Tramp Donegan: Wyatt Earp 134 – Western
Von William Mark und Mark William
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Über dieses E-Book
Es war am späten Nachmittag, als sie die Stadt erreichten.
Flimmernd lag die Hitze über den graubraunen Häusern Tombstones und waberte in den Straßen und Gassen.
Wyatt Earp, Doc Holliday und Luke Short hatten sich auf der Pferdewechselstation Harpersville aufgehalten, wo in der vergangenen Nacht zwei Galgenmänner aufgetaucht waren. Trotz größter Bemühungen hatte der Marshal keine Spur von den Banditen finden können. Der alte Stationshalter hatte die Reiter nur flüchtig sehen können, und dementsprechend war seine Beschreibung von ihnen, er wußte auch nicht, in welche Richtung sie sich gewandt hatten.
Fast schnurgerade jedoch zog sich die unsichtbare Spur der Bande vom Rio Grande del Norte bis in die alte Silberstadt Tombstone.
Hatte sich der Big Boß, der gefährliche Anführer der Galgenmännerbande, die in den Südweststaaten auch unter der Bezeichnung Maskenmänner oder Graugesichter berüchtigt war, wieder hierher in die heißeste Ecke Arizonas zurückgezogen?
Wie ein Gespenst ritt der Graue Chief durch das Land. Und mit der gleichen großen Schnelligkeit, mit der er immer wieder neue Gefolgsleute aus dem Boden zu stampfen schien, Menschen, die für ihn in die Sättel stiegen, richtete er Unheil an.
Der Marshal war schon in El Paso das Gefühl nicht losgeworden, daß der gefährliche Desperado nach Tombstone geritten sein könnte.
Jetzt lag die staubige Kistenholzstadt in ihrer ganzen Armseligkeit vor den Reitern. Aus der Ferne war sie nichts weiter als eine groß gewordene Ansiedlung zumeist eingeschossiger Häuser, die vor dem Hintergrund der Blauen Berge einen völlig harmlosen, ja, nichtssagenden Eindruck machten. Und dennoch war es in jeder Beziehung eine glutheiße Stadt, dieses Tombstone!
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Tramp Donegan - William Mark
Wyatt Earp –134–
Tramp Donegan
Roman von William Mark
Es war am späten Nachmittag, als sie die Stadt erreichten.
Flimmernd lag die Hitze über den graubraunen Häusern Tombstones und waberte in den Straßen und Gassen.
Wyatt Earp, Doc Holliday und Luke Short hatten sich auf der Pferdewechselstation Harpersville aufgehalten, wo in der vergangenen Nacht zwei Galgenmänner aufgetaucht waren. Trotz größter Bemühungen hatte der Marshal keine Spur von den Banditen finden können. Der alte Stationshalter hatte die Reiter nur flüchtig sehen können, und dementsprechend war seine Beschreibung von ihnen, er wußte auch nicht, in welche Richtung sie sich gewandt hatten.
Fast schnurgerade jedoch zog sich die unsichtbare Spur der Bande vom Rio Grande del Norte bis in die alte Silberstadt Tombstone.
Hatte sich der Big Boß, der gefährliche Anführer der Galgenmännerbande, die in den Südweststaaten auch unter der Bezeichnung Maskenmänner oder Graugesichter berüchtigt war, wieder hierher in die heißeste Ecke Arizonas zurückgezogen?
Wie ein Gespenst ritt der Graue Chief durch das Land. Und mit der gleichen großen Schnelligkeit, mit der er immer wieder neue Gefolgsleute aus dem Boden zu stampfen schien, Menschen, die für ihn in die Sättel stiegen, richtete er Unheil an.
Der Marshal war schon in El Paso das Gefühl nicht losgeworden, daß der gefährliche Desperado nach Tombstone geritten sein könnte.
Jetzt lag die staubige Kistenholzstadt in ihrer ganzen Armseligkeit vor den Reitern. Aus der Ferne war sie nichts weiter als eine groß gewordene Ansiedlung zumeist eingeschossiger Häuser, die vor dem Hintergrund der Blauen Berge einen völlig harmlosen, ja, nichtssagenden Eindruck machten. Und dennoch war es in jeder Beziehung eine glutheiße Stadt, dieses Tombstone!
Als sie die Sägemühle hinter sich hatten und an der Schmiede von Ole Jenkins vorbeiritten, als sie die ersten Häuser der Mainstreet Tombstones, nämlich die Allenstreet, passierten, da spürte der Marshal wieder jenes eigenartige Gefühl, das ihn jedesmal befiel, wenn er diese Stadt betrat. Es war kein angenehmes Gefühl.
Wie ausgestorben schien die breite Straße dazuliegen. Das Leben regte sich in Tombstone meist erst gegen Abend.
Am Bird Cage Theatre lehnte ein halbwüchsiger Bursche an einem der Dachpfeiler und fixierte die Reiter aus schmalen Augen.
Wie alt mochte der Bursche sein? Siebzehn vielleicht. Er war breitschultrig und untersetzt, trug ein verblichengraues kragenloses Hemd, das über der Brust offenstand, dazu ein gelbes Halstuch, und seine graubraune enganliegende Hose lief unten in die kurzen Schäfte seiner hochhackigen Stiefel aus. Quer von der rechten Hüfte bis zum linken Oberschenkel hing ein patronenbesetzter Waffengurt, der im offenen Halfter einen schweren fünfundvierziger Revolver hielt.
Das Gesicht des Burschen war von einer gelben blatternarbigen Haut bedeckt. Der Mund war schmal, das Kinn kantig, die Nase scharf und schmal, und die Augen schimmerten schiefergrau. Tief wucherte das dunkle Haar in die niedrige Stirn, blickte an den Seiten unter dem breitkrempigen, unförmigen Melbahut hervor und schien hinten in das Hemd wachsen zu wollen. Der Bursche hatte einen erloschenen Zigarillostummel im rechten Mundwinkel hängen und die Hände in den Hosentaschen vergraben. Den linken Fuß hatte er über den rechten gestützt. So lehnte er lässig gegen den Dachpfeiler.
Wyatt streifte den jungen Mann nur mit einem kurzen Blick und sah dann wieder die Straße entlang.
Doc Holliday, der rechts neben dem Marshal ritt, sprach das aus, was Wyatt Earp dachte:
»Da lehnt ganz Tombstone.«
Der Spieler hatte es erfaßt. In dem Bild dieses Burschen spiegelte sich die ganze scheinbare Trägheit und wirkliche Gefährlichkeit dieser Stadt wider: das stumpfe, müde und dennoch so triebhafte und gefahrvolle Leben Tombstones.
Rechts lag in der Häuserfront das eingeschossige Sheriffs Office. Ein Holzbau, wie die meisten anderen auch, der hinter einem breiten Vorbau lag und ein großes Fenster und eine Tür zur Straße hatte. Das danebenliegende Hoftor war schmal und nicht unansehnlicher als die anderen in der Stadt.
Luke Short glitt aus dem Sattel, stieß das Tor auf und ließ die beiden Dodger in den Hof. Als er den Torflügel wieder zuwarf, meinte er:
»Willkommen daheim!«
»So habe ich es mir immer vorgestellt, wenn mich der Teufel einmal in der Hölle begrüßt«, entgegnete der Spieler, während er aus dem Sattel glitt.
Im Office hatte sich nichts verändert. Virgil Earp, der Bruder des Marshals, hatte in der Abwesenheit des Sheriffs Luke Short das Amt des Gesetzesmannes in der Stadt innegehabt, war jetzt aber längst wieder oben in Utah.
Der Marshal warf einen Blick auf die dünne Berichtsmappe und trat dann ans Fenster, um auf die Straße hinauszusehen.
Doc Holliday stand auf seinem angestammten Platz, nämlich zwischen Tür und Fenster an der Wand, und rauchte.
Luke Short füllte mit seiner Riesengestalt den Rahmen der Hoftür aus, wobei er sich bücken mußte, um nicht oben anzustoßen. Während er langsam von einem zum anderen blickte, sagte er:
»Es ist alles still, bis jetzt jedenfalls.«
»Ich bin davon überzeugt, daß sich das schnell ändern wird«, kam es rostig von den Lippen des Spielers.
»Ja, davon bin ich auch überzeugt«, antwortete der Texaner. »Denn es scheint tatsächlich unvermeidlich zu sein, daß etwas passiert, wenn Wyatt Earp und Doc Holliday auftauchen.«
»Das wollen wir doch nicht hoffen«, sagte der Marshal wie zu sich selbst.
Er war müde. Die Wochen, die hinter ihm lagen, waren anstrengend gewesen und hatten selbst seine enorme Kraft erschöpft. Er mußte sich ein paar Tage ausruhen. Und dem Georgier konnte es kaum anders gehen.
Es war eine Weile still im Office. Dann fragte der Marshal:
»Kannten Sie den Burschen drüben am Bird Cage, Luke?«
Der Texaner schüttelte den Kopf.
»Nein, habe ich vorher nie gesehen. Und jetzt, wo Sie ihn erwähnen, finde ich auch, daß er mir irgendwie unangenehm aufgefallen ist. Ich weiß eigentlich nicht, weshalb.«
»Er hat uns ziemlich eigenartig gemustert«, meinte Wyatt Earp.
»Stimmt«, setzte Doc Holliday hinzu.
Der Marshal wandte sich vom Fenster ab und setzte sich in den großen Stuhl hinterm Schreibtisch.
»Wir wollen uns mit solchen Dingen nicht aufhalten. Natürlich ist unsere Ankunft in der Stadt nicht unbemerkt geblieben. Ich wette, daß in zwei Stunden der letzte Hund in Tombstone weiß, daß wir zurückgekommen sind.«
Der Spieler blickte überrascht auf. »Ist Tombstone inzwischen so groß geworden?«
»Wieso?« wollte der Tex wissen.
»Weil der Marshal glaubt, daß es zwei volle Stunden dauern wird.«
Der Riese lachte, nahm eine lange schwarze Virginia aus einem zinnernen Becher und schob sie sich zwischen seine großen weißen Zähne. Während er an der Decke ein Zündholz anriß – was eigenartig wirkte, da er mit dem Kopf die Zimmerdecke fast berührte –, erklärte er:
»Dann ist es wohl auch nicht nötig, Zimmer im Russian House zu bestellen?«
»Absolut nicht«, entgegnete der Spieler.
Und er dachte flüchtig an sein eigenes Haus, das er hier in der Stadt besaß, aber selten aufsuchte. Es wurde Zeit, daß er es entweder verkaufte oder aber verpachtete. Er war nicht gern mit Besitztümern behaftet, die ihm nur Beschwernisse verursachten. Wozu brauchte ein reitender Westmann in einer staubigen Arizonagrenzstadt ein solches Haus? Daß er es sich damals mit dem unbewußten Gedanken genommen hatte, endlich irgendwo bodenständig zu werden, wollte er längst nicht mehr wahrhaben. Paßte er doch so gar nicht hierher in diese staubige, wilde heiße Welt, der düstere elegante Aristokrat, der dereinst drüben an der Ostküste in der großen Stadt Boston eine florierende Arztpraxis hatte.
Luke Short, der jetzt in der Fensternische lehnte, fuhr sich mit dem Handrücken über sein Kinn.
»He, ich muß sagen, der Hund kriecht schneller, als ich gedacht hatte. Mag der Teufel wissen, wie die Nachricht schon ins Grand Hotel gelangt ist.«
Holliday wandte den Kopf und blickte den Langen fragend an.
Der erklärte: »Ich sehe da eine blendend aussehende junge Dame im Eilschritt über die Straße kommen, die irgendwie eine vertrackte Ähnlichkeit mit unserem Freund Holliday hat.«
Der Spieler rührte sich nicht vom Fleck. Erst als der federnde, leichte Schritt der jungen Frau auf dem Vorbau zu hören war, wandte er den Kopf zur Tür.
Judy Holliday war noch sehr jung und wirklich eine Schönheit. Ihre hellen, blauen langbewimperten Augen, die einen magischen Blick auszustrahlen schienen, erinnerten sehr an ihren Bruder. Ihr schmales wohlgeformtes Gesichtsoval wurde von sehr dunklem Haar umrahmt. Hochaufgerichtet und ganz in der Haltung, die auch für ihren Bruder typisch war, stand sie nun im Türrahmen und blickte in den Officeraum.
»John!« Sie stürzte auf den Bruder zu, umarmte ihn und preßte ihr blasses Gesicht gegen seinen Kopf. »John!« stammelte sie. »Endlich bist du zurückgekommen!«
Es war dem Gambler nicht anzumerken, ob ihn die stürmische schwesterliche Begrüßung ergriff. Er machte sich nun jedenfalls von Judy ganz sanft los und blickte ihr dann wortlos ins Gesicht.
»Wie geht es dir, John? Bitte, sage mir, daß es dir gutgeht.«
In den Augen des Spielers stand plötzlich ein Lächeln. Er sah zu Wyatt Earp hinüber und meinte:
»Sie sehen, Marshal, es geht schon los.«
Der Missourier hatte sich erhoben und begrüßte die Schwester des Georgiers freundlich.
»Na also«, kam es vom Fenster her, »die Sache floriert ja.«
Der Texaner blickte feixend zum Hoteleingang hinüber, wo jetzt wieder eine Frau auftauchte.
Sie war etwas älter als Judy Holliday und erweckte einen völlig anderen Eindruck. Ihr schöngeschnittenes weißgepudertes Gesicht wurde von einem intensiv wirkenden smaragdfarbenen Augenpaar beherrscht und war von flammendrotem