Hab keine Angst: Sophienlust 286 – Familienroman
Von Susanne Svanberg
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Über dieses E-Book
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Das Brummen des Motors erstarb. Die Tür des alten, schon etwas klapprigen Wagens flog auf, ein junger Mann stieg aus. Er war auffallend groß und sportlich schlank. Über engen Jeans trug er ein einfaches T-Shirt. Glücklich breitete er die Arme aus und sah sich mit strahlenden dunklen Augen um. »Endlich wieder zu Hause!« »Sascha!« Die noch immer jugendliche Denise von Schoenecker kam dem Studenten lachend entgegen. Liebevoll schloß sie den Stiefsohn in die Arme. Der junge Mann küßte sie schallend auf beide Wangen, lehnte sich etwas zurück und betrachtete die schlanke, dunkelhaarige Frau genau. »Du siehst gut aus, Mutti. Wie machst du das nur?« »Ich halte mich jeder Arbeit fern«, tuschelte Denise mit vergnügtem Augenzwinkern. Sascha von Schoenecker schüttelte den Kopf mit dem dichten braunen Haar. »Schwindeln kannst du immer noch nicht. Aber das halte ich für durchaus positiv.« Die Köchin Martha und das Hausmädchen Gusti kamen herbeigelaufen, um den heimgekehrten Sohn des Hauses zu begrüßen. Beide kannten ihn schon seit der Zeit, als er noch ein Lausbub gewesen war und die Umgebung des Gutes unsicher gemacht hatte. Kein Baum war ihm zu hoch.
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Sophienlust (ab 351)
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Buchvorschau
Hab keine Angst - Susanne Svanberg
Sophienlust
– 286 –
Hab keine Angst
Das Schicksal meint es gut mit dir
Susanne Svanberg
Das Brummen des Motors erstarb. Die Tür des alten, schon etwas klapprigen Wagens flog auf, ein junger Mann stieg aus. Er war auffallend groß und sportlich schlank. Über engen Jeans trug er ein einfaches T-Shirt.
Glücklich breitete er die Arme aus und sah sich mit strahlenden dunklen Augen um.
»Endlich wieder zu Hause!«
»Sascha!« Die noch immer jugendliche Denise von Schoenecker kam dem Studenten lachend entgegen. Liebevoll schloß sie den Stiefsohn in die Arme.
Der junge Mann küßte sie schallend auf beide Wangen, lehnte sich etwas zurück und betrachtete die schlanke, dunkelhaarige Frau genau.
»Du siehst gut aus, Mutti. Wie machst du das nur?«
»Ich halte mich jeder Arbeit fern«, tuschelte Denise mit vergnügtem Augenzwinkern.
Sascha von Schoenecker schüttelte den Kopf mit dem dichten braunen Haar. »Schwindeln kannst du immer noch nicht. Aber das halte ich für durchaus positiv.«
Die Köchin Martha und das Hausmädchen Gusti kamen herbeigelaufen, um den heimgekehrten Sohn des Hauses zu begrüßen. Beide kannten ihn schon seit der Zeit, als er noch ein Lausbub gewesen war und die Umgebung des Gutes unsicher gemacht hatte. Kein Baum war ihm zu hoch. Kein Graben zu breit und kein Pferd zu wild gewesen. Vielleicht kam es daher, daß Martha und Gusti ihn noch immer ohne Einschränkung bewunderten.
»Mager ist er geworden«, stellte die Köchin bedauernd fest. »Auf der Terrasse stehen schon die Schinkenbrötchen. Du hast doch sicher Hunger.« Martha strahlte den jungen Mann an.
Dafür erhielt sie von Gusti einen leichten Stoß in die molligen Hüften. »Typisch Köchin. Sie denkt immer nur ans Essen.«
Sascha lachte nur und umarmte die beiden guten Geister des Hauses.
An der Seite seiner hübschen Stiefmama betrat er danach die Halle von Gut Schoeneich und stellte mit einem raschen Blick und tiefer Zufriedenheit fest, daß alles unverändert war. Er liebte das alte Haus mit seiner geschmackvollen Einrichtung und dem Hauch von Tradition.
»Wo sind Nick, Henrik und Vati?« wunderte sich der Student.
»Vati mußte dringend in die Stadt, aber er wird jeden Augenblick zurück sein. Nick und Henrik sind in der Schule. Für sie beginnen die Ferien nicht so früh wie für dich.«
»Stimmt! Komm, setzen wir uns ein wenig auf die Terrasse. Ich bin tatsächlich hungrig.«
»Habe ich’s doch gewußt«, murmelte Martha und zog sich zufrieden in die Küche zurück.
Die bequemen Gartenstühle auf der Terrasse des Gutshauses standen im Schatten. Gusti brachte eisgekühlten Fruchtsaft und goß das Getränk in blitzende Gläser.
»Wie herrlich es hier draußen ist, merkt man erst, wenn man wie ich im obersten Stockwerk eines Stadthauses wohnt und nur auf Dächer und in Hinterhöfe schaut. Diese Ruhe ist wirklich einmalig. In keinem Kurort kann man sich besser erholen.«
Sascha lehnte sich bequem zurück und streckte gemütlich die Beine von sich.
Denise, die ihren Stiefsohn recht gut kannte, betrachtete ihn aufmerksam. Es war ihr klar, daß er etwas auf dem Herzen hatte und nur wartete, bis Gusti, die sich im Moment am Sonnenschirm zu schaffen machte, gegangen war.
»Was macht das Studium?« erkundigte sich Denise.
»Die Zwischenprüfung zum Semesterende war recht einfach. Ich habe sie mit ’ner glatten Eins bestanden«, erzählte der junge Mann.
»Sascha war schon immer so klug«, schwärmte Gusti und beschloß, die Neuigkeit sofort Martha zu erzählen.
Kaum war das Hausmädchen verschwunden, beugte sich Sascha etwas vor. Sein junges, sonnenbraunes Gesicht wirkte bekümmert.
»Ich muß etwas mit dir besprechen, Mutti. Es geht um Ulrike. Sie studiert wie ich in Heidelberg. Allerdings Chemie. Ihre Eltern besitzen ein großes Chemiewerk in Friedrichshafen am Bodensee. Da sie die einzige Tochter ist, soll sie den Laden wohl später übernehmen. Sie ist ein prima Kumpel, die Ulrike. Wirklich Spitze…«
Na, na, dachte Denise. Das klingt wirklich ziemlich schwärmerisch. Er hat sich wohl verliebt, unser guter Sascha?
»Nun hatte sie Pech. Sie hat ein Baby bekommen. Er ist gerade vier Wochen alt, der kleine Benjamin.«
Denise zog fragend die Augenbrauen hoch und verbarg so ihr Erschrecken.
»Ulrikes Eltern haben keine Ahnung davon, da Uli im letzten Semester überhaupt nicht zu Hause war. Sie hatte nicht den Mut, ihnen zu schreiben, oder ihnen am Telefon davon zu erzählen.«
»Warum?« erkundigte sich Denise jetzt vorsichtig. »Hat das Mädchen kein gutes Verhältnis zu seinen Eltern?«
»Doch. Aber die Kaltenbachs sehen in ihrer Tochter ein kleines, unschuldiges Mädchen, das Faltenröcke und Zöpfe trägt. Vermutlich sind sie sehr stolz auf Ulrike, vergessen aber, daß sie inzwischen erwachsen ist. Mein Gott, ich weiß auch nur, was Uli mir erzählt hat. Sie will ihren Eltern nicht weh tun, will ihnen die Enttäuschung ersparen. Aber wie, das weiß sie auch noch nicht.«
Saschas angenehme Stimme klang leidenschaftlich.
Denise von Schoenecker machte sich ihre eigenen Gedanken. »Was ist mit demVater des Babys?« erkundigte sie sich leise.
»Darüber möchte Uli nicht sprechen, und ich meine, die Frage ist auch zweitrangig. Wichtig ist nur, daß sie einen Platz findet, an dem ihr Baby gut versorgt wird, denn sie möchte ja das Studium beenden. Ich habe versprochen, mich dafür einzusetzen und mit dir zu reden, Mutti. Könntest du das Kind vielleicht in Sophienlust aufnehmen?«
Denise nickte.
»Selbstverständlich. Schwester Regine ist ausgebildete Säuglingspflegerin. Sie wird den kleinen Benjamin bestens versorgen.«
»Aber Uli kann vorerst nicht viel bezahlen. Von dem Geld, das ihr die Eltern monatlich überweisen, kann sie nur wenig abzweigen.« Bekümmert sah Sascha auf seine jugendliche Stiefmama.
»Das spielt keine Rolle. Du weißt ja, wir haben einen Fonds, aus dem wir Mittel für solche Fälle entnehmen können.«
»Dann darf ich Uli also sagen, daß sie ihren Kleinen bringen kann?« Sascha freute sich ehrlich. Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte Denise stürmisch umarmt.
»Ja.« Hinter Denises Stirn wirbelten die Gedanken bunt durcheinander. Steckte hinter Saschas Interesse nicht mehr als nur der Wille, einer Kommilitonin zu helfen?
»Dann fahre ich gleich morgen nach Heidelberg zurück, um Uli und das Baby zu holen.« Ungeduldig rutschte Sascha auf seinem Sitz hin und her. »Uli wird überglücklich sein. Sie hat sich nämlich große Sorgen darüber gemacht, wo sie Benjamin lassen soll, wenn das neue Semester beginnt. Sie ist ein sehr nettes Mädchen, Mutti. Bestimmt wird sie dir gefallen. Und der kleine Benjamin ist ein ganz süßer Bengel. Wir sind alle Paten, Mutti. Oh, und noch etwas. Die Kaltenbachs in Friedrichshafen dürfen natürlich von allem nichts erfahren. Wenigstens vorerst nicht. Das verstehst du doch?« In Saschas dunklen Augen war eine flehende Bitte.
»Du kannst ganz beruhigt sein, Sascha. Ich werde nichts verraten.« Denise fühlte sich nicht ganz wohl bei dieser Zusage. Sie konnte sich nur zu gut in die Lage von Ulrikes Eltern versetzen.
»Ich habe ja gewußt, daß ich auf dich zählen kann«, freute sich der Student. »Wie geht es übrigens drüben in Sophienlust?«
»Es ist alles bestens«, erzählte Denise und war nicht ganz bei der Sache. »Die Kinder freuen sich auf die Ferien. Aus Rimstein bekommen wir ein Zwillingspärchen, dessen Eltern eine Weltreise unternehmen werden. Die Kinder sind in Heidis Alter, was unsere Jüngste natürlich besonders freut.«
»Weißt du, Mutti, ich bin schon sehr gespannt darauf, alle wiederzusehen.« Erst jetzt biß Sascha herzhaft in ein Schinkenbrötchen.
*
»Heute bin ich unheimlich glücklich«, erklärte Alexander, als er am Abend im Schlafzimmer am Fenster stand und in die laue Sommernacht hinaushorchte. Es war spät, aber er war trotzdem kein bißchen müde.
Denise trug den leichten Hausmantel, der ihre schlanke Figur vollendet zur Geltung brachte. Sie saß vor dem kleinen Frisiertisch, über dem ein Barockspiegel hing, und bürstete ihre dunklen Locken. Weich, anmutig, fast mädchenhaft wirkte ihr Profil im warmen Licht der Wandlampen.
»Endlich war die Familie wieder einmal vollständig beisammen. Sascha, Andrea mit ihrem Mann, Nick und unser Nesthäkchen Henrik. Es war ein wunderschöner Abend. Findest du nicht, Denise? Sascha und Andreas Mann verstehen sich neuerdings ausgezeichnet. Ich bin froh, daß Sascha die anfängliche Eifersucht Hans-Joachim gegenüber überwunden hat. Er hat seine hübsche Schwester eben keinem anderen gegönnt. Und ich muß sagen, ich kann das verstehen. Es erging mir fast ebenso.« Alexander fuhr sich nachdenklich über das wohlrasierte Kinn. Stark und männlich wirkte er in seinem leichten Sporthemd und den hellen Hosen.
»Welcher Vater verliert schon gern eine hübsche Tochter? Aber vielleicht bekommst du schon bald eine nette Schwiegertochter?« antwortete Denise gelassen.
»Das kann noch Jahre dauern.« Alexander schaute in den stillen Park hinab, der Gut Schoeneich umgab. Hinter den mächtigen alten Bäumen schimmerte die glänzende Sichel des Mondes. Es war ein wunderschönes, friedliches Bild. »Zuerst muß Sascha sein Studium beenden und sich einen eigenen Wirkungskreis aufbauen.«
»Sascha ist erwachsen. Es könnte doch auch sein, daß er sich schon früher verliebt.«
Alexander drehte sich um, schaute zu seiner Frau