Heiße Versöhnung unter spanischer Sonne
Von Pippa Roscoe
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Über dieses E-Book
Von wegen Gedächtnisverlust! Javier erinnert sich genau, dass ihre Ehe gescheitert ist. Das ist Emily sofort klar, als sie das Krankenzimmer ihres Noch-Ehemannes betritt und in seine blitzenden Augen schaut. Warum verleugnet er das Scheitern? Das erkennt sie, als sie ihn auf sein spanisches Anwesen begleitet: Er will endlich herausfinden, warum sie ihn vor sechs Jahren trotz ihrer übermächtigen Leidenschaft ohne Erklärung verließ. Und noch etwas spürt Emily bestürzt: Das Verlangen zwischen ihnen erwacht erneut – der arrogante Tycoon will sie zurückerobern!
Pippa Roscoe
Pippa Roscoe lebt mit ihrer Familie in Norfolk. Jeden Tag nimmt sie sich vor, heute endlich ihren Computer zu verlassen, um einen langen Spaziergang durch die Natur zu unternehmen. Solange sie zurückdenken kann, hat sie von attraktiven Helden und unschuldigen Heldinnen geträumt. Was natürlich ganz allein die Schuld ihrer Mutter ist – sie hat Pippa ihren ersten Liebesroman zu lesen gegeben, als diese erst sieben war! Pippa freut sich sehr, ihre romantischen Träume nun mit Ihnen teilen zu können.
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Buchvorschau
Heiße Versöhnung unter spanischer Sonne - Pippa Roscoe
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2022 by Pippa Roscoe
Originaltitel: „The Wife the Spaniard Never Forgot"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2594 05/2023
Übersetzung: Nicole Lacher
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2023 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751518499
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Zwei Marmorstufen auf einmal nehmend, verließ Javier Casas das In Venum – Madrids neuesten und angesagtesten Nachtclub. Müde rieb er sich die Augen. Das passiert, wenn du dir zu viel abverlangst, hatte ihn sein engster Freund erst vor wenigen Tagen gewarnt. Javier schnaubte. Ausgerechnet Santi musste das sagen! Tagsüber drehte er seinen nächsten Blockbuster, und abends kümmerte er sich um die Nachbearbeitung seines letzten Films.
„Casas!", rief eine Frau. Er stockte. Um zwei Uhr morgens konnte er auf dieser verlassenen spanischen Straße unmöglich so tun, als hätte er nichts gehört. Obwohl die Versuchung groß war.
Er drehte sich um. Trotz der zwei Stufen, die die Frau über ihm stand, befand sie sich nur knapp auf Augenhöhe mit ihm. Sein Blick traf den des Türstehers auf dem obersten Treppenabsatz. Diskret schüttelte Javier den Kopf. Mit dieser Frau kam er allein klar. Sie hatte seine zunächst taktvollen und später weniger taktvollen Abfuhren ignoriert. Darum war er ihr, so gut es ging, aus dem Weg gegangen. Ursprünglich hatte er nicht einmal herkommen wollen, aber er konnte schlecht die Eröffnungsparty einer Bar schwänzen, an der er als stiller Teilhaber mit neunundvierzig Prozent beteiligt war.
Jetzt streckte sie die rechte Hand mit den rot lackierten Nägeln aus und packte ihn bei der Schulter. „Ich dachte, wir könnten irgendwo hingehen."
Sie leckte sich die Lippen auf eine Art, die wahrscheinlich sinnlich wirken sollte, Javier aber verstörend fand. Das Licht am Eingang des Nachtclubs hüllte sie in eine grelle Aura, die ihre Mischung aus Verzweiflung und Gier betonte.
„Du brauchst ein Taxi, das dich nach Hause bringt, Annalise."
„Ich brauche eine ganze Menge, Javier, und ich denke, du könntest mir dabei helfen."
„Annalise …"
„Ich will deine Hände auf mir spüren", flüsterte sie. Bevor er sie davon abhalten konnte, nestelte sie am Reißverschluss seiner Hose.
„Basta ya! Es reicht!" Er umklammerte ihre Hände, damit sie nicht noch andere Teile seiner Kleidung oder seines Körpers packte. Als sie versuchte, sich an ihn zu drängen, trat er einen Schritt zurück. „Ich bin verheiratet, Annalise", knurrte er.
Sie verdrehte die Augen. „Du lässt dich nie mit einer Frau an deiner Seite blicken. Wir wissen alle, dass das nur ein Trick ist. Es sei denn, du schließt die Arme in dein Haus ein und lässt sie nie raus?"
Javier runzelte die Stirn. Wen meinte sie mit wir alle? Sollte das ein Scherz sein?
„Du könntest mich einschließen, wenn du möchtest", bot sie an.
Er hatte keine Zeit für diesen Unfug. Sein Fahrer wartete, und in fünf Stunden begann die nächste Besprechung. Darum sparte er sich eine Antwort. Stattdessen nickte er dem Türsteher zu, der die Treppe herunterkam und Annalise sacht von ihm wegzog.
„Sorgen Sie dafür, dass die Dame wohlbehalten nach Hause kommt", sagte Javier über die Schulter und setzte seinen Weg zum Wagen fort.
„Sehen Sie mich nicht so an", grollte er, als er Esteban erreichte. Die Miene seines Fahrers verriet nichts, aber Javier merkte ihm die Belustigung an.
„Ich habe keinen Ton gesagt, Sir."
Als Javier auf der Rückbank saß, nahm er sein Handy und vergewisserte sich, dass alles für die Besprechung um sieben Uhr vorbereitet war. Dann überflog er die zweihundert E-Mails, die Gnade vor den Augen seines persönlichen Assistenten gefunden hatten. Schließlich checkte er den Familien-Chat, zu dem seine Halbschwester, seine Mutter und er gehörten. Allerdings lenkte ihn nichts von den unerwünschten Gedanken an die Ehefrau ab, die er seit sechs Jahren nicht gesehen hatte.
Ärgerlich auf sich selbst, weil er nicht mehr Selbstbeherrschung besaß, rief er einen Zeitungsartikel vom letzten Monat auf:
Mehr als nur ein hübsches Gesicht mit einem Pinsel – Die neue britische Star-Innenarchitektin schlägt hohe Wellen
Die Lobeshymne war eher gönnerhaft als aufschlussreich. Inzwischen hatte Javier den Artikel rund zehnmal gelesen, und immer war sein Blick an dem Foto der Frau hängen geblieben. Sie hatte ihn an einem Abend verlassen, der ihrer beider Leben aus völlig anderen Gründen hätte verändern sollen.
Auf dem Schwarz-Weiß-Foto trug sie ein weißes Hemd. Sie hielt eine Kaffeetasse in der Hand und blickte in die Kamera, als wollte sie den Lesern ein Geheimnis anvertrauen. Ihre Augen strahlten auf eine Weise, an die er sich kaum erinnerte. Wut brannte in ihm, weil sie die Tasse so hielt, dass ihr Ringfinger verdeckt war.
Trägt sie ihn noch?
Esteban drosselte das Tempo und wich von der üblichen Strecke ab. Javier schaute hoch. Im Rückspiegel traf sein Blick den des Fahrers.
„Schlecht ausgeschilderte Baustelle. Wir müssen …"
In der nächsten Sekunde schien die Welt zu explodieren. Metall quietschte ohrenbetäubend laut. Glas zersplitterte. Javier fühlte sich, als würde eine Welle die Limousine mitreißen und immer stärker zusammenquetschen, bis er kopfüber lag. Ein scharfer Schmerz in seiner Seite raubte ihm fast den Atem. Sein Zeitempfinden wechselte zwischen Hochgeschwindigkeit und unbegreiflicher Langsamkeit hin und her. Licht drang zu ihm durch, irgendetwas zwischen Weiß und Blau und so blendend, dass er das Gesicht verzog. Er sah jemanden in Glasscherben knien. War der Mensch tatsächlich da? Blut tropfte ihm ins rechte Auge, doch er brachte es nicht fertig, die Hand zu heben und es wegzuwischen.
Etwas Schlimmes war passiert. Vielleicht sogar etwas Furchtbares. Aber was? Er schnappte das Wort Krankenhaus auf und den beruhigenden Satz, alles werde gut. Jäh fiel sein Blick auf das Handy links von ihm. Ein langer Sprung zog sich über den Bildschirm. Unter den kleinen Scherben zu beiden Seiten davon sah er das Foto von Emily, die gerade ihr Geheimnis verraten wollte. Dann wurde alles schwarz.
„Okay, meine Damen und Herren, Feierabend."
„Aber Boss …"
„Es ist ein Uhr nachts. Zieht es euch nicht in eine Bar? Zu einem Date? Nach Hause?", neckte Emily. Sie liebte ihr kleines Team. Alle waren ehrgeizig und motiviert, genau wie sie selbst. Gleichzeitig wusste sie, wie schnell sich Ehrgeiz in ein Burn-out verwandeln konnte.
„Aber wir haben noch nicht alle Kacheln für das Bad ausgesucht. Auch nicht die Farben für das dritte und vierte Schlafzimmer und …"
„Das kann bis morgen warten." Emily stellte die Kaffeetassen auf ein Tablett und schnitt ihre Angestellten dadurch von dem Nachschub ab, der sie bis jetzt bei der Stange gehalten hatte. Zuerst räumten die beiden Designerinnen das Feld, danach der Architekt und ihre Assistentin.
Als Emily allein war, seufzte sie. Mit dem Projekt in den Cotswolds waren sie ein gutes Stück weitergekommen, aber das Restaurant in San Antonio saß ihnen im Nacken. Dafür hatten sie noch nicht das Richtige gefunden. Erst wenn sie auch hier eine Lösung gefunden hätten, würde Emily zur Ruhe kommen.
So lief es immer. Seit sie den Abendkurs am Designinstitut abgeschlossen hatte. Es war schrecklich gewesen, mit Liebeskummer aus Spanien zurückzukehren, ohne eine Bleibe und eine Idee, was sie tun sollte. Bis ihre beste Freundin Francesca verreiste und ihr für diese Zeit ihr Apartment anbot. Als Gegenleistung überwachte Emily die Renovierung der Küche.
Mit der Aufgabe lenkte sie sich von der Hoffnung ab, ihr Ehemann werde ihr nachreisen, weil er sie durch ihre plötzliche Abwesenheit endlich wahrnahm. Anfangs schaute sie lediglich der Innenarchitektin über die Schulter. Mit der Zeit mauserte sie sich zur Projektmanagerin und koordinierte die Termine der Handwerker.
Javier will mich nicht zurückholen, stellte sie im Lauf der Monate fest. Sie liebte ihn mit einer Unbedingtheit, an der sie fast zerbrochen wäre. Er hingegen nahm ihre Abreise so locker hin wie einen Wetterumschwung. Diese Erkenntnis brachte sie beinahe um – da empfahl ihr die Innenarchitektin einen Kurs am Designinstitut.
Also hatte sich Emily in die Welt der Inneneinrichtung gestürzt. Ihr erster eigener Job war Furcht einflößend gewesen, geprägt von einer steilen Lernkurve und harter Arbeit. Durch Empfehlungen hatten sich neue Aufträge ergeben. Die Leute liebten Emilys Hingabe. Ihr Talent, herauszufinden, was Kunden nicht nur wollten, sondern brauchten.
Sie ging in die Küche, öffnete den Kühlschrank und schenkte sich ein Glas weißen Rioja ein. Mit dem Rücken an die Arbeitsplatte gelehnt, genoss sie die Stille in dem früheren Lagerhaus im Londoner Stadtteil Bermondsey. Diese Etage gehörte ihr allein. Im Büro lagen Papiere und Laptops auf einem langen Tisch. Breite Fenster und sorgsam platzierte Töpfe mit üppigen Grünpflanzen trennten diesen Teil des Stockwerks vom Wohnbereich.
Ein langer weißer flauschiger Läufer lag vor einem L-förmigen Sofa, das noch bequemer als ihr Bett war. Das Licht der Deckenlampe fiel auf den Artikel der Zeitschrift, der Emily letzten Monat ein Interview gegeben hatte. Sie krümmte sich innerlich. Es hieß ja, dass schlechte Publicity nicht existierte, aber der Redakteur hatte sich stärker auf ihr Aussehen konzentriert als auf ihre Arbeit. Andererseits klickten seit der Veröffentlichung mehr Leute auf ihre Website.
Inzwischen war ihre Firma gut ausgelastet und am Rande ihrer Kapazitäten. Trotzdem konnte sie der verlockenden Sicherheit nicht widerstehen, die mehr Arbeit versprach. Stell einfach mehr Personal ein. Den Satz in ihrem Kopf begleitete ein typisch spanisch lässiges Schulterzucken vor ihrem geistigen Auge. Ich gebe dir das nötige Geld.
Ihr spanischer Noch-Ehemann hatte nicht begriffen, wie wichtig es Emily war, die Firma auf ihre Art zu führen. Aber so war es ja immer gewesen – Javier hatte die Dinge ausschließlich aus seiner Warte betrachtet. Nein! Ich werde weitermachen, bis sie die Gewissheit habe, dass ich expandieren kann.
Emily nippte an ihrem Wein und blickte aus dem Fenster auf die verlassenen Straßen hinunter. Kleine Cafés versuchten, sich neben der Konkurrenz internationaler Ketten zu behaupten. Luxusapartments standen neben viktorianischen Reihenhäusern, und am ehemaligen Hafen hatten Künstlerateliers ebenso Einzug gehalten wie Sternerestaurants. Ein Durcheinander in seiner für London einzigartigen Schönheit. Doch bei aller Wertschätzung für das Viertel und ihren beruflichen Erfolg konnte Emily nicht leugnen, dass etwas fehlte. Dieses Gefühl begleitete sie schon ein paar Jahre. Als würde nun, da sie sich allmählich beruflich etabliert hatte, eine neue Sehnsucht am Horizont auftauchen. Ein persönlicheres Bedürfnis.
Sie stellte ihr Glas auf das Fensterbrett. Dabei fiel ihr Blick auf den schlichten goldenen Ehering an ihrem Finger. So eilig hatten sie es mit der Hochzeit gehabt … Als hätten sie schon damals befürchtet, sie könnten es sich anders überlegen. Javier wären eine größere Hochzeit und ein prächtigerer Ring lieber gewesen, aber Emily hatte in Glückseligkeit geschwelgt. Der unauffällige Ehering bedeutete ihr mehr als ein kostbares Schmuckstück, das nicht zu ihr passte.
Sie spreizte die Finger. Sollte sie es tun oder nicht? Als wäre dies eine rote Linie. Als könnte sie es nie rückgängig machen, wenn sie ihn ablegte. Emily biss die Zähne zusammen, zog den Ehering vom Finger und legte ihn neben ihr Glas. Prompt fühlte sie sich unwohl in ihrer Haut. Sie holte tief Luft und trank einen Schluck Wein, um die Anspannung herunterzuspülen. Dann schüttelte sie die ringlose Hand, ballte sie zur Faust und ließ wieder locker, in der