DER KATZENMÖRDER - EIN FALL FÜR SOLO MALCOLM: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
Von John Cassells
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Das Mädchen lag auf dem Boden. Der Strick um ihren Hals war fest zugezogen. Sie musste einmal sehr hübsch gewesen sein.
Mit einem seltsamen Auftrag für den Privatdetektiv Solo Malcolm und mit dem Tod einer schwarzen Katze hatte alles begonnen...
Der Roman Der Katzenmörder um den Privatdetektiv Solo Malcolm aus der Feder des schottischen Schriftstellers John Cassells (ein Pseudonym von Bestseller-Autor William Murdoch Duncan - * 18. November 1909; † 19. April 1975) erschien erstmals im Jahr 1964; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1978.
Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.
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Rezensionen für DER KATZENMÖRDER - EIN FALL FÜR SOLO MALCOLM
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Buchvorschau
DER KATZENMÖRDER - EIN FALL FÜR SOLO MALCOLM - John Cassells
Das Buch
Das Mädchen lag auf dem Boden. Der Strick um ihren Hals war fest zugezogen. Sie musste einmal sehr hübsch gewesen sein.
Mit einem seltsamen Auftrag für den Privatdetektiv Solo Malcolm und mit dem Tod einer schwarzen Katze hatte alles begonnen...
Der Roman Der Katzenmörder um den Privatdetektiv Solo Malcolm aus der Feder des schottischen Schriftstellers John Cassells (ein Pseudonym von Bestseller-Autor William Murdoch Duncan - * 18. November 1909; † 19. April 1975) erschien erstmals im Jahr 1964; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1978.
Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.
DER KATZENMÖRDER
ERSTER TEIL
Erstes Kapitel
Für meine Wenigkeit fing das Ganze eigentlich mit einer Keilerei in Ike Mullers Kneipe in der Clink Street an. Sie dauerte zwar nicht lange, hatte es aber in sich. Es war am letzten Samstag im November, und der Regen schien überhaupt nicht mehr aufhören zu wollen. Ich besuchte Muller, weil man bei ihm gelegentlich einen guten Tip bekommen konnte, und auf so etwas war ich gerade dringend angewiesen.
Es ging um eine Versicherungssache, was mir an sich nicht lag, aber ich hatte versprochen, mich für einen alten Freund und die Consolidated-Versicherung umzusehen. Der Mann, hinter dem ich her war, hieß Dick Taggers und musste eigentlich alles über den enormen Fischzug im East End wissen.
Ins Lokal kam ich gegen 21.30 Uhr. In der Gaststube saßen vielleicht zwölf oder vierzehn Gäste. Ein paar spielten Karten, zwei alte Männer beugten sich über Dominosteine, die anderen hockten so herum.
Ike stand hinter der Theke und zählte sein Kleingeld. Er sah mich hereinkommen und nickte mir zu, als ich zu ihm trat.
»’n Abend, Solo. Sie hab’ ich eigentlich nicht erwartet. Was soll’s sein?«
»Wie wär’s mit zwei Bierchen, Ike? Ich muss mit Ihnen reden. Im Hinterzimmer.«
Er machte ein nachdenkliches Gesicht.
»Hier geht’s wohl nicht? Oder...«
Ich nickte.
Er füllte ein Glas.
»Trinken Sie das aus, Solo, dann gehen Sie wieder. Kommen Sie nach hinten, ich lass’ Sie rein. So ist es für alle besser.«
Ich setzte mich an einen Tisch in der Ecke und trank mein Bier, dann verließ ich das Lokal und ging nach hinten in den Hof, wo es eine Anzahl alter Schuppen, Stapel von leeren Flaschenkästen und einen Ziegelhaufen gab, an dem ich mir fast eine Beule gestoßen hätte. Ich schlängelte mich hindurch und klopfte an die Tür, aber durchaus nicht laut.
Ike wartete schon auf mich. Ich musste mich durch einen Spalt hineinzwängen. Er schloss die Tür, schob den Riegel vor und drehte sich um. Das Zimmer war klein. Es gab weder ein Fenster noch einen Kamin, dafür aber einen Tisch, zwei alte Sessel, ein durchgesessenes Sofa und Gin- und Whiskykisten.
Ich ließ mich auf dem Sofa nieder. Ike hockte sich auf die Tischkante - ein kleiner, wendiger Mann Ende Vierzig. Früher mal der beste Bantamgewichtler im ganzen Land, bis zu seinem Autounfall. Er brach sich dabei zwar nur das Bein, aber es blieb steif. Nicht so steif, dass man es beim Gehen bemerkt hätte, aber mit dem Boxen war es aus. Ike übernahm die Kneipe und heiratete. Kinder kamen später. Er verstand sich mit den meisten Leuten gut, vor allem mit mir. Aus einer grünen Flasche füllte er zwei Gläser.
»Das ist was für Sie, Solo. Bekommen Sie in keinem Lokal. Geht alles in den Export.«
Der Whisky konnte sich sehen lassen. Ich lehnte mich zurück und ließ ihn mir schmecken.
Ike zündete sich eine Zigarette an.
»Dann mal los, Solo. Worum geht’s?«
»Um Lefty Rainer.«
Ike zog die Brauen hoch.
»Was hat er denn angestellt, Solo? Man hört nicht mehr viel von ihm.«
»Er treibt sich mit Dick Taggers herum. Ich brauche eine Spur, die mich zu Taggers führt, Ike. Es ist wichtig. Taggers ist in dieser Gegend zu Hause, deshalb komme ich zu Ihnen. Was meinen Sie?«
»Übler Bursche, dieser Rainer.«
»Weiß ich. Er interessiert mich trotzdem.«
Ike überlegte.
»Vielleicht höre ich was, Solo. Ich rufe Sie an, wenn sich was tut. Passen Sie bloß auf. Mit den Typen ist nicht zu spaßen.«
»Bekannt. Das lassen Sie nur meine Sorge sein.« Ich leerte mein Glas. »Nein - nichts mehr, Ike. Ich bin mit dem Wagen da. Sie rufen mich an und...«
Aus der Gaststube drangen plötzlich laute Stimmen herüber, dann zerschellte Glas.
Ike riss die Augen auf, ging zur Tür, schob einen Kalender zur Seite und starrte durch einen Spion.
»So eine Gemeinheit!«, zischte er.
In der Gaststube war es wieder still geworden. Ich stand auf und ging zu ihm.
»Was gibt’s denn?«
»Sehen Sie sich das an, Solo.«
Ich bückte mich und guckte durch das Loch. An der Theke hatten sich mehrere Männer versammelt. Vier Kerle, die nicht ungefährlich aussahen. Unter ihnen war ein großer, breitschultriger Bursche, eins neunzig vielleicht, mit eingeschlagener Nase und demolierten Ohren. Er beugte sich über die Theke, hantierte an den Hebeln und richtete sich auf, als Bier aus den Hähnen strömte.
Der alte Tom trat hinter der Theke auf ihn zu.
»Moment mal, meine Herren...«
Ein junger Kerl mit schwarzer Augenklappe streckte den Arm hinüber und packte ihn am Kragen.
»Immer mit der Ruhe, Opa.«
Der Große lachte.
»Will einer ’n Bier? Alles frei!«
Niemand sagte etwas. An einem Ecktisch saß ein schlanker, gutgekleideter Mann. Er trug einen teuren Mantel und einen Homburg. Eigentlich machte er den Eindruck, als habe er sich nur durch Zufall in das Lokal verirrt. Er stand auf und ging zur Tür.
Der Halbstarke mit der Augenklappe schnitt ihm den Weg ab.
»Diese Halunken!«, sagte Ike zornig. »Ich muss raus.«
»Wer ist das?«, erkundigte ich mich.
»Der Große heißt Purcell. Früher hat er für Eddie Hocker geboxt.« Ike öffnete langsam die Tür. »Ich...«
»Sie können Hilfe gebrauchen, Ike.«
Er sah zu mir auf.
»Stimmt. Wenn Sie aber einer von hinten kommen sieht, gibt das Gerede. Auf die Dauer wird es dadurch nur schlimmer. Nein - ich muss mir schon selber helfen. Morgen sind Sie ja auch nicht da.«
»Lassen Sie mich hinten raus, Ike, dann kann ich vorn wieder reinkommen«, sagte ich. »Das merkt keiner.« Ich ging zur Hintertür und verließ das Zimmer. Der Schlüssel wurde hinter mir umgedreht. Ich hastete um das Haus herum.
Es regnete immer noch unablässig. Vor dem Eingang wartete ich eine halbe Minute. Das Wasser gurgelte in den Gullys. Ich hörte Ike Mullers Stimme. Eine Flasche zersplitterte.
Jemand schrie auf.
Ich drückte die Tür auf und betrat die Gaststube. An der Theke tat sich was. Ike war mittendrin. Er blutete an der Braue.
Der große Kerl stand mit dem Rücken zur Theke und amüsierte sich. Zwei von seinen Kumpanen hielten Ike fest. Der Knabe mit der Augenklappe beugte sich vor und schlug ihm ins Gesicht.
Ich ging hin und holte mit dem Fuß aus. Ich traf ihn mit voller Wucht in den verlängerten Rücken. Es hob ihn bis zur Theke hoch.
Im Lokal wurde es mäuschenstill. Nur Purcell reagierte. Er stieß sich von der Theke ab, und seine Rechte schoss auf mich zu. Ich wich aus, ließ den Schlag über die linke Schulter verpuffen und knallte ihm eins in den Magen.
Es warf ihn an die zwei Meter entfernte Wand. Bevor er sich aufraffen konnte, war ich schon zur Stelle. Ich zerrte ihn hoch und rammte ihn mit der Schulter. Als er sich auf den Hosenboden setzte, knallte ich ihm die rechte Handkante an den Hals. Er kippte um.
Ich wirbelte rechtzeitig herum und sah den mit der Augenklappe zur Tür wischen. Das schaffte er nicht ganz, weil ich im Weg stand. Ich zog ihn zu mir heran, klopfte mit seinem Schädel zweimal an die Wand und gab ihm zwei kräftige Ohrfeigen. Als ich ihn losließ, setzte er sich langsam und schloss das Auge.
Die anderen beiden standen noch an der Theke. Ike holte aus und setzte einen davon außer Gefecht. Der andere gab freiwillig auf. Wir standen da und sahen einander an. Der alte Tom drehte das Bier ab.
»Ganz schöner Schaden, Ike«, sagte ich. »Sollen sie gleich bezahlen?«
»Wär’ nicht schlecht«, erwiderte Ike. Er keuchte immer noch. »Aber mit dem Kassieren ist das nicht so einfach.«
»Wieviel?«
»Um die sechs Pfund.«
»Eine Flasche Scotch ist hin«, sagte der alte Tom. »Das war Purcell.«
»Sagen wir acht.«
Ich schaute mich um.
»Ein zerbrochener Spiegel, ein Dutzend kaputte Gläser. Sagen wir zehn.« Ich trat zu dem Burschen mit der Augenklappe. »Zahltag.«
Er starrte mich entgeistert an, schien aber dann von selbst zu begreifen. Einwände erhob er keine. Er zog eine Brieftasche heraus und entnahm ihr zwei Fünf-Pfund-Scheine.
Ich brachte sie Ike.
»Da ist die Entschädigung. Schulden muss man immer gleich kassieren, Ike. Wer ist der Kerl?«
»Er heißt Stover«, sagte Ike. »Pete Stover.«
»Aufstehen, Stover«, sagte ich. »Ihr drei nehmt Purcell und verschwindet, aber ein bisschen plötzlich. Wenn es hier noch mal Ärger gibt, komme ich und mache Hackfleisch aus euch.«
Stover raffte sich mühsam auf. Er stand eine Weile schwankend da, dann taumelte er auf Purcell zu. Gemeinsam zogen sie ihn hoch und schleppten ihn zur Tür.
Damit war alles vorbei. Alle begannen durcheinanderzureden und Bier und Schnäpse zu bestellen.
»Danke, Solo«, sagte Ike. »Vielleicht kommen sie so schnell nicht wieder. Das war sehr anständig von Ihnen. Wie wär’s mit einer Flasche?« Er holte eine herunter und schob sie mir hin.
Zuerst wollte ich sie nicht nehmen, aber bei gutem Whisky kann ich schlecht nein sagen.
»Danke, Ike. Sie wissen ja, wo Sie mich erreichen, wenn es wieder Ärger geben sollte. Ich muss jetzt weiter. Gute Nacht.« Ich schob die Flasche unter den Arm und ging zur Tür.
Der ruhige, gutgekleidete Mann saß immer noch an seinem Ecktisch. Ich sah, dass er mich beobachtete, aber den Mund machte er nicht auf. Bei dieser Gelegenheit jedenfalls nicht. Ich setzte mich in meinen Jaguar und fuhr nach Hause.
Zweites Kapitel
Am Sonntagvormittag hörte der Regen auf. Es wurde kälter, und am Montagmorgen schneite es. Nicht viel, aber der Himmel war bleifarben, und von Zeit zu Zeit gab es einen Flockenwirbel, dass man das Gefühl bekam, der Winter hätte noch einiges in petto. Ich stand spät auf, frühstückte und lungerte herum, rauchte und guckte in die Zeitungen. Schließlich war es auch mal was wert, sich nicht anstrengen zu müssen. Ich hatte Ende der Woche einen Fall abgeschlossen und war entsprechend guter Stimmung. Das ging sogar so weit, dass ich mir überlegte, ob ich nicht überhaupt blaumachen sollte, nur um zu beweisen, wer hier eigentlich unabhängig war.
Schließlich fuhr ich doch los - aber nicht ins Büro. Ich besuchte Nat Croft und gab eine Information an ihn weiter, die ich zufällig aufgeschnappt hatte. Anschließend fuhr ich bei Joe Cardosi vorbei. Inzwischen war es nach ein Uhr geworden. Ich fuhr zum Joss House. Es gehört Charlie Bendall, einem meiner ältesten Freunde, der vielleicht auch mein bester ist.
Charlie saß hinten und rührte in einem Suppentopf, als ich hereinkam. Charlie Bendall ist ein alter Knabe mit Glatze, der vor fünfundzwanzig Jahren oder so zu den besten Mittelgewichtlern gehört hat, und einer von den ewigen Leuten, denen ich am Herzen liege.
»Nur herein, Solo«, sagte er. »Linsensuppe - den Speck riechst du ja. Hinterher Steak und Bohnen. Hol dir einen Stuhl und greif zu. Ich bin ziemlich im Druck heute, Bert hat Grippe. Gestern hat er uns dauernd ins Bier gehustet. Da hab’ ich ihn heimgeschickt.«
Ich setzte mich an den Tisch und sah zu, wie Charlie austeilte. Als die dampfenden Teller vor uns standen, setzte er sich mir gegenüber und fragte: »Hast du ihn gesehen?«
»Wen?«
»Den Burschen, der heute früh hier war.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Wer war das?«
»Eleganter Schnösel«, meinte Charlie. »Fährt einen Bentley. Er hat nach dir gefragt.«
»War er im Büro?«
»Eine Stunde lang, hat er behauptet. Irgendjemand hat ihm dann gesagt, er soll sich hier erkundigen. Scheint ein wichtiger Kunde zu sein.«
»Wie sieht er aus?«
»Elegant«, wiederholte Charlie. »Mit Hut. Gar nicht wie du und ich, Solo. Redet wie die Burschen im Fernsehen. Er wollte dich unbedingt sprechen. Ich sagte ihm, dass du vielleicht zum Essen vorbeikommst, aber nur, wenn du nicht an einem Fall hängst.«
Wir ließen es uns schmecken. Ich zerbrach mir den Kopf über den Mann, aber nicht besonders. Schließlich kenne ich mehrere Leute, die Bentleys oder sogar einen Rolls Royce fahren, aber der Beschreibung nach konnte ich mir keinen Vers auf ihn machen. Wir unterhielten uns immer noch über ihn, als wir in der Gaststube Stimmen hörten, und wer kam herein - Maxie Lewis.
Maxie Lewis ist Kriminalinspektor - und ein sehr kluger Kopf dazu. Äußerlich macht er nicht viel her. Eins siebenundsechzig, vielleicht, und knappe sechzig Kilo, aber seine Kunden nehmen sich in Acht vor ihm.
Er kam herein, blass wie immer, und schaute sich mit seinen dunklen Augen um.
»Tag, Jungs«, sagte er. »Hab' mir doch gedacht, dass ich gerade recht komme.« Er setzte sich an den Tisch. »Freut mich, dass ich dich treffe, Solo. Hast du Carlson gesehen?«
»Schon seit einem halben Jahr nicht mehr, Maxie.«
Er nickte.
»Das behaupten alle. Er ist aber wieder da. Gestner hat Samstagabend im Clay