Die beiden Lords: Missouri - Band 4
Von Stan Costner
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Über dieses E-Book
Ein spannender Western mit einer guten Portion Humor.
Stan Kostner ist das Pseudonym eines bekannten deutschen Autors.
Ähnlich wie Die beiden Lords
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Buchvorschau
Die beiden Lords - Stan Costner
Titel
Die beiden Lords
Stan Costner
Impressum
Copyright: Novo-Books im vss-verlag
Jahr: 2023
Lektorat/ Korrektorat: Franz Groß
Covergestaltung: Hermann Schladt
Verlagsportal: ww.novobooks.de
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verfassers unzulässig
1.
Eine Staubwolke bewegte sich mit hoher Geschwindigkeit über die nur hier und da mit Grasbüscheln bewachsene Steppe. Der Reiter, der sie verursachte, trieb sein Pferd aufs Äußerste an, und er hatte offensichtlich einen guten Grund dafür: Keine fünfzig Meter hinter ihm folgte eine zweite Staubwolke. Zum wiederholten Mal blickte sich der vordere Reiter um, und als er feststellen musste, dass sein Verfolger rasch näher kam, zog er seinen Revolver und feuerte blindlings zwei Schüsse in dessen Richtung. Die Antwort kam unverzüglich und ebenso wirkungslos: Von einem galoppierenden Pferd aus mit einem Revolver auf diese Entfernung einen anderen Reiter zu treffen, war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit.
Von einem nicht allzu weit entfernten Hügel beobachteten zwei gegensätzliche Gestalten das Geschehen. Die eine war sehr lang und sehr hager, die andere hingegen auffällig klein und dick. Letztere mochte etwa vierzig Jahre alt sein und trug neben kohlrabenschwarzem Haupthaar auch einen ebensolchen Backenbart. Die lange Gestalt schien einige Jahre älter zu sein, denn ihr ehemals schwarzes Haar und ihr Schnauzbart wiesen bereits einen leichten grauen Einschlag auf.
Als wollten die beiden Beobachter ihre körperlichen Gegensätze durch ihre Kleidung kaschieren, waren beide in Anzüge aus dem gleichen graukarierten Stoff gewandet, deren Schnitt erahnen ließ, dass zumindest die Anzüge, aber wahrscheinlich auch deren Träger, nicht aus dieser Gegend stammten. Dieser Eindruck wurde verstärkt durch die schwarzen Zylinderhüte, die die Kopfbedeckung der beiden bildeten.
Die Pferde, auf denen die beiden unterschiedlichen Gestalten saßen, wiesen beinahe dasselbe Grau auf wie die Anzüge ihrer Reiter, und auch das Fell der beiden Packmulis, die dahinter standen und die unerwartete Ruhepause genossen, war von dieser Farbe, so dass ein unvoreingenommener Betrachter unwillkürlich auf den Gedanken kommen musste, die beiden Gestalten hätten ihre Reit- und Packtiere nach der Farbe ihrer Anzüge ausgewählt.
Einer der beiden Reiter – der kleine Dicke – hatte ein im hellen Sonnenlicht blinkendes Teleskop an sein rechtes Auge gesetzt und folgte mit ihm der Route der beiden Staubfahnen.
„Jetzt halten sie an, Euer Lordschaft", informierte er den Langen, ohne das Fernrohr abzusetzen.
Der Angesprochene nickte. Er hielt, in Ermangelung eines eigenen Glases, die rechte Hand zum Schutz gegen die bereits tief stehende Sonne über die Augen und starrte ebenfalls in Richtung der beiden Staubwolken, die sich nun langsam zu legen begannen.
„Ich sehe es, Euer Lordschaft", antwortete er.
„Es sieht so aus, als wollten sie sich prügeln – mit den bloßen Fäusten, wie ordinär! Halt, nein, jetzt ziehen sie ihre Pistolen!"
Grauer Rauch kräuselte beinahe gleichzeitig aus den beiden Mündungen, und kurz darauf erreichte der doppelte Knall die Ohren der Beobachter. Der Lange kniff die Augen zusammen und fragte: „Was ist passiert, Euer Lordschaft?"
Der Dicke setzte das Glas ab und sagte, mit einem leichten Bedauern in der Stimme: „Sie haben sich gegenseitig erschossen, Euer Lordschaft!"
„Oh!"
„Schade, fuhr der Dicke fort, während er das Teleskop zusammenschob und in seinem am Sattel hängenden Futteral verstaute, „nun werden wir wohl nie erfahren, welcher von beiden der Gute und welcher der Böse war!
„Ach! Es gibt auch Gute in diesem Land?"
*
„Dead Man’s Point stand auf dem Schild, das am Beginn einer Anhäufung von einem guten Dutzend Gebäuden stand, zwischen die der Abendwind lange Sand- und Staubfahnen hindurch trieb. Für die meisten davon wäre die Bezeichnung „Hütte
geschmeichelt gewesen; positiv heraus ragten lediglich drei Häuser: Der Saloon, unmittelbar rechts hinter dem Ortsschild, ein daran anschließendes Hotel sowie etwas, das wie ein Gemischtwarenladen aussah. Die beiden Graugekleideten stiegen vor dem Saloon ab und banden ihre Reittiere an, bevor sie gemeinsam das Etablissement betraten. Außer ihnen befand sich niemand in dem kleinen, düsteren Schankraum, dessen Mobiliar von jemandem zusammengezimmert schien, der niemals gehört hatte, dass es bereits seit Jahrtausenden so etwas wie ein Schreinerhandwerk gab.
Der Lange hüstelte verhalten, und als sich nach ungefähr einer Minute niemand blicken ließ, hüstelte auch der Dicke – deutlich lauter, aber mit ebenso wenig Erfolg. Schließlich trommelte der Lange mit dem Ende des verzierten, hölzernen Stockes, den er stets bei sich trug, aber nicht zum Gehen zu benötigen schien, auf die Bar. Jetzt endlich regte sich etwas im Haus; eine Tür knarrte protestierend in ihren Angeln, und aus dem Dunkel des hinter dem Schanktisch liegenden Ganges schälten sich langsam die Umrisse einer bulligen Gestalt.
„Was gibt’s?"
Der Mann, der diese unfreundlichen Worte ausgestoßen hatte, mochte vielleicht fünfzig Jahre alt sein. Sein breites, gerötetes Gesicht war von mehrere Tage alten Bartstoppeln sowie einer Narbe verunziert, die sich quer über die linke Wange hinzog. Zwei kleine, tief in ihren Höhlen liegende Augen musterten die beiden unerwarteten Gäste.
„Was gibt’s?", wiederholte der Barkeeper, auf den die zwei Graugekleideten offensichtlich keinen besseren Eindruck machten als er selbst auf diese.
„Können wir bei Ihnen etwas zu trinken bekommen, guter Mann?", fragte der Dicke.
Der Barkeeper zog eine Braue hoch, sah sich demonstrativ um und antwortete dann: „Was hätten die Herren denn gerne? Eine Flasche Champagner aus Paris vielleicht? Oder zwei Gläser lauwarme Milch? Unvermittelt brüllte er: „Natürlich können Sie hier was zu trinken bekommen, Mister! Das ist ein Saloon!
Der Lange hatte bei diesem Ausbruch, um seine Fassung ringend, indigniert die Augen geschlossen, während der Dicke sich bemüßigt fühlte richtigzustellen: „Es heißt nicht Mister, Mister, sondern Euer Lordschaft, Mister, und wir hätten gerne zwei große Gläser schönen, kalten Bieres, Mister!"
Die Kinnlade des Barkeepers klappte herunter und sein ohnehin nicht gerade bleiches Gesicht nahm einen flammendroten Farbton an. Er schnappte hörbar nach Luft und es dauerte einige Sekunden, bis er sich wieder so weit gefasst hatte, dass er hervorstoßen konnte: „Fünfundvierzig Jahre lang musste ich jeden, der nicht aus unserem Dorf bei Kilkenny stammte, mit Euer Lordschaft anreden, Mister! Dann hatte ich endlich genug Geld zusammen, um die Überfahrt in ein Land bezahlen zu können, in dem angeblich alle gleich sind, und was passiert, Mister? Es kommen zwei komische Figuren in meinen Saloon und verlangen von mir, dass ich sie mit Euer Lordschaft anrede! Nur über meine Leiche, Mister, so wahr ich Patrick Kirkpatrick heiße, Mister!"
Der Lange räusperte sich und warf seinem Reisebegleiter einen vielsagenden Blick zu. „Nun, meinte er dann, „in Anbetracht der Tatsache, dass wir uns hier in den Kolonien befinden, können wir, denke ich, auf diese Formalitäten verzichten. Nicht wahr, Euer Lordschaft?
„Wenn Sie meinen, Euer Lordschaft!, antwortete der Dicke. Dann wandte er sich an den irischen Barkeeper und fügte in versöhnlichem Ton hinzu: „Also, wir hätten gerne zwei große Gläser kalten Bieres und eine Auskunft, wenn Sie es, äh, einrichten können. Wir werden Sie auch nicht schlecht dafür bezahlen!
Patrick Kirkpatrick, der sich genauso schnell wieder abgeregt hatte, wie er in Wut geraten war, zuckte mit den Achseln. Dann stellte er zwei Gläser auf den Tresen, und während er sie mit dem gewünschten Getränk füllte, brummte er: „Ist schon gut. Bin es nur einfach leid, das ewige