Dass es ein heißer Sommer wird, zeichnete sich bereits ab. Zumindest in Spanien, wo wir pünktlich zur ersten Hitzewelle Anfang Juni auf dem Flughafen von Madrid landen. Eine bunte Truppe von Medienmenschen mit dem Ziel, die Literaturszene des Ehrengastlandes der Frankfurter Buchmesse 2022 zu erkunden. Direkt nach der Ankunft im Hotel an der legendären Gran Vía im Zentrum von Madrid stehen die ersten Interviews auf der Dachterrasse an. Begrüßt werden wir von Elvira Marco, der Projektmanagerin des Ehrengastlandauftritts, die uns die lebendige Literaturwelt während der „Feria del Libro de Madrid“, dem wichtigsten Buchevent des Jahres, vorstellen wird. 31 Jahre sind seit dem letzten Ehrengastlandauftritt Spaniens in Frankfurt vergangen, 2022 liegt ein wichtiger Schwerpunkt auf der Vielfalt der Sprachen – insbesondere die katalanische Literaturwelt wird stark vertreten sein (siehe S. 24). Marco betont, wie wichtig Diversität im Programm sein wird und erzählt, dass neben lateinamerikanischen Autor:innen, die in Spanien leben, auch spanische Stimmen aus anderen europäischen Ländern und Nordafrika dabei sein werden. „Ein weiterer Fokus sind unsere starken weiblichen Stimmen – es gibt momentan viele sehr erfolgreiche Schriftstellerinnen, die auch in viele Sprachen übersetzt werden“, so Marco und stellt uns zwei dieser Shootingstars vor, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten: Ana Iris Simón und Elena Medel.
EINE FRAGE DER KLASSE
Keine Schriftstellerin hat in den letzten Jahren in Spanien eine solche Debatte entfacht wie Ana Iris Simón mit ihrem Erstling „Feria“ (2020), ein Familienmemoir, das von den Jahrmarktschaustellern erzählt, zu der die Familie ihrer Großmutter gehörte und das zu einer ganz eigenen Art des Klassenkampfes aufruft. lautet der deutsche Titel des Buches,
