicht an.
Sie schminkte sich schnell, dann holte sie Sommershorts und ein Seidenhemd aus ihrer Reisetasche heraus. Sie zog sich an, schlüpfte rasch in Ledersandalen, kämmte ihre Haare und nahm dann eine Baumwolljacke über ihre Schulter. Sie nahm ihre Tasche mit dem Rest ihrer Kleidung und eilte die Treppe hinunter zum Foyer.
Ein verschlafenes Gesicht tauchte an der Rezeption auf, als Shelley den Eingang erreichte. »Sie gehen?«, rief eine Stimme. Sie stoppte. Es war der junge Sohn des Besitzers. Als er seinen langbeinigen blonden Gast sah, lächelte er sie würdigend an. »Ich rufe Ihnen ein Taxi.«
Bevor er den Telefonhörer abnehmen konnte, sagte sie: »Es ist okay, danke. Ich möchte laufen. Um die Fähre zu nehmen, ist es doch nicht so weit, oder?«
»Wohin wollen Sie?«, fragte der junge Mann, darauf brennend, ihr zu helfen. Er hatte eine gerade griechische Nase wie Christos und die gleichen schwarzen Haare und die gleiche bronzefarbene Haut, aber er war nicht Christos, und sie fühlte sich zu ihm nicht hingezogen.
»Ich möchte die Küste hoch bis nach Kassiopi gehen«, erklärte sie.
»Ist schneller mit dem Auto. Ich hole es für Sie.«
»Nein, es ist in Ordnung. Ich habe geplant, das Schiff zu nehmen. Jemand wartet auf mich am Hafen.«
»Ein Freund?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin ausschließlich geschäftlich hier.«
Er hob ihre Tasche auf. »Hier. Ist schwer. Ich komme mit. Zeige Ihnen eine Abkürzung.«
Sie folgte ihm dann durch Sträßchen, die zum Meer führten. Sie konnte sich daran erinnern, dass sie schon mit Christos hier gelaufen war. Sie zwang sich, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen.
Shelleys Führer lief schnell und schaute ständig auf seine Uhr.
Es gab viele nette Läden an den Straßen, und sie hätte gern ein bisschen gebummelt, aber anscheinend hatten sie wirklich nicht die Zeit dafür, und glücklicherweise waren die meisten der Geschäfte noch zu, was die Verlockung minderte. Sie beeilte sich, blickte mal flüchtig auf ein Kleid hier, ein Paar Schuhe dort. Aus den offenen Fenstern von Häusern drangen Stimmen von Familien, die aus großen Räumen oder von den reich mit Geranien geschmückten Balkonen widerhallten.
Der Duft von brennendem Weihrauch mischte sich mit dem von frischem Kaffee und Brot. Er drang aus den Eingängen alter byzantinischer Kirchen bis auf die Straßen, und sie konnte den schwachen Klang der Gebete hören.
Es war Christos’ Gebiet, und sie hatte plötzlich das furchtbare Gefühl, dass sie ihn jede Minute treffen würde.
Sie hielt den Kopf nach unten und folgte dem jungen Mann. Marmorwege schlängelten sich klein und wendig zwischen den Häusern, von denen der Putz in Stücken abblätterte, hindurch. Die Pfade glänzten silbrig durch die zahlreichen Füße, die über sie in Jahrhunderten gelaufen waren.
Christos und sie hatten … Hör auf! schimpfte sie mit sich selbst. Jetzt liefen sie gefährlich schmale Treppen hinunter, in den kleinen Lücken zwischen den weißen Wänden der Häuser zeigte sich die türkisblaue Adria.
Dann kamen sie plötzlich auf die breite Fläche von Xenofondus Stratigu. Der Junge führte sie triumphierend die letzte Strecke bis zur Anlegestelle.
Die Fähre kam gerade längsseits, und Shelleys Stimmung hob sich beim Anblick des belebten Hafens, der farbigen Fischkutter und der hübschen Ansicht der Bucht.
»Danke für Ihre Hilfe«, sagte sie, als sie stoppten.
»Bitte schön.« Er schüttelte die Hand und lächelte sie freundlich an. »Viel Spaß.«
Lächelnd sah Shelley ihn weggehen und reihte sich dann in die Schlange zur Fähre ein.
Als Malcolm – der als leitender Angestellte bei dem Londoner Maklerbüro ihres Vaters arbeitete – sie gebeten hatte, nach Korfu zu kommen, hatte sie zuerst wegen Christos und des letzten Mals, als sie da gewesen war, gezögert.
»Es ist der wunderbarste Platz, den es gibt«, hatte sie ihm gesagt. Sie hatte sich schon dafür entschieden, doch mitzukommen. »Aber ich war ein romantisches sechzehnjähriges Mädchen um die Zeit. Ich bin mir sicher, dass es diesmal ziemlich anders sein wird.« Sie lachte. »Nirgendwo anders konnte den Fantasieanforderungen eines Teenagergirls, das auf Gedichte und griechische Mythen scharf ist, besser entsprochen werden!«
Sie fragte sich, ob Malcolm erfasst hatte, wovon sie außer Korfu sprach, aber er sagte nur: »Ich werde unseren Manager vor Ort dort – Spiros Papandreou – beauftragen, dich in Kassiopi abzuholen. Er kann dich raus zum Grundstück bringen. Sobald du alles wieder unter Kontrolle gebracht hast, kannst du zu einem dezenten Hotel in Korfu-Stadt zurückkehren und ein paar Tage Urlaub nehmen. Du hast es verdient. Ich werde dir etwas wirklich Schönes buchen.«
»Urlaub würde mir bestimmt gut tun«, gab sie zu. »Seitdem Dad sich aus dem Geschäft zurückgezogen hat, war es total chaotisch im Büro.« Dann hatte sie eine Idee gehabt. »Warum bleibe ich nicht ein paar Tage auf dem Grundstück? Ich könnte in einer der Villen bleiben und sehen, ob wir ein paar Sachen ändern könnten. Es könnte für den Kundenforschungsbereich hilfreich sein.«
Er hatte gezögert. »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.«
»Aber die meisten von ihnen sollen bereits in der kommenden Saison komplett fertig sein. Was könnte mich davon abhalten?«
»Es ist der Grund«, sagte er beunruhigt, »warum du dorthin fahren sollst, oder? Shelley, rechne nicht damit, bei dem Arbeitsplatz bleiben zu können. Alles ist weit hinter der Planung zurückgeblieben.« Sein Gesicht war düster geworden. »Ich weiß wirklich nicht mehr. Du weißt, ich würde selber hingehen …«
»Du kannst London jetzt nicht verlassen, nicht mit Dad in unserem Nacken.«
Beide hatten gelacht, und sie hatte hinzugefügt: »Mach dir keine Sorgen um mich. Ich werde eine Lösung finden. Ich suche nach einer Herausforderung!«
Das war die Wahrheit, und es würde bedeuten, dass sie endlich fähig sein würde, etwas voll und ganz allein zu tun.
Genau in diesem Moment öffnete sich das Hecktor der Fähre und entließ die Passagiere in die Stadt. Die Leute, die mit ihr in der Schlange warteten, begannen ungeduldig zu werden, und bald bahnten sie sich mit viel Geschrei einen Weg an Bord.
Nach Korfu zu reisen war genau die Chance, auf die sie gewartet hatte. Sie sehnte sich danach, ihrem Vater zu zeigen, wozu sie fähig war. Es war endlich Zeit, dass er merkte, dass sie mehr Verantwortung tragen konnte. Sie zitterte – zumindest hoffte sie, sie würde es können! Wenn er vorhatte, sie den europäischen Teil von Burton’s International leiten zu lassen, sollte er sie mehr machen lassen. Zurzeit schien er zu denken, dass sie noch nicht genug Erfahrung hatte, obwohl sie direkt nach dem Abitur drei lange Jahre im Büro gearbeitet hatte. Stattdessen hatte er Malcolm Fitch ernannt.
Dennoch wusste sie, dass der nette Kerl sehr zuverlässig und schon seit zehn Jahren im Geschäft war. Als ihr Vater vor Kurzem einen Herzanfall gehabt hatte, hatte Malcolm das Geschäft übernommen, dabei alle wichtigen Dinge mit dem bettlägerigen Colin Burton beratend.
Es war Shelley gelungen, einen Sitz im Heck zu finden. Die Fähre begann langsam wegzufahren.
Sie wickelte ein weißes Seidentuch um ihren Kopf und setzte eine dunkle Sonnenbrille auf. Das war es. Sie schlug die Ärmel ihrer blauen Jacke hoch und setzte sich bequem hin, um die Reise zu genießen.
Korfu, das mit seiner alten venezianischen Festung wie ein grauer Koloss am Horizont aussah, verschwand bald hinter ihnen. Wind kam auf und hob kleine weiße Ringe auf die Wellen. Die zerklüftete Küstenlinie fächerte sich auf der Linken auf, und das seidige ionische Meer wogte durch den Kanal zwischen der Insel und dem Festland. Sie konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass sie jetzt wirklich in Christos Kiriakis’ Reich eintraten.
Sie legte eine