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DIE NICHOLAS-ENTFÜHRUNG: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
DIE NICHOLAS-ENTFÜHRUNG: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
DIE NICHOLAS-ENTFÜHRUNG: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
eBook249 Seiten3 Stunden

DIE NICHOLAS-ENTFÜHRUNG: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!

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Über dieses E-Book

Cade hielt sich in der Dunkelheit neben dem Tor verborgen. Er konnte jetzt die Schritte des Mannes hören, kurz darauf sah er Sam Nicholas. Der Millionär setzte den Koffer ab. Dann ging er davon.

Wenige Minuten später öffnete Cade den Koffer und leuchtete mit der Taschenlampe hinein.

Das Lösegeld war da: 50.000 Pfund Sterling in kleinen Scheinen...

 

Der Roman Die Nicholas-Entführung des schottischen Schriftstellers John Cassells (ein Pseudonym des Bestseller-Autors William Murdoch Duncan - * 18. November 1909; † 19. April 1975) erschien erstmals im Jahr 1964; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1965 (unter dem Titel Am Montag geht es los).

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum10. Nov. 2021
ISBN9783748799030
DIE NICHOLAS-ENTFÜHRUNG: Der Krimi-Klassiker aus Schottland!

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    Buchvorschau

    DIE NICHOLAS-ENTFÜHRUNG - John Cassells

    Das Buch

    Cade hielt sich in der Dunkelheit neben dem Tor verborgen. Er konnte jetzt die Schritte des Mannes hören, kurz darauf sah er Sam Nicholas. Der Millionär setzte den Koffer ab. Dann ging er davon.

    Wenige Minuten später öffnete Cade den Koffer und leuchtete mit der Taschenlampe hinein.

    Das Lösegeld war da: 50.000 Pfund Sterling in kleinen Scheinen...

    Der Roman Die Nicholas-Entführung des schottischen Schriftstellers John Cassells (ein Pseudonym des Bestseller-Autors William Murdoch Duncan - * 18. November 1909; † 19. April 1975) erschien erstmals im Jahr 1964; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1965 (unter dem Titel Am Montag geht es los).

    Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

    DIE NICHOLAS-ENTFÜHRUNG

    ERSTER TEIL

      Erstes Kapitel

    Die Stadt lag im Nordosten von England: eine jener öden, trostlosen Hafenstädte, die immer grau aussehen. Graue Straßen, graue Häuser, grauer Himmel und graue Gesichter. Jim Corbie hasste sie, hatte sie schon immer gehasst und doch niemals den Versuch gemacht, sich nach einem anderen Wohnsitz umzusehen. Er war vor zwölf Jahren in die Stadt gekommen, um in einer Gießerei zu arbeiten, und er war noch immer hier, obwohl er schon lange nicht mehr in der Gießerei arbeitete. Seit dieser Zeit hatte er drei Strafen in dem großen, schwarzen Zuchthaus auf dem Berg hinter der Stadt verbüßt, und in absehbarer Zeit würde es die vierte, dann die fünfte sein. Corbie wusste es, machte sich aber kaum Gedanken. Er fand immer wieder Arbeit. Manchmal fuhr er einen Lastwagen, manchmal arbeitete er auf dem Bau oder als Rausschmeißer in einem der Paynton gehörenden Tanzlokale, manchmal tat er dieses und jenes.

    Er war ein großer, breitschultriger Mann von fünfunddreißig, sah aber älter aus. Er hatte eine frische Gesichtsfarbe, weil er sich viel in der freien Luft aufhielt. Seine Augen waren grau, seine Haare dicht und schwarz und jetzt von grauen Fäden durchzogen. Er trank eine Menge, aber was ihn arm machte, war nicht der Whisky. Corbie hatte andere Laster, und das schlimmste war seine Wettleidenschaft. Pferde oder Hunde, das spielte keine große Rolle, denn das Wettfieber hatte ihn stets im Griff. Er sagte sich, dass er der Bursche war, der für Joe Creagan die Zeche bezahlte - und die Zeche für Joe Creagan war immer ganz hübsch hoch. Creagan war der größte Buchmacher der Stadt und wohnte in einem der großen Steinhäuser im Stadtteil Reedmere, wo in alten Zeiten einmal die tonangebende Gesellschaft zu Hause gewesen war.

    Corbie wohnte nicht in Reedmere. Er wohnte vielmehr möbliert - bei einer alten Frau in einem Mietshaus im Stadtteil Meriton in der Nähe des Verschiebebahnhofs -, aber dort war er nicht immer anzutreffen. Manchmal lebte er mit Lil Draper in der Conroy Road zusammen. Lil war in Ordnung. Eine große, magere Blondine, die in der Clancy Street hinter der Bar von Kelmans Kneipe die Gäste bediente. Sie war verrückt nach Corbie, verrückt genug, dass sie ständig hätte mit ihm Zusammenleben können - nur Corbie wollte es nicht so haben. Als er einmal abgebrannt war und Lil ihm diesen Vorschlag machte, da hatte er sie lange Zeit angestarrt.

    »Ich kann auf eigenen Beinen stehen. Mich braucht niemand zu unterstützen. Ich komme schon durch. Alles, was ich jetzt brauche, sind zwei Pfund.«

    Sie gab ihm vier.

    »Ich wünsche, es wäre eine Million.«

    Corbie sah sie an und sagte nichts.

    Sie glaubte zu wissen, was er dachte: dass er in ihr ein großartiges Mädchen sah, dass sie immer für ihn da war, wenn er sie brauchte.

    Doch in Wirklichkeit hielt er sie für übergeschnappt, und was er dachte, war: albernes Flittchen.

    Aber was sie nicht wusste, konnte sie auch nicht kränken, und in diesem Falle wusste sie nichts. So lagen die Dinge bei Corbie und Lil Draper. So war es auch am Abend des zwölften November.

    Wie nicht anders zu erwarten, war es ein verregneter Dienstag- »Abend. Corbie hatte seit vier Uhr nachmittags geschlafen und wachte nach acht Uhr auf.

    Zehn Minuten blieb er noch fröstelnd unter der zerknitterten Decke liegen; dann schwang er seine langen, kräftigen Beine aus dem Bett und stand auf. Er griff nach seiner schäbigen grauen Hose, die auf dem Boden lag, und zog sie an. Dann ging er ans Fenster und blickte auf die trübe erhellte Straße hinunter.

    Draußen, pfiff ein mit Regen vermischter Wind. Die Fenster rasselten im Rahmen. Corbie fluchte und kleidete sich weiter an.

    Zehn Minuten später trat er, den Kragen seines abgetragenen Mantels hochgeschlagen, auf die Straße hinaus. Er ging zur Gaststätte Keiller an der nächsten Ecke und setzte sich drinnen auf seinen gewohnten Platz, der sich in einer entfernten Ecke und etwas im Schatten befand.

    Mike Keiller kam auf ihn zu. Er war klein, untersetzt und gutmütig.

    »Was soll’s sein?«

    »Schinken und Eier.« Corbie blickte auf. »Vielleicht nur ein Ei.«

    Keiller ging. Er kannte die Zeichen. Wenn Corbie schlecht bei Kasse war, verlangte er immer nur ein Ei; zu anderen Zeiten bekam er vier.    

    Wenig später kam Keiller mit einer Platte wieder, auf der sich ein halbes Pfund Schinken und vier Eier befanden.

    Corbie blickte wieder auf.

    »Ein Ei, sagte ich, Keiller.«

    Keiller stellte die Platte auf den Tisch.

    »In Ihre Figur geht mehr hinein, Jim.«

    Corbie blickte ihm nach und begann zu essen. Er dachte: Keiller ist ein verdammt anständiger kleiner Bursche. Das sagte er ihm aber nicht.

    Er beendete seine Mahlzeit, grub eine zerknautschte Packung Zigaretten aus der Tasche, zündete sich mit dem letzten Streichholz eine an und warf die leere Schachtel ins Kaminfeuer. Dann lehnte er sich zurück und suchte sein Geld zusammen. Viel war es nicht: sieben Shilling und ein paar Kupferstücke. Damit konnte er die Rechnung bezahlen und behielt noch eine Kleinigkeit übrig.

    Dann kam Keiller herüber und sagte: »Sie haben ein Pfund gut bei mir, Jim.«

    Corbie schüttelte den Kopf. Er war komisch darin, und die meisten Leute wussten es. Von Lil Draper würde er Geld annehmen, doch von keinem anderen.

    Keiller zuckte die Achseln.

    »Jedenfalls ist das Geld für Sie da, Jim. Sie wissen, was ich meine. Soll keine Beleidigung sein.«

    »In Ordnung.« Corbie stand auf, zog-seinen Mantel an und schloss die Knöpfe. »Nacht, Keiller.«

    Er ging, blieb noch einen Moment in der Tür stehen, beobachtete die schrägen Regenfäden und den Unrat im Wasser der verstopften Gosse. Dann trat er auf den Bürgersteig hinaus und ging die Straße entlang. Das Essen hatte ihn mit Wärme und Zufriedenheit erfüllt, und ihm kam der Gedanke, ein Bier zu trinken. Vor einem Schaufenster blieb er stehen und zählte in dem trüben Lichtschein sein restliches Geld nach.

    Trank er ein Bier, dann blieben ihm noch vier Pence. Er trank normalerweise nicht viel, aber wenn ihm danach zumute war, zog er einen Schoppen Bier vor, und er trank nie in Kelmans Kneipe, wo Lili arbeitete. Jetzt steuerte er auf den Prince of Wales zu und ging hinein. Er blickte durch einen Schleier von Dunst und bläulichem Tabakqualm. Es mochten ungefähr zwei Dutzend Leute anwesend sein, und die meisten davon saßen vor den Kaminfeuern an beiden Enden des Raumes.

    Corbie bewegte sich auf die Rar zu, hinter der zwei Bedienstete ihre Arbeit verrichteten. Der junge hagere Mann hieß Ted, und der kleine, dicke hörte auf den Namen Dave. Corbie klimperte mit den Münzen in seiner Tasche und beugte sich über die Bar,

    »Ein Bier.«

    Er sagte es zu dem hageren Burschen und legte das Geld auf die Bar - und da bemerkte er zum ersten Mal diesen Mann am anderen Ende. Und zum ersten Mal spürte er auch die gespannte Atmosphäre, die über der Bar schwebte.

    Der Mann am anderen Ende der Bar sagte: »Ich will einen mit dir trinken, Kollege. Los, bestelle zwei.«

    Er schob sich auf Corbie zu.

    Er war groß. Corbie war es auch, aber dieser Kerl war noch fünf Zentimeter größer. Corbie wog ungefähr hundert Kilo, aber dieser Bursche hatte noch zehn Kilo mehr. Er mochte fünf Jahre jünger sein, hatte ein breites, fleischiges Gesicht und langes, hellblondes Haar.

    Corbie nahm seine Mütze ab und klopfte ihre Nässe an seinem Mantel aus. Als er aufblickte, sah ihn der hagere Barkellner verstört an und flüsterte: »Nehmen Sie zwei.«

    Corbie krauste die Stirn.«

    »Ein Bier, habe ich gesagt.«

    Der Barkellner zischelte ihm aus einem Mundwinkel zu: »Bestellen Sie lieber zwei. Dieser Bursche ist pures Gift. Boy Levitch - er ist ein aktiver Ringkämpfer. Wir wollen keinen Ärger haben.«

    Corbie blickte noch finsterer drein.

    »Soll er doch sein, was er will!«

    Levitch war jetzt noch zwei Meter entfernt und kam langsam weiter auf ihn zu. Er schlingerte etwas, und Corbie wusste, dass er getrunken hatte. Einen Schritt entfernt blieb Levitch stehen.

    »Was ist denn los? Bist du taub oder irgendetwas?«

    Corbie sah ihn neugierig an. Er hatte einige dieser Ringkämpfer in Aktion gesehen und hielt nicht sehr viel von ihnen. Mit diesem Burschen konnte er es ohne weiteres aufnehmen, da spielten die zehn Kilo mehr keine Rolle. Das war alles nur weiches Fett. Corbie selbst hatte harte Knochen.

    »Du willst nicht mit mir trinken?«, fragte Levitch. »Dir gefällt wohl irgendetwas nicht an mir, he?«

    Der Barkellner zapfte rasch zwei Biergläser ab.

    »Hier, Gentlemen - auf Kosten des Hauses.«

    Levitch hatte schon sein Glas erhoben und blickte Corbie über dessen Rand hinweg an.

    »Ich komme nicht sehr oft in diese Kneipe, Kollege, aber als ich das letzte Mal hier war, da habe ich den besten Mann der Stadt verprügelt.«

    Corbies Augen verdüsterten sich, und er sagte: »Dann möchte ich aber annehmen, dass ich an diesem Tag nicht in der Stadt war.«

    Ein leises Zischen - Levitch hatte Corbie den Inhalt seines Bierglases ins Gesicht gekippt.

    Corbie holte tief und wütend Luft; dann trat er von der Bar zurück und versetzte ihm einen Hieb, der einen Ochsen umgeworfen hätte. Er traf Levitch auf die Kinnspitze, und sein Kopf flog nach hinten, als habe ihn jemand an einer Schnur zurückgezogen.

    Corbie schlug noch einmal zu, wieder auf die Kinnspitze. Er verstärkte die Wirkung, indem er mit den Fußspitzen nachfederte, und er spürte den Hieb in seinem eigenen Körper, als seine Faust den harten Knochen berührte.

    Levitch sackte nach vorn zusammen und fiel auf sein Gesicht.

    Corbie griff nach seinem Bierglas und trank es mit einem Zug leer.

    Keiner sagte etwas. Corbie setzte das Glas ab und blickte herum. Noch immer sprach keiner ein Wort. Er wünschte einen Moment, dass endlich jemand den Mund aufmachen würde, aber dann fiel ihm ein, dass die Leute anscheinend vor etwas Angst hatten. Er zuckte mit seinen kräftigen Schultern, machte kehrt und ging hinaus, ohne noch ein Wort zu verlieren. Und noch immer sagte niemand etwas.

    Ein grauhaariger, magerer Mann, der allein in einer Ecke saß, zog einen Nasen-Inhalator aus der Tasche und schnupperte ein paarmal daran. Das war alles.

    Zweites Kapitel

    Die ersten zwanzig, dreißig Schritte legte Corbie rasch zurück. Als er an der nächsten Ecke angekommen war, drehte er sich um. Die Tür der Kneipe war noch immer geschlossen. Er ging, seine großen Hände in den Taschen vergraben, rüstig weiter und leckte seine Lippen, die nach Bier schmeckten. Er hatte vierzig oder fünfzig Meter zurückgelegt, als er in einem Türrahmen eine behelmte Gestalt stehen sah.

    Er war fast in Höhe des Polizeibeamten, als er ihn sagen hörte: »Ich dachte mir schon, dass Sie es sind, Corbie.«

    Es war ein Wachtmeister namens Peter Fenner. Corbie konnte keine Polizisten leiden und vertrat die Ansicht, dass, wenn man mit einem etwas zu tun hatte, er so sein musste wie Fenner.

    Er blieb stehen, und Fenner fuhr fort: »Arbeiten Sie neuerdings?«

    Corbie schüttelte den Kopf.

    »Im Augenblick nicht. Bin arbeitslos. Ich habe drüben in Reedmere gearbeitet, wurde aber ausgezahlt.«

    Fenner nickte und entgegnete: »Ich hörte, dass eine Menge Leute ausgezahlt wurden. Nicholas hat diesen Vertrag. Da steckt beinahe eine Million drin.« Er schüttelte den Kopf. »Nicholas ist ein alter Gauner.«

    »Ein alter Bastard«, sagte Corbie ohne Hass.

    Fenner blickte die Straße hinauf und hinunter, zog eine Packung Zigaretten aus der Tasche Und nahm zwei heraus. Eine davon gab er Corbie, riss ein Streichholz an und zog sich in den Schatten des Türrahmens zurück, um ein paar Züge zu machen.

    Er beobachtete Corbie, der nach einem Streichholz suchte; dann hörte er ihn sagen: »Sie müssen mir auch Feuer geben, Mr. Fenner. Mein letztes Streichholz habe ich in der Gaststätte Keiller verbraucht.«

    Der Polizeibeamte gab ihm ein flaches Päckchen Streichhölzer.

    »Können Sie behalten«, sagte er und betrachtete im Lichtschein des aufflammenden Streichholzes Corbies unwillkürlich an einen Falken erinnerndes Gesicht. »Schade, dass Sie in jüngeren Jahren nicht daran gedacht haben, zur Polizei zu gehen, Corbie.«

    Corbie lachte auf. »Ich hätte ’nen schönen Polizisten abgegeben. Ich habe dreimal gesessen.«

    Obwohl ihm dieser Gedanke noch nie in den Sinn gekommen war, nahm er an, dass Fenner vielleicht etwas für ihn hatte.

    Fenner atmete tief den Rauch ein.

    »Vielleicht haben Sie recht«, sagte er. »Manchmal denke ich, dass alles in Ordnung ist - ein andermal glaube ich wieder, dass es mir besser gehen könnte. Ich habe einen jüngeren Schwager. Der hat im Leben nie was anderes gelernt, als während seines Wehrdienstes einen Lastwagen zu fahren. Und was tat er nach seiner Entlassung? Er kaufte sich einen Gebrauchtwagen auf Ratenzahlung. Er stieg ins Vertragsgeschäft ein, und wo ist er jetzt? In einem Bungalow draußen in Byley, da ist er jetzt - mit vier Lastwagen und einem nagelneuen Velox, den er sich in dieser Woche zugelegt hat. Und ich war die ganze Zeit nichts anderes als Polizist.«

    Corbie hatte nicht viel zu sagen und wartete ab. Fenner zog noch einige Male heftig an seiner Zigarette und drückte sie mit dem Absatz aus.

    »Tja, und so steht man eben hier. Wer vorwärtskommen will, der muss sich selbständig machen. Wie der junge Eric.« Er dachte kurz nach. »Oder wie der alte Nicholas. Der hat sein Geld gemacht.«

    Corbie nickte.

    »Soll Millionär sein.«

    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wie dem auch sei, er hat alles, was er braucht.« Fenner schob aggressiv sein starkes Kinn vor. »Wissen Sie, was Nicholas zu dem gemacht hat, was er heute ist? Der Krieg. Vor dreißig Jahren fing er in Meriton mit einem alten Ford an. Heute arbeiten zweitausend Leute für ihn.« Fenner reckte seine breiten Schultern. »Und hier stehen Sie und ich, die langsam auf die Vierzig zugehen. Nacht, Corbie.«

    Er ging davon. Corbie blickte hinter ihm her, ging dann auch weiter und fragte sich, was diesem Fenner für eine Laus über die Leber gelaufen war. Er vergrub die Hände in seinen Manteltaschen und dachte, dass man bei diesem Wetter gut arbeiten konnte. Der Regen scheuchte die Leute von den Straßen. Die Polizisten hatten es gern - auch Corbie, obwohl aus anderen Gründen.

    Er kehrte nach Meriton zurück, schloss die Haustür auf, dann die Wohnung und ging in sein Zimmer. Er saß ein paar Minuten in der Dunkelheit, zündete dann einen Kerzenstumpf an und steckte ihn in die Öffnung einer schmalen Ziervase.

    Er zog den Mantel aus, legte sich auf die Bettdecke und lauschte den gegen die Fensterscheiben prasselnden Regentropfen. Ungefähr eine halbe Stunde später hörte er, wie seine alte Wirtin die Küchentür schloss. Nach ein, zwei Minuten stöhnte die Matratze auf, als sie in das altmodische Bett kletterte.

    Corbie beschloss, noch eine Stunde zu warten. Langsam und mit Genuss rauchte er zwei Zigaretten. Als die Uhr halb zwölf geschlagen hatte, stand er wieder auf und verließ die Wohnung. Die Außentür hörte man nicht. Corbie hatte dafür gesorgt und passte auf, dass Schloss und Türangeln stets geölt waren.

    Draußen blieb er noch kurze Zeit im Türrahmen stehen und beobachtete die verlassene Straße. Dann kam er zum Vorschein und ging, sich im Schatten haltend, in Richtung des Güterbahnhofs auf ein Tor zu. Dann überquerte er einen Hof. Er kletterte über die Stacheldrahtabsperrung einer Rampe, wie er das schon einige dutzendmal vorher praktiziert hatte, erreichte das Eisenbahngleis, ging ungefähr vierhundert Meter entlang und bog links ein. Er kletterte über eine Ziegelwand und sprang auf den Hof eines hohen Gebäudes hinunter.

    Er bewegte sich vorsichtig auf das dunkle, schattenhafte Gebäude zu, sah ein Fenster und tastete es ab. Ein dickes Drahtgeflecht hing davor. Er zog ein kleines Brecheisen aus der Tasche, schob dessen Spitze zwischen Drahtgeflecht und Fensterrahmen und drückte. Es dauerte sieben, acht Minuten, da hatte er das Drahtgeflecht vom Fenster gelöst, und fünf Minuten später stand er in dem Laden.

    Es war eine Zeitungs- und Tabakwarenhandlung. Er nahm zwei Zwanzigerpackungen Players aus einem Karton und steckte sie in die Tasche. Er trat hinter den Ladentisch. Es gab keine Registrierkasse, nur eine altmodische Holzkassette mit Aushöhlungen verschiedener Größe für das Wechselgeld. Er fand nur eine kleine Handvoll Silbermünzen, doch als er das Fach ein wenig weiter aufzog, berührten seine Fingerspitzen Papiergeld. Er steckte es ebenfalls ein und verließ den Laden auf die gleiche Weise, wie er ihn betreten hatte. Er hörte den Pfiff einer Lokomotive und das Geräusch eines fahrenden Güterzuges. Dann sah er ihn auch und war, als der letzte Wagen vorbeirollte, schon über die Stacheldrahtabsperrung geklettert. Von jetzt an ging er so vorsichtig wie nur möglich, aber er hatte Glück, denn nirgendwo war eine Menschenseele zu sehen. Besonders achtete er auf Gestalten, die Regenmäntel trugen und Helme auf dem Kopf hatten, doch sein Glück hielt an.

    Nach weniger als einer halben

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