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DAS DÜNNE EIS - EIN FALL FÜR SOLO MALCOLM: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
DAS DÜNNE EIS - EIN FALL FÜR SOLO MALCOLM: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
DAS DÜNNE EIS - EIN FALL FÜR SOLO MALCOLM: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
eBook228 Seiten3 Stunden

DAS DÜNNE EIS - EIN FALL FÜR SOLO MALCOLM: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!

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Über dieses E-Book

Der Revolver wurde an einer ziemlich flachen Stelle aus dem Bach gefischt. Es war tatsächlich die Mordwaffe. Jedermann war von Peter Cannings Schuld überzeugt. Selbst die Polizei...

Nun zog der Privatdetektiv Solo Malcolm aus, um die Unterwelt der Stadt das Fürchten zu lehren...

 

Der Roman Das dünne Eis um den Privatdetektiv Solo Malcolm aus der Feder des schottischen Schriftstellers John Cassells (ein Pseudonym von Bestseller-Autor William Murdoch Duncan - * 18. November 1909; † 19. April 1975) erschien erstmals im Jahr 1963; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1965 (unter dem Titel Auf dünnem Eis).

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum8. Juni 2022
ISBN9783755415435
DAS DÜNNE EIS - EIN FALL FÜR SOLO MALCOLM: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!

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    Buchvorschau

    DAS DÜNNE EIS - EIN FALL FÜR SOLO MALCOLM - John Cassells

    Das Buch

    Der Revolver wurde an einer ziemlich flachen Stelle aus dem Bach gefischt. Es war tatsächlich die Mordwaffe. Jedermann war von Peter Cannings Schuld überzeugt. Selbst die Polizei...

    Nun zog der Privatdetektiv Solo Malcolm aus, um die Unterwelt der Stadt das Fürchten zu lehren...

    Der Roman Das dünne Eis um den Privatdetektiv Solo Malcolm aus der Feder des schottischen Schriftstellers John Cassells (ein Pseudonym von Bestseller-Autor William Murdoch Duncan - * 18. November 1909; † 19. April 1975) erschien erstmals im Jahr 1963; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1965 (unter dem Titel Auf dünnem Eis).

    Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

    DAS DÜNNE EIS

    ERSTER TEIL

      Erstes Kapitel

    Die Stadt lag in Mittelengland. Sie war grau, geschäftig und monoton. Meine Erinnerung an sie ging bis in die Tage der Vorkriegszeit zurück, und ich hegte die nebelhafte Vorstellung, dass sie damals anders gewesen war. In jenen Tagen hatte ich einmal ein Wochenende dort verbracht. Da war sie stiller, in sich abgeschlossener und dem Land näher gewesen.

    Als Landstädtchen hatte sie mir besser gefallen, so dass ich mich nun mit einem kurzen Rundgang begnügte, bevor ich wieder zum Zentrum zurückkehrte, und wünschte, es wäre Zeit, mich mit Greenling zu treffen. Aber ich war erst um 19 Uhr mit Greenling verabredet. Er arbeitete in einer der neuen Fabriken, die am Stadtrand hochgeschossen waren. Sein Dienst ging um halb sechs zu Ende, weshalb er nicht früher kommen konnte.

    Jedenfalls fühlte ich mich gelangweilt und deprimiert und ärgerte mich, dass ich so früh eingetroffen war, denn die Stadt glich in nichts mehr dem Bild meiner Erinnerung an sie.

    Sie war seither beträchtlich angewachsen, lärmender und ziemlich protzig. Der Verkehr staute sich in den engen Straßen. Massenhaff kleine Wagen. Sie wurden in der großen Fabrik am Ausgang der Stadt hergestellt, und es sah aus, als besitze jeder auf der Wählerliste registrierte Einwohner mindestens zwei von diesen Dingern. Ich blieb vor einem Herrenmodegeschäft stehen, starrte in die Auslagen und wunderte mich, wer in aller Welt wohl dieses hässliche rote Ding, das mit Fernseh-Jackett bezeichnet war, tragen oder gar kaufen würde. Dort stand ich, als ich das Mädchen bemerkte.

    Sie war groß und blond und trug ein grünes Tweedkostüm mit irgendetwas Gelbem um den Hals. Der winzige Hut auf ihrem Hinterkopf passte zum Kostüm. Sie stand vielleicht fünfzig oder sechzig Meter weiter die Straße hinunter, dort, wo eine kleine Seitenstraße einmündete. Sie schien aufgeregt zu sein. Das war das erste, was mir an ihr auffiel. Das und der Umstand, dass sie einen Mann angehalten und mit ihm gesprochen hatte, der gleich darauf schnell weiterging.

    Ich beobachtete sie. In einem Beruf wir dem meinen gewöhnt man sich ziemlich schnell an Mädchen, die Männer auf der Straße anhalten - aber sie sah eigentlich nicht nach dieser Sorte aus.

    Jetzt näherte sich ihr ein anderer Mann. Ein untersetzter, stämmiger Kerl, Mitte Dreißig etwa. Er schritt zielbewusst in ihrer Richtung dahin; dann sah ich, wie sie ihn anhielt und zu ihm redete. Sie hob die Hand und zeigte auf die Seitenstraße.

    Der Mann musterte sie, folgte der Richtung ihres ausgestreckten Fingers mit den Augen und schüttelte dann den Kopf. Er drängte sich an ihr vorbei und ging schnell weiter.

    Das Mädchen stand ganz still, ihre Finger am Kragen ihres Kostüms, ohne die geringste Bewegung.

    Aber ich setzte mich in Bewegung. Als ich näher kam, sah ich, dass sie so hübsch war, wie sie aus der Entfernung auf mich gewirkt hatte - und auch so aufgeregt. Ihre Lippen brannten erstaunlich rot in dem sehr blassen Gesicht, aber das Interessanteste an ihr waren ihre Augen. Sie blitzten vor Zorn. Sie rührte sich immer noch nicht, beobachtete nur, wie ich auf sie zukam.

    Ich wusste, dass sie mich ansprechen würde, und sie tat es auch. Als ich sie schon fast erreicht hatte, kam sie über den Bürgersteig auf mich zu und blieb vor mir stehen. »Bitte«, begann sie. »Wollen Sie mir helfen? Ich brauche dringend Hilfe und...«

    »Wieviel?«, fragte ich.

    Sie errötete. »Nicht diese Hilfe! Es ist wegen meines Bruders. Er ist in diese Straße hinein und zu einem von Lidgetts Clubs gegangen.«

    »Wer ist Lidgett? Ich bin fremd hier.«

    Sie zögerte. »Lidgett. eben. Er ist Besitzer von Kneipen und sonst allem Möglichen. Kein sehr erfreulicher Mensch. Wie auch immer, Peter ist in den Parkway hineingegangen. Ich möchte ihn von dort herausholen.« Ihre Stimme klang plötzlich erstaunlich entschieden. »Gehen Sie doch mit mir dorthin - bitte!«

    »Warum nicht?«, sagte ich und folgte ihr in die kurze, enge Straße hinein. »Erzählen Sie mir, worum es geht, Miss. Ich kaufe eigentlich nicht gerne die Katze im Sack.«

    Wir gingen auf dem schmalen Streifen des Bürgersteigs nebeneinander her. An einem Wohnhaus war ein reichlich verwittertes Straßenschild angebracht. Pell Lane stand darauf. Ich las es, und als ich mich halb nach ihr umwandte, sah ich diese drei aufgeschossenen Halbstarken in Blue Jeans und glänzenden Lederjacken ein paar Meter hinter mir. Ich schaute sie mir gut an und wandte mich dann an das Mädchen. »Schön, da wir nun mal so weit gekommen sind, lassen Sie mich hören, was los ist.«

    Ihr Atem ging ein wenig schneller jetzt. »Peter ist mein Bruder«, erklärte sie mir. »Manchmal trinkt er mehr, als gut ist. Sie spielen Karten und was weiß ich noch, und wenn Peter ein bisschen angetrunken ist, verliert er den Kopf, und dann gibt es Ärger. Das ist es, was ich fürchte. Ich - ich kann jetzt nicht anfangen, Ihnen zu erzählen, was passierte. Jedenfalls will ich, dass er mit mir nach Hause kommt.«

    »Und Sie wissen genau, dass Ihr Bruder dort ist?«

    »Ja, ich sah ihn hineingehen. Ich folgte ihm bis zur Tür, aber man ließ mich nicht hinein. Als ich bat, Peter etwas von mir auszurichten, lachten sie mich einfach aus und schickten mich heim.«

    »Sie sind aber nicht heimgegangen, nicht wahr? Sie gingen bis zum Ende der Straße und sahen sich nach jemand um, der Ihnen helfen würde?«

    »Ja. Ich hoffte einen Polizeibeamten zu finden, aber da war keiner. Dann hielt ich zwei oder drei Männer an und bat sie, mir zu helfen; doch keiner tat es. Bis Sie kamen.«

    Zu beiden Seiten der Pell Lane befanden sich zahlreiche Geschäfte. Kleine Geschäfte von der Art, wie man sie in einer solchen Straße zu finden erwartet. Mir schien die Gegend nicht gerade nach einem Pfuhl des Lasters auszusehen, aber das Mädchen hatte wirklich Angst. Ich versagte es mir, weitere Fragen zu stellen. Schließlich konnte man nicht erwarten, dass jemand einem vollkommen Fremden sein Herz ausschüttete; auch dann nicht, wenn man einen Gefallen von ihm erbat.

    »Nun, Miss, was möchten Sie, das ich tue?«, fragte ich.

    »Kommen Sie nur bis zur Tür mit mir. Die wollten mich nicht hineinlassen, als ich allein hineinging. Ich weiß, dass Peter dort drinnen ist. Ich will ihn sehen. Wenn ich mit ihm sprechen kann, bringe ich ihn so weit, dass er weggeht. Er kommt bestimmt mit mir. Die Schwierigkeit besteht darin, erst einmal hineinzukommen. Sie sagen...«

    »Wer sind sie

    »Zwei Männer. Sie standen unter der Tür. Sie sagten mir, ich soll nach Hause gehen. Als ich mich weigerte, nahm mich einer bei den Schultern und schob mich hinaus.«

    »Verstehe.« Ich überlegte mir die Sache. »Sie sind sich natürlich darüber klar, was Sie tun? Sie können sich nicht einfach an jedem Ort, wo es Ihnen passt, gewaltsam Eintritt verschaffen.«

    »Ich muss ihn dort herausholen und nach Hause bringen«, erklärte sie entschlossen. »Wenn Sie bloß mit mir zur Tür kommen wollen - ich bitte Sie nur um das, sonst nichts. Sie brauchen sonst nichts mit der Sache zu tun zu haben. Bestimmt nicht.« Sie sah mich an. »Haben Sie Angst?«

    Ich lachte. »Es braucht ein bisschen mehr, bis ich mich fürchte.« Ich hörte nun ganz dicht hinter mir Schritte. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass die drei Halbstarken es ziemlich eilig hatten, heranzukommen. Der vorderste war anscheinend der kräftigere von den dreien. Er hatte ein langes, hageres Gesicht, Kaninchenzähne und ein Kinn, geformt wie ein Holzmeißel. Der spärliche Rest Haare von seinem Bürstenschnitt war schwarz. Ich schätzte ihn auf etwa zwanzig Jahre und noch reichlich feucht hinter den Ohren.

    Einen Augenblick später hatten wir einen breiten Eingang erreicht. Die Tür stand halb offen, und dahinter waren die staubigen Stufen einer Treppe zu erkennen. Über der Tür hing ein handgemaltes Schild, auf dem stand: The Parkway.

    Das Mädchen war stehengeblieben. »Hier ist es.« Sie sah mich an. »Wollen Sie, bitte, mit mir hinaufkommen?«

    »Warum nicht?«, sagte ich wieder. »Gehen Sie voran.« Ich trat beiseite und ließ sie an mir vorbei. In diesem Moment spürte ich Finger auf meiner Schulter. Lange, magere, stahlharte Finger, die fest Zugriffen. Ich schnellte herum und sah mich diesem hochgeschossenen Burschen mit seinen zwei Spießgesellen, die ihm den Rücken deckten, gegenüber.

    »Willst du dort hinauf, Opa?« Seine Augen waren dunkel und unangenehm. »Ich würde das an deiner Stelle lieber bleibenlassen. Vor allem mit der Kleinen da.«

    Das fing an, recht interessant zu werden. Interessant genug, um noch ein bisschen weiterzumachen.

    »Warum nicht?«

    »Es könnte dir etwas zustoßen.«

    »Da hast du vermutlich recht, aber selbst wenn dem so ist, halte ich das für keinen besonders guten Grund.«

    Lange weiße Zähne grinsten mich an. »Das glaubst du bloß, Opa. Ich denke, es ist Grund genug für dich, weshalb ich dir helfen will.« Er wandte sich an das Mädchen. »Warum bringen Sie den alten Herrn nicht weg, bevor ihm etwas passiert, Lady?«

    »Was soll mir passieren?«, fragte ich.

    »Das zum Beispiel«, grinste der Kerl. Seine Finger begannen mein Schlüsselbein zu umklammern.

    Ich schlug ihm meine linke Faust in den Magen. Als der Junge sich zusammenkrümmte, schlug ich ihm mit der Kante meiner rechten Hand hart über die Lippen.

    Er fiel auf sein Gesicht und begann sich auf den Bürgersteig zu erbrechen. Seine Lippen waren aufgeplatzt und bluteten.

    Ich schaute auf das Blut auf meinen Fingern; dann bückte ich mich und wischte sie am Hemd des Burschen ab. Dann richtete ich mich auf und ging durch die Tür. Keiner von den beiden andern versuchte mich zurückzuhalten. Am Fuß der Treppe blieb ich stehen und sah zu dem Mädchen zurück. »Kommen Sie. Wir wollen es hinter uns bringen.« Ich drehte mich um und ging die Treppe hinauf voran.

    Zweites Kapitel

    Die Treppe war breit und schmutzig. Dicke Gummimatten lagen auf den ausgetretenen Stufen. An ihrem Ende befand sich eine gläserne Schwingtür. Ich stieß sie auf und ließ das Mädchen eintreten. Wir gelangten in einen engen Flur, der rechts und links weiterführte. Direkt gegenüber der Schwingtür gab es einen kleinen Raum mit einem Schreibtisch, hinter dem ein großer und starker Kerl saß. Er sah richtig bärenhaft aus.

    Er unterzog erst mich einer genauen Musterung, dann das Mädchen. Ohne sich zu beeilen, stand er auf und kam zur Tür. »Wünschen Sie etwas, Sir?«

    »Ja. Die junge Dame hier sagt, dass sich ihr Bruder hier befindet. Sie erzählte mir, sie war bereits da oben, aber Sie ließen sie nicht hinein.«

    Der Bär seufzte. »Das stimmt. Befehl vom Chef. Keine Frauen. Zu keiner Tages- oder Nachtzeit. Also kann sie nicht rein.«

    »Macht der Chef immer seine eigenen Regeln?«

    »Genau. Mr. Lidgett weiß, was er will. Was mich betrifft - ich tue nur, was man mir sagt. Auf diese Weise ersparen wir jedermann eine Menge Ärger.«

    »Das sehe ich ein«, stimmte ich zu. »Fangen Sie gleich damit an, mir einigen Ärger zu ersparen. Wie wäre es, wenn Sie hineingingen und diesem Peter...« Ich blickte das Mädchen an. »Wie ist sein Familienname?«

    »Canning.«

    »Wenn Sie diesem Peter Canning mitteilten, dass jemand auf ihn im Flur wartet? Auf diese Weise gibt es für keinen Aufregung, nicht wahr?«

    Der Mann lächelte. Er hatte ein großflächiges Gesicht und wässrig glitzernde, blassblaue Augen. Er schüttelte den Kopf. »Nicht zu machen. Machen Sie mit der kleinen Dame einen Spaziergang irgendwohin. Einen langen, ausgiebigen Spaziergang - und kommen Sie nicht zurück. Verstehen Sie, was ich meine?« Er streckte die Hand aus und packte mich bei der Schulter. »Raus!«

    Ich entglitt seinem Griff, sah, wie seine Faust zum Schlag ausholte und wich gerade noch rechtzeitig aus. Mit der Kante meiner rechten Hand schlug ich ihn zweimal hintereinander ins Genick. Er fiel bewusstlos in eine Ecke.

    »Haben Sie eine Ahnung, wohin wir nun gehen müssen?«, fragte ich das Mädchen.

    »Ja. Rechts den Flur hinunter.« Sie ging auf eine breite Tür am Ende des Flurs zu.

    Ich stieß sie auf und trat ein. Ein halbes Dutzend Billardtische standen dort herum, aber nur zwei davon waren besetzt. In der einen Ecke des langen Raumes saßen ein alter Bursche, der Bier trank, und zwei jüngere Männer, die Zeitungen lasen. In der anderen, entfernten Ecke gab es eine Tür. Ich öffnete sie, und wir durchschritten wieder einen Flur. An seinem Ende stand eine Tür offen. Das Flackern eines Kaminfeuers war zu sehen. Wir vernahmen eine Männerstimme. Eine ruhige, beherrschte Stimme, aber mit einem unangenehmen Unterton.

    »Hundert«, sagte die Stimme, »auf Vorauszahlung.«

    Jemand antwortete: »Im Augenblick ist es my unmöglich, Prinn.«

    Das Mädchen ging an mir vorbei in das Zimmer hinein.

    Ich folgte ihr. Es war ein großer Raum und recht behaglich eingerichtet. Im Kamin loderte ein Kohlenfeuer; der kleine Schreibtisch war sorgfältig poliert, und die Sessel sahen bequem aus. In einer Ecke stand ein Fernsehgerät, und jemand stand davor. Ich besah ihn mir. Ein Mann, ungefähr Anfang Vierzig. Sein Haar war graumeliert und seine Haut blass. Der marineblaue Anzug, den er trug, musste von einem guten Schneider stammen. Der junge Canning stand ihm direkt gegenüber.

    »Peter!«, sagte das Mädchen.

    Er fuhr herum. Ich bemerkte, dass er nicht sehr viel größer als seine Schwester war. 1,72 Meter vielleicht. Der Mund in dem schmalen, blassen Gesicht wirkte ausgesprochen weich. Er starrte sie an. »Jane! Wie kommst du hierher?«

    »Ich ging dir nach. Komm nach Hause mit mir, Peter.«

    Die Röte in seinen Wangen vertiefte sich. »Ich werde, verdammt noch mal, nicht mit dir Weggehen!«

    Zum ersten Male sagte Prinn etwas. »Wie kamen Sie herein, Miss Canning?«

    »Dieser Gentleman begleitete mich.« Sie sah mich an. »Ihre Leute versuchten mich zurückzuhalten.«

    »Dafür werden sie bezahlt«, erklärte Prinn knapp.

    Canning stand stirnrunzelnd dort. »Verdammt, Jane, ich gehe selbstverständlich nicht mit dir! Du hast kein Recht, mich wie ein Kind zu behandeln und...«

    »Es ist besser, wenn Sie tun, was die junge Dame wünscht, Canning«, unterbrach ihn Prinn ruhig. »Wir können uns später sehen. Vielleicht morgen.«

    Nur einen kurzen Moment lang zögerte Canning, dann nickte er. »Vielleicht haben Sie recht, Mr. Prinn. Ich komme morgen zurück. Guten Tag.« Ohne dem Mädchen oder mir einen Blick zu gönnen, verließ er schnell das Zimmer, und wir folgten ihm durch den Flur bis zum Treppenhaus.

    Der bärenhafte Kerl stand unter der Tür zu dem kleinen Vorzimmer. Der hochgeschossene Halbwüchsige war bei ihm. Sie unterhielten sich, hörten aber abrupt auf, als sie uns kommen sahen, und starrten mich an.

    Ich zog es vor, sie nicht anzusprechen, sondern ging weiter auf die Straße hinaus. Es war grauer, kälter und trübsinniger denn je dort draußen. Das Mädchen hatte den Arm ihres Bruders genommen, und die beiden gingen ein kleines Stück vor mir her. Sie redete auf ihn ein, während sie auf die Hauptstraße zuliefen. Etwa auf halbem Weg dorthin, drehte sie sich nach mir um.

    »Ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Ich weiß nicht, was ich ohne Sie getan hätte. Wirklich! Sie haben selbst gesehen, wie es dort oben zugeht. Kein Zweifel, ich wäre niemals hineingekommen. Sie haben sich großartig benommen.«

    »Danke«, sagte ich.

    »Es ist mir ernst damit.« Sie blickte mich einen Moment lang fest an. »Jedenfalls, Sie wissen nun, wer ich bin.

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