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3 Gangster Krimis: Das Tangoluder, Der gekreuzigte Russe, Der Hindenburg Passagier
3 Gangster Krimis: Das Tangoluder, Der gekreuzigte Russe, Der Hindenburg Passagier
3 Gangster Krimis: Das Tangoluder, Der gekreuzigte Russe, Der Hindenburg Passagier
eBook390 Seiten4 Stunden

3 Gangster Krimis: Das Tangoluder, Der gekreuzigte Russe, Der Hindenburg Passagier

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Über dieses E-Book

Krimi-Action aus New York!

Der E-Book-Inhalt entspricht ca. 310 Taschenbuchseiten

Das Tangoluder

New York 1928: Privatschnüffler Jack Reilly sitzt auf dem Trockenen, und das nicht nur wegen der Alkohol-Prohibition im Amerika der Zwanzigerjahre. Als eine geheimnisvolle Schöne auftaucht, scheint die finanzielle Durststrecke für ihn und seine clevere Sekretärin Lucy überwunden. Aber dann geht der Ärger erst richtig los.

Es ist eine düstere Zeit des Faustrechts. Die Lösung des Kriminalfalls wird für das ungleiche Duo zum Überlebenskampf. Wie gut, dass sie dabei ihren Humor nicht verlieren.

 

Jack und Lucy stehen im Mittelpunkt einer teuflischen Intrige. Als die Hintermänner ihre bewaffneten Bluthunde von der Leine lassen, wird die New Yorker Luft extrem bleihaltig. Geht es bei der Affäre wirklich um eines der wichtigsten amerikanischen Kunstwerke? Jack Reilly muss hoch pokern, um die Wahrheit ans Tageslicht zu zerren.

Eine frühere Version dieses Romans ist bereits unter dem Pseudonym Rob Monroe erschienen.

Der gekreuzigte Russe

New York 1928: Als Privatdetektiv Jack Reilly die grausame Kreuzigung eines Mönchs aufklären soll, führen seine Ermittlungen nach Coney Island. In der fiebrigen Atmosphäre des Vergnügungsviertels muss er zwischen Riesenrädern und Achterbahnen schnell feststellen, dass dort die Luft verflixt bleihaltig werden kann. Was hat die geheimnisvolle Schönheit Nastassja zu verbergen? Hatte das russische Mordopfer ein düsteres Geheimnis? Wer treibt mit Reilly ein doppeltes Spiel? Der Detektiv muss sein Leben in die Waagschale werfen, um diesen Fall zu lösen. Muss Reilly diesmal die Waffen strecken?

Der Hindenburg Passagier

New York 1937: Als Privatdetektiv Jack Reilly den mysteriösen Kuno von Stetten bei dessen Ankunft mit dem Luftschiff "Hindenburg" abholen soll, endet der Tag mit einem flammenden Inferno. Bei dem Unglück finden zahlreiche Menschen den Tod.

Stürzte die "Hindenburg" ab, weil von Stetten an Bord war? Bevor Jack Reilly diese Frage beantworten kann, wird sein eigenes Leben bedroht. Es gibt ein großes Geheimnis, dessen Aufklärung für ihn tödlich werden kann. Doch der Privatdetektiv lässt sich nicht so leicht einschüchtern. Also wird der Revolver geladen, der Whisky heruntergekippt und die Suche nach der Wahrheit begonnen.

Aktuelle Informationen, ein Gratis-E-Book und einen Newsletter gibt es  auf der Homepage: Autor-Martin-Barkawitz.de

SpracheDeutsch
HerausgeberElaria
Erscheinungsdatum18. Juli 2019
ISBN9783964650115
3 Gangster Krimis: Das Tangoluder, Der gekreuzigte Russe, Der Hindenburg Passagier

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    Buchvorschau

    3 Gangster Krimis - Martin Barkawitz

    Vorbemerkung

    Dies ist ein Roman. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen oder tatsächlichen Ereignissen sowie Namensähnlichkeiten sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.

    Inhalt:

    Privatdetektiv Jack Reilly sitzt auf dem Trockenen – und das nicht nur wegen der Alkohol-Prohibition der Zwanzigerjahre. New York City kann verdammt kalt sein, wenn man pleite ist. Zum Glück gibt es ja seine Sekretärin Lucy, die mit ihrem sonnigen Gemüt sein Herz wärmt. Als eine geheimnisvolle Klientin auftaucht, scheinen sich die Dinge positiv zu entwickeln.

    Doch schon bald schlägt Reilly sich mit gnadenlosen Killern und durchtriebenen Ganoven herum, als er ein Spinnennetz aus Lügen und Intrigen zu zerreißen beginnt.

    „Das Tangoluder" ist der Auftakt einer neuen Serie im Stil des klassischen Detektivkrimis á la Raymond Chandler, Dashiell Hammett oder Mickey Spillane.

    Ständig neue Informationen sowie den Gratis-Thriller „Killerschiff" gibt es unter:

    Autor-Martin-Barkawitz.de

    1

    Regen-Montage können verdammt langweilig sein. Trotzdem hatten mich mein Pflichtbewusstsein und meine leere Brieftasche ins Office getrieben. Meinen Sonntagabend-Kater, den ich Sams „Spezialkaffee" zu verdanken hatte, konnte ich schließlich auch hinter meinem Schreibtisch auskurieren. Und der Anblick meiner blonden Sekretärin Lucy war zweifellos erfreulicher als der der schäbigen Wände meines Junggesellen-Apartments.

    Momentan glänzte meine Vorzimmer-Queen allerdings durch Abwesenheit. Sie wollte sich im Laden unten an der Ecke einen Creme-Bagel holen, um ihre üppigen Formen noch etwas weiter aufzupolstern. Das störte mich nicht – ich schätzte jedes Gramm an Lucy.

    Also hockte ich momentan allein im Office. Da es keinen aktuellen Fall gab, der ein paar Greenbucks in die leere Kasse spülen konnte, beschäftigte ich mich mit der Zeitungslektüre.

    Die „New York Times konnte meine Laune auch nicht aufhellen. In China herrschte immer noch Bürgerkrieg zwischen Kommunisten und Nationalen. Momentan war zur Abwechslung mal wieder Generalissimus Tschiang Kai-Tschek auf der Gewinnerstraße. In Albanien war Zogu I. soeben zum König gekrönt worden. Das ließ mich schon deshalb kalt, weil ich bisher nicht gewusst hatte, dass ein Land namens Albanien überhaupt existierte. Nun, man lernt nie aus. Ein Franzose hatte den Medizin-Nobelpreis eingeheimst, aber leider nicht für eine Medizin, die mein Schädelbrummen eindämmen konnte. Einziger Lichtblick in der heutigen „Times war die Ankündigung des brandneuen Charlie-Chaplin-Films „Zirkus". Über den kleinen Komiker mit Bärtchen und Hütchen konnte ich mich immer schlapplachen. Aber wie es momentan aussah, fehlten mir sogar die paar Cents für die Kino-Eintrittskarte.

    Ich steckte mir meine vorletzte Lucky Strike zwischen die Lippen, als ich vor der Tür ein weibliches Stimmen-Duett vernahm. Das eine Organ gehörte ganz eindeutig Lucy. Ihre Stimme war hell und klang manchmal leicht schrill, wenn sie lachte. Und das kam ziemlich häufig vor.

    Die andere Frauenstimme hatte einen dunklen, rauchigen Klang. So, als ob die Lady eine 5-Cent-Zigarre qualmen würde. Und eine Lady war sie zweifellos, das konnte ich an ihrem Tonfall hören. Als Detektiv lernt man, die Menschen durch ihre Sprechweise zu unterscheiden. Sie können einen armen Teufel aus der Gosse fischen, zum Barbier jagen und in einen Maßanzug stecken. Aber in dem Moment, wo er den Mund aufmacht, wird alle Welt wissen, dass seine Heimat der Rinnstein ist. Und nicht der Golfklub oder die Börse.

    Bevor ich mich weiter in meine Grübeleien über Ungleichheit und Ungerechtigkeiten unseres irdischen Daseins vertiefen konnte, wurde die Tür aufgerissen. Lucy trat mit einer Lady im Schlepptau ein.

    „Chef, da ist eine neue Klientin, die dich unbedingt sprechen möchte, zeigte sich Lucy optimistisch. „Ich bin ihr im Treppenhaus begegnet.

    Ich konnte die Begeisterung meiner Sekretärin teilen. Selbstverständlich wusste Lucy ebenso gut wie ich, dass ich momentan finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet war. Seemännisch ausgedrückt: Wenn ich absöffe, würde ich sie mit in den Strudel ziehen. So einfach war das.

    Und die Frau, die mit ihr hereingekommen war, sah wirklich nach Geld aus. Sie trug keinen billigen Kaufhaus-Fummel wie meine Vorzimmer-Queen, sondern ein teures Modellkleid, das wahrscheinlich aus Europa importiert worden war. Aus Paris, genauer gesagt. Die Lady hatte ihren Schwanenhals mit einem Collier geschmückt, dessen Verkaufserlös eine Lower-East-Side-Großfamilie ein Jahr lang hätte ernähren können. Oder zehn Jahre, denn Kartoffeln sind billig und Diamanten teuer.

    Ihr blauschwarzes Haar war sorgfältig frisiert – wahrscheinlich von einem Maestro, der auf den Namen „Pierre oder „Jacques hörte. Die haselnussbraunen Augen der exotisch wirkenden Schönheit kamen mir riesig vor. Aber vielleicht lag das nur an dem Kajalstift, den sie beim Schminken reichlich eingesetzt hatte. Ein dezentes Schönheitspflaster auf dem linken Wangenknochen komplettierte das mondäne Aussehen.

    „Sie sind Mr. Jack Reilly?", wandte sich die Fremde nun an mich, wobei diese Frage gewiss nur eine Floskel war. Wer sollte denn sonst in dem Büro hocken, an dessen Glastür mein Name angebracht war? Vielleicht Buster Keaton?

    Ich nickte artig, wobei ich aufsprang und mein Jackett glatt strich. Mit einer einladenden Bewegung deutete ich auf das Sofa.

    „Mit wem habe ich die Ehre?", wollte ich wissen, während ich mir gleichzeitig durch meine gestelzte Sprache so verkleidet vorkam wie ein Bison unter texanischen Longhorn-Rindern. Wenn ich nicht so falsch wirken wollte wie eine Pik-neuneinhalb-Spielkarte, würde ich besser lockerer auftreten.

    „Mein Name ist Victoria Fuentes."

    Mit einer fließenden Bewegung sank sie auf die Sitzgelegenheit und schlug ihre unendlich langen Beine übereinander.

    „Ich bringe einen Kaffee", flötete Lucy und bewegte ihr Hinterteil sowie den Rest ihres üppigen Körpers in Richtung Küchenecke. Hinter Miss Fuentes’ Rücken grinste sie mir zu und zeigte mit dem Daumen nach oben. Ob sie Grund dazu hatte, würde sich in den nächsten Minuten herausstellen. Lucy begann geräuschvoll mit der Kaffeezubereitung. Mein Glimmstängel qualmte immer noch im Ascher vor sich hin. Ich überlegte, ob ich weiterhin den britischen Gentleman spielen und in Gegenwart einer Lady nicht rauchen sollte. Aber da sich Miss Fuentes in diesem Moment selbst eine Camel in eine Zigarettenspitze aus Elfenbein steckte, entschied ich mich dagegen. Stattdessen riss ich ein Zündholz an meiner Schuhsohle an und gab ihr Feuer.

    „Danke, sagte sie mit einem Akzent, den ich nicht richtig zuordnen konnte. „Ich benötige einen Detektiv, auf dessen Verschwiegenheit ich mich ganz verlassen kann, Mr. Reilly.

    „Schießen Sie einfach los, gab ich nun den halbherzigen Versuch auf, als der wohlerzogene Lackschuhträger zu erscheinen, der ich nicht war. „Dann wird sich zeigen, ob ich der Richtige bin.

    Victoria Fuentes schenkte mir ein Lächeln – so, als ob sie ahnen würde, was in mir vorging. Ich kapierte instinktiv, dass ich diese Frau nicht unterschätzen durfte.

    „Das Problem ist einfach zu benennen, kam sie nun zur Sache. „Ich bin Kunstmalerin und stamme aus Argentinien. Ich reise durch die Vereinigten Staaten, um mich in meiner Malerei von dem technischen Fortschritt inspirieren zu lassen. Deshalb kam ich nach New York City.

    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand unsere Wolkenkratzer und Schlachthöfe auf die Leinwand bannen wollte. Andererseits habe ich in meinem Job als Privatdetektiv festgestellt, dass fast nichts unmöglich ist. Also forderte ich den Zigarettenspitzen-Engel durch ein knappes Nicken auf, fortzufahren – was Victoria Fuentes dann auch tat.

    „Ich habe einen reichen Gönner, Mr. Reilly. Es handelt sich um einen Gentleman, der mich fördert. Für ihn erledigte ich eine Auftragsarbeit – ich sollte sein Firmengebäude malen. Das Bild konnte ich vor kurzem fertig stellen. Aber es wurde mir wenig später gestohlen."

    „Können Sie es nicht noch mal pinseln?", stellte ich mich dumm.

    „Natürlich könnte ich das, Mr. Reilly. Aber diese Auftragsarbeit soll ich übermorgen abliefern, rechtzeitig zum Firmenjubiläum. Das ist unmöglich zu schaffen. Ich muss das gestohlene Bild zurückbekommen, wenn ich nicht die Gunst meines Mäzens verlieren will."

    „Ich verstehe, Miss Fuentes. Und was genau ist auf dem Gemälde zu sehen?"

    „Der Firmensitz von Whitetree Mills", lautete die Antwort. Ich drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus. Die Sache schmeckte mir nicht. Wieder schien Victoria Fuentes zu spüren, wie die Uhr in meinem Inneren tickte. Sie öffnete ihre Krokodilleder-Handtasche und zauberte eine Rolle Greenbucks hervor.

    „Reichen 500 Dollar für Spesen, Mr. Reilly? Wenn Sie das Bild unversehrt zurückbringen, bekommen Sie weitere tausend Dollar als Erfolgsprämie."

    Lucy, die in diesem Moment den Kaffee brachte, hätte beinahe das Tablett fallen lassen. Ihre kühnsten Träume wurden wahr, ebenso wie meine. Natürlich steckte ich das Geld ein. Alles andere wäre finanzieller Selbstmord gewesen. Aber eine Frage musste ich noch klären, das war ich mir einfach selber schuldig.

    „Ich werde Sie nicht enttäuschen, Miss Fuentes. Trotzdem interessiert mich, warum Sie nicht einfach zur Polizei gehen."

    Die Kunstmalerin zuckte mit den Schultern.

    „Das New York Police Department hat keinen guten Ruf. Außerdem würde man dort nur eine Akte anlegen, fürchte ich. Angesichts der vielen Gangster in dieser Stadt würde der Diebstahl eines Gemäldes wohl nicht als wichtiger Fall eingestuft. Und die Polizei könnte das Bild niemals bis übermorgen wiederbeschaffen. Doch Ihnen traue ich das zu, Mr. Reilly."

    Sie lächelte mich an wie eine Bardame, die einen reichen Farmer aus North Dakota um sein Geld erleichtern will. Während wir uns den Kaffee schmecken ließen, zog ich ihr noch ein paar Informationen aus der Nase.

    Das Bild war in ihrem möblierten Apartment in Brooklyn Heights gestohlen worden. Ich bat sie, mir den Schlüssel zu geben, was sie umgehend tat. Ich wollte mich dort allein in aller Ruhe umsehen.

    „Sie können sich den Schlüssel heute Nachmittag hier wieder abholen", stellte ich ihr in Aussicht. Victoria Fuentes war zufrieden, dass ich mich sofort in den Bilder-Diebstahl reinkniete. Okay, der Fall kam mir spanisch vor. Und das lag nicht nur am argentinischen Akzent unserer neuen Klientin.

    Victoria Fuentes trank ihren Kaffee aus und sagte Good-bye. Als sie durch die Außentür verschwunden war, pflanzte Lucy ihr rundes Hinterteil auf meine Schreibtischplatte, klaute mir meine letzte Zigarette und schlug ihre wohlgeformten Oberschenkel übereinander. Außerdem streckte sie mir die rechte Hand entgegen.

    „Mein Gehalt für die letzten Monate steht noch aus, Chef", forderte sie. Da sie meine beste und einzige Mitarbeiterin war, konnte ich mich ihrem Wunsch nicht verschließen. Ich gab ihr 200 Dollar von dem halben Tausender, den ich gerade kassiert hatte. Wenigstens Feuer konnte sie sich selber geben. Sie ließ die Banknoten in ihrem Ausschnitt verschwinden.

    „Ist dir auch aufgefallen, dass unsere Miss Fuentes mit falschen Karten spielt?, wollte ich von meiner Sekretärin wissen. „Oder würdest du ihr abkaufen, dass sie Kunstmalerin sein will?

    „Die und Kunstmalerin? Lucy ließ ihr süßes schrilles Lachen hören. „Chef, von Bildern verstehe ich vielleicht nicht allzu viel. Aber ich erkenne gute Maniküre, wenn ich sie sehe. Die Elfenfinger dieser Lady werden in den besten Schönheitssalons gestylt, die eine Frau sich leisten kann. Die Fuentes macht sich niemals die Hände mit Ölfarbe und solchem Zeugs schmutzig.

    „Habe ich mir auch gedacht, Lucy. Außerdem behauptet sie, ein reicher Gönner habe sie beauftragt, sein Firmengebäude zu pinseln. Seltsam, aber auf dem Bild soll angeblich das Whitetree-Mills-Building zu sehen sein."

    „Habe ich auch mitgekriegt. Aber was ist daran seltsam, Chef?"

    „Whitetree Mills wird von Cynthia Whitetree geleitet, einer fünfzigjährigen Xanthippe und New Yorks letzter Jungfrau in ihrer Altersklasse. Die dürfte wohl kaum der Kunstmäzen sein, der wahrscheinlich nur in der Phantasie dieses argentinischen Luders existiert."

    „Weswegen will die Fuentes uns verladen, Chef?"

    „Frag mich was Leichteres, Lucy. Aber wir werden es herausfinden. Ich gehe jetzt erst mal in ihrem Apartment schnüffeln. Und wenn sie nachher auftaucht, um ihren Schlüssel abzuholen, wirst du sie unauffällig beschatten, kapiert? Ich will sehen, wohin sie geht und mit wem sie sich trifft."

    Lucys hübscher Kussmund verzog sich zu einem noch breiteren Grinsen. Sie liebte es, wenn sie richtige Detektivarbeit machen durfte und nicht nur auf der Schreibmaschine herumklappern musste.

    2

    Bevor ich nach Brooklyn Heights fuhr, machte ich noch einen Abstecher zur „Times". Mein alter Kumpel, der Sportreporter Alec Snyder, stopfte sich gerade ein Sandwich in die Futterlade.

    „Wohl bekomm’s, grinste ich und schlug ihm auf die Schulter. „Wie wär’s, wenn wir das trockene Brot mit einer Spezialmischung herunter spülen?

    „Schon überredet", brummte Alec. Wir machten uns gemeinsam auf die Socken und saßen wenig später bei Chubby Boy. Der Rundling servierte uns einen Kaffee, der seltsamerweise stark nach Single Malt schmeckte. Okay, das mussten wir dann wohl aushalten ...

    „Du bist doch bestimmt nicht nur gekommen, um mir meine Frühstückspause anzufeuchten", ließ Alec einen Versuchsballon aufsteigen. Ich nickte.

    „Messerscharf kombiniert. Ich habe mich gefragt, wer wohl in Brooklyn Heights die Nummer eins im Einbruchsgeschäft sein könnte."

    Der Sportreporter konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen.

    „Einbruch, Jack? Was für Fälle bearbeitest du denn als Nächstes? Entlaufene Hunde?"

    Sein Spott perlte von mir ab wie Regen von einem Ölmantel.

    „Die Zeiten sind hart und den Letzten beißen die Hunde. Sogar die entlaufenen."

    „Wenn du kein Detektiv mehr sein willst, solltest du dich als weiser Mann versuchen. – Aber ernsthaft, bei Einbrüchen fällt mir sofort Luke Carruthers ein. Ich kann nicht beschwören, ob er auch in Brooklyn Heights was macht. Aber er ist groß im Geschäft, wie ich höre."

    „Ich werde dem Vogel mal auf den Zahn fühlen. Wo finde ich ihn?"

    Alec sagte es mir. Wir tauschten noch den neuesten New-York-Tratsch aus, dann zahlte ich die Runde und schwang mich wenig später in meinen altersschwachen Plymouth. Luke Carruthers lebte nicht in Brooklyn Heights, sondern in einem Loch in der Lower East Side von Manhattan. Ich stellte meinen Wagen gegenüber der Police Station an der Bowery ab. Das war wahrscheinlich die einzige Chance, dass er nicht geklaut wurde.

    In der Gegend hingen jede Menge Tagediebe auf den Vordertreppen der Häuser herum. Zum Glück sah ich selbst nicht aus wie ein texanischer Ölmillionär, obwohl mein Anzug immerhin nicht geflickt war und mein Kinn am Morgen Bekanntschaft mit einem Rasiermesser gemacht hatte. Und das war mehr, als die meisten Kerle in dieser Gegend von sich sagen konnten.

    Alec hatte mal wieder den richtigen Riecher gehabt, wie ich gleich feststellen sollte.

    „Carruthers?", fragte ich eine verlebt aussehende Frau mit Kittelschürze, die ihre Kinderschar gerade in die Erdgeschosswohnung einer tristen Mietskaserne trieb.

    „Der Penner haust im zweiten Stockwerk", bekam ich erschöpfend Auskunft. Im Stiegenhaus roch es nach Linsen, Kohlsuppe und ungewaschenen Windeln. In der zweiten Etage war es nicht schwierig, Carruthers‘’ Bude ausfindig zu machen. Die eine Wohnungstür war mit dicken Brettern zugenagelt, wahrscheinlich vom Vermieter. Und durch die andere Tür drangen Geräusche, die an die Brunftlaute der Tiere im Bronx Zoo erinnerten. Ich genehmigte mir ein Grinsen. Carruthers setzte offenbar gerade sein Einbruchwerkzeug ein, jedenfalls im übertragenen Sinn.

    Ich schlug mit beiden Handflächen gegen die Tür.

    „Carruthers!, brüllte ich. „Mach auf, sofort!

    Das lüsterne Duett in der Bruchbude fand ein jähes Ende. Ich hörte ein unterdrücktes Fluchen, Bettfedern quietschten. Gleich darauf öffnete sich die Tür. Eine Schönheit mit ebenholzschwarzer Haut starrte mich furchtsam an. Sie war in der Eile nur in ihren lila Unterrock geschlüpft. Ihre übrigen Kleider und Schuhe trug sie in der Hand. Flink wie eine Gazelle flitzte sie an mir vorbei und rannte die Treppe hinab.

    Aber mir ging es sowieso nur um den Hausherrn.

    Carruthers war ein hinterhältig aussehender Dürrling, momentan nur mit Unterhemd und langer Unterhose bekleidet. Er stand mitten im Raum, stinksauer. Kein Wunder, schließlich hatte ich ihm den Spaß verdorben.

    „Was soll der Mist?", blaffte er mich an. Ich machte eine Kinnbewegung in die Richtung, wo die schwarze Bordsteinschwalbe verschwunden war.

    „Ich bin ihr Bruder", behauptete ich. Der Einbrecher starrte mich hasserfüllt an. Offenbar hatte er für meinen Humor überhaupt keinen Sinn. Stattdessen zeigte er mir deutlich, was er von mir hielt.

    Der sehnige Typ war schnell, das muss ich ihm lassen. Im Handumdrehen hatte er unter dem Kopfkissen einen Totschläger hervorgezaubert. Mit dem lederüberzogenen Schlagwerkzeug machte er sich daran, mir den Scheitel nachzuziehen. Aber dagegen hatte ich etwas.

    Ich verlagerte mein Gewicht. Der Totschläger sirrte knapp an meinem linken Ohr vorbei. Ich packte Carruthers‘’ Arm mit beiden Händen und riss ihn nach vorn. Damit hatte er nicht gerechnet. Seine eigene Angriffspower wurde ihm zum Verhängnis. Er verlor das Gleichgewicht. Ich rammte ihm mein Knie in die Magengrube.

    So schnell gab sich der Verbrecher aber nicht geschlagen. Keuchend steckte er den Treffer ein, drehte sich und bretterte erneut den Totschläger in Richtung meines Gesichts. Ich konnte den Treffer mit dem Arm abschwächen. Aber trotzdem traf mich das lederüberzogene Eisen leicht an der Stirn.

    Es war ein Gefühl, als wäre ich gegen einen voll beladenen Fleischtruck gerannt. Freunde, wenn mich der Bastard ungebremst getroffen hätte, wäre mein Schädel zerplatzt wie ein Kürbis. Daran hatte ich keine Zweifel. Ich taumelte einen Schritt zurück.

    Der kleine Erfolg baute den Unterhosenkrieger auf. Er setzte mir nach. Aber ich hatte jetzt absolut keine Lust, noch einmal seine gemeine Waffe abzubekommen. Ich verließ mich lieber auf meine bloßen Fäuste. Ich empfing Luke Carruthers mit einer blitzschnellen Links-Rrechts-Kombination. Das bekam ihm gar nicht gut. Diese Treffer garnierte ich mit einem Kinnhaken. Und als Dessert servierte ich ihm noch einen linken Uppercut.

    Der Einbrecher ging stehend k. o.

    Der Totschläger entfiel seinen erschlaffenden Fingern. Carruthers krachte auf den dreckigen Teppich. Ich massierte meinen Haaransatz, wo schon bald ein schönes Hörnchen wachsen würde. Wenigstens kamen meine Kopfschmerzen nun nicht mehr vom Spezialkaffee, sondern von dem Totschläger-Treffer. Das war aber auch das einzig Gute, was ich der Lage abgewinnen konnte. Ich ging in die Knie und steckte die Schlagwaffe in meine Jackentasche. Carruthers lag besinnungslos neben dem Bett.

    Ich nutzte die Gelegenheit, mich in seinem Zimmer umzusehen. Wahrscheinlich war noch nicht einmal ein Zehntel aller Gegenstände auf ehrliche Art gekauft worden. Es sah so auf, als hätte Carruthers sich buchstäblich seinen ganzen Hausrat bei Einbrüchen beschafft. Okay, sein Bett würde er wohl nicht aus einem fremden Haus geholt haben. Sicher sein konnte man da allerdings nicht.

    In seinem Anzug fand ich beispielsweise das Markenzeichen eines renommierten Herrenausstatters, der eine Kanalratte wie Carruthers noch nicht einmal mit der Kohlenzange anfassen würde. Und seine goldenen Manschettenknöpfe trugen die Initialen P. G. – für einen Mann namens Luke Carruthers doch ziemlich ungewöhnlich.

    Offenbar hatte ich einen Dieb aus Leidenschaft vor mir. Ich durchstöberte gerade seinen Wandschrank, als ich ein leises Stöhnen hinter mir hörte. Der Einbrecher weilte wieder unter den Lebenden. Ich drehte mich um und ließ ihn meinen Smith & Wesson sehen, damit er nicht auf dumme Gedanken kam.

    „Was willst du?, stöhnte Carruthers. „Du bist doch nicht in echt der Bruder dieser Schnalle, oder?

    „Nein, dafür habe ich wohl die falsche Hautfarbe. Aber du bist wohl sowieso nicht zu Scherzen aufgelegt."

    „Verdammt richtig. Also, warum überfällst du mich hier?"

    „Und warum brichst du bei anderen Leuten ein?"

    „Hä? Was laberst du da? Keine Ahnung, wovon du faselst."

    Ich zog drohend die Augenbrauen zusammen. Mit dem Revolverlauf machte ich eine umfassende Bewegung von links nach rechts.

    „Den Schmus kannst du dir für deine Nuttenfreundinnen sparen. Ich weiß, was läuft. Du machst einen Bruch nach dem anderen. Meinetwegen kannst du damit selig werden. Aber da gibt es etwas, hinter dem ich her bin."

    Allmählich kapierte meine kriminelle neue Bekanntschaft, was lief.

    „Du bist ein Privatschnüffler."

    „Gut geraten. Und je eher du das Bild rausrückst, desto schneller bist du mich los."

    „Was soll ich haben?"

    „Ein Bild, ein Gemälde. Es stellt das Whitetree-Mills-Gebäude dar."

    Carruthers lachte mir ins Gesicht. Dann wurde ihm klar, dass man einen Mann, der eine Waffe auf einen richtet, nicht zu sehr reizen sollte. Er wurde wieder ernst.

    „Hör zu, so ein Ding habe ich nicht", gab er sich völlig unschuldig. Natürlich glaubte ich ihm kein Wort. Wie gesagt, er hortete die geklauten Schätze geradezu. Also durchwühlte ich wortlos seine Bude, wobei ich ein Auge – und den Revolverlauf – immer auf Carruthers gerichtet hielt. Ich fand zwar Tafelsilber und Schmuck, Scheckbücher und goldene Uhren – aber kein Kunstwerk.

    „Glaubst du mir jetzt endlich?, lamentierte Carruthers. „Mann, ich brauche den ganzen Tag, um hier wieder aufzuräumen.

    „Du hast doch sowieso keinen Job, zeigte ich mich mitleidlos. „Aber du machst doch Brüche in Brooklyn Heights, oder?

    „Verdammt richtig, wenn du es unbedingt wissen musst. Aber ich würde nie ein Gemälde klauen."

    „Warum nicht?"

    „Zu unhandlich, zu groß. Und vor allem – wo soll ich es loswerden? Für meine heiße Ware habe ich genügend Abnehmer. Aber die Hehler lynchen mich doch, wenn ich da mit so einem blöden Ölschinken unter dem Arm auflaufe."

    Das war ein stichhaltiges Argument. Carruthers spürte, dass er mir den Wind aus den Segeln genommen hatte.

    „Dein Kunstwerk muss ein anderer geklaut haben, Schnüffler. Vielleicht war es ein Auftragsjob. Habe mal gehört, dass reiche Bonzen sich Bilder besorgen lassen. Sammler, kapierst du? Die lassen sich ein seltenes Bild klauen und hängen es dann bei sich zu Hause auf, wo es keiner zu sehen bekommt. Verrückt, wie die Reichen eben sind ..."

    „Okay, Carruthers. Ich fischte mit der Linken einen Lincoln aus meiner Tasche und gab ihm die fünf Bucks. „Hier, das ist für deine Putzfrau. Gibst du mir einen Tipp, wenn du etwas hörst wegen des Gemäldes? Wie gesagt, das Whitetree-Mills-Gebäude soll darauf zu sehen sein.

    Das Geld schien den Ganoven wieder halbwegs versöhnt zu haben. Obwohl, bei einer räudigen Ratte wie ihm konnte man das nie wissen. Ich nannte ihm auch noch meine Büroadresse und stellte ihm mehr Greenbacks in Aussicht, wenn er einen brauchbaren Tipp ablieferte.

    „Ich werde sehen, was ich tun kann, Schnüffler, meinte Carruthers zum Abschied. „Jetzt muss ich erst mal in den Armen einer schönen Frau Vergessen suchen.

    „Tu, was du nicht lassen kannst."

    Ich fuhr über die Brücke nach Brooklyn Heights und nahm Victoria Fuentes‘’ Apartment gründlich unter die Lupe. Es gab keine verwertbaren Spuren. Die Tür war mit einem Stemmeisen oder Schraubenzieher aufgehebelt worden. Möglich, dass sie wirklich ein Gemälde in ihrer Bude aufbewahrt hatte.

    Aber ich entdeckte nirgendwo Malutensilien, Farben, Pinsel, Leinwand oder eine Staffelei. Selbst ein Kunstbanause wie ich wusste, dass man solche Dinge brauchte, wenn man ein Bild malen wollte. Hatte mich die Argentinierin auf den Arm nehmen wollen? Ihr musste doch klar sein, dass ich sie durchschauen würde, sobald ich ihr Apartment betrat. Oder hatte sie noch ein Künstleratelier irgendwo anders?

    Nein, Lucy lag schon ganz richtig mit ihrem Verdacht. Die sorgfältig manikürten Hände der selbst ernannten Kunstmalerin hatten noch niemals einen Pinsel gehalten. Da war ich mir sicher.

    Ich holte mir auf dem Rückweg zum Büro einen Hotdog, den ich an meinem Schreibtisch mampfte. Dazu las ich weiter die „Times". Nun fiel mir eine Meldung auf, die ich vorhin noch nicht bemerkt hatte.

    KEINE SPUR BEIM MUSEUMS-MORDFALL

    Die Polizei hat noch keine Erkenntnisse über die Täter, die für den Mord an dem Wachmann Henry S. (29) im Museum of the City of New York verantwortlich sind. Wie wir bereits berichteten, wurde das Gemälde „Wildgänse von Winslow Homer von Kriminellen entwendet. Offenbar hat der Wachmann die Einbrecher gestört und wurde daraufhin von ihnen getötet. „Wildgänse ist eines der wichtigsten Werke von Winslow Homer und gilt als unersetzbar bzw. unbezahlbar.

    Wieso hatte ich die bisherigen Meldungen über dieses Verbrechen nicht beachtet? Wahrscheinlich, weil in New York so viel Mord und Totschlag geschieht, dass ich die Story einfach überlesen hatte. Immerhin kannte sogar ich Winslow Homer, obwohl ich mich selbst als Kunstbanause sah. Ich wusste jedenfalls, dass er einer der besten Maler war, die unser Land bisher hervorgebracht hatte. Wer immer dieses Wildgänse-Bild zurückbrachte, würde nicht mit 1.500 Dollar abgespeist werden, so viel stand fest.

    Doch ich konnte das Geld dringend brauchen. Und Victoria Fuentes hatte es durch ihre Geheimniskrämerei außerdem geschafft, meine Neugierde zu wecken.

    Zwei Stunden später kehrte die Argentinierin in mein Office zurück.

    „Was ist denn mit Ihrem Gesicht passiert?", wollte sie wissen, als ich ihr ihren Schlüssel zurückgab.

    „Ich hatte eine Meinungsverschiedenheit mit einem Einbrecher", sagte ich wahrheitsgemäß. Immerhin war die bläulich schillernde Beule der beste Beweis dafür, dass ich mir mein Geld auch hart verdiente.

    „Es ist wirklich sehr wichtig, dass Sie dieses Gemälde beschaffen", appellierte sie noch einmal an meine Berufsehre.

    „Seien Sie unbesorgt. Ich mache so etwas nicht zum ersten Mal."

    Die Argentinierin schwirrte ab, Lucy hängte sich an ihre Fersen. Auf meine Sekretärin konnte ich mich felsenfest verlassen. Während ich auf Lucys Rückkehr wartete, ging ich den Fall noch einmal in Gedanken durch.

    Da waren zwei verschwundene Gemälde. Das eine stammte von einem der größten US-Künstler, das andere von einer Ausländerin, die noch nicht einmal malte. Sollte es wirklich einen Zusammenhang zwischen diesen Fällen geben? Oder war es purer Zufall, dass beide Verbrechen innerhalb kürzester Zeit geschehen waren? Gab es vielleicht eine Einbrecherbande, die sich auf Kunstwerke spezialisiert hatte? Aber wieso klauten die ein Bild von einer so völlig unbekannten Malerin wie Victoria Fuentes, die außerdem gar keine Künstlerin war?

    Für meinen Geschmack stellte sich die Geschichte bisher als zu verworren dar. Ich half meinem Urteilsvermögen mit einem Schluck Denkbeschleuniger nach und

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