Hölle Arizona: Wyatt Earp 128 – Western
Von William Mark und Mark William
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Tombstone!
Gleißendes Mittagslicht lag in der Allenstreet. Es war wenige Minuten vor zwölf. Die sonst so belebten Stepwalks waren leergefegt. Hie und da vor den Schenken standen Pferde mit gesenkten Köpfen an den Halfterstangen, und vor den großen Stores hielten gewaltige Prärieschooner, die Waren gebracht hatten.
Es war warm. Die schweren Regentage der letzten Woche schienen den Winter mit einem Faustschlag hinweggewischt und in die Berge geschickt zu haben. Was die Arizonasonne im März hier in diesen Breiten bot, war anderwärts nicht einmal im Sommer zu erwarten. Er stand dieser Stadt nicht, der Winter, der rauhe Geselle gehörte weiter hinauf nach Norden, in die bergigen Gegenden, wo er daheim war.
Zu Tombstone gehörten die Sonne und der heiße Sand. Die flimmernde Luft und in der Ferne die Blauen Berge. Die endlose Savanne, die Turmkakteen und die roten Sandsteinpyramiden, die der Wind der Jahrtausende zu skurrilen Skulpturen zerschliffen hatte.
Von Westen her ritten drei Männer in die Mainstreet.
Der eine, der etwa anderthalb Yard vor den beiden anderen herritt, saß auf einem Fuchshengst. Er war ein mittelgroßer untersetzter Mann, mit kantigem Gesicht und schiefergrauen Augen, ein hartes, unerbittliches Gesicht. Der mißfarbene Hut saß tief in seiner Stirn und so seltsam gerade, als würde er nur von den beiden Ohren gehalten. Seine zerschlissene Lederjacke stand vorn offen, und aus dem ebenfalls offenen Hemdausschnitt sah die haarige Brust hervor. Der Reiter trug einen Waffengurt, der tief über dem rechten Oberschenkel einen schweren Hampton-Revolver hielt.
Dieser Mann war der Bandit Kid Malinen.
In Tombstone ahnte in dieser Mitagsstunde ganz sicher niemand,
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Hölle Arizona - William Mark
Wyatt Earp –128–
Hölle Arizona
Roman von William Mark
Tombstone!
Gleißendes Mittagslicht lag in der Allenstreet. Es war wenige Minuten vor zwölf. Die sonst so belebten Stepwalks waren leergefegt. Hie und da vor den Schenken standen Pferde mit gesenkten Köpfen an den Halfterstangen, und vor den großen Stores hielten gewaltige Prärieschooner, die Waren gebracht hatten.
Es war warm. Die schweren Regentage der letzten Woche schienen den Winter mit einem Faustschlag hinweggewischt und in die Berge geschickt zu haben. Was die Arizonasonne im März hier in diesen Breiten bot, war anderwärts nicht einmal im Sommer zu erwarten. Er stand dieser Stadt nicht, der Winter, der rauhe Geselle gehörte weiter hinauf nach Norden, in die bergigen Gegenden, wo er daheim war.
Zu Tombstone gehörten die Sonne und der heiße Sand. Die flimmernde Luft und in der Ferne die Blauen Berge. Die endlose Savanne, die Turmkakteen und die roten Sandsteinpyramiden, die der Wind der Jahrtausende zu skurrilen Skulpturen zerschliffen hatte.
Von Westen her ritten drei Männer in die Mainstreet.
Der eine, der etwa anderthalb Yard vor den beiden anderen herritt, saß auf einem Fuchshengst. Er war ein mittelgroßer untersetzter Mann, mit kantigem Gesicht und schiefergrauen Augen, ein hartes, unerbittliches Gesicht. Der mißfarbene Hut saß tief in seiner Stirn und so seltsam gerade, als würde er nur von den beiden Ohren gehalten. Seine zerschlissene Lederjacke stand vorn offen, und aus dem ebenfalls offenen Hemdausschnitt sah die haarige Brust hervor. Der Reiter trug einen Waffengurt, der tief über dem rechten Oberschenkel einen schweren Hampton-Revolver hielt.
Dieser Mann war der Bandit Kid Malinen.
In Tombstone ahnte in dieser Mitagsstunde ganz sicher niemand, daß da der gefährlichste Outlaw seit Lazaro Capucine in die Stadt einritt.
Er war vor vierunddreißig Jahren als Sohn eines finnischen Einwanderers in West Point, Kentucky, nicht ganz drei Meilen von dem berühmten Fort Knox, in einem rumpelnden Planwagen auf die Welt gekommen. Seine Mutter war eine Mulattin gewesen, die bei seiner Geburt ihr Leben gelassen hatte. Malinens Vater wurde bei einer Schießerei getötet, als der Bursche gerade sieben Jahre alt war. Ein Freund des Vaters nahm ihn mit hinunter nach Oklahoma, wo er dann auf einer Ranch gearbeitet hatte, bis er mit dreizehn Jahren einen Cowoby mit dem Messer tödlich verletzte und floh.
Seitdem war sein Leben nur Flucht gewesen. Mit fünfzehn schoß er in einer Hafengasse von Galvestone einen Neger nieder. Nicht ganz siebzehn war er alt, als er in Dallas einen Hutmacher erschoß und seitdem steckbrieflich gesucht wurde. Er trieb sich fast ein volles Jahrzehnt am Rand des Llano Estaccado herum, wo er zu den gefürchteten Stakemen gehörte. Am 17. August 1877 schoß er auf der Mainstreet von Lubbock den Hilfssheriff Pat Henderson nieder und wurde nach einer reichlich merkwürdigen Gerichtsverhandlung zu fünf Jahren Straflagerhaft verurteilt, die er in Fort Worth absaß. Der zweiunddreißigjährige Kid Malinen zog von Texas hinüber nach New Mexico, wo er sich als Viehdieb und Posträuber mehr oder weniger armselig durchs Leben schlug – bis zu dem Tag, an dem er dem Miner begegnete, der sein Geschick schlagartig verändern sollte.
Es war der stellvertretende Chief der Galgenmännerbande, Lazaro Capucine, der Kid Malinen aufgriff und in seine Crew steckte. Schon sehr bald merkte Capucine, daß er mit diesem Finnen, diesem Kentuckyman, einen ausgezeichneten Griff getan hatte. Malinen war der Prototyp eines Desperados, eines Galgenmannes. Und auch der Big Boß selbst hatte sehr bald die Fähigkeiten des Kentuckymannes entdeckt, und so wurde Malinen schnell Unterführer und arbeitete sich rasch in der Bande hoch. Aber sein Licht stand immer unter dem Scheffel des großen Italo-Amerikaners Capucine, der die beherrschende Figur in der Bande war, und sollte erst jetzt, in diesen Spätmärztagen des Jahres 1884, ausgerechnet im heißen Tombstone aufleuchten. Wahrscheinlich ahnten nicht einmal seine beiden Begleiter, welch unheimliches Feuer in diesem erbitterten Mann steckte und welch ehrgeizige Pläne er verfolgte. Ja, höchstwahrscheinlich ahnte er es selbst nicht einmal.
Links neben ihm ritt auf einem grauen Wallach ein herkulisch gebauter Mensch, dessen untere Gesichtshälfte von schwarzen Bartstoppeln igelhaft besetzt war. Seine Nase war kurz und breit, der Mund schmallippig, gewaltig und ausladend das Kinn. Die Augen lagen vom Jochbein und den Wangenknochen eingeklemmt unter der fliehenden Stirn und den buschigen Brauen. Er hatte dunkles strähniges Haar und trug den Hut am Sturmband im Genick, was ihm einen reichlich verwegenen Ausdruck gab. Seltsamerweise trug dieser Mann keinen Waffengurt. Dafür hatte er im hochstehenden Scabbard einen kurzläufigen Winchesterstutzen, der in der Hand eines geübten Mannes eine sehr gefährliche Waffe war. Der Mann hieß Slim Latham, aus der Hafenstadt, Fairhope, die unweit des berüchtigten Mobile, an der Küste von Alabama liegt. Lathams Lebensweg ist niemals genau zurückverfolgt worden. Der riesige Alabamamann hatte es verstanden, einen dichten Schleier darüber auszubreiten.
Rechts neben Malinen ritt ein starkknochiger Bursche mit hagerem Gesicht, aus dem ein bernsteinfarbenes Augenpaar hervorstach, das zu nahe bei der Nasenwurzel saß, blondes Haar wucherte unter seinem schwarzen flachkronigen Hut hervor und wuchs ihm hinten bis in den Kragen seines verwaschenen blauen Hemdes hinein. Er trug eine offene Lederweste, darüber eine ziemlich mitgenommene Stoffjacke und graue Levishosen, die in hochhackigen Stiefeln steckten. Im Gegensatz zu den anderen schien er ein wahrer Waffennarr zu sein, denn an jeder Seite seiner Hüften trug er einen großen Revolver, daneben noch je ein Bowieknife, links aus dem Stiefelschaft blickte der Knauf eines Cloverleafs und aus der rechten Westentasche sahen die Griffschalen eines Derringerrevolvers hervor. Chris Cumberland war vor sechsundzwanzig Jahren als der uneheliche Sohn einer Wäscherin in einer Vorstadtstraße von Chattanooga, Tennessee geboren. Was er bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr getrieben hat, ist nie mit Sicherheit festgestellt worden. Tatsache ist aber, daß er in Founton City mit neunzehn Jahren Hilfsmarshal war und in eine Schießerei geriet, bei der er angeblich von zwei Soldaten aus Fort Loudoun aus dem Hinterhalt angegriffen wurde. Er hatte die beiden Soldaten getötet und wurde von seinem Boß, dem Sheriff von Founton City, des Amtes enthoben. Später soll er dann in dem berühmt-berüchtigten Tal von Shenandoah bei einem Bandenüberfall am Mt. Olive schwer verletzt worden sein. Wie der Tennessee-Mann aus dem fernen Virginia nun schließlich die tausend Meilen hinüber nach Arizona gekommen war, ist nie ermittelt worden. Jedenfalls war er an dem Tag, an dem er mit Malinen und Latham in Tombstone einritt, fast fünf Monate bei der Galgenmännerbande.
Es war genau sieben Minuten vor zwölf Uhr, als die drei Banditen vor dem Crystal Palace von ihren Gäulen stiegen und die langen Zügelleinen um die abgewetzte Halfterstange warfen.
Schräg gegenüber im Eingang des Barbershop stand der siebzehnjährige Frisörgehilfe Gene Dunker. Er hatte die drei kommen sehen und beobachtete sie jetzt, wie sie von den Gäulen stiegen. Hinter ihm rief sein Boß: »Steh’ nicht an der Tür und halte Maulaffen feil, Gene, mach’ dich an die Arbeit, es ist schon sieben Minuten vor zwölf!«
»Ja, ja, Boß«, entgegnete der Bursche, wobei er das Rasiermesser, das er in der Hand hielt, geschäftig und gewohnheitsmäßig an seinem linken Daumenballen wetzte, ohne die drei Männer aus den Augen zu lassen.
Der junge Dunker hatte einen wachen Blick für Leute wie die drei da drüben. Aber dennoch hätte er sie vielleicht gar nicht länger beobachtet, wenn nicht der herkulische Bursche mit dem stoppelbärtigen Gesicht in diesem Augenblick sein kurzläufiges Winchestergewehr aus dem Halfter genommen hätte, um es mit sich zu nehmen. Gewandt wie einen Stock warf er es von der Rechten in die Linke, stieg auf den Vorbau und stützte sich auf den Lauf der Waffe, wobei seine breite Hand oben das Schaftende umspannt hielt.
Gedankenverloren fuhr sich der Barbiergehilfe mit der unscharfen Seite der Klinge über den Handrücken. Dann stieß er einen Pfiff durch die Zahnlücke und wandte sich um: »Hi, das sieht nach Gewitter aus.«
»Gewitter?« krächzte der Barbier. »Was faselst du da für Unsinn. Wir haben das schönste Tombstoner Wetter, das wir uns wünschen können. Ich rechne heute mit den Boys aus Bisbee. Und dann sollen noch die Cowboys von der Hunter Ranch kommen, hat mir der Vormann am Freitag erklärt. Wir werden also ziemlich viel Arbeit kriegen. Vorwärts, halte dich dran, Gene!«
Die drei Fremden standen drüben auf dem Vorbau. Malinen blickte sich um, sah die Straße hinunter, als schaue er nach jemandem aus.
Als er den Kopf herumnahm, streifte der stechende Blick seiner schiefergrauen Augen das milchige Gesicht des Frisörgehilfen, an dem er sich förmlich festsaugte.
Dunker hatte den Atem angehalten; er erschrak unter diesem Blick bis ins Mark.
Der Kentuckyman wandte sich jetzt ab und ging mit staksigen, hölzernen Schritten und leicht in O-Form gebogenen Beinen weiter bis an die Ecke des Vorbaus und blickte die Gasse hinauf. Dann erst hielt er auf die bastgeflochtenen Schwingarme der Pendeltür des Crystal Palace zu.
Latham schob die beiden Revolver vor auf die Oberschenkel und lockerte sie in den Halftern. Dann folgte er Malinen. Latham sah sich nach allen Seiten um, ehe auch er sich durch die Schwingarme der Tür ins Innere des Schankraumes schob. Malinen blieb stehen und gewöhnte seine Augen erst an den Halbdämmer, der hier in der Schenke herrschte.
Dann riß er die Augen plötzlich weiter auf und