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Fleetenkiller: SoKo Hamburg 13 - Ein Heike Stein Krimi
Fleetenkiller: SoKo Hamburg 13 - Ein Heike Stein Krimi
Fleetenkiller: SoKo Hamburg 13 - Ein Heike Stein Krimi
eBook278 Seiten3 Stunden

Fleetenkiller: SoKo Hamburg 13 - Ein Heike Stein Krimi

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Über dieses E-Book

Kommissarin Heike Stein ist spurlos verschwunden!

Ein unheimlicher Mörder – der Fleetenkiller – macht Hamburg unsicher. Er hat bereits mindestens fünf junge Frauen getötet. Wurde Heike Stein zu seinem sechsten Opfer? Der Verdacht erhärtet sich, als im Nikolaifleet ein Schuh der Vermissten gefunden wird.


Kommissarin Melanie Russ und ihr neuer Dienstpartner Rüdiger Koslowski ermitteln auf Hochtouren, um Heike Steins Schicksal aufzuklären und den Serienmörder zu verhaften. Schon bald entsteht ein furchtbarer Verdacht: Hat wirklich Heikes Ex-Kollege Ben Wilken etwas mit den Verbrechen zu tun? Ist ihr die Affäre mit dem verheirateten Mann zum Verhängnis geworden?

Der Autor

Martin Barkawitz schreibt seit 1997 unter verschiedenen Pseudonymen überwiegend in den Genres Krimi, Thriller, Romantik, Horror, Western und Steam Punk.  Er gehört u.a. zum Jerry Cotton Team. Von ihm sind mehrere hundert Heftromane, Taschenbücher und E-Books erschienen.

 

SoKo Hamburg - ein Fall für Heike Stein:

 

  • Tote Unschuld
  • Musical Mord
  • Fleetenfahrt ins Jenseits
  • Reeperbahn Blues
  • Frauenmord im Freihafen
  • Blankeneser Mordkomplott
  • Hotel Pacific, Mord inklusive
  • Mord maritim
  • Das Geheimnis des Professors
  • Hamburger Rache
  • Eppendorf Mord
  • Satansmaske
  • Fleetenkiller
  • Sperrbezirk
  • Pik As Mord
  • Leichenkoje
  • Brechmann
  • Hafengesindel
  • Frauentöter
  • Killer Hotel
  • Alster Clown
  • Inkasso Geier
  • Mörder Mama
  • Hafensklavin
  • Teufelsbrück Tod

 

Ein Fall für Jack Reilly

 

  • Das Tangoluder
  • Der gekreuzigte Russe
  • Der Hindenburg Passagier
  • Die Brooklyn Bleinacht
  • Die Blutstraße
  • Der Strumpfmörder
  • Die Blutmoneten

Vom gleichen Autor:

Der Schauermann - ein historischer Hamburg Thriller aus dem Jahre 1892.

"Super geschriebener Roman" (Leser)

Blutmühle - Dark Fantasy Roman.

"Sehr spannend und gut zu lesen" (Leser)

Höllentunnel - Mystery Thriller

Todestaucher - Mystery Thriller

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum1. Jan. 2019
ISBN9783739693286
Fleetenkiller: SoKo Hamburg 13 - Ein Heike Stein Krimi

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    Buchvorschau

    Fleetenkiller - Martin Barkawitz

    1

    Die dunkelste Zeit in Heike Steins Leben begann mit einem Blumenstrauß.

    Die Kriminalhauptkommissarin war gerade erst vor einer halben Stunde nach Hause gekommen, als es an ihrer Wohnungstür klingelte. Heike erwartete keinen Besuch. Aber da sie Geburtstag hatte, würde vermutlich ein Paketzusteller oder Bote vor der Tür stehen. Und so war es auch.

    Als Heike öffnete, erblickte sie zunächst nur einen riesigen Strauß roter Rosen.

    „Eine Blumensendung für Frau Stein", sagte eine Männerstimme. Der Unbekannte hielt ihr das in Cellophan eingewickelte Bukett entgegen. Es war so voluminös, dass Heike es mit beiden Händen ergreifen musste.

    Im nächsten Moment spürte sie einen scharfen Schmerz in ihrem linken Unterarm. Augenblicklich spürte sie die Gefahr. Die Kommissarin taumelte einen Schritt zurück. Der Bote folgte ihr in die Wohnung. Er roch nach einem teuren Herrenparfüm, das sich kein Mindestlohnarbeiter leisten konnte. Sein Gesicht hatte sie noch niemals zuvor gesehen, obwohl er ihr auf seltsame Weise bekannt vorkam. Aber allzu viel war davon ohnehin nicht zu erkennen. Heike ließ den Blumenstrauß zu Boden fallen, um sich verteidigen zu können.

    Aber dazu kam es nicht mehr. Das Bild des Unbekannten verschwamm vor ihren Augen, als ob sie ihn durch eine Milchglasscheibe sehen würde. Die Kommissarin begriff, dass ein Betäubungsmittel die Kontrolle über ihren Körper erlangte. Heike wollte einen Schrei ausstoßen, aber sie hatte weder Kontrolle über ihre Zunge noch über ihre Stimmbänder. Obwohl es draußen noch heller Tag war, schien es um sie herum immer dunkler zu werden. Heike sammelte ihre Kräfte, um sich auf den Beinen halten zu können. Es gelang ihr nicht.

    Sie stürzte der Länge nach zu Boden.

    „Jetzt gehören Sie mir, Frau Kriminalhauptkommissarin Stein."

    Diesen Satz hörte Heike noch, bevor sie ohnmächtig wurde. Tintenschwarze Dunkelheit umhüllte sie. Der Täter machte die Tür zu und schloss von innen ab.

    2

    „Wo bleibt denn das Geburtstagskind?"

    Ruth Volkmann warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Heike Steins beste Freundin saß bei ihrem Stammitaliener Palazzo an der Rothenbaumchaussee. Es war ein milder schöner Abend, der die Hektik der Millionenstadt vergessen ließ. Ihr gegenüber hatten Kommissarin Melanie Russ und Vera Langer Platz genommen, die ebenfalls mit der Kriminalistin gut bekannt waren. Heike hatte Vera vor einem Jahr aus der Gewalt eines Psychopathen befreit. Damals war zwischen den Frauen eine Freundschaft entstanden.

    „Heike hat heute ausnahmsweise im Präsidium pünktlich Feierabend gemacht, berichtete Melanie. „Sie wollte nur kurz nach Hause, um sich umzuziehen. Es ist nicht ihre Art, sich zu verspäten. Wir hatten den Tisch für 19 Uhr reserviert. Zu Fuß benötigt sie keine Viertelstunde, um von der Isestraße aus hierherzukommen. Und mit dem Fahrrad ist sie innerhalb von fünf Minuten hier.

    Sobald jemand das Restaurant betrat, richteten sich die Blicke der Frauen zum Eingang. Kurz hintereinander erschienen mehrere Pärchen sowie eine größere Gruppe, offensichtlich Arbeitskollegen. Das Palazzo war gut gefüllt, ohne Reservierung konnte man an diesem Tag dort nicht landen. Nur Heike Stein war immer noch nicht erschienen.

    „Ich glaube nicht, dass Heike sich heute auf ihr Mountainbike schwingt, meinte Vera. „Wir wollten schließlich auf sie anstoßen, das war zumindest der Plan.

    „Es könnte ihr aber auch etwas dazwischengekommen sein", sagte Ruth. „Oder jemand, besser gesagt."

    Sie warf einen vielsagenden Blick in die festlich gekleidete Frauenrunde. Inzwischen war Heike seit 41 Minuten überfällig. Der dunkelgelockte Kellner hatte schon mehrfach den rot gestrichenen Gastraum durchquert und nach den Wünschen der Damen gefragt. Der Prosecco stand schon bereit, aber eigentlich sollte ja auf Heikes Wohl getrunken werden. Aber sie glänzte durch Abwesenheit.

    „Zwischen Heike und Ben ist es aus, stellte Melanie fest. „Deine Anspielung bezieht sich doch auf ihn, oder?

    Ihre Stimme klang gereizt. Ruth hob die Schultern. Sie stellte sich gern in den Vordergrund, was Melanie auf den Wecker ging. Vor allem an diesem Abend. Ruth machte sich gern wichtig, sie spielte sich als große Durchblickerin auf. Melanie konnte nicht verstehen, was Heike an dieser Schreckschraube fand.

    „Ich als Heikes beste Freundin sollte eigentlich über ihr Gefühlsleben Bescheid wissen, sagte Ruth gönnerhaft. „Auch mir gegenüber hat sie immer wieder beteuert, dass sie ihre Kurzzeitaffäre mit ihrem Dienstpartner zutiefst bereut hat und seine Ehe nicht gefährden will.

    „Na, also, warf Vera ein. Sie war offensichtlich ebenfalls genervt. „Du hörtest dich gerade so an, als ob du Heike nicht geglaubt hättest.

    „Ich bin überzeugt davon, dass unsere gemeinsame Freundin Ben immer noch liebt."

    Nachdem Ruth diesen Satz ausgesprochen hatte, herrschte einige Minuten lang Stille am Tisch. Obwohl es ein Dienstagabend war, konnte sich der Restaurantinhaber nicht über mangelnden Gästezuspruch beklagen. Wer nicht reserviert hatte, musste sich auf Wartezeiten einstellen. Das Servicepersonal bediente fleißig die anderen Gäste. Ruth, Melanie und Vera hielten sich an ihrem Mineralwasser fest. Melanie trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Mit jeder Minute, die verging, schwand die Hoffnung auf Heikes Erscheinen. Ruth versuchte noch dreimal vergeblich, die Hauptkommissarin zu erreichen. Heikes Handy war ausgeschaltet.

    Melanie erhob sich.

    „Mir reicht es, ich fahre jetzt zu ihr. Da muss etwas passiert sein."

    „Ganz gewiss ist Ben bei ihr, und du störst die traute Zweisamkeit", sagte Ruth augenzwinkernd.

    Die Kommissarin warf ihr einen vernichtenden Blick zu.

    „Hältst du Heike wirklich für so ein notgeiles Flittchen, dass sie an ihrem Geburtstag ihre besten Freundinnen wegen eines Schäferstündchens sitzenlässt?"

    Ruth kräuselte ihre Unterlippe und hob ihre sorgfältig gezupften Augenbrauen.

    „So hätte ich es nicht ausgedrückt. Aber im Kern gebe ich dir recht. Heike hat mir einmal anvertraut, dass Ben die Liebe ihres Lebens sei. Würdest du nicht auch für einen solchen Mann alles stehen und liegen lassen und alle Verabredungen vergessen?"

    Vera schaltete sich in den Zwist zwischen Ruth und Melanie ein.

    „Warum versuchen wir nicht einfach, Ben zu erreichen? Wenn er daheim ist, dann sind wir mit unseren Überlegungen schon einen Schritt weiter."

    „Das ist ein vernünftiger Vorschlag, sagte Ruth. „Aber Melanie soll mit ihm telefonieren. Sie ist schließlich eine Arbeitskollegin von Ben. Es ist am unverfänglichsten, wenn sie bei ihm anruft.

    Melanie hatte gestanden, nun setzte sie sich seufzend wieder hin.

    „Also gut. Aber wenn Heike nicht bei ihm ist, dann müssen wir wirklich etwas unternehmen."

    Die Kommissarin schaltete den Lautsprecher ihres Smartphones ein, sodass die anderen Frauen mithören konnten. Sie rief die Festnetznummer von Ben Wilken an. Der Hauptkommissar bewohnte mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter ein Reihenhaus in Ahrensburg. Nach dem dritten Klingeln ertönte seine dunkle Stimme.

    „Wilken."

    „Hier spricht Melanie Russ. – Ben, ist Heike zufällig bei euch?"

    Im Hintergrund ertönte helles Kinderlachen, außerdem die typischen Fernsehgeräusche einer Zeichentricksendung.

    „Nein, wir haben gerade Abendbrot gegessen. Maja und ich versuchen mit vereinten Kräften, Pia ins Bett zu bringen. – Warum fragst du, Melanie? Ist etwas mit Heike geschehen?"

    Bevor die Kommissarin antworten konnte, hörte sie eine zornige Frauenstimme im Hintergrund.

    „Geht es schon wieder um Heike? Haben wir denn nie unsere Ruhe?"

    „Wir waren mit Heike verabredet, weil sie doch heute Geburtstag hat, Ben."

    „Ich weiß. Ben Wilken dämpfte seine Stimme. „Allerdings habe ich ihr nichts geschenkt. Sie wollte es ausdrücklich nicht, nach dem, … was geschehen ist.

    „Wahrscheinlich gibt es eine ganz harmlose Erklärung dafür, dass Heike sich verspätet hat, sagte Melanie mit einer Leichtigkeit, die sie nicht wirklich empfand. „Es tut mir leid, dass ich euch gestört habe. Wir sprechen dann morgen im Präsidium weiter, okay? Einen schönen Abend noch.

    Die Kommissarin beendete das Gespräch. Nun machte Melanie sich wirklich Sorgen. Und ein Blick auf die Gesichter von Ruth und Vera bewies ihr, dass es Heikes anderen Freundinnen genauso erging.

    3

    Der Mörder ließ sich Zeit.

    Sein zukünftiges Opfer schlenderte arglos durch die Abenddämmerung. Sie war eine junge Asiatin, vielleicht aus China oder Vietnam. In Hamburg befinden sich die Deutschland-Zentralen von mehreren hundert Unternehmen aus dem Reich der Mitte, aber bei dieser Frau schien es sich um eine Touristin zu handeln.

    Büroangestellte strebten nämlich meist auf dem kürzesten Weg zur nächsten U-Bahn-Station, wenn sie Feierabend hatten. Außerdem waren sie konservativer gekleidet als die zierliche Schwarzhaarige. Sie trug knielange Shorts, Sneakers, eine Windjacke und einen Rucksack. Nicht gerade ein aufreizendes Outfit, aber darauf kam es dem Verbrecher auch gar nicht an.

    Hätten Opfer in nuttiger Aufmachung seinem Beuteschema entsprochen, dann wäre er auf St. Pauli oder im Bahnhofsviertel St. Georg fündig geworden. Dort gab es solche Frauen im Dutzend billiger. Nein, das interessierte ihn nicht.

    Sailor Moon war ideal für ihn. Schon beim ersten Augenkontakt hatte er ihr einen Spitznamen verpasst. Sie hatte zwar nur eine sehr entfernte Ähnlichkeit mit der Hauptfigur aus Naoko Takeuchis Manga, aber was spielte das für eine Rolle? Der Killer wollte seinen Opfern ein Gesicht geben. So fiel es ihm leichter, eine imaginäre Beziehung zu ihnen aufzubauen.

    Und wenig später ihr Leben auszulöschen.

    Chinesin oder Japanerin? Darüber war sich der Verbrecher noch unschlüssig. Aus der Nähe hätte er vermutlich erkennen können, aus welchem Land die junge Frau stammte. Aber einstweilen beobachtete er sie nur mit einem entsprechenden Sicherheitsabstand. Sailor Moon hatte die restaurierten roten Backsteinhäuser der Speicherstadt fotografiert und bewegte sich nun über die Brooksbrücke in Richtung Innenstadt. Noch hatte sie ihren Verfolger nicht bemerkt. Das wunderte ihn nicht. Der Killer gehörte zu den Männern, die von Frauen üblicherweise übersehen wurden. Das hatte ihn früher gestört, inzwischen aber nicht mehr. Er hatte jetzt eine andere Methode gefunden, um seine Ziele zu erreichen.

    An diesem schönen Spätsommerabend waren viele Menschen unterwegs. Die Anwesenheit von möglichen Zeugen gefiel dem Täter. Der Reiz des Risikos verschaffte ihm einen Extra-Kick. Und das, ohne dafür auch nur einen einzigen Cent ausgeben zu müssen.

    Die Anschaffung seines Messers hatte sich schon lange bezahlt gemacht.

    Es war ein Qualitätsprodukt, weder chinesischen noch japanischen Ursprungs. Seine Hand in der Jackentasche schloss sich um den Griff der Stichwaffe aus Solingen. Sailor Moon bog jetzt in die Straße ein, die Cremon heißt. Der Killer schnaubte ironisch. Ja, natürlich! Kaum ein Tourist, der an den aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammenden Speicherhäusern vorbeikam. Auf eine Asiatin mussten die alten Fassaden ganz besonders exotisch wirken. Auch hier machte die junge Frau wieder fleißig von der Kamerafunktion ihres Smartphones Gebrauch.

    Die Vorfreude des Killers steigerte sich. Es war, als ob er die Nähe eines Fleets körperlich spüren könnte. Das war natürlich Unsinn, aber schon bei der ersten Bluttat hatte er so empfunden. Ein schneller, chirurgisch anmutender Stich – und dann das ungeheure Machtgefühl, wenn er sein noch blutendes Opfer in das Wasser des Fleets beförderte. Noch hatte keine der Frauen seine Blitzattacken überlebt. Und so würde es diesmal wieder sein.

    Sailor Moon spazierte nichtsahnend ins Verderben.

    Es gab einen spannenden Moment, als sie sich plötzlich umdrehte und auf den Mörder zukam. Damit hatte er nicht gerechnet, und er glaubte sich schon enttarnt. Ob die Asiatin ein Lockvogel der Hamburger Polizei war, die seit Wochen mit immer größerer Verzweiflung den Serienkiller zu stellen versuchte?

    Nein, das war unmöglich. Der Verbrecher hatte einen sechsten Sinn für Polizisten beiderlei Geschlechts. Heike Stein beispielsweise konnte er schon an der Nasenspitze ansehen, dass sie eine Udel war – wie die Ordnungshüter in Hamburg traditionell genannt wurden. Aber über die Hauptkommissarin konnte er sich später noch den Kopf zerbrechen. Jetzt musste der Täter zunächst seine selbstgestellte Aufgabe erfüllen.

    Und sein Opfer tat unbewusst genau das, was er wollte.

    Sailor Moon bewegte sich auf die Trostbrücke zu. Dort sollte es also passieren. Der Pulsschlag des Killers beschleunigte sich noch weiter. Schauer der Vorfreude rannen ihm über den Rücken. Das hier war für ihn besser als Sex. Manchmal bemerkten die Frauen, dass sie verfolgt wurden. Dann konnte er sich zusätzlich an ihrer Furcht weiden. Die Asiatin hingegen war völlig arglos, aber man konnte eben nicht alles haben. Der Verbrecher wollte nicht unbescheiden sein. Sie war trotzdem bestens geeignet.

    Der Mörder war jetzt nur noch zehn Meter hinter ihr. Er wurde von einem Radfahrer überholt. Das kümmerte den Killer nicht. Aber auf dem gegenüberliegenden Gehweg näherte sich aus Richtung Patriotischer Gesellschaft ein eng umschlungenes Pärchen. Auch dadurch ließ sich der Kriminelle nicht abschrecken. Paare machten keine Probleme. Wenn sie Tatzeugen wurden, bekam die Frau einen hysterischen Anfall und der Mann hatte nur das Wohlergehen seiner eigenen Gefährtin im Kopf. So war es jedenfalls vor zwei Wochen gewesen, als der Mörder die Dunkelhaarige am Mönkedammfleet abgestochen hatte. Auch dort hatte ein Pärchen die Tat mit angesehen. Hatte das der Polizei etwa genutzt?

    Offensichtlich nicht!

    Der richtige Moment ergab sich, als Sailor Moon die Brücke ungefähr zur Hälfte überquert hatte. Der Killer kam so schnell und unerwartet wie ein Blitzschlag über sie. Er beschleunigte seine Schritte, schloss zu ihr auf. Als er auf einer Höhe mit ihr war, zog er sein Messer.

    Sie blickte ihn aus schönen dunkelbraunen Augen an. Nun war er sicher, eine Chinesin vor sich zu haben. Er musste einen Moment lang an fernöstliche Begräbnisrituale denken, denn er war nicht ungebildet.

    Dann stach er zu.

    Es reichte vollkommen, das Messer einmal in ihren Brustkorb zu treiben. Das warme Blut spritzte hervor. Sailor Moon schrie, und die Frau auf dem anderen Gehweg begann hemmungslos zu kreischen. Genauso hatte der Mörder es sich vorgestellt.

    Er steckte das Messer wieder ein, packte die Sterbende und warf sie in das Fleet. Dann rannte er davon. Fünf Minuten später traf der erste Streifenwagen am Tatort ein. Aber trotz einer sofort ausgelösten Nahbereichsfahndung gelang es nicht, den Killer zu fassen.

    Wieder einmal.

    4

    Kriminalrat Dr. Clemens Magnussen hatte fürchterlich schlechte Laune.

    Er saß am Kopfende des Konferenztischs der Sonderkommission Mord im Hamburger Polizeipräsidium, wobei er seine Untergebenen der Reihe nach vernichtend anstarrte. Melanie Russ empfand dieses Verhalten ihres Chefs als reichlich unfair, denn schließlich gaben sich ihre Kollegen und sie selbst die allergrößte Mühe bei den Ermittlungen. Sicher, der Kriminalrat stand unter medialem Dauerbeschuss, seit die Mordserie des sogenannten Fleetenkillers begonnen hatte. Aber die Polizei konnte sich doch ihre Arbeitsweise nicht von den Pressegeiern diktieren lassen!

    „Ergebnisse, Herrschaften, Ergebnisse! Ich muss wohl nicht betonen, wie unzufrieden ich mit Ihren Leistungen bin."

    Dr. Magnussen grub seine Zähne tief in den Stiel seiner Tabakspfeife, dann fuhr er fort: „Wann bequemt sich eigentlich Frau Stein einmal hierher? Die Dienstbesprechung war für neun Uhr angesetzt und jetzt ist es bereits 9:11 Uhr. Mir ist bekannt, dass sie gestern Geburtstag hatte. Aber das ist noch lange kein Grund …"

    „Frau Stein meldet sich nicht, Herr Kriminalrat. Melanie Russ fiel ihrem Chef ins Wort. „Wir waren gestern Abend mit ihr verabredet, aber sie geht nicht an ihr Smartphone. Auf dem Festnetzanschluss habe ich ebenfalls vergeblich versucht, sie zu erreichen. Dann habe ich sogar an ihrer Wohnungstür geklingelt. Aber bei Frau Stein brannte kein Licht, es kam kein Lebenszeichen von ihr. Allmählich mache ich mir Sorgen um sie.

    Dr. Magnussen konnte es nicht ausstehen, wenn er unterbrochen wurde. Er nahm die Pfeife aus dem Mund – vermutlich, um Melanie besser anraunzen zu können. Doch in diesem Moment öffnete sich die Tür. Die Köpfe aller Anwesenden drehten sich in die Richtung. Vermutlich hoffte nicht nur Melanie, dass nun Heike Stein mit hängender Zunge und einer Entschuldigung auf den Lippen den Raum betreten würde.

    Stattdessen trat Dr. Laura Brink ein.

    „Was wollen Sie denn hier?, blaffte der Chef sie an. „Sie können es wohl nicht abwarten, meine Nachfolge anzutreten?

    Dr. Laura Brink nahm auf einem freien Stuhl Platz. Sie war groß und schlank, mit Modelfigur. Melanie nannte die Kriminalrätin wegen ihrer kühlen und dominanten Art innerlich gern „Wikingerkönigin".

    „Hier geht es nicht um meine Wünsche, Magnussen. Ich habe eine klare Dienstanweisung vom Präsidenten bekommen, Sie schon ab heute zu unterstützen. Sie werden zwar erst in einer Woche pensioniert, aber Ihre Zeit bei der Hamburger Polizei ist in meinen Augen schon längst abgelaufen."

    Im Raum herrschte plötzlich Totenstille.

    Wie würde Dr. Magnussen auf diesen offenen Affront reagieren? Diese Frage stellte sich vermutlich nicht nur Melanie, obwohl ihr das Gefühlsleben ihres Vorgesetzten in diesem Moment herzlich egal war. Sie rätselte immer noch, was wohl mit Heike Stein geschehen sein mochte.

    Der Kriminalrat starrte die „Wikingerkönigin" vernichtend an.

    „Wenn der Polizeipräsident Ihnen diese Anweisung erteilt hat, müssen Sie sich wohl fügen, brachte er schließlich hervor. „Wir hatten gerade begonnen, die aktuellen Entwicklungen im Fleetenkiller-Fall zu erörtern.

    Frau Dr. Brink nickte.

    „Das neueste Opfer heißt Yuki Hasegawa. Es handelt sich um eine zweiundzwanzigjährige Studentin aus Osaka, Japan. Sie wurde gestern Abend gegen 20 Uhr auf der Trostbrücke das Opfer einer Messerattacke. Noch ist nicht hundertprozentig sicher, dass es sich um den gleichen Täter handelt wie bei den vier vorherigen Fällen. Aber die Vorgehensweise des Mörders war dieselbe wie bei den anderen Fleetenmorden."

    „Woher kennen Sie den aktuellen Ermittlungsstand?, blaffte Dr. Magnussen. „Herr Engel hat aus dem Nähkästchen geplaudert, nicht wahr? Er hatte jedenfalls heute Nacht Tatortdienst.

    Der erwähnte Kollege senkte verlegen den Kopf.

    „Frau Dr. Brink bat mich schon vor Tagen, sie über unsere Fortschritte auf dem Laufenden zu halten."

    Der Chef warf dem Kommissar einen unheilverkündenden Blick zu.

    „Darüber sprechen wir noch einmal ausführlich unter vier Augen, Herr Engel."

    Nun schaltete sich Hauptkommissar Ben Wilken in den Wortwechsel ein. Das war umso ungewöhnlicher, da er normalerweise eher ein ruhiger Typ war. Er redete lieber dann, wenn er unmittelbar angesprochen wurde.

    „Was werden wir wegen Frau Steins Verschwinden unternehmen? Es ist absolut nicht ihre Art, sang- und klanglos abzutauchen. Womöglich ist ihr etwas zugestoßen."

    Die Kriminalrätin verzog ihren Mund zu einem süffisanten Lächeln.

    „Sie müssen es ja wissen, Herr Wilken. Wie man hört,

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