Todestaucher: Mystery Thriller
Von Martin Barkawitz
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Über dieses E-Book
Die geheimnisvolle Unterwasserwelt erkunden und vielleicht einen Schatz finden - Emily träumt schon seit Jahren davon, im Meer zu tauchen. Als ihre Mutter sie jetzt aufmuntern möchte und ihr einen Tauchkurs schenkt, freut Emily sich riesig. Doch kaum sind sie, der sympathische Andy und die anderen Tauchschüler an Bord der Fortuna, werden sie von Raubtauchern verfolgt und angegriffen. Dann zieht auch noch ein mächtiger Hurrikan auf, und plötzlich treibt Emily allein im Meer - voller Angst, die Verbrecher könnten sie finden. Die nächste Welle könnte ihre letzte sein ...
Eine frühere Version des Romans erschien 2012 unter dem Titel Atme, wenn du kannst!
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Undercover Unit One
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Martin Barkawitz schreibt seit 1997 unter verschiedenen Pseudonymen überwiegend in den Genres Krimi, Thriller, Romantik, Horror, Western und Steam Punk. Er gehört u.a. zum Jerry Cotton Team. Von ihm sind über dreihundert Heftromane, Taschenbücher und E-Books erschienen.
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Buchvorschau
Todestaucher - Martin Barkawitz
Inhalt
Schrecken der Tiefsee
Die geheimnisvolle Unterwasserwelt erkunden und vielleicht einen Schatz finden - Emily träumt schon seit Jahren davon, im Meer zu tauchen. Als ihre Mutter sie jetzt aufmuntern möchte und ihr einen Tauchkurs schenkt, freut Emily sich riesig. Doch kaum sind sie, der sympathische Andy und die anderen Tauchschüler an Bord der Fortuna, werden sie von Raubtauchern verfolgt und angegriffen. Dann zieht auch noch ein mächtiger Hurrikan auf, und plötzlich treibt Emily allein im Meer - voller Angst, die Verbrecher könnten sie finden. Die nächste Welle könnte ihre letzte sein ...
Eine frühere Version des Romans erschien 2012 unter dem Titel Atme, wenn du kannst!
1
Tina Rigby glitt hinab in eine geheimnisvolle Welt.
Die Zwanzigjährige hatte bereits mehrere Monate Erfahrung im Gerätetauchen. Und doch missachtete sie an diesem Tag die wichtigste Grundregel ihres Sports: Tauche niemals alleine!
Allerdings hatte Tina einen wichtigen Grund dafür, dass sie sich ohne Begleitung immer tiefer in das smaragdgrüne Meereswasser unweit vom East Cape an der Küste Floridas hinunter arbeitete. Tina wurde von ihrer Goldgier angetrieben. Sie hatte das wertvolle Edelmetall immer schon geliebt. Doch obwohl ihre Eltern nicht gerade arm waren, stimmten Tinas zahlreiche Wünsche einfach nicht mit dem Limit ihrer Kreditkarte überein. Ihre Shopping-Trips rissen regelmäßig große Löcher in ihr Budget.. Sie stand auch auf rote Sportwagen, die in Italien montiert wurden, flach wie eine Flunder waren und ein kleines Vermögen kosteten. Und nennenswerte Reichtümer besaß Tina nicht – noch nicht.
Die junge Frau war in Florida aufgewachsen. Sie wusste, dass sie nicht als einzige vor der Küste des Sunshine State nach untergegangenen Schiffswracks mit Goldfracht tauchte. Aber Tina hatte einen Hinweis, der ihren Konkurrenten nicht zur Verfügung stand. Jedenfalls hoffte sie das. Die Geschichtsstudentin war nämlich in einer Chronik aus dem 17. Jahrhundert auf einen versteckten Hinweis gestoßen. Dieses Wissen würde sie hoffentlich zu einer steinreichen Luxuslady machen.
Tina bewegte jetzt nur noch ihre langen schlanken Beine, deren Füße in Schwimmflossen steckten. In den Händen hielt sie eine leistungsstarke druckdichte Taucherlampe. Die benötigte sie auch, denn je tiefer sie kam, desto finsterer wurde ihre Umgebung. Sie erschrak, als unmittelbar vor ihrer Taucherbrille plötzlich ein schillernder Clownfisch erschien. Aber das Tier war von der Begegnung genauso geschockt wie sie selbst. Der Fisch machte ein paar hektische Bewegungen mit seiner Schwanzflosse und jagte zurück in die Dunkelheit an dem zerklüfteten Riff.
Vor Haien fürchtete sich Tina nicht. Die meisten Geschichten über menschenfressende Raubfische waren nichts weiter als Schauermärchen, das wusste sie. Trotzdem breitete sich ein mulmiges Gefühl in ihrer Magengegend aus. Tina fühlte sich bedroht, ohne eine greifbare Gefahr vor sich zu haben. Sie konzentrierte sich auf ihr Vorhaben und fühlte sich sofort etwas besser. Immerhin war es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie ganz allein tauchte, und die Gewässer am East Cape waren ihr nicht wirklich vertraut. Da konnte man schon einmal Panik schieben, fand Tina.
Doch plötzlich erblickte sie das versunkene Schatzschiff vor sich.
Zunächst fiel der Strahl von Tinas Tauchlampe nur auf eine Erhebung, die wie ein unterseeischer Hügel aussah. Doch die geübte Taucherin wusste, dass jahrhundertealte Wracks oftmals von Korallen überwuchert waren und kaum noch ihre ursprüngliche Form besaßen. Tinas Herz klopfte schneller. Während sie dichter an die Überreste des Seglers heran schwamm, wurde ihre Hoffnung immer stärker zur Gewissheit.
Hier lag wirklich eine Galeone aus dem 17. Jahrhundert auf dem Meeresboden. Obwohl der Zahn der Zeit an den Planken und Masten genagt hatte, war die typische Form des altmodischen Schiffstyps noch gut auszumachen, jedenfalls für Tina. Sie hatte sich lange genug im Studium mit der damaligen Zeit beschäftigt.
Tina lief ein ehrfürchtiger Schauer über den Rücken, als ihre behandschuhte Rechte zum ersten Mal die korallenüberwucherte Reling berührte. Sie hoffte, dass der Schatz noch im Inneren des gesunkenen Schiffs verborgen war. Vorausgesetzt, sie hatte überhaupt das richtige Wrack vor sich. Die Florida Bay war schon damals ein vielbefahrenes Seegebiet gewesen, und in Kriegen und Konflikten wurden unzählige Schiffe auf den Meeresgrund geschickt.
Doch Tina setzte ihre ganze Hoffnung auf die Chronik, deren Geheimbotschaft sie entschlüsselt zu haben glaubte. Es war schon gefährlich genug, alleine einen Tauchgang zu unternehmen. Aber zusätzlich ohne Begleitung in ein Wrack einzudringen, wäre für jeden normalen Schnorchler beinahe selbstmörderisch gewesen. Tina tat es trotzdem. Das heißt, sie wollte es tun.
Aber plötzlich nahm sie einen großen dunklen Schatten wahr, der seitlich an ihr vorbei glitt. Tina zuckte zusammen und drehte ihre Lampe in die Richtung. Hatte sie einen gefährlichen Fisch aufgeschreckt? Einen Rochen? Eine Muräne? Oder vielleicht doch einen Blauhai? Sie wurde von Panik erfasst. Es war, als ob eine eiskalte Klaue nach ihrem Herzen greifen würde. Wie hatte sie nur so leichtsinnig sein können? Es gab praktisch keinen Raubfisch, der einen Taucher nicht einholen konnte.
Tinas Hände begannen so stark zu zittern, dass sie beinahe ihre Lampe verloren hätte. Nur mit Mühe gelang es ihr, die Nerven zu behalten. Ihre Linke tastete zu ihrem Tauchermesser, das sie mit sich führte. Es sollte ihr eigentlich nicht als Waffe, sondern als Werkzeug dienen. Zur Selbstverteidigung war es ziemlich ungeeignet. Allein schon, weil sich Tina vor einem Kampf fürchtete.
Im nächsten Moment bemerkte sie allerdings, dass sie gar kein Tier vor sich hatte. Im Licht ihrer druckfesten Lampe sah Tina einen Neoprenanzug, der ihrem eigenen ähnelte, außerdem Schwimmflossen, Schnorchel und ein Sauerstoffgerät. Aber wieso hatte der andere Taucher keine Lampe bei sich? Was hatte er zu verbergen? War er aus demselben Grund hier, der Tina ebenfalls zu dem Schiffswrack getrieben hatte?
Diese Fragen drängten sich ihr auf, aber eine Antwort darauf erhielt sie nicht mehr. Tina erblickte nun die Harpune in den Händen des unbekannten Tauchers. Instinktiv wandte sie sich ab und floh. Von diesem Fremden hatte sie nichts Gutes zu erwarten. Woher wusste der andere Taucher, dass sie hier sein würde? War die Begegnung nur purer Zufall? Das konnte Tina nicht glauben, denn sie befand sich weitab der bekannten karibischen Tauchgebiete. Plötzlich kam ihr ein furchtbarer Verdacht, wer der Mann mit der Harpune sein könnte.
Tina verschwand hinter einer scharfzackigen Felsnase, die beinahe so groß war wie ein Kleinwagen. Sie hatte gehofft, ihren Verfolger abschütteln zu können. Aber ihr Widersacher war zu reaktionsschnell. Schon war er auf Schussdistanz heran gekommen. Tina hob instinktiv die Hände zur Abwehr, aber das war sinnlos.
Sie spürte noch einen heftigen Schmerz, als der Harpunenstahl ihre Brust durchbohrte. Danach wurde es schwarz um sie herum, und zwar für immer Das Blut sickerte aus ihrem Körper und vermischte sich mit dem grünblauen Wasser der karibischen See.
2
Emily Price fühlte sich hundsmiserabel.
Der Stadtbezirk Pine Hills war nicht die beste Gegend von Orlando, Florida. Im Polizeirevier dieses Stadtviertels erblickte Emily so viele Schlägertypen, Drogenwracks, Verbrechensopfer und offensichtlich Geisteskranke wie noch nie zuvor in ihrem einundzwanzigjährigen Leben. Die uniformierten Cops bewegten sich zwischen diesen Elendsgestalten mit der gelangweilten Routine von Leuten, die nur ihren Job machen. Und auch Emilys Anwalt Dr. Brennan ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Der Glatzkopf mit den großen Tränensäcken unter den Augen saß neben Emily auf der harten Holzbank. Dr. Brennan schien sich um seine Mandantin keine großen Sorgen zu machen. Jedenfalls hatte er seine Aktentasche geöffnet und arbeitete einige Papiere durch.
„Wann sind wir denn endlich an der Reihe?", stieß Emily hervor. Sie war verängstigt und genervt zugleich.
„Bleiben Sie bitte ruhig, Miss Price. Der Jurist schaute noch nicht einmal von seinen Akten auf. „Wenn Sie zu nervös sind, wird die Polizei das als ein Schuldeingeständnis werten. Ich würde Ihnen ja einen Kaffee besorgen. Allerdings fürchte ich, dass diese Brühe sie noch nervöser macht, als Sie es ohnehin schon sind. Der Polizeikaffee ist nur etwas für alte Haudegen wie mich. Dieses Zeug zu trinken, das ist schon Strafe genug. Und vor einer Strafe wollen wir Sie ja schließlich bewahren, nicht wahr?
„Strafe? Aber ich habe doch gar nichts getan!" Emily fand selbst, dass sich ihre Stimme total hysterisch anhörte.
„Natürlich haben Sie das nicht", stimmte Dr. Brennan zu. Aber es klang nicht so, als ob er ihr glauben würde. Der Verteidiger begleitete Emily schließlich nicht aus Sympathie zum Verhör, sondern weil Emilys Mom ihn dafür bezahlte. Und es hörte sich nicht so an, als ob er seine Mandantin für unschuldig hielt. Emily war den Tränen nahe, obwohl sie normalerweise nicht so nahe am Wasser gebaut hatte. Aber wenn schon ihr eigener Anwalt sie für eine Mörderin hielt -- wie sollte sie dann erst die Polizei von ihrer Unschuld überzeugen?
Ein junger Typ mit Gang-Tattoos rastete plötzlich und unerwartet aus. Beinahe hätte auch Emily einen von seinen unkontrollierten Hieben abbekommen. Er schlug wild um sich, traf einen alten Obdachlosen am Kopf und wurde schließlich von zwei Cops mit einem Taser ruhiggestellt. Sie schleiften ihn in eine Arrestzelle. Emily erkannte plötzlich, dass man sie vielleicht auch hinter Gitter stecken würde. Diese Vorstellung war beinahe unerträglich, und ihre Augen wurden feucht.
In diesem Moment öffnete sich die Bürotür, vor der Emily und ihr Rechtsbeistand warteten. Ein weiblicher Detective sprach sie an.
„Miss Price? Kommen Sie bitte herein."
Emily hatte butterweiche Knie, als sie den Verhörraum betrat. Die Einrichtung bestand nur aus vier Stühlen und einem Tisch, auf dem ein Tonbandgerät stand. Emily wurde aufgefordert, sich zu setzen. Der Anwalt war den Zivil-Cops offenbar bekannt, jedenfalls fragte ihn niemand nach seinem Namen. Die Beamten stellten sich als Detective Dorothy Stewart und Detective Sidney Bartlett vor. Emily wurde über ihre Rechte belehrt und stimmte zu, dass die Befragung per Tonband mitgeschnitten wurde.
Der Anwalt hatte nun endlich seine Aktenlektüre beendet.
„Was wird meiner Mandantin eigentlich zur Last gelegt, Detectives?"
„Wir haben den begründeten Verdacht, dass Emily Price ihren Ex-Freund Jim Meadows ermordet hat."
Dr. Brennan lachte, aber er klang nicht amüsiert.
„Begründeter Verdacht? Finden Sie nicht, dass zu einem begründeten Verdacht wenigstens eine Leiche gehört?"
Emily konnte dem Wortwechsel kaum noch folgen, weil es ihr so schlecht ging. Nun hatte Detective Dorothy Stewart endlich ausgesprochen, was Emily schon die ganze Zeit befürchtet hatte. Ihr Ex-Freund war spurlos verschwunden, und die Polizei glaubte an ein Gewaltverbrechen. Emily konnte nicht mehr an das denken, was geschehen war. Am liebsten hätte sie sich in ein Mauseloch verkrochen, aber so etwas gab es in diesem Verhörraum natürlich nicht. Und außerdem sahen diese Zivilcops nicht so aus, als ob sie Emily entkommen lassen wollten.
Detective Sidney Bartlett zählte an den Fingern ab, warum Emily unter Mordverdacht stand.
„Dr. Brennan, Ihre Mandantin wurde monatelang von Jim Meadows belästigt, sie hat ihn wegen Stalking bereits angezeigt. Leider konnte die Polizei Jim Meadows nicht stoppen, er war offenbar wie besessen von Emily Price. Ihre Mandantin hat vor Zeugen mindestens einmal gesagt, dass sie ihren Ex-Freund umbringen könnte. Jim Meadows ist seit einer Woche spurlos verschwunden, in seinem Zimmer wurde eine größere Menge Blut von ihm gefunden. Er verschwand an dem Abend, an dem seine Eltern gewohnheitsmäßig zum Bowling gehen. Als seine Ex-Freundin wusste Ihre Mandantin, dass Jim Meadows jeden Dienstagabend allein im Haus ist. Sein Zimmer befindet sich direkt neben dem Hinterausgang. Die Gasse hinter dem Gebäude ist finster. Es wäre kein Problem, die Leiche durch den Garten zu einem wartenden Auto zu schaffen und in den Kofferraum zu legen. Emily Price ist sportlich, sie hat bei der ersten Befragung angegeben, dass sie schwimmt