Duell am Cimarron: Wyatt Earp 149 – Western
Von William Mark und Mark William
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Über dieses E-Book
Es war ein kleiner Mensch mit ausgetrocknetem pergamentfarbenem Gesicht, stechenden dunklen Augen hinter goldgeränderter Brille und einem Backenbart, der bis zu den Kinnecken reichte. Er trug einen dunkelblauen schmalrandigen Hut mit steifem topfartigem Kopfteil, ein weißes Hemd und eine dunkelblaue Halsschleife. Sein Gehrock reichte ihm bis in die Kniekehlen. Er hatte einen seltsam steifen, leicht gebeugten Gang und setzte die Füße auf eine sonderbare Weise nach innen. Irgendwie erinnerte er durch seinen Gang an einen Indianer. Sein Name war Coltun, Harry Coltun. Er stammte aus Fort Lookout in South Dakota.
Vor Minuten war er mit der Railway in die Stadt gekommen. Nun stand er auf den schweren staubigen Holzplanken des Perrons und blickte in die Mainstreet, die um diese Stunde im rotgoldenen Licht der Morgensonne lag.
Ganz anders hatte er sich diese Dodge City vorgestellt. Lärmerfüllt, buntschillernd, sehr viel eleganter, als es sich ihm darbot. Das war ja eine staubige Cowtown wie all die anderen auch. Und erst wenn man genauer hinsah, bemerkte man, daß auf der mit Häusern bestandenen Seite der Front Street eine Schenke neben der anderen lag. Da gab's auf hundertfünfzig Yards mehr Bars, als der Dakota-Man je auf einem Fleck beieinander gesehen hatte.
Coltun nahm seinen Korbkoffer auf und ließ den Blick noch einmal über die Häuserfront gleiten.
Gleich das zweite Haus drüben neben der Straßenecke trug auf seiner hölzernen Fassade in großen roten Lettern einen Namen, den wohl jeder Mann im Westen kannte: Long Branch Saloon.
Coltun überquerte die Straße und hielt auf die bekannte Bar zu.
Als er die Tür
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Duell am Cimarron - William Mark
Wyatt Earp
– 149–
Duell am Cimarron
William Mark
Es war ein kleiner Mensch mit ausgetrocknetem pergamentfarbenem Gesicht, stechenden dunklen Augen hinter goldgeränderter Brille und einem Backenbart, der bis zu den Kinnecken reichte. Er trug einen dunkelblauen schmalrandigen Hut mit steifem topfartigem Kopfteil, ein weißes Hemd und eine dunkelblaue Halsschleife. Sein Gehrock reichte ihm bis in die Kniekehlen. Er hatte einen seltsam steifen, leicht gebeugten Gang und setzte die Füße auf eine sonderbare Weise nach innen. Irgendwie erinnerte er durch seinen Gang an einen Indianer. Sein Name war Coltun, Harry Coltun. Er stammte aus Fort Lookout in South Dakota.
Vor Minuten war er mit der Railway in die Stadt gekommen. Nun stand er auf den schweren staubigen Holzplanken des Perrons und blickte in die Mainstreet, die um diese Stunde im rotgoldenen Licht der Morgensonne lag.
Ganz anders hatte er sich diese Dodge City vorgestellt. Lärmerfüllt, buntschillernd, sehr viel eleganter, als es sich ihm darbot. Das war ja eine staubige Cowtown wie all die anderen auch. Und erst wenn man genauer hinsah, bemerkte man, daß auf der mit Häusern bestandenen Seite der Front Street eine Schenke neben der anderen lag. Da gab’s auf hundertfünfzig Yards mehr Bars, als der Dakota-Man je auf einem Fleck beieinander gesehen hatte.
Coltun nahm seinen Korbkoffer auf und ließ den Blick noch einmal über die Häuserfront gleiten.
Gleich das zweite Haus drüben neben der Straßenecke trug auf seiner hölzernen Fassade in großen roten Lettern einen Namen, den wohl jeder Mann im Westen kannte: Long Branch Saloon.
Coltun überquerte die Straße und hielt auf die bekannte Bar zu.
Als er die Tür aufstieß, blickte er in einen großen länglichen Raum, der im Halbdämmer lag. Die Theke zog sich von der Tür fast bis in die Hälfte des Raumes.
Hinter dieser Theke stand ein großer breitschultriger Mann mit perlgrün- und schwarzbestickter Weste, blütenweißem Hemd und dunkelgrüner Samtschleife. Er trug einen dunkelbraunen Bart auf der Oberlippe und hatte hellbraune wache Augen. Es war ein Mann, der im Westen kaum weniger bekannt war als seine Schenke selbst: Chalk Beeson.
Der Dakota-Man ging auf die Theke zu, stellte seinen Korb ab und lehnte sich mit dem linken Unterarm auf die Thekenkante, während er den rechten Schuh auf die Messingleiste vor der Bordwand der Theke setzte.
Der Wirt hatte ihm einen kurzen forschenden Blick zugeworfen. Da der Fremde außer einem gemurmelten Gruß nichts sagte, griff Beeson zur Whiskyflasche.
Aber Coltun schüttelte den Kopf.
»Geben Sie mir einen Sherry.«
Der Salooner nickte, holte die Sherryflasche heran, nahm ein Glas und goß es zu einem Drittel voll.
Der Dakota-Man trank nur in kleinen Schlucken, wobei er das Inventar der Bar interessiert musterte.
»Eine stille Stadt, dieses Dodge City«, meinte er.
Beeson deutete mit dem Kopf durchs Fenster zum Bahnperron hinüber und entgegnete:
»Eben erst angekommen?«
Der Dakota-Man nickte. »Ja. Ich bin in Geschäften unterwegs. Hatte mir Dodge City ganz anders vorgestellt. Aber in diesem elenden staubigen Land sieht wohl eine Stadt wie die andere aus.«
»Warten Sie nur ab! Wenn Sie erst ein paar Tage hier sind, Mister –«
»Coltun ist mein Name, Harry Coltun.«
»Wenn Sie also erst ein paar Tage hier sind, Mr. Coltun, werden Sie finden, daß es keine Stadt im Westen gibt, die unserem Dodge City gleicht.«
»Ich bin gespannt.«
»Es kommt immer darauf an, für was man sich interessiert. Wenn Sie beispielsweise ein guter flüssiger Stoff interessiert, dann sind Sie bei Chalk Beeson hier im Long Branch Saloon immer richtig. Wenn Sie aber mehr Wert auf ein scharfes Spiel legen, dann sollten Sie hinüber in die Alhambra oder vielleicht zu Miky Torrey gehen. Auch das Galvestone-Casino ist vor allem für Gambler gedacht. Interessieren Sie sich nun aber mehr für Frauen, dann gehen Sie am besten in Jerry Holmans Apartment oder aber zu Madame Green. Natürlich haben auch die anderen Bars hübsche Girls, aber die besseren Etablissements habe ich Ihnen eben genannt. Und wenn Sie irgendwelche anderen Sehenswürdigkeiten in Dodge City interessieren: die großen Corrals sind draußen im Osten der Stadt, und…«
»Ist nicht hier auch irgendein bekannter Sheriff?« tat Coltun unwissend.
Der Salooner hatte ihm einen raschen Blick zugeschossen.
»Doch, und zwar der berühmteste, den der Westen überhaupt kennt, nämlich Wyatt Earp. Unser Marshal hat sein Office gleich hier gegenüber. Wenn Sie ihn einmal sehen wollen, brauchen Sie nur sehr früh aufzustehen. Er kommt morgens schon vor halb sieben ins Office.«
Coltun zuckte die Schultern. »Aber im übrigen ist doch nichts mehr los hier. Die Zeit, die die Stadt bekannt gemacht hat, ist doch längst vergangen.«
»Das will ich nicht sagen«, versetzte der Salooner, während er drei Reiter musterte, die drüben aus der Brückenstraße kamen.
Sie zogen ihre Revolver aus den Halftern und ließen plötzlich ein wildes Trommelfeuer auf das Marshals Office los.
Coltun hatte erschrocken den Kopf herumgenommen und ging langsam ans Fenster.
Drüben im Office war die große Milchglasscheibe zertrümmert, ebenso die Scheibe in der Tür.
Zur Verwunderung des Dakotamannes trat jetzt ein hochgewachsener Mann in die Tür.
Mit seinen breiten Schultern, den schmalen Hüften und dem tiefbraunen Gesicht, das von einem blauen Augenpaar beherrscht wurde, war er eine imponierende Erscheinung. Furchtlos blickte er zu den drei Revolverschützen hinüber, die ihr Trommelfeuer eingestellt hatten und ihn anstarrten.
»Ist er das?« flüsterte Coltun dem Barkeeper zu, der ruhig an der Theke stehengeblieben war.
»Ja, das ist er«, entgegnete Chalk Beeson. »Wie auf Bestellung, nicht wahr?«
Ja, es war Wyatt Earp, der da aus dem Office gekommen war und jetzt auf den Vorbau trat. Breitbeinig stand er vor der obersten Treppenstufe, stemmte die Arme in die Hüften und fixierte die Reiter mit hartem Blick.
»Was hat das zu bedeuten?« kam seine metallische Stimme so laut über die Straße, daß Coltun noch jedes Wort verstand.
Die drei waren offensichtlich durch das kaltblütige Auftauchen des Marshals so verblüfft, daß sie keine Antwort fanden. Als sie dann über ihre Revolver in die Halfter zurückfliegen ließen, und ihre Pferde zur Flucht herumnehmen wollten, hielt der Marshal ihnen plötzlich mit seiner linken Hand einen großen Revolver mit überlangem Lauf entgegen.
»Augenblick, Boys! Es handelt sich nur noch um eine Kleinigkeit.« Langsam kam er auf die Straße und blieb vor den dreien stehen. »Absteigen!«
Die drei blieben auf ihren Pferden.
Wyatt, der an den ersten herangetreten war, packte plötzlich seinen linken Stiefel, riß ihn aus dem Bügel und schleuderte den Mann mit einem einzigen Ruck aus dem Sattel.
Die beiden anderen schienen offensichtlich wenig Lust zu verspüren, auf die gleiche Weise von den Pferden zu kommen, und stiegen ab.
Der Abgeworfene hatte sich erhoben und stand jetzt neben den anderen.
»Es sind nur zwei Dinge zu klären, Männer«, sagte der Marshal, der seinen Revolver ruhig ins Halfter zurückgeschoben hatte. »Erstens wird natürlich die Scheibe bezahlt, und zweitens wüßte ich gern, was das Feuerwerk zu bedeuten hat?«
Die drei schwiegen und starrten den Missourier nur aus trotzigen Augen an.
Wyatt schob die Hände in die Hüften.
»Ich werde das Gefühl nicht los, Boys, daß sich da noch eine andere Möglichkeit für euch auftut: nämlich das Jail.«
Da riß der jüngste der drei den Mund plötzlich auf und krächzte: »Ich will nicht ins Jail!«
»Kann ich mir denken, Junge; dann rede endlich.«
Der Bursche blickte einen um wenige Jahre älteren Mann an, der neben ihm stand.
»Sag du es, Ted.«
»Wie komme ich dazu? Bill soll es sagen.«
Ted blickte Bill an. Bill war ein untersetzter Bursche von vielleicht sechs- oder siebenundzwanzig Jahren, mit harten Augen und kantigem Schädel. Er trug wie die beiden anderen Cowboytracht.
»Wir wußten nicht, daß Sie in der Stadt sind, Marshal.«
Der Missourier hatte verwunderte Augen.
»Ach, und deshalb glaubtet ihr, hier die Fensterscheiben im Office zertrümmern zu können?«
»Nein… es war… es war eine Wette.«
»Eine Wette?«
»Ja«, meinte jetzt Ted. »Owen Hattay sagte, daß wir es nicht riskieren würden, die Scheiben im Office zu zertrümmern. Dagegen setzten wir zwanzig Dollar. Und die haben wir ja nun gewonnen.«
Das Gesicht des Marshals war kühl und abweisend.
»Um eine Wette zu gewinnen, reitet ihr Büffel in die Stadt und zertrümmert hier die Fensterscheiben, hinter denen sich ahnungslose Leute aufhalten! All right, die Wette habt ihr gewonnen. Aber dafür kommt ihr jetzt ins Loch. Vorwärts!«
Da schnellte sich Ted plötzlich herum und wollte sich aufs Pferd werfen.
Aber er hatte nicht mit der Schnellkraft des Missouriers gerechnet.