Nur ein Kopfgeldjäger: Missouri - Band 6
Von Wolf G. Star
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Über dieses E-Book
Ein packender Westernroman von Wolf G. Star, einem bekannten deutschen Westerschriftsteller.
Ähnlich wie Nur ein Kopfgeldjäger
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Buchvorschau
Nur ein Kopfgeldjäger - Wolf G. Star
Heft
Nur ein Kopfgeldjäger
Wolf G. Star
Impressum
Copyright: Novo-Books im vss-nerlag
Jahr: 2023
Lektorat/ Korrektorat: Franz Groß
Covergestaltung: Hermann Schladt
Verlagsportal: www.novobooks.de
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig
»Sie wünschen bitte?« Fragend sieht Ike Mercer den blassen schmächtigen Mann an. »Ich wollte den Store gerade schließen, Mister, aber selbstverständlich werde ich Sie noch bedienen.«
»Das ist aber auch verdammt notwendig«, krächzt der seltsame Kunde. »Wir werden unser Geschäft ganz schnell abwickeln, darauf kannst du dich verlassen.«
Der Storekeeper starrt entsetzt in die Mündung des Fünfundvierzigers, der ihm unter die Nase gehalten wird.
»Was soll das?« stammelt er dann hilflos. »Bitte, nehmen Sie das Ding weg. Ich .. . Was wollen Sie?«
Der Bandit lacht böse. »Nur keine Panik. Du bist mich gleich wieder los, und wenn du keine Schwierigkeiten machst, passiert dir auch nichts. Also, wo ist der Zaster? Mach schnell, meine Geduld ist bald zu Ende.«
Ike Mercer schüttelt den Kopf. »Bei mir ist nichts zu holen, Mister. Glauben Sie mir, ich bin ein armer Mann . . .«
»Quatsch nicht«, fährt ihn der Outlaw an. Mit dem Daumen spannt er den Hammer seines Revolvers. Das trockene Knacken steht drohend im Raum. »Du hast noch genau zehn Sekunden, dann . . .«
Der Storehalter beißt sich auf die Lippen. Schweißperlen stehen auf seiner Stirn. Langsam wendet er sich um und greift unter die Ladentheke.
Mit einem Satz ist der Räuber bei ihm und stößt ihn beiseite. »Keine faulen Tricks«, schreit er nervös.
Der Storekeeper taumelt zurück und prallt gegen ein Regal. Schwach schüttelt er den Kopf. Mit zitternder Hand weist er auf die Geldkassette.
Gierig nimmt der Mann den Metallkasten an sich und öffnet ihn. »Ist das alles?« ruft er enttäuscht, als er die paar Dollarscheine in den Fingern hält.
Angstvoll nickt der alte Mann. »Wir sind arme Leute, Mister. In diesem elenden Land kommt man nicht zu Reichtum.«
Knurrend stopft sich der Outlaw das Geld in die Hosentasche. »Bleib schön in deinem Loch«, sagt er warnend. »Wenn du in den nächsten fünf Minuten herauskommst, fängst du eine Kugel ein. Verstanden?«
Ike Mercer nickt schnell. Rückwärtsgehend tastet sich der Gesetzlose zur Tür und ist gleich darauf aus dem Store. Mit weiten Schritten geht er über die Straße in den Saloon. Keinen Gedanken verschwendet er daran, dass der Überfallene eventuell Alarm schlagen könnte.
Mit dem Stiefel tritt er die Pendeltür auf, krachend schlagen die Türflügel gegen die Wand. Die wenigen Gäste sehen erschrocken zum Eingang, alle Gespräche verstummen. Mit eisigem Gesicht geht der Outlaw zur Theke, seine Rechte schwebt griffbereit über dem Revolverknauf.
»Whisky!« Heiser hängt der Ruf in der Luft.
Hap Miller, der Saloonbesitzer, stellt mit ausdrucksloser Miene ein Glas und eine Flasche vor den ungebetenen Gast. Das wüste, ungepflegte Gesicht verrät ihm, auf welcher Seite des Gesetzes dieser Fremde steht.
Auch die Gäste im Lokal haben das längst erkannt. Die Unterhaltungen werden nur noch im Flüsterton geführt. Mancher scheue Blick trifft den unwillkommenen Besucher.
Der Outlaw hat inzwischen die Flasche entkorkt und trinkt mit gierigen Schlucken. Das Glas auf der Theke beachtet er gar nicht. Schmatzend setzt er schließlich ab und grinst anerkennend.
»Guter Stoff«, dröhnt seine Stimme durch den Raum.
Seine Faust donnert auf die Theke. »Keeper, eine Runde für die Gentlemen in dieser lausigen Kneipe!«
Ohne Widerrede füllt Hap Miller sechs Gläser und bringt sie seinen Gästen. Er wirft einen warnenden Blick dem jungen Cowboy zu, der schon einige Minuten lang mit geballten Fäusten am Tisch sitzt.
»So ist es recht«, freut sich der Bandit, als der Salooner wieder hinter der Theke steht. Er langt seine Flasche vom Tresen und schwenkt sie durch die Luft. »Cheers! Auf das Wohl eures Gönners Duke Burns!«
Gehorsam nehmen die Männer ihre Gläser, nur der Cowboy nicht. Er sitzt allein an seinem Tisch und starrt finster vor sich hin, der Spendierer stutzt.
»He«, sagt er lauernd, »was ist mit dir, du Kuhtreiber? Willst du meine Einladung ablehnen?«
Der Junge sieht den Mann verächtlich an. »Du kannst deinen Fusel selber saufen«, meint er abfällig. »Ich trinke nicht mit jedem dahergelaufenen Strolch.«
Totenstille herrscht nach seinen Worten. Duke Burns wird bleich. Er brüllt wütend auf. Blitzschnell hat er seinen Colt gezogen und richtet ihn auf den jungen Cowboy, der ausgesprochen hat, was alle denken.
»Du wirst dich sofort entschuldigen«, verlangt Duke Bums mit kaltem Lächeln. »Im andern Fall wirst du dich mit mir schießen müssen. Eine solche Beleidigung kann ich nicht durchgehen lassen. Also?«
»Hören Sie, Mister«, versucht der Salooner das Unheil noch abzuwenden, aber der Bandit fährt blitzschnell herum. »Halt's Maul«, faucht er, »sonst bist du auch gleich dran. Also, ich warte.« Er wendet sich wieder an seinen Herausforderer.
Der Cowboy ist blass geworden, aber mit fester Stimme antwortet er: »Ich schieße mich auch nicht mit dir. Du musst auf deinen Triumph verzichten.«
»Das glaubst du«, zischt Burns hasserfüllt, »es macht mir nicht das geringste aus, dir eine Kugel in den Kopf zu jagen.«
»Dann wirst du aber nicht weit kommen«, stellt eine ruhige Stimme fest.
Der Outlaw fährt herum. Die Anwesenden atmen erleichtert auf.
»Du kommst im richtigen Moment, Sheriff«, stellt der Salooner zufrieden fest.
»Das sehe ich, Hap«, entgegnet der Sternträger.
Er steht mitten im Raum und hat die Hände in die Hüften gestützt. Niemand hat seinen Eintritt bemerkt. Aufmerksam mustert er den Randalierer.
»Du wirst jetzt deinen Whisky austrinken und dann unsere Stadt verlassen«, fordert er bestimmt.
»Das könnte euch so passen«, faucht der Bandit. »Ich bin ein friedlicher Bürger und kann meinen Whisky trinken, wo es mir beliebt. Der Grünschnabel hat mich beleidigt, als er meine Einladung ablehnte.«
Der Sheriff schüttelt den Kopf. »Deshalb brauchst du nicht gleich verrückt zu spielen. Es bleibt dabei. Du wirst reiten.«
Blanker Hass steht in den Augen des Angesprochenen, aber gegen den Gesetzeshüter wagt er nicht vorzugehen. Wortlos steckt er den Revolver ins Halfter und wendet sich zur Tür. Doch er kommt nicht weit. Schnelle Schritte sind auf dem Stepwalk zu hören, dann wird die Schwingtür aufgestoßen.
»Sheriff!« keucht Ike Mercer atemlos. »Ich suche dich überall. Ich bin . . .«
Entsetzt hält er inne. Mit großen Augen starrt er auf Duke Burns, der zurückgewichen ist und nun mit dem Rücken zum Tresen steht.
»Das - ist er«, stottert der Storekeeper.
»Was ist los, Ike?« will der Sheriff wissen. »Kennst du den Mann?«
Heftig nickt der Alte. »Er war vor einer halben Stunde bei mir und hat mich überfallen. Mein ganzes Geld hat er mitgenommen.«
»Das ist eine unverschämte Lüge«, schreit Duke Burns los. »Ich habe diesen Gartenzwerg noch nie gesehen.«
»Er hat fünfundsechzig Dollar in der linken Hosentasche«, sagt der Storebesitzer. »Das ist meine gesamte Tageseinnahme.«
Der Sheriff nickt. »Okay, Ike. Wir werden uns gleich überzeugen.«
»Das werdet ihr nicht«, sagt der Outlaw zischend. »Wer mir zu nahe kommt, den lege ich um!«
Unbemerkt hat er wieder seine Waffe gezogen und bedroht nun die Männer im Saloon.
»Du bist ziemlich voreilig mit dem Schießeisen, was?« spottet der Sheriff, ohne die Ruhe zu verlieren. »Gib auf, Mann. Du machst alles nur noch schlimmer.«
»Niemals«, wehrt Duke Burns ab, »Keine falsche Bewegung! Ich drücke sofort ab.«
Das irre Flackern in den Augen des Banditen warnt den Sheriff. »Du kommst nicht weit«, versucht er es noch einmal.
»Das lass nur meine Sorge sein!« Duke Burns grinst schief.
Langsam zieht er sich zur Tür zurück. Keinen der Männer lässt er aus den Augen. Nun hat er den Eingang erreicht.
»Bleibt schön hier drin«, sagt er warnend. »Wer seinen Kopf zur Tür hinausstreckt, braucht einen Sarg!«
Mit einem Satz ist er draußen und verschwindet in der Dunkelheit.
»Halt!« ruft der Sheriff, als die Männer wie auf ein geheimes Kommando zur Tür stürmen. »Wollt ihr euch abknallen lassen? Wer sagt euch denn, dass er nicht da draußen auf uns lauert?«
»Willst du ihn entkommen lassen?« fragt der junge Cowboy wütend. »Das ist ein ganz gefährlicher Bursche, dem das Handwerk gelegt werden muss.«
»Aber nicht mehr in dieser Nacht«, antwortet der Sheriff bestimmt. »Ich will nicht riskieren, dass er jemanden abknallt. Morgen werde ich seine Spur aufnehmen.«
»Dann ist er über alle Berge«, sagt der Storekeeper. »Mein Geld sehe ich nie wieder.«
»Warum bist du nicht gleich zu mir gekommen?« will der Sheriff wissen. »Dann hätten wir gewusst, was für einen Vogel wir da vor uns haben.«
Ike Mercer senkt den Kopf. »Er hat gedroht, mich niederzuschießen, wenn ich den Laden verlasse«, gibt er zu.
»Seid mal still«, fordert der Sheriff die Männer auf. »Ich glaube, er reitet davon.«
Verblüfft schweigen alle. Tatsächlich ist fernes Hufgeklapper zu vernehmen.
»Das kommt näher«, stellt der Cowboy fest. »Das ist ein anderer.«
»Vielleicht hat er noch Komplicen?« vermutet Ike Mercer angstvoll. »Wenn sie jetzt alle zusammen kommen . . .«
»Sei ruhig, verdammt«, unterbricht ihn der Stemträger.
Deutlich ist inzwischen zu hören, dass ein einzelner Reiter näher kommt. Vor dem Saloon verstummen die Geräusche.
»Passt auf, Männer«, mahnt der Sheriff. »Aber wartet auf meinen Befehl!«
Der Laut von festen Schritten dröhnt in den Schankraum, dann taucht ein hochgewachsener Mann in der Tür auf. Sofort fällt ihm die feindselige Haltung der Männer im Saloon auf. Wachsam bleibt er stehen,