Dr. Norden Bestseller 168 – Arztroman: Die große Angst in meinem Herzen
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Hallo, Jo-Ann, wie geht es heute?« begrüßte Dr. Daniel Norden das junge Mädchen, das jetzt sein Sprechzimmer betrat.
Das feine Gesicht bekam etwas mehr Farbe, und die Augen leuchteten auf, als der Arzt so aufmunternd lächelte.
Eigentlich hübsch konnte man Jo-Ann Kolding nicht bezeichnen, aber sie hatte ein sehr ausdrucksvolles Gesicht, wunderschöne topasfarbene Augen, die von einem dichten Kranz seidiger dunkler Wimpern umgeben waren und einen aparten Kontrast zu dem hellblonden Haar bildeten, das bis auf die Schultern herabfiel.
Dr. Norden mochte die junge
Deutschamerikanerin gern, die so gar nichts von dem forschen Auftreten hatte, das man von Teenagern allgemein gewohnt war. Ihre Kleidung war ebenso geschmackvoll wie dezent.
»Nun, wo drückt der Schuh, Jo-Ann?« fragte der Arzt väterlich.
»Die Erkältung ist schon viel besser, aber sonst fühle ich mich nicht besonders gut«, gab Jo-Ann zögernd zu.
Sie war aus dem warmen Florida gekommen und konnte sich an das recht rauhe Herbstwetter, das in München herrschte, nicht so recht gewöhnen.
»Dann sollten wir Sie einmal gründlich untersuchen«, sagte Dr. Norden besorgt.
Sie schüttelte leicht den Kopf. »Es ist etwas anderes, Herr Doktor. Ich brauche einen Rat. Die Atmosphäre bei meinen Verwandten bedrückt mich.«
Das also war es! Dr. Norden blickte auf die Uhr. Er mußte dringend Hausbesuche machen und konnte sich nicht viel Zeit nehmen für Jo-Ann, und wenn jemand seelischen Kummer hatte, konnte man ihn nicht mit ein paar Worten abspeisen.
»Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen, Jo-Ann? Kommen Sie doch heute abend zu uns, dann können wir uns in behaglicher Atmosphäre über Ihren Kummer unterhalten. Oder haben Sie bereits
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Rezensionen für Dr. Norden Bestseller 168 – Arztroman
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Buchvorschau
Dr. Norden Bestseller 168 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 168 –
Die große Angst in meinem Herzen
Patricia Vandenberg
»Hallo, Jo-Ann, wie geht es heute?« begrüßte Dr. Daniel Norden das junge Mädchen, das jetzt sein Sprechzimmer betrat.
Das feine Gesicht bekam etwas mehr Farbe, und die Augen leuchteten auf, als der Arzt so aufmunternd lächelte.
Eigentlich hübsch konnte man Jo-Ann Kolding nicht bezeichnen, aber sie hatte ein sehr ausdrucksvolles Gesicht, wunderschöne topasfarbene Augen, die von einem dichten Kranz seidiger dunkler Wimpern umgeben waren und einen aparten Kontrast zu dem hellblonden Haar bildeten, das bis auf die Schultern herabfiel.
Dr. Norden mochte die junge
Deutschamerikanerin gern, die so gar nichts von dem forschen Auftreten hatte, das man von Teenagern allgemein gewohnt war. Ihre Kleidung war ebenso geschmackvoll wie dezent.
»Nun, wo drückt der Schuh, Jo-Ann?« fragte der Arzt väterlich.
»Die Erkältung ist schon viel besser, aber sonst fühle ich mich nicht besonders gut«, gab Jo-Ann zögernd zu.
Sie war aus dem warmen Florida gekommen und konnte sich an das recht rauhe Herbstwetter, das in München herrschte, nicht so recht gewöhnen.
»Dann sollten wir Sie einmal gründlich untersuchen«, sagte Dr. Norden besorgt.
Sie schüttelte leicht den Kopf. »Es ist etwas anderes, Herr Doktor. Ich brauche einen Rat. Die Atmosphäre bei meinen Verwandten bedrückt mich.«
Das also war es! Dr. Norden blickte auf die Uhr. Er mußte dringend Hausbesuche machen und konnte sich nicht viel Zeit nehmen für Jo-Ann, und wenn jemand seelischen Kummer hatte, konnte man ihn nicht mit ein paar Worten abspeisen.
»Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen, Jo-Ann? Kommen Sie doch heute abend zu uns, dann können wir uns in behaglicher Atmosphäre über Ihren Kummer unterhalten. Oder haben Sie bereits etwas vor?«
»Ich habe nie etwas vor«, erwiderte sie leise. »Es ist alles so anders, als ich es mir vorstellte.«
»Dann kommen Sie also«, sagte er aufmunternd. »So gegen sechs Uhr, dann lernen Sie auch gleich unsere Kinder kennen. Meine Frau kennen Sie ja schon.«
Dankbar leuchteten Jo-Anns Augen auf. »Sie sind sehr lieb«, sagte sie leise. »Ich habe ja niemanden, mit dem ich mal vernünftig sprechen kann.«
So schlimm ist es also, dachte Dr. Norden, als er dann zu seinen Hausbesuchen unterwegs war. Er kannte die Verwandten von Jo-Ann nur flüchtig. Lange wohnten sie noch nicht in diesem Vorort, und bisher war er nur einmal zu ihnen gerufen worden, nämlich als Jo-Ann von der Grippe erwischt worden war.
Er mußte sich jetzt schwerkranken Patienten widmen und konnte nicht über Jo-Ann nachdenken. Am Abend sollte er mehr über ihren Kummer erfahren.
Was die Nordens bisher schon über dieses junge Mädchen wußten, hatte ihr tiefstes Mitgefühl erregt. Jo-Anns Eltern waren vor fünf Jahren bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen. Sie selbst war zu dieser Zeit auf dem College gewesen und hatte es auch absolviert, obgleich die deutschen Verwandten sie schon damals nach München holen wollten. Jedoch hatte ihr Vormund bestimmt, daß sie bis zur Volljährigkeit in den Staaten bleiben sollte, und es war auch ihr eigener Wunsch gewesen.
Doch der Wunsch ihres Vaters war es gewesen, daß sie in München studieren solle, in seiner Heimatstadt, denn Joachim Kolding war gebürtiger Deutscher gewesen. Jo-Ann hatte sich verpflichtet gefühlt, den Wunsch ihres toten Vaters zu erfüllen.
*
Roman Kolding war ein Cousin von Jo-Anns Vater, also kein direkter Onkel. Er lebte mit seiner Frau Marlene und den beiden erwachsenen Kindern Nadja und Carlo in einem hübschen Einfamilienhaus, das er erst vor einem halben Jahr erworben hatte. Er war Prokurist in einem großen Kaufhaus. Soviel wußten die Nordens auch. Doch von dem, was sich in dieser Familie so abspielte, wußten sie nichts.
Mit zwiespältigen Gefühlen betrat Jo-Ann jetzt dieses Haus, das eigentlich ganz anheimelnd wirkte. Aber es fröstelte sie, als sie Carlos Stimme vernahm. »Für Hasso ist der Zug abgefahren, den kannst du abschreiben«, sagte er in seinem lässigen Ton, dann aber bemerkte er, daß Jo-Ann die Diele betreten hatte.
»Rede doch weiter!« sagte Nadja schrill.
»Jo ist gekommen!« zischte er.
»Na und«, sagte Nadja spöttisch. »Ihr hat Hasso anscheinend doch auch gefallen, und sie könnte es ruhig hören, warum der Zug abgefahren ist.«
Jo-Ann faßte Mut und trat ein. »Hallo«, sagte sie leise.
»Da bist du ja«, grinste Carlo.
»Carlo wollte mir gerade was über Hasso erzählen«, sagte Nadja.
»Vielleicht interessiert es dich auch.«
»Was ist mit ihm?« fragte Jo-Ann. »Muß er in der Klinik bleiben?«
»Er wird sie kaum wieder verlassen«, erwiderte Carlo brutal. »Der Bluterguß im Knie hat ein Sarkom zutage gefördert.«
Carlo war dreiundzwanzig und studierte Medizin. Wenngleich er das Studium auch nicht gerade ernst nahm, wußte er doch schon sehr gut Bescheid. An Intelligenz mangelte es ihm nicht, nur an Gefühl, und das versetzte Jo-Ann immer wieder in Bestürzung.
»Und was ist das, ein Sarkom?« fragte Nadja, die für nichts Interesse hatte als für sich selbst und ihr Äußeres. Sie war bildhübsch, aber eben nur das, sonst nichts.
»Das ist sehr schlimm«, entfuhr es Jo-Ann. »Ist Hasso operiert?«
»Na klar, dadurch ist es doch aufgekommen. Zumindest wird er jetzt sein Bein loswerden.«
»Wie kannst du nur so reden«, sagte Jo-Ann vorwurfsvoll.
»Tatsache, Mimose«, sagte Carlo zynisch. »Man wird noch ein bißchen an ihm herumschnippeln, aber retten kann man das Bein nicht.«
»Aber doch sein Leben«, flüsterte Jo-Ann.
Carlo kniff die Augen zusammen. »Wenn das noch ein Leben ist? Lieber Schwan, wenn ich mir vorstelle, daß Hasso beinahe mein Schwager geworden wäre.«
»Darüber brauchst du nicht mehr nachzudenken«, sagte Nadja wegwerfend. »Ich muß jetzt gehen. Ich habe Probeaufnahmen.«
Benommen blickte Jo-Ann die Geschwister Kolding an, die zwar den gleichen Namen trugen wie sie, aber mit denen sie sonst nichts gemein hatte. Und zum ersten Mal, seit sie in diesem Hause lebte, begehrte sie auf.
»Ihr habt eine seltene Moral«, sagte sie empört, drehte sich um und verließ das Zimmer, dann auch das Haus.
»Das Hühnchen muckt auf«, grinste Carlo. »Was sagt man dazu. Aber solange es goldene Eier legt, müssen wir ja still sein.«
»Laß das bloß Papa nicht hören«, sagte Nadja warnend.
»Wir sind ja allein, Nadja. Hoffentlich lohnt es sich wenigstens, daß das Mimöschen gehegt und gepflegt wird.«
»Und dann gibt es einen Knall, und sie heiratet, und wir gucken in den Mond«, sagte Nadja.
Er tippte sie auf die Stirn. »Da fehlt es bei dir, Nadja. Unser Cousinchen scheint noch nicht mal den Unterschied zwischen Männlein und Weiblein zu kennen, und schließlich bin ich ja auch noch da, falls sie den entdecken sollte.«
»Aber sie weiß, was ein Sarkom ist«, sagte Nadja.
»Unscheinbare Mädchen haben halt mehr Verstand als hübsche«, erwiderte er ziemlich anzüglich. »Ab und zu solltest du dein bißchen Verstand aber auch gebrauchen.«
Das war der Umgangston zwischen den Geschwistern, und wenn Jo-Ann auch dieses Gespräch nicht mithören konnte, andere ähnlicher Art hatten sie schon oft erschreckt.
Jetzt lief sie durch die Straßen. Sie hatte es nicht mehr ausgehalten, sich anzuhören, was Carlo über Hasso Gross sagte.
Sie wußte, daß er vor drei Tagen in die Behnisch-Klinik gebracht worden war, nachdem er beim Tennis unglücklich gefallen war. Er war der einzige aus dem Bekanntenkreis von Carlo und Nadja, für den sie eine gewisse Sympathie empfunden hatte.
Sie lief jetzt durch Straßen, die sie noch nicht kannte und dann sah sie plötzlich den Wegweiser zur Behnisch-Klinik, als würde ein fremder Wille ihr eingeben, was sie tun müßte.
Dr. Jenny Behnisch kam aus der Klinik, als Jo-Ann fast mit ihr zusammenstieß.
»Pardon«, stammelte das Mädchen. »Verzeihung.«
»Ist ja nichts passiert«, erwiderte Jenny. »Fehlt Ihnen etwas?«
»Ich möchte Hasso Gross besuchen«, flüsterte Jo-Ann.
Ein Schatten fiel über Jennys Gesicht. »Das geht nicht«, erwiderte sie.
Entsetzt blickte das Mädchen sie an. »Er ist doch nicht gestorben«, stieß sie atemlos hervor.
Dr. Jenny Behnisch betrachtete das Mädchen irritiert. »Wer sind Sie? Eine Angehörige?«
»Ich bin Jo-Ann Kolding. Mein Cousin hat über Hasso gesprochen. Es hat mich erschreckt«, fügte sie leise hinzu. »Es muß doch möglich sein, ihm zu helfen. Man kann einen Menschen doch nicht so abtun, wie Carlo das tut.«
Jenny Behnischs Interesse an Jo-Ann erwachte. »Wir mußten Herrn Gross darauf vorbereiten, daß ihm noch ein paar Operationen bevorstehen würden, aber ich dachte nicht, daß er darüber sprechen würde. Herr Kolding hat ihn vorhin besucht.«
»Und er hat gesagt, daß der Zug für Hasso abgefahren ist«, flüsterte Jo-Ann.
»Manche bedienen sich oft einer merkwürdigen Ausdrucksweise«, sagte Jenny Behnisch. »Sind Sie Hasso Gross freundschaftlich verbunden?«
»Ich kenne ihn noch nicht lange und nur flüchtig«, erwiderte Jo-Ann. »Aber das ist doch unwichtig, wenn es um ein Menschenleben geht. Man darf doch nicht alles gleich negativ sehen, sondern Hoffnung erzeugen. Denken Sie nicht auch so?«
»Ja, so denke ich auch.«
»Sie sind Ärztin?«
»Jenny Behnisch.«
»Bitte, sagen Sie mir, ob man Hasso helfen kann und wie. Carlo hat von Amputation gesprochen.«