Sax Royal: Eine Lesebühne rechnet ab
Von Michael Bittner, Julius Fischer, Roman Israel und
()
Über dieses E-Book
Mehr von Michael Bittner lesen
Das Lesebühnen-eBook Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKomma zum Punkt: Slamtexte aus der Hauptstadt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Sax Royal
Ähnliche E-Books
Falsches Spiel mit Marek Miert: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn Stein am Rhein fließt die Donau in den Tegernsee: Kurzgeschichten, Erzählungen, Anekdoten und ein Dialog Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin glasklarer Mord: Mosel-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenXray-Yankee-Zulu: Bericht des Killers James Rico Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWir überfallen die Polizei Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGanovenblues: Ein Dresden-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenShinkh. Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlänzender Tod Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUrsulas Lust: den Tod auf den Punkt gebracht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenScheinwelt: Anthologie des Geldes Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWilsberg und die Wiedertäufer: Wilsbergs 5. Fall Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ever And A Day Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSt. Pauli, meine Freiheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fall mit dem Hurenmörder: Kommissar Jörgensen Hamburg Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie schönsten Augen nördlich der Alpen: 46 schräge Geschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenXavers Rache: Psychothriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFinaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeiße Pizza: Ein Roman über das Leben; Status: kompliziert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZu die heiligen Schindln: Das Altstadt-Buch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Willy ist weg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTödliche Abrechnung: Detektei Lessing Kriminalserie, Band 34. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Gröschaz: Ein biografischer Roman über Henry Jaeger, den größten Schriftsteller aller Zeiten. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Einbrecher, der sich für Bogart hielt: Bernie Rhodenbarr, #7 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEigentlich mache ich mir nichts aus Sex: Eine Farce Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn der Stunde des Todes Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPermanent trendresistent Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen33. Recklinghäuser Autorennacht 2020 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeutsche Winterreise: Lieder und Geschichten über Menschen im Abseits Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer vergnügte Idiot: Ein Reisetagebuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchwarzwälder Schweigen: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Anthologien für Sie
Johann Wolfgang von Goethe: Sämtliche Werke (Golden Deer Classics) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWiener Wortgeschichten: Von Pflasterhirschen und Winterschwalben Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Einfach Leben. 365 Tagesimpulse von Anselm Grün Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenÜber Arbeiten und Fertigsein: Real existierender Humor Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Zitatenbuch: Über 2.500 scharfzüngige und starke Sprüche in einem Lexikon der Pointen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLost in Gentrification: Großstadtgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZEN: Geschichten alter Meister Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrimms Märchen: Mit vielen, klassischen Illustrationen und in heutiger Rechtschreibung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs war einmal zur Weihnachtszeit: Die schönsten Weihnachtsgeschichten, Märchen & Sagen: Über 100 Titel in einem Buch: Das Geschenk der Weisen, Die Heilige Nacht, Der Schneider von Gloucester, Der Tannenbaum, Der Schneemann, Der Weihnachtsabend, Knecht Nikolaus und viel mehr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2 (Golden Deer Classics) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch liebe das Meer wie meine Seele: Berühmte Schriftsteller und ihre Seereisen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Dekameron Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Coco Chanel: Paris der 1920er und das bewegte Leben einer Modeikone Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDean Koontz - Jane Hawk ermittelt (3in1) Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die starken Frauen der Weltliteratur - 26 Romane in einem Band: Jane Eyre; Madame Bovary; Anna Karenina; Stolz und Vorurteil; Sturmhöhe; Die Kameliendame… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Buddha auf dem Weg zum Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeinrich von Kleist: Sämtliche Werke (Golden Deer Classics) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFLEXEN: Flâneusen* schreiben Städte Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Das Glück beginnt in dir: Gute Gedanken für jeden Tag Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrimms Märchen (Komplette Sammlung - 200+ Märchen): Rapunzel, Hänsel und Gretel, Aschenputtel, Dornröschen, Schneewittchen, Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungenpoesie.exe: Texte von Menschen und Maschinen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie besten Lebensweisheiten der Welt: Eine sorgsame Auswahl der berühgmtesten Sentenzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeschichten vom Herrn B.: Gesammelte Brecht-Anekdoten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJulia Extra Band 386 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJeder neue Tag ist ein Geschenk: Wahre Mutmachgeschichten, die das Herz bewegen. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Sax Royal
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Sax Royal - Michael Bittner
Schicksalsjahre einer Lesebühne. Ein Vorwort
Am Anfang war das Wort, das fehlte. Wie sollten sich fünf junge Schriftsteller nennen, die auf Anregung des Verlegers und Literaturveranstalters Leif Greinus beschlossen hatten, eine Lesebühne zu gründen? Vorschläge, die uns noch heute die Schamesröte ins Gesicht treiben, wurden ernsthaft diskutiert. Wochenlang suchten wir nach einem zugleich poetischen und leichtfüßigen Namen. Am Ende entschieden wir uns stattdessen für »Sax Royal«. Eine Taufe mit fatalen Folgen: Erst später nämlich entdeckten wir, dass ein österreichisches Bläser-Quintett unseren Namen teilt. Noch heute beschweren sich deshalb gelegentlich bei Auftritten ältere Ehepaare über die langen Ansagen und wollen wissen, wann endlich die Musik beginnt.
Kennengelernt hatten sich die Mitglieder der Lesebühne unter widrigen Umständen im dunstigen Muschebubu diverser Kulturkeller. Das hatte für die weitere Zusammenarbeit große Vorteile, verbirgt doch ein Kellerloch meist die eigenen Gesichts- und Körperzüge zur Genüge, vergeistigt doch der Alkohol so manch unüberwindlich scheinenden Disput. Wir konnten uns also annähern wie die Kinder in fröhlichem Sandkastenspiele, es wurden Verbindungen geknüpft, die viel fester sind als das Netz kollegialen Respekts.
Der erste Schicksalsschlag traf unsere Lesebühne schon früh: Bereits nach einem Jahr nahm unser Gründungsmitglied Janusz Kocaj eine Abkürzung auf dem Weg zum Erfolg und schrieb sich an der Schauspielschule »Ernst Busch« ein. Janusz ist jetzt reich und berühmt – zumindest soweit wir wissen: Wann immer wir bei ihm klingeln wollen, lassen die Leute vom Sicherheitsdienst die Hunde los. Einen mehr als würdigen Ersatz fanden wir aber schnell in Julius Fischer aus Leipzig. Seitdem bilden Michael Bittner, Julius Fischer, Roman Israel, Max Rademann und Stefan Seyfarth ein unverbrüchliches Team. Wir fahren sogar einmal im Jahr auf Betriebsausflug ins Zittauer Gebirge. Das sagt ja wohl alles!
Mit diesem Buch schafft sich Sax Royal ein Denkmal, welches bald zusammenstürzen wird, um sich danach selbst wieder aufzubauen. Das Buch, Archetyp einer vergangenen Generation, der alle Autoren noch angehörig sind, ist ein Bekennen der Fehler, der eigenen und der fremden, und eine Liebeserklärung an das Wort, mal ernst, mal heiter, aber nie dumm. Wir wünschen nunmehr eine angenehme Lektüre mit diesem Querschnitt unseres Schaffens. Sax Royal möge ewig lesen.
Max Rademann
Geldzurückgarantie
Ich war gerade vom Zahnarzt zurück, als mein Telefon schellte. Ich streifte mir die Jacke vom Leib, ließ sie zu Boden fallen und eilte ins Wohnzimmer, um den Hörer abzunehmen.
»Herr Pachaly, hier ist noch mal die Schwester Angelika, Zahnarztpraxis Schovin. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Ich habe jetzt ganz vergessen, Ihnen Ihre zehn Euro zu geben. Sie wissen schon, die fürs laufende Quartal.«
»Ach so, ja. Na, da muss ich eben die Tage noch mal bei Ihnen vorbeischauen«, erwiderte ich.
»Ja, das wäre ganz lieb, Herr Pachaly, nicht dass wir’s noch vergessen, wäre doch schade!«
»Ja, nee, das bekommen wir hin, ich komme einfach morgen oder übermorgen noch mal bei Ihnen vorbei. Kein Problem.«
»Ja, das wäre gut, Herr Pachaly. Schön. Hamse nur recht schönen Dank, ne. Und Entschuldigung noch mal.«
»Nee, alles gut. Kein Problem. Ich komm vorbei.«
Dann hängte ich auf. Schon wieder zehn Euro, so ein Scheiß, ich hatte ja noch knapp 100 Euro einstecken vom letzten Mal Falschparken und Abschleppen. Vorsichtig fühlte ich an meiner neuen Backenzahnfüllung und spürte ein leichtes Magengrummeln. Ich ärgerte mich, dass ich in den frühen Morgenstunden so ganz und gar nicht zur Nahrungsaufnahme neige. Jetzt durfte ich weitere zwei Stunden keine Nahrung zu mir nehmen. Einer mir sehr eigenen Logik folgend wollte ich mir nun anstelle eines Butterhörnchens eine Zigarette gönnen, um meine Eingeweide zu beruhigen – und dazu einen schönen Kaffee. Ich setzte Wasser auf und begab mich zum Schreibtisch, wo ich aber nur ein leeres Päckchen Tabak vorfand. Mist, dachte ich. Aber gleichzeitig musste ich mir eingestehen, dass ich mir weder einen Zacken aus der Krone brechen noch meine körperlichen Kräfte überbeanspruchen würde, wenn ich den Weg in den Asiashop anträte, der sich eine Etage unter mir im Haus befindet. (Gesagt, getan.)
»Ich nehme ein Päckchen American Spirit, den schwarzen, und einmal OCB blau, bitte.«
Die Verkäuferin griff die Ware aus dem Regal und sagte: »Da bekommen Sie von mir 6,30 Euro. Können Sie 3,70 rausgeben? Ich habe nur einen Zehner.«
Ich kramte in meiner Hosentasche.
»Nee, tut mir leid, ich habe nur zwei Euro einzeln.«
»Na gut, dann bekommen Sie eben acht Euro von mir, der Rest ist Trinkgeld.«
Ich dankte mit einem Seufzer und ging wieder nach oben.
Mensch, das Bündel in meiner Hosentasche wird immer größer und das Kleingeld wiegt fast schon ein Pfund, ich muss mal aussortieren, dachte ich mir, als ich in meine Hosentasche fasste. Dann brühte ich einen Kaffee auf und rollte mir eine Zigarette. Ich setzte mich an meinen Rechner und loggte mich zum Online-Banking ein. Erleichtert stellte ich fest, dass mir mein Vermieter die Miete für diesen Monat noch nicht überwiesen hatte. Mein Kontostand war bereits wieder so dermaßen hoch, dass ich merkte, wie dringend ich mal wieder etwas abheben musste. Immer hat man nur Sorgen mit dem elenden Geld, dachte ich, man weiß einfach nicht, wohin damit. Ich seufzte und saugte einmal kräftig an meiner Zigarette. »Wie macht das Sven nur?«, fragte ich mich. »Der hat ja nie Kohle. Na ja, der hat halt einen ziemlich guten Job. Der zahlt im Monat gut und gerne 3.000 Euro Lohn. Und Miete kriegt der auch nicht so viel. Da geht das. Ich dagegen mach ja nichts, kein Wunder, dass ich im Geld schwimme!«
Mir wurde klar, dass ich mir dringend mal wieder einen Job suchen musste, bei dem man pro Stunde wenigstens einen Zehner bezahlt. Sonst würde das nie was. Sonst wäre ich ja niemals pleite. Ich dachte an meinen Freund Malte, der auf diesem Wege Millionär geworden war. Er hatte einfach alles schleifen lassen. Keinen Job, trotzdem eine Wohnung angemietet, für die es im Monat 1.000 Euro gab. Ging ständig in Restaurants, in denen ihm schon die Vorspeise einen zweistelligen Betrag einhandelte. Oh mein Gott, so wollte ich nicht enden.
Am selben Abend schwärmte ich durch die Straßen der Stadt, nur eines im Kopf: meine Geldsorgen! Wie sollte ich diese scheiß Kohle nur loswerden? Und schon beging ich den nächsten Fehler und holte mir in einem der Spätshops ein Bier, das mir wieder 1,20 Euro einbrachte. Das Klimpern der Münzen in meiner Hosentasche ließ mich erschauern. Aber ich weigerte mich trotzdem, mein Geld einfach wegzuwerfen, wie es so viele immer wieder tun. Mein Blick wanderte über den Bordstein. Und tatsächlich: Hier lag ein zerknüllter Zwanziger, da ein paar Münzen. Ein Trauerspiel!
Ich bog in eine kleine, dunkle Nebenstraße ein. Aus einem Hauseingang sprang ein Typ und baute sich vor mir auf. Ich zuckte zusammen.
»Nimm Handy! Los, nimm Handy und alles, was du in Portemonnaie findest! Nimm es!«
Ja, dies war auch eine Art, sein Geld loszuwerden. Man wurde kriminell.
Ich erkannte das Messer in seiner rechten Hand, in der anderen den Krempel, den er mir aufzwingen wollte. Zögernd griff ich zu. Im gleichen Moment blitzte es vor meinen Augen auf.
»Blöde Arschloch!«, hörte ich es zischen, dann schnelle Schritte, die sich von mir entfernten. Ich wischte Blut von meiner Nase und erkannte, dass diese Mistratte mir glatte 200 Euro angedreht hatte, plus dieses elende Telefon. Es war wie ein Fluch. Nein, dachte ich, diesmal nicht und so gleich gar nicht. Vorsichtig schaute ich mich um. Das würde ich nicht behalten, bei der nächsten Gelegenheit wollte ich es in einem Mülleimer verschwinden lassen. Alles! Das Geld und das Telefon. Als ich mich unbeobachtet fühlte, warf ich die 200 Euro samt des Telefons in einen Papierkorb und eilte schnell weiter. Ich fühlte mich schäbig. Beinahe wie ein Dieb, der bei anderen Leuten ins Haus einsteigt und Geld auf den Nachttisch legt.
Ziellos trugen mich meine Beine durch die Straßen.