Der Geisterjäger 6 – Gruselroman: Knockout für den Dämon
Von Andrew Hathaway
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"Du wirst den nächsten Kampf absichtlich verlieren, Paul", sagte der Schläger mit der plattgedrückten Nase. "Oder du lernst Hashamaturo kennen." Paul Waker ballte die Fäuste. "Ich boxe, so gut ich kann!" brüllte er den Erpresser an. "Soll ich es dir beweisen?" Der Gangster schüttelte grinsend den Kopf. "Nicht nötig, Paul! Ich zeige dir jetzt Hashamaturo. Danach wirst du deine Meinung ändern!" er junge Boxer starrte den Gangster wütend an. "Und wer ist dieser Hashamaturo, wenn man fragen darf?" rief er scharf.
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Der Geisterjäger 6 – Gruselroman - Andrew Hathaway
Der Geisterjäger –6–
Knockout für den Dämon
Roman von Andrew Hathaway
»Du wirst den nächsten Kampf absichtlich verlieren, Paul«, sagte der Schläger mit der plattgedrückten Nase. »Oder du lernst Hashamaturo kennen.«
Paul Waker ballte die Fäuste. »Ich boxe, so gut ich kann!« brüllte er den Erpresser an. »Soll ich es dir beweisen?«
Der Gangster schüttelte grinsend den Kopf. »Nicht nötig, Paul! Ich zeige dir jetzt Hashamaturo. Danach wirst du deine Meinung ändern!«
Der junge Boxer starrte den Gangster wütend an. »Und wer ist dieser Hashamaturo, wenn man fragen darf?« rief er scharf.
Der Schläger grinste noch breiter.
»Ein Dämon«, sagte er. »Ein grauenhafter Dämon!«
*
Paul Waker starrte den Unbekannten wie einen Irren an. Er wußte von diesem Gangster nur, daß er von Pedro Cillenti kam. Und Pedro Cillenti kannte jeder, der sich in Großbritannien mit Boxsport beschäftigte. Er war eine Ratte, aber eine ganz große Ratte. Er beherrschte bereits fünfzig Prozent der Boxszene. Ein skrupelloser Verbrecher, der über Leichen ging, wenn er daran Geld verdiente.
Diese Schlägertype kam in Pedro Cillentis Auftrag und wollte Paul Waker zwingen, den nächsten Kampf zu verlieren. Das war eine ernste Bedrohung, denn alle wußten, was mit Boxern geschah, die sich Cillentis Befehlen widersetzten. Sie landeten im günstigsten Fall im Krankenhaus. Im ungünstigsten Fall bekamen sie ein schlichtes Kreuz mit einer ergreifenden Inschrift. Mehr nicht.
Es war für Paul Waker schon schlimm genug, daß er mit dreiundzwanzig Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere verlieren sollte. Aber daß dieser miese kleine Gangster mit der flachgeschlagenen Nase plötzlich von einem Hashamaturo daherfaselte, der angeblich ein Dämon sein sollte, das ging doch zu weit.
Paul schlug zu. Seine Rechte kam gestochen und ohne Ansatz. Trotzdem erwischte er den Gangster nicht, weil dieser einen gemeinen Trick anwandte. Er versetzte einem Stuhl einen Fußtritt. Der Stuhl kippte Paul direkt vor die Beine.
Der junge Boxer stürzte, wollte hochschnellen und blickte in die schwarze Mündung eines bulligen Revolvers.
»Bleib liegen!« befahl der Gangster. »Eine falsche Bewegung, und ich blase dir das Gehirn aus dem Schädel!«
Paul Waker rührte sich nicht. Er lag auf dem Teppich in seinem Wohnzimmer, hilflos dem Verbrecher ausgeliefert. Gegen einen oder zwei Männer konnte er etwas unternehmen, aber nichts gegen einen Revolver. Eine Kugel war schneller als seine Faust.
»Langsam aufstehen!« befahl der Gangster und wich vorsichtshalber einige Schritte zurück. »Umdrehen!«
Paul Waker hatte keine andere Wahl. Er raffte sich auf, hielt dabei die Hände in Schulterhöhe und drehte sich um.
»Und wie geht es weiter?« fragte er mit zusammengebissenen Zähnen. Die Wut ließ das Blut in seinen Ohren rauschen. Nur ein Rest von klarem Verstand bewahrte ihn vor einer unüberlegten Aktion.
»So geht es weiter«, sagte der Gangster dicht hinter ihm.
Im nächsten Moment krachte der Revolverlauf mit mörderischer Wucht gegen Pauls Hinterkopf.
Stöhnend brach der junge Boxer in die Knie, drehte sich noch im Fallen und schlug nach dem Angreifer, doch seine Attacke verpulverte wirkungslos.
Paul Waker wurde bewußtlos. Er sah nicht, daß ein zweiter Mann seinen Bungalow betrat. Gemeinsam trugen die Verbrecher den Boxer aus dem Haus und luden ihn in einen bereitstehenden Lieferwagen. Es gab keine Zeugen für diesen hinterhältigen Überfall.
»Da wird sich Hashamaturo aber freuen«, sagte der zweite Mann grinsend.
»Nicht so eilig«, bremste ihn der Kerl mit der plattgeschlagenen Nase. »Vorläufig sollen wir Waker den Dämon nur zeigen. Erst später werfen wir ihn dieser Bestie vor.«
Sein Begleiter schüttelte sich. »Du bist ganz schön unvorsichtig, so von unserem obersten Chef zu sprechen.«
»Mann, bist du vielleicht feige.« Andy, der Gangster mit der plattgeschlagenen Nase, grinste abfällig. »Was
regst du dich denn auf? Wir stehen doch auf seiner Seite. Uns tut Hashamaturo nichts. Im Gegenteil, er hilft uns, eine Menge Geld zu verdienen.«
»Bist du so sicher, daß er uns verschont?« Wieder schüttelte sich sein Komplice. »Wenn ich ihn manchmal sehe, möchte ich am liebsten davonlaufen.«
»Feigling«, behauptete Andy. Er verschwieg seinem Komplicen, daß auch er sich bei Hashamaturos Anblick nicht des Grauens erwehren konnte, das dieser Sendbote der Hölle verbreitete.
Den Rest der Fahrt legten sie schweigend zurück. Nach zwanzig Minuten hielten sie auf dem Gelände einer stillgelegten Fabrik, hoben den noch immer bewußtlosen Boxer aus dem Wagen und trugen ihn in ein leeres Gebäude, eine lange Treppe hinunter und bis vor eine schwere Eisentür, die mit magischen Symbolen versehen war.
Vor dieser Tür legten sie ihn auf den nackten Steinboden und versuchten, ihn aus seiner Ohnmacht zu wecken.
Sie waren am Ziel ihrer Reise des Grauens angelangt.
*
Vor einer halben Stunde hatte Rick Masters einen Anruf von Scotland Yard erhalten, in dem ihm der Besuch von Chefinspektor Kenneth Hempshaw angekündigt wurde.
Ein recht ungewöhnlicher Vorgang. Nicht der Besuch des Chefinspektors war sonderbar. Rick Masters und Kenneth Hempshaw arbeiteten oft zusammen. Der Geisterdetektiv Masters und der Yardmann Hempshaw waren nicht nur seit langer Zeit persönlich miteinander befreundet. Gleiche berufliche Ziele verbanden sie.
Es war also nicht Hempshaws Besuch, der den Geisterdetektiv wunderte, sondern die Art, wie er angekündigt wurde. Meistens kam Hempshaw einfach vorbei. Gelegentlich rief er vorher an, ob Rick auch zu Hause war. Eine förmliche Anmeldung durch den Yard war eine große Ausnahme.
»Benimm dich wenigstens heute anständig und beiße Kenneth nicht schon wieder«, sagte Rick Masters zu Dracula.
Damit war nicht der gefürchtete Blutsauger gemeint, sondern Ricks vierbeiniger Begleiter und Helfer, sein kleiner Mischlingshund. Dracula war nicht nur treu. Er hatte Rick Masters durch besondere Fähigkeiten auch schon mehrmals das Leben gerettet, indem er seinen Herrn vor schwarzmagischen Angriffen warnte. Ansonsten war der Hund die Friedfertigkeit in Person, wenn es nicht um den Chefinspektor ging. Gegen Hempshaw hatte Dracula etwas, obwohl es dafür keinen Grund gab.
Beim Klang von Ricks Stimme legte der kleine Hund die überdimensionalen, an eine Fledermaus erinnernden Ohren an und wedelte kurz.
»Ja, Hempshaw kommt«, sagte Rick, und Dracula knurrte. Rick seufzte. »Das kann ja heiter werden«, murmelte er.
Fünf Minuten später war es soweit. Es klingelte, Dracula gebärdete sich wie ein menschenfressender Tiger, und Rick nahm ihn auf den Arm, sonst hätte Chefinspektor Hempshaws Hose daran glauben müssen.
Als Rick und Hempshaw einander die Hand schüttelten, schnappte Dracula.
»Dieses Biest!« rief der Chefinspektor erschrocken und zog hastig die Hand zurück. »Um ein Haar hätte er mich gebissen!«
»Seien Sie froh, daß er Sie noch verschont hat«, meinte Rick grinsend und wandte sich dem zweiten Besucher zu, einem Mann Mitte vierzig mit der Figur eines Holzfällers. Dracula schnüffelte nur vorsichtig, verschonte den Fremden jedoch.
»Das ist Mr. Adamson, Donald Adamson«, stellte Hempshaw vor.
Rick gab dem Mann mit den eisengrauen Haaren die Hand. »Irgendwie kommen Sie mir bekannt vor«, meinte er. »Gehen wir ins Wohnzimmer, dort läßt es sich leichter reden. Einen Drink?«
Hempshaw lehnte ab, Adamson nahm einen Whisky. Rick ließ Dracula frei laufen. Nachdem sich der erste Ärger des Hundes gelegt hatte, durfte Hempshaw sich in der Wohnung bewegen, ohne deshalb gebissen zu werden.
»Kein Wunder, Rick, wenn Ihnen Mr. Adamson bekannt vorkommt«, eröffnete der Chefinspektor die Besprechung. »Donald Adamson, kanadischer Staatsbürger, aber in London ansässig.«
»Der Whisky-König!« entfuhr es Rick.
»Richtig, so nennt man mich«, bestätigte Mr. Adamson. Um seinen Mund lag ein harter, bitterer Zug. Bis jetzt hatte er noch nicht gelächelt.
Rick erinnerte sich blitzartig, was er über diesen Mann wußte. Vor zehn Jahren war er arm wie eine Kirchenmaus nach England gekommen und hatte sich innerhalb weniger Jahre zum mehrfachen Millionär emporgearbeitet. Heute gehörte ihm eine der führenden Whiskymarken des Landes.
»Es geht um Mr. Adamsons Sohn«, fuhr Chefinspektor Hempshaw fort. »Er wurde ermordet.«
»Moment!« Rick horchte auf. »Sprechen Sie von Tiger Adamson? Dem kometenhaft aufsteigenden Boxer, der an seinem achtzehnten Geburtstag umgebracht wurde?«
»Das war mein Sohn«, sagte Donald Adamson mit rauher Stimme. »Ich habe ihn auf dem Gewissen!«
Rick warf seinem Freund einen fragenden Blick zu.
Chefinspektor Hempshaw winkte ab. »Mr. Adamson drückt sich nicht deutlich genug aus. Natürlich hat nicht er seinen Sohn ermordet!«
»Aber mein Sohn kam vor seinem letzten Kampf zu mir und bat mich um Hilfe, weil er angeblich ermordet werden sollte!« schrie Donald Adamson gequält auf. »Ich habe ihn ausgelacht und weggeschickt!«
»Weshalb denn?« fragte Rick Masters fassungslos.
»Weil ich ihn für einen totalen Spinner hielt, der sich nur interessant machen wollte!« erwiderte der Millionär.
»Offenbar traf das nicht zu«, bemerkte Rick Masters. »Weshalb hielten Sie Ihren Sohn für einen Spinner, Mr. Adamson?«
Der Whisky-König warf Rick Masters einen düsteren Blick zu. »Weil Dick behauptete, ein Dämon wäre hinter ihm her!«
*
In seiner Laufbahn als Boxer hatte Paul Waker schon einige Niederschläge einstecken müssen, bisher jedoch keinen