Das Gesetz ist stärker: Die großen Western 253
Von Joe Juhnke
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Über dieses E-Book
Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).
Müden Schrittes durchwandert ein Fremder die staubige Straße des kleinen Grenzforts am Colorado-River. Seine Kleidung ist mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Hager ist sein Antlitz, und seine Augen liegen tief in ihren Höhlen. Ohne Zweifel, der Mann muß einen weiten, beschwerlichen Weg hinter sich haben.Mißtrauisch beobachten ihn die Augen Tim Barkers. Barker ist Sheriff in Fort Mohawe. Ihm untersteht die kleine Ansiedlung, die um das eigentliche Fort herum entstanden ist. Der Fremde gefällt ihm nicht, auch wenn er keine Waffen trägt.Als der Mann die Höhe des Office erreicht hat, tritt Barker aus dem Schatten der Hausfront auf die Straße.»Hallo«, sagt der hagere Sheriff gedehnt und lehnt sich lässig an einen Pfosten des Vordaches, dabei rollt er seine Zigarette von einem Mundwinkel zum anderen.Der Fremde bleibt stehen und blickt hinüber. Dabei greift er rein mechanisch nach den Zügeln seines Gaules, der ebenso müde hinter ihm herzockelt. Schwaches Lächeln bricht sich mühsam Bahn in die staubigen Züge seines Gesichtes. »Hallo«, grüßt er dann zurück.»Du kommst wohl von weit her?»Yeah, aus der Sierra«, gibt der Fremde bereitwillig Auskunft. Mit elegantem Ruck hat sich inzwischen Barker von dem Tragebalken gelöst und ist auf den Reiter zugetreten. Der Stern glänzt auf seiner Brust, seine Sporen klirren hell.»Hm«, der Sheriff scheint zu überlegen, »trieb dich der Zufall ausgerechnet hierher?»Wie man's nimmt, Sheriff.
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Das Gesetz ist stärker - Joe Juhnke
Die großen Western
– 253 –
Das Gesetz ist stärker
Joe Juhnke
Müden Schrittes durchwandert ein Fremder die staubige Straße des kleinen Grenzforts am Colorado-River. Seine Kleidung ist mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Hager ist sein Antlitz, und seine Augen liegen tief in ihren Höhlen. Ohne Zweifel, der Mann muß einen weiten, beschwerlichen Weg hinter sich haben.
Mißtrauisch beobachten ihn die Augen Tim Barkers. Barker ist Sheriff in Fort Mohawe. Ihm untersteht die kleine Ansiedlung, die um das eigentliche Fort herum entstanden ist. Der Fremde gefällt ihm nicht, auch wenn er keine Waffen trägt.
Als der Mann die Höhe des Office erreicht hat, tritt Barker aus dem Schatten der Hausfront auf die Straße.
»Hallo«, sagt der hagere Sheriff gedehnt und lehnt sich lässig an einen Pfosten des Vordaches, dabei rollt er seine Zigarette von einem Mundwinkel zum anderen.
Der Fremde bleibt stehen und blickt hinüber. Dabei greift er rein mechanisch nach den Zügeln seines Gaules, der ebenso müde hinter ihm herzockelt. Schwaches Lächeln bricht sich mühsam Bahn in die staubigen Züge seines Gesichtes. »Hallo«, grüßt er dann zurück.
»Du kommst wohl von weit her?«
»Yeah, aus der Sierra«, gibt der Fremde bereitwillig Auskunft. Mit elegantem Ruck hat sich inzwischen Barker von dem Tragebalken gelöst und ist auf den Reiter zugetreten. Der Stern glänzt auf seiner Brust, seine Sporen klirren hell.
»Hm«, der Sheriff scheint zu überlegen, »trieb dich der Zufall ausgerechnet hierher?«
»Wie man’s nimmt, Sheriff.«
»Das ist doch keine vernünftige Antwort auf eine anständige Frage.«
Barker spuckt den Zigarettenstummel aus und zwirbelt energisch die Enden seines Schnurrbartes. Sein Blick wird scharf und durchdringend. Doch der andere läßt sich keineswegs einschüchtern und lächelt gleichbleibend freundlich zurück. »Es soll gar keine Antwort sein, Sheriff. Ich suche lediglich eine Unterkunft in diesem Nest, mehr aber nicht.«
»Und für wie lange?«
Der andere zuckt mit den Schultern. »Das kommt noch darauf an.«
»Worauf?«
»Auf die Umstände.«
Wieder scheint Barker den mühsam aufgenommenen Faden verloren zu haben. Erst räuspert er sich vernehmlich, um dann zu fragen: »Wie heißt du?«
Jetzt schiebt der Fremde leicht den Kopf vor. Waches Lauern steht in seinen braunen Augen.
»Dutch Searcy.«
»Dutch Searcy?« Barker deutet die Straße hinauf. »Im Colorado-Hotel kannst du übernachten.«
»Danke, Sheriff.«
Dutch Searcy wandert weiter. Er ist müde und völlig abgekämpft vom weiten Weg. Er hat nur noch einen einzigen Wunsch, schlafen und nochmals schlafen.
Er findet ein freundliches Zimmer im Colorado-Hotel und ein wirklich weiches Bett, nach dem er sich schon seit Wochen sehnte.
Dutch Searcy ahnt nicht, daß zur gleichen Stunde Sheriff Barker rauchend hinter seinem Schreibtisch hockt und einen dicken Band mit alten Fahndungsblättern studiert.
Dutch Searcy schläft tief und traumlos.
Die nächste Begegnung zwischen Dutch und dem Sheriff findet genau vierundzwanzig Stunden später statt.
Dutch Searcy ist völlig ausgeruht, und sein Körper steckt voller Tatenkraft. Er kaut gerade an einem mächtigen Steak, als die Eingangstür des Hotels aufspringt und der Sheriff sporenklirrend über die Schwelle tritt.
Barker steht im Vorraum, von dem aus eine Treppe zu den, im oberen Stockwerk gelegenen Fremdenzimmer führt. Er hört den tiefen Baß des Beamten, und dann nähern sich seine Schritte.
Als Barker dann auf einmal vor dem Fremden steht, wirkt er irgendwie drohend.
Er hat adlergraue Augen, die zum Teil hinter den Lidern verborgen liegen. Seine Züge sind markant und von vielen Furchen durchzogen. Er trägt auf der linken Seite einen schweren Colt, und die Art, wie er ihn tief auf dem Schenkel hängen hat, beweist, daß er ein fixer Schütze sein muß.
Sie blicken sich beide abschätzend an. Dann zieht Barker wortlos mit dem Fuß einen Stuhl heran und hockt sich darauf nieder.
»Du heißt Searcy?« fragt er abrupt. Dutch wischt sich lächelnd mit der Serviette über die Lippen.
»Ich sagte es Ihnen bereits gestern schon«, erwidert er und greift nach der Tasse mit dampfendem Kaffee.
»Dutch Searcy?«
»Well.«
»Nicht Mac Searcy?«
Ein leichtes Aufzucken von Dutchs Brauen beweist, daß ihn diese plötzliche Frage doch etwas überrascht. Aber trotzdem bleibt das Lächeln in seinem Antlitz.
»Mac Searcy war mein Onkel. Mir scheint, Sie kannten ihn wohl, Sheriff?«
»Irrtum«, erwiderte Barker, »ich habe mich nur mit deiner Visage beschäftigt, während du geschlafen hast.« Hartes Lächeln bricht dabei aus seinen Mundwinkeln. »Auch habe ich mich etwas in deinem Zimmer umgesehen.«
»In meinem Zimmer?« Nun scheint Dutch doch ehrlich überrascht. »Es war doch von innen verriegelt?«
Barker lacht trocken auf. »Was bedeutet schon ein Riegel, Searcy, wenn man etwas von einem Schloß versteht?«
»Und was bezwecken Sie damit?«
Doch Barker scheint diese berechtigte Frage zu überhören. Er dreht sich mit der Rechten geschickt eine Zigarette und schiebt sie sich zwischen die schmalen Lippen. Dann stemmt er beide Fäuste auf die Tischplatte.
»Wo steckt dein Onkel?« fragt er. Einen Augenblick schweigt Dutch, dann aber lacht er laut los.
»Wenn ich das wüßte, Sheriff, dann ging es mir besser.«
»Du hast eine ganze Menge Geld dabei, fast neunhundert Dollar.«
»Sie haben ja genau gezählt, Sheriff. Mit welchem Recht?«
Barker winkt aber ohne Antwort ab. Er lehnt sich zurück, und seine Hände laufen spielerisch über den Tischrand.
»Du kommst aus Dakota, aus Burlington.«
Jetzt ist Dutchs Lächeln plötzlich eingefroren. Blitzschnell arbeiten seine Gedanken. Er besitzt weder einen Paß noch sonst etwas, aus dem der Sheriff diese Feststellung entnehmen konnte. Und trotzdem stimmt es, was er sagt, sogar haargenau. Unmerklich bewegt er den Kopf. Dutch Searcy liegt plötzlich auf der Lauer, denn er spürt deutlich, dieser riesige Sheriff ist für ihn gefährlich.
»Darf ich fragen…«
Wieder winkt Barker ablehnend ab. »Du gehörtest dem 8. Regiment der Nordstaaten an. Du unterstandest Major Cooper. Du wurdest dann von Admiral Farragut mit dem ›Goldenen Stern‹ ausgezeichnet und vom einfachen Soldaten zum Leutnant befördert.«
Dutch Searcy ist sprachlos. Ihm bleibt glatt die Luft weg. Dieser Mann, den er doch nie gesehen hat, deckt hier ein Stück Vergangenheit auf, das weit zurückliegt. Und jedes Wort dieses Mannes stimmt haargenau.
Er sieht die harten Züge des Sprechers, hört wie im Traum dessen Stimme, als der Sheriff fortfährt: »Zwei Jahre später warst du bereits Major und Führer einer Sondergruppe, der es im Shenandoah-Tal mit einem Handstreich gelang, eine der letzten Goldreserven der Konföderierten zu kapern.«
»Wo steht das geschrieben?« Dutch fährt sich hastig über die trockenen Lippen.
Langsam hebt der Riese den Arm. Er tippt an seine Stirn und lächelt. »Hier, Searcy, hier drinnen. Und es wird auch ewig dort bleiben, denn ich war seinerzeit der Mann, der den Goldtreck führte.«
»Donnerwetter«, flüstert Searcy. Unwillkürlich spannen sich seine Muskeln. Er prüft die Züge des anderen, seine Augen, doch er erkennt nichts Feindliches in ihnen. Im Gegenteil. Sie sind nicht mehr so hart, so abweisend. Deshalb entspannt sich auch sein Körper wieder. »Es war eine höllische Sache damals, Sheriff. Die Jungs machten uns ordentlich zu schaffen. Ich hoffe, Sie sind nicht nachtragend.«
»Es freut mich, den Mann wiederzutreffen, der mich damals zu schlagen wußte. Ich kenne auch den weiteren Verlauf deines Lebens, Searcy.«
Barker winkt den Keeper herbei und bestellt eine Flasche Whisky.
»Du warst nach dem Kriege ein Jahr in Memphis am Mississippi. Dann später in Wyoming. Zuletzt in Kansas City. Und seit der letzten Station trägst du keine Eisen mehr.«
»Dann weißt du auch, weshalb?« Dutchs Miene verfinstert sich.
Barker nickt, während der Keeper zwei Gläser füllt und wieder zurückgeht. »Du hast einen Mann, namens Dick Powell, erschossen. Dieser Dick Powell war Driver auf dem Kansastrail. Er hatte keinen guten Ruf.«
»Aber er war betrunken, als ich ihn tötete. Ich brauchte es nicht zu tun.«
»Er hatte dich aber schwer beleidigt.«
»Es waren aber doch nur Worte.«
»Es gibt auch Worte, die töten können.«
»Sprechen wir nicht mehr weiter darüber«, bittet Dutch, und seine Hand umspannt das Glas, »trinken wir lieber auf unsere Begegnung.«
Barker nickt, und sie stoßen zusammen an.
Fast den ganzen Nachmittag bleiben die beiden Männer, deren Schicksal sie einmal zu Feinden und plötzlich zu Freunden macht, zusammen. Sie sprechen angeregt von den alten Zeiten und genehmigen sich so manchen Drink.
Dann ist es wieder Barker, der dem Thema eine neue Richtung gibt.
»Was führt dich aber nun eigentlich hier nach Mohawe?«
Zuerst zögert Dutch mit der Antwort, doch schließlich gibt er sich einen Ruck. »Ein Mann namens Tuffy.«
»Wie, der verrückte Alte?« Barker schüttelt verwundert den Kopf. »Was willst du denn von ihm?«
»Ich hoffe, daß er mir helfen kann. Ich suche nämlich meinen Onkel.«
»Und was hat dieser Tuffy mit ihm zu tun?«
»Man sagte mir, er habe so etwas wie einen sechsten Sinn.«
»Well, das hat er auch«, lacht Barker dröhnend auf, »ich würde diesen Sinn aber eher Blödsinn nennen.«