Blumen für Mutters Geburtstag: Sophienlust 260 – Familienroman
Von Aliza Korten
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Über dieses E-Book
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Rike rieb sich die Augen und stellte fest, die Sonne schien durch den Vorhang ins Kinderzimmer. Natürlich war schönes Wetter zu Muttis Geburtstag. Rike hatte das nicht anders erwartet und war herrlich ausgeschlafen. Rasch stand sie auf, streifte den Pyjama ab und zog sich an.
Die Eltern schliefen noch. Genau so hatte Rike es sich am Tag zuvor vorgestellt. Auf Fußspitzen schlich sie durch die Diele und verließ die Wohnung. Damit die Tür nicht zufallen konnte, schob sie den Sperrriegel vor. Sie dachte an alles, damit die geplante Überraschung auch gelang.
In dem gepflegten Garten des Mietshauses blühten die herrlichsten Tulpen. Rike machte sich keine Gedanken darüber, dass diese schönen Blumen nicht unbedingt zum Abpflücken bestimmt waren. Vielmehr begann sie behutsam einen Stengel nach dem anderen abzubrechen, bis sie einen wunderschönen Strauß Tulpen im Arm hielt. Befriedigt schaute sie ihre Beute an. Gewiss würde Mutti sich freuen.
Das kleine Mädchen lief zurück ins Haus und stieg die Treppe zum zweiten Stockwerk empor, wo sich die Wohnung der Eltern befand. An der Tür war ein Schild befestigt: Just Windolf, Foto- und Werbe-Atelier. Zwar konnte Rike noch nicht lesen, doch sie wusste, dass ihr Vater Fotograf war. Seine Arbeitsräume befanden sich im dritten Stockwerk, unter dem Dach des Hauses. Rike liebte es, dort herumzustöbern, und die vielen Bilder anzuschauen, die in großen Mappen aufbewahrt wurden.
Im Augenblick aber dachte Rike nicht über die Tätigkeit ihres Vaters nach. Sie öffnete die Wohnungstür, ging zum Schlafzimmer der Eltern, drückte die Messingklinke herab und schob ihren Tulpenstrauß durch den
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Rezensionen für Blumen für Mutters Geburtstag
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Buchvorschau
Blumen für Mutters Geburtstag - Aliza Korten
Sophienlust
– 260 –
Blumen für Mutters Geburtstag
Wartet die kleine Rieke vergeblich auf die Mutti?
Aliza Korten
Rike rieb sich die Augen und stellte fest, die Sonne schien durch den Vorhang ins Kinderzimmer. Natürlich war schönes Wetter zu Muttis Geburtstag. Rike hatte das nicht anders erwartet und war herrlich ausgeschlafen. Rasch stand sie auf, streifte den Pyjama ab und zog sich an.
Die Eltern schliefen noch. Genau so hatte Rike es sich am Tag zuvor vorgestellt. Auf Fußspitzen schlich sie durch die Diele und verließ die Wohnung. Damit die Tür nicht zufallen konnte, schob sie den Sperrriegel vor. Sie dachte an alles, damit die geplante Überraschung auch gelang.
In dem gepflegten Garten des Mietshauses blühten die herrlichsten Tulpen. Rike machte sich keine Gedanken darüber, dass diese schönen Blumen nicht unbedingt zum Abpflücken bestimmt waren. Vielmehr begann sie behutsam einen Stengel nach dem anderen abzubrechen, bis sie einen wunderschönen Strauß Tulpen im Arm hielt. Befriedigt schaute sie ihre Beute an. Gewiss würde Mutti sich freuen.
Das kleine Mädchen lief zurück ins Haus und stieg die Treppe zum zweiten Stockwerk empor, wo sich die Wohnung der Eltern befand. An der Tür war ein Schild befestigt: Just Windolf, Foto- und Werbe-Atelier. Zwar konnte Rike noch nicht lesen, doch sie wusste, dass ihr Vater Fotograf war. Seine Arbeitsräume befanden sich im dritten Stockwerk, unter dem Dach des Hauses. Rike liebte es, dort herumzustöbern, und die vielen Bilder anzuschauen, die in großen Mappen aufbewahrt wurden.
Im Augenblick aber dachte Rike nicht über die Tätigkeit ihres Vaters nach. Sie öffnete die Wohnungstür, ging zum Schlafzimmer der Eltern, drückte die Messingklinke herab und schob ihren Tulpenstrauß durch den Türspalt. »Ich gratuliere dir, Mutti«, rief sie mit heller Stimme.
Es war die Stimme ihres Vaters, die antwortete. »Komm einmal herein, Rickchen.«
Die Kleine betrat das dämmerige Zimmer, Enttäuschung und Verständnislosigkeit zeichneten sich in ihrem ausdrucksvollen Kindergesicht ab. Das Bett der Mutter war unberührt und leer.
»Wo ist Mutti?«, stieß Rike atemlos hervor. »Hat sie nicht hier geschlafen? Heute ist doch ihr Geburtstag.«
Just Windolf winkte sein Töchterchen zu sich heran.
Zögernd ging Rike zu seinem Bett. »Wo ist sie?«, wiederholte sie ihre Frage. Nun zitterte die helle Stimme ein wenig von ungeweinten Tränen.
Der Vater nahm Rike die Tulpen aus den Händen. Behutsam legte er sie auf das Bett neben sich – auf das Bett seiner Frau.
»Mutti musste ganz eilig wegfahren, Rike«, erklärte er unsicher. »Du hast schon geschlafen. Ich soll dich schön von ihr grüßen.«
»Aber sie hat heute Geburtstag, Vati.« Nun rollten schon die ersten Tränen über Rikes Bäckchen. »Warum ist sie nicht da?«
»Es ist schwer zu erklären, Rike. Jedenfalls war es wichtig. Du sollst nicht traurig sein, sagte sie. Sind die Tulpen aus dem Garten?«
»Hm – aber nun kann ich sie Mutti gar nicht geben.«
Just Windolf machte Rike keine Vorhaltungen wegen der Blumenräuberei. Es gab viele Tulpen auf dem Beet. Deshalb hoffte er, dass Rike noch welche übrig gelassen habe. Im Grunde waren ihm die Tulpen sogar gleichgültig.
»Wann kommt Mutti wieder?«, fragte Rike und zog einen Flunsch. Sie ahnte nicht, dass sie ihren Vater damit in die größte Verlegenheit brachte.
»Es wird ziemlich lange dauern, Rike. Aber wir beide kommen schon irgendwie zurecht, nicht wahr?«
»Ohne Mutti geht es nicht«, widersprach Rike ihm mit kläglichem Stimmchen. »Du kannst doch bloß Bilder machen. Aber Mutti kocht und kauft ein. Sie holt mich vom Kindergarten ab und liest mir vor. Dazu hast du gar keine Zeit.«
»Na ja, ich muss es eben versuchen, wie ich es schaffe, Rike. Wenigstens bist du sehr früh aufgestanden. Das ist gut. Ich muss jetzt schnell ins Bad gehen.«
»Lass die Tür offen, damit ich mit dir reden kann, Vati. Ich mag nicht allein sein.«
Just Windolf schwenkte die Beine aus dem Bett. Seine Tochter setzte das Gespräch mit ihm durch die weit geöffnete Tür des angrenzenden Badezimmers beharrlich fort. Nur als er unter der Dusche stand, musste sie sich zufriedengeben, weil er durch das Rauschen des Wassers kein Wort verstehen konnte.
»Wo ist Mutti eigentlich?«, erkundigte sich Rike vorwurfsvoll.
»Genau weiß ich das auch nicht, Kind. Sie wird uns schreiben.«
»Sehr weit weg?«
»Ziemlich weit. Sie muss mit jemandem reden.«
»Mit wem denn? Man kann doch telefonieren.«
»Weißt du, es gibt Sachen, die sich nicht am Telefon besprechen lassen. Mutti will unbedingt hinfahren zu …, zu den Leuten.«
»Sie hätte mich mitnehmen können. Hier gefällt es mir nicht ohne Mutti. Wirst du mich vom Kindergarten abholen?«
Just Windolf rasierte sich und überlegte dabei fieberhaft, wie er die Alltagsprobleme lösen sollte, mit denen er nun konfrontiert war. Er hatte in der Nacht kaum geschlafen. Aber an Frühstück, Kindergarten, Mittagessen und dergleichen hatte er nicht gedacht. Er hatte vielmehr versucht, den Schock zu überwinden – den Schock, dass Angela ihn verlassen hatte.
Wie soll ich es Rike erklären?, fragte er sich bedrückt. Ich verstehe es ja selbst nicht. Gestern Vormittag schien die Welt noch in Ordnung zu sein. Ich dachte mir nichts Besonderes, als ich feststellte, dass sie den Schauspieler aus Kanada kannte. Und am Abend erklärte sie mir dann, sie wolle ihn heiraten. Es sei eine Wiederbegegnung mit ihrer Jugendliebe. Dabei hatte sie mir noch nie ein Wort von Ronald Fleet erzählt, und nun soll ich mich damit abfinden, dass sie seit Jahren nur von ihm geträumt habe.
»Ob du mich vom Kindergarten abholst?«, drängte Rike.
»Ich muss mit Frau Herwig sprechen, Kleines. Heute Mittag habe ich weit draußen auf dem Lande zu tun.«
»Und wo kriege ich Mittagessen?«
»Vielleicht auch bei Frau Herwig. Sie ist sehr nett.«
Es würde sicherlich auf die Dauer nicht so weitergehen. Aber er musste wenigstens für den ersten Tag sorgen. Rike spielte gern mit dem kleinen Udo Herwig. Der Junge war schon oft bei ihnen gewesen. Gewiss würde seine Mutter ihm an diesem Tag den Gefallen tun, Rike zu betreuen. Aber morgen und übermorgen …
»Ich habe Durst und Hunger, Vati. Kochst du mir Kakao?«
»In fünf Minuten bin ich so weit, Rike.« Just fühlte sich müde und hatte wenig Mut, diesen Tag zu beginnen. Doch er wusste, er durfte seine Gefühle nicht zeigen, musste dem Kind gegenüber eine zuversichtliche Miene zur Schau tragen.
Sobald er fertig war, ging er in die Küche. Rike folgte ihm auf dem Fuße. Er nahm die Milch aus dem Kühlschrank und öffnete die Packung so ungeschickt, dass sich ein großer Teil des Inhalts auf den Tisch ergoss und von dort auf den Fußboden tröpfelte. Ärgerlich beseitigte er die Pfützen. Dann füllte er Milch in einen kleinen Topf und setzte diesen auf den elektrischen Herd. Für seinen Kaffee brauchte er heißes Wasser. Da er sich mit der Maschine nicht auskannte, beschloss er, das Kaffemehl in die Kanne zu tun und es zu überbrühen. So hatte er sich früher als Junggeselle immer Kaffee gemacht.
»Was willst du essen, Rike? Ein Marmeladenbrot?«
»Ja, Vati, die rote Marmelade.«
Just nahm das Brot aus dem Kasten und schnitt zwei Scheiben ab, die schief und krumm gerieten. Sonst aß er ein Ei zum Frühstück, doch jetzt wollte er darauf verzichten, weil er sich nicht diese Mühe machen wollte.
Trotzdem erwies sich der Weg bis zu einem einigermaßen normalen Frühstück als dornenreich. Das Wasser kochte zur gleichen Zeit wie die Milch. Just bedachte nicht, dass Milch überlaufen konnte. Als er die Gefahr bemerkte, war es bereits zu spät. Zwar zog er den kleinen Topf rasch beiseite, doch ein Teil der Milch hatte sich bereits über den Rand ergossen. Hässlicher Geruch verbreitete sich in der Küche.
»Es stinkt«, erklärte Rike respektlos.
»So schlimm ist es nicht«, verteidigte sich der Vater, indem er mit dem Lappen versuchte, die bereits einbrennende Milch von der Kochplatte zu wischen. Da sich im Lappen noch die Milch befand, die er vom Tisch entfernt hatte, wurde der üble Geruch nur ärger. Wütend schleuderte er das Tuch in den Spülstein und riss das Fenster auf.
Anschließend rührte er in der Tasse Schokoladenpulver unter die Milch. »So, da ist dein Kakao.«
Rike verbrannte sich prompt die Zunge und weinte.
»Bei Mutti ist er nie so eklig heiß«, schluchzte sie.
Just Windolf zwang sich zur Ruhe. Er fand, sein eigener Kaffee schmeckte scheußlich. Außerdem verging ihm der Appetit beim Anblick des viel zu dick geschnittenen Marmeladenbrotes, das er auf seinen Teller gelegt hatte. Zu seiner Erleichterung verzehrte Rike wenigstens ihr Brot. Aber den Kakao rührte sie nicht mehr an.
Just kehrte dem Schlachtfeld in der Küche den Rücken und ging im Wohnzimmer ans Telefon. Aus dem handgeschriebenen Büchlein neben dem Apparat suchte er die Nummer der Herwigs heraus. Die freundliche Frau meldete sich sogleich. Er brauchte ein paar ungeschickte Ausreden und fragte sie, ob sie Rike vom Kindergarten abholen und zum Essen bei sich behalten könne.
»Gern, Herr Windolf. Fahren Sie die