Dr. Norden Bestseller 83 – Arztroman: Rettung in letzter Minute
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Fee Norden schnitt Rosen, die in diesem Sommer so üppig blühten, daß es gar nicht auffiel, wenn eine Vase gefüllt wurde.
"Mami, es hat geläutet!" schrie Danny. "Lenni ist im Keller." Recht selbständig war er schon geworden, aber er wußte auch, daß er die Tür nicht öffnen sollte. Beizeiten machte Fee die Kinder auf jedwede Gefahren aufmerksam, die von Fremden kommen konnten. Sie eilte um das Haus herum, und ein Staunen kam in ihre schönen Augen. Von diesem Besuch kam gewiß keine Gefahr. Vor der Gartentür stand eine schlanke junge Frau, die einen kleinen Jungen an der Hand hielt, der in Dannys Alter sein mochte.
"Donata, welche Freude, daß Sie mich mal wieder besuchen", rief Fee aus. "Und Tino kommt auch mit." Danny drehte sich zu seinem Bruder Felix um, der immer erst einen gewissen Abstand wahrte. "Tino heißt der Bub", rief er. Ein Lächeln erhellte Donata Letzows Gesicht. "Ich muß mir erst die Hände waschen", sagte Fee, "herein mit euch. Das ist eine liebe Überraschung." "Ich freue mich auch", sagte Donata mit weicher, angenehmer Stimme, doch Fee fiel es sofort auf, daß diese nicht mehr so klangvoll war wie früher.
Danny sagte gleich Grüß Gott, aber Tino war genauso zurückhaltend wie der kleinere Felix. Ein zierlicher blasser Junge war er, dem man gewiß nicht ansah, daß er auf dem Lande aufwuchs. Schnell hatte sich Fee die Hände gewaschen, dann ergriff sie Donatas Hände und stellte mit Erschrecken fest, wie kalt diese waren, obgleich jetzt doch sommerliche Temperaturen herrschten. "Kaffee oder Tee, Donata?" fragte sie.
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Rezensionen für Dr. Norden Bestseller 83 – Arztroman
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Buchvorschau
Dr. Norden Bestseller 83 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Fee Norden schnitt Rosen, die in diesem Sommer so üppig blühten, daß es gar nicht auffiel, wenn eine Vase gefüllt wurde.
»Mami, es hat geläutet!« schrie Danny. »Lenni ist im Keller.«
Recht selbständig war er schon geworden, aber er wußte auch, daß er die Tür nicht öffnen sollte. Beizeiten machte Fee die Kinder auf jedwede Gefahren aufmerksam, die von Fremden kommen konnten.
Sie eilte um das Haus herum, und ein Staunen kam in ihre schönen Augen. Von diesem Besuch kam gewiß keine Gefahr. Vor der Gartentür stand eine schlanke junge Frau, die einen kleinen Jungen an der Hand hielt, der in Dannys Alter sein mochte.
»Donata, welche Freude, daß Sie mich mal wieder besuchen«, rief Fee aus. »Und Tino kommt auch mit.«
Danny drehte sich zu seinem Bruder Felix um, der immer erst einen gewissen Abstand wahrte. »Tino heißt der Bub«, rief er.
Ein Lächeln erhellte Donata Letzows Gesicht. »Ich muß mir erst die Hände waschen«, sagte Fee, »herein mit euch. Das ist eine liebe Überraschung.«
»Ich freue mich auch«, sagte Donata mit weicher, angenehmer Stimme, doch Fee fiel es sofort auf, daß diese nicht mehr so klangvoll war wie früher.
Danny sagte gleich Grüß Gott, aber Tino war genauso zurückhaltend wie der kleinere Felix. Ein zierlicher blasser Junge war er, dem man gewiß nicht ansah, daß er auf dem Lande aufwuchs.
Schnell hatte sich Fee die Hände gewaschen, dann ergriff sie Donatas Hände und stellte mit Erschrecken fest, wie kalt diese waren, obgleich jetzt doch sommerliche Temperaturen herrschten.
»Kaffee oder Tee, Donata?« fragte sie.
»Lieber Tee«, erwiderte die andere stockend.
»Ich sage Lenni Bescheid«, erklärte Danny, »und was mag Tino?«
Der sah seine Mutter an. »Darf ich bitte Kakao haben, Mami?«
»Natürlich bekommst du welchen, und Kuchen haben wir auch.«
»Guten Kuchen, hat Lenni gebacken«, versicherte Danny. Felix wurde auch schon zutraulicher, und dann ließ auch die kleine Anneka ihr Stimmchen vernehmen. »Mami, Mami, Anneka auch da.«
»Unsere Jüngste«, sagte Fee, »ich hole sie.«
Anneka fremdelte leicht, aber diesmal nicht. Mit kugelrunden Augen blickte sie Donata an.
»Wie süß sie ist«, sagte Donata leise, »so schnell vergeht die Zeit.«
Sie hat Kummer, dachte Fee. Sie hoffte sehr, daß die Kinder ihnen Zeit für ein Gespräch unter vier Augen lassen würden.
Dafür sorgte dann Lenni.
Vor fünf Jahren hatte Donata den Gutserben Ulrich Letzow geheiratet. Sie war das gewesen, was man eine gute Partie nannte. Die Letzows hatten es zwar nicht nötig, noch mehr Geld zu heiraten, aber der alte Letzow vertrat den Standpunkt, daß man davon nicht genug haben könnte.
Die »Hochzeit des Jahres« war gefeiert worden. Fee und Daniel Norden hatten sie miterlebt.
Ein Jahr später war der Sohn Tino in der Leitner-Klinik zur Welt gekommen. Das Glück des jungen Paares schien vollkommen. Seither hatte Fee Donata nur zweimal gesehen. Jetzt schien sie ihr durchaus nicht so glücklich zu sein.
»Ich war bei Dr. Leitner«, sagte Donata. »Ich werde wieder ein Kind haben.« Das klang nicht freudig.
Fee war bestürzt, aber sie sagte nichts.
»Hoffentlich wird es ein Mädchen«, fuhr Donata fort. »Ein Kind möchte ich allein erziehen.«
Da lag also der Hase im Pfeffer. Aber nur da? »Sie haben Sorgen, Donata?« fragte Fee.
»Man gewöhnt sich an alles, aber es ist gut, sich einmal aussprechen zu können. Dort habe ich ja niemanden. Seit meine Eltern in Hamburg leben…«, sie unterbrach sich, »nun, es ist gut, daß sie nicht alles mitbekommen. Seit dem Tode meiner Schwiegermutter…«
»Sie ist gestorben?« rief Fee erschrocken aus. »Davon wußten wir nichts.«
»Es wurde darüber nicht gesprochen, denn sie wurde in aller Stille beigesetzt. Sie hatte einen Autounfall, Querschnittlähmung. Eines Tages hat sie zuviel Tabletten geschluckt.« Abgehackt kam es über Donatas blasse Lippen. »Ich gönne ihr den Frieden. Sie hat ihn sich gewünscht. Kranke Menschen sind meinem Schwiegervater ein Greuel, auch die eigene Frau.«
Wie bitter das klang! Fee griff nach Donatas Hand. »Sie verstehen sich nicht mit ihm?« fragte sie leise.
»Wer versteht sich schon mit ihm? Er ist wohl der krasseste Egoist, der mir je begegnet ist, Fee. Er bestimmt, und alle müssen kuschen. Er will Tino erziehen, zu einem ganzen Mann, wie er sagt. Er überfordert das Kind. Doch wehe, wenn ich etwas sage.«
»Und was sagt Ulrich?« fragte Fee.
»Nichts. Er hat sich sehr verändert.« Sie schöpfte tief Atem. »Ich habe eine Trennung in Betracht gezogen, aber nun bekomme ich wieder ein Kind.« Sie legte die Hände vor ihr Gesicht. »Ich wollte es nicht«, stöhnte sie auf. »Aber als ich Ulrich sagte, daß ich mich von ihm trennen will, machte er plötzlich wieder seine Rechte geltend. Oh, es war schrecklich, Fee«, schluchzte sie trocken auf.
Fee war ganz blaß geworden. Erschüttert streichelte sie Donatas Rücken und spürte unter ihren Fingern, wie sie zitterte.
»Sie würden mir ja auch Tino nehmen«, fuhr Donata stockend fort. »Entschuldigen Sie bitte, wenn ich mich so gehen lasse.«
»Weinen Sie sich aus, Donata«, sagte Fee sanft und tröstend.
Die Kinder spielten im Garten. Tino hatte sich schnell mit den beiden Buben angefreundet.
»Bei euch ist es schön«, sagte er. »Kriegt ihr nicht geschimpft, wenn ihr euch schmutzig macht?«
Danny und Felix starrten ihn verblüfft an. »Schimpft deine Mami?« fragte Danny.
»Nein, aber der Großvater«, sagte Tino.
»Was ist Großvater?« fragte Felix.
»Was unser Opi ist«, erklärte Danny.
»Aber unser Opi schimpft nie. Der ist immer lieb«, sagte Felix.
»Und unsere Omi auch«, sagte Danny.
»Meine Omi ist beim lieben Gott«, murmelte Tino. »Sie war auch lieb, aber jetzt kann ich sie bloß auf dem Friedhof besuchen. Da schläft sie.«
Entgeistert starrte Danny ihn an. »Hat sie kein Bett?« fragte er.
»Sie ist doch tot«, sagte Tino traurig.
»Unsere Omi nicht«, flüsterte Felix, und dann lief er zu seiner Mami. »Gell, Mami, unsere Omi wird nie tot«, fragte er ängstlich.
»Nein«, erwiderte Fee, um ihn zu beruhigen, denn sie hatte nicht die Absicht, ihre Kinder mit der Erklärung zu ängstigen, daß jeder Mensch einmal sterben würde.
»Dann ist es gut«, sagte Felix. »Seid lieber lustig mit Tino«, meinte Fee.
»Tino vermißt Mama sehr«, erklärte Donata leise, als Felix sich wieder entfernt hatte. »Sie war ein lieber Mensch. Ich wußte nicht, wie schwer ihr Leben war, eine um vieles betrogene Frau.«
Fee hielt den Atem an. »Sind Sie das auch, Donata?« fragte sie bestürzt.
Donata blickte zu Boden. »Ulrich ist seinem Vater viel ähnlicher, als ich annehmen konnte, nur so geizig ist er nicht. Vielleicht sind alles Trotzreaktionen, weil ihm nie Freiheiten gestattet wurden und er auch jetzt noch von seinem Vater gegängelt wird. Aber wie soll es weitergehen, Fee? Ich weiß mir keinen Rat mehr. Ich muß aushalten, Tinos wegen. Ich kann doch mein Kind nicht hergeben.«
Fee überlegte. Was konnte sie da raten? Bahnte sich da etwa eine Katastrophe an?
»Wenn Sie nun mit Tino zu Ihren Eltern fahren würden für eine Zeit, Donata?«
»Das würde man mir gleich als böswilliges Verlassen auslegen. Mein Schwiegervater wartet doch nur darauf, mir etwas ankreiden zu können. Er hat ein Verhältnis mit einer Frau, die mich aus dem Hause haben will. Aber auf Tino will er freilich nicht verzichten. Und was soll es jetzt auch. Ich bin schwanger, Fee.«
Eine Ehe, die so glücklich begann? Nur scheinbar glücklich? Fee war so erschüttert, daß sie momentan nichts zu sagen wußte. Der alte Letzow hatte ein Verhältnis? Er mußte doch schon auf die Siebzig zugehen.
»Ich will nicht indiskret sein, Donata, aber wenn Ihr Schwiegervater diese Frau heiraten will, würde Ihnen doch auch die Möglichkeit offenstehen, einen anderen Wohnsitz zu wählen. Sie müßten sich einmal mit einem Anwalt beraten.«
»Er will sie doch nicht heiraten. Nein, nach außen hin spielt er den trauernden Witwer, den Ehrenmann. Gunda Merks ist dreißig Jahre jünger als er, gerade erst fünfunddreißig, und sie weiß genau, wie sie ihn zu nehmen hat, um aus ihm herauszulocken, was nur irgend geht. Sie versteht sich ja auch blendend mit Ulrich. Sie ist offiziell Sekretärin, ein Vampir in Samt und Seide.«
War da vielleicht Eifersucht im Spiel? Fee sah Donata lange an. Nein, das war keine Eifersucht, das war entsetzliche Verzweiflung. Aber wie konnte man ihr helfen?
»Ich sitze da auf einem verlorenen Posten, Fee«, fuhr Donata fort. »Ich habe keine Freunde, keine Bekannten. Alle haben sich zurückgezogen. Die Hammersteins laden mich manchmal ein, aber es würde schreckliche Szenen geben, wenn ich die Einladung annehmen würde. Constantin ist ja Junggeselle. Da würde man mir gleich ein Verhältnis anhängen. Ulrich haßt ihn. Warum, das weiß ich nicht. Vielleicht, weil er ein richtiger Mann ist.«
Diese Bemerkung gab Fee zu denken. »Würden Sie mir sagen, wieso Ulrich so verändert ist?« fragte sie vorsichtig.
»Er hat kein Interesse mehr an dem Gut. Er hat nur noch Interesse für die Jagd. Er fliegt nach Afrika, nach Kanada und Alaska, und wenn er hier ist, jagt er dem Spielteufel nach. So ist es, Fee.«
Fee betrachtete Donata. Welch strahlende Schönheit war sie als Braut gewesen! Jetzt zeigte ihr Gesicht nur noch Resignation. Unendlich müde sah sie aus.
Tino dagegen war ganz munter. Er kam angesprungen. »Können wir nicht lange hierbleiben, Mami?« fragte er. »Hier gefällt es mir. Warum haben wir nicht auch drei Kinder?«