Dr. Norden Bestseller 62 – Arztroman: Was hat man dir nur angetan?
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Die Himbeeren sind abscheulich«, sagte Fee Norden betrübt zu Lenni, ihrer treuen Haushälterin, »und gerade Himbeergelee mag Daniel so gern.« »Die besten Himbeeren bekommt man in Gröbendorf«, meinte Lenni dazu, »aber es ist halt ein bisserl weit.« »Wie weit?« fragte Fee interessiert. »Na, so an die vierzig Kilometer, aber bei der Lechnerin wird man nicht ausgeschmiert.« »Dann fahre ich hin, Lenni. Sie müssen es mir nur genau beschreiben.« »Ich werde der Lechnerin lieber vorher eine Karte schreiben, wenn Sie sich die Umstände aufladen wollen, Frau Doktor. Aber für den Herrn Doktor tun Sie ja alles.« »Er mag halt das gekaufte Zeug nicht, Lenni«, sagte Fee. »Und er braucht es ja vorher nicht zu wissen. Wir werden ihn überraschen.« Lenni nickte und setzte sich gleich hin und schrieb an Frau Annemirl Lechner eine Postkarte. Die Antwort darauf traf schon drei Tage später ein, doch Fee ahnte nicht, welche Überraschung ihr der Besuch in Gröbendorf bereiten sollte. »Du siehst so unternehmungslustig aus«, stellte Dr. Daniel Norden an jenem Morgen fest, bevor er in seine Praxis fuhr.
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Dr. Norden Bestseller
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Buchvorschau
Dr. Norden Bestseller 62 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 62 –
Was hat man dir nur angetan?
Patricia Vandenberg
»Die Himbeeren sind abscheulich«, sagte Fee Norden betrübt zu Lenni, ihrer treuen Haushälterin, »und gerade Himbeergelee mag Daniel so gern.«
»Die besten Himbeeren bekommt man in Gröbendorf«, meinte Lenni dazu, »aber es ist halt ein bisserl weit.«
»Wie weit?« fragte Fee interessiert.
»Na, so an die vierzig Kilometer, aber bei der Lechnerin wird man nicht ausgeschmiert.«
»Dann fahre ich hin, Lenni. Sie müssen es mir nur genau beschreiben.«
»Ich werde der Lechnerin lieber vorher eine Karte schreiben, wenn Sie sich die Umstände aufladen wollen, Frau Doktor. Aber für den Herrn Doktor tun Sie ja alles.«
»Er mag halt das gekaufte Zeug nicht, Lenni«, sagte Fee. »Und er braucht es ja vorher nicht zu wissen. Wir werden ihn überraschen.«
Lenni nickte und setzte sich gleich hin und schrieb an Frau Annemirl Lechner eine Postkarte.
Die Antwort darauf traf schon drei Tage später ein, doch Fee ahnte nicht, welche Überraschung ihr der Besuch in Gröbendorf bereiten sollte.
»Du siehst so unternehmungslustig aus«, stellte Dr. Daniel Norden an jenem Morgen fest, bevor er in seine Praxis fuhr.
Fee fühlte sich schon durchschaut und errötete, wie immer in solchem Fall.
»Ich will nur ein paar Besorgungen machen«, redete sie sich heraus.
Dr. Norden hatte es eilig, in die Praxis zu kommen und stellte keine Fragen mehr. Und Fee war froh darüber, denn sie wußte, daß ihr Mann immer in Sorge war, wenn sie aufs Land fuhr, was sie ja manchmal tat, um frische Eier und Gemüse zu holen, das nicht durch viele Hände gegangen war. Aber so weit fuhr sie da nie, wie an diesem Morgen, und sie nahm Danny und Felix mit, da die beiden Buben sich immer närrisch freuten, wenn sie Kühe, Pferde oder auch Schafe auf den Weiden sehen konnten.
Lenni betreute indessen die kleine Anneka, die ja noch nicht viel Unsinn machen konnte, da sie die meiste Zeit ihres noch so jungen Lebens im Bettchen verbrachte.
Danny und Felix saßen angeschnallt auf ihren Kindersitzen, aber die kleinen Plappermäulchen standen nicht still, und manchmal mußte Fee sich schon sehr konzentrieren, um sich von der Unterhaltung ihrer lebhaften Söhne nicht ablenken zu lassen.
In Gröbendorf waren sie schneller als gedacht. Lenni konnte die Entfernungen nicht mehr so gut schätzen, da die Straßen, als sie ihr heimatliches Dorf verlassen hatte, bedeutend besser ausgebaut waren. Als ländliches Dorf konnte man Gröbendorf eigentlich auch nicht mehr bezeichnen. Man spürte auch hier, daß es viele Städter aufs Land zog.
Zuerst entdeckte Fee ein Geschäft, in dem es hübsche Gegenstände aus Holz gab, und gerade solche Teller, wie sie schon lange haben wollte. Ein kleines Stück war sie daran vorbeigefahren, dann bremste sie.
»Sind wir schon da, Mami?« fragte Danny.
»Nein, noch nicht, aber da gibt es Holzteller, die möchte ich kaufen.«
»Warum?« fragte Felix.
»Die gehen wenigstens nicht kaputt«, erklärte Danny.
»Du hast es erfaßt, mein Sohn«, sagte Fee mit einem leisen Seufzer, denn gerade Danny sorgte dafür, daß das Geschirr schleunigst reduziert wurde.
»Bin auch dein Sohn«, sagte Felix beleidigt.
»Freilich bist du auch mein Sohn«, meinte Fee.
»Aber die Himbeeren holen wir doch auch«, sagte Danny.
»Gleich danach«, erwiderte Fee.
Aber so schnell sollten sie nicht zur Lechnerin kommen, denn als sie das hübsche Geschäft betraten, weiteten sich Fees Augen. Eine junge Frau mit honigblondem Haar stand hinter dem Ladentisch. Sie sprach gerade mit einer älteren Dame, die anscheinend einen Großeinkauf getätigt hatte.
Dann blickte sie auf, und auch ihre Augen wurden weit.
»Fee«, flüsterte sie, »Fee Cornelius.«
»Marina«, rief Fee freudig aus. »Marina Haller.«
»Jetzt Marina Lechner«, erwiderte die andere.
»Etwa verwandt mit Annemirl Lechner?« fragte Fee staunend.
»Woher kennst du meine Schwiegermutter?« erwiderte Marina ebenso erstaunt.
»Ich kenne sie noch gar nicht.«
»Wir sind auch noch da, Mami«, meldete sich Danny vorwurfsvoll.
Fee lächelte. »Meine Söhne Daniel und Felix, Marina. Und ich heiße jetzt Norden.«
Bevor Marina noch etwas sagen konnte, fragte Felix: »Wer ist die Dame, Mami?«
»Eine Schulfreundin von mir«, erwiderte Fee. »Wir haben uns lange nicht gesehen. Wie lange eigentlich nicht, Marina?«
»Seit dem Abi. Liebe Güte, und wir haben uns gleich wiedererkannt.«
»Ist doch ein gutes Zeichen«, sagte Fee mit leisem Lachen. »So sehr können wir uns also gar nicht verändert haben.«
»Und anscheinend sind wir beide recht glücklich geworden«, meinte Marina.
»Sehr glücklich!« Unwillkürlich blickte Fee auf ihre beiden Buben.
»Hat die Dame Marina auch Kinder?« fragte Danny, während Felix noch immer verwundert war.
Nun lachte auch Marina. »Ja, ich habe auch zwei Kinder. Sie sind schon ein bißchen größer als ihr. Sie werden von der Omi gehütet.«
»Wir haben auch eine Omi«, erklärte nun Felix voller Stolz.
»Wir hätten uns bestimmt viel zu erzählen, Fee«, meinte Marina, »aber das Geschäft…«, sie seufzte, dann aber fuhr sie schnell fort: »Ach was, soll doch Uschi mal allein fertig werden. – Uschi –«, rief sie dann laut.
Ein sehr molliges Mädchen erschien. Eigentlich war sie nicht häßlich, was das Gesicht anbetraf, aber sie besaß schon die Figur einer fülligen Matrone.
»Meine Schwägerin Uschi«, stellte Marina vor. »Das ist Fee Cornelius, nein, Fee Norden, eine Schulfreundin von mir.«
Uschi machte einen völlig gehemmten Eindruck, aber war das verwunderlich? Bei solcher Figur mußte man ja Komplexe bekommen. Fee ahnte, daß sie sich diese Fülle nicht angegessen hatte.
Marina sprach schnell. »Fee will zu Mama, und ich werde sie begleiten. Du wirst doch mal allein fertig werden, Uschi?«
Sie sprach ziemlich energisch. Uschi blickte zu Boden. »Und wenn ich etwas falsch mache?« fragte sie.
»Dann ist es auch nicht so schlimm. Wenn etwas Wichtiges vorliegt, sagst du, daß ich mittags wieder hier bin.«
Als sie in Fees Wagen saß, fragte Marina: »Wolltest du nicht Medizin studieren, Fee?«
»Ich habe Medizin studiert und sogar meinen Doktor fertiggebracht, und dann habe ich einen Arzt geheiratet. Was fehlt deiner Schwägerin?«
Marina zuckte die Schultern. »Es wäre schön, wenn das jemand herausfinden würde. Du, halt mal an, bitte.«
Aber auch Fee hatte schon den kleinen Hund bemerkt, der über die Straße lief. Sie konnte noch bremsen, und dann war sie momentan schreckensstarr, denn ein etwa zehnjähriges Mädchen fiel ihr buchstäblich vor den Wagen, und sie hätte es überrollt, wenn sie nicht wegen des Hundes gehalten hätte, der jedoch schon weitergelaufen war.
Schnell stiegen Fee und Marina aus dem Wagen. Fee beugte sich zu dem Mädchen herab, das sich verstört aufrichtete. »Hilfe, bitte«, flüsterte das Kind. Doch da nahte eine Frau mittleren Alters, grau gekleidet, selbst grau wie eine Maus wirkend, mit stechenden Augen, die Fee zu durchbohren schienen.
»Steh auf«, herrschte sie das Mädchen an und griff nach ihrem Arm.
»Sie ist gefallen«, sagte Fee. »Ich bin Ärztin.«
»Wir brauchen keine Ärzte«, stieß die Frau hervor. »Nach Hause, Teresa.«
»Mein Hundchen, mein Mollyhundchen«, flüsterte das Kind, und dicke Tränen rollten über ihre Wangen.
»Ich möchte das Kind untersuchen«, erklärte Fee hartnäckig.
»Scheren Sie sich zum Teufel«, wurde sie von der Frau angeherrscht, und dann zog diese das Kind empor und zerrte es mit sich. Ein jammervolles Schluchzen war zu vernehmen. Fee wollte der Frau folgen, aber Marina hielt sie zurück.
»Da kann man nichts machen«, sagte sie eindringlich. »Diese Stielers sind seltsame Leute.«
»Aber so geht das doch nicht«, sagte Fee bestürzt. »Das Kind kann sich verletzt haben. Es war auch voller Angst.«
»Wolltest du da etwas ausrichten, müßtest du schon mit starken Geschützen kommen. Die lassen keinen ins Haus, nicht mal aufs Grundstück. Das Kind muß über den Zaun geklettert sein. Ich wußte bis heute nicht, daß es Teresa heißt. Aber geistesgestört sah sie eigentlich nicht aus.«
»Sagt man das?«
»Man tuschelt es«, erwiderte Marina.
Plötzlich kam der kleine Hund wieder angelaufen. Er blieb vor Fee sitzen und sah sie erwartungsvoll an, als wüßte er, daß er es ihr zu verdanken hatte, daß er noch lebte.
»Ein niedliches Hundchen«, sagte Danny. »Warum war die Frau böse mit dem Mädchen, Mami?«
»Das weiß ich nicht, Danny, aber ich möchte herausfinden, was da vor sich geht.«
»Fee, ich warne dich«, sagte Marina. »Du handelst dir nur Ärger ein.«
»Ich werde den Hund zurückbringen«, sagte Fee eigensinnig.
Marina seufzte abgrundtief. »So hartnäckig warst du schon immer.«
Fee nahm den Hund auf den Arm und ging auf die Gartentür zu. Sie sah das Haus nur versteckt. Es machte einen ungepflegten Eindruck, und der Zaun war fest und sehr hoch.
Eine Glocke war nirgendwo zu sehen. Fee rüttelte an der Tür, aber es rührte sich niemand. Der Hund in ihrem Arm, er mußte noch sehr jung sein, jaulte leise.
Fee rief »Hallo«, aber niemand reagierte. Es herrschte Totenstille. Sie überlegte und ging dann zu Marina und den Kindern zurück, die verschüchtert im Wagen saßen.
»Sehr merkwürdig«, sagte sie nachdenklich. »Ich werde sehen, was sich da machen läßt. Was weißt du