Gerettetes Leben: Dr. Norden Bestseller 238 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Für Dr. Daniel Norden brachte der September anstrengende Tage. Die Ferien neigten sich dem Ende zu, das Wetter war nach wie vor deprimierend, und auch an diesem Abend kam er pudelnass von seinen Hausbesuchen heim.
»Meine Güte, ist der Wagen kaputt?«, fragte Fee erschrocken.
»Wieso?«, fragte er zurück.
»Weil du tropfnass bist.«
»Weißt du, Schatz, vier Besuche in einer Straße, da setze ich mich doch nicht immer wieder in den Wagen und fahre ein paar Meter. Allerdings hat mich dann auch ein regelrechter Wolkenbruch überrascht, als ich von den Rechenbachs zum Wagen zurückgelaufen bin.«
»Ist was mit Frau Rechenbach?«, fragte Fee aufhorchend. »Aber zieh dich erst um, mein Schatz, damit du nicht auch noch krank wirst.«
Die Kinder schliefen schon. Das heißt, es war anzunehmen, aber Anneka rief leise nach ihrem Papi, und Fee versprach ihr, dass er ihr noch gute Nacht sagen würde.
»Mein armer Papi muss immer so lange arbeiten«, flüsterte Anneka mitleidvoll.
Fee meinte auch, dass die letzten Wochen zu anstrengend gewesen wären, da auch sonst noch ein paar Kollegen in Urlaub waren, aber was nütze das. Daniel ließ auch die Patienten von Kollegen nicht ohne Hilfe, wenn sie benötigt wurde.
Daniel hatte geduscht und erschien im molligen Hausanzug. Er hoffte, dass er nun endlich Ruhe haben würde. Zärtlich sagte er Anneka gute Nacht, und natürlich bekam sie auch ihre Bussis. Dann schaute er nach den Zwillingen, die aber schon in tiefstem Schlummer lagen, wie auch Danny und Felix, die die letzten Nächte vor Schulanfang noch richtig auskosteten.
Auf ihn wartete eine heiße Suppe, und selbstverständlich war
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Buchvorschau
Gerettetes Leben - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 238–
Gerettetes Leben
Andrea hat großes Glück gehabt
Patricia Vandenberg
Für Dr. Daniel Norden brachte der September anstrengende Tage. Die Ferien neigten sich dem Ende zu, das Wetter war nach wie vor deprimierend, und auch an diesem Abend kam er pudelnass von seinen Hausbesuchen heim.
»Meine Güte, ist der Wagen kaputt?«, fragte Fee erschrocken.
»Wieso?«, fragte er zurück.
»Weil du tropfnass bist.«
»Weißt du, Schatz, vier Besuche in einer Straße, da setze ich mich doch nicht immer wieder in den Wagen und fahre ein paar Meter. Allerdings hat mich dann auch ein regelrechter Wolkenbruch überrascht, als ich von den Rechenbachs zum Wagen zurückgelaufen bin.«
»Ist was mit Frau Rechenbach?«, fragte Fee aufhorchend. »Aber zieh dich erst um, mein Schatz, damit du nicht auch noch krank wirst.«
Die Kinder schliefen schon. Das heißt, es war anzunehmen, aber Anneka rief leise nach ihrem Papi, und Fee versprach ihr, dass er ihr noch gute Nacht sagen würde.
»Mein armer Papi muss immer so lange arbeiten«, flüsterte Anneka mitleidvoll.
Fee meinte auch, dass die letzten Wochen zu anstrengend gewesen wären, da auch sonst noch ein paar Kollegen in Urlaub waren, aber was nütze das. Daniel ließ auch die Patienten von Kollegen nicht ohne Hilfe, wenn sie benötigt wurde.
Daniel hatte geduscht und erschien im molligen Hausanzug. Er hoffte, dass er nun endlich Ruhe haben würde. Zärtlich sagte er Anneka gute Nacht, und natürlich bekam sie auch ihre Bussis. Dann schaute er nach den Zwillingen, die aber schon in tiefstem Schlummer lagen, wie auch Danny und Felix, die die letzten Nächte vor Schulanfang noch richtig auskosteten.
Auf ihn wartete eine heiße Suppe, und selbstverständlich war auch die gute Lenni noch nicht zu Bett gegangen, um ihm das Kalbsgeschnetzelte ganz frisch zuzubereiten. Am Abend sollte es ja etwas Leichtes sein, aber auch was Warmes, und da Daniel so liebevoll umsorgt wurde, waren die Mühen des Tages auch bald vergessen.
Wohlig warm war es und gemütlich, und bei einem guten Glühwein saßen Fee und Daniel dicht beisammen auf dem Sofa. Es gab ja immer etwas zu erzählen, am meisten aber interessierte sich Fee an diesem Abend für Melanie Rechenbach.
»Morgen wird das Baby wohl sicher kommen«, erklärte Daniel. »Ich habe schon mit Schorsch gesprochen. Er befürchtet keine Komplikationen, aber auf mich machte sie einen recht niedergeschlagenen Eindruck.«
»War er auch da?«, fragte Fee nachdenklich.
»Er ist nie da, wenn ich komme. Ein komisches Mannsbild. Aber sein Bruder war heute da.«
»Sein Bruder? Sind die beiden denn nicht über Kreuz?«, fragte Fee.
»Weißt du, Liebes, es wird viel geredet. Philipp Rechenbach war ein paar Jahre weg, beruflich, oder auch aus purer Abenteuerlust, und nun ist er eben wieder da.«
»Aber zur Beerdigung seines Vaters konnte er nicht kommen«, stellte Fee fest.
Er küsste sie auf die Nasenspitze. »Wir wissen die Gründe nicht, jedenfalls macht er einen sehr vernünftigen Eindruck, und er hat sich wenigstens für den Zustand seiner Schwägerin interessiert, was man von ihrem Ehemann nicht sagen kann.«
»Es kann doch sein, dass er sich bei Schorsch informiert hat«, meinte Fee. »Für so Hochgestochene ist doch ein Allgemeinmediziner kein Gesprächspartner«, fügte sie anzüglich hinzu.
»Mir ist das wurscht«, sagte Daniel. »Melanie Rechenbach ist jedenfalls eine ganz reizende Frau, und ich hoffe, dass für sie alles gut und ohne Aufregungen abgeht.«
*
Bei Dr. Hans-Georg Leitner, dem Frauenarzt, dessen Klinik stets belegt und manchmal sogar überbelegt war, hatte sich Ansgar Rechenbach allerdings auch nicht über das Befinden seiner hochschwangeren Frau informiert. Schorsch Leitner hatte ihn überhaupt nicht zu Gesicht bekommen, und so meinte er, Philipp Rechenbach, der Melanie um Mitternacht in die Klinik brachte, sei der Ehemann.
Melanie wurde blass, Philipp verlegen. »Ich bin der Schwager von Melanie«, sagte er stockend. »Mein Bruder ist geschäftlich unterwegs.«
Dr. Leitner fragte nichts mehr, er musste sich auch um die werdende Mutter kümmern. Philipp küsste Melanie die Hand. »Ich hoffe das Beste, Melanie«, sagte er leise. »Man wird mich benachrichtigen.«
»Ich bin froh, dass du gekommen bist, Philipp«, sagte sie leise, »und ich danke dir, dass du mich hergebracht hast.«
»Das war doch selbstverständlich.« Er war blass, als er Dr. Leitner bat, ihn sofort zu benachrichtigen.
Die Wehen kamen bei Melanie noch langsam. Dr. Leitner hatte sie untersucht und normale Werte feststellen können, aber er war auch der Überzeugung, dass das Kind noch in dieser Nacht geboren werden würde.
»Ich bin jetzt erleichtert, dass ich hier bin«, sagte Melanie leise.
»Ist es nicht seltsam, dass mein Schwager heute gekommen ist? Ich habe ihn nämlich erst heute kennen gelernt, aber er war sehr fürsorglich.« Ihre Gedanken schienen abzuirren. »Wie verschieden doch Brüder sein können«, fuhr sie mehr zu sich selbst fort.
Dr. Leitner hätte sich wirklich Gedanken machen können, wenn er dazu mehr Zeit gehabt hätte, aber er musste sich auch noch um andere Patientinnen kümmern.
*
Philipp Rechenbach fuhr indessen durch nächtliche Straßen, die er nicht kannte. Er hatte auch das Haus seines Bruders erst suchen müssen, als er am Nachmittag in München eingetroffen war, denn das hatte er auch noch nicht gekannt. Ansgar hatte es erst bezogen, als er Melanie von Lettin vor zwei Jahren geheiratet hatte.
Warum hatte Ansgar sie geheiratet, fragte sich Philipp. Äußerlichkeiten hatten für ihn doch nie eine Rolle gespielt. Und obgleich Melanie gewiss sehr apart zu nennen war, war sie gewiss keine Frau, die einem Mann den Kopf verdrehte, um etwas zu erreichen. Das Gut Lettin war hoch verschuldet gewesen, das hatte Philipp schon gewusst, bevor er ins Ausland ging, und Ansgar hatte niemals irgendwo Geld investiert, das ihm keinen vielfachen Gewinn versprach.
Aber Philipp hatte Melanie bisher auch nicht gefragt, was mit dem Gut ihrer Väter geschehen sei. Das wäre ihm zu indiskret und taktlos erschienen, und außerdem besaß er Fingerspitzengefühl und spürte, dass Melanie ganz andere Sorgen und Gedanken hatte, und außerdem stand ja die Geburt ihres Kindes schon vor der Tür.
Doch plötzlich wurde Philipp seinen Gedanken entrissen, denn eine schattenhafte Gestalt taumelte auf die Straße, zwischen den Bäumen und hinter einem parkenden Auto hervor. Er hatte sie vorher nicht bemerken können, und obgleich es ihm gelang noch zu bremsen, da er ja wahrhaftig nicht schnell gefahren war, schien er sie gestreift zu haben, denn sie lag am Boden. Schnell stieg er aus. Ja, es war eine Frau. Eine noch sehr junge Frau. Bei dem Sturz schien sie sich eine Platzwunde zugezogen zu haben. Philipp kniete bei ihr nieder, fühlte den Puls und war einigermaßen beruhigt. Er schaute sich um, aber niemand kam. Sollte er die junge Frau so liegenlassen und nach einer Telefonzelle suchen, um die Polizei zu holen? Der Regen prasselte herab, und Philipp überlegte nicht länger. Er hob die leichte Gestalt auf und bettete sie auf seinen Rücksitz. Der Verbandskasten brauchte nicht erst gesucht zu werden. Er legte eine sterile Packung auf die Stirnwunde und klebte ein Pflaster darüber. Auf seinen Reisen hatte er schon oft Erste Hilfe leisten müssen.
Die Fremde war bewusstlos, aber Philipp konnte nicht feststellen, dass sie schwerere Verletzungen abbekommen hatte.
Er überlegte, ob er sie zur Leitner-Klinik bringen sollte, aber dort war man wohl nicht auf solche Unfälle eingestellt, und dann erinnerte er sich, dass er mit Melanie vorhin an einer chirurgischen Klinik vorbeigekommen war.
»Das ist die Behnisch-Klinik«, hatte Melanie erklärt. »Dr. Norden, Dr. Leitner und Dr. Behnisch sind befreundet, sie arbeiten vorbildlich zusammen. So etwas findet man selten.«
Ja, es war wohl ein Ausnahmefall, dass drei Ärzte sich so blendend verstanden, beruflich wie auch privat, drei Ärzte, die der Ethik ihres Berufes immer gerecht werden wollten, für die das Helfenwollen im Vordergrund stand, das Mitfühlen selbstverständlich war. Niemals würde einem Hilfesuchenden die Tür nicht geöffnet, auch wenn es spät nach Mitternacht war, wie im Fall von Philipp Rechenbach und der jungen Fremden.
Jenny Behnisch war zur Stelle, sie hatte Nachtdienst. Philipp schilderte ihr kurz, was passiert war, und Dr. Jenny Behnisch war nicht im Mindesten misstrauisch. Sie sah ja, dass die junge Frau nicht schwer verletzt war. Eine kurze Untersuchung bestätigte es. Philipp wartete. Er wollte sich auch nicht vor einer möglichen polizeilichen Untersuchung drücken.
»Es scheint ein Schwächeanfall gewesen zu sein«, erklärte ihm Jenny Behnisch dann. »Die Patientin ist unterernährt, total erschöpft und außerdem auch noch schwanger.«
»Und nachts allein auf der Straße«, sagte Philipp tonlos.
»Es gibt vieles zwischen Himmel und Erde, was uns unbegreiflich erscheinen mag, aber alles hat letztlich doch einen Grund oder wenigstens eine Erklärung«, erwiderte Jenny. »Die Patientin kann von Glück sagen, dass Sie