Das Rätsel von Glenbroke: Cosy Crime
Von Martin Barkawitz
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Über dieses E-Book
Die schottische Landhaus-Idylle des Internats von Glenbroke wird kräftig durcheinandergewirbelt, als das Liebespaar Ben und Alice eine geheimnisvolle Ritterrüstung entdeckt. Wäre das Relikt aus ferner Vergangenheit nicht ein ideales Requisit für die geplante Schulaufführung?
Doch schon bald geschehen rätselhafte und gefährliche Dinge in dem Schloss. Treibt dort wirklich ein verurteilter Mörder sein Unwesen? Ben und Alice müssen ihren ganzen Spürsinn einsetzen, um sich der drohenden Gefahr zu stellen ...
Eine frühere Version dieses Romans heißt "Falsches Spiel auf Glenbroke Castle" und erschien unter Martin Barkawitz' Pseudonym Cliff Millard.
Der Autor
Martin Barkawitz schreibt seit 1997 unter verschiedenen Pseudonymen überwiegend in den Genres Krimi, Thriller, Romantik, Horror, Western und Steam Punk. Er gehört u.a. zum Jerry Cotton Team. Von ihm sind über dreihundert Heftromane, Taschenbücher und E-Books erschienen.
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Rezensionen für Das Rätsel von Glenbroke
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Buchvorschau
Das Rätsel von Glenbroke - Martin Barkawitz
1
»Bitte nicht!«
Die junge Frau warf sich auf die Knie und hob flehend die Hände. Sie saß in der Falle. Es gab nirgendwo einen Ausweg, um dem Grauen zu entkommen. Und der Schrecken näherte sich unaufhaltsam. Die finstere Gestalt kam drohend auf sie zu.
Die Blicke der Unglücklichen irrten über die hohen Mauern aus schiefergrauen Granitquadern, von denen sie umgeben war. Keine Tür, keine Pforte, kein Fenster bot Fluchtmöglichkeiten. Okay, da war die steile Treppe direkt vor ihrer Nase. Aber genau über diese Stufen kam ihr unerbittlicher Feind zu ihr hinab.
Der Raubritter!
»Verschont mein Leben, edler Herr!«, flehte das Mädchen. Aber der grausame Verfolger hob sein Schwert. Er knurrte: »Du hast es gewagt, dich gegen mich zu stellen, elende ... elende ...«
Der finstere Krieger stockte. Und sein Opfer begann zu kichern.
***
Mr. Hickey, der Englischlehrer, stampfte ungeduldig mit dem Fuß auf. Er wandte sich an den Raubritter.
»Warum bleibst du immer an dieser Stelle hängen, Ben? Es heißt: Du hast es gewagt, dich gegen mich zu stellen, elende Denunziantin. - Wenn ich dir schon die Hauptrolle in unserer Schulaufführung gebe, dann kannst du gefälligst deinen Text lernen. Das ist ja wohl nicht zuviel verlangt, oder?«
»Nein, Mr. Hickey«, erwiderte der Raubritter und wurde knallrot wie eine reife Tomate. Daraufhin kicherte das Mädchen noch lauter. Wenn Ben Roberts wirklich ein Raubritter gewesen wäre, hätte er sie jetzt garantiert geköpft.
Aber er war nur ein Schüler in einem schottischen Internat, der in der Schultheatergruppe mitspielte. Und das Mädchen hieß Alice Hogan, verkörperte in dem Stück eine Fee und war im richtigen Leben seine Freundin. Darum nahm er es ihr auch nicht übel, dass sie gerade wie bescheuert losgegackert hatte. Ben hatte Humor und konnte auch einen Witz vertragen, der auf seine Kosten ging.
Es war aber auch zu krass, dass er immer an dieser Stelle mit seinem Text hängenblieb. Das war umso schlimmer, weil der Englischlehrer Mr. Hickey nicht nur Regie führte, sondern das Theaterstück Der Raubritter und die Elfe außerdem noch selbst geschrieben hatte. Der Pauker fühlte sich jedes Mal in seiner Dichterehre verletzt, wenn bei den Proben etwas schief ging.
Ben ließ die zusammengerollte Zeitung sinken, die er statt eines richtigen Schwertes in der Hand hielt. Er trug auch keine Ritterrüstung, sondern seine normale Schuluniform. Alice war genauso wie er gekleidet, abgesehen von dem Faltenrock statt der kurzen Hosen.
Sie legte den Kopf schief und blinzelte ihm mit ihren meergrünen Augen zu. Alice brauchte nichts zu sagen. Ben wusste inzwischen, was dieses Signal zu bedeuten hatte. Seine Freundin wollte sich mit einem Kuss für ihr blödes Gekicher entschuldigen. Und dagegen hatte Ben natürlich überhaupt nichts einzuwenden ...
»Eine Viertelstunde Pause!«, rief Mr. Hickey. Er strich sich über seinen Kugelbauch. »Ihr könnt euch bestimmt besser konzentrieren, wenn ihr eine Kleinigkeit gegessen habt.«
Während der Lehrer sprach, riss er bereits die Verpackung eines Schokoriegels auf. Mr. Hickey naschte den ganzen Tag lang. Darum hatte er ja auch die Statur eines Teletubbies. Ben kam normalerweise gut mit Mr. Hickey aus. Der Englischlehrer konnte nur ungemütlich werden, wenn er Hunger hatte. Aber ansonsten war er gut drauf, wie eigentlich alle Pauker von Glenbroke Castle. Das war auch wichtig, denn das Internat lag mitten in einer einsamen schottischen Landschaft. Dadurch war es oft so, als würden sich alle Bewohner auf einer vergessenen Südseeinsel befinden. Wenn dort nur einer stresste, mussten alle darunter leiden.
Ben hatte jetzt keine Lust auf einen Snack. Alices Lippen waren ihm süß genug. Er legte einen Arm um die Schultern seiner Freundin und lotste sie zu einer schmalen Tür, die in den Bereich hinter der Aula führte.
Aber da hatte Fred sie schon entdeckt. Er war einer von dem guten Dutzend Mitschülern, die ebenfalls bei dem Theaterstück mitmischten.
»Ben, warte! Ich hab mir heute das absolute Granatenspiel aus dem Internet runtergeladen. Da schnallst du echt ab. Es geht ...«
»Später, F.F.«, sagte Ben und grinste dem rothaarigen bleichen Jungen zu. »Ich muss kurz was mit Alice besprechen. Wegen der Rolle.«
Zum Glück kapierte Fred Finnegan, der nur F.F. genannt wurde, den Wink mit dem Zaunpfahl sofort. F.F. war Bens bester Freund, aber in Sachen Mädchen brauchte er manchmal Nachhilfe. Immerhin hatte Ben F.F. inzwischen von der Meinung abgebracht, dass man durch Beherrschung von coolen Games automatisch eine tolle Freundin fand.
Ben und Alice betraten die finsteren Räume hinter der Aula-Bühne. Das Internat war in Glenbroke Castle untergebracht und wirkte wie ein Spukschloss aus einem alten Horrorfilm. Und das nicht nur von außen, sondern auch von innen.
Okay, die Unterrichtsräume und auch die Zimmer der Schüler waren hell, freundlich und modern. Die technische Ausstattung befand sich ebenfalls auf dem neuesten Stand. Über WLAN kam man überall in Glenbroke Castle ins Internet. Aber in den ungenutzten Räumen schien seit dem Mittelalter die Zeit stehengeblieben zu sein. Und solche leerstehenden Gemächer gab es jede Menge. Der ganze Nordflügel wurde praktisch überhaupt nicht benutzt, wenn man von der Aula absah.
Daher waren die Abstellräume hinter der Bühne nur von wenigen funzligen Glühbirnen beleuchtet. Die Fenster erinnerten eher an Schießscharten. Durch sie konnte kaum Tageslicht eindringen. Abgesehen davon, dass der Himmel über den Highlands sowieso wolkenverhangen war. Herbststürme fegten über Schottland. Die Sommerferien lagen schon fast zwei Monate zurück.
»Mann, ist das gruselig hier«, raunte Alice. Ben spürte, wie ihr Griff um seine Hand sich verstärkte. Ihr Körper zitterte. Das Mädchen fürchtete sich in den unbewohnten Bereichen von Glenbroke Castle, wie Ben wusste. Alice war normalerweise nicht so leicht einzuschüchtern und gehörte nicht zu den Mädchen, die auf den Tisch hüpften, wenn eine Maus erschien. Aber vor Geistern und Gespenstern hatte sie schon Angst.
»Hey, bleib cool. Hier wird schon kein geköpfter Knochenmann auftauchen.«
»Ben, das ist nicht witzig!«
Der Junge beschloss, lieber den Mund zu halten. Sonst konnte er den Kuss, den Alice ihm in Aussicht gestellt hatte, garantiert vergessen. Außerdem wollte er sich gar nicht über Alice lustig machen. Schließlich war er schon drei Monate mit ihr zusammen, und abgesehen von ihren gelegentlichen Kicherattacken störte ihn nichts an ihr. Ben fand es sogar richtig toll, dass Alice trotz ihrer Furcht vor unheimlichen Räumen mit ihm durch diese Kammern streifte.
Eigentlich habe ich ein verflixtes Glück, sagte er sich. Ben war mit einem tollen Mädchen zusammen, er hatte F.F. und einige andere Freunde, denen er vertrauen konnte und ging auf eine Schule, die trotz ihres Spukschloss-Aussehens richtig klasse war. Bens Dad war Manager und reiste um die halbe Welt. Daher fanden seine Eltern, dass Ben auf einem Internat am besten aufgehoben sei. Zuvor war er in einer anderen Schule in Südengland gewesen, die ihm gar nicht gefallen hatte. Zuviele Dummköpfe, die sich dauernd mit ihm prügeln wollten. Darauf stand Ben nicht, obwohl er kein Feigling war. Und auch nicht gerade der Schwächste. Aber seit Ben vor einem Jahr nach Glenbroke Castle gekommen war, gefiel es ihm dort super.
»Iiiih!«
Alices Aufschrei riss ihn aus seinen Gedanken. Das Mädchen war mit dem Gesicht in eine Spinnwebe geraten. Und das fand sie natürlich ziemlich eklig. Fluchend befreite sich Alice von den Fäden.
»Verflixt, ist das widerlich!«
»Wenn du jetzt wirklich eine Fee wärst, hättest du zwischen den Spinnweben hindurchschweben können.«
»Deine Witze waren auch schon mal besser.« Alice wischte sich mit dem Taschentuch über das Gesicht. Dann legte sie ihre Arme um Bens Nacken. »Komm lieber her. Es wird nicht ewig dauern, bis Mr. Hickey seinen Schokoriegel vernichtet hat.«
Nun bekam Ben seinen versprochenen Kuss, und er fühlte sich so toll an, wie der Junge es erwartet hatte. Doch das Glücksgefühl wurde von einem lauten Rumpeln jäh beendet. Die Beiden schraken zusammen.
»Was war das?«, flüsterte Alice. Ben konnte hören, dass ihre Stimme vor Angst zitterte.
»Bestimmt nur Mr. Hickey.« Er versuchte, beruhigend zu klingen. »Wahrscheinlich ist die Viertelstunde Pause doch schon vorbei.«
»Mr. Hickey paßt wohl kaum durch die schmale Bühnentür«, sagte Alice. Ben war froh, dass sie nicht total in Panik verfiel. Trotz ihrer Furcht hatte sie einen vernünftigen Gedanken gefaßt. Aber – wer war denn nun für das Geräusch verantwortlich? Der Nordflügel des Internats wurde ja nicht benutzt, außer von der Theatergruppe, die in der Aula probte.
Ob vielleicht F.F. hinter ihnen hergeschlichen war? Nein, das traute Ben seinem besten Freund nicht zu. Bisher hatte F.F. nie sauer reagiert, weil Ben eine Freundin hatte und er selber nicht. Und Alice und F.F. verstanden sich auch untereinander gut, weil sie ja beide mit Ben befreundet waren. Oder ob einer der anderen Typen aus der Theatergruppe sich einen blöden Scherz erlauben wollte?
Okay, das war möglich.
Wieder ertönte das Poltern. Ben dachte nach. Wem war so ein Kleinkinder-Getue zuzutrauen? Die meisten