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Sünde
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eBook178 Seiten2 Stunden

Sünde

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Über dieses E-Book

Kann sich heute wiederholen, was vor 80 Jahren geschah?

Als Hannah Goldlaub, die als Zimmermädchen in einem Hotel in Buenos Aires arbeitet, einen mysteriösen Anruf aus Wien erhält, glaubt sie zunächst an eine Verwechslung: Eine Kanzlei informiert sie, dass in Wien ein wertvoller Nachlass auf sie warte.

Als ihr wenige Tage später ein Business Class Flugticket zugestellt wird, begleitet von einer für sie unfassbaren Menge Bargeld sowie der Einladung eines Juweliers namens Maximilian Schön, in dritter Generation Inhaber der Juweliere Schön & Söhne, nutzt sie ihre Chance und fliegt nach Österreich. Wo sie, die ein Leben in bescheidensten Verhältnissen führt, auf ein dunkles, über zwei Generationen gehütetes Geheimnis stößt …
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum1. Sept. 2020
ISBN9783752991680
Sünde

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    Buchvorschau

    Sünde - Ben Bennett

    Inhalt

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Kapitel 29

    Kapitel 30

    Kapitel 31

    Kapitel 32

    Kapitel 33

    Kapitel 34

    Kapitel 35

    Kapitel 36

    Kapitel 37

    Kapitel 38

    Impressum

    Copyright © 2020 by Ben Bennett

    www.benbennett.de

    Text © Ben Bennett, 2020

    Übersetzung Deutsch-Österreichisch: Andrea Kreiner

    Covergestaltung/Satz: Grit Bomhauer

    www.grit-bomhauer.com

    Unter Verwendung von © Shutterstock – Traveller Martin

    Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Autors wiedergegeben werden.

    E-Book, 1. Auflage September 2020

    Die Ereignisse und Charaktere in diesem Roman sind frei erfunden.

    Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, lebend oder verstorben, oder mit tatsächlichen Ereignissen, ist reiner Zufall.

    Kürzlich las ich irgendwo von einem italienischen Raritätenhändler, der ein Kruzifix des 17. Jahrhunderts an J.P. Morgan zu verkaufen versuchte. Es war auf den ersten Blick kein besonders interessantes Kunstwerk.

    Aber es stellte sich heraus, dass es darum ging, dass das Kruzifix auseinandergenommen werden konnte und drinnen ein Stilett versteckt war. Welch ein vollendetes Symbol der christlichen Religion.

    George Orwell

    1

    Hannah Goldlaub?"

    „¿…Sí …?"

    „Sie sprechen Deutsch?"

    „¿…ja …?"

    Draußen auf der Straße hatte es zu regnen begonnen. Sintflutartig. Mitten im Hochsommer. Schutz suchende Passanten drückten sich eng an die Fensterfront des hoteleigenen Cafés, das hinaus auf die Straße ging.

    Hotel & Café Carlos, V. in Buenos Aires.

    Hier arbeitete sie.

    „Grüß Gott – Kanzlei Leonhard und Stern aus Wien, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung, die einer jungen Frau gehören musste. „Einen Augenblick bitte – ich verbinde Sie mit Ludwig Leonhard, dem Seniorpartner.

    Hannahs Hände zitterten vor Aufregung, als sie fast zwanzig Minuten später auflegte, unter dem argwöhnischen Blick von Ricardo, der an diesem Tag Dienst an der Rezeption hatte. Mit einem gespenstischen Ruck setzte sich urplötzlich der mächtige Deckenventilator in Gang, drohend wie der erhobene Zeigefinger des Schicksals. Ein Monstrum aus massivem Messing, hoch über der Lobby in der Luft gehalten durch ein entschieden zu dünnes Kabel. Als warte er nur darauf, ihr mit seinen scharfen, kalten Flügeln den Garaus zu machen.

    Eine im selben Moment einsetzende Panik schnürte Hannah den Atem ab. Nicht nur, weil es Hotelangestellten untersagt war, während der Arbeitszeit Privatgespräche zu führen. Was ohne Zweifel auch für schwangere Zimmermädchen galt, die auch ohne schwere Verfehlungen bald auf der Straße stehen würden – spätestens dann jedenfalls, wenn das Malheur ans Tageslicht kam. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

    Doch es war nicht das, worum ihre Gedanken kreisten. Sie versuchte zu verarbeiten, was sie soeben mit ihren eigenen Ohren gehört hatte. Gehört zu haben glaubte.

    Die Welt um sie herum drehte sich, fuhr Karussell mit ihr. Ihre schweißnassen Hände suchten etwas, an dem sie sich für einen Augenblick festhalten konnten.

    Nachlass, Erbe, beträchtliche Vermögenswerte … noch immer hallte das verwirrende Echo der Worte in ihr nach, die sie eben am Telefon vernommen hatte. Wären Ricardos Augen nicht nach wie vor starr auf sie geheftet gewesen, sie hätte sich für einen Moment auf einen der exklusiv für Hotelgäste reservierten, vor einem halben Jahrhundert mit senfgelbem und damals sehr wahrscheinlich noch nicht vollständig durchgewetztem Leder bezogenen Sessel in der Lobby gesetzt. Ihr war schwindelig.

    Es musste sich um eine Verwechslung handeln. Um ein Missverständnis.

    „Wenn Sie Ihre …" Einen Augenblick hatte der Anwalt nach dem passenden Wort gesucht, um dann fortzufahren: „…Ansprüche wahrnehmen möchten, ist es allerdings zwingend erforderlich, dass Sie persönlich hier erscheinen."

    Hannah konnte es sich nicht erklären. Dieser Anruf war nicht nur geheimnisvoll, er war ihr ein komplettes Rätsel.

    „Wer nimmt dich hier auf den Arm?"

    Ihr erster halbwegs klarer Gedanke verwandelte sich in Buchstaben, die direkt vor ihrer Nase aufgeregt in der Luft tanzten. Mitten in der Lobby, wo sie nach wie vor ausharrte – zur Salzsäule erstarrt.

    Sie kannte keine Menschenseele in Wien, und seit dem Tod ihrer Mutter hatte sie mit niemandem Deutsch gesprochen. Sie lebte seit ihrer Geburt in Buenos Aires. Und hier sprach man Spanisch. Doch genau darum ging es offenbar: Um Esther, ihre vor einem Jahr verstorbene Mutter. Und um ein geheimnisvolles Erbe, das nur vor Ort in Wien besprochen und geklärt werden konnte. Der Anwalt hatte auch noch einen anderen Namen genannt: Eli Goldlaub.

    Eli war der Vater ihrer Mutter gewesen.

    Ihr Großvater.

    Ricardos Blick verhieß nichts Gutes, obwohl er nicht das Geringste verstanden haben konnte. Hannah sputete sich, um zurück zum Angestelltenfahrstuhl zu gelangen. Noch nie zuvor in all der Zeit, die sie hier arbeitete, war sie wegen eines Anrufs an die Rezeption bestellt worden.

    Das passierte normalerweise nur, wenn jemand gestorben war.

    „Wir werden Ihnen ein Flugticket schicken und ausreichend Geld für eine angenehme Reise. Die Hotelreservierung übernimmt unser Klient ebenfalls. Bitte geben Sie meiner Sekretärin gleich einfach Ihre aktuelle Adresse durch. Und Ihre private Telefonnummer, die fehlt uns auch noch. Wie auch immer, liebe Frau Goldlaub: Wir sind froh, dass wir Sie endlich gefunden haben."

    Ludwig Leonhards sonore Stimme klang noch immer in ihr nach, unwirklich wie eine Botschaft von einem fremden Planeten, und es schien ihr unmöglich, sie je wieder zu vergessen.

    2

    Als Hannah vier Tage später eine Benachrichtigung von UPS in ihrem Briefkasten fand, dass man vergeblich versucht hatte, ihr eine Sendung zuzustellen, war ihr klar, dass sie nicht geträumt hatte.

    Sie beschloss, sich gleich nach ihrer Schicht darum zu kümmern.

    Es handelte sich um einen großen, braunen, sorgfältig verschlossenen Umschlag. Er lag den ganzen Abend unangetastet auf dem Küchentisch. Bis sie es endlich wagte, ihn zu öffnen.

    Es war bereits kurz vor Mitternacht.

    In seinem Inneren befand sich ein weiterer Briefumschlag – dieser war weiß, fühlte sich seidig an und auf ihm stand in einer geschwungenen Handschrift ihr Name geschrieben:

    Hannah Goldlaub.

    Ergänzt um den Zusatz: persönlich.

    Er enthielt ein handschriftliches Anschreiben auf einem edlen, beinahe königlich wirkenden Briefbogen mit dem gestanzten Wappen Juwelier Schön & Söhne, ergänzt um einen handlichen Reiseführer über Wien, ein Business Class Flugticket der Austrian Airlines von Buenos Aires nach Wien und zurück, eine Buchungsbestätigung für das Fünfsterne-Hotel Sofitel Vienna Stephansdom sowie – dreitausend Euro in bar! Was umgerechnet der Jahresmiete ihres Apartments entsprach.

    Hannahs Herz raste. Was ging hier vor sich?

    Was sollte sie jetzt tun? Was hätte ihre Mutter gemacht?

    Nun, wahrscheinlich hätte sie alles ignoriert. Einfach nicht reagiert. Außer mit Schweigen. So wie sie ihr Leben lang ihre Herkunft und ihre Vergangenheit totgeschwiegen hatte – abgesehen von der deutschen Sprache, die ihr in die Wiege gelegt worden war. Sobald sie jedoch jemanden in Buenos Aires Deutsch sprechen hörte, war sie augenblicklich in eine Art Schockstarre gefallen. Tief verborgen in den Gründen ihrer Seele, für immer eingeschlossen von den Wänden ihres Herzens, loderte ein unheilbarer, stiller Schmerz. Es war ein Herz, für das es keinen Schlüssel gegeben hatte. Keine Tür, die sich auch nur einen Spaltbreit öffnete, damit der Schmerz entkommen konnte. Jeden Tag ein wenig und in kleinen Dosen, bis das Herz eines Tages wieder halbwegs intakt war. Doch alles, woran das Herz ihrer Mutter sich ein Leben lang hatte wärmen können, war eine Decke aus Schweigen gewesen.

    Hannahs Blick fiel durch das von einer schmalen, weiß lackierten Holzleiste exakt auf halber Höhe in zwei Hälften geteilte Fenster hinunter auf die Straße. Genau hier, im Salon mit dem kleinen Erker, hatte Esther oft gestanden und durch die schweren, nur einen winzigen Spalt weit geöffneten Vorhänge hinaus gespäht. Allein auf diese Weise, als anonyme Zeugin und Beobachterin, im sicheren Schatten ihrer Wohnung, war es ihr möglich, an dem Leben teilzuhaben, das sich dort unten abspielte. Das Leben, vor dem sie sich versteckte.

    Der Salon lag im Halbdunkel, erleuchtet nur durch das von außen eindringende glutgelbe Licht der Straßenlaternen und von den sanft aufflackernden, beinahe vollständig heruntergebrannten Kerzen, die Hannah am frühen Abend angezündet hatte.

    Für einen Moment glaubte sie, das Spiegelbild ihrer Mutter im Küchenfenster zu sehen. Sie stand direkt hinter ihr, blass und durchsichtig. Ihr Blick war auf den Briefumschlag gerichtet. Es war ein müder Blick, so wie der eines Menschen, der bereits vor langer Zeit Hoffnung als eine überbewertete Währung enttarnt hatte.

    „Auch Geschenke haben ihren Preis, mein Schatz. Du musst mir versprechen, vorsichtig zu sein. Versprichst du mir das?"

    Hannah drehte sich um. Doch Fehlanzeige. Niemand da.

    Nach ihrem Tod war es schon einige Male vorgekommen, dass sie sich eingebildet hatte, Esther zu sehen. Sie war die engste Bezugsperson in ihrem Leben gewesen, fast vier Jahrzehnte lang. Die Wohnung war untrennbar mit ihr verbunden. Offensichtlich hatte sie dieses Zuhause auch ein Jahr nach ihrem Tod noch nicht endgültig verlassen. Jedenfalls nicht für Hannah.

    Einen Augenblick überlegte sie, das Geld einfach zu behalten. Um wie vieles einfacher würde es ihr Leben machen – vor allem in ihren jetzigen Umständen.

    Doch dafür war es bereits zu spät.

    Diese Menschen wussten nun, wo sie arbeitete und wo sie wohnte.

    Während die Panik erneut in ihr aufflackerte, nahm sie den Briefbogen zur Hand und überflog nervös das in eleganter Schrift mit einem Füllfederhalter verfasste Anschreiben bis zum letzten Satz.

    „Liebe Hannah Goldlaub: Ich freue mich darauf, Sie schon bald kennenzulernen und Ihnen die guten Nachrichten Ihr Erbe betreffend persönlich zu überbringen.

    Mit freundlichen Grüßen aus Wien nach Buenos Aires,

    Ihr Maximilian Schön."

    Maximilian Schön. Offenbar war er der Inhaber des Wiener Juweliergeschäfts, von dem Ludwig Leonhard, der Anwalt, gesprochen hatte.

    „Herr Schön lädt Sie ein, die Details mit ihm persönlich in Wien zu besprechen."

    Das waren seine Worte gewesen.

    Nachdenklich fuhr Hannah mit den Fingern über das edle, seidene Papier. Als könne sie es auf diese Weise zum Sprechen bringen.

    Ihr Blick fiel auf das Bündel frischgedruckter grüner und goldgelber Geldscheine, das Business Class-Flugticket, den Reiseführer und die Zimmerreservierung für eines der feinsten Wiener Hotels, in dem sie bis heute überglücklich gewesen wäre saubermachen zu dürfen – und in dem sie nun als Gast residieren würde.

    In einer Suite.

    All das erschien ihr wie ein Traum. Auch wenn es fast zu schön war, um wahr sein zu können. Denn natürlich war es auch ihr nicht entgangen: Dass das Leben eine stete Mahnung war, dass Träume nicht wahr werden. Und wenn sie wahr wurden, waren es in aller Regel Albträume. So war es nicht nur den Träumen ihrer Mutter ergangen. Und doch: Wer war sie, dass sie ein solches Angebot ausschlagen konnte? Wenn sie den Inhalt dieses geheimnisvollen Umschlags aus Wien nicht ernst nahm, so mysteriös er auch war, würde sie, die Kopie ihrer Mutter, weiterhin so leben und eines Tages so sterben wie das Original: Arm, einsam und unglücklich.

    Möglicherweise war es an der Zeit, ihre Sachen zu packen und sich auf den Weg nach Pitchipoi zu machen – so sagte man auf Jiddisch, wenn man zu einem unbekannten Ort aufbrach.

    Mit einem entschlossenen Ruck zog Hannah den alten Schrank auf, auf dessen oberster Borte sich ein verstaubter

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