Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Die gläserne Unendlichkeit eines Milliardärs: Eiskalte Berührung
Die gläserne Unendlichkeit eines Milliardärs: Eiskalte Berührung
Die gläserne Unendlichkeit eines Milliardärs: Eiskalte Berührung
eBook380 Seiten4 Stunden

Die gläserne Unendlichkeit eines Milliardärs: Eiskalte Berührung

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Bei einem Vorstellungsgespräch lernt die zurückhaltende Laurent Adams den gutaussehenden Milliardärssohn Adrian Bates kennen, der sich unerklärlicherweise sofort für sie zu interessieren scheint. Hals über Kopf verliebt sich die junge Frau in ihn, was ihr komplettes Leben auf den Kopf stellt. Jedoch ahnt sie zunächst nicht, dass sich hinter der Fassade des charmanten Businessman ein dunkles Familiengeheimnis und eine tragische Vergangenheit verbergen.

 

Genre: Modern Vampire / Dark Fantasy Romance Novel.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum13. Juni 2021
ISBN9783748782278
Die gläserne Unendlichkeit eines Milliardärs: Eiskalte Berührung

Ähnlich wie Die gläserne Unendlichkeit eines Milliardärs

Ähnliche E-Books

Spannungsgeladene Romantik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Die gläserne Unendlichkeit eines Milliardärs

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Die gläserne Unendlichkeit eines Milliardärs - Kate D. Evans

    Vorwort

    Liebe macht süchtig. Und jeder weiß, dass

    uns jede Sucht am Ende zerstört.

    — Laura Chouette

    When a writer falls in love with you...

    Es war Anfang November. Die grauen dichten Nebelschwaden zogen sich auf den Straßen Londons gespenstisch dahin. Die wenigen Passanten, die unterwegs waren, hüllte das schweigende Grau bis zu den Knien ein. Es herrschte eine unheimliche Atmosphäre an diesem trüben Herbstmorgen. Ich erreichte den Piccadilly Circus als es neun Uhr schlug und schlang meinen dunkelblauen Mantel fester um meinen Körper. Hastig betrat ich die U-Bahn Station Oxford Circus Station und eilte die Treppen hinunter.

    Ich durfte zu meinem Vorstellungsgespräch nicht zu spät kommen, ermahnte ich mich. Während ich schweigend am Bahnsteig stand,nippte ich an meinem Kaffee. Es war ungewöhnlich kalt an diesem Morgen und meine halb erfrorenen Finger schmiegten sich um den warmen Becher. Als die U-Bahn nach wenigen Minuten einfuhr, seufzte ich leise. Es war ein gewöhnlicher Montagmorgen und halb London schien wie immer auf die öffentlichen Verkehrsmittel zurückzugreifen.

    Ich könnte mein Glück herausfordern und auf die nächste warten, dachte ich, doch ich musste pünktlich sein. Also zwängte ich mich halbherzig in das Gedränge, bestehend aus Männern in Anzügen, quengelnden Kleinkindern und schnatternden Frauen. Ich konnte an einer der gelben Stangen halt finden, kurz bevor sich die U-Bahn mit einem Ruck in Gang setzte. Nur zwei Stationen, dachte ich erleichtert. Während ich aus dem Fenster in die vorbeirasende Dunkelheit hinaus starrte, kroch die Nervosität wieder in meinen Bauch.

    Es war mein erstes Vorstellungsgespräch, noch dazu bei einem der einflussreichsten Männer Europas: dem Chef der International Bank of England. Ich bewarb mich dort nicht als Sekretärin, dafür war ich viel zu jung. Um ehrlich zu sein, betraf es die Bank gar nicht, sondern eher das Privatleben von Mr. Asbury. Er suchte ein Kindermädchen für seine siebenjährige Tochter. Die U-Bahn fuhr in der Westminster Station ein. Als sich die Türen nach einem kurzen Signalton öffneten, stieg ich erleichtert aus. Ich sah instinktiv auf meine Armbanduhr, die mir verriet, dass ich noch fünf Minuten hatte.

    Während ich die Treppe hochlief, wurde das leichte Kribbeln in meinem Bauch zu einem schmerzhaften Ziehen. Oben angelangt, nahm ich eilig einen Schluck von meinem Kaffee. Ich verließ die stickige Station, überquerte die Straße und steuerte siegessicher, dass ich es pünktlich schaffen würde, auf die Westminster Bridge zu. Selbst über der Themse hatten sich solche Nebelfelder gebildet und schwebten still über dem dunklen Wasser. Die wenigen Touristen, die zu dieser Jahreszeit London besuchten, machten begeistert von dieser unheimlichen Atmosphäre Fotos. Als ich die Brücke überquert hatte, bog ich nach rechts ab und folgte einer Treppe nach unten zum Ufer der Themse.

    Nach wenigen Metern sah ich das Hochhaus, das mit seinen unzähligen Fenstern, nur aus Glas zu bestehen schien. Bei Sonnenschein wäre es sogar noch ein reizvollerer Anblick, dachte ich gedankenversunken. Mein Blick wanderte weiter nach oben, anstatt auf den Gehweg gerichtet zu sein. Wie aus dem Nichts heraus stieß ich plötzlich mit einem vorbei eilenden jungen Mann zusammen. Erschrocken zuckte ich zusammen und spürte den lauwarmen Kaffee, der meinen Mantel durchtränkte. Der junge Mann wich zurück.

    »Es ... es tut mir leid, Miss«, stammelte er vor Peinlichkeit ergriffen und starrte auf den zerdrückten Kaffeebecher, den ich fallen gelassen hatte.

    Ich gab darauf nur ein höfliches »Ist schon gut, es war meine Schuld«, zurück.

    »Ich kaufe Ihnen einen neuen Kaffee«, bestand er stur und reichte mir ein Taschentuch. Erst, als ich danach griff, wagten ich es, ihm ins Gesicht zu sehen. Seine ungewöhnlich hellblauen Augen sahen mich schuldig an. Auf seinen Wangen lag eine leichte Röte, die recht auffällig war, wegen seines blassen Gesichts. Ein paar Strähnen, seines blonden Haares, hingen ihm wirr ins Gesicht und verliehen ihm einen rebellischen Eindruck, der jedoch nicht so recht zu seinem Outfit zu passen schien. Er trug einen schwarzen, maßgeschneiderten Anzug, der seinem muskulösen Körper schmeichelte. Ich rang nach Worten, doch ich war wie versteinert. Die Bauchschmerzen hatten sich wieder in ein harmloses Kribbeln verwandelt.

    »Nein, das müssen sie nicht.«

    »Ich bestehe darauf.« Er ließ nicht locker.

     Ich schüttelte den Kopf und widersprach ihm »Ich muss gehen.« Der junge Mann nickte ein wenig enttäuscht und setzte seinen Weg nach einer weiteren Entschuldigung fort. Ich wandte mich um und sah ihm zu wie er in seinen schwarzen Porsche stieg. Ich begann zu lächeln.

    Zögerlich betrat ich das Foyer durch die Glastür und ließ meinen Blick suchend umherschweifen. Alles in dem Raum wirkte elegant und teuer, sogar die Menschen. Der weiße Marmorboden war makellos, die grauen Sitzgelegenheiten schienen unberührt und die Blumen am Empfang schienen frisch gepflückt worden zu sein. Die Angestellten trugen teure Kleidung und musterten mich im Vorbeigehen mit steinernen Mienen. Ich fühlte mich sichtlich unwohl hier im Hauptsitz der International Bank of England.

    Aber wie vorhin erwähnt, bewarb ich mich um eine Stelle, die das Privatleben von Mr. Asbury betraf, und das hieß: Ich arbeitete auf seinem Anwesen und nicht hier. Ich musste diese missbilligenden Blicke also nur heute in Kauf nehmen. Ich nahm mein ganzes Selbstvertrauen zusammen und redete mir ein, dass der Kaffeefleck kaum auf dem dunkelblauen Wollstoff zu sehen sei. Ich trat an den Empfang. Völlig überzeugt von mir selbst. Doch kaum traf mich der seriöse Blick einer der drei Empfangsdamen, schwand meine Zuversicht binnen Sekunden.

    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie mit einem aufgesetzten Lächeln, das ihre roten Lippen umspielte.

    »Ich habe ein Vorstellungsgespräch bei Mr. Asbury.« Sie wirkte skeptisch.

    »Unter welchem Namen haben sie den Termin vereinbart?«, erkundigte sie sich und legte die Finger auf die Tastatur ihres Computers. Mit trockenem Hals antwortete ich.

    »Laurent Adams.« Die zarten Finger mit den knallrot lackierten Nägel der Empfangsdame flogen mit irrwitziger Geschwindigkeit über die Tasten. Sie las kurz etwas und runzelte dann die Augenbrauen.

    »Sie sind zu spät.« Ich biss mir auf die Unterlippe.Den Job konnte ich jetzt vergessen. Die Frau tippte wieder etwas in den Computer ein. Die Falten auf ihrer Stirn verschwanden. Sie trat hinter dem Empfang hervor. »Folgen Sie mir bitte. Mr. Asbury will Sie dennoch sehen.«

    Ich rang mir ein müdes Lächeln ab, hoffentlich würde das nicht zu sehr meine Bewerbung beeinflussen. Ich folgte der Frau, die mit ihren hohen schwarzen Schuhe, erstaunlich schnell gehen konnte. Ich folgte ihr zu einem der zwei geräumigen Aufzüge die innen mit dunklem Teakholz getäfelt waren. Während der Fahrt nach oben standen wir beide schweigend im Aufzug, der schließlich im 25. Stockwerk anhielt. Wir gingen einen breiten Gang mit unzähligen Türen entlang bis zum Ende, wo die Frau mich vor einer großen Doppeltür zurückließ.

    Geduldig wartete ich und betrachtete die Bilder an den Wänden. Ich schloss nicht aus, dass jedes dieser Kunstwerke das Original war. Nach einer Minute kam sie zurück und deutete mit einer einladenden Geste auf eine Gruppe grauer Sessel.

    »Bitte nehmen Sie Platz. Mr. Asbury empfängt Sie gleich, er muss nur noch ein wichtiges Telefonat beenden.« Ich folgte ihrer Bitte und setzte mich. Die Empfangsdame ging durch eine der Türen in einen leeren Konferenzraum. Ich öffnete meinen Mantel und atmete einmal tief aus. Jeden Moment könnte es soweit sein, dachte ich nervös. Ich zupfte unsicher an meinem Rock herum. Ich wandte meinen Blick nach vorn und sah mich selbst in einem großen goldenen Spiegel.

    Unzufrieden fuhr ich durch mein lockiges Haar, der Wind hatte ganze Arbeit geleistet. Von dem Friseur Termin gestern Morgen war nichts mehr zu erkennen. Mein Blick wanderte zu meinem Dekolleté. Der Kaffee war zum Glück nicht bis zu meinem weißen Spitzentop durchgedrungen. Die Frau kam wieder aus dem Raum mit einer Karaffe voll Wasser und brachte sie Mr. Asbury. Ich versuchte einen Blick in sein Büro zu erhaschen, doch die Frau schloss die Tür zu schnell. Ich lehnte mich zurück und versuchte mich zu beruhigen. Der Job als Kindermädchen war viel zu gut bezahlt, um wahr zu sein.

    Ich musste diesen Job einfach kriegen.

    Die Tür ging auf.

    »Miss Adams, Sie werden erwartet.«

    Mein Puls beschleunigte sich als ich mich aus dem gemütlichen Sessel erhob. Noch einmal warf ich einen flüchtigen Blick in den riesigen Spiegel, um sicherzugehen, dass mein Äußeres passte. Ich war unnatürlich groß für mein Alter und ziemlich dünn, trotz meines üppigen Schokoladenkonsums. Mein Gesicht war rund geformt und vor Aufregung ganz rot. Im Großen und Ganzen war ich mehr oder weniger zufrieden mit meinem Aussehen. Aber das wechselte ständig. Mit zittrigen Knien ging ich an der Empfangsdame vorbei in den Raum. Es war ein geräumiges Büro mit riesigen Fensterfronten, die das wenige Licht des ewig bewölkten Londons hereinließen. Als ich meinen Blick zum Schreibtisch wandte, erschrak ich. Den Job konnte ich nun wirklich vergessen: Der blonde junge Mann von vorhin musterte mich amüsiert.

    Das konnte nicht sein! Er war viel zu jung um eine internationale Bank zu leiten. Geschweige denn, eine siebenjährige Tochter zu haben. Völlig überrascht von seiner Anwesenheit sah ich ihn beschämt an. Selbstzufrieden stand er dort an dem schweren Eichenholz Schreibtisch und wandte seinen starrenden Blick nicht von mir ab. Selbst als er mit der Frau sprach, ruhten seine eisblauen Augen auf mir.

    »Catalina, Sie können jetzt gehen.« Seine Stimme war melodisch und beruhigend.

    Doch sein Tonfall war ernst, als wäre er nicht Anfang zwanzig, sondern um einiges älter. Stumm schloss Catalina beim Hinausgehen hinter sich die Tür. Jetzt war ich mit ihm allein.

    »Setzen Sie sich«, forderte der junge Mann mich höflich auf. Zögerlich nahm ich auf einem der beiden Sessel vor dem Schreibtisch Platz. Er jedoch, blieb wie angewurzelt auf seinem Platz stehen und sah zu mir hinunter. Ich wusste nicht viel von Geschäftsleuten und ihren Tricks, aber das war eindeutig eine Einschüchterungstaktik.

    »Sie sind also Mr. Asbury«, sagte ich mit trockenem Hals. Der junge Mann lachte.

    »Nein, ich bin sein Sohn.« Verblüfft sah ich ihn an.

    »Ich habe nicht gewusst, dass er einen Sohn hat ... ich dachte nur eine Tochter ...«

    Der junge Mann streckte mir seine rechte Hand entgegen. »Dann wissen Sie es jetzt. Ich bin Adrian Bates.«

    Erleichtert griff ich nach seiner Hand. Sie war eiskalt. Adrian schien meine Gedanken erraten zu haben und zog sie, folge dessen, rasch wieder weg. Ich hörte hinter mir Schritte. Ich wandte mich um und sah einen Mann, um die Mitte vierzig, den Raum durch eine andere Tür betreten.

    »Ich hoffe ihr habt nicht ohne mich angefangen«, sagte dieser und begrüßte mich ohne auf eine Antwort zu warten. »Ich bin Mr. Asbury.« Er nahm hinter dem Schreibtisch Platz. »Sie sind also Miss Adams.« Er nahm meine Bewerbungsmappe zur Hand, die bis jetzt auf dem Schreibtisch gelegen war.

    Er überflog die ersten Zeilen, um sich die wichtigsten Details wieder in Erinnerung zu rufen. Danach reichte er sie an Adrian weiter. »Ihr Notendurchschnitt ist hervorragend und Ihre Interessen zeichnen Sie für den Job aus«, erklärte Mr. Asbury. »Aber eine Frage habe ich trotzdem.«

    »Ja?« Ich verspürte einen Hauch von Hoffnung. »Laurent ist für gewöhnlich ein Jungenname, wie kamen Ihre Eltern darauf Sie so zu nennen?« Ich war überrascht wegen der Frage im Bezug auf den Job, aber nicht im Allgemeinen. Leute fragten sich das ständig.

    Als ich es erklärte, begann ich zu lächeln. »Er gefiel ihnen so gut, dass sie über die Tatsache, dass ich ein Mädchen bin, hinweg sahen.« Mr. Asbury nickte verständnisvoll.

    »Ich finde es interessant«, wandte sich Adrian zu Wort. Die Nervositäts-Röte, auf meinen Wangen, war inzwischen abgeklungen, doch nun wurde ich wegen Adrian wieder ein wenig rot. Ich wandte mich wieder Mr. Asbury zu, erst jetzt fiel mir auf, dass er die gleiche ungewöhnliche Augenfarbe hatte, wie Adrian. Das eisige Blau hätte mir spätestens jetzt verraten, das sie verwandt sind. Adrian legte die Mappe auf den Tisch.

    »Ich denke sie ist perfekt, um Ellys Kindermädchen zu sein.« Mr. Asbury schien überrascht.

    »Aber wir haben noch nicht alle Bewerberinnen gesehen.« Adrian lächelte siegessicher in meine Richtung.

    »Ich will Miss Adams und sonst keine.«

    Nachdem wir ein paar Einzelheiten geklärt hatten, verabschiedete sich Mr. Asbury und bat Adrian mich nach unten zu bringen. Adrians Sturheit machte mich zur momentanen Favoritin. Auch wenn Mr. Asbury ihm Nahe legte sich auch die anderen Bewerberinnen anzusehen, wusste ich, dass ich auch bei seinem Vater, in den Erwartungen, ganz vorne lag. Während wir also den Gang entlang zum Aufzug schlenderten, lud mich Adrian auf eine Tasse Kaffee ein.

    »Wir sollten Ihr gelungenes Bewerbungsgespräch feiern«, erklärte er.

    »Ist es wirklich wegen dem Bewerbungsgespräch oder weil Sie mir ohne hin noch einen schulden?« Er musste grinsen und drückte den Knopf des Aufzugs. Ich schielte zu ihm hinüber.

    »Nehmen Sie meine Einladung an?«

    »Ja«, erwiderte ich und wir betraten den Aufzug. Als sich die Türen geschlossen hatten, entstand plötzlich eine komische Atmosphäre.

    Mein Bauch kribbelte wie wild. Der Aufzug blieb im 19. Stock stehen und eine ganze Gruppe von Bankern stieg ein. Adrian trat zur Seite, um ihnen Platz zu machen und drückte sich leicht an mich. Durch den Stoff seines Anzuges spürte ich seine kalte Haut. Es war mir in keinster Weise unangenehm, dass ich ihm so nah war. Als wir alle im Foyer ausgestiegen waren, half mir Adrian in meinen Kaffee getränkten Mantel.

    »Ich komme natürlich für den Schaden auf«, sagte er und starrte den dunklen Fleck auf meiner Brust an.

    »Das müssen Sie wirklich nicht«, widersprach ich und folgte ihm durch das Foyer zum Ausgang. Er hielt mir höflich die Tür auf.

    Seine ersten Worten zu mir, als wir draußen waren, lauteten: »Außerhalb der Bank können Sie mich Adrian nennen.«

    »Und Sie mich Laurent.«

    Wir gingen den Gehsteig zu seinem Porsche entlang während er von einem Café in der Altstadt zu schwärmen begann. »Ich kenne eines der besten Cafés Londons. Es liegt nahe der St. Pauls Cathedral und es gibt dort die besten Kuchen Englands.«

    »Welche zum Beispiel?«, wollte ich wissen.

    »Den besten Apfelkuchen der letzten hundert Jahre«, antwortete Adrian und schloss seinen Wagen auf. Als wir beide eingestiegen waren, wurde mir erst bewusst in welcher Situation ich mich eigentlich befand. Erstens, saß ich zum aller ersten Mal in meinem Leben in einem Auto das mehr als dreißigtausend Pfund gekostet hatte. Zweitens, hatte mich Adrian, der Sohn von einem der reichsten Männer des Landes, eingeladen. Und drittens, bekam ich den besten Apfelkuchen Englands.

    »Der letzten hundert Jahre?«, stieg ich, nach meiner kurzen Überlegung, wieder in unser Gespräch ein.

    Adrian startete den Motor und das Armaturenbrett leuchtete in einem kühlen Blau auf. »Woher willst du das wissen?«

    »Vertrau mir, Laurent.« Er lächelte mich an, als ob es eine Pointe in dieser Tatsache gab, die ich nicht kannte, aber für ihn ziemlich amüsant war. Als er nach der Kupplung griff, um auszuparken, berührte er aus Versehen meine Hand. Eine Gänsehaut sträubte sich über meinen Arm hinauf bis zu meinem Nacken. Doch nicht, weil es unangenehm war, nein. Es fühlte sich sogar unglaublich gut an, seine Nähe zu spüren.

    Man setzt nur ein Komma nach der wörtlichen Rede, wenn der Begleitsatz eine Inquitformel beinhaltet, z.B. _sagte er_, _fragte er_ usw. Wenn, wie hier, eine Handlung folgt, beginnt damit ein neuer Satz und man setzt einen Punkt _in_ die wörtliche Rede.

    Zimtgeschmack

    Adrian lenkte den Porsche geschickt durch den morgendlichen Londoner Verkehr. Er mied große Kreuzungen und bekannte Plätze und fuhr auf wenig befahrenen Straßen, als ob er jeden versteckten Winkel der Metropole kannte. Er parkte hinter einem kleinen Park, entfernt von dem Gedrängel der Touristen. Wir schlenderten eine kleine, schattige Gasse entlang. Ich blickte nach oben und sah die goldene Spitze der Kathedrale hinter den Häuserdächern hervorblitzen. Selbst bei dem trüben Licht das herrschte, glänzte das Gold in einer warmen Farbe. Ich sah schüchtern zu Adrian hinüber. Seine ungewöhnliche Blässe schien noch intensiver geworden zu sein. Aber das lag bestimmt nur an dem Licht, dachte ich und wandte meinen Blick nach vorne.

    Als wir das Ende der Gasse erreichten und die riesige Kathedrale vor uns in den bewölkten Himmel empor ragte, deutete Adrian nach rechts.

    »Da vorne ist es.«

    Die Fassade des Cafés war im viktorianischen Stil gebaut. In goldener, geschwungener Schrift stand über der Tür The Old Diary. Ich folgte Adrian in das Innere. Es war gut besucht und es herrschte eine gemütliche Atmosphäre. Adrian sah sich nach einem freien Tisch um, ich warf währenddessen einen Blick auf die Kuchen in der Glasvitrine. Ich fand jedes Stück verlockend, vom Zitronentörtchen bis zum Blaubeercupcake. Schließlich wurde Adrian fündig. Von dem Tisch aus, wo wir uns niederließen, konnte man durch ein großes Fenster genau auf die Kathedrale sehen.

    Doch bevor ich mich setzte, zog ich meinen Mantel aus, Adrian nahm ihn mir im nächsten Moment ab und hing das blaue Kleidungsstück in die Garderobe. Das alles ging so schnell, dass ich mich nicht einmal bedanken konnte. Erst nachdem Adrian sich mir gegenüber hinsetzte, fand ich Gelegenheit dazu.

    »Bist du immer so höflich?«, fragte ich neugierig.

    »Nur wenn ich in Begleitung einer hübschen Dame bin«, gab er schmeichelnd zurück. Adrians eisblaue Augen fixierten mich. Es war Zeit, dass auch ich ihm ein Kompliment machte.

    »Ich finde deine Augenfarbe unheimlich schön. Ich wünschte, ich hätte auch so eine.« Adrian musste daraufhin lächeln.

    »Du bist genau wie meine Schwester«, erzählte er.

    »Hat sie den nicht dieselbe Augenfarbe?«, fragte ich verwundert.

    »Nein, ihre sind dunkelbraun.«

    Die Kellnerin, eine junge Brünette, kam an unseren Tisch. Ich bestellte mir den von Adrian angepriesenen Apfelkuchen und einen Kaffee. Adrian selbst nahm eine Tasse Tee und etwas Kaffeegebäck dazu. Er bediente das geläufige Klischee des Engländers. Während wir auf unsere Bestellung warteten, sah ich aus dem Fenster. Die Wolkendecke lichtete sich ein wenig, das Weiß der Kathedrale strahlte dadurch noch mehr.

    »Die St. Paul Cathedral ist mein Lieblingsbauwerk hier in London«, erzählte Adrian.

    »Wieso?«, wollte ich interessiert wissen.

    »Sie war früher im 17. Jahrhundert zum größten Teil zerfallen und einer der  beliebtesten Versammlungsplätze. Du musst dir vorstellen wie in den Seitenschiffen die Händler ihre Waren verkaufen. Bunte Teppiche aus dem fernen Orient, wertvolle Seide aus China und auch heimische Sachen. An den Säulen treffen sich Anwälte mit ihren Klienten und Arbeitslose halten Ausschau nach einer Beschäftigung. Und erst der Kirchhof: Er war das damalige Zentrum des Buchhandels in London. Dieser Ort hier erlebte soviel Wandel und Geschichte. Selbst nach all den Kriegen und dem großen Feuer, steht die Kathedrale immer noch dort, wo sie vor mehr als vierhundert Jahren errichtet wurde.« Adrians Augen funkelten begeistert. Er beschrieb es so bildhaft und lebendig, als ob er die Vergangenheit dieses Ortes mit eigenen Augen gesehen hatte.

    Die Kellnerin stellte das silberne Tablett auf unseren Tisch. Nachdem ich ein Stück von meinem Kuchen probiert hatte, stimmte ich Adrian zu.

    »Ich habe es dir doch gesagt.« Er nahm einen Schluck von seinem Tee. Nach einer Weile des Schweigens sagte er: »Falls du den Job bekommen solltest«, er lächelte mich an, »und ich bin mir ganz sicher, dass du ihn bekommen wirst, solltest du wissen, dass unsere Familie etwas kompliziert ist.«

    Ich nippte an meinem Kaffee. »Das ist doch jede Familie.«

    Adrian presste die Lippen zusammen. »Auf unserem Anwesen wohnt nicht nur meine Familie ... es ist so, dass mein Vater eine Art ... naja ... eine Gruppe von wichtigen Männern dort wohnen lässt. Es ist wie der private Hauptsitz der Bank.«

    »Ich verstehe.« Ich nahm noch ein Stück von dem Kuchen.

    »Ich selbst lebe nicht dort, ich habe ein eigenes Haus hier in London.«

    »Also werde ich dich nicht sehen, wenn ich arbeite?«, sagte ich absichtlich etwas beleidigt.

    »Doch, ich bin meistens nachmittags dort und besuche meine Schwester.« Ich war erleichtert.

    Wir unterhielten uns noch lange über alle möglichen Dinge. Als wir fertig waren, bezahlte natürlich Adrian die Rechnung und half mir in meinen Mantel. Wir spazierten zurück zu seinem Wagen. Die Wolkendecke hatte sich nun fast zu Gänze gelichtet und ließ die frühe Nachtmittagssonne ungehindert vom blauen Himmel strahlen. Erst jetzt fiel mir auf, dass Adrian, trotz der kühlen Temperatur, gar keinen Mantel trug. Ich sprach ihn nicht darauf an.

     »Soll ich dich nach Hause fahren?«, bot er mir an, als wir losgefahren waren.

    »Wenn es dir nicht zu viele Umstände macht«, entgegnete ich. »Meine Adresse ist ...«

    »Warwick Way 134«, vollendete er meinen Satz.

    »Woher weißt du das?«

    »Es stand in deinem Bewerbungsschreiben«, erklärte Adrian lächelnd. »Wenn es dir nichts aus machen würde, könnten wir dann kurz bei mir vorbeischauen? Ich muss ein paar Unterlagen von Zuhause holen damit ich dann gleich zu einem Meeting fahren kann.«

    »Das ist kein Problem«, sagte ich. »Ich wollte schon immer sehen, wie ein Millionär wohnt.«

    Nach wenigen Minuten bog der Porsche in eine der besseren Wohngegenden Londons ein. Die weißen, großen Häuser, die alle gleich aussahen, reihten sich die Straße entlang. Adrian parkte am Straßenrand. Wir stiegen aus und gingen die Treppe hoch zur Haustür.

    »Ich hätte gedacht du lebst in einem Penthouse«, scherzte ich und folgte ihm hinein.

    »Das bevorzuge ich nur im Sommer, wenn das Wetter besser ist und man auf die Stadt hinuntersehen kann.« Er brachte mich ins Wohnzimmer. Es war viel größer als unseres und in grau und weiß Tönen eingerichtet. In der Ecke am Fenster stand ein schwarzer Flügel.

    »Du spielst Klavier?«, erkundigte ich mich und setzte mich auf die Couch. Der Stoff fühlte sich unglaublich weich an, genau wie die unzähligen Kissen darauf. Adrian ging hinüber zu einem Bücherregal und zog eine Mappe heraus.

    »Ja«, antwortete er knapp.

    »Wie lange schon?«

    »Seit einer halben Ewigkeit.«

    Ich musste lachen. »Und wie definierst du eine halbe Ewigkeit?«

    Adrian setzte sich neben mich und öffnete die schwarze Mappe. »Solange ich schon denken kann.«

    Neugierig lugte ich in die Unterlagen. Adrian bemerkte es und ermahnte mich freundlich während er sie weiter durchblätterte. »Das sind geheime Geschäftsbriefe«, erklärte er.

    Als ich meinen Blick immer noch auf die Unterlagen geheftet hatte, hielt Adrian inne und sah mich an. Doch es lag keine Wut in seinem Ausdruck. Er legte die Mappe beiseite, ohne den Blick von mir abzuwenden. Ich bemerkte erst jetzt, wie nah wir uns eigentlich waren. Wir sahen uns gegenseitig tief in die Augen. Es kam wie es kommen musste: Wir küssten uns.

    Ich ließ von seinen kalten Lippen ab und sah in seine eisblauen Augen.

    »Ich liebe dich«, hauchte Adrian und strich mit seinen kalten Fingern über meine linke Wange. Ich verlor mich in seinen Augen, sie hatten das sehnsüchtige Blau eines rauschenden Gebirgsbaches. Ich lehnte mich zurück in die weichen Kissen und spürte, wie er seine Hand auf meine Taille legte.

    Als er sich nach vorne über mich beugte, erwiderte ich flüsternd »Ich liebe dich auch, Adrian.«

    Unsere Lippen trafen wieder aufeinander, doch dieses Mal nicht so zögerlich. Vorsichtig schob er seine kalte Hand unter mein Spitzentop. Sein Mund

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1